Nakama sind unantastbar von ceres (Ace x Marco) ================================================================================ Kapitel 32: Allein mit Whitebeard --------------------------------- Das stürmische Gewitter traf, kurz nachdem es die Insel erreichte, auch auf die Moby Dick im Hafen. Da eine ernsthafte und vertrauliche Unterhaltung an Deck nicht mehr möglich war, hatte Whitebeard den Schiffsjungen zusammen mit seinem Kater in seine Kajüte eingeladen. Birdie war für die kurze Unterbrechung sehr dankbar gewesen, denn sie gab ihm eine kleine Bedenkzeit, wie er sich dem Käpt´n und seinem bohrenden Blick gegenüber verhalten sollte. Unsicher und verloren hatte er sich kurze Zeit später in dem riesigen Raum wiedergefunden. Er fühlte sich dabei noch unbedeutender als bei den früheren Zusammentreffen an diesem Ort. Während Pops einige Lampen entzündete, überlegte der Schiffsjunge, was sein Herr nun von ihm erwarten würde. Ihm war immer noch mulmig zu Mute, wenn er an die Geschichte dachte, die Whitebeard ihm zuvor an Deck ohne große Vorrede erzählt hatte. Es war die Geschichte von Marcos unglücklicher Jugendzeit und seinem kurzen Glück mit einer jungen Frau, die keinen Mörder in ihm sah. Seine große Liebe zu ihr hatte auf tragische Weise ein Ende genommen und dem späteren Vize der Whitebeardpiraten endgültig den Boden unter den Füßen weggerissen. Pops ließ sich nun etwas schwerfällig auf seinen Sessel nieder und bedeutete Birdie, auf einer der Kisten Platz zu nehmen. Gehorsam kam der Junge dieser Bitte nach, doch vermied er jeglichen Blickkontakt. Die riesigen Regale ringsum schienen ihn einzuengen und das spärliche Licht der Kerzen erhellte die Kajüte nur wenig. Gedankenverloren beobachtete Birdie, wie Oskar auf ein Regal neben ihm sprang und an den Büchern zu schnüffeln begann. "Mein Sohn, kannst du dir vorstellen, in welchem Zustand ich Marco damals fand, nachdem seine Frau so unerwartet gestorben war?", fragte Whitebeard ruhig und einfühlsam. Er nahm das Gespräch also einfach wieder auf, stellte der Schiffsjunge fest. Es war gerade sein Tonfall, der in Birdie eine Alarmglocke läuten ließ. Gleichzeitig erschütterte es ihn noch immer, was er soeben aus Marcos Vergangenheit erfahren hatte. Es gab also gute Gründe, warum der Vizekäp´tn kaum aus dem Nähkästchen plauderte. Das ganze Leid, das der erste Kommandant in seinem Leben ertragen musste, konnte und wollte sich der Schiffsjunge nicht vorstellen und so schwieg er als Antwort auf Pops Frage. "Marco erwartete seinen Tod und wurde sogar wütend, als er begriff, dass ich ihn nicht umbringen wollte. Trotz seines erbärmlichen Anblicks hat mich seine mentale Stärke und Kraft beeindruckt. Also bot ich ihm an, Teil der Crew zu werden, schließlich gab es auf dieser Inseln nichts mehr, wofür er hätte bleiben und leben sollen.“ Benommen nickte der schlaksige Junge und bemühte sich zu begreifen, wie Marco mit dem plötzlichen Tod seiner Gefährtin nach weniger als zwei Jahren und den ganzen feindseligen Schuldzuweisungen der Bürger umgehen konnte. „Du hättest sein ungläubiges Gesicht sehen sollen, Birdie. Er war verzweifelt, aber dennoch geneigt zuzuhören. Ich bot ihm an, dass er in der Mannschaft eine Familie haben könnte, Brüder, um die er sich kümmern müsste und die es zu schützen galt. Es würde dafür keinen Spott, keine Beschimpfungen und kein Nachtragen seiner Fehler geben, die er so abgrundtief bereute. Er schwieg zunächst, obwohl ich bemerkte, dass es in ihm zu arbeiten begann. Marco hatte sich