kyoosha - learning by doing von ivy-company (AoixKanon) ================================================================================ Kapitel 42: Wie man Kontakt hält -------------------------------- Dankeschön für eure vielen reviews ^__^ Und sorry, dass das chap heute so spät kommt >_< Hoffentlich schaffens die Freischalter heute noch... Viel Spaß beim Lesen! _________________________ Kapitel 42 Wie man Kontakt hält „Kennst du das Gefühl, wenn du glaubst, du hättest dich nicht anständig von jemandem verabschiedet? Ich hab das irgendwie… Hoffe bei dir is alles okay. Wir sind gut angekommen, aber ich bin total fertig! Würd gern bisschen ausruhen, doch das lässt Kai natürlich nicht zu. Alter Sklaventreiber!“ Kanon las die SMS von Aoi immer wieder und wusste trotzdem nicht, was er davon halten sollte. Er wusste es nicht, weil die Nachricht zweigeteilt war. Das Ende war ungefähr das, was er erwartet hatte. Standardinformationen gepaart mit einer Beschwerde über Kais Arbeitsethos. Das Übliche. Der Anfang der Nachricht war eher das, was Kanon sich insgeheim gewünscht hatte. Oder es ging zumindest in die Richtung. Genau konnte er es natürlich nicht sagen, weil er auch nicht wusste, worauf Aoi hinauswollte. Aoi hatte das Gefühl sich nicht „anständig“ von Kanon verabschiedet zu haben. Aber was hieß schon „anständig“? Hätte die Umarmung länger, das Abschiedswort rührender sein müssen? Hatte sich der Ältere eigentlich gewünscht, dass Kanon ihn noch bis zum Auto begleitete? Natürlich fiel Kanon noch sofort ein anderer Aspekt ein, der zu einer „anständigen“ Verabschiedung gehören könnte: Ein Kuss. Wollte Aoi darauf hinaus? Kanon stöhnte laut auf. Wie konnte dieser Kerl ihn nur so furchtbar verwirren? Und das nur mit einer einfachen SMS?! Vielleicht war das auch der falsche Moment, um sich darüber Gedanken zu machen. Schließlich war die Nachricht schon vor fünf Minuten bei ihm eingetroffen und wenn er nicht bald antwortete, dann legte Aoi sein Handy vielleicht auf die Seite oder machte es sogar aus. Kanon entschloss sich daher den ersten Teil der SMS fürs erste zu ignorieren und sich auf den Rest zu konzentrieren. „Freut mich, dass ihr gut angekommen seid.“ Der Schwarzhaarige überlegte kurz und betätigte dann die Löschtaste seines Handys. „Freut mich, dass du gut angekommen bist. Hier ist alles soweit in Ordnung. Nur ungewohnt still. Viel Spaß bei eurem ersten Konzert! Ich hoff, du schreibst bald wieder.“ Kanon starrte den letzten Satz an und löschte ihn sofort wieder. Das konnte er unmöglich schreiben! „Ich warte auf deine nächs“ Auch diesen Satz löschte er, bevor er ihn zu Ende getippt hatte. Auf seiner Lippe kauend saß er da und starrte die Nachricht an. Er wollte noch irgendwas schreiben, aber was? Irgendwas, was nicht zu aufdringlich kam. „Ich hoff, die SMS aus Europa sind nicht so teuer.“ Der Schwarzhaarige runzelte die Stirn. Das gefiel ihm zwar auch nicht 100%ig, aber irgendwann musste er die Nachricht ja mal abschicken! Er atmete noch einmal tief durch, bevor er auf „Senden“ drückte und auf dem Display las, dass die SMS verschickt worden war. Das Handy landete wieder neben Kanon auf dem Sofa, während er sich zurücklehnte, die Augen schloss und einen Seufzer ausstieß. Schwerstarbeit! Er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihm eine SMS zu schreiben schon mal so schwer gefallen war. Nachdem er einen Moment in Ruhe durchgeatmet und sich von der Nervosität erholt hatte, übermannte ihn endlich ein anderes Gefühl. Aoi hatte an ihn gedacht. Er hatte sich bei ihm gemeldet! Endlich! Ein breites Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Wahrscheinlich waren sie eben erst in Europa angekommen und Aoi hatte gar nicht früher schreiben können, aber trotzdem kam es Kanon vor als hätte er ewig auf diese Nachricht gewartet! Es hatte sich wirklich gelohnt noch so lange wachzubleiben. Jetzt konnte er beruhigt schlafen gehen. Wobei er sich auch nicht sicher war, ob er jetzt wirklich schlafen konnte. Vielleicht würde ihm Aoi ja nochmal schreiben? Kanons Blick wanderte zur Uhr am DVD-Player. Es war dort ja schließlich erst 15 Uhr! Sein gesunder Menschenverstand siegte dann aber doch und er erhob sich, um ins Bad zu gehen. Irgendwann musste er ja mal schlafen. Einen