Nakama sind unantastbar von ceres (Ace x Marco) ================================================================================ Kapitel 24: Durchkreuzte Pläne ------------------------------ Am Bug der Moby Dick stand Marco auf die Reling gestützt und beobachtete die weite See. Stück für Stück hatte er sein Gespräch mit Jules nochmals Revue passieren lassen und all ihre Argumente erneut abgewogen. Letztlich hatte die junge Frau Recht behalten. Er war tatsächlich dabei, gänzlich die Kontrolle und den Überblick über die heikle Situation zu verlieren. Viele beunruhigende Gedanken kreisten noch immer in seinem Kopf, doch es schien ihm nicht mehr der Zeitpunkt zu sein, sich mit all dem auseinander setzten zu müssen. Marco atmete tief durch und versuchte den Strudel der Erinnerungen und Zweifel loszulassen, um wieder klar denken zu können. Der Phönix hatte sich in seiner Brust zusammengerollt und hörte ihm, ebenso wie seine Vernunft, aufmerksam zu. Die Erleichterung über die neuen Erkenntnisse erfüllte den blonden Mann jedoch nicht nur mit Gelassenheit. Denn Marco war sich unsicher, wo er anfangen sollte oder musste, um den entstandenen Schaden zu begrenzen oder neuen zu verhindern. Doch jetzt, da er sich seiner unangemessenen, ruppigen Fassade aus Selbstschutz bewusst war, fiel es ihm schwer die realen Gegebenheiten einzuschätzen. Der Vize schaute zur Sonne, die sich langsam zum Horizont bewegte und überlegte nach einer perfekten Strategie seinen Platz in der Crew wieder einzunehmen, ohne dass jemand bewusst Verdacht schöpfte und unangenehme Fragen aufwarf. Ein leises Fauchen in seinem Inneren, machte ihn darauf aufmerksam, dass er sich zunächst andere Prioritäten zu widmen hatte. Er sollte erst einmal einiges wiedergutmachen und in Ordnung bringen, um seinen Aufgaben gerecht zu werden. Sanft zupfte die Flammenkreatur an seinen Gedanken. Aus ihrer Sicht nütze es nichts, weiter in die Ferne zu starren. Einsichtig nickte Marco und beschloss sich ein genaues Bild von der aktuellen Lage an Bord zu machen. Außerdem musste er unbedingt mit Ace sprechen, in Ruhe und allein. Ein eigenartiges Kribbeln ging bei dieser Überlegung durch seinen Körper und weckte eine Art Aufregung, die er nicht einordnen konnte. Doch darüber wollte er sich jetzt noch nicht den Kopf zerbrechen. Ihm fiel nun auch auf, dass er sich nicht einmal ordentlich bei Jules bedankt oder sich gar um sie gekümmert hatte. Das ungeduldige Grollen der blauen Feuerbestie bewahrte Marco davor wieder abzuschweifen, auch wenn seine Gedanken zur Ruhe kamen, hatte er das Gefühl etwas zu übersehen. Er spürte das Gewicht nicht mehr auf seiner Brust, das ihn Wochen lang belastet hatte, doch die unbestimmte Leere, die es zurückgelassen hatte, war mehr als nur präsent. Energisch schüttelte der Vize der Whitebeard-Piraten den Kopf und fasste den Entschluss sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Motiviert wandte sich Marco um und ging zielstrebig zum nächsten Zugang zum Unterdeck, denn er hatte eine Idee, wo er anfangen konnte. Der Geruch von Seife getränkter Kleidung schlug ihm entgegen, als er die Wäscherei betrat. Entgegen seiner Erwartung fand er kein geschäftiges Treiben vor, sondern nur Birdie, der sich über einen der großen Zuber gebeugt hatte und mit einem Stab nach einem Wäschestück angelte. Der restliche Raum war mit Leinen durchspannt, auf denen das Tagewerk des Jungen und eigentlich auch einiger anderer Matrosen hing. Doch Marco beschlich sofort das Gefühl, dass die Anderen den schlaksigen Schiffsjungen im Stich gelassen hatten. „Birdie, warum bist du allein hier?