kyoosha - learning by doing von ivy-company (AoixKanon) ================================================================================ Kapitel 70: Wie man um die Wahrheit kämpft ------------------------------------------ Eine gute und eine schlechte Nachricht haben wir heute für euch.. (wobei die gute wohl auch im Auge des Betrachters liegt ;) ) Die gute Nachricht ist: Wir schaffens nich, diese ff im nächsten kapitel abzuschließen >_>" Das heißt nach diesem Kapitel kommen noch zwei. Die schlechte Nachricht: Ich (Keia) bin die nächsten drei Wochen im Prüfungsstress, deshalb kann ich kaum schreiben und deshalb machen wir eine Woche Pause. Das nächste Kapitel kommt also erst am 27.1. Tut mir leid >_< Mehr gibts eigentlich nicht zu sagen, außer dass wir uns wieder sehr über eure reviews gefreut haben ^__^ Viel Spaß mit dem nächsten Kapitel! ______ Kapitel 70 Wie man um die Wahrheit kämpft „Willst du Zucker für den Tee?“ Kanon hasste es, dass er das fragen musste. Er sollte das doch über Aoi wissen! Aber in der Zeit, in der er bei den Gazettemembern gewohnt hatte, hatten sie nie Tee getrunken. Nur jetzt, wo ihre Nasen schon ganz rot vor Kälte geworden waren, hatten sie sich zum Aufwärmen für eine Tasse Tee entschieden. Der Bassist musste unwillkürlich grinsen, während er den Tee eingoss. Aoi sah mit einer roten Nase niedlich aus. „Nein, danke!“, hörte Kanon aus dem Nebenzimmer und versuchte sich zusammenzureißen und an etwas anderes zu denken. Dann nahm er die beiden Tassen mit dem grünen Tee, um damit durch die schmale Küchentür zurück in dieses eine Zimmer zu gehen, aus dem seine Wohnung bestand. Er stellte sie auf den kleinen Tisch vor dem Sofa und ließ sich dann auf dieses neben Aoi fallen. „Ist was?“ Der Ältere hob eine Augenbraue und sah ihn fragend an. Kanon bemerkte, dass das Grinsen unbemerkt auf sein Gesicht zurückgekehrt war und jetzt, da er sich dem Anderen zuwandte und erneut mit dem Grund seines heiteren Zustands konfrontiert wurde, noch mehr grinsen musste. „Deine Nase ist ganz rot“, gab er schließlich lachend zu. Aoi sah den Jüngeren geschockt an und hob sich direkt seine Hand vor die Nase, was Kanon noch mehr zum Lachen brachte. „Nicht verstecken! Du siehst wirklich niedlich aus!“ Erst Aois hochgezogene Augenbraue machte dem Bassisten klar, was er gerade gesagt hatte. Sein Lachen verstummte sofort und er merkte die Hitze emporsteigen. „Ich bezweifel, dass meine Nase so niedlich sein kann, wie deine roten Bäckchen“, konterte Aoi nun. Er hatte die Hand wieder vom Gesicht genommen und grinste den Jüngeren belustigt an. Eigentlich wollte dieser dem Älteren die Zunge rausstrecken, doch das war gar nicht so einfach, wenn man selbst wie ein Honigkuchenpferd grinste. Sie hatten es mal wieder getan. Sie hatten sich gegenseitig einen Teil ihrer Zuneigung verraten und Kanon glaubte in Aois Augen noch sehr viel mehr davon zu sehen. Ein Kribbeln breitete sich in dem Bassisten aus. Sie waren wieder auf dem richtigen Weg. Zwar waren sie extra zu Kanon gegangen, weil sie sich dort unterhalten konnten ohne andere Leute zu stören, doch schien dieser Grund inzwischen völlig überflüssig. Seitdem sie die Wohnung betreten hatten, waren sie beide viel entspannter. Ihre Gespräche verliefen in einem ruhigen Tonfall, auch wenn sie nicht damit aufgehört hatten, sich gegenseitig von jeder kleinen Belanglosigkeit ihres Alltages zu erzählen. Vielleicht kam die Ruhe daher, dass der erste Adrenalin-Schub nach ihrem Treffen nachgelassen hatte. Allerdings glaubte Kanon eher, dass die gewohnte Umgebung ihn wesentlich entspannter stimmte. Im Café hatte er Aoi unbedingt alles so schnell wie möglich erzählen wollen. Wer wusste, wann er das nächste Mal die Gelegenheit dazu haben würde? In seinen eigenen vier Wänden kam es ihm so vor, als hätten sie alle