demnach noch nicht völlig aufgegeben, aber überzeugt war er nicht.", erzählte Whitebeard ruhig und mit einem Anflug Melancholie in der Stimme. Gebannt starrte der Schiffsjunge seinen Vater an und hoffte auf ein weiteres Wort seinerseits. Whitebeard selbst war jedoch zu sehr in Gedanken versunken, um Birdies Neugier zu bemerken. Unbewusst schüttelte er mit dem Kopf. Es stimmte, Marco hatte nichts mehr auf der Insel verloren gehabt. Die Bürger verleumdeten ihn nach Lyanas Tod wieder als Mörder und feindeten ihn an. Sie wollten ihn nicht mehr in ihrer Nähe wissen und all das vage Vertrauen, das sie über die Zeit zu ihm aufgebaut hatten, hatte in Scherben gelegen, die nicht zu kitten waren. Pops entschied, dass er dem Jungen auch die genaueren Todesumstände der jungen Frau vorenthalten würde, da er nicht wusste, wie sensibel er darauf reagieren würde. Außerdem gab es sicherlich Dinge, die man verschweigen konnte. „Weißt du, mein Junge? Marco wollte mein Angebot ablehnen. Als ich ihn jedoch fragte, was einst sein Traum gewesen war, nach dem er gestrebt hatte, wurde er stutzig. Ich gab ihm zusätzlich noch zu bedenken, was seine Lyana sich für ihn in dieser schicksalhaften Situation gewünscht hätte. Einen Moment später brach er in Tränen aus und stand auf. Es war das erste und das letzte Mal, dass ich ihn so verletzt und gleichzeitig so dankbar gesehen habe.“, beendete Pops die Geschichte, da er den Eindruck gewann, dass es langsam zu viel für den Schiffsjungen wurde. Birdie war tief berührt und gab sich alle Mühe nicht auch noch loszuheulen. Die ausweglose Situation in der sich Marco damals befand, glich seiner in vielerlei Hinsicht. Er wusste, was Whitebeard von ihm erwartete und ihm war klar, dass er dem Käpt´n die Wahrheit nicht ewig verschweigen konnte. Je länger Pops nach ihr bohren würde, desto mehr würde sein Widerstand schwanken. Er hatte es Marco und Ace versprochen, niemals darüber zu reden, was er gesehen, gehört und vor allem erfahren hatte. Dennoch fühlte er sich schäbig, Whitebeard hinters Licht zu führen, der ihm eine ebenso große Chance gegeben hatte, wie einst Marco. Das war nicht richtig, es war respektlos und unfair dem Großmut und der Güte seines Käpt’ns gegenüber. „Birdie, ich bilde mir ein, ein guter Vater zu sein. Ich respektiere und schätze meine Söhne sehr und ich möchte für die Mannschaft nur das Beste. Das weißt du doch, oder?“, fragte Pops in einem Ton, der den Schiffsjungen noch mehr unter Druck setzte. Seine Wangen wurden rot und er musste sich konzentrieren, um einfach nur stumm zu nicken. Zufrieden mit dieser Geste fuhr der große Mann fort: „Dann sag mir, wie sollte ich mich verhalten, wenn die zwei wichtigsten und stärksten Kommandanten sich meinen Regeln widersetzen und mir im Anschluss weder Rede noch Antwort stehen?“ „Ich weiß es nicht.“, flüsterte der Junge und hoffte inständig, nicht aus Versehen etwas Unbedachtes zu äußern. Er hätte Whitebeard gern widersprochen, doch er fürchtete, dass er ihn zu sehr aufregen würde und sich dann seine angestaute Wut und Aggression gegen ihn entladen würde. Natürlich verstand Birdie die Situation seines Käpt´ns, aber er sah sich außerstande, ihm zu helfen, ohne Ace und Marco noch tiefer in ihre Probleme zu stürzen. „Warum bringen sie mir nicht den Respekt entgegen, der einem Vater gebührt?