Nakama sind unantastbar von ceres (Ace x Marco) ================================================================================ Kapitel 30: Ein Schatten der Vergangenheit ------------------------------------------ Vor fast dreißig Jahren war, abgesehen von Nachrichten über die aufregenden Abenteuer der Piratenbanden von Gol D. Roger oder Edward Newgate, in der täglichen Maichyo von einer verbitterten Feindschaft zweier benachbarter Inseln zu lesen. Das war an sich nichts Ungewöhnliches, da sich nach ein paar Jahren aus schwelenden, langwierigen Konflikten zwischen verschiedenen Parteien oft ein Inferno entwickeln konnte. Der Grund für die Auseinandersetzung der beiden Inseln war trivial. Es ging um das schleichende Abwerben von Handelspartnern und dem damit verbunden Ruin der erwerbslosen Händler auf der betrogenen Insel. Seinem Elend verlieh einer dieser betroffenen Kaufmänner Ausdruck, in dem er sich im Haus seiner Familie das Leben nahm und seiner Frau ins Jenseits folgte. Sein einziges Kind, ein nicht mal vierzehnjähriger, gelehriger Bursche wurde noch am selben Tag aus dem gepfändeten Gebäude vertrieben. Auf sich allein gestellt, verzweifelt und zugleich wütend auf die ungerechte Welt streifte der einsame Junge von da an ruhelos durch die engen Gassen der kleinen Stadt. Die territorialen Kämpfe mit den anderen Bettlern, um Almosen oder die seltenen trockenen Schlafplätze gewann der heranwachsende Junge mit der Zeit immer häufiger und scharte nach und nach eine beachtliche Gruppe von ebenso entschlossenen, verbitterten Jugendlichen um sich, die ihm entweder aus bewundernder Ehrfurcht oder bloßer Berechnung folgten. Es dauerte kein Jahr bis die herrenlose Bande der Jugendlichen über die Stadtgrenzen hinaus eher berüchtigt, als berühmt war. Daher war es wohl auch kein Zufall, dass sie eines Tages vom gut organisierten Militär der Insel aufgegriffen wurden. Trotz ihres hasserfüllten, unbändigen Kampfwillen hatten die zerlumpten Kinder kaum mehr als eine winzige Chance zu überleben oder gar zu entkommen. Einige von ihnen, allen voran ihr gereifter, bodenständiger Anführer, sahen ihre Niederlage bald ein und sobald ihr Widerstand verebbte, hörten sie das verlockende Angebot, das der Befehlshaber der Garnison ihnen unterbreitete: Essen, Kleidung, Arbeit und Sold. Die Vernunft des vormals alleingelassenen Jungen siegte und er befahl mit einer beeindruckenden Autorität seinen Anhängern das Kämpfen einzustellen. Der ohrenbetäubende Lärm verstummte und wurde von einer bleiernen Stille ersetzt. Als sich die entkräfteten Jugendlichen umsahen, erkannten sie, dass ihre Einsicht für viele zu spät gekommen war. Das Ausheben der Gräber für ihre, von diesem Tag an Kameraden genannten, Leidensgenossen war die erste, schwierige Aufgabe, die die geschmälerte Gruppe in ihrer harten, mehrjährigen Ausbildung erfüllen musste. Über die Zeit schrumpfte die Anzahl der früheren Straßenjungen weiter, die nun mehr keinerlei Ähnlichkeit mit den verlausten, halbverhungerten Kindern von damals besaßen. Sie waren zu muskulösen, starken Männern herangereift, die weder Zweifel noch Unbill verspürten, wenn sie einen Auftrag ihrer Regierung zum Schutz der Städte und der Insel kommentarlos ausführten. Dazu gab es auch keinen Anlass, da ihre Bedürfnisse und Wünsche gestillt und ihrem Leben einen Sinn gegeben wurden. Es gab kurz darauf leise gemunkelte, hoffnungsvolle Gerüchte über eine Handvoll mutiger Krieger, die im Stande war alles zu tun, was ihnen aufgetragen wurde. Mit jedem Monat in dem die Handelseinnahmen wieder stetig weiter sanken und der Hafen immer seltener von den Flotten ihrer Verbündeten angelaufen