Last Requiem von Sky- (Lamento) ================================================================================ Kapitel 9: Kraft ---------------- Es war schrecklich heiß und Hester setzte sich angesichts dieser Sonneneinstrahlung eine Sonnenbrille auf, während L es vorzog im Wagen zu warten. Sie waren am Rande von Death Valley, dem heißesten und damit gefährlichsten Ort der Welt. Immer wieder verschwanden in diesem Gebiet Menschen und erst Jahrzehnte später fand man ihre vertrockneten Skelette. Es war absolut lebensgefährlich, sich mehr als 30 Meter vom Wagen zu entfernen ohne eine Flasche Wasser bei sich zu tragen, da der starke Flüssigkeitsverlust und die sengende Hitze einem so schwer zusetzte, dass man gar nicht mehr die Kraft besaß, wieder zurück zu kehren und unvorbereitet nach Death Valley zu fahren bedeutete unumstößlich das Todesurteil. Hester war noch nie in diesem Wüstental gewesen und war auch froh drum, denn allein schon der Anblick dieser Landschaft gab einem das Gefühl, vom Tod umgeben zu sein. Außerdem konnte sie diese Hitze nicht leiden. Ungeduldig sah sie sich um in der Hoffnung, die versprochene Unterstützung erkennen zu können doch Fehlanzeige. Weit und breit war niemand und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass auch keine kommen würde. Als ihr die Hitze unerträglich wurde, stieg sie wieder in den Wagen ein und gesellte sich zu L auf den Rücksitzen. Es war angenehm kühl und der Meisterdetektiv war dabei, drei Kugeln Eis zu verdrücken. Hester holte sich aus einer Kühlbox eine Flasche Wasser und genehmigte sich einen Schluck. Das kalte Wasser tat ihr gut und so etwas hatte sie auch bitter nötig gehabt. „Keine Sorge“ versuchte L sie aufzumuntern „sie werden kommen. Auf diese Leute kann man sich 100%ig verlassen. Ich hab schon des Öfteren ihre Hilfe in Anspruch genommen.“ „Und wer sind sie?“ „Sagen wir mal so: Es handelt sich um eine Spezialeinheit, die ähnlich wie das Militär arbeitet, jedoch unabhängig von der Regierung arbeitet und unter meiner Anleitung und der der anderen Buchstaben operiert. Zum Beispiel als ich vor Jahren den Fall „Dusk Hill“ im Vietnam angenommen hatte, bei denen Terrororganisationen am Werk waren. Um die Überlebenden zu retten, habe ich auf ihre Unterstützung zurückgegriffen und sie waren absolut zuverlässig. Durch ihre Hilfe konnten wir unzählige Menschenleben retten.“ Das klang ja wirklich viel versprechend aber trotzdem war Hester ziemlich unruhig. In solchen Sachen war sie leider kein sonderlich geduldiger Mensch. Während sie warteten, erzählte L etwas über seine früheren Fälle, wobei Hester immer wieder das Gefühl beschlich, dass er nur verhindern wollte, dass sie nicht die Nerven verlor. Beyond war kalt. Zitternd lag er auf seiner Pritsche, hatte sich in die Baumwolldecke eingewickelt und versuchte zu schlafen. Doch er konnte einfach keine Ruhe finden weil ihn diese Erinnerungsfragmente ihn quälten und in seinem Kopf umherspukten. Er hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren. Er sah sich panisch im Raum um so als wäre da jemand und als er die Überwachungskamera sah, sprang er wütend auf und stampfte direkt vor die Linse. „Hey Arschloch! Hast du auch schön deinen Spaß beim zugucken? Wie lange wollt ihr diese Scheiße eigentlich noch machen? Ist euch etwa nicht klar dass das hier Entführung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung ist? Lasst mich sofort hier raus verdammt!!!“ Die Stahltür wurde geöffnet und Agent Creed trat herein, gefolgt von zwei bewaffneten Sicherheitsleuten. „Sie haben sich ja wirklich schnell erholt wenn man in Betracht zieht, dass sie vor wenigen Stunden nicht einmal mehr ihre Beine bewegen konnten. Wirklich erstaunlich.“ „Verdammt noch mal was soll das alles? Was haben Sie mit mir überhaupt vor? Bin ich für sie nur ein dummes Versuchskaninchen, an welches neue Drogen für den Kampfeinsatz getestet werden sollen?