Augenblick war dem Bassisten sogar in den Sinn gekommen, seine Schlafzeiten einfach an Aois anzupassen, aber sogar er hatte nach ein paar Sekunden darüber lachen müssen. Das war dann wohl doch ein bisschen zu verrückt. Schließlich hatte Kanon auch noch ein Leben. Und dieses Leben spielte sich in den nächsten 14 Tagen großteils in seiner Band ab, die ihn bei seiner Überlegung wahrscheinlich sofort einen Vogel gezeigt hätte. Kurze Zeit später stand er wieder im Wohnzimmer. Es war eigenartig schlafen zu gehen, ohne dass ihm eine gute Nacht gewünscht wurde. Aber was sollte er schon bitte anderes tun? Er konnte ja nicht 14 Tage lang wach bleiben. Nur… Der Gedanke in das kalte Bett zu steigen und seinen eigenen Gedanken so schutzlos ausgeliefert zu sein gefiel Kanon überhaupt nicht. Das einzig Positive daran war, dass es sich wenigstens um Aois Bett handelte. Allerdings hatte es schon lange aufgehört nach dem Älteren zu riechen und so war dies auch nichts weiter als eine blasse Erinnerung. Natürlich gab es eine Möglichkeit sich dem Gitarristen wieder etwas näher zu fühlen… Kanon schüttelte den Kopf. Das konnte er nicht bringen. Er war schließlich ein erwachsener Mann und kein kleines Kind mehr! Was würde man denn von ihm denken?! Doch auf der anderen Seite… Wieso sollte es jemals jemand erfahren? Schließlich war er allein. Ganz allein… „Kanon, du bist so erbärmlich“, murmelte er leise vor sich hin als er sich dann letztendlich doch Aois Decke aus dem Schrank holte. Dieselbe Decke, welche Kanon schon damals auf dem Dach Wärme geschenkt hatte. Zwar hatte Aoi sie danach gewaschen gehabt, doch inzwischen roch sie wieder angenehm nach dem Älteren. Etwas glücklicher mit seiner Situation schlenderte Kanon ins Schlafzimmer und kuschelte sich unter die Decke. Er nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Stellte sich einfach für einige Sekunden vor Aoi wäre direkt neben ihm. Wenn er Glück hatte, inspirierten ihn diese Gedanken vielleicht zu Träumen, in denen er den Gitarristen wieder sehen konnte. Trotz dieser harmonischen Illusion, die er versuchte aufzubauen, linste er immer wieder zu seinem Handy, welches er neben sich auf den Nachtisch gelegt hatte. Vielleicht schrieb Aoi ja doch noch… Irgendwann schlief Kanon endlich ein. Ohne die ersehnte SMS. Die SMS kam auch am nächsten Morgen nicht. Was ja eigentlich auch kein Wunder war, schließlich war es in Europa mitten in der Nacht. Aber auch am Morgen danach keine neue Nachricht. Und auch nicht am Morgen danach. Mittlerweile war es der fünfte Morgen nach Gazettes Abreise. Kanon hatte drei Bandproben hinter sich und merkte mal wieder, dass er am Ende eines solchen Tages wesentlich ausgelaugter war als wenn er nur hier an seinem Laptop saß. Die Proben lenkten ihn aber auch mehr von seiner Einsamkeit ab als er gedacht hatte. Die kam allerdings trotzdem immer wieder zurück. Vor allem, wenn er kochte. Er hatte, als Aoi und Reita noch da gewesen waren, nie für sich allein gekocht. Und in den letzten Tagen hatte er oft vor oder nach den Proben mit seiner Band gegessen. Nur jetzt stand er mal wieder am Herd. Es war Mittag und sie hatten beschlossen zwei Tage Pause zu machen. Übermorgen stand ein Fotoshooting an und am Tag darauf ging es mit den Proben weiter. Seufzend warf Kanon dem Handy auf dem Küchentisch einen kurzen Blick zu. Er hatte Aoi noch zweimal geschrieben. Am Tag nach ihrer Abreise und heute Morgen. Es war nichts zurückgekommen und der Bassist hatte sich hoch und heilig selbst geschworen nicht mehr zu schreiben bis er eine Antwort bekam. Aoi musste schließlich einen Grund haben, warum er sich nicht meldete. Ganz egal was für einer es war, Kanon machte es sicher nicht besser, wenn er ihn mit SMS bombardierte. Nachdem sich sein Handy auch nach sekundenlangem Anstarren trotzdem nicht gerührt hatte, wanderte sein Blick weiter zum Kühlschrank, an dem Kanon zwischen einigen weiteren Zetteln den Aufschrieb von Aoi befestigt hatte. Darauf standen die Daten und Orte der Europatour. Er kannte den Plan schon auswendig. Bis gestern waren sie in Deutschland gewesen und heute und morgen hatten sie frei. Wo sie da waren wusste Kanon nicht. Und so langsam glaubte er auch nicht mehr daran, dass man ihm das mitteilen würde. Zumindest nicht durch