Tim Burtons - Alice im Wunderland 2 von Clarice (*~*Der Erbe der weißen Königin*~*) ================================================================================ Kapitel 14: - Kleine Sorgen und große Wünsche --------------------------------------------- “Ganz ausgezeichnet, Eurer Majestät...“ “Hör auf McTwisp, du sollst mich doch nicht so nennen, wenn wir unter uns sind...“, seufzte Tarrant etwas entnervt. “Oh Pardon...“, entfloh es ihm jedoch sogleich, als er der Frau, die ihm gegenüber war, versehentlich auf den Fuß trat. Diese hingegen lächelte nur sich ihren Teil denkend. Es war schließlich nicht das erste Mal an diesem Nachmittag und in dem kleinen Tanz- und Übungssaal. Festliche Musik erklang schallend durch diesen, wurde aber in diesem Augenblick unterbrochen. “Sire, Ihr tanzt wirklich gut. Glaubt es mir. Ich habe schon weitaus Schlimmeres gesehen in all meinen Jahren... Alles kommt mit der Übung...“, ertönte eine bereits sehr alt klingende Stimme. Das Gesicht, welches dazu gehörte, war grün und trug einen Panzer auf dem Rücken. Besaß zudem das Glück, sich als eine richtige Schildkröte betiteln zu können. Nicht zu vergleichen mit der falsche Suppenschildkröte, welche sich oft in seine Melancholie flüchtete. Diese durfte hier zwar zu Diensten sein und den Ahnenhof bewachen, war allerdings nicht mit derartigen festlichen Ritualen vertraut gewesen und besaß kein wirkliches Talent jemand anderen zu unterrichten. Doch mit Horacios zeichnete sich dies anders ab. Er war, neben Absolem, eines der weisesten Tiere hier im Unterland und schon Mirana hatte eine sehr hohe Meinung von ihm besessen. Somit war es nicht verwunderlich, dass ihm auch diese seltsamen Gepflogenheiten der anderen Welt, ihm durchaus vertraut waren. Wenngleich er nie einen Fuß in die Welt dieser Menschen getätigt hatte. Tarrant seufzte. “Das sagt sich so leicht, wenn man zwei linke Füße besitzt...“ “Hahahahihihi... oh, nun wie wunderbar, aber links kommt immer vor rechts, oder war es rechts vor links... oder doch entgegen gesetzt...?“, lachte der Märzhase nun amüsiert und blickte darauf, sein Lachen unterbrechend, entgeistert in seine leer Teetasse. “Tasse...“, flüsterte er abdriftend bis er wieder klar ausrief: “Oh, nein warte... DU brauchst eine Tasse Tee, ja, jaa...“ Kaum das er dies äußerte, flog auch schon das kleine Stück Porzellan in Tarrants Richtung. “Du kommst schon lange zu spät zum Tee!“, kommentierte es Thackery zusätzlich und wackelte dann wie wirr mit seinem Kopf zu den Seiten, wobei das selbstbelustigende Lachen zurückkehrte. Der Hutmacher hingegen zeigte keine Rührung des Erschreckens, duckte sich elegant und drückte dabei sogar die Madame, die er immer noch in den Armen hielt, wie als würde er sie im Tanze hinabbeugen und seine eigene Person ausweichend nach vorne. Richtete sie und sich, sobald er das Geräusch des Aufpralls und Zerspringens an der Wand vernahm, in seine vorherige Position wieder auf, womit er auch die Frau bei ihm wieder aufrecht stellte. “Wie verlockend, hmm... Ja, aber nicht jetzt“, löste sich Tarrant von der Hofdame, welche sich kurz vor ihm verneigte und sich etwas entfernte innerlich seufzend. “Es muss perfekt sein. Perfekt für Alice. Und auf der Hochzeit will sie bestimmt mit mir tanzen... Und ich auch mit ihr“, entfleuchte