“ Beyond setzte sich wieder auf seine Pritsche und war vollkommen durcheinander. Er wusste nicht mehr wem oder was er noch glauben sollte. Er wusste noch nicht einmal, ob er sich selbst überhaupt glauben sollte. Der Zweifel nagte an ihm und das einzige was er jetzt wollte war Klarheit. Wer war er in Wirklichkeit und wieso war er in diese Sache hineingeraten? „Bitte“ begann er beinahe flehend „ich will endlich wissen was hier gespielt wird und was ich dabei zu suchen habe.“ Agent Creed runzelte die Stirn so als konnte er diese Aussage zunächst nicht einordnen, dann aber zog er eine Miene die erahnen ließ, dass er aus dieser Situation einen Gewinn schlagen konnte. „Wenn ich Ihnen die ganze Geschichte erzähle erklären Sie sich zur Kooperation bereit?“ „Woher soll ich wissen, dass Sie mir auch die Wahrheit erzählen und mir nicht so eine Geschichte auftischen, die von vorn bis hinten nicht stimmt?“ „Es liegt einfach ganz bei Ihnen ob Sie mir glauben oder nicht. Ihr Name lautet Beyond Birthday, Sie sind geboren in einem kleinen Vorort vor Winchester England und sind ein Waisenkind ohne Geschwister. Was im Alter von 15 bis 17 Jahren geschah ist bedauerlicherweise unbekannt aber mit 18 Jahren wanderten Sie schließlich nach Los Angeles aus und verdienten Ihren Unterhalt als Privatdetektiv unter dem Decknamen Rue Ryuzaki. Schließlich begangen Sie die Los Angeles BB-Mordserie, dem ein freier Journalist, ein 13-jähriges Mädchen und eine 28-jährige Bankangestellte zum Opfer fielen. Sie wollten als viertes Opfer Selbstmord begehen, als Sie von der FBI-Ermittlerin Naomi Misora aufgehalten und festgenommen wurden. Ein halbes Jahr später gelang Ihnen die Flucht aus dem Gefängnis und töteten dabei sieben Menschen. Was danach geschah ist uns ebenfalls unbekannt aber schließlich wurden Sie erneut festgenommen und zum Tode verurteilt. Ich machte Ihnen das Angebot, Sie zu begnadigen wenn Sie sich ein paar medizinischen Tests zur Verfügung stellen.“ „Da haben Sie mir allerdings nichts von Folter und Gehirnchips erzählt!!!“ Beyond hatte genug gehört und war nun richtig sauer. Er stand auf und hatte das Gefühl es mit allen dreien aufnehmen zu können. Einer der Wachen setzte das Gewehr an und Beyond reagierte im Bruchteil von Sekunden. Mit einem schwungvollen Seitentritt trat er ihm das Gewehr aus der Hand, ließ sich in dem Moment zu Boden sinken als der andere einen Schuss abfeuerte. Bevor er ein zweites Mal schießen konnte, packte Beyond ihn und warf ihn zu Boden, die Waffe riss er ihm aus der Hand. Dann drückte er den Wachmann mit seinem Fuß runter damit er nicht aufstehen konnte und zielte mit der Waffe auf Agent Creed, der seelenruhig da stand, so als wäre nichts passiert. Im Gegenteil. Diese Wendung schien ihn zufrieden zu stellen. „Was gibt’s da so dämlich zu grinsen? Ich will endlich wissen was dieses Project Dragon ist und wieso Sie mich ausgewählt haben“ brüllte Beyond und hatte bereits den Finger am Abzug. Er wusste dass diese Waffe bestenfalls nur Betäubungsschüsse abgeben würde aber selbst wenn, dann würde er diesem Agenten eine mit dem Lauf verpassen, die sich gewaschen hatte. Agent Creed lächelte zufrieden. „Sie glauben also, Sie sind ein minderwertiges Versuchskaninchen für irgendwelche billigen Militärdrogen, die es in ein bis zwei Jahren auf jedem Schwarzmarkt für schnödes Geld zu kaufen gibt? Ich bitte Sie Mr. Birthday. Sie sind viel mehr als ein Versuchskaninchen. Sie sind die Waffe der Vereinigten Staaten.