Das Leben fängt mit dem Tod an von abgemeldet (Loreley) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es waren das laute Lachen und die Musik die die Neugierde des kleinen Mädchens weckte und dazu anstachelte mit ihrem Freund Laurent über die Mauer zu klettern. Des Jungen Beine zitterten genauso wie seine Stimme:“Man wird uns erwischen. Lass uns nach Hause gehen!“ Doch das Mädchen ließ sich nicht irritieren und war schon hinter der Mauer verschwunden. „Nun komm schon Laurent, beeil dich!“ Der Junge sandte ein Gebet gen Himmel und folgte seiner Freundin. Als er es geschafft hatte, blieb ihm der Mund offen stehen. „Ich habe noch nie ein solch großes Haus aus der Nähe gesehen!“, rief er aus. „Sei still, oder willst du etwa das man uns bemerkt?“ Das Mädchen verbarg sich zusammen mit Laurent im Schatten der Bäume welche das riesige Grundstück umgaben. Durch das Gestrüpp und dem Geäst vor Blicken von Aussen geschützt folgten sie der Musik. Das Lachen wurde lauter. Die Kinder erreichten die andere Seite des Anwesens und was sie dort sahen verschlug ihnen die Sprache. „Schau mal Laurent, das ganze Essen und diese schönen Kleider!“ Man feierte ein Fest. Bänke und Tische waren aufgestellt. In der Mitte hatte man Platz gelassen für die Musikanten. Gerade hatte ein Stück geendet als ein hochgewachsener, auffällig schöner Mann in die Mitte schritt. Er grüßte seine Gäste und dankte für ihr Kommen. Das Mädchen schlich näher heran, jedoch darauf achtend nicht den Schutz der Bäume zu verlieren. Der Mann machte sie neugierig. Er schien noch jung, strahlte aber imense Autorität aus. Trotz dessen, dass er allen ein heiteres Lächeln vorgab, bemerkte sie seine Abwesenheit. Als er seine Rede beendet hatte klatschte man ihm Beifall. Einer rief er solle seine Laute zur Hand nehmen und seine Gäste mit einem seiner Lieder beglücken. Aus der einen Stimme wurden mehrere, bis der Gastgeber sich die Laute eines Musikanten lieh. Dann wurde es still. Laurent zog an dem Ärmel seiner Freundin: „Lass uns gehen, wir haben genug gesehen!“ Doch sie ignorierte ihn und versuchte sich dem Geschehen noch etwas weiter zu nähern. Sie bemerkte wie der Mann die Stirn runzelte. Seine Augen waren ernst. Dann fing er zu spielen an. Niemand sagte auch nur ein Wort; er musste wohl eine sehr hochgeschätzte Persönlichkeit sein. Das Mädchen liebte Musik, aber das was sie da hörte gefiel ihr nicht. Als das Stück endete klatschte man dem Komponisten begeisterten Beifall. „Das klang doch erbärmlich!“ Noch bevor sie die Worte fertig ausgerufen hatte, bereute sie sie schon und schlug sich die Hände vor den Mund. Doch es war zu spät. Alle Blicke ruhten auf ihr als sie und ihr Freund Laurent von zwei Männern aus ihrem Versteck gezogen wurden. Ihr Herz pochte so laut das sie daran dachte das alle es hören mussten. Der Spieler schritt auf die Kinder zu und blieb einen Schritt vor ihnen stehen. Er war sogar größer als der kleine Eindringling dachte. Die Blässe seines Gesichts und die dunklen, tief blickenden Augen flößten ihr Furcht ein. Als sie zu Laurent blickte hätte sie unter anderen Umständen gelacht. Er war fast genauso blass wie der Mann vor ihr, nur das ihr Freund mehr Angst ausstrahlte als Autorität. Als sie wieder hochschaute, schmunzelte der Gastgeber plötzlich: „Du bist also der Meinung, dass mein Stück ein Reinfall war?“ Die plötzlich weich auftretenden Züge seine Gesichts ließen dem Mädchen wieder Mut aufkommen. „Falsch. Ich finde das Stück sogar wunderschön, aber euer Spiel war entsetzlich!