Elementary Basics von abgemeldet (Trilogie - Staffel 1) ================================================================================ Kapitel 7: Lebenswandel ----------------------- … Dein Leben ändert sich mit der Zeit und nichts ist mehr so wie es einmal war. Zurück bleiben nur Erinnerungen an vergangene Tage. Nun... Jeder geht einmal seinen Weg wenn die Zeit gekommen ist. Was du daraus machst bleibt dir überlassen... Kapitel 7 ~ Lebenswandel Nach diesem Abend war alles irgendwie anders. Es war das erste Mal, wo wir live miterleben konnten wie gefährlich der Kampf mit den Elementen sein konnte. Die Wunden, die Scarlett mir zugefügt hatte, schmerzten auch ein paar Tage danach noch. Seit Rick und ich miteinander geschlafen hatten, kam er mich täglich besuchen. Ich war glücklich endlich einen Freund zu haben der mich nicht gleich wieder verlassen würde, denn er versprach bei mir zu bleiben. Leider hatte ich jetzt wo das neue Jahr angefangen hatte viel zu tun und kaum Zeit für ihn. Die Prüfungen standen an und auch arbeiten musste ich wieder. Kyle hatte diesen Monat Geburtstag und Rico kündigte an Amerika verlassen zu wollen, um sich in Japan mit Scarlett zusammen etwas Neues aufzubauen. Sie waren ein Paar und das scheinbar schon vor dem besagten Abend. Sheela und ich arbeiteten wieder in unserem Club und verfluchten wieder unsere Arbeit. Das gespannte Warten auf Rick hatte sich ja inzwischen auch gelegt, denn ich wusste, dass er gerade bei mir zu Hause vorm TV saß. Sheela saß mit ihrem Trauma, dass sie von der Entführung hatte recht alleine da. Sie könnte niemals zu einem Psychologen damit gehen, denn kein Sterblicher dürfte sonst von unseren Elementen erfahren. Die aus unserem näheren Umfeld waren noch erlaubt, aber keiner der die ganze Sache öffentlich machen würde. Sie tat mir Leid, doch was sollte ich tun? Wir litten alle unter dem Geschehen. Wachsam wie immer hatte ich die Tanzfläche im Auge, während ich Getränke zubereitete. Doch beim Anblick einer ganz bestimmten Person fiel mir schier das Glas aus der Hand und zerbarst am Boden. Übrig blieben Scherben und eine Bierlache. „Chann!“, rief Sheela ängstlich und versteckte sich hinter mir. Es war Diego, der den Abend entgegen meiner Vermutungen überlebt hatte und nun vor uns stand. Ich machte mich bereit zum Kämpfen, und wenn ich ihm hier an Ort und Stelle kaputt schlagen müsste. „Was willst du!?!“, fragte ich ihn aufgebracht. Er hingegen schien nicht vorzuhaben uns irgendetwas zu tun. Mit einem lauten Seufzen setzte er sich vor uns an die Theke. „Mädels, beruhigt euch... Ich tu euch schon nichts.“ „Wieso sollten wir dir glauben!? Du hast zweimal versucht mich zu vergewaltigen! Ich hätte dich locker anzeigen können!“ „Ich stand unter Kontrolle von dieser Wahnsinnigen, Chann. Es... Es tut mir leid... Ich wollte dich weder vergewaltigen, Chann, noch dich entführen, Sheela“, sprach er mit aufrichtiger Reue und blickte nach seiner Rede beschämt zu Boden. Ich hatte wirklich das Gefühl er würde kontrolliert werden. Ratsuchend wandte ich mich an Sheela, die sich auch nicht ganz sicher war, ob sie das glauben sollte. Doch dann setzte meine grenzenlose Barmherzigkeit und Naivität wieder ein. „Wie hat das angefangen? Wie bist du an sie geraten und warum hast du mit ihr zusammen gearbeitet?“, fragte ich ihn ernst. „Du weißt, dass ich nicht das beste Leben führe. Ich verdiene kaum Geld, Familie hab ich auch keine mehr... Was hab ich sinnvolles? Nichts... Was „besseres“ kann nicht aus mir werden, da stimmt meine Ausbildung einfach nicht. Und welcher seriöse Arbeitgeber will schon einen Kiffer? Dann kam Ran in mein Leben... Ich traf sie auf einer Party. Sie sprach mich direkt an. Wir kamen ins Gespräch – ich erzählte ihr was ich so sinnloses tue und da bot sie mir an für sie zu arbeiten... Sie versprach mir einen gut bezahlten, seriösen Job... Doch ich merkte schnell, dass das absolut nicht seriös war. Ich wollte gehen, aber sie ließ es nicht zu... Ihr Stein, den sie um den Hals trug fesselte mich und meinen Willen. Ja, und so tat ich Dinge, die ich sonst niemals tun würde.