“ War das jetzt etwa ein Scherz gewesen? Hatte Agent Creed da gerade gesagt dass er die Waffe der Vereinigten Staaten war? „Das Medikament N33 ist auf DNA-verändernder Basis entwickelt worden um aus Ihnen einen neuartigen Menschen zu machen. Bereits bevor Sie sich für das Projekt meldeten hatten Sie erstaunliche Konstitutionen gezeigt. Bei den vielen Schusswunden die Sie einstecken mussten, hätten mindestens drei tödlich sein müssen, dem war aber nicht so. Sie sind einzigartig auf dem Gebiet, um jeden Preis am Leben zu bleiben und Project Dragon ist der Schlüssel um aus Ihnen einen unbesiegbaren Soldaten zu machen. Schnelligkeit, Ausdauer, übermenschliche Kraft und Reflexe werden Sie auszeichnen. Sie werden Leistungen vollbringen, die selbst einem Spitzensportler verwehrt bleiben. Bald werden Sie sogar Schusswunden als Kratzer wegstecken können. Denken Sie doch nur an die vielen Möglichkeiten Mr. Birthday. Sie werden diese Zelle als ein vollkommen neuer Mensch verlassen und während Sie nebenbei für die Regierung arbeiten sind Sie ein freier Mann.“ Diese Worte sprach Agent Creed immer energischer und bald kam sich Beyond vor wie bei einer politischen Wahlkampagne, so wie der CIA-Agent sprach. Als er beendet hatte, schwiegen beide und zunächst sah es danach aus, als wäre Beyond überzeugt von dieser Ansprache und eine Zeit lang herrschte Stille. Dann aber setzte der Gefangene ein Lächeln auf und begann zu lachen. „Sie wollen wissen, was ich von der Sache halte? Ich zeig’s Ihnen!“ Beyond schoss los, schoss das gesamte Magazin leer und eigentlich hätte Creed zu Boden gehen müssen. Doch das tat er nicht sondern riss Beyond die Waffe aus der Hand und schlug ihm zuerst den Lauf ins Gesicht und verpasste ihm dann einen Tritt in die Magengrube. Beyond hatte das Gefühl, als würde der Fuß dieses Mannes ein Loch in seinen Körper reißen und er flog nach hinten, prallte hart gegen die Wand und sank stöhnend zu Boden. „Sie enttäuschen mich wirklich Mr. Birthday. Ich hatte wirklich gehofft dass wir die Angelegenheit gewaltfrei klären können, aber anscheinend verstehen Sie nur die harte Tour.“ Damit holte Agent Creed wieder den Schalter heraus und aktivierte den Chip in Beyonds Kopf. Heftige Stromstöße durchzuckten seinen Körper, aber dieses Mal wollte sich Beyond Birthday nicht unterkriegen lassen. Er biss die Zähne zusammen und stand auf. Dann landete er einen Tritt gegen die Hand und der Schalter fiel zu Boden, wo er zerbrach. Gleichzeitig verschwanden auch diese Stromstöße und noch nie hatte sich Beyond Birthday so gut gefühlt. Er hatte das Gefühl, Bäume ausreißen zu können und dass es niemand mit ihm aufnehmen könnte. Agent Creed begann auf ihn einzuschlagen und jedes Mal wurde sein Faustschlag abgeblockt. Dieser Mann war einfach zu langsam für ihn. Dann packte Beyond dessen ausgestreckte Hand und machte einen verheerenden Überwurf. Der Aufprall schien den Agenten aber nichts anzuhaben. Er rollte sich ab und holte eine Schnur raus mit der er begann, Beyond von hinten zu drosseln. Beyonds Hals wurde zugeschnürt, er konnte nicht atmen und begann an der dünnen Schnur zu zerren, jedoch erfolglos. Agent Creed hatte sich anscheinend auch dieser „Behandlung“ unterzogen und war jetzt auch so ein „Übermensch“ mit unglaublichen Kräften. Nun gut, dachte Beyond. Mag sein dass der Kerl stark ist aber ich bin schlauer als der. Beinahe blind schnappte er nach der Brille des Agenten, zerbrach diese an der Wand und rammte ihn den Metallbügel in die Seite. Da dies keine Wirkung zu zeigen schien, zog Beyond den Bügel heraus und stieß noch fester zu. Dieses Mal zuckte Agent Creed zusammen und ließ locker. In dem Moment drehte sich Beyond um, packte den Kopf seines Gegners und stieß sein Gesicht mit aller Kraft gegen die Wand. Zwar war der Agent trotz dieses verheerenden Aufschlags nicht wirklich schwer verletzt, aber er sank bewusstlos zusammen und als die anderen beiden Wachmänner Anstalten machten, Beyond zu überwältigen, wurden sie mit wenigen Schlägen besiegt. „Was ist das bloß für eine Kraft? Ist das wirklich von dieser Droge?