Zeit der Welt. Er konnte sich schon wieder gar nicht vorstellen, wie es war nicht jeden Tag neben Aoi auf der Couch zu sitzen und sich stundenlang zu unterhalten. Außerdem konnte er die Theorie mit dem fehlenden Adrenalin ziemlich leicht wiederlegen. Es war davon noch mehr als genug da! Er spürte es. Jedes Mal, wenn Aoi ein bisschen zu liebevoll lächelte, ihm ein bisschen zu intensiv in die Augen sah oder eine flüchtige Berührung zu lange dauerte als es für eine Freundschaft eigentlich normal war, durchfuhr es Kanons Körper. Und jedes Mal, wenn das passierte, bekam er das Verlangen, den Anderen zu küssen. Er konnte dieses Verlangen einige Male wirklich nur noch gerade so unterdrücken, indem er nämlich schnell ein neues Thema anschnitt, um sich abzulenken. Und die Themen gingen ihn eigentlich nie aus. Sie hatten nicht einmal den Fernseher eingeschaltet, sondern saßen wirklich nur nebeneinander und redeten. Allgemein ließen sie sich nicht stören. Weder von der Uhrzeit, noch von dem Handy, das Kanon einmal in seiner Hosentasche vibrieren spürte. Wer auch immer ihn anrief, es konnte nicht Aoi sein. Und alle anderen konnten warten. Als Aoi mit einem „Ich muss mal eben ins Bad“ aufstand und Kanon ihm nur kurz zunickte, bemerkte dieser, dass es ihn bei anderen vielleicht gestört hätte, wenn sie sich einfach so selbstverständlich in seiner Wohnung bewegten. Aber bei Aoi war er froh, dass sich dieser so verhielt als wäre es seine eigene Wohnung. Kanon hoffte, dass er sich nicht nur so verhielt, sondern auch so fühlte. Ein kleines bisschen wie zu Hause. Das Vibrieren in seiner Hosentasche riss ihn aus den Gedanken. Er hatte mal wieder völlig verträumt die mittlerweile geschlossene Badtür angestarrt. Leicht genervt griff er in seine Tasche und zog sein Handy heraus. Seine Miene entspannte sich aber ein wenig, als er „Teru“ auf dem Display las. Zwar könnte er auf die kleine Störung trotzdem verzichten, aber mit Teruki konnte er da noch am ehesten leben. „Ja?“, sagte er, nachdem er den Anruf entgegen genommen und sich das Handy ans Ohr gedrückt hatte. Er würde es kurz machen. Am besten Teru nur kurz abwimmeln. Denn würde er gar nicht dran gehen, würde der Leader wahrscheinlich noch den ganzen Abend über anrufen. „Und?“, kam es zurück. „Was ‚Und‘?“ Na super. Das lief doch wirklich auf ein sehr kurzes Abwimmeln hinaus. „Wo bist du?“ „Zu Hause.“ „Und Aoi?“ Also doch! Teruki steckte mit Reita unter einer Decke! „Der ist auf dem Klo“, antwortete er schnippisch, aber mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. „Uuuund?“ Kanon verdrehte die Augen. Terukis Wortschatz war wirklich schon einmal größer gewesen. „Worauf willst du hinaus? Was soll dieses dämliche ‚Und‘ die ganze Zeit?“ Der Drummer kicherte. „Naja, ihr ward zusammen einen Kaffee trinken und jetzt hast du ihn mit zu dir nach Hause genommen. Da dachte ich…“ „TERUKI!“, rief Kanon empört und lief rot an. Zu seinem Glück ertönte im selben Moment ein lautes Poltern aus dem Bad. „Oh nein! Tut mir schrecklich Leid! Ich räum’s gleich wieder auf!“ Kanon seufzte, als er Aois Stimme vernahm. Das Sortieren von Badeartikeln gehörte zwar zu Aois skurrileren Angewohnheiten, doch momentan kam sie ihm ganz gelegen. Jetzt hatte er wenigstens Zeit Teruki seine schmutzigen Gedanken auszureden. „Was? Sag bloß ihr seid immer noch nicht zusammen? Was treibt ihr denn die ganze Zeit?!“ Teruki schien wirklich verwirrt zu sein, was Kanon wütend machte. Vor allem auf sich selbst und Aoi. „Wir unterhalten uns! So wie Freunde das eben miteinander tun.“ „Freunde? So ein Unsinn! Ihr steht aufeinander!“ „Und woher willst du das bitte wissen?“, zischte Kanon frustriert in sein Handy. Ja, es behaupteten zwar alle, dass Aoi auf ihn stand, doch wenn es tatsächlich so wäre, wenn sie wirklich füreinander bestimmt wären, dann wären sie doch schon lange ein Paar. Oder? „Weil ich weiß, dass du ihn magst und dass er genau das Gleiche empfindet!