einmal Muggelschule und zurück von XdramaX (1. alles kommt anders und 2. als man denkt) ================================================================================ Kapitel 21: eine Entscheidung kommt selten allein ------------------------------------------------- Die folgenden Wochen vergingen mehr oder weniger ruhig. Wie erwartet, gab es viele Hogwartsschüler, die Amy für die Sache mit dem Fluch am liebsten an die Gurgel gegangen wären, doch wenigstens ließen sie sie und Ernesta jetzt in Ruhe. Ginny und Neville hatten sich nicht zu der Bestrafungssache geäußert, aber da sie weiterhin normal mit Sathyria umgingen, schienen sie nicht sauer zu sein. Geändert hatte sich jedoch das Verhalten der Jungen ihres Jahrgangs in ihrem Haus. Sie sahen sie nicht mehr abwertend an oder ignorierten sie völlig, nun redeten sie sogar mit ihnen, doch auf diese Bekanntschaften hätte Amy gut und gerne verzichten können. Sie war nicht stolz auf das was sie getan hatte, auch wenn es nun deutlich weniger Ärger für sie gab. Selbst die in der Schule anwesenden Todesser, fassten sie mit einem mal mit Samthandschuhen an. Wenn sie es nicht besser wüsste hätte sie gedacht, dass sie unheilbar krank war und nicht mehr lange zu leben hatte, weshalb alle so freundlich zu ihr waren. Wahrscheinlicher war jedoch eine Tatsache, die sich nicht mehr leugnen ließ. Etwas, das sie nun schon seit fast zwei Monaten vor sich her schob und immer wieder verdrängte, um nicht daran zu denken. Es ging um ihr Wesen und um das, was sie getan hatte und um das was aus ihr werden würde. Mit gewaltigen Schritten kamen die Weihnachtsferien auf sie zu und bereits innerhalb dieser Woche musste sie sich entscheiden, ob sie das - wie die Todesser es nannten - großzügige Angebot annahm und eine „besondere Ausbildung“ erhielt, oder hier blieb und Gefahr lief diese Leute nicht nur zu verärgern, sondern auch misstrauisch zu machen. Das Schlimmste war: Sie hatte niemanden, mit dem sie reden konnte. Natürlich, Ginny wusste von ihrer wahren Identität, aber es war zu auffällig für eine Slytherin - besonders von ihrem Ruf - mit einer Gryffindor zu kommunizieren. Und was war mit McGonagall? Wie sah das aus, wenn eine Slytherin Rat bei der Hauslehrerin der Gryffindor suchte? Und was war mit Pomfrey? Nein, die Frau kannte nicht ein winziges Detail aus ihrer Vergangenheit. Es ihr zu erklären wäre viel zu umständlich gewesen. Nicht mal mit ihren neuen Eltern konnte sie reden, da beinahe jede Eule, die die Schule verließ oder ankam, untersucht wurde. Blieben noch Victorian und Ernesta, Draco natürlich auch, doch von ihnen wusste niemand, dass sie nicht Sathyria Tonks, sondern Amy Turner war. Was diese Erkenntnis in ihnen auslösen würde wollte sie sich gar nicht erst ausmalen. Trotzdem kam sie nicht umhin, mit ihrer Mutter darüber zu reden. Zumal Snape für die Eltern der ausgewählten Schülerinnen und Schüler einen Empfang geben wollte. Heute Abend. Sathyria schluckte. Sie hatte erst vor einigen Tagen an Andromeda geschrieben und ihr die Situation geschildert. Ihr erklärt, dass sie eingeladen war zu einem Plauderstündchen mit mehreren Reinblüterfamilien, aufgrund eines Ausfluges im nächsten Semester. Noch hatte sie keine Antwort. Vielleicht kam die Eule ja nie bei ihr an? Vielleicht wusste sie auch schon, worum es ging und sah es nicht ein, sie mitgehen zulassen. Diese Ausrede hörte sich selbst für sie so an, als wolle sie dahin. Und war es nicht auch in einer gewissen Weise so? Sathyria zog ihre Jacke fester zusammen und stapfte die Stufen hinauf zur Brücke. Neben ihr her über den Rasen schlich Socke. Ernesta hatte sie in der Bibliothek bei Victorian und den Anderen zurück gelassen. Sie mussten noch arbeiten und sie wollte unbedingt raus, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sie stapfte über den steinernen Weg, bis etwa zur Hälfte, dann wand sie den Kopf von ihren Fußspitzen zu den Bergen, die sich in der Ferne erhoben. Sie ging zum Geländer, lehnte sich an und sah in die Schlucht unter sich. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie jetzt schon auf dem Grundstück herum irrte, aber eines war ihr in dieser Zeit klar geworden: So dämlich es auch klang, sie wollte nach Frankreich. Sie war dort aufgewachsen und auch wenn sie wusste, dass ihre Freunde dort nicht mehr waren, es war immer noch ihre Heimat. Trotz allem was geschehen war, fühlte sie sich mit diesem Ort verbunden. ... Und ihr Vater... Es stimmt: Kinder liebten ihre Eltern bedingungslos. Auch wenn er sie nie beachtet hatte, auch wenn sie ihn dafür hasst: In den letzten Tagen, wenn ihre Gedanken zu der Reise abdrifteten, musste sie an ihn denken. Sie spürte immer, wie schwer ihr ums Herz wurde und mit der Zeit war es ihr sogar beinahe egal geworden, dass er ihre Mutter getötet hatte. Sie hatte sich sogar in der vergangenen Nacht dabei ertappt, wie sie dachte: „Na ja, sie war ja eh nur ein Muggel“. Dafür hätte sie sich Ohrfeigen können. Ihre Mutter war nicht nur eine Muggel, sie war ein menschliches Lebewesen! Doch egal wie sehr sie sich anstrengte, die konnte keinen Hass mehr gegen ihren Vater empfinden. Immer wieder zermaterte sie sich den Kopf darüber, wie er sich wohl fühlte, ob diese ganze Geschichte mit ihr ihm nahe ging... Sie hatte sogar versucht Malfoy darüber auszuquetschen, aber er meinte nur, dass er diesen Mann nicht einschätzen könne und ihn auch schon lange nicht mehr gesehen habe. Allgemein jedoch fühlte er sich nicht wohl in seiner Nähe. Was also sollte Amy nun tun? Sollte sie mit nach Frankreich fahren oder sollte sie hier in Hogwarts bleiben? Vermutlich wäre es wesentlich ungefährlicher gewesen hier zu bleiben - Ernesta blieb schließlich auch, zumindest hatte sie von ihr nichts gehört, dass auch sie eingeladen wurde - jedoch waren Victorian eingeladen, Tracy und Vaisey. Ebenso wie Draco, Pansy und noch einige andere aus dem Abschlussjahrgang. Aber würde Victorian mitkommen? Dass Draco fuhr, war so sicher wie das Amen in der Kirche, aber zumindest wenn Pansy dabei war, achtete sie darauf, dass sie nicht so viel Zeit mit Draco verbrachte. Ob das nur Eifersucht war oder Hass auf sie, konnte Sathyria da auch nicht genau sagen. Was Victorian und seine Freunde anging, war sie sich sicher, dass sie davon absehen würden mit nach Frankreich zu fahren. Sie waren alle drei nicht so begeistert von den Todessern. Und sie? Warum zog sie es eigentlich in betracht doch zu fahren? War es nur wegen ihrem Vater, wegen Draco, oder vielleicht doch Neugierde? Was sollte sie sagen, vielleicht war sie ja doch eine typische Todesser-Tochter, wenn auch nicht reinblütig. Verwirrt kratzte sie sich am Hinterkopf. Was waren die Vorraussetzungen dafür, dass die fuhr? Es gab keine. Vielleicht eine bessere Ausbildung? Die Nähe zu ihren Freunden? Aber zu welchem Preis? Ernesta blieb hier und in Frankreich würde man sie höchstwahrscheinlich noch mehr in die schwarze Magie einführen als man es bereits in Hogwarts tat. Es war zum verzweifeln. Was sollte sie tun? Während sie in die Ferne sah schoben sich genau zwei Gesichter vor ihr geistiges Auge. Das eine war das von Draco: Weißblondes Haar, graue Augen, harter Gesichtsausdruck. Vielleicht hatte er sie damals