“ Es war ein unglaubliches Gefühl, wie Beyond es noch nie gekannt hatte. Er erschrak beinahe vor sich selbst und fühlte sich großartig angesichts solch einer Kraft. Nun aber hieß es zu verschwinden bevor es noch mehr Ärger geben könnte. Beyond ging zur schweren Stahltür, die fest verschlossen war. Vielleicht konnte er es ja schaffen sie aufzubrechen… Der erste Tritt hinterließ eine hässliche Delle neben der Klinke, beim zweiten war ein Knacken zu hören und nach zwei weiteren Tritten flog die Tür förmlich aus den Angeln und krachte laut zu Boden. Jetzt konnte ihn niemand mehr aufhalten. Er würde hier rauskommen und alles vernichten was… Moment mal. Was hatte er gerade gedacht? Alles kurz und klein schlagen? Was sollte das denn? Beyond merkte wie seine Aggression und Kampflust stiegen und er kurz davor war, sich in einen rasenden Wüterich zu verwandeln. Großer Gott, hatte dieser Creed nicht gesagt, dass diese Droge seine Aggression steigerte? Um Himmels Willen, wenn die Droge weiter ihre Wirkung entfaltete, dann würde er jeden umbringen, der ihm in die Quere kam. Das konnte er nicht zulassen. Mörder oder nicht, Psychopath oder nicht er hatte genug Menschen auf dem Gewissen um so weiter zu leben. Er musste einen Weg finden, seine animalischen Triebe unter Kontrolle zu halten aber das würde auf Dauer sehr schwierig sein, wenn der Drang nach Gewalt und Zerstörung immer größer wurde. Was er brauchte war Hilfe. Entweder musste er sich selbst unschädlich machen oder jemand anderen darum bitten. Sicherlich nicht diese Armeefritzen, die ihn zu dem hier gemacht hatten. Die würden seinen Zustand sicher nur verschlimmern. Während Beyond gegen diese innere Stimme ankämpfte, die ihm immer wieder dazu leiten wollte, seine Kraft auszuleben, suchte er nach einem Ausgang und wenn jemand versuchte ihn aufzuhalten, setzte er diesen mit ein paar Handgriffen außer Gefecht anstatt ihn blutig zu prügeln. Doch er konnte einfach keinen Ausgang finden. Nirgendwo führte eine Tür nach draußen und er sah sich schon für immer hier gefangen, als plötzlich die gesamte Elektronik ausfiel und es stockfinster wurde. Die Unterstützung, bestehend aus ca. ein bis zweihundert Mann mit zwei Hubschraubern und Militärfahrzeugen war inzwischen eingetroffen und salutierte vor L, der die Instruktionen für das Rettungskommando gab. Während er sie in die wichtigsten Dinge unterrichtete hielt Hester alles bereit für den Falle eines Noteinsatzes und Watari saß im Wagen zusammen mit einem jungen Mann, der sich als O vorstellte und die Aufgabe hatte, sich ins System des Stützpunktes einzuhacken und die gesamte Elektronik lahm zu legen. „Die Person die wir suchen heißt Beyond Birthday und sieht so ungefähr wie ich aus. Es wird vermutet dass man an ihn Drogen für den Kriegseinsatz testet und deshalb kann ich nicht sagen, wie er reagieren wird. Auf keinen Fall möchte ich, dass unnötig Blut vergossen wird und wenn Beyond Birthday Anstalten machen sollte jemanden anzugreifen, dann muss er außer Gefecht gesetzt werden. Dies ist absolut wichtig weil er unberechenbar sein kann. Wenn er befreit ist, werden wir sofort den Stützpunkt verlassen! Setzen Sie alle Ihre Nachtsichtgeräte ein wenn Sie hineingehen und seien Sie achtsam. Viel Glück.“ Mehr sagte L nicht, denn mehr wäre auch nicht nötig gewesen. Als O das Zeichen gab, öffnete sich einige Meter vor ihnen eine riesige Luke, aus der locker eine Rakete hätte starten können und als schließlich die Befreiungsoperation startete, setzte sich L an einem Laptop um über Kamera alles mitverfolgen zu können. Über Mikrofon erteilte er genaue Anweisungen und ohne ein einziges Mal nachzufragen befolgten sie seinen Befehlen. Jetzt kam es drauf an. Sie hatten maximal eine Viertelstunde Zeit bis die Elektronik wieder funktionierte und das Militär seinen Gegenangriff startete. Wenn sie versagten war es endgültig aus. Dann hatte L keine Möglichkeiten mehr, den Fall endgültig aufzuklären und Beyond Birthday lebend herauszuholen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)