wurde, schürten die neidischen Bewohner der Insel ihre Wut auf ihre unmittelbare Umgebung. Sie wollten das Eiland, das sie bei guten Wetter mit bloßem Auge am Horizont erblicken konnte, brennen sehen, um die vergangene Blütezeit ihrer eigenen kleinen Welt aus der Asche der Konkurrenten auferstehen zu lassen. Denn genau in dieser Richtung erblickten sie tagtäglich die hellen Segel der Handelsschiffe auf ihren scheinbar neuen Routen. Die daraufhin beschlossene militärische Operation wurde bejubelt und nicht in Frage gestellt. Die freiwilligen Soldaten und Söldner wurden bei ihrem Auslaufen als Helden gefeiert und umso größer waren die Erwartungen der Menschen, die nach Vergeltung und Abbitte für ihre Notlage verlangten. Der militärische Einsatz war gut geplant und traf die wirtschaftlich aufstrebende Insel völlig unvorbereitet. Wie Heuschrecken über reife Felder fielen die Krieger über den südlichen Teil der feindlichen Insel her und bald schon waren sie vom Siegestaumel berauscht. Die Ernüchterung folgte jedoch auf dem Fuße, denn die rasch mobilisierte Streitmacht des Feindes marschierte ihnen zügig entgegen. Es dauerte zunächst Tage, dann Wochen und letztlich Monate bis sich die Armeen so sehr aufgerieben hatten, dass nur noch vereinzelte Gruppen plündernder Soldaten beider Seiten über die verwüsteten Felder und durch die gebrannt schanzten Städte zogen. Die meisten wussten nicht mal mehr wofür oder für wen sie kämpfen sollten. Auch das Bataillon der Straßenjungen hatte herbe Verluste durch Krieg und Krankheit erlitten und so streiften ihr langjähriger Anführer und zwei seiner Kameraden rastlos und vor allem ziellos umher. Sie waren verwirrt, ohne Befehle, trauerten um ihre verlorenen Freunde und spürten nicht zuletzt eine alles verzehrende Frustration über ihre verfahrene Situation. Sie hatten die grausamsten Dinge gesehen und getan, die ihre Achtung vor sich und anderen zermalmten. Der starke Glaube, endlich das Richtige, zu tun schwand, ebenso wie ihr Stolz auf ihre Taten. Später würde sich der Befehlshaber bei der Erinnerungen an diese Zeit fragen, ob die Münzen, die er den jungen Frauen jedes Mal für sein Vergnügen überlassen hatte, alle ihre Tränen und ihre Scham hatten mildern können. Doch in diesen Momenten in denen er bei armen Bäuerinnen oder trauernden, nun mehr mittellosen Witwen Befriedigung suchte, fand er sie nicht. Sobald der lustvolle Rausch abebbte, blieben nicht mehr als eine unbändige Wut über seine Situation und die Abscheu vor der ganzen Welt. Diew ein sündhaftes, bösartiges, trostloses Zentrum, ohne Ruhm und Ehre. Dabei war es das, wonach er so verzweifelt gesucht hatte: Anerkennung und Bestätigung, dass er mehr war, als nur der verlassene Sohn eines unglücklichen Händlers, mehr als ein verdrecktes, streitsüchtiges Gossenkind. Er hatte davon geträumt, ein guter, gehorsamer Soldat zu werden und was war aus ihm geworden: ein rücksichtsloser, aggressiver Mann ohne Perspektive oder Rückhalt. Den ersten Hoffnungsschimmer in der trostlosen Zeit war ein purer Zufall. Sie fanden ein Schiff, dass sie auf ihre Heimatinsel zurückbrachte. Vom Weiten sahen sie die vertrauten Umrisse und auch an Land schien sich nicht viel verändert zu haben. Leider blieb die ersehnte Erleichterung, sozusagen nach Hause zu kommen, aus. Sie fühlten sich fremd. Überflüssig in einer kleinen, heilen Welt, die ohne sie über ein Jahr weitergelebt hatte und sich jetzt nicht mehr an ihren Sinn erinnern konnte. Bekannte Gesichter grüßten sie nicht, sondern starrten sie mit unverhohlenem Misstrauen und Ekel an. Kein Trost wurde den drei Kameraden zuteil, als sie durch die gewohnten Gassen