eine SMS von Aoi. Und dennoch konnte er gegen die Hoffnung nicht ankämpfen. Vielleicht kam ja doch noch eine Nachricht. Doch selbst wenn, konnte er jetzt nicht den ganzen Tag darauf warten! Also machte er sich daran weiter Gemüse klein zu hacken und summte dabei vor sich hin. Er würde auch diesen Tag überstehen! Plötzlich stoppte er mitten in seiner Bewegung und verstummte. Hatte er da gerade ein Geräusch gehört? Kanon versuchte sich zu konzentrieren. Und tatsächlich. Er hörte es wieder. Scheinbar machte sich jemand an der Haustür zu schaffen. Der Bassist bekam leicht Panik. Soweit er wusste hatte nur Kai noch einen Ersatzschlüssel für die Wohnung. Und der stand gerade ganz sicher nicht vor der Tür. Kanon suchte verzweifelt nach einer logischen Erklärung und kam am Ende auf zwei mögliche Szenarien: Einbrecher oder Fangirls, die versuchten einzubrechen. Beides nicht sehr erfreulich. Die Tür ging auf. Ohne weiter zu überlegen, duckte sich Kanon hinter den Esstisch. Immer noch das Messer in der Hand, auch wenn er bezweifelte sich damit wirklich schützen zu können. Kanon hörte Schritte. Er schielte vorsichtig aus seinem Versteck hervor, um den ungebetenen Gast besser betrachten zu können. Leider handelte es sich nicht um ein zierliches Mädchen mit Gazette-Komplex, sondern scheinbar um einen groß gewachsenen Mann. Mehr konnte Kanon nicht erkennen, da der Einbrecher eine Kapuze trug und ihm den Rücken zutrete. Scheinbar hatte der Eindringling damit gerechnet, dass sich niemand in der Wohnung aufhielt, denn er hatte sich nicht einmal umgeschaut. Glück für den Bassisten, denn sein Versteck war nicht gerade schwer zu finden. Aber statt nach Bewohnern zu suchen, ging der Unbekannte geradewegs auf eines der DVD-Regale zu. Kanon unterdrückte ein Seufzen. Darüber wär Reita sicher nicht erfreut. Allerdings war Reitas Befinden gerade Kanons kleinstes Problem. Angespannt sah er dabei zu, wie der Einbrecher immer wieder Filme aus dem Regal zog und sie daraufhin aber wieder zurück stellte. Suchte er etwa nach wertvollen Filmen oder was? Eine andere Erklärung konnte der Bassist nicht finden, egal wie lange er darüber nachdachte. Mittlerweile war der Fremde bei Aois DVDs angekommen. Kanon betete inständig, dass der Ältere keine wertvollen DVDs besaß, denn er wollte ihm später nicht erklären, dass ein Einbrecher die DVDs geklaut hatte, während er selbst unbeweglich unter dem Esstisch gehockt hatte. Als er so darüber nachdachte, kam ihm plötzlich ein ganz anderer Gedanke: Was, wenn der Fremde gar keine Filme suchte? Was, wenn irgendetwas anderes in den Hüllen versteckt war? Drogen oder so! Kanon schüttelte nur eine Sekunden später den Kopf und ermahnte sich selbst. Er begann schon rumzuspinnen! Dabei war er doch eigentlich so gar nicht der Krimi-Fan. Sein Griff um das Messer wurde stärker. Was genau er damit anstellen wollte, wusste er nicht. Immerhin konnte er nicht einfach so auf einen wildfremden Menschen mit einem Messer losstürmen! Einbrecher hin oder her. Und Waffen hatte er an diesem bis jetzt auch noch nicht entdeckt. Suchend sah er sich um. Die Tür zu Aois Zimmer war nur wenige Meter entfernt. Er könnte sich darin verschanzen und einfach warten, bis er wieder alleine war. Aber wenn der Einbrecher eine Wohnungstür aufbekam, dann war eine Zimmertür sicher nicht gerade das größte Problem. Vor allem nicht, wenn er anscheinend wusste – oder dachte – dass niemand im Haus war oder bald zurückkommen würde. Dann hatte er ja alle Zeit der Welt. Gerade als sich Kanon überlegte, ob er seinen Plan nicht doch besser in die Tat umsetzen sollte – schließlich würde ihn der Fremde sofort bemerken, wenn sich dieser umdrehen und einen flüchtigen Blick in den Raum werfen würde -, als ein seltsames Geräusch in Kanons Ohren drang. Ein Blubbern. Sein Kopf schnellte in einer bösen Vorahnung herum und tatsächlich: Die Suppe, in die er das Gemüse hatte werfen wollen, begann zu kochen. Er hatte den Topf natürlich nicht mehr vom Herd gezogen, als er die Geräusche an der Haustür gehört hatte! Ebenso schnell wandte er sich wieder dem Fremden zu, von dem er dank der Tischplatte nur die Beine sehen konnte, und bekam gerade noch mit, wie sich dieser zu ihm umdrehte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)