Elementary Basics von abgemeldet (Trilogie - Staffel 1) ================================================================================ Kapitel 14: Sweet Home ---------------------- … Genießt eure gemeinsame glückliche Zeit, so lange es euch noch möglich ist, Freunde... Ein langer Abschied steht bevor, doch noch bleibt euch Zeit... Kapitel 14 ~ Sweet Home Wieso? Wieso vergibt sie ihm nur immer und immer wieder, obwohl er ihr so weh tut? Was treibt Marisha dazu, bei Kyle zu bleiben? War es Hailey? War es die grenzenlose Naivität und die Hoffnung auf ein „Happy End“? In meinen Augen existierte diese Hoffnung nicht. Noch immer fassungslos von der Tatsache, dass er sie wieder herumgekriegt hat, lag ich neben Rick und starrte die Decke an. Die Kinder schliefen bei Shin im Zimmer und so hatten wir unsere Ruhe. „Verstehst du es?“, fragte mich Rick zögerlich und kopfschüttelnd. „Nein...“ „Ich mein, ich hab dich auch schon oft genug verletzt. Aber nicht auf so derbe Art und Weise wie Kyle es mit Marisha macht.“ „Dazu hättest du auch nur einmal die Gelegenheit, denn danach würde ich dich mit einem Tritt aus der Wohnung befördern. Dass du mich letzt geschlagen hast war schlimm genug.“ „Ja, das tut mir auch leid“, antwortete Rick leise und legte seine Arme um mich, ehe wir das Geschehene hinter uns ließen und einschliefen. Mitten in der Nacht, als es im Zimmer noch stockfinster war, wurde ich durch ein schrilles und nerviges Geräusch geweckt. Es war Rick's Handy das klingelte und wovon auch er wach wurde. Leicht benommen guckte er aufs Display und verdrehte die Augen. „Ja?“, fragte er schroff, als er ran ging. „... Sag mal, spinnst du!? Es ist mitten in der Nacht!... Ja, war klar, dass du da gar nicht dran gedacht hast... Ruf in sechs Stunden noch mal an... Okay... Ja... Was denn noch?... WAS!?... Ja... Wir machen uns morgen eh auf den Heimweg... Gut... Häää!? Wieso sollte meine Frau sich jetzt schon in die Küche stellen zum Kochen!? Ich brauch kein Frühstück, dass man stundenlang zubereiten muss... Boah, NEIN! Tschüss!!!“, sagte er wieder schroff und warf das Telefon an die Wand. „Wie viele Handys hat deine Mutter eigentlich schon auf dem Gewissen?“, fragte ich unbeeindruckt. Ich wusste, dass es Celia war, mit der er da gesprochen hatte. „Ach, die spinnt doch. Meint, sie will am Wochenende vorbeikommen.“ „Was? Das ist doch schon in ein paar Tagen.“ „Egal. Wir reisen eh morgen ab, dafür sorge ich.“ „Oh Mann, ich will mir deine Mutter aber nicht schon wieder geben. Die einzige Zeit wo sie mich in Ruhe ließ, war meine Schwangerschaft... Die Hölle“, seufzte ich und ließ mich mit schlechter Laune nach hinten fallen. Ich hatte keine Lust auf diese Frau. Lieber würde ich hier in Japan bei der Zerstörungswut der Dämonen bleiben wollen. So mein Mist! Auch Rick legte sich wieder zurück und grinste. „Behaupten wir einfach, du seist wieder schwanger. Dann ist sie glücklich, haha!“ „Du bist ein Idiot! Da würde sie in neun Monaten andackeln und das Kind sehen wollen. Zu blöd, wenn dann nur die Zwillinge da sind.“ „Hm... Fehlgeburt?“ „Das wäre mies. Da würde sie sich fragen, warum wir nicht am Boden zerstört sind.“ „Auch wahr.“ Beide seufzten wir und überlegten. Doch dann schien Rick plötzlich eine Idee gekommen zu sein. Er richtete sich auf und guckte mich an. „Und was, wenn du wirklich schwanger bist?“ Das... War jetzt nicht sein Ernst... „Ich? Wirklich schwanger? Und wie stellst du dir das vor?“ „Ganz einfach. Ich verführe dich jetzt, du lässt deine Pille weg und gut ist.“ „Na klasse...“ „Mein Ernst!“ „Rick! Nein! Hör zu! Was würde das jetzt für einen Sinn machen? Wir können jederzeit wieder angegriffen werden... Und...“ „Angegriffen werden konnten wir auch damals, als wir die Zwillinge bekamen. Da ist auch nichts passiert und die sind ohne Probleme groß geworden.