Picture me von Kagu-chan (Yami x Yugi) ================================================================================ Kapitel 1: Unerwartetes Wiedersehen ----------------------------------- Autorin: Kagu-chan ^_^ Disclaimer: Alle Charaktere gehören Kazuki Takahashi! Lediglich Herr Fushige und ein paar Randcharaktere gehören mir! Und natürlich die Storyline und Text aus meiner Schreibfeder – alles meinem kranken Hirn entsprungen! ;D Genres: Romance, Drama Wanrings: AU, evtl. OOC ^^°habe lange nicht mehr an diesem Pairing geschrieben *g* und vielleicht Lemon od. Lime – mal sehen, was mein Hirn so Kreatives hergibt ;) Pairing: Wie oben angekündigt – Yami x Yugi Widmung: Jaaaa es gibt auch eine Widmung XD“ Und zwar geht diese an Polarstern ! Sie wird diese FF wahrscheinlich nicht lesen (soweit ich weiß, liegt ihr Interesse inzwischen anderweitig XD‘), aber ich verdanke ihr sehr viel – und irgendwann muss ich ihr ja auch mal eine FF widmen :D Übrigens suche ich momentan noch eine/n Betaleser/in! Also wer Interesse hat, kann ja mal eine ENS an mich schicken. Und jetzt viel Spaß beim Lesen! ^.^ Unerwartetes Wiedersehen „Schon wieder zu spät?!“ kam es lautstark aus dem kleinen Vorraum eines grün-gestrichenen Gebäudes, das zwischen einer Fassade von grauen Häusern beinahe aufdringlich erschien. Über dem großen Fenster, das zur Interaktion zwischen Kunden und Verkäufer gedacht war, konnte man die in einem dunklen Braunton gehaltene Anschrift > Fushiges Zeitschriftenwarenladen – Immer preiswert und aktuell! < lesen. Dagegen schien die Gesichtsfarbe des besagtem Verkäufer das genaue Gegenteil anzunehmen – und als Yugi keuchend und mit einer Hand stützend an die Wand gelehnt, endlich zu Atem kam, erinnerte er dieses immer mehr an eine Tomate, die ihre Reifezeit wohl längst hinter sich gelassen hatte. „Es tut mir leiiiiiiid!“ Mit einem Seufzen und einem entschuldigenden Blick wendete er seinen Blick einer Ecke zu seiner Rechten zu, wo sich bereits Berge an Zeitungen stapelten. „Wo hast du nur deinen Kopf? Das ist schon das 3. Mal diese Woche, dass du zu spät dran bist! Die Zeitungen tragen sich schließlich nicht von selbst aus..“, kopfschüttelnd schnürte Herr Fushige zwei der vielen Stapel mit einem starken Faden zusammen und drückte es dem schwarzhaarigen Jungen mit den blonden Strähnchen in die Hände. „Du weißt ja, wie immer. Und vergiss nicht, was ich dir gestern gesagt habe! Die zwei neuen Kunden sollten, wenn du sie persönlich antriffst, begrüßt werden und eine Danksagung von mir erhalten, dass sie sich für unseren Lieferservice entschieden haben!“ mit einem selbstzufriedenem Grinsen im Gesicht schob der braunhaarige, ältere Mann den Kleineren in Richtung Ausgang und bevor sich Yugi versah, stand er auch schon vor geschlossenen Türen. Sein Blick schweifte unmittelbar zu dem schwarz-roten Fahrrad, das eine knallgelbe Schleife am Lenkrad schmückte, jedoch von einer zu groß geratenen Klingel an der Front fast gänzlich verdeckt wurde. Schnell verstaute er die zusammengebundenen Zeitschriften in diesem, ließ sich in den Sattel gleiten und trat langsam in die Pedale. Nun war er bereits seit einem Jahr hier und noch immer konnte er sich nicht an das frühe Aufstehen gewöhnen. Jeden Morgen entschied er sich erneut für das kuschlig, warme und weiche Bett, wo die Probleme der Realität so weit weg schienen wie noch nie, wohingegen der herzlose Wecker mit einem stumpfen Knall seiner Handfläche zum Schweigen gebracht wurde. Doch Yugi wusste genau, dass es nötig war aus seiner Traumwelt aufzuwachen und der Wirklichkeit ins Auge zu blicken, denn nicht umsonst machte er diesen Nebenjob. In diesem Jahr wurde er auf einer der besten Zeichenschulen Japans aufgenommen an der er nun schon seit fünf Monaten professionell zeichnen lernte. Doch das Ganze hatte einen kleinen Hacken. Leider kostete diese pro Monat 2000 Yen, was für ihn ohne zusätzlichen Verdienst nicht zu bezahlen wäre. Aus diesem Grund kam ihm der kleine Job als Zeitungslieferant sehr gelegen – die Bezahlung reichte, um über Wasser zu kommen und die Zeiten überschnitten sich nicht mit der Schule. Und wenn er sich viel Mühe geben würde, dann lohnte es sich nach den drei Jahren Ausbildung auch – denn danach würde es ein sogenanntes >Coming out< geben, was von einigen Firmen, die diese Schule sponserten, gestaltet wurde. Dabei würden von 100 Schülern des dritten Lehrgangs fünf ausgewählt, welche danach dort als professionelle Zeichner arbeiten durften. Die Chancen standen also.. nicht besonders gut. Doch allein der Gedanke schien Yugi zu beflügeln, denn schließlich war er nicht so weit gekommen, um jetzt schon aufzugeben! Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen bog der 16-Jährige schließlich mit dem Fahrrad in eine Seitengasse und begann seine kleine Route durch das Gartenviertel, wo er den größten Teil seiner Zeitungen los wurde. Oftmals begrüßten ihn die Menschen schon vor der Haustür, da ein Frühstück ohne Zeitung wohl schlichtweg undenkbar geworden war. Eine Tasse Kaffee in der einen und das Stück Papier in der anderen gehörte anscheinend zusammen wie der Deckel zum Topf. Es dauerte nicht lange und Yugi kam zum Ende der kleinen Gartenanlage, was die auftürmenden höheren Häuser und der Straßenlärm verrieten. Schon von weitem konnte man das laute Hupen der Autos und die vielen Schritte der Fußgänger ausmachen. Die letzten zwei Adressen schienen auf derselben Straße zu sein, was den Weg des Schwarzhaarigen deutlich verkürzte. ‚Ein Glück!