es ihm wieder seufzend, wobei der Gedanke daran ihn auch sehr erfreute. So nickte er sich selber zu, verschränkte seine Arme auf den Rücken und seine Figur straffend. Es war nicht so, dass ihm die Tanzstunden, die er bereits seit vorgestern erhielt und Alice leider, aufgrund der Überraschung, vor ihr geheim hielt, ungern tat. Nein. Aber er hatte Sorge und Bange zu versagen oder schlimmeres. Denn schließlich waren ihm die Tänze aus ihrer Welt nicht geläufig. “Warum reicht der Futterwacken nicht aus...“, grummelte plötzlich eine näher kommende Stimme aus dem Hintergrund. Der Hutmacher erkannte diese sogleich. “Aber Mally, der Futterwacken ist doch kein Tanz für solch ein Ereignis, für eine Lady...“, erklärte Tarrant und hob dabei spielerisch belehrend seinen Zeigefinger. //Eine Lady... tz...// Die Haselmaus stampfte weiter missgelaunt in die Szenerie, ohne ihm darauf zu antworten. Ja, sie war froh dass ihr Freund nun glücklich schien. Doch war es ihr auch ein wenig zu viel. Allein wenn sie daran dachte, WEN ER ehelichen wollte! Wenngleich auch sie Alice ihre weitere Existenz verdankte, ließ es sie nicht vergessen was einst war. Im Inneren des Mäuschens begann es zu keimen. Sie hüpfte auf den aufgebauten Teetisch an dem der Märzhase sich mit der Erbauung von Zuckerwürfeltürmchen beschäftigte war. Auf diesem befanden sich Bilder mit komischen Personen darauf. Mallymkun hob eine Braue. Es war unschwer zu erkennen, das derartiges aus Alice` Welt stammte. “Ich finde, du übertreibst es. Willst du etwa schon wieder so aussehen, wie die hier...?”, moserte sie und deutete auf die tanzenden Paare.” Du hast ihre Welt doch selber erlebt...” Der Hutmacher trat zu ihr und besah sich die Blätter. “Ja, das habe ich und sie selbst ist mir nicht in der besten Erinnerung, aber dafür brachte sie das Beste was ich kenn hervor... Und das war und ist Alice.” Die pelzige Stirn des Nagetiers zog sich immer weiter brodelnd zusammen. All dieses ´Liebesgetue´. Sie schüttelte sich und konnte sich dem nicht länger aussetzten. “Ach Unfug! Ich glaube, das du langsam wirklich deinen Verstand verlierst...”, entgegnete sie ihm recht forsch und durchstach das Papier, das der Hutmacher zuvor in seine Hand genommen hatte, mit ihrer Hutnadel, um es daraufhin zu ergattern. Sie knüllte es so gut es ihr möglich war zusammen und trat es vom Tisch. Überfragt hob Tarrant seine rechte Augenbraue und sah seine Freundin zu, wie auch diese wieder zu Boden hüpfte. “Welche Laus ist der Maus denn über die Leber gelaufen...? ...war das grade ein Reim?”, bemerkte für sich selbst erstaunt. “Mally, hast du...” Doch schon war diese aus dem Zimmer wieder verschwunden. Überfragt blickte Tarrant ihr hinterher. //Was hat sie nur?// Horacios räusperte sich daraufhin. “Verzeiht, aber ich denke, wir sollten noch einen letzten Durchgang tätigen, bevor wir uns dann der Tischetikette zuwenden, meint Ihr nicht auch, Majestät?” “Was? ... wie bitte?”, fing sich der Hutmacher, als er die Stimme der Schildkröte vor sich vernahm und ihren beinahe einschlafenden Blick durch die faltigen schmalen Augen zu sich hoch blicken sah. “Ja, ja... aber sicher!”, bestätigte seine Majestät nun schaltend. Der Greis, der sich auf einen wild geschnitzten Stock stützte, wank die Hofdame zu sich zurück und