“ Was Diego passierte machte mich endlos traurig. Sie hatte ihn schon eine Weile unter Kontrolle. Auch als ich ihn mit Kosheen erwischte. Sheela guckte ihn traurig an und wandte sich ab, ehe sie für eine halbe Stunde die Bar verließ. Ich unterhielt mich noch eine Weile mit Diego, dem ich allerdings klar machte, dass einfach zu viel passiert sei um die Dinge, die er getan hat – ob absichtlich oder nicht – zu vergessen. Auch mit Sheela versuchte ich noch vor Feierabend zu reden. Sie war verwirrt und weinte, als ich zu ihr kam. „Hey, er wird dir nichts mehr tun, Süße!“ „Das ist es doch gar nicht... Warum? Warum musste diese Kuh so viele Leben zerstören? Wenn ich mir das so anhöre... Diego tut mir leid.“ „Er hat sich selbst für diesen Job entschieden.“ „Ja, aber er wusste doch gar nicht was dort eigentlich vor sich geht.“ „Schon... Aber bei einem solch unseriösen Jobangebot muss man damit rechnen, dass nicht alles glatt läuft.“ „CHANN!! Wieso sprichst du gegen ihn!?! Das hätte dir auch passieren können! Oder bist du inzwischen zu vertieft in dein perfektes Leben mit deinem Sunny-Boy!?“ Ich starrte sie entsetzt an, weil ich nicht verstehen konnte was auf einmal das Problem war und warum sie so gereizt war. Ein Moment des Schweigens... Dann wandte ich mich einfach ab und ging nach Hause. Vielleicht war der Abend auch einfach zu viel für sie? Ich würde sie noch einmal darauf ansprechen zu gegebener Zeit. Nun freute ich mich einfach nur noch auf Rick, der mich freudig empfing. Ich fiel ihm erschöpft in die Arme. Natürlich erzählte ich ihm auch gleich von unserer Begegnung mit Diego und wie Sheela sich diesen Abend benahm. Marisha, die auch bei uns saß, konnte Sheela verstehen, aber auch meine Meinung konnte sie nachvollziehen. Es war kompliziert... … „Rick?“, fragte ich ruhig, als wir beide nebeneinander in meinem Bett lagen. Es gab da eine Sache, die mich brennend interessierte. „Was denn?“ „Was ist eigentlich nun mit dieser Verrückten, die dich immer verfolgt hat?“ Ich vermutete schon, dass er immer noch nicht über dieses Thema sprechen wollte, auch jetzt nicht, wo wir zusammen waren. Er schwieg kurz. „Die...“ „Wer ist sie?“ „Eine Bekannte von früher, die sich in mich verliebt hat und mich nun überall hin verfolgt.“ „Eine Stalkerin... Kannst du da nicht Rechtlich irgendwas gegen tun?“ „Mit welchem Sinn? Das bringt doch alles nichts... Ich mag da auch nicht genauer drauf eingehen, denn scheinbar lässt sie mich derzeit ja in Ruhe.“ „Hoffentlich bleibt das so...“ Der Gedanke an diese Stalkerin machte mir Angst. Wenn sie ihm aus Liebe folgt, dann wird es ihr nicht passen, dass er mit mir zusammen ist. Vielleicht würde sie mich dann umbringen wollen!? Mit unwohlem Gedanken schlief ich ein... Seit Ran weg war ließen die Alpträume nach. Ich träumte sehr selten noch von seltsamen Momenten mit dem fremden Mann. Und wenn Rick bei mir war, dann musste ich mich sowieso nicht vor diesen Träumen fürchten. Jedoch... Warum? Allein seine Nähe konnte es nicht sein... Die Tage zogen rasend schnell an uns vorbei. Sheela und ich vertrugen uns wieder, doch sie versuchte alles besser zu verstehen... Indem sie sich öfter mit Diego traf. Ich ahnte nichts Gutes, doch es war ihre Entscheidung und die müsste ich akzeptieren. Beschützen könnte ich sie eh nicht. Auch Kyles Geburtstag fand statt. Wir feierten ihn im Kreise unserer Freunde und hatten eine Menge Spaß. Den Abend ließen Rick und ich alleine unter der Dusche ausklingen. Ich war froh inzwischen auch beim Arzt gewesen zu sein, wegen der Pille zur Verhütung. Wir konnten uns nicht mehr bremsen, doch die neuen Erfahrungen machten zu viel Spaß um sie sein zu lassen. Bevor ich in die nächste aufregende Phase meines Lebens starten könnte, fehlte nur noch eins: Die Abschlussprüfungen! Diese fanden zwei Wochen später – am Ende des Januars - statt. Ich war sehr aufgeregt. Zwar hatte Rick oft mit mir gelernt, doch ich hatte immer noch das Gefühl nicht alles richtig zu können. Am Morgen hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl im Magen. Mir war total schlecht, als ich mit meinen Freundinnen im Schulbus saß. Einfältig wie Naga war, setzte sie sich einfach zu uns. „Morgen Mädels!“ „Was ist? Verschwinde...“ „Seid ihr immer noch böse, weil ich euch nicht geholfen hab, damals? Mein Gott, mein Leben is mir eben lieb!“ „Du bist einfach nur ne Egoistin!