‘ schoss es ihm erleichtert durch den Kopf als er vor der großen Tür eines Neubaus anhielt. „Soo.. wie heißen die beiden nochmal?..“ Gedankenverloren wanderte sein Blick auf den kleinen Zettel, den ihm Herr Fushige gestern mitgegeben hatte, und lieferte ihm auch prompt die Antwort. Schnell betätigte Yugi den Knopf für die Klingel, worauf sich mit einem Surren die Eingangstür schließlich öffnen ließ. Das Glück war ein weiteres Mal auf seiner Seite, denn sowohl die eine neue Kundin als auch der zweite waren im ersten Stock, was ihm eine Menge Zeit ersparte. Als sich die erste Tür öffnete kam eine kleine, alte Frau zum Vorschein, die zuerst etwas überrascht und verwirrt schien, dann aber mit einem freundlichen Lächeln die Zeitung nahm und etwas von Trinkgeld vor sich hin nuschelte. „Vielen Dank, dass Sie unseren Lieferservice gewählt haben Frau-“ war das Letzte, was Yugi hervorbrachte, ehe die Tür genauso schnell wieder geschlossen wie sie aufgemacht wurde. Etwas verdutzt schlich Yugi zur letzten Wohnungstür und klopfte lautstark gegen diese, gefasst auf eine weitere Überraschung. „Guten Morgen, ich bringe Ihnen die-“ „- Aber was haben wir denn hier..?“ Ein junger Mann – er musste ungefähr in seinem Alter sein – öffnete prompt die Tür und musterte ihn, mit einem Arm an die Tür gelehnt, während ein breites Grinsen sein Gesicht durchzog. Schlagartig wechselte Yugis Gesichtsfarbe von weiß auf ein geradezu unnatürliches Rot. „Der Anblick versüßt einem ja regelrecht den Morgen.“ Ein kurzes Lachen. „Ich nehme an, du bringst mir die Tageszeitung?“ Es schien Stunden zu dauern bis der 16-Jährige sich aus seiner starren Haltung lösen konnte – der perplexe und verwirrte Ausdruck in seinen Augen blieb jedoch. War er im falschen Film? „A-also.. Jaa..ich..“ „Und so schüchtern?“ Kurz beugte sich der junge Mann nach vorne, sodass sich die Stirn der beiden beinahe berührte – sein Grinsen wurde immer breiter. „Sehr freundlich von dir.“ Nun restlos überfordert, da Yugi damit überhaupt nicht gerechnet hatte, biss er sich verzweifelt auf die Unterlippe, ehe er dem, ihm zu verwechselnd ähnlichem jungen Mann, die Zeitung in die Hand drückte, kehrt machte und die Treppen hinunterstürzte. Spielte sein Kopf ihm nun einen Streich? Träumte er noch und lag genüsslich in seinem Bett oder.. – Wo, zum Teufel, war dieser verdammte Wecker, wenn man ihn brauchte?! Doch selbst nach einem kurzen Zwicken in den Oberarm und ein angestrengtes Augen zusammenkneifen, stand Yugi noch immer an derselben Straßenstelle, wo er sich seit gut zwei Minuten nicht wegbewegt hatte. Mit festem Griff packte er das Lenkrad seines Fahrrads und schwang sich auf den Sattel. Wer war dieser Typ überhaupt? Es war ja schon unheimlich genug, dass er ohne Problem als sein Zwillingsbruder hätte durchgehen können.. „Atem.. Yami..“ Ein Blick auf den kleinen Zettel von Herr Fushige. Diese kleinen Zettel hatten es wirklich in sich. Wütend knüllte er das Papier in seinen Händen und warf es demonstrativ gegen die Eingangstür, ehe er in Richtung seiner eigenen Wohnung abrauschte. Das nächste Mal – und das war leider nicht allzu weit weg – würde der 16-Jährige nicht denselben Fehler machen! Diese Zeitung würde ab sofort auf der Fußmatte vor seiner Wohnung landen! Erneut schoss dem Jüngeren die Röte ins Gesicht. Ja, dessen war er sich so sicher, wie das Amen in der Kirche. Zuhause angekommen schnappte sich Yugi seine Tasche, biss einmal in ein Toastbrot, das nach dem Aufstehen wohl untergegangen war, und rannte in Richtung Schulgebäude. Jetzt wurde es aber wirklich höchste Zeit! Ein paar Minuten vor Unterrichtsbeginn saß dann auch Yugi auf seinem Pult, stützte entnervt seinen Kopf auf seine Hände und ließ einen leisen Seufzer hören. „Alles in Ordnung Yu-chan?“ Sofort schlug dieser die eben geschlossenen Augen wieder auf und drehte sich mit einem kleinen Lächeln im Gesicht um. „Alles Bestens, Anzu. Ich hatte nur einen anstrengenden Morgen.“ „Soo?“ Natürlich hätte er damit rechnen müssen, dass die Braunhaarige nachhacken würde. Diese angeborene Neugierde verbunden mit einem unnatürlich starken Wissensdurst war einfach keine gute Kombination. Und Yugi kannte seine Freundin aus Kindertagen nun schon lange genug. „Es ist wirklich nichts passiert!“ kam die entnervte Antwort, ehe Anzu sich mit einem misstrauischen Blick abwendete und stattdessen zu schwärmen begann. „Ach hast du schon gehört wer morgen in die Stadt kommt? Amatsu Hiroto!! Er soll einfach unglaublich sein.. Na ja, seine Schauspielkünste sprechen ja auch für sich!“ „Wer?..“ Neckend streckte Yugi die Zunge raus und erntete prompt einen bösen Blick. „Lass das gefälligst!“ Das war natürlich klar. Ungefähr jedes dritte Wochenende hatte die Braunhaarige ein neues Sternchen am Schauspielhimmel entdeckt, in den sie sich auch jedes Mal sofort verliebte. Wobei sich Yugi innerlich wirklich ernsthaft die Frage stellte, ob man solche Gefühle ernsthaft als Verliebtheit bezeichnen konnte. Es war nichts, was ihn besonders störte – ja, zwischendurch fand er es manchmal sogar sehr erheiternd – aber die restliche Zeit nervte es einfach. Schließlich war er es, der daraufhin zu irgendwelchen Fantreffen mitgeschleift wurde und dem das Kreischen der fanatischen Fans noch Tage später im Ohr hallte. Aber er ließ es über sich ergehen, denn – was tut man nicht alles für die beste Freundin? Leise seufzte Yugi erneut. „Wir müssen morgen dahin, ja? Am besten zwei Stunden vorher, damit wir ihn auch jaaaaa nicht verpassen!