Bokura no Mirai von StarKnight_Yomi (Ein Ende ist auch immer der Anfang von etwas Neuem) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Maya saß alleine in seinem Wohnzimmer und brütete über ein paar neuen Songs. Nebenher ließ er immer noch die Flimmerkiste laufen. Zwar ohne Ton, da ihn dies nur ablenken würde, aber die meisten Anime-Folgen, die zurzeit liefen kannte er ohnehin schon. So lachte er hier und da über die dämlichen Gesichter der Figuren und versuchte schon beinahe fieberhaft neue Texte zu schreiben. Die Zeit wurde langsam knapp, da die Plattenfirma schon anfing Druck zu machen. Schließlich sollte bald ein neues Album erscheinen. Seit bereits einer Woche hatten er und Aiji nun schon nicht mehr geprobt oder an neuen Songs gearbeitet. Der Kleinere lag mit einer heftigen Grippe im Bett. Obwohl der Blonde wusste was für ein Workaholic der Andere war, hatte er es geschafft Aiji zuerst zum Arzt zu schleppen und anschließend ein striktes Arbeitsverbot für den Dunkelhaarigen durchzusetzen. Maya war damals wirklich stolz auf sich gewesen. Dass Aiji tatsächlich mal auf ihn gehört hatte, war schon beinahe ein Wunder. Es musste ihm also wirklich schlecht gehen, wenn er sich so schnell hatte breitschlagen lassen. Obwohl der Druck auf sie, und im Moment mehr auf ihn, immer stärker wurde, wusste er, dass man den Kleineren jetzt noch nicht ins Studio schleifen sollte. Maya schüttelte den Kopf. „Nein, die Gesundheit eines Bandmembers geht definitiv vor.“ dachte er und versuchte sich weiterhin auf die Texte zu konzentrieren. Schließlich musste die Zeit, die sie wegen der Krankheit des Älteren verloren hatten, ja auch irgendwie wieder aufgeholt werden und dass Aiji sich kurz nach seiner Genesung wieder heftig in die Arbeit stürzen musste, wollte er auch nicht. Ein Rückfall war da ja immer hin nicht ausgeschlossen. Aber dies war nur einer der Gründe warum der Blondschopf sich so verbissen in die Arbeit stürzte. Ein anderer war Aiji selbst. Maya wollte etwas vorweisen können und den Kleineren beeindrucken, wenn er wieder gesund war. Ihm zeigen, dass er nicht nur untätig herumgesessen hatte, gespielt und seine heißgeliebte Lollisammlung vergrößert hatte. Maya liebte zwar Süßigkeiten aller Art, aber Lollis liebe er eindeutig am meisten. Man sah den Blondschopf nie ohne einen und wenn, dann hatte er die ganze Zeit über schlechte Laune bis er einen bekam. Langsam begann es sich in Mayas Kopf zu drehen. „OK, eine kleine Pause wird mir sicher mal ganz gut tun.“ seufzte er, bereits ziemlich erschöpft. Nach einer Weile erhob er sich und ging in die Küche um sich Teewasser aufzusetzen. Gemütlich nahm er seine Teekanne und goss Wasser hinein, um sie anschließend auf den Herd zu stellen. Nachdem er auch seine Teetasse vorbereitet hatte, schlenderte er in sein Schlafzimmer um aus seiner Kommode, die direkt neben seinem Bett stand, einen Lolli zu holen. „Hm, welchen nehm ich denn jetzt? Die sind alle lecker.“ freute er sich beim Begutachten seiner Sammlung. Völlig in Gedanken darüber, welchen Lolli er nun haben wollte, schreckte er plötzlich hoch als das Pfeifen des Teekessels ertönte. Schnell rannte er zurück in die Küche um das kochende Ding vom Herd zu nehmen und diesen auszuschalten. Anschließend goss er das zischende Wasser in seine Tasse mit der Teemischung. Ein angenehmer Geruch nach Gummibärchen verbreitete sich. Den Tee hatte er mal von einem Fan geschenkt bekommen. Er schmeckte einfach herrlich und machte ihm jedes Mal wieder