“, motzte Rachel den Rotschopf an. Naga machte sich nichts draus. Hochmütig schlug sie die Beine übereinander, holte einen kleinen Spiegel und nen Lippenstift raus und fing an sich zu schminken. „Wisst ihr eigentlich schon das Neuste?“, fragte sie auf einmal herausfordernd. „Wir sind gespannt.“ „Das könnt ihr sein, Sheela. Ich hab euch noch gar nicht erzählt, dass ich schwanger bin.“ „WAS?!?!“, platzte es aus uns allen raus. Ich war entsetzt... Sie war noch so jung und hatte noch nicht mal die Schule hinter sich... Eigentlich sollte jetzt die Uni kommen und sie? Lässt sich schwängern... Nun kam das nächste ungute Gefühl. Ich konnte mir gut vorstellen, WER der Vater zu dem Kind war und der Gedanke Tante zu werden gefiel mir überhaupt nicht. „Naga? Kann es zufällig sein, dass Kyle etwas damit zu tun hat?“ „Kyle? Dein Brüderchen? Ach... Klar!“ „Ich hab dir gesagt, dass...“ „... Jaaja, dass ich die Finger von ihm lassen soll. Aber weißt du was, Chann du kleine Bitch? Von dir lass ich mir meine Beziehungen nicht verbieten.“ „Beziehung...? Der Kerl ist mit Marisha zusammen. DAS ist eine Beziehung. Was hat er denn zu deiner Schwangerschaft gesagt?“ „Nichts... Er weiß es nicht und wird es nie erfahren.“ „NAGA!!!“, brüllten Rachel und Sheela, weil sie es einfach nicht glauben konnten, was sie da abzog. Mir fiel erst recht das Kinn zu Boden. „Wie ist das denn passiert? Habt ihr nicht verhütet?“ „Doch... Zumindest glaubt Kyle das“, antwortete sie frech und zwinkerte uns zu, als der Bus stehenblieb und wir alle aussteigen durften. Ich blickte ihr hinterher und musste würgen vor Übelkeit. Gerade so konnte ich mich zurückhalten mich nicht an Ort und Stelle zu übergeben. Rachel legte mitfühlend eine Hand auf meinen Rücken. „Gehts?“ „Ja... Kommt bestimmt vor Nervosität wegen den Prüfungen.“ „Oder wegen stinkenden Rothaarigen, haha!“, ergänzte Sheela lachend und verließ ebenfalls den Bus. Den ganzen Morgen hatte ich mit meiner Übelkeit zu kämpfen, doch egal was ich tat, es wurde nicht besser. Selbst als Rachel mir Medikamente besorgte, nichts. Während der Prüfungen saß ich da mit klatschnasser Stirn und zitterte vom Schüttelfrost. Ich hatte alle Mühe mich auf die Aufgaben zu konzentrieren und war heilfroh, als der erste Prüfungstag vorbei ging und ich zu Hause ankam. Meine beiden Freundinnen brachten mich nach Hause, damit mir unterwegs nichts passieren würde. Marisha kam mir mit besorgtem Blick entgegen und stützte mich gleich. Auch Kyle war zu Hause. Ihm konnte ich nicht in die Augen schauen... „Wo... Wo ist Rick?“ „Der meinte, er geht auf Jobsuche... Kommt später wieder“, antwortete meine besorgte Freundin, die mich ins Bett legte, mir beim Umziehen half und einen kühlen Lappen auf meine Stirn legte. „Du hast Fieber, Kleines. Am Besten rufe ich mal einen Arzt an.“ „Nee... Das ist nicht nötig, Mari. Ich werd wieder fit sein. Übermorgen steht doch die nächste Prüfung an.“ „Na gut... Wenn du meinst. Danke ihr Beiden, dass ihr sie Heim gebracht habt.“ „Kein Problem, bei ihrer Mami ist sie doch sicher“, kicherte Sheela. Rachel stemmte mit mitleidigem Blick die Hände in die Hüfte. „Werd bloß schnell wieder fit, ja? Wir gehen jetzt. Müssen noch lernen.“ „Ja okay, lernt für mich mit, hehe“, seufzte ich ihnen hinterher. Marisha setzte sich neben mich aufs Bett. „Hast du was Falsches gegessen?“ „Nein... Ich versteh selbst nicht was auf einmal los ist. Das fing heute morgen so richtig schlimm an.“ „Hmm... Na ja, könnte auch sein, dass die Prüfungen dich zu sehr stressen. Stress kann ja alles Mögliche entfachen. Schlaf einfach ne Runde. Ich mach derweil das Essen“, sagte sie liebevoll und verließ den Raum. Traurig dachte ich darüber nach, was sie wohl sagen würde, wenn sie von Naga's Schwangerschaft erfuhr. Nach ein paar Stunden kam Rick endlich wieder nach Hause. Er wirkte sehr glücklich, jedoch auch besorgt, bei meinem Zustand. „Chann, was machst du denn für Sachen?“ „Ach, ich muss dir was erzählen. Aber sag, wie lief deine Jobsuche?“ „Sehr gut! Ich darf nun eine Ausbildung als Koch anfangen.“ „Echt? Das ist ja super!...“ Wieder kam es mir beinahe hoch, ich hing schon fast über einem Eimer, den ich neben dem Bett stehen hatte. „Du Arme... Was musst du mir denn erzählen?“ Wachsam versicherte ich mich, dass die Tür geschlossen war und auch keiner zuhören konnte. „Naga meinte heute... Sie ist schwanger“, flüsterte ich ihm zu. „WAS!?!