Verirrt im Herzen von nek0chin (Wenn eine Frau nicht weiß, wen sie lieben soll) ================================================================================ Kapitel 2: Chapter 2 -------------------- Es würde nur noch wenige Tage dauern, dann würde der kleine Curt das Licht der Welt endlich erblicken. Heute war der 15. April, ein ziemlich warmer Tag im Frühling. Hua hatte sich auf die Flanke ihrer Langflüglerdame Mai-Lin gesetzt und genoss die noch ruhigen Minuten in ihrem Leben, die wohl bald für eine Zeit lang zu Ende sein würden. Aber das machte ihr nicht sonderlich viel aus. Nur die Tatsache, dass Adrian zur Geburt nicht da war, machte sie etwas traurig. Er würde mit seiner Formation erst in ein paar Tagen wieder kommen, da diese die Gegend ausspähen sollten und die anderen Drachen, die sonst dafür zuständig waren, schon in einer anderen Gegend spähten. „Sag mal, Hua.“, fing die Drachin an und wandte ihren Kopf runter zu ihrer Reiterin, die aus ihren Gedanken anscheinend aufgeschreckt war, denn etwas verwirrt blickte sich diese um und stammelte etwas Unverständliches vor sich hin. „Wie ist es eigentlich so… dieses Gefühl, dass ein Mensch in dir wächst und später mal durch dich hier auf der Welt sein darf?“ Man merkte, dass sie das interessierte, und die junge Frau lächelte und strich sanft über ihre Flanke. „Das Gefühl ist… wie soll ich sagen… es ist einfach wundervoll. Zu wissen, dass man jemand anderen das Leben schenkt, gibt einen das Gefühl, etwas Grandioses vollbracht zu haben.“, erklärte sie langsam und strich mit ihrer Hand über den kugelrunden Bauch. „Man fühlt sich so, als würde man endlich etwas richtig gemacht haben in seinem Leben, und es ist wirklich unbeschreiblich, so etwas fühlen zu dürfen, glaub mir.“ „Das freut mich zu hören, Hua, und ich freue mich schon, den kleinen Fratz endlich sehen zu dürfen… wie er wohl aussehen wird… wahrscheinlich genauso hübsch wie du, Hua.“ Etwas röteten sich die Wangen der Angesprochenen, doch musste sie dann anfangen zu kichern. „Nun ja, das weiß zwar keiner, aber vielleicht stimmt es ja, deine Vermutung.“ Immer noch kichernd streckte sich die werdende Mutter und gähnte einmal herzhaft. „Weißt du, so ein kleines Nickerchen wäre jetzt genau das Richtige für-“ „Denkst du nur ans Schlafen oder wie seh ich das, Hua?“, ertönte eine Stimme ganz in der Nähe. Verwirrt blickte sich die Braunhaarige um, konnte aber nicht ausmachen, woher die Stimme kam. Aber von wem sie war, das wusste sie ganz genau. Auch Mai-Lin war überrascht darüber, dass sie nichts mitbekam, viel zu sehr war sie mit dem Gespräch von ihrer Lenkerin beschäftigt gewesen. „Zwerg, komm aus deinem Versteck raus. Ich seh dich sowieso nicht.“ „Hätte mich auch gewundert, wenn du mal etwas geseh’n hättest, und hör endlich auf mich Zwerg zu nennen!“ Ein junger Mann kam von der anderen Seite des Drachenkörpers und grinste sie nur frech an. „Ich bin zwar jünger, aber noch lange nicht kleiner als du.“ Sein rotes Haar schimmerte regelrecht im Sonnenlicht und war wie immer strubblig, die Fliegerbrille hing locker um seinen Hals und er wirkte richtig gelassen dadurch. Mit seinem Arm lehnte er sich an den Langflügler und schaute mit seinen Augen durchdringend zu Hua. „Was auch immer, Tao.“, winkte sie nur gelassen ab, aber sie freute sich wirklich, dass der Junge sie mal wieder besuchte. Er war ein sehr guter Freund von ihr und sie kannten sich schon ziemlich lange; damals war sie 14 und er 12. Und nun kannten sie sich vier Jahre, und darüber war sie wirklich froh, vor allem, weil die Freundschaft zwischen den Beiden so gut hielt. „Wie ich sehe, geht es dir und deinem Kleinen gut, hm?