“ Kanon stockte bei Terukis Worten. Was wollte sein Freund ihm damit sagen? „Weißt du noch, als ihr mich besuchen ward?“, erzählte Teruki weiter. „Da hab ich ihn was gefragt und er hat meine Vermutung bestätigt.“ Der Herzschlag des Bassisten beschleunigte sich. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er auf Terukis Couch gesessen hatte. Mit den Kopfhörern auf. Wie Aoi ihn so intensiv angesehen und dann genickt hatte. Welche Frage hatte er bejaht? Konnte es sein, dass Kanons Hoffnung von damals doch real gewesen war? Wenn er Teruki Glauben schenkte, dann schon. „Wieso hast du mir denn nie davon erzählt?“, fragte Kanon verzweifelt. Die Situation überforderte ihn gerade ungemein. „Weil ich wollte, dass er es dir selbst sagt!“ Der Jüngere sah gehetzt zur Badezimmertür. Viel Zeit blieb ihm sicher nicht mehr, bevor Aoi das Bad verlassen würde. „Was hat er damals genau gesagt?“ „Verdammt, Kanon!! Statt mir Löcher in den Bauch zu fragen, solltest du dich endlich mal zusammenreißen und mit Aoi über das Thema reden!“ „Aber-“ „Kanon!!“ Terukis Stimme war wirklich nicht mehr sehr freundlich. Eher wütend. Machte er sich etwa solche Gedanken um die Beziehung zu Aoi? Für einen Moment konnte Kanon nichts mehr sagen. Auf der einen Seite war er trotz der harschen Worte irgendwie gerührt, dass sich sein bester Freund solche Gedanken um ihn machte, und auf der anderen Seite hatten sie ihn wachgerüttelt. Teruki hatte Recht! So sehr er auch versuchte, dass alles normal war. So sehr er auch versuchte das Thema zu verdrängen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie seine Beziehung zu Aoi weitergehen würde, wenn er jetzt nicht den Mund aufbekam. Der Schlüssel der Badezimmertür wurde umgedreht und holte Kanon zurück in die Realität. „Ich muss jetzt Schluss machen“, flüsterte er schnell in den Hörer. Wieso flüsterte er eigentlich? „Und wenn du mor-“ „Ich leg auf.“ Er hatte keine Zeit mehr sich weitere Mahnungen anzuhören. Aoi musste nicht mitbekommen, dass er telefonierte. Er wollte ihm nicht sagen, dass Teruki angerufen hatte, um ihm einen Tritt in den Hintern zu geben. Und Lügen war nicht gerade eine seiner Stärken. Vor allem nicht Aoi gegenüber. Schnell nahm er das Handy vom Ohr, drückte den roten Hörer und wollte es gerade zurück in seine Hosentasche stecken, als der Ältere aus dem Bad kam. Und bei seinem Anblick erschrak Kanon ein klein wenig. Er wirkte lange nicht so heiter wie zu dem Zeitpunkt, zu dem er das Zimmer verlassen hatte. „Geheimnisse?“, fragte der Ältere und Kanon konnte genau hören, wie er versuchte einen neckischen Unterton unter die Frage zu legen. Aber es gelang ihm nicht. Der neckische Unterton verwandelte sich eher in einen leicht anklagenden Unterton. Schnell schüttelte der Jüngere den Kopf. Ein Reflex. Natürlich hatte er Geheimnisse vor Aoi. Auf sein Größtes hatte ihn gerade Teruki angesprochen. Und der Gitarrist musste zumindest das Telefonat mitbekommen haben. Kein Wunder. Die Wände waren dünn und er war sich nicht sicher, ob Aoi die Tür nicht schon geöffnet hatte, als er noch mit Teruki gesprochen hatte. Statt sich wieder neben Kanon aufs Sofa zu setzen, blieb Aoi mitten im Raum stehen und verschränkte die Arme. „War das der Junge?“, fragte der Gitarrist knapp. „Wer?“ „Hat dich gerade der Junge aus der Kneipe angerufen?“ „Ryu? Nein, das war Teruki.“ Kanon war verwirrt. Er wollte jetzt nicht mit Aoi über Ryu reden. Konnte sich der Ältere nicht einfach wieder neben ihn setzten statt ihn so kalt anzustarren? Konnten sie nicht endlich, ENDLICH über ihre Gefühle reden? „Du hast zu dem Jungen aber noch Kontakt, oder?