Alice in Wonderland von extraordiNARY (Rückkehr der roten Königin) ================================================================================ Kapitel 4: Akt 4 - Vergangenheit -------------------------------- Akt 4 - Vergangenheit Wieso gehst du mir ständig aus dem Weg! "Aufstehen, Sonnenschein!". Müde schlug Alice die Augen auf und streckte sich einmal, ehe sie direkt in Miranas Gesicht sah. Sie sah genauso makellos aus wie immer, während sie etwas beruhigendes ausstrahlte. Alice zog die Beine an und stützte ihren Kopf auf ihren Knien. "Darf ich Euch etwas fragen?". Die weiße Königin sah sie überrascht an, lächelte dann jedoch. "Alles was du möchtest!". Die junge Frau im Bett nickte abwesend, wobei ihre Finger über die Decke glitten und unwillkürliche Muster zogen. Tarrant hatte sich gestern Abend wirklich seltsam benommen. "War der Hutmacher schon immer so verrückt?". Miranas Züge härteten sich, während sie nun recht besorgt aussah. "Das ist eine lange, traurige Geschichte!", sagte sie leise und nur zu gut erinnerte sie sich an den Tag, an dem der Jabberwacky den Zylinderclan vernichtet hatte. "Es war der Tag der Schreckensfurcht, als der Zylinderclan ein Fest gab. Tarrant stand neben mir, als sich der Himmel plötzlich verdunkelte. Die Bestie war furchterregend und der Jabberwacky verschonte niemanden. An diesem Tag starb der Zylinderclan aus und der Hutmacher war der letzte, der überlebt hatte. Seine Heimat, Weisheitsend, würde völlig zerstört. Die Wut und die Schuldgefühle haben ihn in den Wahnsinn getrieben!". Aufmerksam lauschte Alice der Geschichte. "Er hat keine Schuld an dem, was passiert ist! Er macht Grins mitverantwortlich, weil die arme Katze solch eine Angst hatte, dass sie verschwand. Sie hat sich einfach aus dem Staub gemacht, aber nicht einmal meine Krieger hatten etwas tun können. Wir alle waren machtlos!". Ein leichtes Lächeln trat auf ihr Gesicht und Alice lächelte zurück. "Mach dir keine Sorgen!", beteuerte sie mit gesenkter Stimme. "Es geht ihm schon viel besser!". Sie nickte. "Ich weiß!". Mirana ließ ihren Blick einmal durch das große Zimmer schweifen. Das Himmelbett in dem Alice lag, war riesig. Darin hätten sicher mindestens vier von ihr Platz haben können, die weißen Vorhänge wirkten wie Wolken und die Spitze am Saum machte das Ganze noch verträumter. Das Mobiliar war weiß, genau wie der Rest im Zimmer und mit aufwändigen Mustern verziert. Nur das Bild des Hutmachers, auf dem Nachttisch, war definitiv neu. "Hmm.... Du hast einen Sinn für außergewöhnliche Kunst!". Sie erhob sich und schien beinahe zur Tür zu schweben. "Thackery hat Frühstück gemacht. Du solltest ihn nicht warten lassen!". Alice schlug die weiche Decke beiseite und schwang die Beine aus dem Bett, ehe sie zu dem Kleiderschrank lief und ein paar der Sachen begutachtete. Neben dem Kleid, dass die rote Königin ihr schneidern lassen hatte waren da noch zwei andere Kleider und ihr Gewand, dass sie bei ihrer ersten Ankunft in Mamoria bekommen hatte. Alle am Hofe trugen es. Langsam griff sie nach den beiden anderen Kleidern, als sie Stimmen auf dem Flur vernahm. Jemand räusperte sich und dann war es plötzlich still. Tock. Tock. "Du kannst da jetzt nicht rein!", zischte jemand und dann erklang ein dumpfes Geräusch. Ein anderer stieß Flüche aus, dann war es wieder still. Tock. Tock. Alice schlüpfte hastig in ein Kleid und sah in den Spiegel. Es war aus verschiedenen Grüntönen. Tyll raffte sich am Ende und bauschte das ganze zusätzlich auf. Oberhalb war der Stoff dunkler