“, verlangte Whitebeard mit dumpfer Stimme zu wissen, aber es schien, als würde er mehr zu sich selbst sprechen. „Ihr Streit ist doch keine bewusste Beleidigung gegen dich, sondern eine Sache zwischen Marco und Ace. Das Letzte, woran sie bei ihrem Kampf gedacht haben, waren sicherlich die Folgen für die Crew oder dich. Was auch immer der Auslöser war, die beiden haben einfach ohne nachzudenken die Kontrolle verloren. Sie sind eben auch nur Menschen und nicht perfekt.“, ereiferte sich Birdie mit zittriger Stimme und hoffte inständig, dass Pops ihm seine offensive Art nicht zu übel nehmen würde. Auch wenn sich der Schiffsjunge keinerlei Chance gegen seinen Kapitän ausrechnete, dachte er, mit dieser Aussage wenigstens Zeit zu schinden. Er musste es zumindest versuchen. Schließlich war Ace der beste Freund, den er an Bord hatte und vor allem sein großes Vorbild. Der sommersprossige Kommandant hatte ihn immer fair behandelt und um sich geduldet, was im Vergleich zu den anderen Divisionsführern eher eine Ausnahme war. Wenn Marco ihn nicht gerade wegen Säumigkeit zu Recht wies, hatte er auch beim Vize nichts auszustehen und konnte auch auf seine Hilfe bauen, falls Thatch mal wieder zu streng zu ihm war. Abgesehen davon hatte sich der Schiffsjunge dank Ace langsam einigen Respekt in der Mannschaft verdient, seitdem der Feuerbändiger durch Jules seine ganz persönliche Berufung gefunden hatte. Ein kleines Lächeln breitete sich auf dem schmalen Gesicht des Jungen aus, als er daran dachte. ~*~*~*~*~*~ Ace hatte die Crew während Marcos Abwesenheit sehr gut im Griff gehabt. Mit der Unterstützung von Jules und den Kommandanten war sowohl der Alltag, als auch die Vorbereitung von Beryllias Hilfe reibungslos verlaufen. Der Feuerbändiger hatte lange darüber nach gedacht, was Jules ihm über sich erzählt hatte. Sie waren am gestrigen Abend von Vista unterbrochen worden, noch bevor sie ihm über ihre erste Begegnung mit Whitebeard erzählen konnte. Der Kommandant der fünften Division hatte die beiden zum Karten spielen eingeladen und sie hatten die Herausforderung angenommen, ebenso wie Birdie, Jozu und Reiji. Dennoch war in Ace eine Idee gereift, wie er sich für Juliettes Hilfsbereitschaft revanchieren konnte. Es gab eine Sache, die er, solange er denken konnte, schon beherrschte und die er zusammen mit seinem kleinen Bruder perfektioniert hatte. Nachdem am nächsten Tag alle Pflichten zu Pops Zufriedenheit erledigt waren, war Ace auf Juliette zu gekommen und hatte sie wortlos zum Heck des Schiffes gezogen. Birdie saß etwas abseits in der Sonne und war dabei ein Segel zu stopfen. Als er die beiden erblickte, wurde er neugierig und schenkte seinem Flickwerk immer weniger Aufmerksamkeit. Das Mädchen war verwirrt und wunderte sich, warum der Feuerteufel ihr verschwieg, was er vorhatte. So in Gedanken versunken, bemerkte sie erst im letzten Moment, dass Ace nach ihr schlug. Sie quietschte erschrocken auf und duckte sich. Empört starrte sie ihn an und verlangte energisch zu wissen: „Hey! Was soll das?“ Der schwarzhaarige Kommandant reagierte jedoch nicht auf sie und versuchte sie mit einem Haken zu treffen. Unbewusst blockte sie diesen mit ihrem linken Unterarm ab und versuchte einen Abstand zwischen sich und den tobenden Feuerbändiger zu bringen. Birdie starrte nun unverhohlen zu ihnen herüber und konnte sich keinen Reim darauf machen, was Ace beabsichtigte. Er machte keinesfalls den Eindruck, dass er Juliette ernsthaft verletzen wollte, sondern es hatte viel mehr den Anschein, als würde er auf etwas warten. Juliette hatte absolut keine Ahnung, warum Ace sie auf einmal angriff. Schließlich hatte sie erwartet, dass er ihr, nach allem was sie zusammen erarbeitet und besprochen hatten, nun aufgeschlossen gegenüberstand. Sie ging ein paar weitere Schritte zurück, um aus der Reichweite der Feuerfaust zu gelangen, was ihr jedoch misslang. Ace baute sich sogleich drohend vor ihr auf. „Du sollst nicht reden, sondern dich verteidigen!