“ Laurent wimmerte als hätte man ihn des Todes angeklagt. Der junge Herr hob eine Braue und sah sie fragend an. „Es klang als habet Ihr das Stück auswendig gelernt ohne zu verstehen worum es eigentlich in diesem Lied geht. Wenn ich mir ein Stück anhöre, dann um mich irgendwann daran zu erinnern und daran was es mir bedeutet hat. Eine Melodie war zwar da, aber wo war das Gefühl mein Herr? Wenn Ihr ehrlich mit Euch selbst seid, wart ihr während eures Vortrags gar nicht dabei. Wenn Ihr euch selbst nicht einmal an der Musik erfreuen könnt, wie wollt Ihr Eure Gäste damit erquicken können?“ Das Mädchen war fertig. „Unerhört!“ hörte man aus den Reihen der Gäste. „Ja, wirklich schamlos!“ „Was hat dieses Kind überhaupt hier verloren?“ Plötzlich fing der Mann an leise zu lachen: „Du hast recht Kind. Es fällt mir nicht leicht das zuzugeben, aber du hast wirklich recht. Ich danke dir für deine Ehrlichkeit!“ Er sank auf ein Knie um ihr geradewegs in die Augen schauen zu können. „Ich möchte das du mich deinen Eltern vorstellst!“ Kapitel 1: Ein neues Leben -------------------------- Damals war ich sieben Jahre alt. An meinen alten Namen kann ich mich nicht mehr erinnern, aber umso mehr an die Ereignisse welche sich nach meiner Begegnung mit dem edlen Herrn zutrugen. Laurent hatte schon damit gerechnet sein junges Leben sei verwirkt. Doch als Marius, so hieß der Mann der sich als Ritter entpuppte, nach meinem Elternhaus fragte, führte er ihn zu meinem Heim, denn ich weigerte mich. Er lud mich einige Male zu sich ein, besucht hatte er uns nicht mehr. Er lernte mich kennen, fragte mich vieles alltägliches, welche Interessen ich hätte, manchmal fragte er mich sogar über meine Meinungen aus im Bezug auf irgendwelche Themen. Ich wusste nicht was er vor hatte. Ich war sehr arm, er sehr reich. Das einzige was er vielleicht davon hatte , war, dass er sich einen guten Ruf machte sich um ein armes Kind zu kümmern. Ich war ungerne bei ihm, alles war so gehoben und ein immerwährender Kontrast zu meinem ärmlichen Leben. Das einzige welches mich wohl zu ihm zog, das war das gute Essen. Eines Tages kam ich von einer kleinen Rauferei zwischen Laurent und mir und ein paar anderen Jungen nach Hause. Man hatte mein wenig Habe zusammen gepackt und auf den Tisch gelegt. Ich war natürlich sehr erstaunt und wollte wissen was los sei. Die Antwort die ich erhielt war für mich unglaublich. Meine Eltern hatten mich verkauft. An ihn, diesem blasshäutigem Schönling. Ich war natürlich entsetzlich wütend und weinte. Ich fühlte mich von meinen Eltern verraten. Als Siebenjährige konnte ich nicht ahnen, dass das alles zu meinem Wohl verabredet wurde. Marius führte mich von daheim weg zu seinem Anwesen. Als wir ankamen beugte er sich zu mir hinunter und sprach: „Ein neues Leben beginnt für dich, dir wird nun eine Tür geöffnet die Vielen auf ewig verwehrt bleibt. Also sei dankbar und lern fleißig. Mit diesem neuen Leben möchte ich dir auch einen neuen Namen geben. Von nun an sollst du Loreley heißen.