“ „Ohne Probleme ist gut... Hast du auch daran gedacht, dass ein drittes Kind eventuell genauso krank sein könnte wie Clyde? Das würde ich nicht ertragen, noch eines meiner Kinder sterben zu sehen“, flüsterte ich und musste mir die Tränen verkneifen. Ich hatte solche Angst vor dem Tag an dem Clyde uns verlassen würde. „Ach was. Du siehst das viel zu pessimistisch.“ „Realistisch...“, berichtigte ich ihn, worauf hin er seufzte. „Na gut, dann vergessen wir den Gedanken einfach...“ „Wäre besser! Denn immerhin wäre ich diejenige, die sich mit den ganzen Kindern rumschlagen müsste. Zu Hause wirst du wieder den ganzen Tag arbeiten und wieder kaum was davon mitbekommen. Die Zwillinge können allein schon genug nerven. Irgendwann... Vielleicht...“, fügte ich noch hinzu und drehte mich um. Das wäre das Letzte was ich nun wollte... Noch ein Kind bekommen. … Am nächsten Morgen wachte ich hundemüde auf. Durch den Zwischenfall mit Celia konnte ich kaum noch schlafen. Rick schnarchte noch laut vor sich hin, während ich schon in die Küche ging um nach Kaffee zu suchen. Ohne könnte ich heute absolut nicht fit werden. Hoffentlich hatte Rachel überhaupt Kaffee zu Hause. Wobei... Marisha war eine ihrer besten Freundinnen – da muss sie doch Kaffee haben, so oft wie die Blondine zu Besuch ist. Die besagte Person war auch schon wach und kam mir mit meiner Kaffeesuche zuvor. „Morgen Chann“, begrüßte mich Mari freundlich, als sei nie etwas passiert. Ihre gute Laune war ungetrübt und ließ sich nicht mal durch die Schicksalsschläge zunichte machen. Schweigend setzte ich mich an den Küchentisch und beobachtete sie beim Kaffee kochen. Es brannte mir so sehr auf der Zunge... Ich wollte es wissen. Warum? Ich musste es einfach fragen. „Marisha! Bleibst du nur aus Liebe bei Kyle? Oder warum gibst du dir das? Ich verstehe nicht, wie du nach alldem noch mit ihm zusammen sein kannst! Dein Ausraster gestern ist doch vollkommen lächerlich! Erst sagst du ihm, dass du ihn nie wieder sehen willst und dann!?!! Dann hockt ihr einfach da, als liebendes Paar und tut, als wäre nie etwas passiert!“ Geschockt drehte sie sich um und fühlte sich sichtlich getroffen. Ihre Augen starrten mich eindringlich an, ehe sie schweigend ein paar Schritte auf mich zu kam und die Hand auf den Tisch schlug. „Warum mischst du dich überhaupt ein? Solltest du nicht lieber zu deinem Bruder halten!?“ „Nicht, wenn es um meine beste Freundin geht!!“, fuhr ich sie an und stand auf, damit ich mit ihr auf selber Höhe sein konnte. Seufzend winkte sie ab. „Das verstehst du nicht!“ „Nein, ich verstehe nicht! Da hast du Recht! Hilf mir zu verstehen! Was ist los!?!“ „Okay... Gut! Du wirst es mir eh nicht glauben... Aber egal.“ „Erzähl“, drängte ich sie ein weiteres mal. Sie drehte mir den Rücken zu und guckte aus dem Fenster hinaus. „Im Gegensatz zu euch, habe ich meinen Stein schon sehr früh bekommen. Ich war noch ein Kind und nach dem Tod meines Vaters oft einsam... Früher träumte ich immer vom Fliegen, weil ich mir erhoffte ihm so näher sein zu können. Ich liebte den Wind und kletterte immer in die Höhe, weil ich dachte meinen Vater zu hören. Irgendwann wurde mein Stein regelrecht zu mir geweht mit einem Windstoß. Ich dummes kleines Kind merkte schnell, dass er nicht nur zur Zierde gedacht ist und lernte meine Kräfte zu benutzen. Damals dachte ich, er wäre ein magisches Geschenk meines Vaters gewesen... Doch... Die falschen Menschen bekamen mit, dass ich anders war als die anderen Kinder. Ich war damals zu naiv um meine Kräfte geheim zu halten.“ Gespannt hörte ich ihr zu und fragte mich wer diese „falschen Menschen“ waren. „Als ich mittags am spielen war, überrumpelten mich auf einmal Männer in Uniform. Es waren Soldaten, die mich im Auftrag der Regierung und des Militärs mitnehmen sollten, um meine Kräfte zu erforschen.