“, lautete der knappe Befehl des jungen Kommandanten, als er sie mit einem abrupten Tritt zu Fall bringen wollte. Sie wich ihm schnell aus und Ace lobte im Stillen ihre guten Reflexe. Während einer neuerlichen Attacke kam ihm in den Sinn, dass sie vielleicht kein hoffnungsloser Fall war. Also erhöhte er die Härte und das Tempo seiner Angriffe. Keine Minute später fand sich die blonde Frau auf dem Boden wieder. Leicht geschockt von ihrem plötzlichen Fall blickte Juliette zu Ace auf und fauchte diesmal lauter an: „Ace, sprich mit mir. Was willst du?“ „Ich will, dass du dich verteidigst. Konzentrier dich! Wenn du so mit einem Feind umgehst, bist du tot, noch bevor du den Mund aufmachen kannst.“, erklärte der junge Mann und zog sie ohne Mühe hoch. „Du hast dein Training vernachlässigst, also kümmere ich mich da jetzt drum.“, setzte Ace die verblüffte Juliette für alle hörbar in Kenntnis, sodass nun auch die eingetroffenen Schaulustigen Bescheid wussten. Unbeeindruckt von den Zuschauern fasste er das perplexe Mädchen an den Schultern und brachte sie in eine günstige Verteidigungshaltung, bevor er ihr erklärte, wie sie Schläge und Tritte besser parieren konnte. Er versuchte vor jedem Schlag einzuschätzen, wie viel Kraft gerade genug war, um sie angemessen zu trainieren, ohne die Knochen seiner neuen Schülerin zu brechen. Die nächste Abfolge von Angriffen wehrte Jules recht gut ab, was ihr einige anerkennende Rufe der Umstehenden einbrachte. Sie reagierte jedoch nicht darauf und konzentrierte sich auf die weiteren Schläge des zweiten Divisionskommandanten. Er instruierte oder verbesserte sie mit der Zeit nur noch selten und erhöhte die Anzahl der Attacken sowie das Tempo immer weiter. Obwohl er nach etwa einer halben Stunde zufrieden mit ihrer Verteidigung und der Technik war, fehlte es ihr aus seiner Sicht jedoch noch am nötigen Kampfwillen. Jules bedeutete ihm eine kurze Pause zu machen, worauf Ace gnädig nickte und sich zu den Schaulustigen drehte, die plötzlich zu Grölen begannen und seine Schülerin anstarrten. Er wandte sich zu ihr zurück und sah nur, dass sie den langen Pullover ausgezogen hatte und nun ein anliegendes Shirt zum Vorschien gekommen war. Auch wenn er selbst daran nichts anstößiges fand, machten die gierigen, süffisanten Blicke der Männer an den Seiten ihm nur zu deutlich, dass Marco und Jules richtig gehandelt hatten, als sie ihre fiktive Beziehung zueinander nicht dementierten. Die blonde Frau stand etwas unsicher vor ihm und wischte sich den leichten Schweißfilm von der Stirn. Ihre Kondition war ebenfalls passabel, entschied die Feuerfaust angenehm überrascht. Er kam wieder auf sie zu und wiederholte die verschiedenen Verteidigungsstrategien, die sie bisher geübt hatten: Blocken von Schlägen, Haken und Tritten mit den Unterarmen und Händen sowie Ausweichen. Sie standen sich nun wieder abwartend gegenüber und während Ace nach einer Finte eine Schlagfolge ausführte, fragte er provozierend: „Und welche Defensivform fehlt noch?“ Als er gleich darauf übermütig einen Seitenkick machte, bemerkte er ihr spitzbübisches Lächeln zu spät. Mit einer schnellen Bewegung parierte sie seinen Fuß mit den Händen und drehte sich zur Seite und trat gegen sein Standbein, sodass er das Gleichgewicht verlor und auf dem Schiffsboden landete. Das Jubilieren der Umstehenden gipfelte in einem: „Hurra, Jules hat Ace flachgelegt.