“, erkundigte er sich mit einem sanften Lächeln und schaute auf den Bauch der jungen Frau. Diese nickte und ging von Mai-Lins Flanke runter, damit sie genau vor Tao stehen konnte. „Sogar sehr gut, er ist ziemlich, was mich wu-“ Sie stockte, als sie einen sanften Tritt gegen ihren Bauch fühlte. Sie senkte den Blick und schüttelte nur den Kopf. „Ich nehm’s ja schon zurück, du kleiner Wirbelwind.“, beruhigte das kleine Baby in ihrem Bauch und schaute dann zu dem Rothaarigen, der nur so vor sich hin grinste. „ Sei du mal froh, dass du keine Frau bist, mein Lieber.“ „Oh, glaub mir Hua, das bin ich. Wenn ich mich so an deine Gefühlsschwankungen zurück erinnere und du jeden gerne zusammen geschlagen hättest, weil irgendetwas nicht so verlief, wie du es wolltest… ja, ich glaube, auf so etwas verzichte ich gern.“ Auf diese Bemerkung hin zog die Braunhaarige eine Schnute, doch sie wusste ja, dass das nicht böse gemeint war, sondern erstens nur Spaß und zweitens die Wahrheit. Während der ersten Monate der Schwangerschaft war sie ziemlich leicht reizbar und es kam schon vor, dass sie entweder Adrian oder Tao eine runter gehau’n hatte. Zum Glück hatte sich das dann doch bald wieder gelegt, zumindest kam ihr das nicht so lange vor. Für die beiden Männer war es bestimmt eine Tortur, aber das war nun auch egal. Immerhin lag das schon einige Zeit zurück. „Ich glaub, ich muss mir ein wenig die Beine vertreten.“, überlegte sie und schaute dann zu dem Rothaarigen. Grinsend packte sie seine Hand und zog ihn hinter sich her. „Aber Hua, solltest du das jetzt nicht lieber lassen? Denk doch dran, du darfst dich nicht überanstrengen!“, mischte sich sofort die Drachendame ein, doch mit einer leichten Handbewegung winkte die junge Frau das ab. „Ich hab doch Tao bei mir, er passt schon auf, dass mir nichts passiert.“ Ohne überhaupt auf die Antwort zu warten ging die Hochschwangere auch schon weiter voran. Sie selbst wusste auch, dass sie jetzt vor allem vorsichtig sein musste, immerhin könnte das Baby jederzeit auf die Welt kommen. Doch gerade jetzt verspürte sie den Drang, ein wenig über den Stützpunkt zu gehen und einfach das angenehme Wetter zu genießen. Weiter weg ließ sie schließlich Taos Hand wieder los und ging mit einem sanften Lächeln auf ihren Lippen weiter. Der Junge seufzte leise und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. „Weißt du, Mai-Lin hat da schon Recht. Du solltest jetzt wirklich aufpassen, was für Aktivitäten du betreibst.“ „Denkst du, ich bin so blöd und weiß das nicht?“, gab die Angesprochene nur als Antwort, doch das Lächeln schwand nicht. „Ich finde es niedlich, wie ihr euch um mich sorgt, und ich will doch nur ein wenig rum geh’n, ist das denn seit Neustem auch schon verboten?“ Ihm fiel keine gute Antwort ein, deswegen schwieg er einfach und ging weiter neben ihr her. Triumphierend ging die junge Frau den Pfad entlang und genoss das Wetter. „Und? Wie lange glaubst du, hält es dein Nachwuchs noch aus?“, erkundigte sich Tao, schließlich wollte er nicht stillschweigend neben ihr her laufen, sonst hätten sie genauso gut bei Mai-Lin bleiben können. „Ich denke beziehungsweise hoffe noch so lange, bis Adrian wieder da ist… ich möchte ihn an meiner Seite haben, wenn es so weit ist. Ich meine, es wird ja unsere Familie.“, antwortete Hua leise. „Aber ich bin mir sicher, dass es nicht mehr allzu lang dauern sollte… höchstens drei Tage, länger sicher nicht.“ Doch ihre Vermutung schlug schnell um, als sich ein krampfartiger Schmerz durch ihren Körper breitete. Abrupt blieb sie stehen und hielt sich den Bauch. Das war nun wirklich der schlechteste Scherz, den sie sich vorstellen konnte. „Hua?“ Der Rothaarige blieb sofort stehen und schaute besorgt zu seiner guten Freundin. “Was hast du denn?