aufs Neue gute Laune. Nach einigem Warten nahm er den Teebeutel, warf ihn in die Spüle und ging zurück ins Wohnzimmer. Den Rest konnte er ja auch noch nachher wegräumen. Maya schaltete den Ton des Fernsehers wieder an. Er musste sich jetzt einfach ein bisschen entspannen. Seit gut 7 Stunden hatte er nun schon an den Songs gearbeitet. Irgendwann musste er sich auch mal eine Pause gönnen. Während er weiter genüsslich seinen Tee schlürfte, dachte er daran was Aiji jetzt wohl machte und ob es ihm bereits besser gehen würde. Er sorgte sich sehr um den Älteren. Nicht nur als Kollegen, sondern auch weil der Kleinere sein Freund war. Wie gerne würde er jetzt mit ihm proben gehen, aber das ging ja leider nicht. Schließlich nahm er die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Seinen Tee hatte er mittlerweile auch ausgetrunken und brachte die Tasse zurück in die Küche. Auf einmal ließ der Blonde einen Schrei los. „Das ist es! Ich werde Aiji einfach einen Krankenbesuch abstatten. Da wird er sich bestimmt freuen. Am besten ich hole im Supermarkt noch eine Suppe, damit der Gute auch schnell wieder gesund wird.“ rief der Blondschopf sich selbst zu. Er stellte die Tasse zu dem, bereits in die Spüle gefeuerten, Teebeutel und rannte ins Bad. Ein bisschen Styling musste ja schließlich auch sein. Nach 10 Minuten stand er fertig im Flur und zog sich seine Schuhe an, griff nach Schlüsseln und Jacke und verschwand nach draußen. Nach nicht einmal 2 Minuten, kam er jedoch schon wieder hineingestolpert um noch zwei Lutscher, einen für sich und einen für Aiji, zu holen und war kurze Zeit später auch schon wieder fröhlich pfeifend verschwunden. Der Wind pfiff kalt und scharf durch die Häuserschluchten. Obwohl das Klima für Ende November noch relativ mild war, so trug der Wind immer wieder die eisige Luft in die Stadt. Maya zog den Kragen seiner Jacke ein Stückchen höher. „Ist doch kälter als ich gedacht hab.“ murmelte der Blondschopf, während ihn ein leichtes Frösteln durchzog. Die Straßen waren glücklicherweise relativ leer. Die ersten Kinder kamen zwar bereits von der Schule, aber die meisten Menschen würden um diese Zeit wahrscheinlich noch arbeiten oder in der Schule die Nachmittagskurse besuchen. Maya konnte also in Ruhe durch die Gassen schlendern. Hin und wieder blieb er an dem einen oder anderen Laden stehen und schaute sich die neusten Modetrends in den Schaufenstern an. Endlich war er beim Kombini angekommen und schlüpfte blitzschnell durch die, sich noch nicht völlig geöffneten, Türen ins Innere des Supermarktes. Der Blondschopf öffnete seine Jacke, da der Kombini doch recht gut beheizt war und er nicht auch noch eine Grippe riskieren wollte. Er schlurfte durch die Gänge, vorbei am Obst und Gemüse und all den anderen Dingen in Richtung der Dosensuppen. Vor ihm baute sich schließlich ein riesiges Regal mit einer großen Auswahl an verschiedenen Produkten auf. „Oh, Mann. Da gibt’s aber viele Sorten. Welche Aiji wohl am liebsten mag?!“ überlegte Maya, während er sich alle Suppen genau ansah. Als er noch ein Kind gewesen war, hatte er, wenn er krank war immer eine Hühnersuppe mit Nudeln und viel Gemüse bekommen. Allerdings hatte die seine Mutter immer selbst gekocht. Seine Kochkünste wollte er dem Älteren nun wirklich nicht antun. Wahrscheinlich würde er davon nur noch kränker werden und die Grippe war nun wirklich schon schlimm genug. Während er vor dem Regal stand um die verschiedenen Sorten zu inspizieren und sich nicht zwischen ihnen entscheiden konnte, sprach ihn plötzlich ein junges Mädchen an. „Entschuldigen Sie, aber kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“ Maya schaute sie zuerst ein wenig verdutzt an. Er musste wohl schon ziemlich lange vor den Suppen gestanden haben, wenn die Verkäuferin schon auf ihn aufmerksam wurde. „Hm, na ja…“ begann er. „Wissen Sie, welche Suppe am besten bei einer Grippe ist?