Time Changed Everything von Riafya (HP/LV) ================================================================================ Kapitel 10: Kinds Of Affection ------------------------------ Hallo ihr Lieben! Hier wieder ein neues Kapitel dieser netten Fanfiction hier. Ihr solltet es genießen, weil es die vorerst letzte, aber gleichzeitig auch erste längere Szene zwischen Harry und dem dunklen Lord enthält. Aus diesem Grund widme ich es allen, die mir zum letzten Kapitel ein Kommi hinterlassen haben! Ich hoffe, ihr werdet eure Freude hieran haben. Darüber hinaus möchte ich eine Frage klären, die bei mehreren Leuten aufgekommen ist: Wer weiß, dass Harvey Malfoy Harry Potter ist? Nun, genaugenommen wissen es nur jene, die enger mit Lily und James befreundet waren (z.B. Remus, Mrs. Bagshot, Nevilles Großmutter, etc.), sowie alle, die an seiner Adoption beteiligt waren (also Mr. und Mrs. Weasley, mehrere Ministeriumsbeamte, Snape, …) und natürlich Voldemort und sein innerer Zirkel, wobei die wissen, dass er adoptiert wurde, aber nur Voldemort von wem. Alle anderen glauben, Harry Potter wäre gestorben und Harvey wäre wirklich Dracos Bruder. Warum das so ist, wird in den kommenden Kapiteln noch einmal genauer erklärt. Wer jetzt immer noch dementsprechend eine Frage hat: bei dieser Fanfiction beantworte ich in der Regel Kommentare. ^.~ Ich wünsche euch eine schöne Woche! Bis bald, Ayako __________________________________ Kinds Of Affection Liebe Felice, das Leben geht manchmal seltsame Wege. In einem Augenblick ist man vollkommen glücklich und zufrieden, während im nächsten nichts als Trauer und Schmerz übrig bleibt. Ich habe das schon oft erlebt, angefangen beim Tod meiner Eltern und aufgehört bei der Rückkehr des dunklen Lords. Ob es einen Grund dafür gibt? Wer hat wohl bestimmt, dass wir leben? Gibt es ein Schicksal? Oder gar eine Gottheit, die unser aller Leben bestimmt? Wenn ja, hat sie sicher einen schwarzen Humor, anders könnte ich mir nicht erklären, warum sie uns so viele Lasten, soviel Trauer, soviel Schmerz mit auf dem Weg gibt. Je t'embrasse, Harry ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Dass Harry enttäuscht war, als er in der Eingangshalle von Malfoy Manor landete, wäre eine Untertreibung gewesen. Vielleicht wäre es nicht einmal das richtige Wort. Viel eher würde frustriert oder gar resigniert passen. Er war so sehr davon überzeugt gewesen, dass Geheimnis hinter Laura und Jeffrey Evans herauszubekommen, bevor er nach England zurückkehrte, doch dummerweise waren sie von einem Tag auf den Anderen spurlos verschwunden. Insgeheim hatte er Regulus in Verdacht, der Mann hatte sie sicher vor ihm gewarnt, woraufhin sie die Flucht ergriffen hatten. Feiglinge. Allerdings machte sie das noch geheimnisvoller und ihn noch neugieriger. Es war zum Verrücktwerden! Seufzend klopfte er die Asche von seinem Umhang und wollte gerade nach Dobby rufen, als eine Tür aufgerissen wurde. „Harvey!“, rief eine schrille Stimme und im nächsten Moment wurde er an einen großen Busen gedrückt. „Du bist wieder da.“ „Sieht ganz so aus“, keuchte er, während er versuchte, sich aus Bellatrix' Klammergriff zu befreien. Warum musste ausgerechnet sie es sein, die ihn als allererstes begrüßte? „Keine... Luft!“ „Oh!“, rief sie und ließ ihn augenblicklich los. „Entschuldige bitte. Ich war nur so entzückt, dich zu sehen.“ Neugierig ließ sie ihre Augen über seinen Körper gleiten, wahrscheinlich um nach einer Veränderung zu suchen, und nickte zufrieden. „Lucius ist im Ministerium und Cissy bei ihrer Maniküre und Draco ergreift immer die Flucht, wenn er mich sieht.