“ Die Angesprochene schwieg fürs Erste, doch schaute sie dann mit einem gequälten Lächeln zu ihm auf und meinte nur: „Ich glaub, es ist soweit.“ Es waren große Schmerzen, die sich durch den Körper der Braunhaarigen zogen. Die Wehen waren eingetreten, und sie verfluchte diesen Zufall, denn immer, wenn sie über irgendetwas redete, was in Zukunft passieren sollte, passierte dann unwillkürlich wenige Momente danach. Nachdem sie den Satz zu Ende gesprochen hatte, machte sie sich zusammen mit Tao auf zum Stützpunkt, um einen Arzt aufzusuchen. Nun lag sie schon seit ein paar Stunden in einem Bett, wie lange sie schon genau da lag, wusste sie nicht. Eigentlich war ihr das auch ziemlich egal, aber sie hoffte nur inständig, dass diese ganze Tortur bald zu Ende sein würde. Der Arzt fragte sie immer wieder, ob es ihr gut ging und ob die Dauer zwischen den Krämpfen immer kürzer wurde. Irgendwie nervte sie das leicht, aber es war wichtig, dass zu wissen. So konnte man dann ungefähr sagen, wann man anfangen musste, die Geburt einzuleiten. Leicht verkrampften sich ihre Finger in den Lacken des Bettes, als wieder ein neuer Krampf kam. Nun waren die Abstände nur noch gut zwei Minuten voneinander entfernt. Tao hatten sie wieder weggeschickt, aber ihr wäre es lieber gewesen, wenn er mit da geblieben wäre. Hauptsache irgendjemand in ihrer Nähe, den sie wirklich gern mochte. Damit sie nicht alleine war… Tief atmete die junge Frau ein und aus und schloss die Augen. „Ich wünschte, du wärst jetzt da, Adrian…“, murmelte sie leise und sie merkte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie konnte jetzt nicht einteilen, ob es wegen den Krämpfen war oder wegen der Tatsache, dass sie gerade allein war, aber sie war sich ziemlich sicher, dass es wegen dem Zweiteren war. Nichts sehnlicher wünschte sie sich gerade, ihren Freund an ihrer Seite haben zu dürfen, der ihre Hand hielt und ihr Beistand leistete, ihr zuflüsterte, dass es halb so schlimm sein würde und er bei ihr wäre. Die Tür ging auf, das hörte sie. Wahrscheinlich war gerade eine der Helferinnen gekommen und half dem Arzt noch bei den Vorbereitungen. Doch als sie eine sanfte Berührung an ihrer Hand spürte, öffnete sie die Augen, und zu ihrer Verwunderung sah sie in das liebevolle Gesicht Adrians, der außer Atem neben ihrem Bett kniete und sie anschaute. Einige Schweißperlen rannen über seine Stirn, anscheinend war er hier her gerannt. „Was… was machst du denn hier?“, fragte die Braunhaarige total verwirrt, doch sie war wirklich froh darüber, dass er da war. „Ich dachte, du kommst erst in ein paar Tagen…“ „Das hätte ich auch gedacht, doch es ist schneller gegangen, als ich gedacht habe.“, antwortete der Blonde mit einem liebevollen Lächeln und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. „Erst war ich bei uns zu Hause, aber Mai-Lin hat gesagt, du bist unterwegs, ein wenig die Beine vertreten. Also hab ich dich gesucht, und dabei hab ich Tao getroffen, und er hat mir gesagt, wo ich dich finden kann und was los sei. Schließlich will ich doch nicht verpassen, wie unser Kind auf die Welt kommt.“, fügte er noch mit einer freudigen Stimme hinzu. Eine Träne lief über Huas Wange. Sie freute sich so sehr, dass er hier war. Wenigstens machten die Zufälle ein paar Mal etwas richtig. „Ich bin so froh, dass du da bist…“, flüsterte sie leise, doch ein schmerzerfülltes Keuchen drang aus ihrer Kehle, als wieder ein neuer Krampf aufkam. Sie waren nicht mal mehr eine Minute voneinander entfernt, also hieß es, dass es bald soweit sein würde. Auch der Arzt merkte das. „Gut, Miss Xing. Nun bitte ich Sie, dass Sie tief ein und aus atmen, immer regelmäßig.