gingen. Sie fanden auch keinen Platz zum Schlafen. Denn der Militärstützpunkt war schon vor längerem geschlossen wurden und die Gastwirte verweigerten ihnen die Einkehr in ihre Häuser. Schließlich gehörten sie zu den Mördern von so vielen Menschen auf der mittlerweile befreundeten Insel. Für solche Leute gab es keinen Platz in dieser ehrbaren und gerechten Gesellschaft. Der Konflikt der Inseln über Handel und Warenqualität war durch Diplomatie beigelegt wurden und diese hatte auch all das Rachsüchtige und Neidvolle aus den Köpfen des Volkes vertrieben. Fassungslos und einsam wurde die Gruppe Männer immer wieder mit ihrer Nutzlosigkeit konfrontiert. Es gab nichts mehr zu sagen oder zu rechtfertigen und schließlich ertrugen die Kameraden ihre gegenseitige Anwesenheit nicht mehr und trennten sich kurz darauf wortlos. Sie sollten nie wieder etwas von einander hören. Der ehemalige Anführer der Gruppe gab zunächst die Hoffnung nicht auf, dass er Arbeit finden konnte. Doch die Menschen waren stur und verbohrt in ihren Ansichten, so dass er sich mit ein paar verbliebenen Münzen nur noch mit gestrecktem Alkohol aus einer Spelunke am Hafen jeden Tag betrank. Seine härteste Erkenntnis war, dass er nun nicht mehr tiefer sinken konnte. Wahrscheinlich hätte sein elendes Leben bald darauf ein Ende gefunden, wenn sich nicht ein Schatten eines Tages über ihn gelegt hätte, als er dösend, halbbetrunken in der Sonne saß. Seit jenem Tag, als er zu der zierlichen, von Sonnenlicht umfluteten Gestalt aufgesehen hatte, glaubte er an Engel. „Suchst du Arbeit?“, hatte das schöne, weibliche Wesen freundlich gefragt und ihn ohne Hass oder Abscheu angesehen. Es dauerte auch einen Moment, bis er die Überraschung überwunden hatte und stumm nickte. Er schämte sich plötzlich für den Zustand, in dem sie ihn sah. Interessanter Weise schien das für sie jedoch irrelevante zu sein, denn sie erklärte gleich darauf ihr Anliegen: „Dann komm morgen früh auf den Osthügel. An meinem Haus gibt es viel zu erledigen. Als Gegenleistung bekommst du eine Mahlzeit und eine kleine Entlohnung für deine Mühe. In Ordnung?“ Perplex hatte der junge Mann die Frau angestarrt, als würde er sie nicht verstehen. Es hatte ihn tatsächlich seine ganze Willenskraft gekostet, die tausend Fragen, die auf seine Gedanken einstürmten zu unterdrücken und ihr Angebot leise zu bejahen. Zufrieden hatte sich das engelsgleiche Wesen auch schon zum Gehen gewandt und sich doch noch einmal umgedreht und ebenso sanft gefragt: „Wie heißt du?“ Der Mann, der seinen Namen seit dem Verlassen seines Elternhauses nicht mehr trug, hatte lügen wollen, hatte es nicht geschafft. Er hatte es einfach nicht über sich gebracht, denn er war so dankbar für die Chance gewesen, die sie ihm gab. Er hatte sich wirklich außerstande gesehen, den oft wiederholten, falschen Namen auszusprechen und hatte daher wahrheitsgemäß geantwortet: „Marco.“ ~*~*~*~*~ Zurück in der Gegenwart am Strand bei Marco. Die Erinnerungen an seine Vergangenheit hatten ihn schon lange nicht mehr heimgesucht. Trotzdem kam ihm alles vor, als wäre es gestern gewesen. Sein Leben hatte so viele Tiefpunkte und Wendungen erfahren, dass es ihn die jetzige Situation eigentlich nicht wundern sollte. Er hatte schließlich schon einmal sein eigenes Glück verraten und verkauft. Lyana. Eine tiefe Traurigkeit machte sich in ihm breit, als er weiter in Richtung Stadt lief, ohne den Regen oder das grollende Gewitter über ihm zu beachten. Er hatte sich geschworen, sie niemals zu vergessen. Leider blieb das Gefühl, genau das getan zu haben. Als er an ihr Lächeln dachte, keimte eine bittersüße Sehnsucht in ihm auf. Er