Tarrant begann mit seiner Übung aufs Neue. “Sehr schön... eins, zwei, drei... eins, zwei... Schultern aufrecht haltend, Sire”, berichtigte er seinen Schüler und dieser leistete Folge. “Eine schöne Erfindung der anderen Welt, der Walzer*, wenngleich wir ihn etwas verlangsamen sollten... Weit aus ansehnlicher als diese Quadrille*”, bemerkte er an das weiße Kaninchen, welches neben ihm verweilte und bekräftigend nickte, während auch dieses ebenfalls dem König weiter zusah. Mallymkun hingegen war mehr als froh, diesem Schauspiel nicht weiter beiwohnen zu müssen. Es reichte ja schließlich schon, dass sie es morgen unumgänglich ertragen musste. Immer noch wütend und mit kleinen geballten Fäusten ging sie hinaus in den Garten. Die frische Luft brauchte sie nun, um sich wieder zu beruhigen. Diese verliebten Umnebelungen waren ja nicht mehr zu ertragen und raubten ihr fast schon den besagten Atem. Auf einen kleinen unförmigen Stein unter den Kirschbäumen ließ sie sich nieder. Kaum das sie saß, verließ die Maus ein großer und schwerer Atemausstoß. “Ach Hutmacher...”, erklang die wackelnde Stimme mitgenommen. Sie war ein so kleines Wesen und dennoch schienen ihre Problem so groß zu sein, wie ganz Unterland. Warum hatte er sie nie wirklich beachtet? So wie Alice? Wobei... Warum sollte er auch? Sie war eine kleine unscheinbare Maus. Ja, sie hatte ein großes Mundwerk, aber sie war nicht nur das, was das Fell verbarg. Mally hob ihren Blick und sah den abfallenden Blüten zu, wie sie munter im Wind tanzten. Wie sie in die Ferne getragen wurden und auf Reisen gingen. Was fand er nur an diesem dummen Ding? Hatte SIE ihm den Verstand bereits damals so verstört? Es musste so sein! Warum konnte sie dies nicht verhindern? Warum war sie in dem Moment nicht an seiner Seite? Vielleicht wäre sie... Nein! Die kleine Weiße schüttelte rasch ihren Kopf und seufzte erneut bedrückt. Ihre Haupt senkte sich und auch ihre Öhrchen klappten sich traurig zusammen. “Das ist wohl mein Schicksal... Aber ich bin ja selber daran schuld. Hätte ich sie damals nicht provoziert... Es musste alles so kommen... Ob es Fius auch traf? Ach mein Freund, wie mag es dir nur ergangen sein?”, schluckte die Haselmaus. Wobei genau dieser Gedanke sie nun doch auf etwas zusätzlich vorher nicht Realisiertes brachte. “OH nein?! Ob Alice oder der Hutmacher auch sie eingeladen haben? Nein, sie hatte sich doch nie wieder nach Marmoria getraut... Bitte lass Berin die Einladung ins Feuer geworfen haben oder es noch tun! Ich will sie nicht wiedersehen... Ich darf nicht. Sie darf es nicht!” Ihr Herzchen begann rascher zu schlagen, bei dieser Befürchtung. Sie erinnerte sich, das Mirana ihr durch ihre Schönheit doch immer ein Dorn im Auge gewesen war. Warum sollte sie nun hierher kommen wollen? Sie verband mit Alice doch nichts! Zudem hatte sie sie nie das Anwesen verlassen gesehen. Aber gehörte sie nicht zur königlichen Familie? Wenngleich auch zu der von Crims?! Und waren Einladungen nicht das gewesen, worauf sie als Einziges reagieren würde? Wieder musste Mally schwer schnaufen bei diesem Gedankenlauf. Sie hoffte inständig, das ihre Sorge sich nicht bestätigen würde und wenn doch, dass der Hintergrund ihr Schutz bieten könnte. Nur wie sollte sie dies dann dem Hutmacher erklären. Er rechnete doch