verraten, vielleicht gehörte er zu den Leuten, die ihre alte Welt zerstört hatten, aber sie fühlte sich trotzdem mit ihm verbunden. War er nicht einer ihrer besten Freunde gewesen? Und hatte er nicht gesagt, dass er keinen von ihren alten Freunden getötet hatte? Und dann war da noch Victorian. Der Veelasohn hatte sie seit der ersten Begegnung im Zug fasziniert. Er war nun ihr bester Freund, zusammen mit seiner kleinen Schwester. Er hatte sie nie im Stich gelassen. Aber wie würde sich ihre Beziehung zu ihm verändern wenn sie mit fuhr? Und wie würde sich die Beziehung zu Draco verändern wenn sie nicht mit fuhr? Sie hing an beiden und fühlte sich bei beiden wohl. Beide wollten nur das Beste für sie, auch wenn sie keine blasse Ahnung davon hatten, wer sie eigentlich war. „Miss Tonks.“, hörte sie eine Stimme vom Schloss her rufen. Professor Slughorn stapfte auf sie zu. Mit aufmerksamem, vorsichtigem Blick betrachtete er das Mädchen. Er wusste nie genau, in welche Schublade er sie stecken sollte. Sie machte nicht den Eindruck einer gewalttätigen Hexe wie ihre Tante Bellatrix, aber zu was sie im Stande gewesen war, hatten sie alle gesehen, auch wenn es schwer gewesen war seinen eigenen Augen zu glauben, vor allem, wenn man sie sah wie jetzt: Ruhig, nachdenklich und eine zärtliche Bewegung hinunter zu ihrer Katze, als sie sie auf den Arm hob. „Ihre Mutter ist eingetroffen.“, erklärte er, als er sie erreicht hatte. Amy nickte nur stumm. „Sie wartet in meinem Büro.“, er wies mit der Hand in Richtung schloss und deutete so an, dass sie vorgehen sollte. Sie gehorchte, kraulte Socke hinter den Ohren und lief voraus in Richtung Schloss. Slughorn schloss kurz darauf an sie auf und lief neben ihr her. Er schwieg. Er hätte nicht gewust, was er mit ihr bereden sollte. So erreichten die Beiden nach nur wenigen Augenblicken das Büro des Zaubertrankmeisters. In einer Ecke auf einem Sessel saß Andromeda Tonks und trank Tee. Als ihre Tochter herein kam, stellte sie die Tasse auf dem Tisch neben sich ab und stand auf. „Hi Mom“, begrüßte Amy sie kleinlaut und ließ sich fest umarmen. „Ich lasse sie beide alleine, ich muss zurück in den Unterricht.“, erklärte Slughorn und schloss hinter sich die Tür. Eine Weile war es still, bis sie sich sicher sein konnten, dass er verschwunden war. „Snape hat mir eine Eule geschickt.“, erklärte Andromeda. „Deine habe ich auch bekommen, aber ich wollte das nicht per Post mit dir beredet.“ Sie setzte sich wieder, während Amy sich einen anderen Stuhl heran zog. „Wie geht es den Anderen?“, versuchte das Mädchen abzulenken, als sie selbst merkte, wie unangenehm das Thema mit einem Mal für sie wurde. Das Gefühl beschlich sie, dass sie nach Frankreich wollte, aber damit würde sie die Tonks, die Weasleys und den gesamten Orden vor den Kopf stoßen. Sie würde sie regelrecht verraten! Andromeda merkte, wie es in ihr aussah und sie konnte es sogar verstehen. So sehr sie und die anderen auch die Todesser hassten, so fühlte sich Amy doch zu ihrer wahren Familie hingezogen und das war nun einmal ihr Vater. Sie wollte wissen was aus ihrer ursprünglichen Heimat geworden war, auch wenn es sie verletzte, auch wenn sie wusste, dass es kein Zurück in die alte Zeit mehr gab. „Es geht ihnen gut.“, die Frau beugte sich vor. „Und du sollst wissen, dass wir alle hinter dir stehen, wie auch immer du dich entscheidest. Ted und Nymphadora sind nicht begeistert davon, dass sie dich eingeladen haben, keiner von uns ist das, aber wir verstehen und werden dich nicht zurückhalten, wenn du fahren willst.“ „Es ist keine Frage von wollen.