“ „Du warst... Beim Militär gefangen? Aber... Wie kannst du dann jetzt so ein „normales“ Leben führen? Verfolgen die dich nicht? Und wie kannst du dann hier sein?“ „Hör mir weiter zu... Die Zeit dort war alles Andere als leicht für mich. Ich musste viele Tests durchziehen. Sie überlegten sogar, ob man mich als Waffe im Krieg benutzen könne. So ein Schwachsinn. Irgendwann versuchte ich nach Jahren der Gefangenschaft zu fliehen. Dabei rannte ich Kyle regelrecht in die Arme. Er war natürlich total überrumpelt und hinter mir standen auch schon die Soldaten. Obwohl sie in der Übermacht waren, zögerte er keinen Augenblick sich vor mich zu stellen und mich zu beschützen. Dabei kannte er mich nicht mal.“ Sie seufzte... Nun kam wohl der schwerere Part der Geschichte. Es war typisch für Kyle, dass er eine Frau in Not nicht einfach hilflos sich selbst überlassen kann. „Na, ja... Dass wir keine Chance hatten, kannst du dir ja denken, Chann... Doch irgendwas passierte. Vor uns tauchte auf einmal ein helles Licht auf und eine Frau die keinen festen Körper hatte, stand da. Die Zeit stand während ihrer Anwesenheit scheinbar still. Sie stellte sich als „Lumen“ vor. Sie sagte, sie sei ein Engel des Lichtes und könne das Schicksal beeinflussen. Sie bot mir an, mich aus dem Gedächtnis aller Soldaten zu löschen – allerdings nicht ohne Gegenleistung. Würde ich auf den Handel eingehen, so wäre mein Leben von nun an an Kyle gebunden, der eben alles als Normalsterblicher mitbekommen hatte.“ „Und... Du hast den Deal angenommen. Sonst wärst du nicht hier...“ „Genau. Der Preis ist hoch... Vorerst bedeutete ihre Kraft „Freiheit“, doch wenn ich genau darüber nachdenke... Wie frei bin ich denn nun wirklich?“, fragte sie und lachte verzweifelt, so dass ihr Tränen kamen. „Lumen ist grausam. Sie kann einen retten... Aber nicht befreien von einem Schicksal. Gefesselt an einen Normalsterblichen... Kyle könnte jederzeit einfach so von einem Dämon angegriffen werden und könnte sich nicht dagegen wehren. Stirbt er, so sterbe auch ich. Ich muss auf ihn aufpassen, um mein eigenes Leben zu schützen...“ „Mhm... Verstehe... Das ist eine große Bürde. Zudem... Kyle lebt nicht ewig als Normalsterblicher.“ „So ist es. Nur hab ich mich noch in Kyle verliebt. Da war er noch nicht so ein Arschloch. Allerdings kann ich ihn jetzt nicht verlassen. Und so versuche ich mir die „Beziehung“ zumindest schön zu reden und hab meine Tochter, die ich über alles liebe.“ Somit war Marisha's Todesurteil ohne Hoffnung besiegelt. Ich legte meine Hände auf Ihre und stand ratlos da, während sie ihren Tränen freien Lauf ließ. Welch ein Handel... Sie wurde als Sklavin des Militärs befreit, doch nun war sie Sklavin der Zeit. Plötzlich stand sie auf und wischte die letzte Träne weg. Mit zuversichtlichen Blicken erlöste sie mich von meiner Ratlosigkeit. „Ich möchte kein Mitleid, Chann. Denn... Ich hatte die Wahl und mich selbst für dieses Schicksal entschieden. Ich bin Lumen dankbar. Denn ohne sie... Hätte ich niemals meine beste Freundin gefunden.“ Mit offenem Mund starrte ich sie an. Meinte sie damit etwa mich? Mit einer herzhaften Umarmung gab sie mir die Sicherheit mit meiner Theorie richtig zu liegen. Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl eine richtige Freundin zu haben. „Wir halten immer zusammen, ja?“, fragte sie mich mit selbstsicheren Blicken. Ich gab ihr die Hand drauf und lächelte. „Ja!“ „Und nun trinken wir endlich den Kaffee, den ich gekocht hab.“ Mit Glücksgefühlen überschüttet setzte ich mich wieder, wurde jedoch sogleich von der Realität wieder eingeholt. Marisha war schon immer eine sehr gute Freundin und eigentlich auch immer meine Beste. Jedoch würden wir abreisen... „Was bedrückt dich?