“ Anzus Augen glichen denen eines gierigen Hundes, der kurz vor der Fütterung stand, ehe sie mit einem Nicken seitens des Kleineren zufrieden gestellt wurde. Die Erlösung folgte schließlich durch das Eintreten des Lehrers, der ungewöhnlich gute Laune zu haben schien. „Guten Morgen, Schüler! Ich habe eine Ankündigung zu machen. Da fast die Hälfte des diesjährigen Schuljahres bereits vorbei ist, wird es euch umso mehr überraschen, dass wir einen neuen Schüler in unserer Mitte begrüßen dürfen. Er hat sich durch sein außergewöhnliches Talent und seine guten Noten ausgezeichnet und darf jetzt als Nachzügler zu uns stoßen. Es würde euch also nicht schaden euch ein Beispiel an ihm zu nehmen.“ Große Augen erfüllten das Klassenzimmer, ehe eben angekündigter Schüler das Klassenzimmer betrat und sein Blick verbunden mit einem Grinsen durch die Runde ging. Das.. konnte doch nicht.. Trieb da jemand einen dummen Scherz mit ihm? Sollte das.. witzig sein? Mit zusammengebissenen Zähnen und verzweifeltem Blick vergrub Yugi schnell sein Gesicht hinter einem Buch und begann mit einer wahnsinnigen Entschlossenheit auf die Buchstaben vor sich zu starren. Ja.. Man musste sie einfach hassen. Irgendwer da oben hatte wohl besonders schlechte Laune heute – und langsam färbte das auch auf die des Schwarzhaarigen ab. „Begrüßt bitte ganz herzlich – Atem Yami!“ ------------------ Ich hoffe es hat euch bis hierhin gefallen - Kritik und Kommis sind natürlich gern gesehen ^^ Anmerkung: Wer RS-Fehler findet, darf sie behalten! ;D Kapitel 2: Vom Regen in die Traufe ---------------------------------- Mit einem Wink des Lehrers verwies er Yami auf einen Stuhl in Fensternähe, wo er es sich sogleich gemütlich machte und die Arme hinter dem Kopf verschränke. Kurz ging sein Blick noch einmal durch die Klasse, ehe er an einer Person hängen blieb. Sie saß unmittelbar in seiner Nähe, was seine Laune um ein deutliches Maß steigerte. „Was für ein glückliches Wiedersehen. Scheint so als müsste ich doch nicht bis morgen Früh warten?“ Yugi vergrub sein Gesicht nur noch tiefer in das Buch vor ihm und winkte peinlich berührt mit einer Hand ab. Das musste wirklich nicht sein. „Kennst du den Typ etwa?“ kam es ungläubig von der Bank hinter ihm, wo Anzus Kopf ständig zwischen Yami und Yugi hin und her ging. „Duuuu.. Yu-chan, jetzt sag doch mal was!“ Es war die Röte, die dem 16-Jährigen in den oberen Bereich seines Körpers schoss, ehe er mit einem heftigen Kopfschütteln argumentierte, mit den Nerven am Ende ein Blatt aus seiner Tasche zog und drauf los zu zeichnen begann. Ein wenig Ablenkung.. Der Tag konnte nur besser werden. * In der großen Pause waren Anzu und er wie üblich auf ihrer (okay, seit fünf Monaten) traditionellen Parkbank verabredet, wo sie für gewöhnlich ihr Mittagessen gemeinsam verputzten. Doch widererwartend blieb die Braunhaarige die ganze Pause verschwunden und so war es an dem Kleineren seine Mitbringsel alleine zu verdrücken. Doch etwas merkwürdig war das Ganze schon.. Das passte so gar nicht zu Anzu. Sie mochte zwar die meiste Zeit ein wenig nervig sein, aber Unzuverlässigkeit war keiner ihrer Charakterzüge. Etwas beunruhigt von diesem Gedankengang, beschloss er nach dem Lunch im Krankenzimmer vorbeizusehen. Vielleicht war ihr ja etwas passiert? Angetrieben von seinen Hirngespinsten, die mit jeder Sekunde bizarrer wurden, schlang der 16-Jährige seine vorbereiteten Okonomiyaki (1) hinunter und stürzte in Hektik in Richtung Schuleingang, hinauf in den zweiten Stock und blieb schließlich keuchend vor dem Krankenzimmer stehen. Nachdem der Schwarzhaarige einmal tief nach Luft holte, hob er die Hand – verharrte jedoch kurz vor dem weißen Holz als er eine allzu bekannte Stimme hörte. War das Anzu? Prompt wurde seine Frage beantwortet als direkt neben ihm die Tür zur Direktion aufging und Anzu zusammen mit Yami (Das konnte doch nicht wahr sein!) heraustraten. „Oh Yu-chan, was machst du denn hier?“ „Ich.. Die große Pause.. Ich hab dich gesucht..“ kam es stammelnd, noch immer unter Schock, wer da direkt neben Anzu stand und genauso neugierig in seine Richtung starrte. „Oh ja richtig! Tut mir leiiiiiid..“ Verlegen strich sich das Mädchen die braunen Haare aus dem Gesicht – eine Angewohnheit, die sie schon seit der Kindheit begleitete. „Das hatte ich völlig vergessen. Na ja, Yami-chan kennt sich ja noch nicht so richtig in unserer Schule aus.. Da hab ich ihn zur Direktion begleitet, damit er seine letzten Angelegenheiten erledigen kann.“ „-..Yami - chan?