Glaube von Noel_Kreiss (...) ================================================================================ Kapitel 1: Regen ---------------- „Roxas... tu mir bitte... einen Gefallen. All diese Herzen, die ich gesammelt habe... Kingdom Hearts... lass sie frei...“ „Kingdom Hearts... freilassen?“ „Du darfst... nicht zulassen... dass Xemnas Kingdom Hearts bekommt... da ich das nun nicht mehr kann.. musst du es tun...“ Tag 358 – Glaube Dunkle Wolken hingen über dem ewig schwarzen Himmel der Welt, die niemals war. Aus den paar Regentropfen, die zuerst vereinzelt auf die Häuser gefallen waren, entwickelte sich ein prasselnder Regen. In einer Seitengasse öffnete sich ein dunkles Portal, eine Gestalt kam aus der wabernden Dunkelheit geschritten, die Kapuze seines schwarzen Mantels tief ins Gesicht gezogen. Als das Portal hinter ihm verschwand sah Roxas auf, er erblickte Kingdom Hearts am Himmel, Blitze zuckten und es donnerte, der Regen wurde stärker. Roxas senkte den Blick und ging los. Er konnte sie spüren. Herzlose, die langsam näher kamen, von seiner Aura und seiner Waffe angelockt, die er nun rief. Mit einer ausholenden Bewegung erschien in seiner rechten Hand ein Schlüsselschwert, sein eigenes. Kurz darauf erschien in der linken Hand ein anderes, das von Xion. Beide waren der Königsanhänger, absolut gleich für andere Augen, doch Roxas spürte den Unterschied in den beiden Waffen. Das von Xion fühlte sich nicht so vertraut an, wie sein Eigenes... Vor ihm erhoben sich vier Schattenschalke aus dunklen Löchern im Boden. Sie würden ihn nicht aufhalten, keiner würde ihn aufhalten. Wie von selbst hob Roxas die Waffen, überkreuzte sie und plötzlich verwandelten sie sich. Sein Eigenes in der rechten Hand in eines, so schwarz wie die Dunkelheit, das von Xion in der linken Hand in eines, so hell wie das Licht. Roxas fragte sich nicht, warum sich seine Schwerter verwandelten, fragte sich nicht, woher er plötzlich die Namen dieser Waffen wusste, Memoire und Sternentreue, und sie ihm sogar bekannt vorkamen, oder warum er seit Xions Tod ihr Schwert besaß und genau zu wissen schien, wie man mit zwei Waffen gleichzeitig umzugehen hatte. Es war ihm egal, es gab vieles, was er nicht verstand. Antworten hatte er vorläufig ohnehin nicht zu erwarten und sie würden ihn nur ablenken. Für den Moment, für die nächste Zeit gab es nur ein Ziel für ihn – Kingdom Hearts freilassen und diesen Sora finden, damit er Xion zurückholen konnte. Denn dann würde alles wieder normal werden, er würde sein Leben zurückbekommen und wieder mit Xion und vielleicht auch Axel Eis essen können... daran glaubte er, dieser Glaube hatte sich wenige Stunden nachdem Xion in seinen Armen veschwunden war in seinem Gehirn eingenistet, keiner würde ihn davon abhalten, weder die Kreaturen vor ihm, noch die Organisation später im Schloss. Der Niemand rannte auf die Herzlosen zu, zog die Schwerter durch die Luft und vernichtete die vier Gegner in weniger als einem Augenblick. Ohne zu zögern lief er weiter die Gasse zum Dazwischen entlang, erledigte zwei weitere Schattenschalke, die ihm auflauerten, mit einem Hieb seiner Waffen. Roxas spürte seine Kraft, die sich mit dem Erhalt des zweiten Schlüsselschwertes von Xion verdoppelt zu haben schien. Sie würde ihm helfen, sein Ziel zu erreichen. Vor ihm erhoben sich wieder zwei Herzlose aus dem Boden, sprangen