“ Sie setzte einen Schmollmund auf. „Dieser Junge hat kein Benehmen! Aber jetzt bist du wieder da! So gibt es wenigstens einen, der mit mir spricht!“ „Sind Rabastan und Rodolphus etwa immer noch nicht aufgewacht?“, erkundigte er sich neugierig. „Nein, leider nicht“, meinte sie und führte ihn aus der Eingangshalle in Richtung Familienflügel, wo sie ihre Zimmer hatten. Um seinen Koffer kümmerte sich derweile Dobby, der kurz nach Bellatrix erschienen war und zu eingeschüchtert schien, um auf sich aufmerksam zu machen. Er konnte es ihm nicht verdenken, die Frau hielt nicht sonderlich viel von Hauselfen. „Sie wurden inzwischen in ein Krankenhaus in Deutschland gebracht, wo sie unter höchster Geheimhaltung behandelt werden.“ „Sie sind also auf unserer Seite?“ „Natürlich! Der dunkle Lord hatte bereits vor seinem zwischenzeitlichen Sturz durch diesen Longbottom genügend Verbündete und sie sind alle bereit, zu ihm zurückzukehren. Zumindest ist dann nur noch Wurmschwanz hier, aber vor dem sollten wir lieber flüchten, lieber Neffe!“ „Warum?“, wollte Harry wissen. Bisher war er diesem geheimnisvollen Mann noch nicht begegnet, weshalb er langsam begann, an dessen Existenz zu zweifeln. „Weil er ein heuchlerischer Feigling ist! Er erzählt den Leuten immer, was sie hören wollen und sucht sich immer den stärksten Freund aus. Ein untreuer Taugenichts, das ist er“, rief sie wütend. „Der dunkle Lord hätte ihn töten sollen, hätten ihn leiden lassen sollen, doch er hat sich dazu entschieden, ihn ungeschoren davonkommen zu lassen. Aber er wird seine Gründe haben, auch wenn er sie mir nicht mitteilt..“ Dies schien sie überaus zu deprimieren, zumindest ließ sie traurig den Kopf hängen. Bellatrix verehrte ihren Meister und schien den Wunsch zu hegen, seine engste Vertraute zu werden. Harry war sich sicher, dass sie alles für ihn tun würde. //Hoffentlich werde ich nicht auch irgendwann so enden//, dachte er. Der Gedanke, jemanden blind zu folgen, war äußerst beängstigend. „Zumindest“, fuhr sie fort, „solltest du immer aufpassen, ob irgendwo in deiner Nähe eine Ratte ist.“ Harry blinzelte verwirrt. „Warum das denn?“ „Wurmschwanz ist ein Animagus und das nutzt er schamlos aus“, meinte sie düster. „Glaub mir, er ist ein elender Spanner!“ Harry lauschte ihrer Schimpftriade, bis sie vor seinem Zimmer angekommen waren. Dort verabschiedete er sich vorläufig von ihr – er wollte sich dringend umziehen – und schloss die Tür hinter sich. Vorsichtshalber überprüfte er danach mit einem kleinen, nützlichen Zauber, ob er alleine war, dann lief er zu seinem Badezimmer, um sich eine warme Dusche zu gönnen. Sobald er erfrischt und sauber – und vor allem angezogen – wieder herauskam, fiel ihm auf, dass Dobby bereits seinen Koffer ausgepackt und ihm eine Schüssel voller Obst hingestellt hatte. Harry wusste, dass der Hauself ihn von allen Mitgliedern der Familie Malfoy am liebsten mochte, weshalb er immer automatisch versuchte, ihm eine Freude zu bereiten. Wahrscheinlich lag es daran, dass er als einziger nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit versuchte, ihn zu demütigen. Manchmal fragte er sich, was sich der Rest seiner Familie eigentlich dabei dachte, ihre Untergebenen derartig zu behandeln. Doch das war nicht sein Problem. Lächelnd ließ er sich auf sein Bett sinken und versuchte, seine Knochen zu entspannen. Er war... erschöpft und irgendetwas sagte ihm, dass ihm eine anstrengende Zeit bevorstand. Es wäre das Beste, sich auszuruhen, solange er es noch konnte. Also legte er sich in seine übliche Schlafposition und ließ sich von seinen Träumen davontragen. Doch bevor er die Augen schloss, konnte er Toms Tagebuch auf seinem Nachttisch liegen sehen. Dies kam ihm irgendwie wichtig vor, auch wenn er keine Ahnung hatte, weshalb. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Als er wieder erwachte, wusste er sofort, dass er nicht allein war. Die Aura des dunklen Lords schien das ganze Zimmer auszufüllen und er konnte nur schwer seinen Ärger unterdrücken. Hatte der Mann noch nie etwas von Privatsphäre gehört? Dennoch konnte er nicht bestreiten, dass seine Anwesenheit etwas beruhigendes an sich hatte, was ihn beinahe dazu brachte, wieder einzuschlafen. Aber eben nur beinahe. Seufzend schlug er die Augen auf und entdeckte sofort Voldemort, der in aller Ruhe auf einen Sessel saß und in ein schwarzes Notizbuch schrieb. Blinzelnd betrachtete er dieses Bild. Irgendetwas daran war falsch und damit meinte er nicht die Tatsache, dass der dunkle Lord in seinem Zimmer war. An ihm selbst lag es auch nicht, er sah so aus, wie immer, wenn auch etwas entspannter als sonst. Also was war es dann? Erst, als Harrys Blick auf den leeren Nachttisch fiel, erkannte er, was ihn störte. Sofort setzte er sich auf, womit er die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich zog. Ein amüsierter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, als er Harrys Miene sah und er legte das Tagebuch zur Seite. „Wie ich sehe, hast du Tom kennengelernt.“ Es war schwer seine Stimmung einzuschätzen, geschweige denn zu erkennen, was er von der ganzen Sache dachte. Vielleicht war es gut so, immerhin hatte Tom ihn darum gebeten, dass der dunkle Lord von ihm erfuhr, aber andererseits wusste er nicht, ob er, Harry, von ihm hatte wissen sollen. Was, wenn er etwas Verbotenes getan hatte? Normalerweise interessierte es ihn nicht, ob er Regeln brach oder nicht, aber wenn sie von jemanden wie Voldemort aufgestellt wurden, war es etwas anderes. Andererseits würde der Mann nie und nimmer so ruhig bleiben, wenn es wirklich katastrophal war, dass er das Tagebuch gefunden und sogar benutzt hatte. Also konnte die ganze Sache nicht allzu schlimm sein, oder? „Was tut Ihr hier?“, fragte er, anstatt auf seine indirekte Frage zu antworten. „Ich hörte, dass du wieder in England wärst und wollte dich begrüßen“, erklärte er und ließ ihn dabei nicht eine Sekunde aus den Augen, um seine Reaktion sehen zu können. „Ich gebe zu, dass ich deine Anwesenheit vermisst habe.“ „Und da kommt Ihr in mein Zimmer, während ich schlafe?“, fragte er, bemüht sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn seine Worte beeinflussten. „Ich wollte dich nicht wecken“, erklärte er und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Du siehst friedlich aus, wenn du schläfst. Wenn man dich so sieht, kommt es einem so vor, als gäbe es nichts schlechtes auf dieser Welt.“ Harrys Augen weiteten sich bei diesen Worten und er spürte, wie ihm die Röte in den Kopf stieg. Hätte er doch nur nicht gefragt. Dieser Mann schaffte es wirklich immer, ihn aus der Fassung zu bringen. Warum hatte er nur solche Macht über ihn? Es war grauenvoll! //Gut, dass ich bald in Hogwarts bin, da werde ich meine Ruhe von ihm haben.// Zumindest hoffte er das. „Da ich dir nun deine Frage beantwortet habe, wirst du dasselbe mit der meinen tun?“, fragte der dunkle Lord mit einem höflichen Tonfall. Jedoch wusste Harry ganz genau, dass er kein „Nein“ dulden würde. Aber eigentlich war es keine Frage gewesen, oder? Vielmehr eine Feststellung. Trotzdem beschloss er, den Mann nicht unnötig zu verärgern: „Ja, ich habe Tom kennengelernt.