“, fragte Marco betont ruhig. Er trat näher an den braunhaarigen Matrosen heran und konnte ihn gerade noch davor bewahren vor Schreck in den Waschzuber zu fallen. Der Junge war bleich geworden, während der Vize ihn auf die Füße stellte und eingängig musterte. Erst jetzt fielen Marco die tiefen Augenringe und die ungepflegten Sachen seines Gegenübers auf, der ihn noch immer mit großen Augen anstarrte. Um einen sanften Ton bemüht, richtete der Vize seine Frage erneut an Birdie: „Wo sind die Anderen? Es war nicht die Rede davon, dass du hier allein arbeiten sollst.“ Der Angesprochene hatte bei diesen Worten seinen Blick auf den Boden gerichtet und schien die Maserung des Schiffsbodens zu studieren. Marco konnte förmlichen spüren, wie der Junge mit sich rang, entweder ihm die Wahrheit zu sagen und so Ärger mit seinen Kammeraden zu bekommen oder seinen Vizekäpt´n zu belügen und dessen Zorn auf sich zu ziehen. Erst als Birdie vor Überforderung und Angst zu zittern begann, wurde sich der Blonde wieder bewusst, dass ein eingeschüchterter Fünfzehnjähriger vor ihm stand. In diesem Moment tat es ihm leid, dass er Birdie vorhin an Deck so zusammengestaucht hatte. Scheinbar hatte sein übertriebenes, strenges Verhalten ihm gegenüber anderen Crewmitgliedern dazu animiert, Birdie so niederträchtig zu behandeln. Der Ältere seufzte und schluckte die aufkochende Wut über seinen Fehler hinunter. Einem Impuls folgend griff er stattdessen nach einer trockenen Hose und einem Hemd, die schon lange auf der Leine zu hängen schienen und reichte die beiden Sachen dem Schiffsjungen. Perplex griff Birdie danach und schaute ihn verwirrt an. Marco begann zu lächeln und versuchte es mit einer Aufheiterung: „Es wird höchste Zeit, dass du dir mal etwas Sauberes anziehst, wenn das Jules auffällt, bekomm ich bestimmt eine Menge Ärger.“ Tatsächlich lächelte Birdie scheu und versuchte seine schmalen Schultern zu straffen. Jules war diejenige gewesen, zu der der zurückgelassene Schiffsjunge zuerst Vertrauen gefasst hatte und war für ihn auch jetzt, ein Jahr später, die wichtigste Bezugsperson. Es dauerte noch einen weiteren Augenblick, bis sich Birdie ein Herz fasste und mit hektischer Stimme Marcos Frage beantwortete: „Als du mich wieder unter Deck geschickt hast, sind die Faro und ein paar Andere Mittagessen gegangen. Sie meinten, ich hätte mich vor der Arbeit gedrückt und müsste das nun allein machen. Als ich gehört habe, dass Jules wieder da ist, wollte ich sie einfach begrüßen. Als ich zurückkam, war niemand mehr hier und der Zuber war immer noch halb voll. Ich sollte doch aber schon längst in der Küche sein, um beim Abendessen zu helfen.“ Marco nickte verständnisvoll und überlegte, wie er am besten vorgehen könnte. Er sah in die verstörten Augen seines Gegenübers und erkannte, dass dieser auf eine Zurechtweisung oder eine Schimpftirade wartete. Er legte den Kopf schief und beruhigte den Jungen: „Ich denke, Derek und sein Team können heute mal auf deine Hilfe verzichten. Geh dich waschen und zieh dir die frischen Sachen an. Faro und seine Freunde werden in den folgenden Wochen solange die Wäsche übernehmen, bis sie begriffen haben, dass man seine Arbeit bis zum Schluss zu erledigen hat.