“, fragte Marisha, als würde sie es ahnen. Verschweigen könnte ich es eh nicht. „Ehm... Rick will heute noch einen Rückflug nach Amerika bekommen.“ „Was?“ „Hier bei Rachel können wir nicht alle bleiben. Die Kinder müssen wieder in die Schule und Rick muss arbeiten. Und... Die dumme Celia-Schrulle hat sich auch mal wieder angekündigt.“ „Och, na klasse... Ob er echt für heute noch nen Flug bekommt?“ „Letztes Mal ging es auch schnell. Er will echt auch noch ein drittes Kind von mir.“ „WAS!? Okay, dass ihr abreist hat mich etwas geschockt... Aber DAS!? Warum will er denn ausgerechnet jetzt, wo es so gefährlich ist noch ein Kind?“ „Ach... Keine Ahnung.“ „Hm... Ich muss überlegen. Wenn ich es mir recht überlege... Ich werde versuchen Kyle dazu zu überreden, dass wir mitkommen können. Wir haben hier derzeit eh kein zu Hause und waren schon mal eine ganze Weile bei euch zu Besuch. Wäre das okay?“ „Das... Das wäre klasse!“, sagte ich überglücklich und spritzte auf, um sie noch einmal zu umarmen. Würde Mari mitkommen, wäre es weniger schmerzhaft. Sie beschloss gleich Kyle zu wecken, doch der stand schon hellwach im Wohnzimmer. Bei ihm allerdings auch niemand anderes als Naga. Was will die denn schon wieder hier?! Wollte sie Kyle und Maya nicht gestern noch nie wieder sehen? Sie wirkte ziemlich abfällig und schroff. „Wo ist sie!?!“ „Wen meinst du?“, fragte Kyle noch leicht schläfrig und schien sich über seine Affäre aufzuregen. „Na, das Gör! Wo ist Maya?“ „Keine Ahnung.“ „Du bist ein Arschloch! Weißt nicht mal wo deine Tochter ist! Marisha! Wo ist Maya!?“, fuhr Naga die vor den Kopf gestoßene Blondine an. „Die ist bei den anderen Kindern und schläft noch. Wenigstens kümmert sich hier noch jemand um sie.“ „Spiel dich nicht so auf, Blondie!“, zickte sie weiter herum und stürmte kerzengerade in Shinji's Kinderzimmer, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob die Kinder noch schlafen. Sie riss Maya förmlich aus dem Schlaf und zerrte das kleine Mädchen hinter sich her. Maya verstand die Welt nicht mehr und musste sich erstmal die Augen reiben, wozu ihre Mutter ihr kaum Zeit gab. „Wir gehen jetzt! Ich gönne dir das Kind nicht! Eher landet sie in der Gosse, als bei dir, Kyle Hiwatari! So, Nervensäge! Du kommst nun mit. Deinen Alten siehst du nie wieder!“ „Aber Mama!!! PAAAPAAAA!!! WÄÄÄÄHHH!“, schrie Maya und versuchte sich gegen das Zerren ihrer Mutter vergeblich zu wehren. Kyle unternahm nichts und sah tatenlos zu, wie Naga mit ihrer armen Tochter verschwand. „Musste das nun sein!? Warum hast du sie nicht aufgehalten, Kyle!?“, fuhr Marisha ihn an. „Tzz... Was soll ich da schon machen. Bei Naga ist alles verloren.“ „Es geht hier aber nicht um Naga!“ „Und auch nicht um dich, Marisha! Ich will mich jetzt an diesem Morgen nicht schon wieder streiten“, sagte er barsch und winkte ab, ehe er in die Küche ging und dort ebenfalls erstmal eine Tasse Kaffee trank. Marisha blickte betrübt zu Boden und verschnaufte. Auch sie gab die Hoffnung auf Besserung wohl langsam auf. Doch sie hielt sich nicht weiter an meinem Bruder auf, sondern kümmerte sich um Hailey, die durch Naga auch wach wurde und fragte, was passiert war. Ich gesellte mich zu den Kleinen und Mari ins Kinderzimmer. Jill und Clyde zogen sich gerade ihre Alltagsklamotten an. „Die Frau nervt!“, meckerte Jill und ich wusste sofort, dass sie damit Naga meinte. „Ja, die meint auch, dass sie das machen kann, was sie will“, stimmte Clyde zu. Hailey seufzte. „Wenn das so weiter geht, wird Maya irgendwann genau wie sie. Dann hatte ich mal eine große Schwester.“ „Jetzt macht euch nicht verrückt, Kinder.“ „Aber Mama!