“ Kanon seufzte frustriert. Er mochte es nicht in welchem Tonfall Aoi mit ihm redete und er mochte es nicht wie abfällig der Ältere ihn dabei musterte. Trotzdem versuchte er ruhig zu bleiben. Er wollte keinen Streit mit Aoi beginnen und die beste Möglichkeit mit der Situation umzugehen war es wohl, ehrlich zu sein. Außerdem hätte er auch gar keinen Grund zu lügen. Er war sich keiner Schuld bewusst. „Ryu und ich haben uns ein paar Mal geschrieben. Er überlegt sich einen Bass zu kaufen und wollte einen Rat“, antwortete Kanon im ruhigen Tonfall. Er hatte Ryu eine SMS geschrieben, in der er direkt klar gestellt hatte, dass er nur an einer Freundschaft interessiert war. Der Jüngere schien zwar enttäuscht, doch er hatte das Thema auch nicht mehr angesprochen. In den nächsten Nachrichten hatten sie sich eher über technische Details und deren Vor- und Nachteile ausgetauscht. Ganz unschuldig. Aoi schein das allerdings anders zu sehen. „Pfff… Ganz schön naiv dafür, dass du schon so lang in der Musikbranche arbeitest“, gab Aoi ziemlich abfällig von sich. Kanon blieb der Mund offen stehen. So hatte Aoi noch nie mit ihm geredet. Wut und Verzweiflung stiegen in ihm auf. Was sollte das ganze denn? „Eigentlich weiß ich gar nicht, was es dich angeht, mit wem ich befreundet bin und wem nicht“, antwortete er schnippisch. Aoi lachte schnaubend. „Der will nicht mit dir befreundet sein! Der Junge steht auf dich!“ „Und wenn schon! Ich steh aber nicht auf ihn, also kannst du endlich aufhören dich wie ein eifersüchtiger Idiot aufzuführen! Es ist ja nicht so, dass ich schon mit ihm geschlafen hätte und jetzt mit ihm zusammen in einer WG wohne!“ Jetzt war es an Aoi ihn mit offenem Mund anzustarren. Aber das war Kanon ziemlich egal. „Wenn hier jemand Grund hat eifersüchtig zu sein, dann bin das wohl ich!“, fuhr er unbeirrt fort. Er war nicht wirklich laut geworden, dafür war seine Stimme aber fest und energisch. So sehr er das Thema auch zu verdrängen versuchte, er konnte nicht leugnen, dass ein Teil in ihm Reita darum beneidete, was er mit Aoi gehabt hatte. Es war nicht unbedingt so, dass er auf Reita an sich eifersüchtig war. Eher auf die Person, die Aoi so nah hatte sein dürften. Und er wusste ja auch, dass die beiden nie wirklich etwas füreinander empfunden hatten. Zumindest nicht diese Art von Gefühlen, die er Aoi entgegenbrachte. Und zumindest hatte das der Gitarrist behauptet. Aber trotzdem. Reita hatte etwas gehabt, worum Kanon ihn beneidete. Und die beiden nach dem Geständnis damals ständig beieinander zu sehen, war nichts, was er unbedingt als „angenehm“ beschreiben würde. Und doch… Er vertraute Aoi. Auch wenn sie nicht zusammen waren, vertraute er ihm, wenn er sagte, dass da nichts mit Reita lief. Dass etwas nicht stimmte, merkte er erst an der Stille. Als er in Aois Gesicht sah, begann Kanons Herz plötzlich schneller zu schlagen. Er schluckte. Seine Finger gruben sich in die Polster des Sofas, auf dem er immer noch saß und er ließ sich seine letzten Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Die Information, dass seine Worte weitere Erklärungen mit sich ziehen würden, sickerte erst jetzt zu ihm durch. Sie waren kein Geständnis gewesen, aber irgendwie führten sie doch unweigerlich dorthin, oder? Aoi stand immer noch zwischen Badezimmertür und Sofa und sah ihn einfach nur an. Er überlegte. Wahrscheinlich ging ihm das Gespräch gerade genau so durch den Kopf wie ihm selbst. Kanon wünschte sich, dass Aoi etwas sagte. Gleichzeitig hatte er aber auch Angst davor. Auch wenn Teruki ihm ziemlich deutlich gesagt hatte, dass Aoi etwas für ihn empfand… Er hatte Angst, dass sein Freund das alles doch nur falsch verstanden hatte. Er hatte Angst vor einer Zurückweisung. „Bist du denn eifersüchtig?“ Die Worte des Älteren durchbrachen die Stille. Leise. Fast ein Flüstern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)