Tim Burtons - Alice im Wunderland 2 von Clarice (*~*Der Erbe der weißen Königin*~*) ================================================================================ Kapitel 7: Durch den Spiegel ---------------------------- Alice Augen wurden größer. Ihr Herz begann beschleunigt zu schlagen. Einerseits durch die zärtliche Berührung, aber auch durch das was sie nun gehört hatte. Diese Worte waren ebenfalls von ihrem Vater. Aber nur er kannte diese. Er pflegte sie immer zu sagen, als sie noch klein war und sie dieser Alptraum zu quälen schien. Doch abgesehen von ihm, so kam es ihr nun schlagartig in den Sinn, gab es nur noch eine einzige Person, der sie das anvertraut hatte. Das Tarrant sie zusätzlich duzte interessierte in diesem Augenblick nicht, es war schließlich nicht das erste Mal. “Aber...” Sofort sah sie das Bildnis aus dem Wasser wieder vor sich und auf das Äußere des Mannes projiziert der vor ihr kniete. Die Wellen, die es verzerrten wurden plötzlich ruhiger und schienen das Bild, das sie verbargen preisgeben zu wollen. “Hutmacher... wir müssen uns beeilen...”, flüsterte Mally in dessen Ohr, ohne das Alice es bemerkte. “Oh ja... ja. Aber sicher doch”, reagierte dieser dennoch normal wie als würde er Alice antworten und erhob sich wieder. Dabei zog er Alice mit sich. Diese Aktion unterbrach ihre Vision. Er hielt sie bei der Hand und setzte zum Aufbruch an, um zu seinem Versteck zurück zukehren. Damit würde er mit Alice letztendlich Heim ins Unterland kommen und alles würde sich zum Guten wenden, zumindest für seine Heimat. Mallymkun verweilte währenddessen auf dem Hut des Hutmachers. So eilig wie die Füße sie tragen konnten, liefen sie durch die Felder. Die junge Frau ließ sich mitziehen. Zu perplex war die gesamt Situation und es schien nicht enden zu wollen. Dadurch fiel es Alice auch nicht auf welchen Weg er eingeschlagen war. Aber ein Gutes hatte es wirklich. Die Antworten waren nicht fern, das spürte sie mehr als deutlich. Endlich schien das Ziel erreicht. Es war das ehemalige Haus der Familie Kingsleigh gewesen. Leer und unbewohnt. Und leider an einigen Stellen bereits zerstört, sodass vieles undicht war. Wieder sah die durchnässte Frau entsetzt drein, als sie es sogleich erkannte. “Unsere altes Haus... Hier bin ich aufgewachsen...” Eine bittere und zugleich süße Schwermut kam in ihr auf. Was für eine Rolle sollte ihr altes Elternhaus in all diesen Geheimnissen spielen? “Was suchen wir hier...? Es steht leer. Hier gibt es nichts...” “Oh doch... wir müssen zum Spiegel...”, verharrte er weiter auf seine Vorgehensweise. Tarrant wusste das die Zeit knapp wurde und nur ein Tag übrigblieb. Nun waren sie zumindest etwas überdacht. Mallymkun hatte einen anderen Weg zum Spiegel durch das Mauerwerk vorgezogen. Der Hutmacher führte Alice hinauf in ihr altes Zimmer. Dort war sein Lager, was er sich in seiner Zeit der hiesigen Anwesenheit aufgebaut hatte. Alice kannte den Weg, die Treppe hinauf die er sie zog nur zu genau. “Mein altes Zimmer...” Ihr Blick glitt durch den Raum. Sie sah den Spiegel, den sie damals zu ihrem Eigentum zählen konnte und auch ein kleines Lager in der anderen Ecke des Raumes. Eine Flickendecke, ein kleines Kissen, alles gefüttert mit Stroh. “Da sind wir...”, lächelte der Hutmacher und deutete auf den Spiegel. Für Alice offenbarte sich nun plötzlich eine Antwort. Schien er hier zu leben? Nein undenkbar! Er war doch, abgesehen von der Nässe nun, zu fein gekleidet um derartige Behausungen in Kauf nehmen zu müssen?! Sollte dies alles nur ein Scherz gewesen sein? Ein Scherz auf ihre Kosten? Alice entriss ihm daraufhin ihre Hand, die er bis zu diesem Moment nicht los gelassen hatte. “Warum tun Sie das? Das ist ein ganz normaler Spiegel! Er gehört genau genommen mir... Warum brachten Sie mich hierher? Sehen Sie sich doch einmal um?! Dafür habe ich dies alles ertragen? All die unerklärlichen Dinge? Warum bekomme ich keine Antworten?”, warf sie dem Hutmacher