Die Sinne eines Jägers von abgemeldet (Wer hat Angst vorm Haifischmann?) ================================================================================ Kapitel 84: Wertschätzung? Fehlanzeige! --------------------------------------- „Wer stört?“ brummte Kakuzu ungeduldig, als es von draußen schwach an seiner Zimmertür klopfte. Der Schatzmeister hatte es sich gerade mit einem Tässchen Tee und seiner Kasse im Bett gemütlich gemacht, und damit begonnen, die Wochenbilanz zu ziehen. „Ich bin´s, Tilya!“ piepste das nervtötend unsichere Stimmchen durch das dicke Holz. „Ich muss mit Ihnen reden! Darf ich bitte reinkommen?“ Kakuzu verdrehte die grünen Augen. Was wollte die kleine Alverliekin nun schon wieder von ihm? Hoffentlich hatte sie nicht schon wieder vor, Beichte darüber abzulegen, welches Möbelstück oder Haushaltsgerät sie nun schon wieder zu Schrott verarbeitet hatte. Seit die Kleine hier war, so kam es ihm vor, hatte fast die komplette Inneneinrichtung des Hauptquartiers einmal grunderneuert werden müssen. Die Ausgaben für Hygieneartikel, Küchenbedarf und Textilien waren jedenfalls mindestens um das Doppelte angestiegen, und besonders der exzessive Verbrauch an Toilettenpapier und an Seife ließ erahnen, dass nach Konan nun wieder ein Weibsbild unter den Akatsuki hauste. Wenn es aber nur dabei geblieben wäre… Um es durch die Blume zu sagen: Wenn man wollte, dass etwas zu Bruch ging, musste man es einfach nur der Alverliekin in die ungeschickten Händchen geben, und maximal eine viertel Stunde warten… Der Schatzmeister knirschte angespannt mit den Zähnen. Aber Kakuzu unterließ es, Tilya mit wütendem Gebrüll fortzuscheuchen. Zum einen zeigte immer noch die gute Laune, die ihn befallen hatte, seitdem er seinen verhassten Partner sprichwörtlich in der Luft zerrissen hatte, ihre Wirkung. Und zum anderen würde er die alverliekische Nervensäge später noch, zum Wohle der Finanzen, um einen kleinen Gefallen bitten müssen… Resignierend stellte er die Kasse beiseite, und legte den Packen Geldscheine, den er gerade hatte zählen wollen, in seinen Schoß. „Die Tür ist offen…“ murmelte er also versöhnlich, und wartete, bis das gefiederte Etwas sein Zimmer betreten hatte. „Nun, was hast du mir dieses Mal Spannendes zu berichten, mein Kind?“ schnarrte der Nuke-nin gelangweilt, und nippte genüsslich an seinem Tee. „Erzähle! Was ist dir nun wieder kaputt gegangen?“ Tilya fuhr sich nervös durch die Federn. „Also… um genau zu sein, ist MIR gar nichts kaputt gegangen. Wohl eher Ihnen, wie ich annehmen darf, Herr Kakuzu…“ „Was…? MIR?!“ Der vernarbte Akatsuki richtete sich steil in seinen Laken auf. „Ja, Ihnen. Es geht nämlich um Hidan!“ Kakuzu entspannte sich wieder, und ließ ein breites Lächeln um seine zusammengenähten Mundwinkel spielen. „Aaah, sag das doch gleich…“ raunte er der Alverliekin mit seiner dunklen Stimme beruhigt zu. „So, hast du ihn also gefunden?“ „Ja. Zumindest Teile von ihm. Ich wollte den Rosmarin einfrieren…“ murmelte Tilya vorwurfsvoll. „Verstehe…“ „Verstehe? Mehr haben Sie nicht dazu zu sagen? Bei allem Respekt, Herr Kakuzu,- können Sie sich überhaupt vorstellen, wie schmerzhaft es sein muss, bei lebendigem Leibe eingefroren, und dann wieder aufgetaut zu werden? Wenn Sie bisher immer so grausam und brutal mit ihrem Partner umgegangen sind, dann wundert es mich gar nicht mehr, dass er so verrückt geworden ist!“ „Das war mit Sicherheit nicht mein Verdienst. Der war schon immer so übergeschnappt, Mädchen!“ winkte Kakuzu müde ab. „Und ich werde hier auch noch irre, wenn das hier so weiter geht!“ schrie Tilya außer sich. „Wissen Sie, wie furchtbar es war, Hidans Einzelteile zusammen zu suchen? So viel Blut… Oh, du lieber Himmel, jetzt verstehe ich auch endlich, warum Kisame und Deidara so ein Theater in der Küche veranstaltet haben! Und die beiden haben mir auch noch weißmachen wollen, dass das alles nur Erdbeersaft war, auf dem Boden, auf den Möbeln…“ Jetzt verschluckte sich Kakuzu fast an seinem Tee. „Sag bloß, du hast von der roten Schmiere genascht?