“ Belustigt stellte der Ältere fest, wie sich Birdie über das Angebot zu freuen begann und trotzdem noch den Anschein machte auf eine Rüge zu warten, beziehungsweise nach dem Haken der unerwarteten Wendung zu suchen. „Du hast schon richtig gehört, du hast heute frei. Morgen früh bekommst du von mir eine Aufgabe, die ich auch kontrollieren werde. Je früher und je ordentlicher du alles erledigst, desto früher kannst du deinen eigenen Interessen nachgehen. Einverstanden?“ Die Freude auf dem Gesicht des Jungen ließ sich nun nicht mehr leugnen und unvermittelt wurde Marco von ihm gedrückt. Etwas überrumpelt ließ er Birdie gewähren und beobachtete amüsiert, wie er mit den frischen Sachen in der Hand aus dem Raum rannte, ohne auch nur einmal in den Zuber zu schauen. Daher fischte Marco, zufrieden über den Verlauf seiner Unterhaltung, die verbliebenen drei Kleidungstücke aus dem Bottich, wrang sie aus und legte sie über die Leine zum Trocknen. So, wie es aussah, war Birdie ganz und gar nicht nachtragend. Beschwingt durch diesen ersten Erfolg machte sich Marco auf die Suche nach Faro. Als er auf das Hauptdeck kam, wurde er von Jozu, der mit Jules zusammen an der Reling saß, gerufen. Er lächelte und ging auf die beiden zu, froh darüber, dass sein alter Freund noch immer mit ihm sprechen wollte… ~*~*~*~*~ Zur gleichen Zeit war Ace Zorn verraucht, doch seine Entschlossenheit war geblieben. Er würde die Moby Dick bei Anbruch der Nacht verlassen und sich auf die Suche nach den Sonoheck-Piraten machen, um sie zur Strecke zu bringen. Ihm war es egal, dass er Pops Befehl missachten würde, solange er die Möglichkeit bekam, sich zu beweisen und zu zeigen, dass er weder Hilfe noch Überwachung bedurfte. Eigentlich hatte sein ursprünglicher Plan vorgesehen, sofort aufzubrechen, doch Ace hatte sich nun aber dafür entschieden, den Schutz der Nacht zu nutzen. Es gab auch noch einen weiteren, gravierenden Grund, abgesehen von dem Tarnungsaspekt, vorerst noch an Bord zu bleiben. „Gib mir wenigsten eine verdammte Chance an die Schüssel zu kommen!“, maulte sich Thatch in seine Gedanken und wagte einen neuen Angriff auf die große Schüssel voller Fleisch, die sich Ace anstatt eines Tellers ausgesucht hatte. Geschickt und ohne überhaupt hinzusehen, wehrte die Feuerfaust die feindliche Gabel ab. Er musste einfach essen. Schließlich hatte er eine gefährliche Mission vor sich und musste sich noch einmal stärken. Außerdem war das Mittagessen schon eine Ewigkeit her. Leider war Thatch nicht in die geheimen Pläne des jüngeren Kommandanten eingeweiht und zeigte verständlicher Weise auch keine Rücksicht. „Derek! Hilf mir, Ace teilt nicht.“, beschwerte sich der Ältere nun beim Dienst habenden Koch, der jedoch nur mit den Schultern zuckte und keinerlei Anstalten machte ihm helfen zu wollen. Belustigt grinste Ace und biss betont genussvoll in eine Hähnchenkeule. Sein anschließendes Schmatzen brachte den Navigator so aus der Fassung, dass er schnaubend und fluchend aufsprang und sich vom Nachbartisch eine eigene Fleischschüssel holte. Teach und einige andere wagten es beim Anblick des wütenden und vor allem hungrigen Kommandanten nicht, sich zu beschweren, auch wenn es sich um ihre einzige Fleischration handelte. Zufrieden kehrte Thatch an seinen ursprünglichen Platz zurück und wurde prompt von Smutje Derek zurechtgewiesen: „Ihr habt genug Fleisch bekommen. Du kannst doch nicht einfach anderen ihr Essen wegnehmen. Unsere Vorräte sind nun mal nicht üppig. Das Versorgungsschiff hat nur Obst und Gemüse laden können.