“ fragte er schließlich nach einigem Zögern. „Nun ja, da würde ich Ihnen eine Hühnersuppe empfehlen.“ antwortete die junge Verkäuferin freundlich, war jedoch von dieser Frage sichtlich überrascht. Maya begann ein wenig rot anzulaufen. Sie hatte ihn wohl nicht so ganz verstanden. „Ja, daran hatte ich auch schon gedacht, aber es gibt ja so viele Sorten. Ich möchte sie gerne einem Freund bringen, aber ich weiß leider nicht wie sie schmecken und irgendeine, die ihm hinterher gar nicht schmeckt, will ich ja auch nicht kaufen.“ „Ach so, ich verstehe.“ lächelte sie ihn an und wendete sich dem Regal zu. Nachdem sie kurz über die Produkte geschaut hatte, beugte sie sich nach unten und nahm eine Dose heraus. „Also, da würde ich diese nehmen. Die esse ich auch immer, wenn ich krank bin. Bei dieser Marke können Sie eigentlich nichts falsch machen. Jeden den ich kenne, schmeckt sie auch.“ lächelte die Verkäuferin ihn an und reichte ihm die Dose. „Oh, vielen Dank.“ Maya fing sofort wieder an zu strahlen. „Hätte ich Sie gleich gefragt, hätte ich eine Menge Zeit gespart. Nächstes Mal komme ich sofort zu Ihnen.“ lächelte er sie fröhlich an und nahm die Suppe entgegen. Die Verkäuferin nickte nur und verschwand zu einem anderen Regal. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlenderte er also in Richtung der Kasse. Diesmal jedoch ließ er, obwohl er direkt an ihnen vorbeiging, die Süßigkeiten links liegen und stand nicht wie sonst stundenlang davor. Er hatte ohnehin schon genug Zeit bei der Suppe verschwendet. An der Kasse staunte er dann nicht schlecht, als man ihm sagte, dass die Dose 500 Yen kosten solle. Maya bezahlte sie trotzdem und ging anschließend immer noch ein wenig geschockt über den Preis nach draußen. Also, wenn Aiji davon nicht gesund wurde, dann würde wohl gar nichts mehr helfen, bei dem Preis. Der Blondschopf schloss seine Jacke und ging weiter in Richtung der Bahnstation. Er hatte jetzt keine Lust mehr zu laufen. Der Weg zu Aiji war zwar so gesehen nicht mehr weit, aber mit der Bahn war es eben bequemer. Vorausgesetzt es herrschte kein Berufsverkehr, wo alle Bahnen restlos überfüllt waren. Aber das würde wohl jetzt noch nicht der Fall sein. Während er so durch die Straßen schlurfte, dachte er immer noch reichlich geschockt, über die Suppe, die er eben gekauft hatte, nach. Endlich erreichte er den Bahnhof und stand schließlich an dem Gleis an dem sein Zug ankommen sollte. Nach einigem Warten nahm er die Dose aus der Tüte und begutachtete sie von allen Seiten. „Was daran wohl so besonderes ist?“ dachte er „Bei 500 Yen. Ob sie wohl von irgendeinem berühmten Meisterkoch entwickelt worden ist, dass die so teuer ist?! Aussehen tut sie wie jede andere Dosensuppe auch. Na ja, hoffentlich schmeckt sie Aiji wenigstens auch.“ Maya war völlig in seine Gedankenwelt versunken, dass er noch nicht einmal mitbekam wie er von jemandem gerufen wurde. Plötzlich fasste ihn jemand an seine Schulter. „Oh, Mann. Jetzt ruf ich hier schon die ganze Zeit, aber du bekommst ja gar nichts mit.