nun vor, entfernte sich aufs Neue von ihm und schritt dabei in ihrem Zimmer hin und her. Tarrant jedoch senkte sein Haupt, schwieg und wandte ihr den Rücken und so seine Gestalt zu dem großen Spiegel, der sich an der Wand befand, zu. “Ich will wissen warum... was soll das alles und wer sind Sie? Wer bist du wirklich...?”, vergas auch sie nun die Etikette in ihrer aufgewühlten Art. “Alles was du mir nanntest... Was du mir vorhin sagtest... dass das eben die Besten ausmacht... Nur mein Vater kannte dies... und...” “Ja?”, fügte Tarrant schnell hinzu und hob dabei etwas seinen Kopf. Alice atmete schwer ein. Immer noch prasselte der Regen vom Himmel und etwas in das undichte Zimmer. Ihre Schritte hielten inne. Kurz presste sie ihre Lider zusammen. “... jemand aus einer anderen Welt...” Nun neigte der Hutmacher leicht sein Gesicht zu ihr, ohne sich dabei direkt umzudrehen. “... ein Freund?” “... ich weiß es nicht... ich weiß nichts! Ich weiß nicht, ob er je real war. Ob er nichts weiter als ein Wunsch war... Ich weiß nichts!”, wiederholte Alice. “Ich war ein Kind und ein junges Mädchen... ich bin es schon lange nicht mehr... er existierte nur in meiner Vorstellung... Und dennoch kann ich ihn nun nicht sehen... Und nicht mehr... Sie... Sie lassen ihn wieder aufleben... Warum? Das Bild... Es ist verschwommen... Diese seltsame Welt verwirrt mich mehr und mehr... Wie alles... Alles für was man mich in diese Lage brachte,...”, fluchte sie nun regelrecht und die Tränen kehrten zurück. “...eine Welt, die du nun dafür hasst und vergessen willst... wie du es einst bereits tatest ... Zweimal...”, unterstrich Tarrant lediglich auf Alice` Ausbruch. Die Stimme dabei vergehend leiser werdend. Deutlich entnahm man ihm das Alice` ihn mit ihren Worten erneut schmerzte. Sie schluckte und sah ihn darauf direkt an, ging aber auf seinen kleinen aber feinen Wink nicht ein. “Was erwartest du von mir? Nur durch dich fliehe ich nun vor meiner eigenen Familie... sieh dich doch um... wo wir sind...” “Wir sind auf dem Weg nach Hause.. zu deiner wahren Familie.... Alice...” Seine Stimme verändert sich und der Klang glich dem, den sie vorher immer und immer wieder in ihren Träumen hörte. “Was...?” “... ja... wir alle vermissen dich im Unterland! Ach und der Futterwacken... Ich war so froh, als ich ihn wieder tanzen konnte... Nur dank dir. Hättest du das Unterland nicht gerettet... Weil du den Jabberwocky erschlagen hast... Du hast dein Mehrsein erneut verloren... Warum?”, kam es nun seiner eigentlich sanften Tonlage, die den gelegentlichen Sprachfehler aufwies, aber jedoch nicht erfreut klang. In diesem Moment, begann ihr Herz plötzlich schneller zu schlagen als je zuvor. Schlagartig weiteten sich ihre Augen aufs Neue. “... der... der Futter... wacken? Unterland? Mein... Mehrsein...?!”, zitierte sie ihn und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, wurde starr und gefangen. “Hutmacher was tust du da?”, quietschte die weiße Maus, die alles mit angehört hatte, nun entsetzt, auch wenn sie wusste, dass sie damit ebenfalls ihre Tarnung aufgab. “Du brichst die Regeln... Warum seid ihr zudem noch nicht durch den Spiegel? Wir können nicht länger warten... Ihre Majestät wird immer schwächer... Alice muss nun mit uns...” “Nein...”, antwortete er weiter. “... sie erinnert sich nicht. Sie ist voll und ganz erwachsen. Sie ist einer von ihnen geworden. Es ist gleichgültig. Ich habe versagt, sie verloren, für immer... es ist ihr eine Qual... hehehe... Wer hat Lust auf Tee? Ich könnt ein Tässchen oder zwei vertragen...”, versuchte Tarrant abzulenken, was von dem Wechselspiel seiner Stimme, ab seinem Gelächter unterstrichen wurde, wenngleich ihm durchaus bewusst war, das er die Regeln nun gebrochen hatte. Aber brach er sie wirklich? Was blieb ihm noch als sich geschlagen zu geben nach alledem? Mallymkun glaubte nicht, was sie da grade zu Ohren bekam. “Nein Ali...”, wollte das Tierchen grade fortfahren und sich