“ Zu Anfang fiel es mir sehr schwer unter Marius´ Anweisungen zu leben. Ich musste mich seinen Arbeitszeiten anpassen. Er schien die eigenartige Angewohnheit zu haben des Nachts zu arbeiten und des Tages seinen verlorenen Schlaf nach zu holen. Ich konnte mich nicht an meinen neuen Namen gewöhnen und tat alles um wieder nach Hause zu kommen. Ich versuchte seine Geduld an die Spitze zu treiben, aber er schien Unmengen davon zu besitzen. Ich weigerte mich zu essen, welches ich jedoch nicht lange durchhielt. Das Essen hier war so gut, ich konnte mich einfach nicht länger zurückhalten. Deshalb lernte ich nicht und schaute nur aus dem Fenster. Aber er ließ sich nicht rühren. Er wiederholte die Stunden oftmals, bis ich mir dann doch die Dinge eingeprägt hatte welche ich mir merken sollte. Ich tat wirklich alles, ich kam zu spät zu den Stunden, dann zog er sie länger. Ich hatte mich sogar in mein Zimmer eingesperrt, aber irgendwann hatte ich so Hunger, dass ich von selbst wieder hinaus kam. Irgendwann gab ich auf, ich spöttelte soweit wie ich mich traute noch etwas herum, aber ich hatte mich mehr oder weniger mit meiner Situation zufrieden geben müssen. Dann, eines Abends, ich wahr gerade dabei das Lesen zu lernen, klopfte jemand laut an die Tür. Es war ein Freund Marius´. Man schickte mich aus dem Zimmer, doch ich blieb hinter der Türe stehen um zu lauschen. „Lange nicht mehr gesehen mein Freund!“, hörte ich den Besucher sagen. „Es tut gut dich wieder zu sehen Martin. Was führt dich hierher?“ „Eine Einladung zu... . Nein, warte! Lass mich ausreden. Du musst wieder unter Menschen. Seit Wochen vertiefst du dich in deine Arbeiten und stiehlst dir deine freie Zeit um dieses Kind zu bilden. Was versprichst du dir davon? Welche Vorteile ziehst du daraus? Nichts! Du hast nichts davon dich um dieses Mädchen zu kümmern. Dieses rebellische Ding wird sich niemals integrieren können!“ „Du irrst Martin. Ich weiß, dass sie sehr intelligent ist und ein gesundes Wesen hat. Außerdem stellt sie für mich eine interessante Herausforderung dar.“ Ich glaube von jenem Abend an versuchte ich mir mehr Mühe zu geben. Es war nicht nur der Reiz etwas, beziehungsweise mich, beweisen zu wollen. Ich wollte nicht nur den Fremden so überraschen das ihm das Hören und Sehen verging. Der hauptsächliche Grund war Marius. Ich hatte nicht damit gerechnet dass er es so ernst mit mir meinte. Ich dachte er wolle nur gut dastehen, wollte das man über ihn redet. Aber es war tatsächlich so, dass ich ihm nicht egal war. Also versuchte ich auch Marius zu zeigen das ich es definitiv schaffen konnte, etwas, nein, ich meine jemanden, aus mir zu machen. Ich lernte schnell und war sehr fleißig. Das erfreute Marius. Wir fingen an Gespräche zu führen und ich lernte auch ihn dabei näher kennen. Wie hatte ich ihn doch falsch eingeschätzt. Er war überhaupt nicht herablassend, ja, er konnte arrogant sein, etwas eitel, aber er hatte gut genug Grund dazu. Er war nicht kaltherzig oder etwa schweigsam, vielleicht etwas nachdenklich. Dennoch redete er viel, er schien gerne zu sprechen. Ich fand gefallen an seinen Worten. Besonders wenn er mich lobte. Dann wusste ich, ich würde meinem Ziel näher kommen. Natürlich tadelte er mich auch des Öfteren. Aber Marius war stets gerecht und sehr liebevoll zu mir. Er wurde mir gleich einem Vater. Er lehrte mich vieles, brachte mich der Musik nahe, welche ich so liebte. Ich sang schon immer sehr gerne. Aber er half mir meine Stimme zu kräftigen und zu trainieren. Ein anderes Mal gab er mir eine Harfe in die Hand. Es war eines seiner Lieblingsinstrumente und er bat mich die Kunst des Harfenspiels zu erlernen. Ich tat wie geheißen, aber leicht war es nicht. Ich übte manchmal noch zwei Stunden über die normale Übungsstunde hinaus. Ich fing an die Harfe zu lieben, ich mochte ihren Klang. Es fiel mir nur