Generation X von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Roxane ----------------- Einige Wochen und viele tausende Wutausbrüche von Roxane später wurde Sophia in die Krankenstation beordert. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. Sie wusste, dass etwas nicht stimmte. Und sie wusste, dass es etwas mit Gambits Auftrag zu tun hatte. Als Sophia das Krankenzimmer betrat, verkrampfte sich ihr Magen. „Gambit!“, keuchte sie. „Was ist passiert?“ „Ein Hinterhalt, sie waren in der Überzahl, er hatte keine Chance gegen sie“, hörte sie Xaviers Stimme in ihrem Kopf. Kurz darauf kam er hinter einem Vorhang hervor. „Aber er ist doch nicht-?“ „Nein, er lebt.“ Sophia wusste nicht, ob sie nun erleichtert sein sollte oder nicht. Immer noch krampfte ihr Magen sich zusammen. In den letzten Wochen waren sie gute Freunde geworden. Gambit war ihr bester und einziger Freund geworden, es war schrecklich ihn in diesem Bett liegen zu sehen, mit all diesen Schläuchen, die da aus ihm herausragten. Langsam näherte sie sich dem Krankenbett und setzte sich auf die Bettkante. „Gambit…? Kannst du mich hören?“ „Er kann dich nicht hören…“ Sophia sah Xavier traurig an. Er nickte knapp und ließ sie dann mit Gambit alleine. „Ich werde die Leute finden, die dir das angetan haben. Und dann werde ich ihnen genauso wehtun, wie sie es bei dir taten.“ Sie strich ihm mit der Hand über die Wange und musste schwer schlucken. Lange verharrte sie so, ob Minuten oder Stunden, vermochte sie später nicht mehr zu sagen. Niedergeschlagen verließ sie die Krankenstation, sie fühlte sich mutlos und allein gelassen. Sie war sogar ein wenig wütend auf Gambit. Wie konnte er sie einfach so im Stich lassen? Doch sie wusste, dass er nichts dafür konnte. Auf einmal stieß sie gegen jemanden. „Ey! Pass doch auf du Idiot!“, brüllte Roxane sie an. „’Tschuldigung“, murmelte sie und wollte weitergehen. Doch Roxane hielt sie zurück. „Sag mal heulst du?“ „Nein.“ „Natürlich heulst du!“ „Hör zu… wenn du Streit suchst, dann such ihn bei jemand anderes, ich bin jetzt nicht in der Stimmung dazu.“ „Was’n passiert? Echt, du siehst aus, als hätte man dir richtig in die Fresse gegeben.“ „Ach was verstehst du denn schon? In deiner Welt existierst doch nur du selbst!“ Sophia stieß Roxane beiseite und ging schnellen Schrittes den Flur entlang, da hörte sie Roxane hinter sich wimmern. Verwundert drehte Sophia sich um und musste erstaunt feststellen, dass Roxane sich von einem Moment auf den nächsten von einer kratzbürstigen Furie in ein wimmerndes Häufchen Elend verwandelt hatte. „Du kannst mir jetzt nicht erzählen, dass ich dein Ego verletzt habe!“ „Ich hatte ja niemanden! Ist doch klar, dass ich egoistisch und selbst eingenommen bin! Wieso akzeptiert mich denn niemand so wie ich bin?!“, wimmerte Roxane. Sophia wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, mit solch einem Gefühlsausbruch hatte sie jetzt nun wirklich nicht gerechnet. Sie ging zurück und legte Roxane vorsichtig die Hand auf die Schulter. „Das war doch nicht so gemeint… Das heißt, eigentlich schon, aber ist ja jetzt auch egal… Hast du vielleicht schon einmal darüber nachgedacht, dass es eventuell etwas mit deinem aggressiven Auftreten zu tun hat, dass dir jeder aus dem Weg geht?“ „Ich bin nicht aggressiv!“, gab Roxane trotzig zurück. „Roxane…“ „Roxy!“ „Okay… Roxy… Was ist denn überhaupt los? Du bist doch sonst nicht so ein Nervenbündel.“ „Das habe ich nun mal einmal im Monat!“ „So wie die Regel?“ „Ich habe nicht meine Tage, falls du das andeuten willst!“ „Okay, okay, kein Grund gleich wieder hoch zu gehen! Ich möchte dir ja nur helfen…“ „Ach?! Und wie bitteschön? Du kannst nicht dafür sorgen, dass ich ein normales Leben führen kann! Du kannst nicht dafür sorgen, dass ich mit Wolverine in ein Team komme! Du kannst nicht…!“ „Das stimmt, aber du kannst eine Freundin gut gebrauchen.“ „Freundin? Ich hatte nie Freunde und ich brauche keine Freunde!“ „Jeder braucht Freunde! Auch du! Jetzt komm, ich mache uns einen Tee…“ Sophia ergriff Roxys Hand und schleifte sie hinter sich her. Eine halbe Stunde später hatte Roxy sich wieder etwas beruhigt. Sophia kramte in einem ihrer Schränke nach einer Dose mit Keksen und stellte sie Roxane vor die Nase. „Iss“, bot sie dem Mädchen die Kekse lächelnd an. Zögernd griff Roxane nach einem kleinen Keks und knabberte etwas schüchtern an diesem. Sophia ließ sich neben ihr im Schneidersitz nieder und beobachtete sie von der Seite. „Was hast du denn eigentlich da?“, sie tippte gegen eine der Kabelbuchsen in Roxanes Nacken. Roxane bekam eine Gänsehaut und drehte langsam ihren Kopf zu Sophia. „Unwichtig. Aber tue mir einen Gefallen und fass mich dort nie wieder an“, brachte sie schwer atmend hervor. „Hm… Okay… Du hast eine Gänsehaut.“ „Nee, jetzt echt?“ „Du findest wohl so langsam deinen Sarkasmus wieder?“ „Vielleicht?“ Sophia stieß einen Seufzer aus und betrachtete neugierig das Metalzeugs in Roxanes Nacken. Wolverine… Gambit hatte ihn öfters erwähnt und dieser Wolverine musste genauso ein Einzelgänger sein, wie Roxane. „Sag mal… Wolverine… Das ist doch der mit dieser Wolfsmutation, ziemlich muskulös und meistens mindestens genauso mies drauf wie du oder? Was willst du denn von dem? Ich könnte mir eine nettere Gesellschaft vorstellen…“, gab Sophia zu bedenken. „Er ist nicht schroff, falls du das damit sagen willst!“, fiel Roxane ihr ins Wort und lief zugleich rot an. „Sag nicht, du willst was von dem!“ „Wie kommst du darauf?!“ „Eine Tomate würde vor Neid neben dir erblassen, nur mal so als Anmerkung.“ „Ach Quatsch! Red nicht so einen Scheiß!“, beleidigt drehte Roxane Sophia den Rücken zu. Sophia musste unwillkürlich grinsen. „Du bist echt lustig Roxy!“ „Bin ich gar nicht.“ „Doch!“ „Nein.“ „Wohl.“ „Ne-hein.“ „Do-hoch!“ „NEIN!“ „Doch!“ „Halt’s Maul!“ „Okay.“ Roxane warf einen Blick auf Sophias Digitalwecker und stellte leicht erschrocken fest, dass sie noch etwas „wichtiges“ zu erledigen hatte und verließ mehr oder weniger fluchtartig das Zimmer, ohne sich vernünftig von Sophia zu verabschieden. Kopfschüttelnd futterte Sophia die restlichen Kekse und begab sich dann zu Bett, wo sie in einen unruhigen Schlaf fiel… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)