fest damit, dass sie ihm bei diesem Lebensabschnitt zur Seite stand. Doch eben der Gedanke an Tarrant und was er Alice alles gab und schenken würde, was sich nicht auf materielle Güter beschränkte, schürte die eigentlich abgeschwächte Wut ein weiteres Mal. “Ich wünschte, er könnte mich einmal so sehen, wie ich jetzt wäre... So wie er es einst bereits tat... Mich so ansehen, wie er SIE ansieht! Aber was soll eine kleine Maus schon ausrichten können...? Wenn es mir doch nicht verwehrt bleiben würde, es ihm zu gestehen... Wenn, könnte ich nie wieder ein Wort an ihn richten. Und schlimmer...” Die Hutnadel betrachtend, schweiften ihre Gedanken ab und zurück in die Zeit, in der sie ihn ganz allein für sich hatte. Zurück an den ersten Tag ihrer aller ersten Begegnung. Damals vor so vielen Jahren in Alessien. Das kleine Mäuseherz zog sich zusammen bei diesen eigentlichen Wohltaten der alten Zeit. Tarrant befand sich noch in seiner Lehre bei seinem Vater. Doch hatte ihn diese bereits begonnen zu zeichnen und sein damaliges dunkelbraunes gewelltes Haar einzufärben. So wie auch ihn mit den ersten Folgeflecken an seinen Händen zu strafen. Deutlich erinnerte sie sich an die Augenfarbe vor dem nun leuchtenden Grün. Und wie sehr hätte sie sich damals erschrocken, als sie Alice hierher zurückbringen mussten, über die Weise, wie ihn der Trank hatte aussehen lassen. Eine wiedererwachte Erinnerung ihrer schönsten Kindheitstage. Er war der Erste, der wirklich freundlich zu ihr gewesen war. Der ihr ein Lächeln geschenkt hatte. Ein Lächeln, das ihr Herz in einer nie zuvor da gewesenen Weise erwärmte. Er selber wusste nichts von Mallys Kenntnissen bezüglich seiner vergangenen Person. Und er würde es auch nie. Andere Mächte ließen sein Wissen bezüglich dieser kleinen Freundin eingeschränkt. Aber würde es solch eine Zweisamkeit noch einmal geben? Energisch schüttelte sie auf ein Neues ihren Kopf. //Sei nicht so dumm, Mally... DIESE Erinnerungen kommen nicht wieder. Wofür sich dann weiter an ihnen klammern oder weiter ausführen...?// Mallymkun verlor auf ihrem Steinchen immer mehr ihre Hoffnung daran, wenn es nicht sogar besser schien, sie gänzlich zu begraben, denn die bittere Erkenntnis Tarrant morgen endgültig an Alice zu verlieren, schien unabkömmlich. Und genau diese Frau befand sich, als sich der Tag doch langsam dem Ende zu zuneigen schien, mit einer wieder ergatterten Beute, auf ihrem Weg zurück in das Arbeitszimmer ihres Liebsten. Trotz der Freude über ihr Brautkleid, welches sie dank Grinsers Hilfe gefunden hatte, konnte sie ihm Tarrants Hut nicht weiter überlassen. Alice hoffte, das ihr Verlobter bereits wieder dort verweilte, wo er sie so augenblicklich hatte stehen lassen. Mit einem strahlenden Lächeln, das Kleid in guten Händen zu wissen, um es ein wenig am Brustumfang erweitern zu lassen, der bei ihr in den letzten Jahren zugenommen hatte, trat sie kurz an die Tür klopfend ein. Und sie hatte Recht behalten. Sogleich verstärkte sich ihr Lächeln, als sie den Hutmacher erblickte. Doch was tat dieser vor ihr. Alice stutzte. Tanzte er da etwa mit sich selber? Tarrant zuckte zusammen, als er das Klopfen vernahm und drehte sich ruckartig um. “Alice?!”, äußerte er, sich ertappt fühlend, worauf er abrupt in seiner Haltung versteifte. “Was... was