“ Ein fröhliches Nicken seitens Anzu. „Süß, nicht-“ Das Klingeln unterbrach schließlich das Gespräch der beiden und so beließ es Yugi dabei, ehe die Drei zurück in ihre Klasse kehrten. Der Schwarzhaarige seufzte innerlich. Dieser Tag gestaltete sich immer mehr zu einem Alptraum aus dem es scheinbar kein Entrinnen gab. Sogar seine beste Freundin schien sich mehr und mehr gegen ihn zu wenden – wobei sie wahrscheinlich gar nicht wusste, was sie tat. Vielleicht versuchte sie auch nur nett und freundlich zu sein, um Yami einen guten Start in der Klasse zu geben – und wenn dem so wäre, dann würde der Rest dieses Schuljahr deutlich länger werden als er gedacht hatte. Kurzerhand beschloss Yugi, dass es wohl besser wäre, wenn er seine Freundin darauf ansprechen würde. Am besten direkt nach der Schule. Sie hatten zwar nicht denselben Heimweg, da Anzu auf den Bus, der um die Ecke des Gebäudes wegfuhr, angewiesen war und der Kleinere zu Fuß nach Hause marschierte, jedoch blieb genug Zeit bis besagter Bus kam. Und vielleicht würde Anzu so auch einen anderen Eindruck von ihrem neuen Mitschüler bekommen – Yugi hoffte es inständig. Er war zwar nicht rachsüchtig und nachtragend war auch nichts, was man ihm nachsagte, aber aus irgendeinem Grund hatte dieses Ereignis in der Früh Spuren bei ihm hinterlassen. Er war sich nicht sicher, ob es ihm nicht einfach nur peinlich war, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er sich auch nicht weiter damit beschäftigen. Die letzten zwei Stunden vergingen wie im Flug und als der Lehrer sie endlich aus dem Klassenzimmer ließ, stürmte der Schwarzhaarige in Windeseile aus dem Saal und fand sich schließlich vor dem Schultor wieder, wo er inständig hoffte, dass seine Freundin sich nicht allzu viel Zeit lassen würde. Normalerweise wartete er gerne auf Anzu, damit sie gemeinsam in Richtung Ausgang laufen konnten, jedoch wollte er ein erneutes Zusammentreffen mit Yami vermeiden. Und je schneller er aus dessen Reichweite war, desto besser. Es dauerte nicht lange und sein Warten hatte ein Ende. Aber was er da sah, gefiel ihm gar nicht – das hatte ihm genauer gesagt gerade noch gefehlt. Waren das wirklich Anzu und Yami, die da – scheinbar mitten ins Gespräch vertieft – erneut auf ihn zu kamen? Er schien heute wirklich wie ein Magnet für das Unglück zu wirken. Kurz atmete er tief ein. Okay, was war schon dabei? Dieser Yami war bestimmt ein genauso normaler Mensch wie jeder andere auch und hatte sich sicher lediglich einen Scherz mit ihm erlaubt. Denn was sollte er auch für einen Grund für so eine Reaktion gehabt haben? Guut, er gab zu, dass er des Öfteren für einen Grundschüler gehalten wurde oder aufgrund seiner Größe schon mehr als einmal geneckt wurde.. Aber so etwas war ihm bis jetzt wirklich noch nie passiert. Noch völlig vertieft in seinen Gedanken, bemerkte der 16-Jährige nicht, wie besagte Person und Anzu direkt vor ihm stehen blieben und schließlich den Blick auf Yugi richteten. „Yu-chan? Alles okay mit dir? Du scheinst heute wirklich nicht auf der Höhe zu sein, hm?“ Mit hochgezogener Augenbraue tippte die Braunhaarige ihrem besten Freund auf die Schulter, der daraufhin mit einem Zucken zusammenfuhr. „Oh.. Hi Anzu.. Ich hab dich.. also euch ja gar nicht kommen sehen.“ Erneut schoss die Röte ins Gesicht des Jüngeren. Was war bloß mit ihm los?.. „Das hat man gemerkt.“ Eine Handbewegung in Richtung Yami. „Ich war so frei und habe Yami mitgebracht. Wir haben denselben Heimweg, wie es scheint.“ Ein Zwinkern seitens Anzu. „Hmhmm..“, kam es nuschelnd von dem Kleineren. Das Bild einer braunen Haustür mit besagtem jungen Mann, angelehnt an seinem Türrahmen und einem geradezu gehässigen Grinsen füllten automatisch die Leere in Yugis Kopf. „Tja, wir kamen eben ins Gespräch, da er ja vollkommen neu an der Schule ist und mit dem Stoff weit hinten liegt. Was hältst du davon, wenn wir ihm ein kleines Bisschen unter die Arme greifen? Schließlich kennt er niemanden hier und nach der Schule ist doch noch genug Zeit, meinst du nicht?“ „Anzu , ich glaube wirklich nicht, dass das so eine gute Idee ist..-“ „-Och bitte Yu-chan!“ Der Hundeblick seitens Anzu ließ Yugi schließlich resigniert seufzen. „Sehr gut!“ Glücklich wuschelte sie dem Kleineren durch die Haare, der davon noch weniger begeistert war und sofort wie besessen anfing, sein mühevoll hoch toupiertes Haar zu richten. (Ja, ja di e Eitelkeit XD‘) Auf was hatte er sich da bloß wieder eingelassen? Langsam setzten sich die Drei in Bewegung, wobei der 16-Jährige eher unbewusst versuchte das Schlusslicht zu bilden. Er kam sich irgendwie überflüssig vor als er sah, wie Anzu sich glücklich bei Yami einhakte und auf einen Park in der Nähe ihrer Schule zeigte. Ungefähr fünf Minuten später konnte der Schwarzhaarige schließlich die Bushaltestelle erkennen, auf die besagtes „Pärchen“ direkt zusteuerte. Kurz drehte sich Anzu erneut zu ihm um, während sie ihm ein fröhliches „Bis Morgen!“ zurief, bog danach jedoch in Richtung Haltestelle ab. Ein erleichtertes Seufzen entkam dem Kleineren, bevor er sich mit dem Gedanken einer schönen, kühlen Limo anfreundete, die seinen Nachmittag bestimmt noch retten würde. Und vielleicht wäre ja sogar ein kleines Eis drin – ein Blick in seine Tasche – ja ganz bestimmt. Voller Vorfreude beschleunigte Yugi seinen Schritt als er das kleine Café bereits sehen konnte und „-Warte!“ Nanu? Kurz kam in dem Schwarzhaarigen die Frage auf, ob dieser Ruf wirklich ihm galt, jedoch wurde diese unmittelbar mit einem keuchenden Yami an seiner Seite beantwortet, dem zum ersten Mal scheinbar das Grinsen vergangen war. „Du hast ja ein Tempo drauf! Was hat dich denn gestochen?