an Alice direkt zu bewegen, als sie die Hand des Hutmachers wie eine Barriere vorgesetzt bekam. Dessen Arm und Hand erschienen nun mit seiner üblichen Bekleidung und den typischen Accessoires. Wie auch mit den Flecken auf seiner Haut. Langsam aber sicher verwandelte er sich in sein übliches Ich zurück. Der Trank versiegte. “Nicht Mally,... lass sie gehen...”, gab der Hutmacher nun endgültig auf. Alice traute ihren Augen und Ohren nicht. Nicht nur als sie das Nagetier sah, welches sprechen konnte, sondern auch als sie die Muster der Bekleidung ihres Gegenüber sah fror Alice auf ihrem Fleck regelrecht ein. In diesem Augenblick klärte sich das Wasserbild gänzlich. Gedankenblitze durchströmten sie schlagartig und legten Bilder ihres Inneren aus vergangen Tagen endlich wieder frei, für jede Träne die über ihre makellose Haut ran. Die Erinnerungen an den Ort den man Unterland nannte, den sie Wunderland getauft hatte, kehrten zurück. Ihre Abenteuer und Hilfe die die Bewohner dort einst brauchten. Den Jabberwocky, den die weiße Königin nicht töten konnte und sie erschlug. Es war nicht nur ihre Phantasie, es war real. Die ehemalige blaue Raupe mit dem Namen Absolem, das weiße Kaninchen McTwisp, die hier nun anwesende Haselmaus... Jedoch schoss ihr besonders ein Moment absolut klar durch ihren Kopf. “Und der...”, entfloh es ihr “Du wirst dich nicht an mich erinnern....” “Natürlich werde ich das, wie könnte ich dich vergessen?” Tarrant, der sich nicht wieder zu Alice umgedreht hatte, schob Mally zurück in den Spiegel. Grinser war bereits zurück gekehrt nach dem er seinen Auftrag vollendet hatte. Er wollte ihnen grade folgen als Alice aus ihren Erinnerungsstarre erwachte, sah was er vor hatte und sogleich energisch rief: “NEIN! NICHT! Bitte warte.... Hutmacher!” Kaum das er seine Betitelung vernommen hatte, hielt er inne in seiner Bewegung. Ein Nebel, wie in tiefster Nacht stieg um ihn herum auf, umkreiste ihn und änderte sein ganzes Äußeres endgültig rückläufig in sein wahres Dasein. Ein breites Lächeln zeichnete sich nun auf seinen nun wieder magentaroten Lippen ab. Alice schien ihre Antworten zu erhalten. “Du erinnerst dich wieder... Alice?!”, wagte es seine Stimme nur zaghaft zu hinterfragen. “Ja... Ja! Ich... erinnere mich...! Endlich!”, bestätigte Alice hastig. Ein Lächeln und Freudentränen waren nun unübersehbar in ihrem Gesicht zu erkennen. Nicht mehr länger wartend, setzte Alice an und auf ihn zu. Der Hutmacher hingegen wendete seine Person nun doch in ihre Richtung. Unmittelbar, als er dies getan hatte, fand sich Alice schon in seinen Armen wieder. Durch den Ruck, den dies mit sich brachte, stieß Alice Tarrant nach hinten, sodass beide dadurch bzw. in den Spiegel fielen. Der sie sogleich verschluckte. Wie in Zeitlupe wurde der Fall einen Augenblick weich abgefedert. Ihr Haar wie unzählige Schlangen umspielte sie durch den innegehaltenen Augenblick. Überglücklich blickte die junge Frau in das leuchtende Grün seiner Augen, umschmückt von dem orangen Haar und der clownartigen Schminke. “Nimm mich mit! Zurück in mein Wunderland!”, lächelte sie. Aber gleichzeitig fragte sie sich, was sie grade getan hatte. War sie wirklich in seine Arme gestürzt? Nie zuvor war sie ihm je so nahe, ja so unmessbar nahe gekommen. Aber der Hutmacher konnte nicht umher in seiner Perplexität, lächelte ebenso überglücklich und genoss diese Überraschung, ganz gleich wie unerwartet sie hervorgerufen wurde. Ohne zu zögern erwiderte er ihre Umarmung und presste sie sanft aber eindeutig an sich. Dies war eine klare Antwort gewesen. Nie wieder würde er sie los lassen wollen. Sein Herz machte tausende von Luftsprüngen. Sein Mädchen war zurück. Seine Alice. So löste sich die Zeitlupe. Sie schloss ihre Augen und genoss ihn wieder zu haben. Wie konnte sie nur je auf ihren Freund verzichten? Wie konnte er? Dunkelheit umhüllte sie. Es wurde schwarz um sie herum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)