“, protestierte Hailey und schnaufte, bevor sie sich an Jill wandte. „Gut, lassen wir es „Erwachsenen-Probleme“ sein! Fesseln wir Clyde und Shin?“ „WAS?!“ „Au jaaa!! Clyyyde! Shiiin!“ Mari und ich tauschten entsetzte Blicke aus, als die beiden Mädchen Clyde und Shinji hinterher hechteten und sie versuchten zu fesseln. „ÜBERTREIBT ES NICHT! CLYDE DARF NICHT ZU VIEL RENNEN!“, rief ich den Kindern hinterher, weil ich mir schon wieder große Sorgen machte. Na, ja... Sie hatten ihn eh schon gefangen. Weil die Kinder versorgt waren und sich beschäftigten, folgte ich Marisha in Rachel's Küche, wo der schlecht gelaunte Kyle immer noch saß und Kaffee trank. Wo waren Rachel und Yoshihiro überhaupt? „Bruderherz. Wir werden heute zurück nach Florida fliegen“, sagte ich spontan und ohne Vorwarnung. Er guckte mich zwar etwas überrascht an, sagte jedoch nichts dazu. „Schatz, ich dachte, wir könnten doch mal wieder Urlaub in Amerika machen und mitkommen. Hier haben wir derzeit eh kein zu Hause und bis wir uns was Neues aufbauen können, dauert es. Was meinst du? Bei Rachel bleiben können wir nicht.“ „Hmm... Ja. Lieber wohne ich bei meiner Sis, als bei der Zicke und ihrem Stecher.“ „Ach, du bist vielleicht ein Morgenmuffel. Ich geh mal Rick wecken und ihm Bescheid sagen, dass wir diesmal nicht alleine gehen werden.“ Doch noch bevor ich bei Rick im Gästezimmer ankam, standen Yosh und Rachel in ihrem Hausflur und waren damit endlich wieder anwesend. „Hey! Wo wart ihr denn?“, fragte ich erleichtert, weil ich mir Sorgen machte, ob nicht wieder irgendwas geschehen war. „Ach, wir waren nur Frühstück holen. Come down!“, beruhigte mich Yosh mit seinem lässigen Grinsen, das meinen Herzschlag etwas beschleunigte. Den Gedanken verwarf ich jedoch ganz schnell wieder. „Ich geh mal meinen Mann holen. Wir haben euch was mitzuteilen.“ „Gut, machen wir das beim Frühstück“, stimmte Rachel zu und lief schon mal zu den Anderen. Rick wach zu bekommen war ziemlich schwierig. Er schlief wie ein Stein... Sanftes Rütteln brachte da nichts mehr und auch Schubsen weckte ihn nicht auf. „Riiick! Jetzt mach halt die Augen auf! Boah! Du Penner, ey!“, fluchte ich ihn an und zog ohne Rücksicht auf Verluste an seinem Arm herum, wovon er jedoch lediglich kurz aufatmete und den Kopf drehte. Okay! Wenn er nicht wollte, dann musste ich eben brutal werden! Ich zog ihn so lange am Arm, bis er vom Bett runter fiel. Davon wurde er endlich wach und rieb sich den Kopf. „Ah! Auch endlich wach?“ „Huch... Wieso weckst du mich so!?!“ „Spinner! Anders ging es ja nicht! Hör mal, Marisha und Kyle wollen mitkommen nach Amerika. Ich hoffe doch, dass das für dich okay ist.“ „Ehm... Klar ist das okay. Können sie ruhig machen. Hauptsache wir kommen wieder nach Hause. Ich halt das hier nicht mehr aus. Nachdem was gestern passiert ist...“ „Ja... Es wäre wirklich besser, wenn wir nach Hause gehen. Rachel und Yosh können keine zwei Familien hier unterbringen. Komm, wir müssen es ihnen auch noch sagen.“ Kaum eine Viertelstunde später hatten wir uns alle um den großen Esstisch versammelt und genossen unsere Brötchen. Die Kinder hatten wieder viel Spaß und lachten über ihre Insider-Witze, die wir Erwachsenen nicht verstanden. „Soso... Ihr wollt also heute noch nach Florida zurück?“, fragte Rachel verständnislos. „Ja, es muss sein. Die Kinder müssen zur Schule, Rick muss arbeiten.“ „Seltsam, gerade jetzt, wo es ernsthaft gefährlich hier wird.“ „Rachel... Was willst du Chann damit unterstellen?“, fragte Marisha ernsthaft. „Ich will ihr nichts unterstellen. Es ist nur immer einfacher wegzulaufen.“ „Das ist nicht weglaufen!