“ Der dunkle Lord nickte zufrieden, da er die Wahrheit sagte. „Wie oft hast du hineingeschrieben?“ „Zwei Mal.“ Dies schien den Mann aus irgendeinen Grund zu erleichtern, zumindest nahm sein Gesicht diesen sanften Ausdruck an, den er oft in seiner Gegenwart hatte. „Ich werde das Tagebuch an mich nehmen. Es ist besser, wenn du es nie wieder benutzt.“ Harry sah zu dem Notizbuch hinüber, das unschuldig neben dem dunklen Lord lag. „Warum?“ „Es ist ein gefährliches, schwarzmagisches Artefakt, dass seinem Besitzer Lebenskraft entzieht“, erklärte der Ältere gelassen. „Früher oder später wird man davon abhängig und man ist gezwungen, es zu benutzen, bis man eines Tages stirbt.“ Erschrocken starrte Harry ihn an. Das erklärte einiges. Deshalb hatte er das Buch überallhin mitnehmen müssen und deshalb hatte Tom ihn gebeten, dem dunklen Lord davon zu berichten. Er hatte ihm das Leben gerettet. Aber warum? „Wer ist Tom? Er meinte, er würde Euch kennen.“ „Tatsächlich, hat er das?“, sagte der dunkle Lord und gluckste amüsiert. „Ich bin mir nicht sicher, ob du das erfahren solltest. Andererseits könnte es gut sein, dass Dumbledore bald beginnt, Longbottom davon zu berichten und letztendlich ist es mir dann doch lieber, wenn du es von mir erfährst und nicht von ihm.“ Verwirrt beobachtete Harry, wie er aufstand und zu seinem Bett kam, um sich direkt vor ihm niederzulassen. Mit einem festen Griff packte er seine Schulter und fixierte mit seinen roten Augen Harrys Grüne, um sicherzugehen, dass er dessen ganze Aufmerksamkeit hatte. Als ob das nötig gewesen wäre. Er hatte immer seine volle Aufmerksamkeit. Allerdings würde Harry sich hüten, es ihm unter die Nase zu binden. „Du bist klug genug, um zu wissen, worüber du reden solltest und wann du besser schweigst. Dennoch muss ich darauf bestehen, dass du das, was ich dir nun erzähle, niemanden erzählst. Weder deiner Familie noch deinen Freunden.“ „Was ist mit Felice?“, flüsterte Harry. Er wagte es nicht, die Stimme zu heben, da er überzeugt war, dass sie zittern würde. „Vor ihr kann ich nichts geheim halten.“ „Wenn du es mir erlaubst, kann ich einen Bann um dieses Wissen legen, damit niemand außer dir und mir es erreichen kann. Nicht einmal ein Empath“, erklärte er selbstgefällig. Als er jedoch Harrys weniger begeisterte Miene bemerkte, fügte er hinzu: „Selbstverständlich nur, bis du Okklumentik gelernt hast. Ich bin davon überzeugt, dass du das mit Leichtigkeit bewältigen wirst, sobald du dich für einen Lehrer entschieden hast.“ Harry zögerte. Ein Bann – zumindest dieser Art – konnte nur mit der Zustimmung dessen vollbracht werden, auf den er gelegt werden sollte. Im Prinzip gab es nichts dagegen einzuwenden, nicht zuletzt, da er darauf brannte zu erfahren, was dieser Mann ihm erzählen wollte, aber... er vertraute diesem Mann vor sich einfach nicht genug, um ja zu sagen. Die Frage war, was größer sein würde: Seine Neugier oder sein Misstrauen. Der dunkle Lord schien zu spüren, was in seinem Kopf vor sich ging, denn sein Griff an seiner Schulter lockerte sich und er schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich wünschte ich wüsste, wer dich so sehr verletzt hat, dass du niemanden Vertrauen schenken kannst. Ich würde diese Person augenblicklich dafür büßen lassen.“ „Wer sagt, dass ich niemanden vertrauen kann?