“ Thatch Kopf lief knallrot an und sein Blick wurde mörderisch. Er suchte nach Worten, um sich zu rechtfertigen und konterte für jedermann zu hören: „Ich bin Pirat, ich darf das!“ Er erntete ringsum Gelächter und vom Nachbartisch pikierte Blicke, doch das störte ihn nicht im Geringsten. Dennoch war es merkwürdig, dass das Lachen nicht wieder verstummte und die auf ihn gerichteten Blicke schadenfroh wurden. Plötzlich wurde sich der Kommandant der vierten Division seines unverzeihlichen Fehlers bewusst. Er hatte beim Sprechen Derek angesehen und nicht auf seine eben errungene Beute geachtet. Mit Schrecken blickte er auf die nun mehr leere Schüssel vor sich und starrte sie mit offenem Mund an. Währenddessen klopfte sich Ace auf seinen vollen Bauch und spürte dem Geschmack der Köstlichkeiten auf seiner Zunge noch einmal nach. Diese Extraportion von Thatch war ihm sehr willkommen gewesen. Das nun folgende theatralische Gehabe des Bestohlenen ignorierte er grinsend und fügte ein gemurmeltes „Ich bin auch Pirat!“ hinzu. Diese Ermahnung löste eine weitere Lachsalve bei den anderen Anwesenden aus und Ace rang um seine Fassung nicht mit einzustimmen. Als er jedoch Thatch empörtes und hochrotes Gesicht sah, konnte er sein Lachen nicht mehr unterdrücken. Ob es nun am Tobsuchtsanfall seines Kameraden lag oder einfach an seinem Hang zur Narkolepsie konnte der Feuerbändiger nicht sagen, denn die Dunkelheit, die unvermittelt ihn in Sekundenschnelle überkam, verschluckte auch das Geräusch des dumpfen Aufpralls, als sein Kopf auf die Tischplatte knallte. ~*~*~*~*~ Ace räkelte sich schlaftrunken und sah sich um. Er musste lange geschlafen haben. Zumindest deutete alles daraufhin. Schließlich war er allein in dem riesigen Speisesaal. Die schweren Rollläden, die die Kombüse von diesem Raum trennten, waren schon heruntergelassen worden und niemand außer den Smutjes besaß einen Schlüssel, um sie zu öffnen. Es war also schon lange nach Dämmerung, entschied Ace und hatte das Gefühl etwas vergessen zu haben. Mit einem Mal fiel dem jungen Kommandanten ein, was er eigentlich vor hatte und warum. Die verzerrten Erinnerungen an Jules Gesicht und ihre höhnische Art, Marcos Distanziertheit und Pops ungerechter Befehl fluteten seine Gedanken und trieb ihn an seinen Plan in die Tat umzusetzen. Sein Frust kehrte mit aller Macht zurück und zwang ihn zu handeln. Er musste hier einfach weg. Der verkorksten Situation entkommen und in Ordnung bringen, was er vermasselt hatte. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff Ace unter den Tisch und zog seinen geliebten grün, schwarz gestreiften Rucksack hervor, der abgesehen von einer Flasche Sake und Wasser nur ein paar zuvor stibitzte Vorräte enthielt. Er stand ruckartig auf und lief zielstrebig zum Ausgang des Speisesaals, der in einen dunklen, verlassenen Gang führte. Dankbar für die günstige Situation machte er sich mit schnellen Schritten auf den Weg zu den Beibooten, die an der Bordwand zwischen Hauptdeck und Bug vertäut lagen. Ace wusste, dass er leise sein musste, denn obwohl dieser Bereich des Schiffes eher abgelegen war und wenig Platz bot, konnte er es nicht riskieren, entdeckt zu werden. Besonders die Bedienung des Davits, des Krans, der die Beiboote zu Wasser ließ, würde schwierig werden, überlegte Ace. Doch bis