viel schwieriger, als alles andere, dies zu erlernen. Eines weiteren Tages entdeckte er meine Zeichenkunst. Ich saß da und war ganz in meine Arbeit vertieft. Dennoch war es etwas anders als sonst. Früher standen mir nur Ruß und Steine für die Straße oder für Holz zur Verfügung, nun durfte ich richtige, für die Malerei geschaffene Werkzeuge benutzen. Ihm gefielen meine Bilder. Nach einer Weile fing ich an mich auf Menschen zu spezialisieren. Marius wurde mein mir liebstes Model. Als ich acht war starben meine Eltern. Ich war zwar viel beschäftigt, aber ich versuchte dennoch meine Eltern noch sehr oft zu sehen. Als ich erfahren hatte, ihr Heim sei in Flammen aufgegangen und sie mit ihm, hatte ich nicht mehr den Willen dazu irgend etwas zu lernen oder zu zeigen, dass ich etwas kann. Ich zog mich zurück, ließ Marius anfangs alleine reden, ging ihm später aus dem Weg um nicht zuhören zu müssen. Ich weinte des Nachts, denn ich vermisste meine Eltern schrecklich. Irgendwann konnte ich die Wände meines Zimmers nicht mehr sehen und ging zu den Ställen. Marius besaß Pferde. Ich war einmal in den Ställen drinnen, aber da waren die Pferde gerade auf den Wiesen. Doch diesmal waren die Pferde in ihren Boxen. Ich kannte mich mit Pferden nicht aus, deshalb wusste ich auch nicht wie nervös sie sein konnten wenn jemand hinter ihnen umher lief. Glücklicherweise haben die Hufen mich nur an der Schulter gestreift. Ich war zuerst ziemlich schockiert und bin sofort wieder auf mein Zimmer gegangen. Aber dann ging ich jeden Tag in die Ställe und freundete mich mit den Tieren an. Das hörte Marius von seinen Hausgehilfen und bot mir schließlich an mir das Reiten beizubringen. So kam es das wir einmal in sieben Nächten regelmäßig einen großen Ausritt machten. Ich fand mein Lächeln wieder und wurde des Lernens wieder zugänglich. Marius freute sich, er nahm sich sogar die Zeit jedesmal mit mir gemeinsam zu essen, welches er sonst im Stillen immer in seinem Arbeitszimmer genoss. Abends setzten wir uns gemeinsam an den Kamin, redeten über die Dinge die wir erlebt hatten oder musizierten und sangen. Er las mir oft vor, sodass ich, sobald er es für Zeit hielt, einschlief. Ich wuchs zu einer jungen Frau heran die nichts von ihrer Vergangenheit vermuten ließ. Ich wurde kultiviert und wusste mich zu benehmen. Selbst als ich das Alter des Erwachsenwerdens erreicht hatte, blieben unsere allabendliche Treffen nicht aus und er las mir immer noch vor obwohl ich inzwischen selbst lesen konnte. Ich liebte Bücher. Ein Buch, welches er immer wieder für mich lesen musste, schenkte er mir eines Tages zu meinem Geburtstag. Ich war sehr glücklich. Trotzdem musste er weiter daraus vorlesen. Nicht weil es etwa zu schwer für mich war. Aber ich liebte es dem Klang seiner Stimme zuzuhören, wie die Worte mich wie eine sanfte Melodie in den Schlaf wiegten. Wenn er dann am Kamin saß, er saß immer ein Stück weit weg vom Feuer, ich vermutete er hatte Angst davor, und auf seiner Laute spielte, begleitete ich ihn mit der Harfe oder sang dazu. Ja ich hatte Marius einiges zu verdanken. Und ich wollte ihm diesen Dank auch so gerne deutlich machen, dabei hatte ich nichts als das was er mir gab. Eines anderen Tages jedoch wohnte ich einem Gespräch bei, bei dem Marius nicht anwesend war. Er hatte ein Fest zum Herbstanfang organisiert. Erst wurde das übliche Geplänkel ausgetauscht. Dinge wie zum Beispiel, wie schön der Saal doch gestaltet sei oder wie gut das Essen schmecken würde. Das Gespräch nahm dann mit der Weile eine eindeutigere Richtung an. Es sollte um Marius gehen. „Er sieht immer noch so jung aus wie an dem ersten Abend an welchem ich ihn kennen lernte.