“, widersprach Rick. „Rachel, jetzt reg dich doch nicht so auf. Es ist eben so, dass sie nicht hier leben und nicht ewig bleiben können“, sprach ihr Yoshihiro zu und erreichte somit, dass sie sich nicht weiter hinein steigerte. Manchmal fand ich Rachel einfach furchtbar wegen ihrer Gemütsschwankungen. Letztlich ließen sie uns ziehen. Rick übernahm die Buchung des Rückfluges und wie auch letztes Mal hatten wir Glück. Es waren noch ein paar Plätze in einem Flieger für heute Mittag frei. Marisha, die die Kinder eigentlich dazu animieren wollten ihr zu helfen, hatte damit leider wenig Erfolg. Die Vier waren nur am Heulen, weil sie sich voneinander verabschieden müssten. Armer Shinji... Alle seine Freunde würden erstmal abreisen. „Nicht weinen, Kinder! Ihr seht euch doch bald wieder“, versuchte Marisha sie ratlos zu beruhigen. Das war sogar nur halb wahr, denn im Gegensatz zu Hailey würden Jill und Clyde so schnell nicht wieder nach Japan kommen. „Mari? Passt du bitte auf meine Beiden auf? Ich müsste noch schnell meinen Bruder anrufen.“ „Rico?“ „Ja. Ich will nicht einfach abreisen, ohne ihm Bescheid gesagt zu haben und ohne mich zu verabschieden. Wenn auch nur am Telefon. Ihn jetzt zu besuchen, wäre zu kurzfristig.“ Im Krankenhaus erreichte ich Rico gar nicht... Man sagte mir, dass er gestern Abend entlassen wurde, was ich umso besser fand. So versuchte ich es noch mal auf seinem Handy. Zu unserer Überraschung oder eher zu meinem Entsetzen empfand er diesen Abschied als zu früh und wollte Diesen nicht akzeptieren, also beschloss er kurzer Hand und ohne mich zu fragen, dass er auch mitkäme – die alte Heimat besuchen. Das Schlimme daran war Scarlett... Die würde er garantiert nicht zurücklassen. Und Scarlett... Nervt! Mittags um Vier ging unser Flug, so hatten wir noch den ganzen Morgen Zeit uns darauf vorzubereiten. Noch einmal guckte ich nach, ob auch wirklich alles da war und ob wir nichts hier vergessen hatten. Der schwarze Stein der Dunkelheit, mit dem einst Aysha kämpfte, ruhte immer noch dort, wo ich ihn bei unserer Abreise in Amerika hingepackt hatte. Ich fragte mich wann er wohl endlich seinen Besitzer finden würde, und ob dann alles besser wird. Er hatte unglaubliche Kräfte – das sah ich an Aysha, obwohl sie nicht mal seine volle Kraft ausschöpfen konnte. Als auch die letzte Tasche gepackt war, suchte ich nach Rick, den ich schließlich draußen an die Hausfassade gelehnt und mit einer Zigarette fand. „Was ist los?“ „Wir gehen... Dabei habe ich meinen Vater noch gar nicht gefunden“, antwortete er betrübt. Es tat mir leid, dass wir die Suche nach seinem Vater vorerst verschieben mussten, doch was würde uns übrig bleiben. Ich stellte mich vor ihn und nahm seine Hand. „Sobald wir wieder die Gelegenheit haben, kehren wir hierher zurück und suchen ihn zusammen. Egal mit welchen Mitteln und egal wie lange es dauert, okay?“ „... Okay!“, antwortete er mit einem zufriedenen Lächeln, schnippte die Zigarette weg und legte seine Arme um mich. Nach stundenlangem Geplärre der Kinder fuhr Yoshihiro uns zum Flughafen. Wir Mütter hatten schwer zu kämpfen die Kleinen auseinander zu bekommen. Sie wollten hart protestieren, konnten es dann aber nicht mit uns aufnehmen. Ach, Yoshi... Als er mir zum Abschied die Hand schüttelte, konnte ich kaum wieder loslassen. Wieder würde ich ihn eine sehr lange Zeit nicht mehr sehen und das, wo wir uns doch endlich wieder gefunden hatten. Es war so viel passiert zwischen uns. Vieles wurde dadurch kaputt gemacht. Beinahe wäre die Ehe zwischen Rick und mir vollkommen aus gewesen... Nun war es Zeit für diesen Abschied und das Thema endgültig abzuschließen. Ein letztes Mal drehte ich mich nach ihm um und winkte ihm zu, ehe wir nun alleine weiter laufen müssten in die Wartehalle. Dort saßen bereits Rico und Scarlett, die sich freuten uns doch nicht verpasst zu haben. Rico wirkte sehr genervt von seiner Freundin. Sie sprang um uns herum und beteuerte jede Sekunde auf ein Neues, wie sehr sie sich freute und wie aufregend alles sei. Sie benahm sich schier wie ein kleines Kind. Nein... Nicht einmal das. Jill, Clyde und Hailey waren noch ruhiger als Scarlett und folgten uns artig. „Irgendwie freue ich mich ja auf Amerika! Ich war dort noch nie“, schwärmte Hailey und hing sich an Clydes Arm. „Du kannst dort für mich zur Schule gehen“, schlug er sofort vor, worauf hin wir lachen mussten. „So, alle bitte einen Zahn zulegen, sonst verpassen wir noch den Flug!