“ Zufrieden und nicht ohne Stolz rappelte sich der Feuerbändiger wieder auf und blickte in das gerötete, kampfbereit grinsende Gesicht seiner Schülerin. Ihre Augen sprühten vor Energie und ihr unerschütterliches Lächeln, erinnerte ihn sogar ein wenig an seinen geliebten Ruffy. Es war genau das, was er sehen wollte. „Angriff ist die beste Verteidigung?“, kicherte die junge Frau vergnügt mit hochgezogenen Augenbrauen und nahm wieder ihre Kampfhaltung ein. Noch bevor Ace nicken konnte, hörte er, wie die Menge Wetten auf ihren nächsten Trainingskampf ausrief. Erbost über die Dreistigkeit der Gaffer, verfügte er im strengsten Ton, den er aufbringen konnte: „Wer nicht mit Jules Nahkampf trainieren will und in einer halben Minute noch hier rum steht, schrubbt das Deck mit seinen Klamotten und zwar nackt.“ Keine zehn Sekunden später stand nur noch eine kleine Gruppe von vierzehn unsicheren Matrosen auf dem Deck. Ace lächelte zufrieden, winkte seine neuen Jünger aus den unterschiedlichen Divisionen zu sich und stellte sie paarweise auf. Juliette hatte keinen Trainingspartner bekommen und machte den Kommandanten plötzlich darauf aufmerksam, dass Birdie noch immer abseits mit einer Nadel auf das Segeltuch einstach. „Hey Birdie, lass das Segel in Frieden, das hat Zeit und komm lieber her.“, befahl Ace mit freundlicher Stimme und schaute belustigt zu, wie der Junge übereifrig zu ihnen rannte, als hätte er nur auf eine Einladung gewartet. So begann, die erste von vielen langen und vor allem harten Trainingseinheiten, die Ace für alle Freiwilligen zweimal täglich durchführte. Es stellte sich heraus, dass auch der Feuerbändiger auf seine besondere Art ein guter Lehrer war, dessen Schüler sehr schnell Fortschritte verzeichnen konnten. Whitebeard selbst lobte den Jungkommandanten noch am ersten Abend für seine tadellose Alltagsarbeit und seine neue, umsichtige und sehr nützliche Crewtätigkeit. Doch am zufriedensten machte die Feuerfaust, in die erschöpften und trotzdem glücklichen Gesichter seiner Schützlinge zu blicken. ~*~*~*~*~*~ Ausdruckslos starrte Whitebeard auf Birdie herunter, dessen Selbstvertrauen unter dem intensiven Blick seines Käpt´ns noch weiter zu schrumpfen begann. Er wartete auf die gerechtfertigte Maßregelung, die unweigerlich kommen musste. „Mein Sohn, du magst Recht haben, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die beiden nicht ehrlich zu mir waren. Demnach vertrauen sie mir, ihrem Käpt´n, nicht genug und das kann ich nicht dulden. Es wäre töricht Ace und Marco in ihren verantwortungsvollen Positionen zu lassen, wenn ich unsicher bin, ob sie meine Autorität nicht untergraben.“, schloss Whitebeard mit finsterer Miene und ihm wurde klar, dass er zum ersten Mal laut über die Konsequenzen des unsäglichen Kampfes gesprochen hatte. Ihm war mulmig zu Mute, dass er seine Gedanken einem fünfzehnjährigen Burschen anvertraute, der mittlerweile eine bleiche Gesichtsfarbe angenommen hatte. Birdie schnappte hörbar nach Luft, das konnte keinesfalls Pops Ernst sein. Er wollte doch nicht etwa seinen Vize und dessen Stellvertreter absetzten? Das war Irrsinn. Ohne groß über mögliche Folgen nachzudenken, fragte der Junge ungläubig nach: „Willst du ihnen wirklich einfach ihre Verantwortung entziehen, nach allem was sie für uns getan haben und zu tun bereit sind? Gibt es keinen anderen Weg? Kannst du dir überhaupt vorstellen, was das für Marco und Ace bedeuten würde? Das wäre so gut, wie eine Verbannung oder ein Todesurteil. Das kannst du nicht tun!