“ Als die Dame zu meiner linken das sagte sah ich automatisch zu Marius hinüber. Sie hatte recht. Ich lebte nun über zehn Jahre bei ihm, wuchs zu einer jungen Frau heran und er hatte sich nicht einen Deut verändert. Nicht ein graues Haar. Die Damen fingen an zu spekulieren wie es gewöhnlich war unter den Frauen wenn sie einen Plausch hielten. „Er sieht ja so gut aus. Würde mich nicht wundern wenn er viele Frauen hätte. Bestimmt hält ihn das so jung!“, kam es von meiner rechten. Ich war entsetzt: „Wie könnt Ihr nur ein solch absurdes Argument bringen. Schämt ihr Euch dessen nicht? Er ernährt sich äußerst gesund und bleibt in Bewegung. Das bewirkt eben Wunder. Es wäre doch eine Schande würde er sich gehen lassen! Wir dürfen uns viel mehr geschmeichelt fühlen, denkt Ihr nicht?“ Ich empfing zustimmendes Gemurmel. Ich war stolz auf mich, ich konnte ihm helfen. Zwar war es nichts handfestes und er hatte es nicht mitbekommen, aber trotzdem strömte eine Zufriedenheit durch mein Innerstes. Doch wenn ich wirklich dachte, dass Marius nichts von meiner Hilfe wusste, hatte ich mich geirrt. Später, als wir wieder vor dem Kamin saßen, allein und das besagte Buch wieder in seinen Händen, sprach er mich darauf an. Natürlich hatte sich dieses Gespräch rum gesprochen. Bis schließlich er selbst es erfuhr. Er war mir sehr dankbar und sah mich lange stillschweigend an. Als ich so in seine Augen blickte wurde mir klar, dass ich das, welches ich an diesem Tage für ihn getan hatte, nicht nur aus Dank und der Vaterliebe wegen getan hatte, sondern vielmehr eines anderen Grundes wegen. Ich begriff das ich mein Herz an diesen Mann verloren hatte und genau in diesem Moment des Begreifens errötete ich und wendete mein Gesicht ab. Er fing an zu lesen und ich starrte ins Feuer. Ich nahm eine Eisenstange und begann es zu schüren, nur um mich abzulenken. Doch dann verbrannte ich mir die Finger. Marius eilte zu mir und legte meine Hand in seine. Sanft hauchte er einen Kuss auf meine Verbrennung. Dann kümmerte er sich um sie. Er holte kaltes Wasser damit ich meine Finger abkühlen konnte, dann brachte er mir eine Salbe. Mir wurde warm ums Herz, daran kann ich mich noch ganz genau erinnern. Ich war tief berührt von seiner Fürsorge. An diesem Abend schlief ich nicht alleine ein. Marius blieb bei mir, bis zum Morgen. Ich glaube, diese Nacht wurde die schönste meiner Erinnerungen. Wenn ich jetzt so zurückblicke, merke ich wie sehr ich an Erinnerungen hänge, ich liebe sie. Etwa zwei Monate später, das heißt vor neun Nächten, kam Marius auf mich zu, ernst sein Gesicht. Er hielt einen Brief in der Hand, ich weiß heute noch nicht was er enthält. Aber dieser Brief war der Auslöser der darauffolgenden Geschehnisse. Marius nahm mich beiseite, ich durfte ihn inzwischen mit seinem Vornamen ansprechen, und wir setzten uns an den Kamin. „Ich muss fort von hier, Loreley!