“ „Was willst du denn hier?“, kam es schroff von dem Jüngeren. Seine Vorfreude war dahin. „Ich habe mich entschlossen zu Fuß zu laufen.“ Und wieder dieses Grinsen. Konnte er das nicht sein lassen? „Es ist doch so schönes Wetter.. Und so weit weg wohne ich ja nicht, wie du weißt.“ Unwillkürlich kam die bekannte Röte zurück in Yugis Gesicht, der nicht mehr wusste, ob er nun langsam wütend werden oder einfach nur verzweifelt sein sollte. Stattdessen entschloss er sich, die Frage gekonnt zu ignorieren und steuerte weiterhin zielstrebig auf das Café zu. Allmählich beschlich Yami das Gefühl, dass ihn der Kleinere eher mit Ignoranz strafte als an einem ernsthaften Gespräch interessiert zu sein. Hatte er irgendwas falsch gemacht? Oder war dem kleinen Wuschelkopf die Situation heute Morgen wirklich so unangenehm gewesen? Leicht irritiert legte Yami den Kopf schief, kniff ein Auge zusammen und sah mit dem Anderen wie seine Begleitung in Richtung des Cafés vor ihnen ging. Nun ja, ging war nicht ganz richtig – er stand eigentlich fast direkt davor, machte aber keine Anstalten sich umzudrehen. Da hatte aber heute jemand einen schlechten Tag .. Aber das konnte man ja noch ändern! „Eine prima Idee. Ich bin sowieso ziemlich durstig – kann ich dich einladen?“ Yugi stutzte. Hatte er da gerade richtig gehört? Das war doch nicht sein Ernst? Langsam nahm die Wut in dem Jüngeren Überhand und er beschloss Klartext mit seinem Gegenüber zu reden. „Meinst du nicht, du hast heute schon genug angerichtet?!“ Es war mehr ein Stottern, das er über die Lippen brachte als die Entschlossenheit, die es ausdrücken sollte. Daraufhin erntete der Schwarzhaarige einen verdutzten Gesichtsausdruck des Anderen. „Hey, ich dachte, ich bring dich auf andere Gedanken – du scheinst ja ziemlich bedrückt zu wirken.“ Yami zog eine Augenbraue hoch, ehe er, als keine Reaktion des Jüngeren kam, eine Hand auf seine Schultern legte und diesen in seine Richtung drückte, sodass sie sich direkt in die Augen sehen konnten. „Wenn dir nicht nach Gesellschaft ist, dann sag das doch einfach.“ Zögerlich trat Yugi von einem Bein aufs Andere – die ganze Situation war ihm plötzlich mehr als unangenehm – bevor er schlicht und ergreifend den einzigen Lösungsweg nahm, der ihm in den Sinn kam – er ergriff die Flucht.. und lies einen total perplexen Yami hinter sich. ---------------------- (1) = eine japanische Speise, die bei uns mit einer Pizza vergleichbar ist Ich wollte mich nochmal für meine beiden Kommischreiber bedanken - so etwas bestärkt mich immer sehr beim Weiterschreiben ^___^ Und momentan versuche ich mich auch sehr dahinter zu klemmen, da mir jeden Tag neue Ideen einfallen, die ich einbauen könnte XD'' Ihr könnt euch also noch auf viele weitere Kapitel freuen ^.~ Ansonsten hoffe ich natürlich, dass dieses Chap Anreiz auf mehr gegeben hat! Die Nächsten werden auf jeden Fall eindeutig spannender *zwinker* Liebe Grüße Kagu ^^ Kapitel 3: Eine glückliche(?) Wendung ------------------------------------- Verschlafen grub Yugi seinen Kopf seine Arme und schloss die Augen. Zwei Wochen waren seit dem Zwischenfall von ihm und Yami vergangen, in denen dieser kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte. Nicht, dass es Yugi stören würde.. aber aus unerfindlichen Gründen hatte er ein schlechtes Gewissen.. und das nagte mit jedem Tag mehr und mehr an ihm. Der Gedanke, dass er überreagiert haben könnte, dass Yami lediglich nett sein wollte und das alles wahrscheinlich gar nicht so eng sah wie er, wurde immer lauter und aufdringlicher. Vielleicht sollte er sich einfach bei dem Älteren entschuldigen? Andererseits – vielleicht wollte dieser gar keine Versöhnung oder eine Aussprache? Schließlich kannten sie sich überhaupt nicht und Yugi zweifelte immer mehr daran, dass Yami in irgendeiner Weise Interesse an seinem Leben haben könnte. Er war sein Mitschüler.. nun ja, und er trug ihm die Zeitung vor die Tür. Ab und zu hatte er sogar geklopft, um sicherzustellen, dass der Größere auch ja das Stück Papier in die Hand kriegen würde. Yugi seufzte und strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann war es ihm absolut egal gewesen, ob die Zeitung nun im Müll landete oder ein Nachbar sie vielleicht aufgabelte. Vielmehr hatte er gehofft, dass Yami bei einem der vielen Male die Tür öffnete und er sich somit so schnell wie möglich für den kleinen Zwischenfall entschuldigen konnte. Ja, manchmal kam sogar der Mut in ihm hoch den Älteren zu fragen, was es mit dieser Tür-Flirt?-Aktion – Yugi schüttelte heftig den Kopf! Was dachte er da? – auf sich hatte. Und doch.. die kleinen Versuche die ganze Sache zu bereinigen hatten nicht gefruchtet. Verzweifelt und überfordert mit der momentanen Situation, schnappte sich Yugi einen seiner vielen Bleistifte und fing an ihn langsam mit einer Fingerspitze kreisen zu lassen. Insgeheim fragte sich der 16-Jährige schon, warum ihm so viel daran lag, dass der Ältere ihm verzieh – doch so schnell sich die Frage in seinen Kopf gebohrt hatte, so schnell kam auch die Antwort darauf: Einsamkeit. Seit Yami an ihrer Schule war – und das war bei Gott nicht lange! – schwirrte Anzu ständig um ihn herum, unternahm viel mit dem 17-Jährigen und es kam nur noch selten vor, dass sie in einer Mittagspause sich zu ihm setzte und die beiden