“ „Jawohl, Kommandant Rick Wichtigtuer!“ „Halt die Klappe, Kyle!“, motzte Rick ihn mit einem Lachen an und lief voraus. Als wir nach einer weiteren halben Stunde Warten endlich in das Flugzeug einsteigen durften, warf Rick noch einen letzten sehnsüchtigen Blick zurück auf das Land, an das er so grauenhafte Erinnerungen hatte und wo sein Vater wohnte... Irgendwo... Seufzend nahm ich seinen Arm und zog ihn hinein, damit er sich nicht noch länger Gedanken macht. Der Flug war diesmal nicht so langweilig wie der Letzte nach Tokyo. Wir hatten uns alle viel zu erzählen und Clyde ging es diesmal spürbar besser, als auf dem Hinflug. Er stritt sich mit seiner Schwester um den Fensterplatz, den er siegreich für sich einnahm. Nun mussten wir nur noch warten... Dafür war es umso schöner die vertraute Luft aus Florida einzuatmen, als wir unseren ersten Schritt aus dem Flugzeug machten. Trotz Gedränge blieb ich einen Augenblick stehen, schloss die Augen und atmete tief durch. Dieser Moment hätte so schön sein können... Doch auf einmal machte sich vor mir ein Bild des Grauens breit... Ich sah, wie Rick und ich in einem finsteren Gebäude standen... Nein! Nur ich stand. Rick lag in einer Blutlache vor mir und war dabei zu verbluten. Bei diesem Gedanken bekam ich Gänsehaut und riss meine Augen auf. Mein ganzer Körper zitterte. „Chann? Komm weiter, nicht trödeln hier“, sagte Marisha belustigt und zog mich am Arm hinter sich her. Was war das? Etwa eine Vision? Bitte, keine Vision... Ich wollte nicht erleben, dass Rick vor meinen Augen stirbt!!! Um die Anderen nicht zu beunruhigen, sagte ich nichts davon und tat so, als wäre nichts passiert. Lieber beschloss ich mich auf mein zu Hause zu freuen. Dort war alles unverändert, jedoch etwas stickig, da die Fenster die ganze Zeit geschlossen waren. „Juhuuu!!! Zu Hause!“, riefen die Zwillinge wie aus einem Mund und rannten in ihr Zimmer zu ihren geliebten Spielsachen. Hailey, die sich die ganze Zeit mit großen Augen umsah, folgte ihren Freunden. „Geil! Ich war schon so lange nicht mehr hier! Komm, Scarlett! Gehen wir unsren alten Club und meine Sis besuchen!“, schlug Rico vor, ohne eine Pause machen zu wollen. Also ich war total müde vom Flug. Ich war zu müde um die Taschen noch auszupacken und legte mich erstmal aufs Sofa. Kyle begleitete Rico und seine Freundin und ließ Mari bei mir. Rick, der ebenfalls noch Energie hatte, kümmerte sich um die Taschen und die Kinder, so konnten wir erstmal zwei Stunden schlafen. Ja, auf einmal ging unser vertrautes Leben wieder weiter, doch es hatte auf einmal keine Reize mehr für mich. Ich fühlte mich in meinem eigenen zu Hause unwohl. Hier war alles so... Normal... Hier war ich für alles zuständig... Seltsames Gefühl. Nun ging es für mich erstmal darum die Zeit bis zu Celia's Ankunft zu nutzen um mich seelisch darauf vorzubereiten. Meine halbe Familie bekam ich die folgenden Tage kaum zu Gesicht. Rico, Kyle und Scarlett zogen nur durch die Gegend um zu feiern. Noch immer kam ich nicht dazu mal endlich Koshy zu besuchen, doch die war eh sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt. Auch Sheela bekam ich noch nicht ans Telefon. Rick ging seiner Arbeit wieder nach und so