tust du denn hier?”, fügte er etwas unüberlegt hinzu. Den Hut hinter ihrem Rücken verbergend, lächelte die Angesprochene dennoch zu ihm und trat näher. “Hmm... was könnte ich wohl hier wollen? Bzw. ich dachte, du vermisst vielleicht etwas?”, begann Alice sich grinsend herantastend. Den Mund wie zu einem O geformt und die Stirn zusammen ziehend, blickte er überlegend zu seinem Engel. Deutlich sah man dem Hutmacher an, dass es nun knifflig wurde. Sie hatte sein kleines Geheimnis doch wohl nicht etwa herausgefunden? Seine Brauen dann jedoch fix nach oben schiebend, warf er dann ein kurzes “Oh” in den Raum. Sogleich trat er gänzlich zu Alice. “Aber sicher, ich verstehe. Nun du weißt doch, das du mir immer fehlst, wenn du nicht bei mir bist...”, lächelte er nun hoffend ihre Anspielung richtig verstanden zu haben. Dabei erhob sich seine Hand, die sogleich zärtlich über ihre Wange strich. Mit ihrem Haupt der Bewegung seiner Berührung folgend, hielt Alice ihr Grinsen. Auch wenn es nicht das war, worauf Alice hinaus wollte, fand sie es äußerst niedlich, das er diese falsche Annahme tätigte. “Und was du wollen könntest... hmm... Dies hier vielleicht?”, schmunzelte auch er nun, während sich seine Stimme wieder eine Stufe tiefer stellte und Tarrant sich zu ihren Lippe beugte. Alice hingegen hob ihr Gesicht, ihr noch anhaltendes Grinsen, ein Stück entgegen und ließ sich seinen zärtlichen Bonus geben. Sanft bewegten sich ihre Lippen auf einander und im selben Moment konnte der Hutmacher spüren, wie ihm etwas auf dem Kopf gesetzt wurde. So öffnete er seine Augen und löste den Kuss, die Lippen weiter gespitzt. Er schielte nach oben und sein Kussmund löste sich auf. “Mein Hut...?!” “Ja, du hast ihn doch bestimmt schon gesucht, nicht wahr?”, schob Alice diesen auf ihm ordentlich zu recht. “So. Schon besser. Jetzt siehst du dir wieder ähnlich.” Welch vertraute Worte. Tarrant lächelte dankend. Aber wo hatte sie ihn nur her? Hatte er ihn nicht hier vergessen gehabt? Oder konnte es gar...? “Und verrätst du mir nun aber auch, seit wann du mit dir selber tanzt?”, hinterfragte Alice nun jedoch und riss Tarrant damit aus seiner kleinen Verwunderung. Sofort reagierte seine Majestät mit einer zurückkehrenden Verlegenheit. “Ähm... nun, also ich...”, begann der Hutmacher holprig. Alice hingegen sah man die Neugier auf seine Antwort nur all zu genau an. Ihr Verlobter schluckte hart und überlegte wie er ihr dies nun erklären sollte ohne sie anzulügen, wie es auch nicht zu verraten. Doch das Glück schien weiter auf seiner Seite. Plötzlich schepperte und polterte es unüberhörbar aus dem Raum unter dem ihren und somit aus der Küche, in der der Märzhase nun scheinbar in seinem Übermut, eben diese in ´Trümmer´ zu legen, austobte. Alice war zusammengezuckt in diesem kleinen Schockmoment, konnte aber darauf folgend ein schweres Seufzen nicht unterdrücken. “Ich gehe lieber einmal nachsehen... Wer weiß, was er wieder angestellt hat...”, entschied sich die neue Königin. Tarrant hatte sich nicht direkt erschrocken, lediglich seinen Blick in Richtung des offen stehenden Fensters gedreht gehabt. Was auch immer Thackery angerichtet hatte, es kam ihm nur recht und seine Seele fasste sich erleichtert, das Alice beschloss dem nachzugehen, bildlich an die Brust. “Eine gute