“, fragte er mit einem falschen Lächeln. „Ihr seid ein dunkler Lord, ein Meister der Manipulation. Niemand kann sich sicher sein, ob Eure Worte wahr sind oder nur einem persönlichen Zweck dienen.“ „Du willst mir also erklären, dass es Menschen gibt, denen du vertraust? Etwa deine Hogwartsfreunde? Oder gar deine Familie? Sag, was wissen sie über dich? Kennen sie deine Ängste? Deine Träume? Deine Ziele? Hast du ihnen je mitgeteilt, was in deinem Inneren vor sich geht?“ Schweigend erwiderte Harry den brennenden Blick blutroter Augen, was an sich Antwort genug war. „Dachte ich mir“, sagte Voldemort und schien seltsamerweise unzufrieden zu wirken. Langsam ließ er seine Hand an Harrys Arm herunter gleiten, bevor er dessen Finger mit den seinen umschloss. „Selbst deine beste Freundin würde nichts über dich wissen, wenn sie keine Empathin wäre, habe ich recht?“ Diese Worte trafen ihn und er versuchte, ihm seine Hand zu entreißen, aber der dunkle Lord ließ das nicht zu, sondern verfestigte seinen Griff nur noch. „Ich weiß was Ihr vorhabt“, zischte Harry. „Ihr wollt mich manipulieren, damit ich gefügig werde und mich Eurer Sache anschließe. Aber ich bin nicht wie Eure anderen Todesser.“ „Darüber bin ich mir durchaus bewusst“, sagte Voldemort. „Momentan ist es nicht mein Ziel, dich zu meinem Anhänger zu machen, wobei ich dich selbstverständlich sofort aufnehmen würde, solltest du jemals den Wunsch danach verspüren“, fügte er grinsend hinzu, was Harry mit einem finsteren Blick quittierte. „Sag Harry, was muss ich tun, damit du mir vertraust?“ Die Worte hingen für mehrere Augenblick unbeantwortet im Raum, während Harrys Gedanken rasten. Was versprach sich der dunkle Lord aus diesem Gespräch? Warum wollte er Harrys Vertrauen? Und weshalb hatte er immer noch seine Hand umklammert? //Ob seine Besessenheit zunimmt?//, fragte er sich. //Was, wenn meine bloße Anwesenheit irgendwann nicht mehr genug ist? Was, wenn er sich irgendwann auf mich stürzt und... mehr will?// Würde er sich dagegen wehren können? Würde er es überhaupt wollen? Es war das eine, wenn ein dunkler Lord von einem besessen war, aber wenn der selbe Mann ihn auch noch begehrte, wirklich begehrte... er musste zugeben, dass ihm dieser Gedanke besser gefiel, als gut für ihn war. „Wer ist Tom, Mylord?“, fragte Harry, anstatt ihm zu antworten. Letztendlich siegte immer seine Neugier. Felice hatte Recht, das würde ihm irgendwann zum Verhängnis werden. Voldemort musterte ihn kritisch. „Bist du dir wirklich sicher? Ich werde deine Gedanken sperren müssen und wenn ich dich hinterher dazu zwingen muss.“ Harry nickte, gespannt, was für ein Geheimnis sich hinter Tom verbarg. „Er hatte vollkommen Recht, als er sagte, dass er mich kennt“, erklärte der dunkle Lord und zum ersten Mal wandte er seinen Blick ab. Dabei behielt er Harrys Hand jedoch fest in seiner. „Genaugenommen kennt er mich besser als alle anderen, da er und ich dieselbe Person sind.“ Wow, er hatte Recht gehabt, als er glaubte, diese Schrift könne nur ihm gehören. Das hätte er nicht gedacht. Schweigend starrte er Voldemort – nein, Tom – an, der den Blick immer noch von ihm abgewandt hatte und offenbar auf seine Reaktion wartete. „Warum macht Ihr daraus so ein großes Geheimnis?“, fragte Harry sanft und war endlich in der Lage seine Hand aus der Umklammerung zu lösen. „Wenn Dumbledore es ohnehin weiß?