“ „Psst! Ja und rate mal von wem.“ „Von... Deinem Bruder!?“ „Sicher!“ „Na klasse.“ Er legte sich neben mich und wir fingen an uns leise darüber zu unterhalten und über Naga abzulästern. Im welchem Monat war sie überhaupt? Das hätte ich gern gewusst. Spätestens wenn das Balg käme, wüsste ich es. Abwarten... Ich nahm mir vor, mich da nicht einzumischen und war umso glücklicher wenn Kyle bald wieder abreisen würde. Er machte mir nur Kummer und Stress mit seiner Anwesenheit. Nicht mal Rico war so schlimm. Mit schweren Augen guckte ich Rick an und machte mir lieber Gedanken über mein eigenes Leben. Wie toll er aussah... Und ich hatte das Glück einen solchen Kerl zu bekommen. Zu oft hatte ich ihn mir haargenau angeguckt und mich glücklich geschätzt, doch erst jetzt fiel mir etwas auf... Er hatte ein Lederband um den Hals an dem etwas befestigt war... Ein Anhänger, den er unterm T-Shirt versteckt trug? Neugierig griff ich danach, was ihm etwas unangenehm schien. Dennoch ließ er mich den Anhänger angucken... Seltsam... Sah aus wie ein Saphir, aber auch irgendwie wie mein Element-Stein! „Wo hast du den her?“, fragte ich und begutachtete den Stein weiterhin bis ins kleinste Detail. „Der... Ach, der war auf einmal da. Leider kann ich nichts damit anfangen. Ich weiß, dass er irgendeine Kraft besitzt – er hat mich schon oft gerettet. Aber zu was ich ihn nun nutzen könnte, weiß ich nicht. Und ob er was mit euren Steinen zu tun hat kann ich auch nicht sagen.“ „... Kann es sein, dass dieser Stein mit seiner Kraft dafür verantwortlich ist, dass ich ruhig schlafen kann, solange du in der Nähe bist...? Und dass der Stein das Schutzschild gegen Ran ausgelöst hat?“ „Ehm... Vielleicht!“ „Ja, wäre doch gut möglich. Bisher hatte ich solche Momente nur wenn du da warst. Vielleicht ist dein Stein ja zum Schutz da und nicht zum Kämpfen.“ „Auch gut... Kämpfen kann ich auch ohne komische Kräfte.“ „Hmm... Wir können ja mal versuchen, ob du auch mit dem Element Wasser umgehen kannst. Das wär toll!“, antwortete ich begeistert und schmiegte mich in seine Arme, ehe mich ein leichter Schüttelfrost überkam – dabei schwitzte ich wie ne Blöde wegen der Hitze... „Werd erst mal gesund, Schätzchen.“ Mit einem liebevollen Lächeln legte er seinen Arm um mich und ließ mich einschlafen. Diese Ruhe hatte ich bitter nötig. Doch selbst nach drei Wochen und einem Arztbesuch gab es keine Aussicht auf Besserung. Mein Arzt tippte auf eine schwere Magen-Darm-Verstimmung und verschrieb mir alle möglichen Mittelchen, die mir nicht halfen. Koshy war so lieb und kümmerte sich um einen Nachschreib-Termin der Prüfungen für mich. Als Kyle und Marisha vergangene Woche wieder nach Hause flogen, wurde alles noch schlimmer für mich. Ich mochte Marisha inzwischen sehr und vermisste sie mehr, als meinen Bruder. Zudem verkündete Naga stolz ihre Schwangerschaft nachdem er weg war. Der letzte Termin für die Prüfungen war gekommen, nun gab es kein Entrinnen mehr. Diesmal konnte ich nicht absagen, denn es gäbe keine andere Möglichkeit mehr das nachzuholen. Müde und mit einem ekelhaften Gefühl im Magen wurde ich von Rick in die Schule gefahren. Bevor ich rein ging nahm er mich noch einmal in die Arme. „Du schaffst das, Chann. Ich warte hier, bis du wieder raus kommst, dann kannst du wieder nach Hause in dein Bett.“ „Okay... Ich werd mich beeilen“, antwortete ich laut seufzend und ging rein um meine Prüfung zu schreiben. Es war nicht einfach für mich. Je länger ich dort saß, desto öfter wurde mir schwindelig und ab und zu fing ich an alles doppelt zu sehen, weswegen ich leicht Panik bekam. Kämpfend löste ich eine Aufgabe nach der Anderen und war froh als ich nach einer guten Stunde endlich fertig war. Die Symptome wurden wieder schlimmer – auf dem Weg nach Draußen zu Rick konnte ich teilweise nicht mehr gerade laufen vor Schwindel. Als ich ihn da stehen sah, war ich erleichtert und wollte zu ihm laufen, doch dann... Wurde mir plötzlich schwarz vor Augen... … Als ich wieder wach wurde, ging es mir etwas besser, doch ich war sehr verwirrt. Was war passiert? War ich wieder zu Hause? Mit leicht verschwommenem Blick guckte ich mich um und rieb mir die Augen. Tatsächlich – ich war zu Hause. Da kam zum Glück auch schon Rick ins Schlafzimmer mit einer Tasse Tee in der Hand. „Ah, du bist wach! Das ist schön. Geht es dir besser, Schatz?