Idee”, bekräftigte er seine Zukünftige, ohne sich sein Inneres anmerken zu lassen. Alice ließ für einen Moment ein wenig geschlaucht ihre Schultern hängen und nickte. Wieder fuhr ein Seufzer aus ihrer Kehle. Tarrants kleine Verlegenheit schob sich beiseite. “Hm, dabei werde ich die Gelegenheit aber auch nutzen, um uns endlich die verdiente Tasse Tee zu zubereiten, ja? Ich nehme sie mit auf mein Zimmer in der Hoffnung, nachher noch Besuch von dem Mann zu bekommen, dem ich ab morgen ganz und gar gehören werde, bevor die Sonne untergeht. Du weißt ja, der Bräutigam darf seine Braut am Abend vor der Trauung nicht mehr sehen...”, konnte sich Alice nun doch ein wieder aufkommendes Grinsen nicht verkneifen. Der Hutmacher wusste um dieses Ritual aus ihrer Welt. Umsonst hütete er seine kleine Verschwiegenheit nicht vor ihr und sah in diesem nun eine Möglichkeit, später, falls von Nöten, von sich abzulenken. Bevor die junge Frau allerdings in die Küche eilen würde, erfasste sie seine schwarz-bunte verwischt gepunktete Schleife, die er grundsätzlich um den Hals trug, zog ihn ein weiters Mal sanft zu sich und gab ihm nun den Bonus von gerade zärtlich zurück. Tarrant erwiderte ihren Kuss liebevoll und äußerte danach lächelnd: “Tee klingt wunderbar, wobei er es nicht sein wird, der mich dann lockt...”, raunte er ein weiteres Mal mit seiner vorigen Tonlage und näselte sie sanft. Ein niedliches Lächeln gebündelt mit funkelendn Augen entfaltete sich in Alice` Mimik. “Hmm... wer weiß...?!” Doch wieder krachte es aus der Räumlichkeit unter ihnen und zwang Alice sich nun wirklich von Tarrant zu lösen, ob sie wollte oder nicht. Wenige Minuten später, kaum das sie die Küche erreicht und betreten hatten, duckte sich Alice sogleich wohlwissend, als ihr eine Schüssel mit Pudding entgegen geflogen und an der Tür zum Aufprall kam. Sie strich ohne hinzusehen mit einem Finger durch die Süßigkeit und kostete. "Hm,... könnte etwas mehr Zucker vertragen...”, sprach sie zu erst. “Aber Märzhase...", konnte Alice doch nicht umher, seinen Namen seufzend zu unterstreichen, bei dem Chaos, welches sich vor ihren Augen eröffnete. Thackery hatte versucht alle Stühle, die sich hier befanden zu stapeln und von ganz oben Zuckerstückchen in eine Teetasse zu werfen, während er gleichzeitig Pudding am kochen war. Jedoch klappte diese wacklige Angelegenheit nicht wie geplant und das Resultat hatte Alice, Tarrant und bestimmt noch einige andere deutlich vernommen. Ihre Majestät wusste, das es nichts brachte ihn zu belehren oder gar zu rügen. Wie sollte es nur morgen auf der Hochzeit werden? Er war eben verrückt, was sollte sie tun? Doch bei diesem Aspekt zeigte sich auch schon wieder ein klitzekleines Schmunzeln auf ihren Lippen. Ja, es würde eine Hochzeit, die man nie vergessen würde! Eine verrückte und vollkommen irre würde es werden. Das war auch sicher ganz Tarrants Wunsch. Den Hasen weiter sein Treiben führen lassend, da er eh nicht auf sie reagiert hatte in seiner Faszination um sein Bauwerk und dabei immer wieder etwas Fliegendem ausweichend, machte sich Alice an den versprochenen Tee. Tarrant, der sich derweil noch in seinem Atelier verweilte und nun endlich wieder seinen Gedanken ungehindert nachkommen konnte, hoffte sehr, das McTwisp, seine Anordnungen bezüglich des