auf ihn zu, starben einen Moment später durch Memoire und Sternentreue. Kurz hielt der Niemand inne, ließ seine Waffen verschwinden, es waren keine Herzlosen mehr in unmittelbarer Nähe. Dann ging er weiter. Was er nicht wusste war, dass er beobachtet wurde, wie er da durch die dunklen Gassen der ebenso dunklen Stadt ging. Hoch auf den Dächern stand ein weißhaariger Junge mit einer Augenbinde, er trug ebenfalls den Organisationsmantel. Er war der Organisationshochstapler, besser bekannt als Riku, und auch er war an diesem Tag mit einer festen Absicht in diese Welt gekommen. Um Soras Erinnerungen vollständig zu reparieren, brauchte Naminé die Erinnerungen, die in Roxas waren. Es gab keinen anderen Weg, jetzt, wo Xion nicht mehr war, war Soras wichtigste Erinnerung, die an Kairi, in seinem Niemand gefangen. Da er aber bestimmt nicht durch eine bloße Bitte mit zu Sora kommen würde, musste Riku erst gegen ihn kämpfen, das Bewusstsein rauben und dann zu Sora bringen. Vielleicht würde Riku selbst dabei sterben... aber er hatte keine Wahl. Der Weißhaarige spürte, wie eine große Menge Herzloser näher kam. Er würde Roxas am Wolkenkratzer der Erinnerung erwarten. So verschwand er in einem dunklen Portal. Langsam schritt er dahin, der Regen prasselte auf seine Schultern, ein paar der Neonlichter an den Gebäuden flackerten und wieder donnerte und blitzte es am Nachthimmel. Als Roxas um die nächste Ecke bog sah er den hohen Wolkenkratzer und daneben noch in einige Entfernung das Schloss der Organisation, über dem der herzförmige Mond schwebte. Kingdom Hearts, das die Organisation nur mit Roxas‘ und Xions Hilfe gebildet hatte. Sie hatten ihn und Xion benutzt, weil nur sie mit dem Schlüsselschwert die Herzen aus den Herzlosen extrahieren konnten. Am Ende wollten sie sogar einen von ihnen aus dem Weg räumen, hatten Xion auf Roxas gehetzt, weil dieser ihrer Meinung nach der schwächere gewesen war und Xion ihn zusammen mit seiner restlichen Kraft vollständig absorbieren sollte, und wie das gestern geendet war, wussten sie mittlerweile bestimmt. Aber jetzt war es genug, nun würden SIE aus dem Weg geräumt werden. Die ehemalige Nummer XIII hatte endgültig genug. Roxas war so in Gedanken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie um ihn herum dutzende von Schattenschalke aus dem Boden gekrochen kamen. Zwanzig, Dreißig, Vierzig und es wurden immer mehr. Nun stand der Niemand inmitten einer Armee von reinblütigen Herzlosen auf dem Platz vor dem Wolkenkratzer der Erinnerung. Mit Bewegungen, als würde er Schwerter ziehen, deren Scheiden an seiner Hüfte hingen, ließ er zuerst Sternentreue in der linken Hand erscheinen und dann Memoire in der Rechten, wirbelte die Schwerter vor sich herum und nahm seine Kampfstellung ein. Einer der Herzlosen sprang auf ihn zu, wurde noch in der Luft von Roxas‘ weißem Schlüsselschwert zerfetzt und der Nächste folgte sogleich. Die Schwerter blitzten auf, als Roxas sie herumfahren ließ, fast schon tänzelnd den Angriffen seiner zahlenmäßig überlegenen Gegner auswich und einen Schattenschalk nach dem anderen erledigte. An sich waren diese Kreaturen für Roxas keine Herausforderung mehr, er brauchte pro Gegner nur einen Hieb um sie zu vernichten, aber das Meer aus Herzlosen schien nicht kleiner zu werden, egal wie viele er besiegte. Mit einem Sprung versuchte Roxas aus der Mitte