Projekt : One-Shots von nekrep (Verschiedene OS zu verschiedenen Themen) ================================================================================ Kapitel 2: Neubeginn -------------------- Mein zweiter Text für den WB "erwachen". Viel Spaß damit ^_____^ [Neubeginn] Irgendwo in England... "Nun ist es also so weit. Endlich haben sie ihre Fehler eingesehen. Jetzt können wir wieder von vorne beginnen." "Ja. Aber der Anfang wird bestimmt schwer, nur mit Hilfe von Erzählungen kann man sich schließlich kein Bild von unserer Welt machen. Sie werden bestimmt sehr überrascht sein." "Na, dann hoffen wir doch im positiven Sinne!" ... "Du kennst ihr Wesen, sie können schnell ihre Meinung ändern oder rückfällig werden. Sie hatten schon immer Angst vor uns. Deswegen ist es doch auch erst soweit gekommen." "Es war aber nicht nur ihre Schuld. Auch wir sind nicht unfehlbar... Wir werden es einfach abwarten müssen. Die nächsten Monate werden es uns zeigen." Eine kleine Stadt, nahe London.... "Komm schon Mira! Wir müssen uns beeilen!" "Jetzt warte doch, Luca!" Schwer atmend blieb das kleine Mädchen neben ihrem Zwillingsbruder stehen. Sie waren beide erst acht Jahre alt, hatten beide braune Haare und strahlend grüne Augen. Und heute waren sie beide hierher gekommen, auf einen Hügel kurz außerhalb der Stadt, von dem man einen wunderbaren Blick auf eine weite, grasbewachsene Ebene hatte, um dem größten Schauspiel der letzten Jahrhunderte, nein, Jahrtausende, beizuwohnen. Und sie waren bei weitem nicht die einzigen hier. Und das, obwohl es schon auf Mitternacht zuging. Beinahe die ganze Stadtbevölkerung hatte sich an diesem Ort versammelt. Sie alle wollten dieses Ereignis auf keinen Fall verpassen. Ein Ereignis, das die Welt für immer verändern würde, nach dem Nichts mehr so wäre wie früher. Die Gefühle der Leute, der Männer, Frauen, Kinder, waren gemischt. Einige sahen diesem Ereignis mit Freude, Glück, Spannung entgegen, andere jedoch wussten nicht recht, ob sie Angst haben sollten, vor den Veränderungen. Wieder Andere waren wütend, wütend auf die, die es all die Jahre lang vor ihnen geheim gehalten hatten, die sie im Dunkeln gelassen hatten, sie belogen hatten. Einige mussten sich eingestehen, dass sie wohl doch nicht recht gehabt hatten, dass es doch möglich war, dass es sie doch gegeben hatte, noch immer gab. Und eine kleine Gruppe hatte endlich die Bestätigung für ihre Theorien, für ihre Verrücktheiten, für ihre Fantasien. Viele Gefühle gingen in der Menge umher, ständig wechselnd. Und dieser Hügel, kurz außerhalb der Stadt, war nicht der einzige Ort auf der Welt, an dem es den Menschen so erging. Überall über den Globus verteilt fanden sich die Menschen an bestimmten Plätzen ein, und sie alle fühlten gleich, empfanden die Selben gemischten Gefühle. Aber weder Mira, noch Luca interessierten sich im Moment für die Gefühle der Menschen auf der anderen Seite des Planeten. Sie warteten gespannt auf das, was hier gleich passieren sollte. Wieder irgendwo in England... "Lasst uns anfangen, mein Freund. Die Stunde, die keine ist, ist nah, der Mond hat sich in sein schwarzes Kleid gehüllt. Es ist die perfekte Nacht für einen Neubeginn." "Nun gut... so lassen wir das Schauspiel beginnen, auf das die Welt wieder allen gehören mag." Zurück in der kleinen Stadt... Es war eine Neumondnacht, nur die Sterne spendeten ein klein wenig Licht. Luca und Mira hatten sich an den Händen gefasst, man konnte spüren, wie die Spannung in der Menschenmenge von Sekunde zu Sekunde zunahm. Zuerst hörte man nur ein tiefes, kaum wahrnehmbares Brummen, das man trotzdem im ganzen Körper spüren konnte. Überall auf der Welt verstummten die menschlichen Beobachter, konzentriereten sich nur noch auf dieses eine Geräusch. Das Brummen wurde lauter, wurde langsam zu einem angenehmen Summen, das mal höher, mal tiefer, mal lauter mal leiser erklang, in das sich andere Klänge mischten, bis es zu einer kraftvollen, lebendigen Melodie wurde. Auf der großen Ebene, die man vom Hügel aus gut im Blick hatte, bildete sich ein leichter Nebel, aus dem schemenhafte Gestalten stiegen, nicht mehr als graue Schatten, und einen großen Kreis bildeten. Um sie herum leuchtete am Boden eine rote Linie auf, die einen Kreis um die Gestalten zog. Mehrere Stränge dieses roten Lichts schossen innerhalb des Kreises umher und schon nach wenigen Augenblicken konnte man ein Muster erkennen, das stark an einen Bannkreis erinnerte. Verschiedenste Symbole aus allen möglichen Religionen und Kulturen der Welt sammelten sich in einem Pentagram, dessen Spitzen die Außenlinien des Kreises berührten. In den Zwischenräumen reihten sich fremdartige Schriftzeichen eng aneinander. Als der Bannkreis vollendet war, leuchtete er einmal hell auf, dann wurde das rötliche Leuchten zu einem schwachen Glimmen. Der Nebel hatte sich gelichtete und die schemenhaften Gestalten, die während des ganzen