jetzt hatte er Glück, denn der besagte Deckabschnitt lag im Dunkeln, als er ihn erreichte. Erleichtert darüber entflammte er seine rechte Hand für einen kurzen Moment, um den Logport an seinem linken Handgelenk zu überprüfen. Das Feuer warf nur ein wenig Licht, doch es genügte ihm völlig. Zufrieden stellte der junge Kommandant fest, dass die Nadel noch immer Richtung der Insel zeigte, auf der er die Sonoheckpiraten vermutete. Ihre Position hatte er vor dem Essen mit Hilfe der Karten im Raum der Navigatoren ungesehen ermittelt. Wenn alles so gut laufen würde, wäre er wahrscheinlich nicht länger als drei Tage weg. Es bestand nämlich die Möglichkeit auf der besagten Insel einer kürzeren Route zu folgen, die sich zwangsläufig mit dem Kurs der Whitebeardpiraten auf einer größeren Insel kreuzen würde. Ace war zuversichtlich, dass er jede Eventualität berücksichtigt hatte und seine Mission diesmal von Erfolg gekrönt sein würde. Mit neuem Selbstbewusstsein ging er auf das erstbeste Beiboot zu und entzündete aus einigen Schritten Entfernung die Lampe, die jedes Beiboot besaß. Die Flamme züngelte empor und flutete das gesamte Boot mit Licht, bis es auf ein Hindernis traf. In genau diesem Moment sank ein unendlich schweres Gewicht in die Magengegend des Feuerbändigers, während Verblüffung und Frust ihn in seiner Bewegung innehalten ließen. Es war schon eine surreale Situation, gerade noch hatte er geglaubt allein zu sein und jetzt einige Sekunden später musterte ihn das verhasste Augenpaar der jungen Frau, die er eigentlich nicht mehr sehen wollte. „Da bist du ja. Ich hatte schon die Befürchtung, du hättest es dir anders überlegt.“, sagte Jules sachlich und setzte sich auf den Rand des Beiboots, in dem sie scheinbar auf ihn gewartet hatte. Sie sah ihn von oben bis unten und setzte dann eine geduldige Miene auf. Tausend Fragen überschlugen sich in seinem Kopf und stachelten seinen blinden Zorn weiter an. Dieses verdammte, überhebliche Weib nervte ihn mehr, als er es sich erträumt hatte. Alles an ihr schien sich über ihn lustig zu machen. Wie konnte es wahr sein, dass sie hier vor ihm saß, zwischen ihm und seiner selbstauferlegten Unternehmung? Endlich presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen die wichtigste Frage hervor: „Was willst du?“ Völlig unbeeindruckt von Ace bedrohlichen Ton und dem gefährlichen Funkeln in seinen Augen, überlegte das Mädchen einen winzigen Moment und stand auf. „Ich bin hier, um dich vor einer übereilten Impulsreaktion zu bewahren, die du eh nur bereuen wirst.“, sagte das Jules in einem ruhigen Tonfall und beobachtete den überraschten Kommandanten, dessen Feuer sein Blut endgültig zum Kochen brachte. „Warum sollte ich auf dich hören? Du hast überhaupt keine Ahnung, was ich für Gründe habe.“, erwiderte Ace in einem gereizten Tonfall. Er hatte Besseres zu tun, als das Für und Wider mit dem unverfrorenen Miststück auszudiskutieren. Warum war sie eigentlich hier? „Du willst die Sonoheckpiraten allein finden und sie zur Strecke bringen. Damit der Ruf deines Vaters in der Welt gewahrt bleibt. Außerdem willst du deinen angeblichen Fehler beheben und deinen verletzten Stolz kitten. Aber du bist so blind vor Eitelkeit, dass…“, gab Juliette in einem weiterhin sachlichen Ton zurück und bewies ihm somit über genaue Kenntnis seiner Motive zu verfügen. Ace kurzlebige Geduld fand in diesem Moment ein jähes Ende. Es stand ihr nicht zu, ihn