“ Erst im nächsten Moment wurde dem schlaksigen Schiffsjungen klar mit wem er da so respektlos sprach und vor allem wem er gerade Befehle erteilt hatte. Unsicher blickte er zu Whitebeard auf, dessen Gesicht einer stoischen Maske glich. Seine Lippen waren zu schmalen Strichen zusammengepresst und auf der Stirn prangte eine tiefe Zornesfalte. Birdie schluckte und senkte seinen Kopf ergeben. „Es steht dir nicht zu, darüber zu urteilen, welches Strafmaß ich für die beiden Männer festlege. Außerdem obliegt es mir allein, darüber zu entscheiden, welche zusätzlichen Konsequenzen aus der Verletzung der „Nakama sind unantastbar“-Regel resultieren werden. Du kennst doch die Strafe für Hochverrat auf unserem Schiff?“, fragte Pops mühsam beherrscht und gleichzeitig so eindringlich, dass seine Stimme in dem großen Raum wiederhallte. Birdie starrte seinen Kapitän fassungslos an, dann wurden seine Augen leer. Er brauchte lange um zu begreifen, dass Whitebeard Ace und Marco zweimal bestrafen wollte, einmal für ihre verbohrte Sturheit sich ihm gegenüber nicht zu rechtfertigen und zum anderen für ihren unerbittlichen Kampf. Natürlich war ihm klar gewesen, dass ihr Handeln keineswegs ungestraft bleiben würde. Er hatte nicht geahnt, dass Pops an ihrer Loyalität und Integrität zu ihm zweifeln würde. Allein die Vorstellung, dass er die Kommandanten absetzen würde, war absurd! Sie hatten nur einen Fehler gemacht und der war… Plötzlich wurde er auf Oskar aufmerksam, der sich mit seinen Krallen an einem Buchrücken zu schaffen machte und sanft, aber bestimmt von Pops mit mahnenden Worten hochgehoben wurde. Unzufrieden mit dieser Unterbrechung wandte sich das Tier mit aller Kraft gegen die große Hand, während seine grünen Augen erbost im Zwielicht glommen. Als der Kater sich befreit hatte, sprang er auf den Boden und zog sich schmollend hinter die Kiste zurück, auf der Birdie saß. Perplex sah Whitebeard auf seine Hand, wo Oskar ihn gerade gebissen hatte. Eindeutig hatte der Kater sich etwas zu Schulden kommen lassen und anstatt Reue zu zeigen, hatte er ihn symbolisch verletzt und sich tonlos in eine dunkle Ecke verzogen. Den seltsamen Parallelen, die ihm dabei auffielen, schenkte er nur kurz Beachtung. Es war lächerlich. Schließlich war Oskar eine Katze, mehr nicht. Doch etwas anderes stand nun im Raum, wie ein schwerer Schatten und schien auch Birdie sehr zu beschäftigen, dessen Gesicht wie von Schmerzen entstellt war und beunruhigend farblos. Hochverrat. Kameradenmord war auf jedem Schiff, egal ob von Marine, Piraten oder von einfachen Händlern die Todsünde schlecht hin. Wer so tief sank, wurde bei seiner Entdeckung gefesselt, zusammen mit einer Kanonenkugel in einen Leinensack gesteckt und über Bord geworfen. Denn ertrinken war ein ungnädiger und grausamer Tod, so die allgemeine Meinung, jedoch eine gerechte Strafe für einen Mörder auf hoher See. Auf der Moby Dick und ihren Schwesterschiffen, war diese unumstößliche Tatsache nach und nach erweitert wurden. Da sich die Mannschaften nicht nur als Crew, sondern auch als Familie ansahen. Damit wurden weitere Richtlinien nötig, die einen respektvollen und ehrlichen Umgang untereinander ermöglichen und garantieren sollten. Es war unerhört, jemanden den Sold, die Sakeration oder andere Habseligkeiten zu stehlen oder ihn zu verleumden beziehungsweise vor anderen bloßzustellen. Eine