“ Wer weiß, vielleicht hätte der Mann ihm tatsächlich eine Antwort gegeben. Vielleicht hätte er sich das erste Mal seit vielen Jahren einem Menschen ganz geöffnet und hätte dadurch etwas begonnen, das die ganze Welt verändert hätte. Der erste Schritt in jede erfolgreiche Beziehung war Vertrauen und hätte er seines Harry geschenkt, hätte ihm früher oder später das des Jungens gehört. Gemeinsam wären sie großartig geworden und hätten alles erreicht, was sie sich in den Kopf setzten. Doch leider war die Schicksalsgöttin süchtig nach Unterhaltung und es gab nichts langweiligeres, als ein Happily-Ever-After. Aus diesem Grund war es ein dezentes Klopfen an eine Fensterscheibe, das ihrer trauten Zweisamkeit ein jähes Ende setzte. Neugierig blickte Harry auf. Dort, auf dem Fensterbrett saß ein großer Waldkauz, an dessen Kralle ein Stück Pergament hing. Natürlich erkannte er den Vogel sofort, er gehörte Neville. //Was will er denn von mir?//, fragte er sich verdutzt und stand auf, um das Fenster zu öffnen. Sofort kam der Waldkauz herein geflogen und warf dem dunklen Lord einen misstrauischen Blick zu, während Harry ihm die Post abnahm. Neugierig entrollte er das Pergament und starrte auf die Worte, die in großer Eile geschrieben worden waren, zumindest schloss er das daraus, dass Nevilles Schrift noch unordentlicher als sonst war. Er hatte ihm folgendes geschrieben: Komm so schnell wie möglich zu mir. Es ist dringend. Das war es. Keine Formalitäten, keine Namen, kein Absender. Alles höchst verdächtig und überaus beunruhigend. Neville war nicht der Typ, der kryptische Nachrichten verschickte. Genauso wenig dachte er an die Konsequenzen, die es haben könnte, wenn ein Brief abgefangen wurde. Dass er ihm so etwas schickte, konnte nur bedeuten, dass etwas passiert sein musste. Sofort spürte er die Sorge durch seine Körper strömen und etwas in ihm zog sich zusammen. Was könnte es sein? War irgendetwas mit Augusta nicht in Ordnung? Oder steckte Neville in Schwierigkeiten? Wenn ja, waren es schlimme Schwierigkeiten oder nur solche, mit denen jeder ab und an zu kämpfen hatte? Was immer es auch war, sein Freund rief ihn zu sich und er musste sofort zu ihm. Plötzlich spürte er, wie der dunkle Lord sich hinter ihn stellte und neugierig auf das Pergament starrte. „Von wem ist das?“ „Von... einem Freund“, antworte Harry zögernd. Augenblicklich schien sich Voldemorts Gesicht zu verdunkeln und er legte ihm besitzergreifend seine Hände auf die Schulter. „Longbottom.“ Es war keine Frage. „Er ist mein Freund“, flüsterte Harry, ohne ihn anzusehen. „Daran werdet auch Ihr nichts ändern können, Mylord.“ Dies hätte er besser nicht sagen sollen, denn Voldemorts längliche Finger vergruben sich mit einem Mal schmerzhaft in seine Schulter, sodass es ihm schwerfiel, nicht aufzuschreien. „Bedeutet das, du vertraust ihm?“, zischte er wütend. „Diesem schwachen, untalentierten, bedeutungslosen Jungen, der nur durch etwas Glück noch am Leben ist?“ Als Harry ihm nicht antwortete, riss er ihn mit einem Ruck herum und drückte ihn im nächsten Moment an das Fenster. Ihre Gesichter waren nur wenige Millimeter voneinander entfernt, während sich ihre Augen ein stummes Duell lieferten. Der dunkle Lord war wütend, mehr als wütend, aber trotzdem verspürte Harry keine Furcht. Er war vielmehr aufgeregt, nicht zuletzt, weil ihm durchaus bewusst war, wie nah sie einander waren. „Er wird dich niemals verstehen können, Harry“, hauchte der Ältere und wie immer, wenn sie sich so nahe waren, spürte der Junge, wie sein Geist langsam aussetzte. „Ihr Beide seid zu unterschiedlich. Er kann mit deiner Intelligenz nicht ansatzweise mithalten und darüber hinaus folgt er Dumbledore blind.“ Der dunkle Lord kam ihm noch näher, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. „Er wird dich irgendwann verraten.