“ lachte er heiser. „Glücklicherweise nicht! Zum Kotzen!“ schimpfte Tilya. Kakuzu grinste schadenfroh in sich hinein. „Wie bedauerlich…“ Was wohl passierte, wenn man vom Blut eines Jashinisten trank? Er kannte nur die umgekehrte Version, in der Hidan sich das Blut seiner Opfer einverleibte, um sie dann in einer endlos langen Zeremonie seinem Gott zu übergeben. Wie zeitspielig dieser Humbug doch war! Und Zeit war Geld! Und Geld war Kakuzus Ansicht nach die einzige gültige Religion. Tilya verzog angewidert den Mund, bei dem Gedanken, Hidans Blut von ihrem Finger geleckt haben zu können, in der fälschlichen Annahme, es hätte sich dabei um Erdbeersaft gehandelt. Wenn Hidans aufschneiderische Geschichten über seinen immensen Weiberverschleiß den Tatsachen entsprachen, dann war sein roter Lebenssaft wahrscheinlich ein einziger Cocktail aus allen möglichen Menschen-Viren! Igitt! Deidara und Kisame würde sie noch etwas zu dieser Angelegenheit husten, auch, wenn die beiden sie wahrscheinlich nur zu ihrem Besten angelogen hatten… „Na, was ist denn nun?“ unterbrach sie Kakuzus leises Gelächter endlich. „Hidans Einzelteile befinden sich gerade in einem halbwegs anatomisch korrekten Arrangement in der Flur-Garderobe. Nur noch die Arme fehlen uns. Und natürlich das entsprechende Nahtmaterial…“ Tilya tippte Kakuzu bedeutungsvoll auf eine Naht an seinem Arm, damit auch unmissverständlich klar wurde, dass nun sein Einsatz gefordert war. Kakuzu wich vor der plötzlichen Berührung reflexartig mit einer ruckartigen Bewegung zurück, und verschüttete dabei den heißen Tee auf seinen Schoß. Und somit auch auf das Bündel Geldscheine, welches noch immer dort verweilte. Nur der letztere Umstand entlockte dem Akatsuki einen gequälten Schrei. „Ach, du lieber Himmel, Entschuldigung!“ rief Tilya aus, griff geistesgegenwärtig in die Kasse, nahm sich ein weiteres Bündel Geldscheine, und versuchte damit verzweifelt, den heißen Tee von Kakuzus Hose zu wischen. Scheiße! Jetzt hatte sie es doch noch vermasselt! Aber so richtig! Dem Nuke-nin fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er sah, was Tilya da für eine Ungeheuerlichkeit veranstaltete. Dass sie es überhaupt wagte, ihn einfach anzufassen, war ja schon allerhand, aber wie kam sie dazu, die wertvollen Scheine derart zu vergewaltigen?! „Bist du irre?!!“ schrie er fassungslos vor Wut. „Was machst du da mit meinem Geld, du dummes Stück?“ „Na, ich rette Ihnen Ihre Haut, Mann!“ fauchte Tilya zurück. „Was interessiert mich dieses blöde Papier dort? Sie haben gerade brühend heißes Wasser auf ihre Oberschenkel gegossen! Das muss doch weh tun?!“ „Das, was du da mit meinem Geld machst;- DAS tut mir weh!!“ brüllte der Schatzmeister atemlos. „Hey!! Was machst du da, du durchgeknalltes Biest?“ Tilya hatte begonnen, an seinen Hosenbeinen herumzuzerren, während er wie wild versuchte, die durchnässten Scheine trocken zu pusten. „PACK! MICH! NICHT! AN!“ knurrte Kakuzu drohend zwischen zwei Atemzügen. „Sie müssen sofort Ihre Hose ausziehen, und die verbrannten Stellen unverzüglich mit kaltem Wasser kühlen, Kakuzu!“ widersprach die Alverliekin drängend. Kakuzu aber dachte nicht daran. Zuerst musste sein kostbares Geld gerettet werden! „Ich muss gar nichts! Verzieh dich! Aber flott, oder ich dreh dir den Hals um!“ „Nun stellen Sie sich nicht so an, oder wollen Sie unbedingt ein paar hässliche Brandblasen davontragen?“ „Sehe ich vielleicht so aus, als würde mich das noch jucken?!