“ hörte er eine Stimme hinter sich völlig außer Atem keuchen. Maya wendete sich erstaunt in die Richtung aus der die Stimme kam. War er tatsächlich so in Gedanken an Aiji und die Suppe gewesen, dass er die Rufe nicht mitbekommen hatte? Wortlos starrte er sein Gegenüber an. „Jetzt sag nicht, du weißt nicht mehr wer ich bin?!“ kam es schon beinahe enttäuscht von den Lippen des Anderen, der diese auch sogleich zu einer Schnute verzog. Wieder in der Realität angekommen, antwortete der Blondschopf schnell: „Doch, doch, natürlich. Ich war nur ein wenig überrascht dich hier zu treffen. Ich dachte, du wärst noch auf Tour, Miyavi.“ „Ja, war ich auch. Ich bin gestern erst zurückgekommen und wollte jetzt ein wenig shoppen gehen und mir vielleicht in einem Cafe eine heiße Schokolade gönnen. Wir haben uns jetzt so lange nicht mehr gesehen, hättest du nicht Lust mitzukommen? Ganz wie in alten Zeiten oder?!“ Als Miyavi dies sagte, begann Maya unweigerlich zu lächeln. Es war wirklich schon eine sehr lange Zeit vergangen, seit die beiden sich das letzte Mal gesehen und Zeit miteinander verbracht hatten. Doch noch bevor er darauf antworten konnte ertönte die Lautsprecherdurchsage. „Sehr geehrte Fahrgäste, am Gleis 2 fährt der Zug in Richtung S. in wenigen Minuten ein. Bitte halten Sie ausreichend Abstand von der Bahnkante.“ Der Blondschopf schaute sich um. „Oh, das ist ja mein Zug.“ stellte er überrascht fest. „Miyavi, tut mir wirklich Leid, aber ich bin gerade auf dem Weg zu Aiji, weißt du?!“ sagte Maya etwas verlegen, hatte er sich doch so sehr über die Einladung gefreut. „Ach, ihr probt heute?“ „Nein. Aiji ist krank. Ich wollte ihn mal besuchen und ihm eine Suppe vorbeibringen.“ Laut fuhr der Zug in den Bahnhof ein und kam schließlich mit Quietschen vor ihnen zum Halten. „Ach so. Na ja, dann vielleicht ein anderes Mal. Wir sind ja beide nicht aus der Welt und meine E-Mail-Adresse und so hast du ja noch. Also, wenn du Zeit hast, sag einfach Bescheid. Ich werd die nächsten Wochen wohl noch in der Stadt sein.“ sagte Miyavi fröhlich, obwohl er eigentlich traurig darüber war, dass Maya keine Zeit hatte, aber so war der Jüngere nun mal. „Ja, sicher. Ich werd mich die nächsten Tage mal bei dir melden. Bis dann.“ rief Maya noch schnell, bevor er in den Zug stieg und Miyavi am Bahnsteig zurückließ. Die Türen schlossen sich und Maya suchte sich schnell noch einen Sitzplatz. War das schön gewesen, Miyavi wieder zu sehen. Gerne wäre er mit ihm gegangen, aber sein Plan sah „leider“ anders aus. Er wollte doch zu Aiji. Sie waren zwar nicht verabredet gewesen, aber der Blondschopf würde sich einfach schlecht fühlen, wenn er ihn nicht mal besuchen würde. Traurig war er trotzdem irgendwie. Als er aufschaute bemerkte er eine junge Frau, die ihm gegenübersaß. Neben ihr zappelte ein kleiner Junge. Vermutlich ihr Sohn. Maya begann beim Anblick des Kleinen zu lächeln, erinnerte er ihn doch stark an Miyavi. Der konnte genauso wenig, egal wie lange die Fahrt dauerte, nie lange stillsitzen. Auf Tour war es immer besonders schlimm gewesen. Man musste ihn einfach immer irgendwie beschäftigen. Die junge Frau bemerkte, dass sie von Maya beobachtet wurde und wendete sich dem Jungen zu. „Hiro, jetzt sei doch bitte ein wenig leiser. Du störst die anderen Leute im Zug.“ Danach wendete sie sich an Maya. „Es tut mir Leid, wenn er Sie stört. Er ist leider ein ziemliches Energiebündel.“ entschuldigte sie sich bei ihm über das Verhalten ihres Sohnes. „Oh, nein. Ist schon in Ordnung.