“ Plötzlich merkte ich wie müde und gestresst er wirkte. Das Alter eines Greis´ zeichnete sich in seinen Augen ab. Ich bekam Angst und mein Blut schien doppelt so schnell als sonst durch meine Adern zu schießen. Ich hatte Angst er würde von mir gehen. Aber ich irrte mich. Er hatte eher Angst ich würde ihm nicht folgen können. Er erklärte mir, dass es da, wohin er musste, sehr gefährlich sei. Er vertraute mir ein Geheimnis an. Sein Geheimnis. Ich war nicht wenig beeindruckt, aber auch nicht wirklich überrascht zu hören was er mir da erzählte. Wer er wirklich sei. Das er ein „Kainit“ ist, einem Clan, Toreador, angehörte. Ich glaubte ihm alles, noch nie hatte Marius mich angelogen, obwohl sich das alles etwas fantastisch angehört hatte. Er habe etwas dringendes zu erledigen. "Loreley.... ." Er ließ meinen Namen in der Luft hängen. Marius saß mir mit gerunzelter Stirn gegenüber, als müsse er scharf nachdenken. Seine Augen funkelten schmerzhaft. "Loreley, ich möchte das du mit mir kommst!" Nichts anderes hatte ich vor, dachte ich mir. Doch was er mir darauf erklärte ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Marius machte mir das Angebot selbst zum Kainit zu werden. Da ich nicht damit gerechnet hatte das das Leben als Kainit viel anders sein würde, hatte ich keine Angst davor ja zu sagen. Aber das er mir erklärte was er dafür tun musste, ließ mich erzittern. Zärtlich nahm er meine bebenden Hände in die seinen und sah mich flehend an. An diesem Abend konnte ich ihm keine Antwort geben. Ich konnte nicht nein sagen weil ich ihn liebte, aber ich konnte auch nicht ja sagen, weil ich mein Leben genauso liebte. Ich verbrachte nach diesem Gespräch viel Zeit in meinem Zimmer zum Nachdenken. Als ich dann zu dem Schluss kam, dass es ohne Marius für mich nicht dies Leben gegeben hätte und es auch künftig nicht mehr so sein sollte wie es war ganz ohne ihn, hatte ich mich entschieden. Das war zwei Nächte danach, vor sieben Nächten. Natürlich dachte ich immer wieder daran einen Rückzieher zu machen, aber was konnte ich schon groß ohne Marius tun? So suchte ich Marius also und traf ihn in seinem Arbeitszimmer an. Er bat mich hinein als ich klopfte, als ich eintrat blickte er auf. Sein Blick war ausdruckslos. Doch an seiner Haltung merkte ich wie nervös er war. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wie Marius jetzt fühlen musste. Und ich verstand ihn. Ich schritt auf ihn zu, kniete mich auf den Boden und legte meinen Kopf in seinem Schoß. Ich brauchte nicht viel reden. Er wusste auch so das ich mich entschieden hatte. Was genau geschah, ich weiß es nicht mehr. Was ich weiß ist, dass er mich in sein Gemach brachte, seinen Mund an meiner Halsschlagader setzte und anfing mein Leben aus den Körper zu saugen. Ich weiß auch noch das ich mich währte, der natürliche Instinkt eines Menschen dem Tod zu entkommen. Dann, etwas warmes benetzte meine Lippen. Ich schluckte und ich merkte wie etwas in mir Kraft schöpfte. Ich nahm dieses Lebenselixier in mich auf. In jener Nacht begann mein drittes neues Leben. Als ich aufwachte war ich einer von ihnen. Ich war Marius´ Kind. Sofort hatte ich eine unbändige Sehnsucht. Mir dürstete. Marius hatte wohl gehofft ich würde ihm mein Einverständnis geben, denn er gab mir einen Menschen. Ein paar Tage später packten wir unsere Dinge zusammen. Wir verließen das Anwesen. Ich muss zugeben, es juckt mich immer noch, nicht zu wissen was in diesem Brief steht, was dafür der Grund war warum Marius und ich jetzt auf dem Weg nach Aachen sind,...und warum er mir nicht sagt was darin steht. Eigentlich hatte ich keine Zeit viel darüber nach zu denken. Marius hatte nicht vor die Lehrstunden ausfallen zu lassen, selbst nicht auf der Reise, und in Aachen würde meine Ausbildung weiter gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)