“ Mit einem Nicken machte die Angesprochene das, was ihr gesagt wurde, und drückte dabei fest die Hand des jungen Mannes. Dieser lächelte und strich über ihre Stirn. „Das packst du schon, Hua… ich bin bei dir.“ Immer wieder flüsterte er diese Worte, während der Arzt sie dazu dirigierte, die Beine aufzustellen und zu spreizten, damit er ungefähr sagen konnte, wann sie anfangen konnte, zu pressen. Die junge Frau drückte ihren Kopf fester in das Kissen, die Schmerzen waren einfach unerträglich. „Gut so, Miss Xing. Die Fruchtblase ist auch schon geplatzt. Sie machen das hervorragend. Bei der nächsten Wehe fangen Sie an zu pressen, und das Atmen dabei nicht vergessen!“, dirigierte der Arzt weiterhin. Hua konnte nichts sagen. Viel zu sehr taten diese verdammten Krämpfe weh. Das war doch wirklich zum verrückt werden! „I…ich hab Angst… Adrian…“, keuchte sie leise und krallte ihre Finger schon regelrecht in seine Hand, was sie jedoch nur im Unterbewusstsein wirklich realisierte. „Shht…“ Der Angesprochene strich weiter über ihre Hand. „Das musst du doch nicht… ich bin doch hier bei dir… alles wird bald vorbei sein, Hua, das verspreche ich dir.“ Das war leider leichter gesagt, als getan. Sie hatte einfach Angst, dass irgendetwas schief ging und dann alles doch noch komplizierter wurde als geplant. Eigentlich musste sie diese gar nicht haben, schließlich war sie eine gesunde, junge Frau. Aber das alles hatte nur wenig auszusagen. Hua hatte schon öfters von ihrer Schwester gehört, wie Frauen bei der Geburt gestorben waren, auch wenn sie noch so gesund waren wie eh und je. Vielleicht hatte sie davor Angst. Es war gut möglich, das wollte sie gar nicht abstreiten, aber sich wirklich so rein steigern? Sie würde damit Niemandem einen Gefallen tun. Dem Arzt nicht, Adrian nicht und vor allem nicht sich selbst. Also musste sie wohl oder übel auf die Aussage ihres Freundes hören. Eigentlich wollte sie ihm für das alles noch danken, doch der Arzt fing an zu sprechen. Dieser hatte sich an das Bettende gesetzt und schaute auf ihren Geschlechtsteil. „Ihr Muttermund ist weit genug geöffnet. Bei der nächsten Wehe pressen Sie so fest Sie können, und vergessen Sie nicht, dabei gleichmäßig zu atmen.“, erklärte er weiter und schaute zu ihr hoch. Nickend bestätigte sie seine Erklärung und tat das, was ihr gesagt worden war, als die nächste Wehe eintrat. Ein Baby schrie und der Schmerz hatte aufgehört. Schweiß perlte sich auf ihrer Stirn und rann langsam ihr Gesicht hinunter. Hua atmete tief ein und aus, war aber von alle dem ziemlich erschöpft. Tränen der Freude und der Erleichterung hatten sich in ihren Augen gebildet, als sie das kleine Geschöpf sah, welches der Arzt in den Armen hielt. Eine Helferin kam und wickelte es in ein Tuch, nachdem die Nabelschnurr zwischen Mutter und Kind durchgeschnitten wurde. Die Geburt verlief sehr gut, es gab keine großen Komplikationen. „Herzlichen Glückwunsch.“, lächelte der Arzt und legte das Baby auf den Bauch der jungen Mutter. „Es ist ein Junge.“ Mit einem erschöpften Lächeln schaute sie auf das kleine Geschöpf und strich sanft über dessen Kopf, ein leises Quengeln drang aus seiner Kehle, doch war er sonst ziemlich ruhig. Auch Adrian strahlte bis über beide Ohren. „Hallo, mein Kleiner…“, flüsterte er leise und strich über den Kopf des Kleinen. Er lehnte seinen Kopf an die Schulter der jungen Frau und unterdrückte die aufkommenden Freudetränen so gut es ging, doch die ein oder andere bahnte sich über seine Wange. „Er sieht genauso aus wie du, Hua.“ Die Angesprochene lächelte nur müde und strich weiter über den kleinen Kopf ihres Sohnes. „Unser kleiner Curt ist nun endlich da…“, flüsterte sie leise und küsste den jungen Mann neben sich auf die Stirn. „Nun sind wir endlich eine richtige Familie.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)