“ „Ja... Was ist passiert? Ich kann mich nur noch an meine Prüfungen erinnern...“ „Na ja... Du kamst grade auf mich zu, dann bist du plötzlich zusammengebrochen. Ich hab dich gleich ins nächste Krankenhaus gebracht.“ „Oh... Und was wurde festgestellt!? Und wieso haben die mich nicht dort behalten?“ „Die meinten auch, dass es nichts Schlimmes ist. Ein Sonnenstich, hehe. Siehste, warst einfach nur zu lange Draußen“, antwortete er mit einem Kichern. Sonnenstich...? Ein Sonnenstich der schon so lange andauert? Und warum ging dann mein Hausarzt erst von Magenverstimmung aus? Ach, egal... Wenn Rick das sagt, dann stimmt das sicher. Ich blieb auch die folgenden zwei Tage in meinem Bett bis, es mir endlich ansatzweise besser ging. Ich bekam natürlich wieder einen Anrug von meiner heißgeliebten Mutter. „Chann, Schätzchen! Wie geht’s dir?“ „Äh... Geht so. Hattest es ja letztes Mal ziemlich eilig aufzulegen.“ „Natürlich, ich musste sofort was klären. Kyle hat mit mir telefoniert und rate mal, was er mir schönes erzählt hat.“ „Keine Ahnung... Dass er fleißig Pipi gemacht hat und nun endlich „A-A“ sagen kann?“ „Hahahahaha!!! Lustig. Nein, er hat mir erzählt, dass du nun doch mit Rick zusammen bist. Obwohl ich es dir verboten hab!“ „Och je... Das Einzige was ich von dir bekomme ist ein lächerlicher Anruf ab und zu... Und da denkst du echt noch, dass ich mir von dir etwas verbieten lasse? Er gibt mir zumindest die Aufmerksamkeit, die ich von dir und schon gar nicht von Dad bekomme.“ Diesmal hatte ich es eilig sie loszuwerden und legte einfach auf. Schnell wollte ich Rick von meinem Telefonat berichten, doch der saß in der Badewanne und so wartete ich. Um mir die Langeweile zu vertreiben, beschloss ich den Esstisch aufzuräumen. Da komm ich einmal nicht zum Aufräumen und schon sieht es überall aus wie Sau! Auf dem Tisch lag noch Rick's Jacke, die er einfach dorthin geworfen hatte. Ich ärgerte mich und nahm sie hoch, wo mir auf einmal ein Blatt Papier in die Hände fiel. Neugierde machte sich breit... Die Jacke legte ich noch einmal auf den Küchentisch und setzte mich auf einen der Stühle. „Befund der Untersuchung von Chann Hiwatari am 2. Februar... Die Patientin wurde eingeliefert ohne Bewusstsein mit starken Kreislaufbeschwerden und Übelkeit. Entnahme einer Blutprobe und Entlassung der Patientin auf Wunsch des Partners noch am selben Mittag. Bei der Untersuchung wurde eine... Schwangerschaft... festgestellt. Die Schwangerschaft ist in der vierten Woche fortgeschritten.“ … OH... MEIN... GOTT!!! Völlig baff legte ich den Zettel vor mich und las es noch zwei mal, ehe ich glauben konnte, was darauf stand... Dann fing ich an mir Gedanken zu machen. Rick hat es sicher auch gelesen – die Ärzte hatten es ihm bestimmt auch gesagt. Und... Er tut einfach so als wüsste er von nichts!?! WIE KANN DAS SEIN!!! ICH HAB DOCH DIE PILLE GENOMMEN!!! In mir stieg eine unzähmbare Wut hoch, in der ich zum Bad stürmte und gegen die Tür klopfte. „Rickylein?“ „Ja, mein Schatz? Ist irgendwas?“ „Och, Nein... ICH BIN JA NUR SCHWANGER, NE!!!“, schrie ich und trat die Badtür ein, er erschrak dadurch. Mit großen Schritten kam ich auf ihn zu und hob ihm den Zettel vor die Nase. „WANN SOLLTE ICH ES DENN ERFAHREN!?!!“ „Chann! Es ist nicht so wie du denkst... Ehm... Ich wollte es dir schonend beibringen. Ich dachte, du bleibst im Bett und findest den Zettel nicht.“ „DENKST DU ICH BIN SO DUMM!?! NA WARTE!!!“ Ich warf mich schier auf ihn und drückte ihn ein paar mal unter Wasser, ehe er sich retten konnte und klatschnass vor mir durch die ganze Wohnung floh. „ICH KRIEG DICH RICK COLDFIRE!!! DAS IS DOCH ECHT DAS LETZTE!!! ICH HAB KEIN BOCK AUF KINDER! BOAH, WIE ICH DICH HASSE!!!“, schrie ich ihm hinterher und warf alles was ich finden konnte auf ihn. Nach einer halben Stunde Fangen durch die Wohnung, konnte er sich ins Schlafzimmer einschließen und ich gab es auf. Aufgebracht beschloss ich zu meiner Schwester zu gehen und mich bei ihr auszulassen. „Chann! Bist du wieder gesund? Siehst fit aus“, begrüßte sie mich verwundert. Ich schritt schweigend an ihr vorbei und setzte mich aufs Sofa, wo ich letztendlich in Tränen ausbrach. Total verblüfft und ratlos fragte Koshy mich, was los sei und warum ich so drauf war. „Ich bin schwanger, verdammt! Dabei hab ich erst letzt noch über Naga gelästert, weil sie so jung ein Kind bekommt!