seiner Gegner zu entkommen, aber sie sprangen ihm hinterher. In der Luft schlug der Niemand zu, drehte sich um sich selbst und warf Sternentreue seinen Gegnern entgegen, das sie durchpflügte und zu ihm zurückkehrte bevor er auf dem Boden landete, sich erneut mit einem Satz durch die Luft beförderte und jetzt direkt vor dem Wolkenkratzer stand. Mit leichtem Schreck sah er, dass sich auf jedem Zentimeter des Platzes Herzlose tummelten und aus gelben Augen zu ihm emporstarrten. Die zwei Schlüsselschwerter hatten wohl auch ihre Nachteile, da sie offenbar auch doppelt so viele Herzlose anlockten. Mit so vielen würde er trotz seiner Stärke allein niemals fertig werden... Aus heiterem Himmel nahm er plötzlich eine Aura wahr, eine Starke, direkt über ihm und er sah auf. Da oben auf dem Wolkenkratzer war jemand. Aus den Augenwinkeln bemerkte Roxas, wie sich wieder zwei Schattenschalke auf ihn stürzen wollten und er schnellte hoch, rannte an der Wand des Hochhauses empor, an der nun auch Herzlose herausgekrochen kamen, allerdings sofort den Schlüsselschwertern zum Opfer fielen, die Roxas beim Laufen vor sich herwirbelte. Als die Herzlosen nicht mehr nachkamen und der Niemand ungefähr die Hälfte des Weges zum Dach hinter sich hatte, warf er, einem unerklärlichen plötzlichen Reflex zufolge, dem Unbekannten mit der starken Aura Memoire entgegen. Der Junge, Roxas sah, das es einer war, stürzte sich nun von dem Wolkenkratzer, fing Memoire im Fallen und sah kurz erstaunt und erschrocken auf die Waffe. Als er näher kam, erkannte ihn Roxas. Das war der Organisationshochstapler der kurzzeitig mit Xion zusammengearbeitet hatte, da war er sich sicher. Aber was spielte das schon noch für eine Rolle... Ihre Wege kreuzten sich auf einem hell leuchtenden Bildschirm fast am oberen Ende des Hochhauses. Roxas bemerkte, dass der Unbekannte eine Augenbinde trug, aber trotzdem wohl noch sehen konnte, denn sein Gesicht wandte sich ihm zu, als würde er ihn durch den Stoff hindurch ansehen.. Ihre Blicke trafen sich als der Niemand an ihm vorbeirannte und der Andere an dem Niemand vorbeistürzte. Mit der Hand stützte Roxas sich an der Kante des Daches ab und landete auf dem Wolkenkratzer, wechselte Sternentreue in die rechte Hand, drehte sich um und sah nach unten zu dem Weißhaarigen. Dieser landete mitten in der Herzlosenschaar und griff sich kurz an die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen, doch als einer der Herzlosen den Mumm besaß, sich auf den Jungen zu stürzen, schwang der Memoire so schnell, dass es Roxas fast nicht gesehen hätte, hätte er geblinzelt. Der Unbekannte begann, die Armee Schattenschalke mit schnellen Aktionen zu dezimieren und nun stürzte sich auch Roxas wieder ins Getümmel. Seine Kapuze flog ihm fast nach hinten, als er vom Wolkenkratzer durch den nach wie vor strömenden Regen hinuntersprang und mit einem Schwung mit Sternentreue kurz vor seinem Aufprall auf dem Boden eine Schockwelle verursachte, die die Herzlosen zurückwarf. Zusammen mit dem Unbekannten begann die ehemalige Nummer XIII die finsteren Kreaturen auszulöschen und diesmal schien es zu funktionieren, es wurden immer weniger Herzlose. Mit einem mächtigen Hieb von beiden Kämpfern verging das letzte Grüppchen Schattenschalke und sie landeten Rücken an Rücken. Dann wandten sie sich fast gleichzeitig einander zu und begaben sich mit einem Sprung auf Abstand. Roxas war sofort klar, dass der Typ nicht gekommen war um ihm zu helfen, sondern um mit ihm zu kämpfen. Um ihn aufzuhalten... „Wer bist du?