“ wehrte der Blondschopf ab. „Er erinnert mich nur so sehr an einen Freund von mir. Jungs in seinem Alter sollten doch so sein.“ lächelte er sie an. Es gefiel ihm sogar irgendwie dem Kleinen zuzusehen. Ob Miyavi in seinem Alter wohl auch schon so gewesen war? Vermutlich ja. Miyavi war wahrscheinlich schon damals kaum zu halten gewesen. Wieder begann der Blondschopf beim Gedanken an Miyavi zu lächeln. „Mami, ich hab Hunger. Kann ich was Süßes haben?“ „Ich hab nichts dabei. Da musst du wohl noch warten bis wir zu Hause sind.“ „Aber das dauert doch noch so lange.“ maulte der Junge. Maya sah den Beiden noch eine Weile zu. Schließlich griff er in seine Tasche und holte einen der Lollis, die er eigentlich für Aiji und sich mitgenommen hatte, heraus. Nach einigem Zögern reichte er einen dem Jungen. „Wenn du willst, kannst du ihn haben.“ „Wirklich?!“ Der Junge fing sofort an zu strahlen. Er sah kurz zu seiner Mutter, die ihm noch zunickte bevor er nach dem Lutscher griff. Schnell riss er das Papier auf und schob ihn sich in den Mund. „Vielen Dank.“ brachte er dann schließlich doch noch unter genüsslichem Schmatzen heraus. „Nächster Halt M.“ ertönte plötzlich eine Stimme. Maya stand auf und wollte gerade in Richtung Tür gehen, da nun seine Haltestelle kam, als die junge Frau fragte: „Wie viel bekommen Sie denn dafür?“ Sie wühlte bereits in ihrer Tasche und nahm ihren Geldbeutel heraus. Maya sah sich zu der Frau und dem Jungen um, während der Zug langsam in den Bahnhof einfuhr und schließlich zum Stehen kam. Als die Türen sich öffneten rief er ihr mit einem Lächeln und einem kurzen Blick auf den fröhlich schmatzenden Jungen zu: „Ist schon OK. Ich hab meinen Lohn schon bekommen.“ Bevor sie darauf noch irgendetwas erwidern konnte, war er auch schon aus dem Zug gesprungen und in Richtung des Ausgangs gelaufen. --------------------------------------------------------------------------------- *500 Yen entsprechen etwa 4€, je nach Wechselkurs Kapitel 2: ----------- Maya lief weiter in Richtung des Ausgangs ohne auch nur noch ein einziges Mal zurückzublicken. „Was für ein filmreicher Abgang eines Helden.“ dachte er schmunzelnd, als er noch einmal seine Szene beim Verlassen des Zuges Revue passieren ließ. Das verdutzte Gesicht der jungen Frau und das Grinsen des Jungen hatte er nicht mehr gesehen, konnte es sich jedoch bildhaft vorstellen. „Vielleicht war das doch ein bisschen zu dick aufgetragen?! Immerhin war es ja nur ein Lutscher. MEIN Lutscher, aber trotz allem, dennoch nur ein Lutscher.“ schoss es dem Blondschopf durch den Kopf. Die beiden konnten ja nicht wissen wie verrückt der Blonde nach Lollis war. Dennoch, er war glücklich darüber, dass er dem Jungen seinen Lolli gegeben hatte, auch wenn er ihn gerne selbst genascht hätte. Glücklicherweise hatte er ja noch genug in seiner Kommode. Also konnte er eine Trauerfeier wegen des verlorenen Lollis ja auch ausfallen lassen. Für gewöhnlich gab er niemandem etwas von seinen Süßigkeiten und schon gar nicht von seinen Lollis ab. Aiji bekam dieses Mal nur einen, weil er krank war. Aber sonst… Noch nicht einmal Miyavi, der ein mindestens genauso großes Leckermäulchen wie Maya war, hatte es während ihrer gemeinsamen Zeit geschafft ihm einen Lutscher abzunehmen, ohne gleich ein Drama zu erzeugen. Ja, der Blondschopf war wirklich verrückt nach Süßigkeiten. Als Maya endlich den Bahnhof verlassen hatte und einige Schritte hinausgegangen war, bemerkte er, dass es langsam anfing zu nieseln. Er hob eine Hand und schaute hinauf in den Himmel. Dieser war mit dunklen, grauen Wolken behangen aus denen die Tropfen herabfielen. Einige landeten sanft auf seiner Hand. „Es war doch gar kein Regen für heute gemeldet worden.