und mit einem Muster verziert, dass die junge Frau nicht kannte. Es hatte jedenfalls Ähnlichkeit mit Orchideen, allerdings bezweifelte Alice, dass diese wirklich gemeint waren. Träger hatte das Kleid ebenfalls nicht, jedoch eine Kordel, die um die Hüfte gebunden war und schließlich im Tyll versank. "Sehr schön! Bist du fertig für das Frühstück?" Die junge Frau drehte ihren Kopf leicht und sah dem Hutmacher ins Gesicht. "Wie kommt es eigentlich, dass ich dich nie bemerke?". Er lächelte geheimnisvoll und zog etwas hinter seinem Rücken hervor. "Der ist für dich!". Ihr Blick glitt von seinem Gesicht in seine Hände, ehe sie nach dem Hut griff. Er war nicht groß, aber ebenfalls in Grüntönen. Feinste Spitze bildete das Muster, das sich in einem Seidentuch zu verlieren schien. Das blasse Grün wirkte beruhigend und Alice strich mit den Fingerspitzen über die Seide. Eine kleine Schleife, aus einer Kordel bildete den Abschluss, während das Ende der Kordel hinten überhing. Sie drehte ihn ein wenig und entdeckte eine weiße Blume, die unter das Tuch gesteckt war. "Setz ihn auf!", drängte er und nahm ihr die Aufgabe auch sogleich ab. Vorsichtig ließ er das Kunstwerk auf ihr Haupt sinken. "Er ist wunderschön! Danke!", sagte sie leise und Tarrant nickte. "Fast so schön wie du!". Er hatte versucht ihre Makellosigkeit einzufangen. Sie in diesem Hut widerzuspiegeln, wie sie auf ihn wirkte, doch er musste nüchtern feststellen, dass dieses Werk nicht annähernd an ihre Schönheit herankam. Ihm wurde klar, dass keins seiner Werke das jemals schaffen würde. "Du lässt den Hut noch vor Neid erblassen!". Alice lachte leise und zupfte schließlich an dem Tyll. Ihr Blick glitt zur Tür, doch wer auch immer sich mit dem Hutmacher gestritten hatte, war nicht mehr da. Tarrant hatte also mit ansehen müssen wie seine Heimat und seine Familie ausgelöscht wurden. Alice kannte das Gefühl von Einsamkeit. Ihre Familie war zwar noch intakt, aber außer ihrem Vater schien sie niemand verstanden zu haben, aber vielleicht wollten sie das auch gar nicht. Nachdem Charles gestorben war, hatte Alice eine unergründliche Leere in sich verspürt und plötzlich glaubte sie, von allen verlassen zu sein, aber das Leben ging oft viel kompliziertere Wege. Sie sah dem Hutmacher immer noch in die Augen und er sah zurück. „Wir sollten runter!“, sagte er mit kratziger Stimme und drehte hatte sich schon halb umgedreht, ehe Alice nach seiner Hand griff und ihn zurückzog. „Warte!“, sagte sie bestimmt. Noch einmal würde sie nicht zulassen, dass er sie einfach so stehen ließ. „Wieso gehst du mir ständig aus dem Weg!“. Er sah sie überrascht an, während seine Augen sich weiteten. „Tu ich doch gar nicht! Überhaupt nicht! Ich geh dir ganz und gar nicht aus dem Weg! Ich..!“. „Hutmacher!“, unterbrach sie ihn und er schnappte nach Luft. „Alles gut!“, krächzte er nervös und zupfte an der Schleife um seinen Hals. „Alles gut!“. Er sah die Frau vor sich an. Sie war schon lange nicht mehr das kleine verwirrte Mädchen, dass so fasziniert von Unterland war, lange nicht mehr das kleine Mädchen, dass glaubte zu träumen. Sie war erwachsen geworden, genau wie er und plötzlich sah er sie mit völlig anderen Augen. „Ich….wir sollten wirklich nach unten!“. Seufzend gab Alice es auf und lief an ihm vorbei. „Na schön!“, sagte sie schließlich und trat hinaus auf den Flur. Irgendetwas stimmte nicht und es würde der Moment kommen, wo sie ihn festnageln würde. Dann würde er reden müssen, komme was wolle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)