gegenseitig Neuigkeiten austauschten. Am Anfang war es Yugi ganz recht gewesen ein bisschen für sich zu sein, um seinen eigenen Gedanken nachgehen zu können und um sich ein wenig um sich selbst zu kümmern. Langsam aber sicher jedoch schmerzte das Gefühl des Alleinseins immer mehr, ja, er wünschte sich sogar, dass Anzu ihn mit einen dieser Fantreffen bedrängte! Noch bevor Yugi weiterdachte, zog er bereits einen kleinen Zettel zur Hand, kritzelte ein paar Worte darauf und hob seinen Blick in Richtung Lehrerpult. Herr Toshimura schien noch immer vertieft in ihr heutiges Thema > Verschiedene Zeichenstile berühmter Künstler! < zu sein, was sich für den Jüngeren als die Chance anbot. Er überlegte nicht lange, faltete das Papier in seiner Hand sorgfältig zusammen, zielte uuund.. Treffer. Genau auf seine linke Backe. Gut gemacht, Yugi. Wenn er ihn jetzt nicht hassen würde, dann wusste er auch nicht weiter. Kurz beobachtete er besagte Person noch, wie sie sich sichtlich verärgert die Wange rieb, dann aber irritiert den kleinen Zettel öffnete und schließlich nach einem kurzem Moment den Blick wieder auf die Tafel richtete. Yugi schluckte innerlich und verdrehte, genervt von seiner eigenen Tollpatschigkeit die Augen. Hoffentlich hatte er keinen Fehler gemacht.. Als die große Pause eingeläutet wurde, machte sich Yugi schnell auf zum Schulhof, wo er an einem kleinen Baum zum Stehen kam und sich schließlich dagegen lehnte. Ein lauter Atemzug war zu hören, ehe der Schwarzhaarige sich verlegen durch die Haare fuhr und von einem Bein aufs Andere trat. Was machte er eigentlich hier? Er musste lebensmüde sein. Wahrscheinlich würde Yami nicht mal in die Nähe des Treffpunkts kommen, geschweige denn in die Nähe von ihm. Denn spätestens nach der netten Papier-Schieß-Aktion hatte ihn der Ältere sicher wahnsinnig lieb gewonnen. Wieso musste der Schwarzhaarige sich auch ständig in solche Situationen manövrieren? Yugis Knie wurden weich. Schließlich fand sich der Kleinere damit ab, da es nun sowieso zu spät war, um davonzulaufen oder sich um zu entscheiden. Früher oder später hätte er sich der ganzen Sache wahrscheinlich ohnehin stellen müssen – also biss er in den sauren Apfel. Fünf Minuten verharrte Yugi an den Baumstamm gelehnt, ohne auch nur einen Finger zu rühren, bis er plötzlich – er hatte die Hoffnung schon längst aufgegeben – Yami am Schulhof erblickte, der sich etwas orientierungslos umsah. Der Jüngere stützte sich mit leichtem Schwung vom Baum ab, doch bevor er zu der Gelegenheit kam seinen selbsternannten Zwilling zu rufen, sah er Anzu aus der Ferne auf Yami zulaufen. Kurz sackte im das Herz in die Beine, wurde dann aber von einem Gefühl der Erleichterung und auch ein klein wenig Freude übermahnt als er den Größeren schlussendlich auf ihn zulaufen sah. Kurz vor dem Schwarzhaarigen machte Yami Halt und strich sich demonstrativ erneut über die vorhin getroffene Wange. „Du weißt, dass das weh getan hat?“, entgegnete er seinem Gegenüber schmunzelnd, um die Stimmung ein wenig aufzulockern – Yugi sah wie ein Häufchen Elend aus. Die erhoffte Reaktion blieb jedoch aus und als er den entschuldigenden Blick des Jüngeren sah, seufzte er innerlich. Was war bloß mit diesem Jungen los? „Du wolltest mich sprechen?“, setzte er erneut an und fuhr sich mit einer Hand durch die blonden Strähnchen. Ein Nicken folgte, ehe Yugi den Kopf hob ihm zum ersten Mal direkt ansah, was dem Älteren eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Er erwischte sich unweigerlich bei dem Gedanken, dass diese unschuldigen, großen Augen dem kleinen Wuschelkopf unnatürlich gut standen. Verdammt gut. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.. Nun ja, ich hatte damals einfach einen schlechten Tag.. denk ich. Und jeder hat mal schlechte Tage, nicht?“, kam es zögerlich. „Ich hab überreagiert.. Du wolltest schließlich nur nett sein und ich habe dich einfach ignoriert und stehen gelassen.“ Was trug er denn da am Hals? War das ein Halsband mit kleinen stachelartigen Wölbungen? Warum war ihm das bloß bei ihrer ersten Begegnung nicht aufgefallen? „Ich würde es gerne wiedergutmachen.. Wenn du das möchtest. Aber ich kann natürlich verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Du hast ja sicher schon viele Freunde gefunden und..“ „- Wiedergutmachen?“ Ein erneutes Nicken und ein irritierter Blick seitens Yugis folgten. Na das klang doch vielversprechend! Ein Funkeln leuchtete in Yamis Augen auf, ehe das typische Grinsen sein Gesicht durchzog und er seinem Gegenüber ein Stückchen näher kam. „Gut. Ich möchte mit dir essen gehen.“ Zufrieden betrachtete der Ältere den perplexen Ausdruck, den nun das Gesicht des Jüngeren zierte und leckte sich unbewusst über die Lippen. „A-Aber.. ich hab nicht so viel Geld.. und..“ „-Dummerchen. Du bist natürlich eingeladen.“ Restlos überfordert mit der Situation, da er so gar nicht verstehen konnte, wie Yami nur auf so eine Idee gekommen war, willigte Yugi schließlich ohne weitere Fragen ein, war aber innerlich glücklich die ganze Sache problemlos hinter sich gebracht zu haben. Und der Gedanke an ein kostenloses Essen war schlussendlich auch nicht so übel. „Sehr gut. Am besten wir treffen uns am Freitag um.. Ich würde sagen 8 Uhr? Bei dem kleinen Restaurant bei mir um die Ecke?