“ „DU BIST... WAS?!!“ „SCHWANGER!!! BALD BIN ICH NE DICKE FETTE KUGEL, JA!!“ „Ja, aber... Wir waren doch erst vor ner Weile beim Frauenarzt, um dir die Pille zu verschreiben. Hast du vergessen sie regelmäßig zu nehmen?“ „Nein! Ich hab sie immer genommen, egal wie es mir ging. Bevor ich diese Übelkeit hatte, hab ich sie auch nicht wieder ausgekotzt oder sonstiges. Sie MUSS gewirkt haben! Verdammt!“ „Oooh Mann... Jetzt heul nicht rum, du schaffst das schon. Und mit Naga darfst du das nicht vergleichen, immerhin hast du ja verhütet und niemandem still und heimlich ein Kind untergeschoben.“ „Stimmt... Trotzdem... Die Uni kann ich jetzt voll vergessen. Wahrscheinlich bin ich bald nur noch ne Hausfrau die Mann und Kind versorgt.“ Ich ließ den Kopf hängen und es dauerte eine Weile, bis ich mich traute es Sheela, Rachel und Marisha zu verkünden. Sie reagierten allesamt unterschiedlich. Während sich Marisha für mich freute und mein Glück fast wie ihr eigenes feierte, war Sheela entsetzt und hatte Lust Rick ebenfalls zu ermorden. Rachel freute sich und fing ebenfalls an Kinder zu planen. Sie setzte sich mit einem verschwärmten Blick neben uns auf die Treppe und ließ die Sonne in ihr Gesicht strahlen. „Kinder von Chad sehen bestimmt ultrasüß aus! Wir sind ja so ein tolles Paar. Ich liebe ihn über alles.“ „Ja, ihr seid echt ein tolles Paar, wenn man sich mal anguckt, wie viel Zeit ihr in den vergangenen paar Wochen miteinander verbracht habt“, bemerkte Sheela mit sarkastischem Unterton. „Na und? Man muss als glückliches Paar doch nicht immer beieinander rumhängen.“ Rachel verschränkte beleidigt die Arme, während ich meine Blicke über den Sportplatz, der vor uns lag, schweifen ließ. „Äh Rachel...? Ist das Chad, der da hinten mit unsrer Rotschopf-Schlampe rumknutscht?“ „WAS!?!! ACH DU SCHEIßE!!!! CHAD!!!!!“, brüllte sie regelrecht rüber und stampfte zu den Beiden hinter. Sheela und ich staunten wie stilvoll sie Naga verschlug und Chad den Laufpass gab. Ja, sie schienen wirklich sehr, seeehr glücklich zu sein. Leicht außer Puste kam die Brünette zurück. Ihre Augen leuchteten vor Wut. „Wie ich diese Schlampe hasse!!! Alles und Jeden macht sie an! Pass bloß gut auf deinen Rick auf. Das mit dem glücklichen Paar nehme ich zurück. Ab heute bin ich Single!“ „Hehe“, entgegnete Sheela bestätigt. „Themawechsel! Was werdet ihr nun eigentlich tun, jetzt wo die Schule fertig ist? Geht ihr Studieren? Arbeiten? Ausbildung?“ „Ich habe vor in Texas zu studieren“, antwortete Sheela. „Wieso geht ihr alle so weit weg?“ „Diego und ich wollen uns ein bisschen absetzen.“ „DIEGO UND DU!?“, platzte es aus Rachel und mir heraus. Ich glaub die vielen Gespräche mit ihm taten der Blondine nicht gut. „Sag bloß...“ „Ja, Chann... Ich glaube zwischen uns hat es gefunkt. Wir haben Texas gewählt, weil Diego dort bessere Chancen hat, beruflich was zu erreichen und studieren kann ich dort auch.“ Ich konnte sie ja irgendwie verstehen, aber mit Diego hatte ich solche schlechten Erfahrungen gemacht... Wieso sucht sie sich gerade so einen heraus?! Rachel legte die Hände hinter den Kopf und lehnte sich mit einem lauten Seufzen zurück. „Ich denke, ich werde meinen Traum verwirklichen.“ „Der wäre?“, fragte ich neugierig. „Ich will nach Japan gehen. Die Kultur interessiert mich. Ich möchte sie studieren und die großen Tempel sehen. Mir die heißen Quellen angucken und die Sprache lernen.“ „Also noch eine, die so weit weg geht. Ihr habt's echt mit eurem Japan, oder?“, fragte ich kopfschüttelnd. Der Gedanke, dass all meine Freundinnen demnächst auf dem gesamten Erdball verstreut sein würden, gefiel mir überhaupt nicht und machte mich sehr traurig. Sie würden die Geburt von meinem Kind nicht mitbekommen und – wenn es dazu kommen sollte – meine Hochzeit mit Rick auch nicht. Und wie sollen wir gegen die dunklen Kräfte kämpfen, wenn wir so weit voneinander entfernt wohnen? Mitleidig legten sie ihre Arme um meine Schulter. „Mach dir keinen Kopf. Wir werden den Kontakt auf jeden Fall halten und wenn was ist, setzen wir uns schnell in den nächsten Flieger und kommen zu dir“, sagte Sheela optimistisch. „Genau! Immerhin müssen wir doch gegen das Böse kämpfen, haha!