“, fragte Roxas, die Kapuze immer noch tief ins Gesicht gezogen, Sternentreue fest in der rechten Hand. „Ist doch egal. Ich bin deinetwegen hier.“, kam die Antwort seines Gegenübers. „Warum versuchst du mich aufzuhalten?“ „Weil ich den Rest von Soras Erinnerungen zurückhaben will.“ Schon wieder... dieser Sora? Warum war er so wichtig? Drehte sich jetzt alles nur noch um ihn? Nur weil er die ‚Verbindung‘ war, wie Xemnas einst gesagt hatte? Selbst Xion sagte gestern bevor sie verschwand, sie wäre ein Teil von ihm, würde zu ihm gehören und zurückkehren... „Sora, Sora, Sora! Genug von diesem Sora! Bis ich ihn finde, will ich nichts mehr von ihm hören!“, rief Roxas wütend und trat einen Schritt vor. „Lass mich vorbei!“ „Hast du etwa einen Plan?“ Der Unbekannte ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ja, ich werde Kingdom Hearts freilassen. Dann wird alles so, wie es war.“ Roxas senkte den Blick, seine Stimme klang nun traurig. „Axel, ich und... und sie werden wieder miteinander Eis essen können...“ Der Weißhaarige lachte leise und sah auf Memoire in seiner Hand. „Sie? Meinst du Xion? Es fällt schon schwer, sich nur an den Namen zu erinnern, nicht?“ Auch wenn er es nicht zugeben wollte, es stimmte. Irgendwie entglitten Roxas seine Erinnerungen an Xion, er wusste nicht wieso, aber sie verblassten langsam. Wo... wann hatte sie nochmal das erste Mal mit ihm gesprochen...? Was hatte sie gesagt? Er wusste es nicht mehr... obwohl er glaubte es zu wissen, wie bei einer Frage, deren Antwort er eigentlich kennen müsste, ihm aber nicht einfallen wollte... „Wie dem auch sei, jedenfalls kann ich nicht zulassen, dass du so etwas Verrücktes tust.“, durchschnitt die ruhige Stimme des Unbekannten Roxas‘ Gedanken. Langsam sah Roxas auf. Etwas Verrücktes? Vielleicht, aber das war schließlich immer noch seine Sache. Zudem hatte er vor einigen Tagen schon einen Sieg über Saix erringen können, und jetzt war er noch stärker als zu dem Zeitpunkt. Er würde sie alle auslöschen, wenn sie sich ihm in den Weg stellten! „Ich muss diesen Sora finden und ich werde Kingdom Hearts freilassen nachdem ich die Organisation besiegt habe! Und dann wird alles so wie es war!“ Er sagte es so bestimmt und entschlossen wie möglich, um seinen eigenen Glauben daran zu festigen. „Und ich will Xion zurück, ich will mein Leben zurück! Also geh mir aus dem Weg oder ich mach dich fertig!“ „Wenn du mit Kingdom Hearts Kontakt aufnimmst bekommst du dein Leben auch nicht wieder zurück. Und Xion erst recht nicht, auch wenn du Sora findest.“, sagte der Weißhaarige schlicht und mit einem Ton, der Roxas‘ Geduldsfaden langsam reißen ließ. „Die Organisation wird dich vernichten, wenn du weitermachst.“ Was bildete der Kerl sich ein?! SIE würden IHN vernichten? Falsch, ER würde SIE vernichten! Und Xion würde er durch Sora auch irgendwie zurückbringen und mit ihr Eis essen! Und dann würde alles wieder gut werden! Der Kerl wagte es, Roxas‘ Glauben daran in Frage zu stellen?! Dafür würde er bezahlen! „HALT DIE KLAPPE!“, brüllte Roxas zornig, ein Blitz zerschnitt den Nachthimmel, und der Niemand stürmte auf seinen Gegner zu... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)