gewissenhafte Pflichterfüllung wurde ebenso verlangt, wie eine uneingeschränkte Einhaltung aller Hygienevorschriften des Schiffs, um die Sicherheit alle zu gewährleisten. Kein schwächeres Mitglied durfte durch stärkere gedemütigt oder drangsaliert werden. Niemandem war es ausnahmslos erlaubt, gegen den anderen eine Hand zu erheben, wenn nicht durch den Käpt’n ein Schlichtungskampf gestattet wurden war. Zuvor mussten die Kontrahenten jedoch darlegen, was zwischen ihnen im Argen lag. Nakama waren unantastbar. Wenn er ehrlich zu sich war, wollte Whitebeard dieses Gesetz im Falle von Marco und Ace nicht zur Anwendung bringen. Doch wie sollten ihn seine Söhne und die Alliierten ernst nehmen, wenn er unumstößliche Regeln missachtete? Was wäre er für ein unrespektabler Käpt`n, wenn er Ace und Marco nicht zur Rechenschaft ziehen würde? Sein Blick fiel auf Birdie, als dieser eine geballte Faust fest, gegen seine Sitzgelegenheit schlug, sodass sogar Oskar alarmiert aufsah. Der entschlossene, stechende Blick des Jungen imponierte Whitebeard und er war gespannt, was dieser ihm zu sagen hatte. „Das kannst du nicht tun!“, flüsterte der braunhaarige Schiffsjunge in einem schneidenden Ton und wartete auf eine Reaktion seines überdimensional großen Gegenübers. Als diese ausblieb, kochte in ihm Zorn hoch. Birdie sprang auf und er verlangte mit lauter Stimme: „Du kannst Marco und Ace nicht wegen Hochverrat hinrichten lassen! Das haben sie nicht verdient! Lass sie doch einfach in Ruhe!“ Die Stimme seines Sohnes überschlug sich fast und beinahe hatte er Mitleid mit dem tiefgetroffenen Jungen, aber er war es leid, dass erst Salmac und jetzt Birdie ihn belehren wollten. Also widersprach er schlicht: „Birdie, es gibt auch Gesetze, denen sich auch ein Käpt’n unterwerfen muss. Solange ich nicht weiß, was passiert ist, muss ich Hochverrat annehmen.“ Der Schiffsjunge begann am ganzen Körper zu zittern, in seinen Ohren rauschte das Blut und machte ihn taub für Whitebeards indirektes Friedensangebot. Er konnte nicht begreifen, warum er so grausam war und Ace und Marco nicht einfach verzeihen konnte. „Hat dir Marco in den letzten zwanzig Jahren einen Grund geliefert an ihm zu zweifeln oder Ace in der ganzen Zeit, seitdem er dir die Treue geschworen hat?“, fragte Birdie mit zittriger Stimme und appellierte so an Whitebeards Großmut. Dieser schüttelte zustimmend den Kopf, bevor er antwortete: „Ich hätte es bis vor drei Tagen nicht für möglich gehalten, dass mich meine besten Kommandanten so enttäuschen und hintergehen würden, sodass jetzt meine Ehre als Käpt’n in Frage steht.“ „Der Kampf ist wegen deiner dämlichen Regel ausgebrochen! Darauf verwette ich mein Leben. Es ist deine Schuld, dass die beiden Kommandanten ihre Kontrolle verloren haben! Und jetzt willst du sie auch noch zu Grunde richten?“, schrie Birdie Pops außer sich vor Wut und Verzweiflung entgegen, sank im nächsten Moment auf den Boden und begann bitterlich zu schluchzen. Ende Kapitel 32 ~*~*~*~*~*~ Hallo meine lieben Leser, es freut mich, dass ihr NSU die Treue haltet. Wie immer, bin ich auf eure Meinungen gespannt. Außerdem möchte ich mich bei Hiraya für das Betalesen bedanken. Ebenfalls geht ein großes Dankeschön an meine unermüdlichen Kommentatoren: Inu-Yashagirl88, LuxusDrake, Nana, Glupit, Hiraya, schnullerbabe, Monkey-D-Setsuna, Puma_Ace . Wir lesen uns in ungefähr 10 Tagen wieder. Ich wünsche euch eine angenehme und stressfreie Woche! Liebe Grüße ceres Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)