“ gellte Kakuzus tiefe Stimme durch das Zimmer, als er vielsagend auf die unzähligen Nähte deutete, die seinen Körper entstellten. Tilya schüttelte den Kopf, und verließ fluchtartig das Zimmer. Jedoch nur, um wenige Augenblicke später mit einem klatschnassen Waschlappen zurückzukehren, den sie Kakuzu ohne weitere Umstände auf den Schoß klatschte. Das eisige Nass durchtränkte Kakuzus Tee-besudelte Hosenbeine, sowie ein paar der frisch getrockneten Scheine, die er sorgsam neben sich auf die Laken gebettet hatte. Langsam sah Kakuzu zu ihr auf. Wenn die giftigen Blicke aus seinen smaragdgrünen Augen hätten töten können, wäre Tilya längst mausetot aus ihren Pantoffeln gekippt. Kakuzu musste den letzten Rest seiner Beherrschung aufbringen, um seine Mordgelüste nicht in die Tat umzusetzen. Er brauchte diese gefiederte Plage noch… und zwar lebendig! Eine Menge Geld stand auf dem Spiel… Bedeutend mehr sogar, als ihn die Kleine bisher gekostet hatte… Tilya stand immer noch neben seinem Bett, und glotzte mit ihren großen Augen auf ihn hinab, als warte sie auf etwas. Kakuzu atmete einmal tief durch. „Überlegst du dir gerade, was du NOCH anstellen könntest, um mir den Abend zu versauen, Kleine?“ „Nein… ich… ich wollte nur wissen, wie es Ihnen geht…“ Kakuzu verzog seinen Mund zu einem verzerrten Grinsen. „Oh, Danke, der Nachfrage, meine Teure! Ich denke, es würde mir bedeutend besser gehen, wenn du jetzt endlich VERSCHWINDEST! Und zwar schnell, bevor noch etwas anderes, noch furchtbareres passiert…“ Tilya scharrte mit den Füßen. „Natürlich, natürlich! Es tut mir wirklich sehr leid, was eben passiert ist!“ „Ja, ja… Was glaubst du, was MIR alles leid tut…?“ „Wenn Sie etwas brauchen…“ „…werde ich ganz bestimmt NICHT nach DIR rufen, wenn mir meine Nerven und mein Geld lieb sind!“ Die Alverliekin schluckte betroffen. „Das kann ich vollkommen verstehen… Aber was ich Sie noch fragen wollte…“ „WAS?!“ „…Hidan… er wartet ja noch immer auf seine Arme, und Ihre Kunstfertigkeiten, Kakuzu.“ Kakuzu starrte Tilya entgeistert an. „Sag mal, ist das dein Ernst, Kleine? Ausgerechnet DU bittest mich darum, den Typen wieder zu reparieren, der dich behandelt, wie den letzten Dreck? Hast du schon vergessen, was der respektlose Nichtsnutz letzte Nacht mit uns beiden abgezogen hat? So langsam verstehe ich, warum ihr Spitzohren zu einem aussterbenden Volk geworden seid!“ Tilya räusperte sich verwirrt. „Vergebung ist der erste Schritt zum Frieden. Nun, tun Sie es nun, oder nicht?“ „Nein!“ bellte Kakuzu unwirsch. „Der Kerl soll ruhig ein bisschen schmoren für das, was er getan hat! Und DU solltest mir dankbar dafür sein, dass Hidan durch mich endlich seine überfällige Lektion erteilt bekommen hat! Deinen Meister hingegen scheint es ja kaum interessiert zu haben, was dieser weißhaarige Hohlkopf mit dir angestellt hat. Ansonsten hätte er den Typen wohl kaum ungeschoren davonkommen lassen…“ Den letzten Satz hatte der Schatzmeister betont gehässig ausgesprochen. Doch Tilya zeigte sich, zumindest nach außen hin, unbeeindruckt. „Dafür bin ich ihm auch dankbar. Mein Sempai hatte außerdem sicherlich gute Gründe für sein Handeln.“ Der Vernarbte stieß abfällig die Luft zwischen den Zähnen aus. „Quatsch! Sieh es endlich ein, Püppchen! Du bist für ihn nichts weiter, als ein Gegenstand, verwendbar zum mehrmaligen Gebrauch. Du bist ersetzbar. Und außerdem eine Fehlanschaffung, wenn du mich fragst. Warum sollte er sich wegen dir die Finger an so einem Drecksstück wie Hidan schmutzig machen?“ „Weil er es bereits einmal getan hat, und ich ihn dezent darauf hingewiesen habe, dass ich keinen gesteigerten Wert auf solche hirnverbrannten Aktionen lege. Ganz im Gegenteil sogar!“ verteidigte Tilya sich und ihren geliebten Meister verzweifelt. „Unsinn. Es scheint mir eher so, als ob der Blauling langsam, aber sicher sein Interesse an dir verlieren würde. Ich habe sowieso nie verstanden, was er je an dir gefunden hat. An dir ist nichts dran, du hast zwei linke Hände, und man hört von dir nichts weiter als Gejammer und Rumgezicke. Du musst ja eine wahnsinnig gute Nummer im Bett abgeben!