“, bemerkte Rachel sorglos. Deren Zuversicht hätte ich gerne... Und so wurden die folgenden Monate nicht einfach für mich. Fast mein gesamter Freundeskreis verabschiedete sich im Laufe meiner Schwangerschaft. Ich hatte niemanden mehr außer Rick und Koshy. Die Anderen waren nur noch telefonisch für mich erreichbar, was mir abends oft Tränen in die Augen trieb. Ich vermisste sie sehr und dachte oft an die gute alte Schulzeit zurück. Als wir uns täglich zu viert trafen, miteinander über andere Leute herzogen und abends für Rico Aufträge erledigten um Taschengeld zu verdienen. Die Arbeit im Club zusammen mit Sheela fehlte mir ebenso sehr. Für mich gab es nur noch die Frauenarztbesuche, die jedes mal quälender wurden. Drei Wochen nachdem ich von meiner Schwangerschaft erfuhr, kam der nächste Schlag... Es sollten Zwillinge werden! Ich wusste nicht was ich dazu noch sagen sollte – ich wollte die Kinder eh nicht. Zumindest am Anfang... Im späteren Verlauf fing ich an eine gewisse Bindung zu ihnen aufzubauen. Jeder Tritt ihrer kleinen Füße war ein persönliches Highlight für Rick und mich. Sofern er mal zu Hause war. Seine Arbeit als Koch strapazierte seinen Zeitplan sehr. Eines der Babys machte mir ganz besonderen Kummer. Der Arzt stellte fest, dass eines von ihnen ein sehr schwaches Herz hat und die Geburt wahrscheinlich nicht überleben würde. Ich fragte mich warum ich so gestraft war. Aber wenigstens gab es keinerlei Zeichen von den dunklen Kräften. Am Abend des 16. Septembers saß ich auf meinem Sofa und machte mir wie immer Gedanken. Ich fragte mich wie es in der Zukunft weiter gehen sollte. Ich wäre finanziell komplett abhängig von Rick, mit dem ich nicht mal so lange zusammen war und der immer noch sehr viele Geheimnisse vor mir hatte. Ich durfte ihn nicht auf seine Vergangenheit ansprechen, denn entweder wurde er abweisend, oder er dachte sich irgendetwas aus. „Chann! Schon wieder am nachdenken?“, fragte Rick, der auf einmal aus dem Bad kam und mich erschrak. Ich war zu sehr im Gedanken versunken. „Ja... Ist doch alles blöd. Nur weil du mich geschwängert hast, hab ich im Leben keinerlei Chancen mehr auf Selbstständigkeit!“ „Gibst du jetzt mir die Schuld daran?“ „Sicher! Es war dein Sperma!“ „Ja, und deine Pille, die nicht funktioniert hat.“ „REG MICH NICHT AUF! ICH KÖNNTE KOTZEN! VON WAS SOLLEN WIR LEBEN WENN DU DICH IRGENDWANN VERPISST UND UNS ALLEINE LÄSST!?“ „FRAG DICH SOWAS NICHT, DASS WERD ICH NÄMLICH EH NICHT TUN!“ „ACH KLAR, DAS SAGEN SIE ALLE! UND DANN HAUEN SIE... Ahhh...“ „Was ist los?“ „Ach du Scheiße... Diese Schmerzen. Ich glaub, die Babys kommen...“ „WAS?! JETZT SCHON! OH MEIN GOTT! NEIN!! NEEEIN!! UND WAS NUN!?!! CHANN, WAS MACHEN WIR DENN JETZT!?!“, schrie er panisch und rannte mit den Händen an der Stirn durch die Gegend. „Äh... Ich geh zu Koshy und sag ihr Bescheid, dann gehen wir ins Krankenhaus.“ „Puh... Durchatmen! Tiiief durchatmen und keine Panik schieben.... AAAAAHHHHH!!!!!!“ „RICK!!! KLAPPE JETZT, DU MACHST MICH NERVÖS!“ Ich schlug ihm kurz eine rein und klopfte bei Koshy, die mir verschlafen entgegen kam. „Chann? Irgendwas passiert?“ „Koshy, die Babys kommen!“ „WAS!?!? Jetzt schon?“ „Ja... Zwillinge kommen meist früher... Und mein Mann ist total in Panik.“ „Okaaay... Ich verprügel ihn noch, bevor wir fahren. Ich pack grad schnell ein paar Sachen.“ Sie brauchte keine fünf Minuten, bis sie sich angezogen hatte, Essen und Trinken in die Tasche packte und mit mir nach Oben zu Rick ging. Ja, Koshy war immer eine sehr voraus schauende Person. „REIß DICH ZUSAMMEN DU KLEINKIND UND KOMM JETZT!“, schrie meine Schwester ihn an und klatschte ihm auch nochmal eine. Dann schleppte sie uns in ihr Auto und fuhr uns ins Krankenhaus, wo ich herzlich aufgenommen wurde und mich hinlegen durfte. Es dauerte nicht lange bis die Babys kamen. Ich bekam einen Kaiserschnitt gemacht wegen dem Risiko das eine Kind zu verlieren. Sehen konnte ich nichts, außer Rick, der neben mir saß und kreidebleich wurde. Ihm schien es schlechter zu gehen als mir. Selbst die Hebamme, die im Stress durch die Gegend düste, bemerkte seinen Gesichtsausdruck. „Herr Coldfire, geht es Ihnen gut?