schmissen Marisha und ich den Haushalt und kümmerten uns um unsere Kinder, als seien wir ein altes Ehepaar. Wobei Marisha der Mann wäre! Bei der Vorstellung musste ich lachen. Wenigstens konnte ich das noch... Es war nun nämlich Samstag... Der Tag an dem Celia kommen wollte. Marisha baute mich den Morgen über auf und gab mir Mut. Rick musste arbeiten bis Nachmittags und so würde er erst eine Weile nach ihrer Ankunft nach Hause kommen. Gerade wenn Rick nicht da war, nutzte sie die Zeit immer wieder um mich erstrecht fertig zu machen. „Jill! Clyde! Habt ihr auch euer Zimmer schön aufgeräumt!?“, rief ich ihnen zu und machte das letzte bisschen Geschirr, das noch hier herumlag, sauber. Die Kinder kamen zu uns gerannt und salutierten. Für sie war das alles zum Glück noch ein Spiel. „Was hat die Mami euch beigebracht?“, fragte ich die Beiden, die immer noch salutierten. „Oma Celia ist böse!“ „Richtig! Aber wenn sie euch Geld gibt, müsst ihr es annehmen!“ „Okay!“ „Chann... Was bringst du den Beiden da bei?“, fragte Marisha mit entgeisterten Blicken. „Die Grundlagen. Wie man den Drachen erfolgreich bekämpft müssen wir noch trainieren.“ „Oh Mann... Okay... Heute werde ich sie leibhaftig kennen lernen. Ich kann es kaum erwarten. Wenn sie blöd zu dir wird, mach ich sie fertig!“ „Na, ja... Am Ende behauptet sie noch, ich müsse mich hinter dir verstecken, weil ich schwach bin.“ „Das hat nichts mit Schwäche zu tun. Ich helfe nur meiner besten Freundin!“ Marisha war einfach toll... Zumindest etwas war diesmal anders. Ich saß hier nicht so alleine herum. Die Kinder hatten ihre Aufgaben erfüllt und durften nun wieder spielen gehen. Die Gelegenheit mit Marisha alleine zu sein nutzte ich. Die Vision, die ich am Flughafen sah, ging mir einfach nicht aus dem Kopf und ehe ich sie darauf ansprechen konnte, merkte Marisha schon, dass mich etwas bedrückte. „Was ist los? Irgendwas stimmt nicht mit dir, seit wir aus dem Flugzeug stiegen“, sagte sie streng und stemmte die Hände in die Hüfte. „Das wollte ich dir sowieso noch erzählen.“ „Ha! Ich bin gut! Na, dann komm! Erzähl es mir bei einer guten Tasse Kaffee.“ „Kaffeejunkie...“, murmelte ich in mich hinein, was sie jedoch genau hörte und zu lachen anfing. Geduldig machte sie mir in meiner eigenen Küche eine Tasse Kaffee und setzte sich vor mich an den Küchentisch. „Ich weiß nicht. Als wir ausstiegen sah ich plötzlich wie Rick blutüberströmt vor mir lag...“ „Eine Vision?“ „Das fragte ich mich auch... Mari... Ich hab Angst vor dem, was vielleicht noch auf uns zukommt.“ „Beruhige dich! Vielleicht war es auch nur ein Zeichen? Oder eine Warnung? Vielleicht passiert dieses Szenario nicht wirklich, soll dir aber zeigen, dass du die Augen offen halten sollst.“ „Dann hoffe ich einfach, dass deine Theorie stimmt...“, seufzte ich und ließ den Kopf in meine Hände sinken. Gerade als Mari mir einen guten Rat geben wollte, klingelte es an der Tür. Na toll... Gerade jetzt, wo ich eh schon so niedergeschlagen war. Jetzt auch noch Celia... Na ja. Hier rumzusitzen und nicht aufzumachen würde alles noch schlimmer machen. Schwerfällig wanderte ich zur Tür und öffnete sie lustlos. Doch vor mir stand irgendwie nicht Rick's Mutter. Es sah eher so aus... Die blauen Haare... Die braunen Augen... „Ehm... Mum?“, fragte ich entgeistert. ~ Kapitel 14 ~ Sweet Home ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~ Jaaa, ich weiß... Diesmal ein sehr kleines Kapitel, mit zu viel Hektik :P (zumindest empfinde ich das so) Vielleicht kommt das davon, weil ich schon so heiß auf die zweite Staffel bin, wo es noch viel Spannender wird, mit mehr fights und vielen neuen Chars :) Ich hoffe ihr werdet die Geschichte auch weiterhin begleiten ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)