aufzuhalten oder zu tadeln. Sie gehörte hier nicht einmal her. Er machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu und baute sich in voller Größe vor ihr auf. Seinen rechten Arm hob er, wie in Trance, gefährlich langsam und entflammte ihn. Gerade, als er ihr seine ganze unbeschönigte Meinung entgegen schmettern wollte, nahm er Jules Reaktion im Schein seines Feuers wahr: Sie war zurückgewichen und starrte ihn unsicher an. Sie war tatsächlich erschrocken. In der winzigen Sekunde, als Ace diese Erkenntnis traf, wurde auch seine Vernunft wieder in Gang gesetzt. Er bemühte sich um Ruhe und war umso verwunderter, als er Jules leise, herausfordernde Worte hörte: „Mach nur. Es wird keiner Frage stellen, wenn mir etwas passiert.“ „Nakama sind unantastbar.“, konterte Ace langsam und senkte seinen Arm, ohne das Feuer zurückzuziehen. Er hasste es, dieselben Worte zu benutzen, die auch Marco ihm unfairerer Weise vorgehalten hatte. Doch Ace wollte nicht nur sie an das unumstößliche Gesetz an Bord erinnern, sondern auch sich selbst. Der junge Kommandant musterte seine Gegenüber intensiv, aber der flackernde Feuerschein, der sich auf Jules Gesicht wiederspiegelte, verhüllte ihre wahren Emotionen. Er war wirklich überrascht über ihren gefühllosen, abwesend klingenden Ton, der in ihrer Antwort mitschwang: „Ich habe kein Tattoo, wie du ja weist. Du hast mich nackt gesehen. Ich gehöre hier nicht her. Ich bin gerade so ein geduldeter Gast. Du könntest alles mit mir machen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Den meisten bin ich sowieso egal.“ Ace verstand ihre Logik keineswegs. Was redete sie da? Natürlich würde es jemanden interessieren, wenn mit ihr irgendetwas wäre und zwar vor allem: „Marco…“, unbewusst sprach Ace sein Gegenargument aus und versuchte sich nicht vorzustellen, was geschehen würde, wenn Marco ihn in diesem Eskalationsszenario zur Rechenschaft ziehen würde. Abgesehen davon, dass er niemals soweit gehen würde, sie aus dem Weg zu räumen. Sofort blickten ihre Augen ihn direkt an und studierten ihn. Dem Schwarzhaarigen missfiel diese analytische Geste sehr, denn von ihrer vormaligen Verletzlichkeit war kaum etwas geblieben. Noch bevor Ace den Gedanken weiterverfolgen konnte, nahm Juliette seine Äußerung auf und wertete: „Es ist interessant, dass dir als erstes Marco einfällt und nicht dein Käpt´n. Glaubst du, dass es eine gute Idee ist, bei Nacht und Nebel zu verschwinden ohne eine Nachricht zu hinterlassen? Marco würde dich mühelos finden. Der Orientierungssinn seines Phönixes richtet sich auch nach den Magnetströmungen. Wie weit denkst du eigentlich in der Nussschale hier zu kommen, bevor dich ein Sturm vor der Herbstinsel zum Kentern bringt?“ Der junge, temperamentvolle Kommandant schwieg betroffen, denn es vielen ihm keine Erwiderungen ein, die Jules Fragen beantworten oder die versteckten Vorwürfe entkräften konnten. Obwohl Ace Frust wuchs, fragte er sich plötzlich, woher sie ihre ganzen Informationen hatte. Also sprach er seine Verwunderung aus und erkannte somit unbewusst ihre Einwände an. Langsam kehrte das nervige Lächeln auf Jules Lippen zurück. Sie holte tief Luft und erklärte leise und in einem respektvollen Ton, was sie in der Zwischenzeit erfahren hatte: „Jozu und Marco haben mir erzählt, was heute passiert ist und was diese Bande noch alles angerichtet hat. Zudem warst du heute Mittag ganz und gar nicht gut drauf und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass der Ausnahmerookie Feuerfaust Ace eine Niederlage so leicht hinnimmt, wo er doch Monate gebraucht hat, um Whitebeard als Vater anzuerkennen.