“ „N...N... Nee...“ „Wollen Sie was trinken?“ „N...Nee.“ „Beruhigungstablette?“ „N...“ Dann kippte er einfach um... Waaah! Dieser Idiot lässt mich einfach alleine in meinem schlimmsten Moment. Er wurde natürlich gleich von den restlichen Ärzten versorgt und in ein Krankenbett gelegt. Sie brachten ihn schon mal in mein Krankenzimmer. Wenigstens blieb Koshy standhaft bei mir. Auf einmal spürte ich einen leichten Druck und schon hörte ich den ersten Schrei meines einen Babys. Die Hebamme legte es gleich auf meine Brust und lächelte mich liebevoll an. „Es ist ein Mädchen.“ Natürlich freute ich mich über den Anblick des kleinen Mädchens, doch ich machte mir Sorgen. Beim zweiten Kind schienen sie Probleme zu haben. Ich höre kein Schreien und ich bekam es auch nicht zu sehen. Sie holten es und brachten es auch gleich wieder weg. Ein Ärzteteam kümmerte sich um das Baby, ein Anderes machte mich wieder ganz. Die Hebamme nahm inzwischen die Kleine und badete sie. „Chann, nicht aufregen, da passiert bestimmt nichts.“ „Ja, aber... Was wenn doch etwas passiert ist?! Die Ärzte sagten von Anfang an dass eines der Babys wahrscheinlich stirbt wegen einem Herzfehler!“ Schier unerträgliche Minuten für mich. Selbst eine Stunde später, als ich im Krankenzimmer lag und Rick endlich wieder wach war, hörten wir noch nichts Neues von dem anderen Baby. „Wenigstens geht’s der Kleinen schon mal gut. Bleiben wir nun eigentlich bei den Namen, die wir ausgesucht hatten?“ „Ja... Sie gefallen mir immer noch. Also dann... Willkommen, kleine Jill.“ Endlich kam ein Arzt zu uns um uns zu berichten was mit unserem anderen Baby los war. Besorgt guckten wir drei zu ihm. „Was ist nun!?“ „Es war schwierig. Wir mussten den Kleinen zweimal zurückholen und seine Lunge ist ziemlich mitgenommen. Ehm... Frau Hiwatari... Herr Coldfire... Wir können für nichts garantieren. Im besten Fall geben wir dem Jungen 20 Jahre Lebenszeit.“ „Nur!?“ Wieder kamen mir die Tränen. Nur 20 Jahre... Wie es wohl ist den Tod des eigenen Kindes zu erleben? Es machte mich fast wahnsinnig – ich konnte es kaum realisieren. Ich fragte mich, was wir wohl noch durchmachen würden mit einem derartig kranken Kind. Die ständigen Sorgen, Arztbesuche und Einschränkungen? „Dürfen wir ihn denn nun endlich mal sehen?“, fragte ich ungeduldig. Zu unsrer Freude stimmte er zu und holte den Kleinen rein. Er lag in einem Brutkasten und war an alle möglichen Geräte angeschlossen. Ein furchtbarer Anblick. „Habt ihr für ihn auch nen Namen?“, fragte Koshy, um uns ein bisschen abzulenken. „Clyde soll er heißen.“ „Süß... Jill und Clyde. Macht euch keinen Kopf, die dramatisieren so was doch nur.“ Leider schaffte es Koshy diesmal nicht mich zu beruhigen oder mich aufzubauen. Ich müsste mich erst an diesen Gedanken gewöhnen. Mein Leben entwickelte sich immer mehr zu einem Drama... Auch eine Zeit später, als wir alle wieder zu Hause waren und auch Clyde endlich stabil genug war, kam ich mit der Situation nicht klar. Die Wohnung wurde langsam zu klein für uns alle und ich war meist mit den Kindern alleine. Sie schrien beide, doch vor allem Clyde war ein richtiges Schreikind. Egal was man mit ihm machte – er schrie. Und das machte mich wahnsinnig. Koshy bot sich oft als Babysitterin an, doch selbst sie war geschafft, wenn sie den Kleinen nur zwei Stunden bei sich hatte. Er war der Erste, der Koshy aus der Fassung bringen konnte und das in dem Alter. Abends als Rick nach Hause kam war ich fertig mit den Nerven. Jill schlief bereits wie ein Engel, doch Clyde machte mit seiner Lautstärke große Probleme. „Da! Nimm du ihn! Ich ertrag das nicht mehr! Bin die nächsten zwei Stunden nicht erreichbar. Wo sind meine Ohrstöpsel!?!! WAAAAAH!!!!“ „Oookay... Na, dann komm mal her du kleine Heulsuse.“, sagte er belustigt zu dem Kleinen und kümmerte sich um ihn. Und ich war sauer, als ich wieder aus dem Bad kam. Ja, extrem sauer. Denn Rick besaß die Unverschämtheit sich einfach mit Clyde auf die Couch zu legen. Das Schlimmste daran war, dass er endlich die Klappe hielt! Sauerei! Da versuch ich ihn den ganzen Tag ohne Erfolg ruhig zu bekommen und Rick schafft es in ein paar Minuten... ~ Kapitel 7 ~ Lebenswandel ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)