“ „Wie, bitte?“ stieß die etwas verunsicherte Alverliekin zerstreut hervor. „Na, ansonsten hätte es der Hoshigaki doch niemals so lange mit dir ausgehalten, oder? Ich, an seiner Stelle, hätte so ein unerfahrenes, mageres, unfruchtbares Ding wie dich schon längst umgetauscht… oder umgebracht…“ Kakuzu unterbrach sich selbst in seinen verletzenden verbalen Ausschweifungen. Die junge Frau wirkte, als hätten sie seine Worte tief getroffen. Sie war augenscheinlich den Tränen nahe, doch Kakuzu durfte es sich nicht vollends mit der Alverliekin verscherzen. Er hatte noch einiges mit ihr vor. Und wenn alles glatt lief, ließ sich die schmächtige Kleine am Ende noch mit barem Gold aufwiegen… Aber sie musste in dieser Angelegenheit mitspielen, also war es besser, wenn Kakuzu in nächster Zeit auf seine Sticheleien und Beleidigungen ihr gegenüber verzichtete… auch, wenn es ihm schwerfallen würde… „Wie auch immer…“ räumte er also versöhnlich ein. „Ich werde dir unser allseits geliebtes Schandmaul schon wieder zusammenflicken. Aber nicht mehr heute. Strafe muss sein.“ Tilya nickte gedankenverloren. Ihr Blick fiel unter Kakuzus Bett. Hidans Arme ragten unter ihm hervor, genauer gesagt, seine beiden Hände. Offensichtlich hatte Kakuzu sich einen Spaß daraus gemacht, diese als lebendigen Abakus zweckzuentfremden. Die linke Hand streckte alle fünf Finger von sich, während die rechte nur den Daumen emporhob. Daneben lagen sechs pralle Bündel Banknoten. „Okay…“ murmelte die fassungslose Alverliekin verwirrt, und wiegte sich unwillkürlich zu den donnernden Rhythmen, die immer noch aus Peins Büro drangen, vor und zurück. „Ich werde jetzt wohl besser noch mal nach dem Leader sehen, bevor ich Hidan die frohe Botschaft verkünde…“ sprach sie monoton. Kakuzu feuerte einen gereizten Blick aus seinen stechenden Iriden auf das junge Mädchen ab. „Was willst du mir damit sagen? Soll das etwa eine Drohung sein? Ich lasse mich weder unter Druck setzen, noch lasse ich mich erpressen. Vor allem nicht von solch einem Jungspund, wie dir! Ich werde Hidan schon wieder zusammennähen, aber erst MORGEN!“ Tilya verstand nicht recht, warum sich der Schatzmeister nun wieder angegriffen fühlte. „Ja, ich habe das sehr wohl verstanden. Aber ich finde, dass der Leader darüber auch in Kenntnis gesetzt werden sollte, bevor Hidans Wutgebrüll ihn auf die augenblickliche Situation aufmerksam macht. Stellen Sie sich vor, wie der Leader wohl reagieren würde, wenn er den zerstückelten Hidan unvorbereitet in der Garderobe vorfindet. Er scheint momentan sowieso ziemlich gestresst zu sein. Vor allem die ständigen Zwistigkeiten unter euch Männern setzen ihm immer mehr zu. Finden Sie es nicht besser, wenn ich ihn schonend über Hidans momentanen Zustand informiere, bevor er selbst herausfindet, dass Sie ihn zerfetzt haben, und dann womöglich komplett ausflippt?“ Kakuzu zuckte mit den Schultern. Sollte Tilya doch machen, was sie wollte! Er war der letzte, der sie davon abhalten würde, den Blitzableiter des Hauptquartiers zu spielen! „Tu, was du nicht lassen kannst…“ „Ich werde versuchen, ein gutes Wort für Sie einzulegen, Kakuzu.“ „Kannst du dir sparen. Ich bezweifle sowieso, dass der Leader überhaupt den Nerv dazu hat, deinem Gequassel Gehör zu schenken.“ „Das werde ich ja merken, wenn es soweit ist. Na, dann… gute Nacht, Herr Kakuzu.“ Statt einer Antwort schleuderte Kakuzu der Alverliekin den nassen Waschlappen an den Hinterkopf, als sich Tilya zum Gehen wandte. Mit stoischer Gelassenheit zupfte sich Tilya das triefende Stück Frottee aus den Federn, und schloss leise die Tür hinter sich zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)