“ Ace knurrte bei dem unausgesprochenen Vorwurf, dass er so einfach zu durchschauen war und versuchte aus ihrer Miene schlau zu werden. Irgendwie passte die junge Frau vor ihm nicht zu dem Bild, das sich in seinem Kopf geformt hatte. In ihren Augen spiegelte sich, abgesehen vom Feuerschein keine Berechnung, nur Konzentration und vielleicht Unsicherheit. Doch woher sollte er wissen, ob sie nicht doch das falsche, hinterhältige Miststück war, für das er sie von vornherein gehalten hatte? Was, wenn sie ihm nur ihre Beziehung zu Marco vorhalten wollte oder ihn einfach nur deswegen aufhielt, damit Marco sie nicht allein ließ und sie diese Nacht zusammen verbringen konnten. Bei diesem Gedanken wurde Ace Gesichtszüge hart und seine Augen glitten ins Leere, als ihm seine Rolle in diesem Stück klar wurde. Er war nur unbeteiligter Schauspieler, ein Zahnrad, dass die Geschichte am Laufen hielt, doch keine wichtige Rolle besaß. Das Feuer in seiner Brust mischte sich mit dem Inferno voller Zweifel und Gram und hätte ihn in seine eigene Dunkelheit zurückgezogen, wenn nicht: „Macht es dir eigentlich Spaß, alles im Alleingang bewältigen zu müssen? Wem willst du hier eigentlich etwas beweisen? Du enttäuscht deine Familie wirklich sehr, wenn du sie hintergehst. Das hat niemand verdient.“ Jules Stimme war fest und ruhig, ebenso wie ihre Körperhaltung. Doch sie konnte sagen, was sie wollte, entschied der trotzige Teil in Ace Inneren. Am Ende war sie nur auf ihren Vorteil bedacht und wollte doch nur sicher gehen, jemanden zu haben, der ihre geheime Wunde versorgte oder sie wollte ihn letztendlich bei Marco verraten. Juliettes Gesicht verfinsterte sich etwas, sie schwieg einen Moment und bohrte ihren Blick in seine Augen: „Mensch! Es würde dir wirklich nicht schaden von deinem hohen Ross herunter zu kommen und einzusehen, dass ich nicht dein Feind bin. Vertrau mir nur dieses eine Mal und komm mit mir zurück zu den Anderen.“ Irgendwas in ihrer Stimme hatte eine hypnotische Wirkung auf ihn. Dies befand Ace noch, bevor ihr Befehl in ihm den Wunsch auslöste, ihn in die Realität umzusetzen. War das etwa Haki? Oder wollte er im Grunde gar nicht allein auf die Suche gehen? Ace fragte sich ein weiteres Mal, ob er nicht insgeheim gehofft hatte, aufgehalten zu werden. Seiner Erfahrung nach konnte man vor den eigenen Problemen und Sorgen niemals fliehen oder sogar entkommen. Seine Gedanken verliefen sich in der Stille, als er sich resignierend und wortlos umwandte und Richtung Hauptdeck ging. Selbst wenn er jetzt gehen würde, würde sie Alarm schlagen und mit leeren Händen wollte Ace keineswegs von den Anderen zurückgeholt werden. Er hörte Jules sanfte Schritte, die nicht so sicher, wie die seinen waren, hinter sich, als er den langen Gängen folgte. Doch schon bald wurde das Geräusch von dem Lärm der Feiernden am Hauptdeck verschlungen. Es wurde gegrölt, gesungen und gelacht - so wie immer eigentlich. Als Ace auf das Deck kam, sah er sich erleichtert um. Die Männer saßen oder Standen in Gruppen rings rum um Pops, der mit einem Sakekrug und einem leichten rötlichen Schimmer auf den Wangen überallem thronte- so wie immer. Thatch saß bei den Krankenschwestern, während Reiji mit seinen Freunden um die Wette tranken. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund, kam es Ace vor, als wäre er tatsächlich weggewesen, beziehungsweise als wäre er gerade zurückgekommen. Mit Jules an seiner Seite ging er auf die Gruppe mit Jozu und Vista zu, die mit Teach, Birdie und einigen weiteren Crewmitgliedern Karten spielten. Der feiste Teach schien die aktuelle Runde so eben gewonnen zu haben, denn er lachte hämisch in seiner unverwechselbaren Art. Als sein Blick auf die beiden jungen Leute traf, wandelte sich sein Lachen in ein lüsternes Grinsen. Doch sowohl Jules, als auch die Feuerfaust ignorierten die Geste geflissentlich. Keiner der Anwesenden schien sich sonst über ihr gemeinsames Auftauchen zu wundern. Sie waren ohnehin alle schwer beschäftigt, beispielsweise war Vista dabei die Karten ordentlich zu mischen und auszuteilen. „Und wie steht es gerade?“, fragte Jules fröhlich in die Runde hinein und lugte über Birdies Schulter, der die Karten, die ihm Vista gerade ausgeteilt hatte, eifrig studierte. „Alles noch sehr ausgeglichen. Wir spielen uns erst warm.“, unterrichtete sie der Schiffsjunge ohne von seiner neuen Hand aufzusehen. Schließlich fragte Vista, ob sie noch einsteigen wollten. Jules antwortete noch bevor Ace überhaupt den Mund öffnen konnte: „Ich spiele heute nicht mit, Jungs. Dafür aber morgen. Jozu gib mir mal bitte den Schlüssel für die Schatzkammer auf eurer Etage. Ich will die neuen Teufelsfruchtsteckbriefe, die ich mitgebracht habe, heute noch in das Buch übertragen. Dann werde ich erst mal schlafen.“ Ace beobachtete jede ihrer Gesten und ihre Wortwahl genau. Sie nahm den Schlüssel dankend von dem großen, wortkargen Mann entgegen, der plötzlich innerhielt und ihn stumm ansah, als wäre ihm gerade etwas eingefallen: „Ach Ace, Jules bekommt für die Zeit ihres Besuchs deine Kajüte. Das macht am wenigsten Umstände. Ich habe mit Marco abgesprochen, dass du solange bei ihm schläfst.“ Für einen langen Moment sah Ace Jozu einfach nur fassungslos an. Das konnte nicht sein Ernst sein? Marco hatte zugestimmt, sich mit ihm sein Raum zu teilen? Für Ace machte das überhaupt keinen Sinn und beinahe hätte er gefragt, warum Jules nicht bei ihrem Geliebten schlief, wenn die junge Frau sich nicht mit freundlicher Stimme an ihn gewandt hätte: „Tut mir leid, dass du wegen mir zu Marco ziehen musst. Ich hoffe, das ist in Ordnung?“ Diese Wiederholung von Jozus Worten war tatsächlich nötig, um den jungen Mann klar zu machen, dass er sich nicht verhört hatte oder träumte. Endlich nickte er auch, als Reaktion auf Jules fragenden Blick. Währenddessen erklärte Jozu dem interessierten Teach, wozu das besagte Teufelsfrüchtebuch diente. Kurz darauf begann die neue Runde. Die Spieler waren wieder so sehr in ihre Partie vertieft und schenkten den beiden Neuankömmlingen keinerlei Beachtung mehr. Abgesehen von Teach anzüglichen Spruch, dass Ace und Jules nicht nur gemeinsam kamen und nun gemeinsam verschwanden, nahm niemand Notiz davon, dass sie sich schweigend auf den Weg ins Zwischengeschoss machten. ~*~*~*~*~ Ende Kapitel 24 Ich bedanke mich herzlich für ihre lieben Kommis bei Carola, Hiraya, Pluesch-Pueppie, Raven, LuxusDrake, Monkey-D-Setsuna, Glupit, Amilya und million. Die FF ist seit Samstag nun auch schon ein Jahr alt ohne eure Unterstützung hätte ich das nie durchgehalten. Liebe Grüße ceres Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)