“ Merlin... dieser Mann war einfach unbeschreiblich. Alles, was er sehen konnte, waren jene roten Augen, die sich bis in seine Seele hinein zu bohren schienen, wenn sie nicht ohnehin seit jeher ein fester Bestandteil davon gewesen waren. Und sein Duft... bildete er es sich nur ein oder roch er wirklich nach seinen Lieblingsblumen? Nach Lilien? Es war ihm unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen, während sie sich in dieser Position befanden. Er musste weg von ihm, so weit weg wie nur möglich, aber wollte er das überhaupt? Langsam hob er seine rechte Hand und legte sie vorsichtig auf T... Voldemorts Wange. Es war das erste Mal, dass er ihn von sich aus berührte – zumindest glaubte er das – und die Augen des dunklen Lords weiteten sich kurz vor Überraschung, bevor ein verlangendes Leuchten in sie trat. Offensichtlich hatte seine Besessenheit tatsächlich ein neues Stadium erreicht. Großartig. „Wollt Ihr mir damit sagen, dass Ihr besser dafür geeignet sein?“, fragte Harry. „Dass ich mein ganzes Vertrauen in Euch legen und Euch als einen Freund ansehen soll?“ Dies brachte ihn tatsächlich zum Lachen. „Oh, Harry“, hauchte er und nahm sein Gesicht zwischen seine Hände, um mit seinen geschickten Fingern seine Haut zu liebkosten. „Mein lieber, unschuldiger, wunderschöner Harry. Wir können niemals Freunde sein und das weißt du ebenso gut, wie ich. Nicht wahr, mein geniales, kleines Waisenkind?“ Natürlich wusste er es. Da war etwas zwischen ihnen, etwas, das er nicht ganz greifen konnte und immer verhindern würde, dass sie jemals eine rein platonische Beziehung hatten. Jetzt, da sie sich fast überall berührten, wusste er, dass es genau das war, was er brauchte. Er brauchte seine Nähe. Er brauchte seinen Atem auf seiner Haut. Er brauchte seine tiefe Stimme, die ihm falsche, aber so wunderbare Versprechen ins Ohr flüsterte. Er brauchte den dunklen Lord und wusste, dass es diesem genauso ging. Aber er durfte es nicht zulassen. Wenn er jetzt einfach nachgab und dem Mann gewährte, wonach es ihm verlangte, würde er alle Freiheit, die er noch besaß, wegwerfen. Er würde sich damit an ihn binden und ihn vielleicht nie mehr verlassen können. Diese Tatsache machte ihn beinahe traurig, doch er wusste, dass er Recht hatte. Das vor ihm war ein dunkler Lord. Man durfte ihm nicht vertrauen, denn damit hängte man sich selbst an den nächsten Galgen. Mit einem traurigen Lächeln strich er über Voldemorts Wange, bevor er seine Hand wieder senkte und ihn ernst ansah. „Lasst mich los.“ Seufzend schloss der dunkle Lord seine Augen und trat tatsächlich einige Schritte zurück. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wirbelte Harry herum, griff nach seinem Reiseumhang, der über einem Stuhl lag und verließ das Zimmer. Bildete er es sich nur ein oder wurde es in ihm immer kälter, umso mehr er sich von dem Mann entfernte? Kopfschüttelnd lief er zu Lucius' Arbeitszimmer, wo sich der nächste Kamin befand, der ans Flohnetzwerk angeschlossen war. Zuerst würde er sehen, was Neville wollte. Danach konnte er immer noch darüber nachdenken. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Sobald er bei Neville angekommen war, kam Augusta aus einem nahen Zimmer heraus und sah ihn mit einer erleichterten Miene an. „Endlich bist du da! Sie warten schon alle auf dich.“ „Sie?“, fragte Harry verdutzt. „Wer...“ „In Nevilles Zimmer“, unterbrach sie ihn eilig. „Dort warten sie. Geh zu ihnen. Bitte.