großen Tages morgen auch präzise ausführen würde. Alice sollte sich immer daran erinnern. Nichts sollte aus dem Ruder laufen. Auch sein guter Freund Thackery sollte dies nicht durchkreuzen. Ein einziges Mal sollte sich das Wunderland logisch und adrett zeigen. Das war auch ganz sicher ganz Alice` Wunsch. Der Hutmacher bemerkte, das sich der Lärm verzogen hatte. Er war sich sicher das dies Alice` Verdienst war. Wie denn auch nicht? Nochmals seine Tanzschritte mit sich selber ausführend, tänzelte er, die Melodie des Walzers pfeifend und sich zweimal drehend, mit Jacke und Hut, zum Ausgang des Zimmers, um seinen Engel nicht weiter warten zulassen, bis der Tee kalt werden würde. Die kleine Haselmaus, war währenddessen wieder zurück ins Schloss gekehrt. Ihr Weg führte sie den Flur entlang, um zu ihren kleinen Unterkünften zu gelangen. Diese bezogen keine eigenen Räumlichkeiten, sondern waren in einer extra für sie angebrachten Ecke in Tarrants Werkstatt gewesen. Niedlich und fein, ähnliches wie in einem Puppenhaus. Sie hoffte den Tag mit nicht noch mehr Sticheleien an ihr Herz beenden zu können. Traf aber genau in diesem Moment an die großen Flügeltüren ein, als der Hutmacher aus diese tanzend heraus schritt. Ihr Mund zog sich schmollend zusammen und mit eine leisen: “Tz! Du wirst noch sehen was du davon hast...”, huschte sie in das Zimmer, ohne das ihr Freund sie bemerkte. Sich in ihre Schlafstädte zurückziehend, fühlte sich die Haselmaus das erste Mal mehr als unwohl an diesem Ort, der ihr so lange ein Zuhause gewesen war. Sie brauchte sich nicht fragen, wo Tarrants Weg ihn hinführte. Es war offensichtlich. Hätte sie in diesem Moment auch nur einen Wunsch frei gehabt, wüsste sie ganz genau wie dieser ausgefallen wäre. Ein Wunsch, unter anderem, nach einer Welt, in der es Alice nie gegeben hätte. Mallymkun seufzte ein weiteres Mal an diesem anbrechenden Abend. Warum musste ihr Leben nur so verlaufen? ~~~ *Walzer :: Der Walzer, zur Unterscheidung vom Langsamen Walzer (English Waltz) und dem Französischen Walzer meist Wiener Walzer genannt, ist der älteste der modernen bürgerlichen Gesellschaftstänze. Offizielle Akzeptanz und sogar Beliebtheit gewann er durch den Wiener Kongress 1814/15. Zuerst tanzte man ihn recht schnell und um 1870 entwickelte sich in den USA eine sanftere Form des Wiener Walzers, der unter dem Namen Boston bekannt wurde. Diese Version behielt die für den Wiener Walzer charakteristischen drehenden Figuren bei, wurde aber zu einem langsameren Tempo getanzt. Um 1920 entwickelte sich daraus in England der Langsame Walzer, der wegen seiner Herkunft auch English Waltz genannt wird. *Quadrille :: Die Quadrille, auch Quadrille à la cour ist ein französischer Kontratanz, der zur Zeit Napoleons I. In England wurde der Tanz 1816 eingeführt. In der Form Les Lanciers ist die Tanzform in ganz Europa bekannt geworden. Eine Weiterentwicklung der Quadrille ist die Walzerquadrille, die mit einem Walzer abschließt und zählt ebenso zu den Gesellschaftstänzen. ~ In Lewis Carrolls Roman Alice im Wunderland tanzen zwei Figuren, der Greif und die falsche Schildkröte, die „Hummer-Quadrille“ aber auch tanzen Alice und Hamish Ascot eine Quadrille zu Beginn des Films. Quellen ua. Wikipedia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)