Vorganges still gewartet hatten erhoben nun zaghaft ihre Stimmen und stimmten in die inzwischen leiser gewordene Melodie mit ein. Zuerst kaum hörbar, schwebten die fremden Worte durch die Nacht, nicht mehr als ein Wispern, wurden dann aber im kräftiger, bestimmter, aber niemals zu laut oder gar aggressiv. Auch ohne die Worte zu verstehen wurden die Menschen auf dem Hügel von der Melodie mitgerissen, konnten den Blick nicht abwenden. Einige Minuten war nichts außer der Musik zu hören als plötzlich Risse im Boden entstanden die sich ausbreiteten bis ganze Erdbrocken in das entstandene Loch fielen. Es breitete sich immer weiter aus, bis der ganze Bannkreis darin verschwunden war. Der Rand des Loches verlief haargenau an den früheren Außenlinien des Kreises. Die Gestalten hatten ihren Gesang unterbrochen und sich wieder in Nebel aufgelöst, auch die Melodie war verstummt. Es war wieder stockdunkel und still. Einige Minuten geschah nichts. Die Menschen auf dem Hügel wurden langsam unruhig. War es das etwa schon? Sollte das alles gewesen sein? Doch sie wurden schnell eines Besseren belehrt. Aus dem Loch schoß plötzliche eine helle Stichflamme hoch in den dunklen Himmel hinauf und erhellte die Nacht. Sie löste sich vom Loch, bis es aussah, als würde ein großer Feuerball im Himmel schweben. Doch statt einfach zu verlöschen, veränderte er seine Form, breitete sich aus, bis er einem gigantischen Drachen, vollkommen in Flammen gehüllt, glich, der seine gewaltigen Schwingen ausbreitete und die Ebene in helles, flackerndes Licht tauchte. Aus dem Loch stiegen nun immer mehr Gestalten, Größere und Kleinere, manche ähnelten Menschen, andere sahen wie übergroße Wölfe, Raubkatzen oder andere Tiere aus. Mischwesen waren dabei, Wesen, die sie eine so abstrakte Form hatten, dass es schon fast weh tat, sie anzusehen. Manche waren nicht mehr als ein vorbeihuschender Schatten, einige schlängelten sich davon, manche flogen, wieder andere rasten auf seltsamen Gefährten dem angrenzenden Wald entgegen. Über den ganzen Planeten verteilt konnten die Menschen nur unbeweglich zusehen, wie immer mehr Wesen, die es eigentlich nur in Märchen, Sagen oder Legenden geben konnte, aus den Löchern stiegen und in die weite Welt hinaus liefen. Manche kannte man aus alten Geschichten. Keltische, asiatische, griechische, afrikanische Sagengestalten und Götterwesen. Und jeder Mensch, egal wie jung oder alt, konnte spüren, wie sich etwas in der Luft veränderte, wie sich etwas dazumischte, das so vorher nie dagewesen war. Etwas Magisches, Ungreifbares, Unglaubliches. Es hatte fünf Jahre zuvor begonnen. Vertreter der magischen Welt, einer Welt, die schon lange nicht mehr so existierte wie sie es einmal getan hatte, hatten den Entschluss gefasst, eben dieser wieder zu altem Glanz zu verhelfen. So hatten sie die ihrer Meinung nach mächtigsten "Vertreter der Menschen" aufgesucht, um ihnen davon zu berichten und zu verhandeln. Sie hatten ihnen Geschichten einer magischen Zeit erzählt, in der es alle Möglichen und Unmöglichen Geschöpfe gegeben hatte, die lebendiger war als es die heutige Zeit jemals sein könnte. Doch die Menschen hatten sie verleugnet, durch Vortschritt und blutrünstige Jagden zurückgedrängt, so dass ihre Herrscher keine andere Möglichkeit mehr sahen, als sich zu verstecken, sich zurückzuziehen und auf bessere Zeiten zu warten. Und genau das hatten sie auch getan. Versteckt in magischen Zwischenwelten, geschützt von Siegeln und Zaubern hatten sie gewartet und gewartet und gewartet. Immer wieder waren ihre Vertreter zu den Menschen gekommen, hatten versucht, sie zu überzeugen, sie auf ihre Seite zu ziehen, doch immer wieder wurden sie zurück gewießen, für verrückt erklärt, mal sanft, mal mit Gewalt. Doch letztendlich hatten sie endlich eine Generation getroffen, die ihnen Glauben schenkte. Zwar erst nach reichlichen Disskusionen und Vorführungen, aber nach einem Jahr hatten sie es geschafft. Ein weiteres Jahr wurde über die Folgen diskutiert, wie man es den Menschen beibringen konnte, ihnen erklären konnte. Irgendwann hatte man es öffentlich gemacht, und den Menschen Zeit gegeben, darüber nachzudenken, damit fertig zu werden. Und nach drei Jahren war es endlich soweit. Nach menschlicher Zeitrechnung doch sehr lange, nach der der magischen Wesen nur wenige Augenblicke. Sie hatten Jahrtausende auf diesen Tag gewartet. Und heute geschah es tatsächlich. Die magische Welt erwachte. Drachen schoßen über den Himmel hinweg, Seeschlangen tümmelten sich im Meer, Werwesen lebten unter anderen Menschen, Dämonen, Teufel, Elfen, Riesen, einfach alles, was die Menschen bis jetzt nur für albernen Aberglauben gehalten hatten. In einer einzigen Neumondnacht hatte sich alles verändert. Die Luft. Die Atmosphäre. Das Leben. Noch einmal von vorne anfangen. Es noch einmal versuchen. Ein Neubeginn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)