begriff noch immer kaum, was sie bewogen hatte ihm Arbeit zu geben. Was trieb eine junge, alleinstehende Frau dazu auf offener Straße einen verwahrlosten Soldaten anzusprechen, der von der gesamten Stadt verpönt war? Marco hatte ihr Vertrauen jedoch nicht enttäuscht und darauf war er bis heute sehr stolz. Schon kurz nach Sonnenaufgang hatte er sich zu ihrem Haus auf dem Hügel auf den Weg gemacht. Sie hatte sich sichtlich gefreut ihn zu sehen und war ohne Scheu oder berechnenden Abstand mit ihm umgegangen. Am ersten Tag hatte der ehemalige Soldat das Dach ausgebessert und Holz gehackt, da es die Aufgaben waren, die sie mit ihrem zierlichen Körper nicht machen konnte. Die bescheidene, aber köstliche Mahlzeit zur Mittagsstunde hatte er genossen und gleichzeitig bedauert, dass es wohl bei einer einmaligen Gelegenheit bleiben würde. Andererseits waren an dem Haus noch viele weitere Dinge zu tun oder auszubessern gewesen, aber er hatte es sich nicht gewagt, ihr seine Hilfe anzubieten, um nicht undankbar oder gierig zu erscheinen. So hatte Lyana ihn mehrmals bitten müssen, mit ihr zusammen zu Abend zu essen. Sie hatte ihn nicht gedrängt, etwas von sich preiszugeben und hatte so den größten Teil der Unterhaltung beigetragen. Die junge Frau war in seinem Alter gewesen, also ebenso Anfang zwanzig. Um Geld zu verdienen arbeitete sie als Sekretärin des Bürgermeisters und hatte durch ihn auch erfahren, dass es am Hafen jemanden gab, der nach einer Beschäftigung suchte. Es war ihre Art der Rebellion einem anderen eine Chance zu geben, der sie brauchte, ohne auf den Rat der Alten zu hören. Sie hatten sich gut unterhalten und Marcos Respekt und Anerkennung ihr gegenüber war mit jeder Stunde, die sie zusammen verbrachten, gewachsen. Es war bereits tief in der Nacht gewesen, als er ihr geholfen hatte das Geschirr vom Tisch abzuräumen und gleichdarauf spontan mit dem Abwaschen angefangen hatte. Lyana hatte Marco eine ganze Weile beobachtet und gezögert, bevor sie ihm einen Schlafplatz auf der schmalen Couch in dem Raum, der sowohl als Küche, Arbeitsraum und Wohnzimmer diente, angeboten hatte. Es war die erste von vielen Nächten, die er bei ihr verbracht hatte, zunächst auf dem provisorischen Lager und später mit Lyana in seinem Armen im einzigen Bett des Hauses. Nie zuvor war Marco so glücklich gewesen und für kurze Zeit so schien es, glaubte er an ein zufriedenes Leben. Das war definitiv ein weiterer Beweis seiner abgrundtiefen Naivität. Marco hätte sich sicherlich gewundert, wenn er gewusst hätte, dass Whitebeard zur gleichen Zeit Birdie ebenfalls diese Geschichte erzählte. Der Junge stand unsicher und geduckt in dem riesigen Raum seines Kapitäns und versuchte all seine Kraft zu bündeln. Er ahnte, worauf Pops abzielte, während er ihm von Marcos Leidensweg und seiner Aufnahme in die Crew erzählte. Doch für den schlaksigen Schiffsjungen stand fest, dass er seine Freunde nicht zu verraten würde, auch wenn dies bedeutete, seinen Vater zu erzürnen. Ende Kapitel 30 ~*~*~*~*~*~ Hallo ihr Lieben, wie versprochen, ein neues Kapitel NSU. Ich habe auf Grund einiger Kommis die ursprüngliche Reihenfolge etwas modifiziert, so dass ihr schon einmal einen kleinen Einblick in Marcos Vergangenheit bekommen konntet. Was denkt ihr jetzt über Marco und sein momentanes Verhalten? Ich bedanke mich ganz lieb für ihre Unterstützung bei: Inu-Yashagirl88, Glupit, Hiken-no-Ace, Monkey-D-Setsuna, Nana, LuxusDrake, Puma_Ace, Pluesch-Pueppie und schnullerbabe . Ich hoffe, wir lesen uns bald. Das nächste Kapitel kommt Mitte Oktober. Ich wünsche euch eine schöne Woche! ceres Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)