“ „Der Mexikaner dort? Aber der ist doch wahnsinnig teuer!!“ Entsetzt nahmen Yugis Augen eine für sie unnatürliche Größe an, was, wie Yami fand, ihm mindestens genauso gut stand, wenn nicht sogar besser. Diese violetten Weiten sollten definitiv verboten werden. „Lass das mal meine Sorge sein. Sei einfach pünktlich, ja?“ Glücklich wuschelte Yami dem Kleineren durch die Haare, als dieser ein letztes Mal ihm zunickte und somit seinem Wunsch nachkam, ehe die Klingel das Ende der Mittagspause einläutete und die Zwei zurück in den Unterricht kehrten. Wieder auf seinem Pult an der Fensterbank, stützte Yami genüsslich seinen Kopf in seine Arme und schielte mit einem Auge zu dem Jungen, der ihm seit ihrer ersten Begegnung nicht mehr aus dem Kopf ging. Die letzten zwei Wochen waren nicht sonderlich angenehm für ihn gewesen, aber er wusste die Grenzen anderer zu wahren und so hatte der Ältere für sich beschlossen den Jüngeren in Ruhe zu lassen. Umso erfreuter war er nun über diese äußerst glückliche Schicksalsfügung. Der Kleine war wirklich etwas, das man im Auge behalten musste.. Er wirkte so verletzlich und allein. Für Yami also verständlich, dass dieser seinen Beschützerinstinkt weckte. Nur zu gerne wollte er herausfinden, was Yugi wohl wiederfahren war, dass er sich so zurückhaltend gegenüber anderen verhielt – oder vielleicht war es einfach seine Art? Leise schmunzelte er. Wenn sein kleineres Ich etwas war, dann das komplette Gegenteil von ihm. ‚Hikari‘ schoss es im durch den Kopf und nach kurzem Überlegen, entschied der Ältere, dass es ein sehr passender Spitzname war. * Die nächsten zwei Tage waren für Yugi geprägt von quälendem Lernen und sinnlosem Auswendig lernen der Künstler und Werke des 18. Jahrhunderts. Geschichte war noch nie etwas gewesen, was ihn sonderlich interessiert hatte, aber Herr Toshimura hatte spontan beschlossen eine kleine Lernkontrolle am Freitag durchzuführen, weshalb dem Schwarzhaarigen nichts anderes übrig blieb als den langweiligen Stoff so gut es ging zu verinnerlichen. Ziemlich nervös hatte er sich schließlich, direkt nach der Unterrichtsstunde für räumliches Zeichnen, in sein Klassenzimmer aufgemacht, auf sein Pult niedergelassen und nach zehn Minuten des Zitterns das Blatt des Lehrers entgegengenommen. Wusste Herr Toshimura nicht, dass eine Arbeit vor dem ersehnten Wochenende keine besonders gute Idee war? Kurz lugte Yugi zu seiner Nachbarin hinüber, die mit einem langen, ausgiebigen Gähnen seine Meinung unterstrich und genauso motivationslos auf ihr Aufgabenblatt starrte. Mit einem leisen Seufzer nahm sich der 16-Jährige seinen Stift zur Hand und las sich die erste Frage durch: In welchem Punkt unterschieden sich die Kunstwerke der beiden Maler Giovanni Battista Tiepolo, auch genannt Canaletto, und Sir Joshua Reynold? Wer waren die beiden? Yugis Kopf drehte sich, Zahlen und Namen schwirrten darin herum, ploppten kurz vor seinem inneren Auge auf und waren so schnell wieder verschwunden wie sie erschienen waren. Er hatte das doch gelernt! So lange vor sich aufgesagt und dabei in seiner Wohnung ganze Löcher in den Boden getreten.. Und nun versagte er? Ein Anflug von Verzweiflung kam in ihm hoch, ehe er sich mit einer Hand an die Stirn fasste und für einen Moment die Augen schloss. Ruhig, Yugi.. Keine Panik. Und plötzlich tauchte die Antwort direkt vor seinen Augen auf – als wäre sie nie weggewesen, hatte nur darauf gewartet niedergeschrieben zu werden. Jetzt schien es gar nicht so schwierig zu sein, wie er anfangs dachte. Wie von selbst notierte der Stift in seiner Hand eine Antwort nach der anderen als hätte er auf einmal ein Eigenleben entwickelt, was dem Schwarzhaarigen beinahe gespenstisch vorkam. Nach zwanzig Minuten kam der Herr Toshimura schließlich durch die Reihen und verkündete das Ende der Testzeit, worauf er ein Stöhnen der Klasse erntete. In Windeseile schrieb Yugi den letzten Satz zu Ende, ehe auch sein Blatt mit einem ernsten Gesichtsausdruck entgegengenommen wurde und er sich prompt zu Anzu umdrehte. Ein altes Ritual der beiden, das schon seit der Grundschule mit mehr oder weniger Begeisterung – je nachdem, wie es dem anderen gegangen war – durchgeführt wurde. „Na wie lief es bei dir?“ Genervt winkte diese aber diesmal ab und gab ihm so das Zeichen, dass sie wohl nicht in der Stimmung war über ihre Ergebnisse zu reden. Flüchtig schenkte er der Braunhaarigen einen aufmunternden Blick, brach jedoch ab als erneut keine Reaktion seitens Anzu kam. Das Lernen schien ihr wohl genauso schwer gefallen zu sein.. „Nun.. Ich denke, da der Test so reibungslos gelaufen ist und ich stark an eurer Konzentration für die letzten zehn Minuten zweifle.. Machen wir für heute einfach hier Schluss“, verkündete Herr Toshimura mit einem gnädigen Lächeln, worauf sich der Saal mit einem lauten, erfreuten Jubeln ziemlich rasch leerte. Auch Yugi ließ sich dies nicht zweimal sagen und lief mit einem glücklichen Grinsen in Richtung Ausgang – endlich Wochenende! Ausschlafen, ausschlafen.. und… ausschlafen. Ja, das hörte sich wahnsinnig gut in seinen Ohren an. Ein Tippen auf seine Schultern unterbrach die freudigen Gedankengänge des Jüngeren jedoch, worauf er sich mit einem irritierten Blick umdrehte und Yami in voller Lebensgröße vor sich stehen sah. „Kann ich heute mit dir rechnen? Ich hoffe, du hast es nicht vergessen!