“ Mit diesen Worten verschwand sie wieder in den Raum, aus dem sie gekommen war. Okay...? Irgendetwas ging hier vor sich und er war sich ziemlich sicher, dass es nichts Gutes bedeuten konnte. Beunruhigt machte er sich auf dem Weg zu Nevilles Zimmer. Dieses befand sich in einem der oberen Stockwerke und war in der Regel leicht zu finden, nicht zuletzt, da immer ein gewisser Lärmpegel – den sein Freund unablässig als Musik bezeichnete – daraus dröhnte. Heute war alles ruhig. //Nicht nur heute. Die ganzen Ferien war es ruhig. Zumindest immer, wenn du kommst.// Ob es daran lag, dass er sich einmal darüber beschwert hatte? Nahm Neville etwa Rücksicht auf ihn? Oder lag es an der Rückkehr des dunklen Lords? Vielleicht hatte ihm das einfach die Lust auf Musik verschlagen? Als er jedoch sein Zimmer betrat, wusste er sofort, dass es nichts von alldem war. Seine drei Freunde waren anwesend. Neville saß auf seinem Bett und Hermione kniete davor, während beide ihre ganze Aufmerksamkeit Luna zugewandt hatten, die verloren neben dem Jungen, der lebt saß und so aussah, als wäre die Welt untergegangen. Und wer weiß, vielleicht war sie es wirklich. Vorsichtig betrat er den Raum und näherte sich den dreien. Hermione war die Erste, die seine Anwesenheit bemerkte. Schnell drehte sie den Kopf in seine Richtung, um ihn sofort wieder zurück schnellen zu lassen. Die Tränenspur auf ihren Wangen hatte er trotzdem gesehen. Was war geschehen? Als zweites drehte sich Neville zu ihm um und starrte ihn mit einen undefinierbaren Gesichtsausdruck an. Auch er schien tief traurig zu sein, aber da war auch noch etwas anderes, was er nicht ganz deuten konnte. War es Wut? Furcht? Mitleid? Aber mit wem? Mit Luna oder mit... ihm? //Warum sollte Neville denn mit dir Mitleid haben?// Keine Ahnung. Vielleicht hatte Dumbledore... aber nein, das würde er nicht tun, oder? Schließlich, als er direkt vor ihnen stand, blickte auch Luna auf. Normalweise waren ihre Augen stets abwesend, so als wäre sie in ihrer eigenen Welt, während um sie herum das Leben weiterging. Allerdings waren sie das immer auf eine positive Art und Weise, die man als ihr Freund leicht hinnehmen und als eine liebenswerte Eigenschaft einstufen konnte. Heute war dieser Blick erschreckend. Sie war weg, weit, weit weg, irgendwo in einem Strudel des Schmerzes und der Trauer. Dieses Mädchen vor seinen Augen war zerbrochen worden und Harry wusste nicht, ob sie sich je wieder zusammensetzen lassen würde. Dennoch musste irgendwo in ihrem Inneren etwa registriert haben, dass er angekommen war, zumindest streckte sie sofort ihre Arme nach ihm aus, wie ein kleines Kind, das nach Trost suchte. //Sie ist ein Kind. Wir alle sind Kinder.// Langsam setzte er sich ebenfalls aufs Bett, ehe er tröstend seine Arme um ihren zierlichen Körper schlang. Sie drückte sich an ihn, vergrub ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und endlich begann sie zu weinen. Er wusste nicht, wie lange sie dasaßen und schweigend ihrem Schluchzen lauschten. Vielleicht waren es fünf Minuten, vielleicht auch fünf Stunden, es zählte nicht. Es ging nur darum, ihr eine Stütze zu sein, wenn sie selbst nicht in der Lage war, aufrecht zu gehen. Irgendwann schlief sie ein. Mit Nevilles Hilfe legten sie sie auf sein Bett und deckten sie zu. Dann war es endlich an der Zeit, Fragen zu stellen. „Was ist passiert?“ Hermione schluchzte auf, als sie das hörte und Neville senkte den Blick. Kein gutes Zeichen. „Neville?“ „Ihr Vater ist tot“, flüsterte er. Irgendwo unten im Haus hörten sie, wie Augusta begann, Schuberts Ave Maria zu singen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)