“ dachte er, als ihm einfiel, dass er keinen Regenschirm eingepackt hatte. Aiji wohnte zum Glück nur zwei Straßen vom Bahnhof entfernt. Der Blondschopf setzte sich sofort in Bewegung und rannte die Straßen hinunter, bis er am Wohnhaus des Älteren angekommen war. Mittlerweile war auch der Regen stärker geworden und hatte sich, in der kurzen Zeit, in ein ziemliches Unwetter verwandelt. Völlig außer Atem betätigte er die Klingel. Kurze Zeit später krächzte auch schon eine heisere Stimme in die Gegensprechanlage. „Hallo?! Wer ist da?“ Maya, noch immer ziemlich außer Atem, keuchte nur kurz: „Hi-hi-hier ist Maya. Kannst du bitte aufmachen?“ Schon hörte er das Surren des Türöffners und trat ein. Der Blondschopf lief zum Fahrstuhl und fuhr damit hoch in die 4. Etage, in der Aijis Wohnung lag. Dieser stand bereits in seiner Wohnungstür, um den unerwarteten Besuch zu empfangen. Doch noch bevor der Dunkelhaarige irgendetwas sagen konnte, begrüßte Maya ihn auch schon mit den Worten: „Was machst du denn hier? Du bist doch krank. Hier draußen ist es doch viel zu kalt.“ Aiji grinste nur. Eigentlich war das ja seine Frage gewesen. Stumm zog er den Schal, den er um den Hals geschlungen hatte, ein wenig enger und bedeutete dem Jüngeren einzutreten. Dieser kam der Einladung natürlich sofort nach. In der Wohnung zog er zuerst die Jacke aus und hing sie an die Garderobe. Während er seine Schuhe auszog und säuberlich zu denen von Aiji stellte, fragte der Ältere plötzlich: „Sag mal, was machst du hier? Und was bringst du mir da überhaupt für ein Wetter mit? Das ist aber nicht gut für meine Gesundheit.“ Maya schaute kurz auf und grinste. Aiji schien wohl immer noch nicht so ganz auf dem Damm zu sein. „Das ist nicht das einzige was ich mitgebracht hab.“ antwortete der Blonde und hielt dem Anderen die Tüte unter die Nase. „Was ist das?“ „Schau doch rein.“ forderte Maya ihn auf. Aiji nahm die Tüte vorsichtig entgegen und schaute hinein. „Eine Dose? Was hat Maya denn nun schon wieder vor?“ dachte der Ältere und nahm die Dose aus der Tüte. Noch bevor er sie sich richtig angesehen hatte, um zu erkennen um was es sich bei der Dose handelte, sagte Maya auch schon: „Ich hoffe, du hast Hunger. Die Verkäuferin hat extra gesagt, dass sie sehr gut sein soll.“ Den Preis verschwieg er bewusst. Aiji würde ihn wahrscheinlich für verrückt erklären, wenn er wüsste wie viel der Jünger dafür ausgegeben hatte. „Danke.“ hustete der Ältere nur noch und ging in Richtung der Küche. Maya folgte ihm und sah zuerst nur dabei zu, wie Aiji das Geschirr aus den Schränken räumte und die Suppe in einen Topf füllte. Maya nahm ihm schließlich das Geschirr ab und begann den Tisch zu decken. Nachdem sie beide lange genug geschwiegen hatten, durchbrach Maya die Stille. „Du, Aiji. Es tut mir Leid. Hörst du?“ „Was meinst du?“ fragte der Dunkelhaarige überrascht. „Na, dass ich nicht schon früher gekommen bin. Ich wollte ja, aber ich dachte, dass du jetzt deine Ruhe brauchst und deswegen bin ich erst jetzt hier.“ Aiji nahm den Topf vom Herd. Schließlich sollte die Suppe, die Maya extra für ihn gekauft hatte, ja nicht anbrennen. Der Jüngere stand immer noch mit dem Rücken zu ihm. Aiji ging auf ihn zu und nahm ihn von hinten in seine Arme. „Ist schon OK. Ich wäre sowieso kein guter Gesprächspartner gewesen. Entweder hab ich geschlafen oder wenn ich wach war, dann hab ich sowieso kein Wort rausbekommen. Zumindest keines, das ein normaler Mensch verstanden hätte. Außerdem, bist du jetzt hier und darüber freue ich mich wirklich sehr.