“ Mit einem Zwinkern unterstrich der Größere seine Aussage und wuschelte Yugi liebevoll durch die Haare. Zu perplex, um auf die kleine Geste zu reagieren, nickte dieser bloß und schenkte dem Größeren ein kleines Lächeln. Das hatte er ja völlig vergessen! Nicht, dass es ihm nicht wichtig gewesen wäre.. Aber das viele Pauken und das frühe Aufstehen verbunden mit Zeitungsaustragen hatten keinen Platz mehr für andere Gedanken gelassen. Jetzt, wo er genau darüber nachdachte war es eigentlich ganz nett heute Abend nicht kochen zu müssen – eines der Dinge, die er absolut verabscheute. Aus diesem Grund war sein Tiefkühlschrank jede Woche voll mit Fertigprodukten, die lediglich bequem in die Mikrowelle geschoben werden mussten und ihm so einen Haufen Arbeit ersparten. Ein letztes „Na dann bis später, Hikari!“ von Yami riss Yugi schließlich aus seinen Gedanken und ehe er sich versah, war der Ältere hinter der nächsten Ecke verschwunden. Hikari? Ein leichter Rotschimmer zierte die Wangen des 16-Jährigen, während er sich der Bedeutung dieses wirklich ungewöhnlichen Spitznamens bewusst wurde. Licht.. Wie kam Yami denn darauf? Er hatte doch wirklich nichts mit etwas so Schönem, Reinem gemeinsam.. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Zuhause angekommen, warf der 16-Jährige gekonnt seine Tasche in die gewohnte Ecke und befreite sich von der engen Schuluniform, die in einem blassen Grau gehalten war. Zufrieden machte er es sich auch prompt auf seinem kleinen Zweisitz-Sofa gemütlich, während er die Beine auf den davorstehenden Couchtisch legte und mit einer Hand nach der Fernbedienung griff. Bis acht Uhr war ja schließlich noch genug Zeit.. Und ein bisschen Ablenkung hatte er sich wirklich verdient. Doch die ersehnte Abwechslung durch den Fernseher wurde kurze Zeit später von einem Klingeln seines Telefons unterbrochen, wo ein scheinbar ziemlich gelangweilter Großvater seit Längerem wieder auf die Idee gekommen war, dass es an der Zeit wäre für einen kleinen Plausch. Gelöchert mit Fragen, wie ‚Und wie sieht es im Bezug auf Beziehungen bei dir aus? Anzu mochte dich ja schon immer wie du weißt..‘ – „Wir sind nur Freunde, Opa!“ und ‚Was tut sich so in der Schule bei dir, Junge?‘ sah Yugi schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit auf die Uhr – und stellte mit Entsetzen fest, dass es bereits auf viertel sieben zuging (Anm. für alle, die damit nichts anfangen können: 18:15). Ein letztes „Wir hören uns wieder, Opa!“ hallte durch die kleine 30m2 Wohnung, ehe der Schwarzhaarige mit einem Satz unter der Dusche verschwunden war und dort sich durch die nassen Wärme die langersehnte Entspannung verschaffte. Mit einem Handtuch um die Hüften kam er schließlich zwanzig Minuten später langsam ins Wohnzimmer gelaufen, das auch gleichzeitig als Küche fungierte und einen Kleiderschrank beherbergte. Und genau an diesem blieb der Jüngere auch weitere gefühlte zwei Stunden hängen. Was sollte er nur anziehen? Was zog man zu solch einem Treffen überhaupt an? Und vor allem in so einem Restaurant? Es war ja nun wirklich keines dieser billigen Fast-Food Ketten, wo jede Filiale genau gleich aussah und man sogar Menschen in ihren Jogginganzügen traf. Ein kurzer Blick auf die Uhr – und ein kurzes, helles Quietschen ertönte. Sieben Uhr! Kurzerhand schnappte Yugi sich ein schwarzes, leicht enganliegendes Oberteil, das seine Taille dezent betonte, sein gewohntes Halsband, die dazu passende dunkelgrau-karierte, kurze Hose – sie war für seinen Geschmack deutlich zu weit und zu locker – da musste ein Gürtel her! – und schließlich eine schwarze Jacke, sollte es doch recht spät und kühl werden. Zuletzt kämmte er noch einmal seine schwarz-violette Mähne durch, toupierte sie zu der gewohnten Igelfrisur auf und ließ die goldenen Strähnen, so wie sie waren, locker in sein Gesicht baumeln. Die Uhr ließ schließlich keinen zweiten Blick in den Kleiderschrank zu und so machte sich der 16-Jährige mitsamt einer kleinen Hüfttasche auf in Richtung des Restaurants. Kurz erwischte sich Yugi bei dem Gedanken, ob Yami vielleicht einen Scherz mit ihm trieb und womöglich gar nicht kommen würde.. Ihn nur bloß stellen wollte. Schnell schüttelte der Kleinere seinen Kopf und kniff die Augen zusammen. Was dachte er da bloß? Der 17-Jährige hatte es nur gut gemeint und bestimmt keine bösen Absichten – also warum spuckte sein Hirn schon wieder solche wirren Fantasien aus? Mit den Augen rollend, eine kleine Geste an sich selbst, dass er solche Gedanken in Zukunft besser lassen sollte, bog Yugi um die letzte Ecke und hob seinen Blick.. und er wurde nicht enttäuscht. Da stand er. In voller Lebensgröße. Und fast komplett in schwarz gekleidet. Eine enge Hose zierte seine langen Beine und eine kleine Blazer-ähnliche Jacke hatte der 17-Jährige lässig über seine Schulter geworfen, während ein weißes T-Shirt den einzigen Kontrast zu dem Rest bildete. Im selben Moment kam sich der Jüngere leicht schäbig vor, da sein Outfit so gar nicht zu dem seines Zwillings passte. Doch jetzt war es nicht mehr zu ändern und so ging er langsam zu dem Älteren, welcher ihn bereits mit schief gelegtem Kopf und einem Grinsen erwartete. „Schön, dass du gekommen bist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)