“, erklärte Amy. „Sondern eher ein Drang. Ich will nicht wie sie werden, aber ich will dahin, von wo ich hergekommen bin. Ich muss es einfach sehen.“ Andromeda nickte. „Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen.“, begann sie. „Aber du musst wissen, dass vermutlich viele, wenn nicht sogar alle, Todesser da sein werden. Vielleicht sogar, der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf. Es wird schwer, dich dort mit deiner... Medizin zu versorgen.“, sie begann nach Worten zu suchen die das umschrieben, was niemand anderes hören durfte. „Vor allem aber wird ER da sein.“ „Ich weiß.“ „Was ist, wenn er dich erkennt?“ „Ich muss aufpassen, dass er es nicht tut.“ Andromeda seufzte. „Die Todesser haben einen Ellenlangen Bericht über diese „Ehre“ im Tagespropheten gebracht.“, erklärte sie. „Und dass sie eine besonders gut gerüstete Schule für die Elite eröffnet haben und bereits in diesem Sommer Schüler von Hogwarts die ersten sein werden, die sie testen dürfen. Wenn sie sich als passend erweist, dann wird für das nächste Schuljahr jede Zaubererschule der Welt gespalten und ein Teil geht nach Frankreich. Einige Schüler, die sich besonders heraus getan haben und bereits für den ersten Versuch feststehen, wurden in einer Liste abgedruckt. Draco war darunter.“ „Ja, so weit ich weiß wird sein Vater Unterricht in Verwandlung geben.“ „Unterricht von den Todessern persönlich. Welch eine Ehre.“ Amy nickte. „Ich werde versuchen, mich vorzusehen. Aber…“ Amy stockte. Bei dieser ganzen Unterhaltung hatte sie Victorian vergessen. Was würde er nur von ihrer Entscheidung halten? Es klopfte an der Tür. Typisch, immer wenn man vom Teufel sprach, oder in diesem Fall: Von der Veela. Der weiße Haarschopf des Jungen streckte sich durch die Tür. „Oh hallo.“, in Begleitung seiner kleinen Schwester, Vaisey, Rebecka und Tracy kam er herein. „Slughorn hat uns gesagt, dass du hier bist.“, erklärte Rebecka ihr plötzliches Auftauchen. „Hallo Mrs. Tonks.“, begrüßte Tracy sie knapp. Adromeda nickte zurück. Schnell stellte Sathyria sie vor. „Seit ihr Kinder auch nach Frankreich eingeladen?“, fragte Adromeda prompt los. Verblüfft sahen sie sich an. „Tracy, Vaisey und ich, ja“, Victorian nickte mit dem Kopf. „Dann möchte ich euch bitten, dass ihr mitfahrt und auf meine Tochter aufpasst.“, legte die Mutter fest. „Was?“, kam es von den dreien schockiert wie aus einem Mund. „Sag nicht, dass du da wirklich hin willst, Sathyria.“, verlangte Rebecka. „Ihr müsst es nicht verstehen, aber ja, ich will dahin.“, sie sah zu Victorian, der sie nur ausdruckslos ansah. „Wegen Draco, oder?“, fragte er mit tieferer Stimme als sonst. Seine Augen begannen fast zu leuchten. Schnell schüttelte das Mädchen den Kopf. „Nein, es ist nicht wegen ihm.“ Die beiden älteren Mädchen sahen sich an. Augenscheinlich glaubten sie ihr kein Wort. „Dieser Typ ist kein Umgang für dich, Sathyria.“ „Er ist doch nur mein Cousin! Glaubt ihr in der Tat, ich würde mehr für meinen Cousin übrig haben?“ „Ihr kommt doch gut miteinander zurecht.“, erklärte Ernesta. „Aber mehr ist da auch nicht.“ „Ich tu es.“, beschloss Victorian plötzlich und stapfte zu Sathyria rüber. Sicher legte er ihr die Hände auf die Schultern und drehte sie um zu ihrer Mutter. „Ich begleite ihre Tochter, ich lasse sie nicht alleine da hinfahren.“, verkündete er. Seine Freunde waren mit einem Schlag still. Schließlich fasste sich Tracy Davis ein Herz. „Fein.“, meinte sie und seufzte. „Überredet. Ich komme auch mit.“ Vaisey murrte etwas unverständliches, stimmte dann aber ebenfalls zu. Andromeda lächelte. „Danke.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)