“ versuchte der Kleinere, so sanft es seine Stimme zuließ, zu sagen. „Ach, Aiji.“ Maya drehte sich blitzschnell um und nahm ihn ebenfalls in seine Arme. Seinen Kopf legte er auf der Schulter des Älteren ab. Er sollte seine Tränen nicht sehen. Aiji verstand nicht so ganz was gerade vor sich ging. War es für den Jüngeren wirklich so schlimm gewesen, dass sie sich eine ganze Woche lang nicht gesehen hatten?! Der Ältere strich dem Blondschopf sanft über den Rücken, um ihn zu beruhigen. Er konnte ja nicht wissen, dass es Maya kurze Zeit vorher noch Leid getan hatte, dass er zu ihm wollte. Diese Tatsache nagte im Moment sehr an dem Jüngeren. Wie hatte er auch nur eine Sekunde daran denken können? Auch wenn es Miyavi war, denn er schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Das war doch noch lange kein Grund zu denken: „Leider muss ich einen kranken Freund besuchen.“ Obwohl Aiji ihm nicht ins Gesicht sehen konnte, da der Blonde es immer noch auf seiner Schulter ruhen ließ, bemerkte er, dass der Jüngere weinte. Immer wieder hörte er Mayas zaghaftes Schluchzen. Der Dunkelhaarige sagte nichts. Er strich dem Blondschopf nur immer weiter beruhigend über den Rücken, um ihm zu zeigen, dass es gut war. Eine ganze Weile standen sie nun schon so da und hielten einander in den Armen. Mit der Zeit wurde das Schluchzen immer schwächer, bis es schließlich irgendwann völlig verstummte. Sie ließen einander los und Maya ging einen Schritt zurück. „Tut mir Leid. Jetzt hab ich dir auch noch deinen Pulli eingesaut.“ murmelte der Blondschopf mit einem verlegenen Grinsen, während er die restlichen Tränen mit dem Ärmel seines eigenen Pullovers wegwischte. Aiji griff daraufhin in seine Hosentasche und fischte ein Päckchen Taschentücher heraus und reichte es Maya. Was war nur mit dem Blonden los, dass es ihn so aus der Fassung brachte? Aiji begann sich langsam ein wenig Sorgen um den Jüngern zu machen. So hatte er ihn immerhin noch nie erlebt. Ob in der letzten Woche etwas vorgefallen war? Der Dunkelhaarige versuchte seine Sorgen hinter einem Lächeln zu verstecken. Immerhin wollte er Maya nicht noch weiter verunsichern. „Oh, nein! Die Suppe!“ rief der Blondschopf plötzlich und stürzte schon förmlich in Richtung des Herdes. „Keine Sorge. Ich hab sie vorhin runter gestellt. Ich wollte ja nicht, dass sie anbrennt.“ sagte Aiji und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Der Blondschopf atmete erleichtert auf. „Ist irgendwas damit?“ „Nein, wieso?“ „Na, wenn du so ein Theater nur wegen einer Suppe machst, dann muss doch irgendwas Besonderes dran sein, oder?!“ Maya sah den Anderen überrascht an. Er hätte zwar damit rechnen müssen, dass Aiji auf Grund seines Verhaltens danach fragen würde, aber trotzdem fühlte er sich jetzt ein wenig überrumpelt. „Na, ich hab sie extra für dich gekauft.“ antwortete der Jüngere schnell und seine Wangen begannen eine sanfte rosa Farbe anzunehmen. Darauf war Aiji nun gar nicht gefasst gewesen. Sichtlich überrascht, schob er sich sanft an dem Größeren vorbei an den Herd um die Suppe wieder auf die Kochstelle zu stellen und anschließend auch den Herd wieder anzuschalten. Leicht verlegen sagte er schließlich: „Also, weißt du Maya, manchmal bist du echt süß.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)