Birthday Origins von Sky- (Beyond Birthdays ganze Geschichte) ================================================================================ Kapitel 3: Angst ---------------- Beyond konnte zunächst nicht glauben, was er da sah. Sein bester Freund lag in einer großen Blutlache und war leichenblass und bereits nicht mehr bei Bewusstsein. Doch Beyond Birthday wäre nicht er nicht gewesen, wenn er zurückgewichen und das dahinsterben seines Freundes tatenlos mit angesehen hätte. Er schnappte sich ein Handtuch, schnürte die Wundstelle fest zu und lehnte den Arm auf den Rand der Badewanne damit er nicht noch mehr Blut verlor. Zum Glück lebte er gerade noch so, aber wenn nicht schnell Hilfe kam, dann war es zu spät. Er rannte auf den Gang und rief um Hilfe. Die kam auch sofort und als man den mehr toten als lebendigen Andrew Asylum im Bad sah, wurde sofort ein Rettungswagen geholt, der ihn ins Krankenhaus brachte. Es war Rettung in letzter Sekunde und viele glaubten, dass er längst tot wäre, wenn er ihn nicht rechtzeitig gehandelt hätte, geschweige denn, gefunden hätte. Doch Beyond wusste es besser. Es war Schicksal, dass A weiterleben würde, denn sein Todesdatum war erst in zwei Jahren. Doch das behielt er für sich und überlegte sich, was er tun könnte, um diesen zu verhindern. Wenn Andrews Zustand sich weiterhin verschlechtern würde, dann wäre ihm überhaupt nicht mehr zu helfen. Er musste schnellstens mit Roger sprechen, den Stellvertreter Wataris. Rogers Büro war im Erdgeschoss in der Nähe der Bibliothek und die meiste Zeit besetzt, weil jeder irgendetwas mit ihm zu besprechen hatte. Beyond klopfte an und wartete auf eine Antwort. Ein „ja“ kam von der anderen Seite her und Roger winkte ihn freundlich herein. „Ah B, gut dass du kommst. Dich wollte ich noch wegen der Sache mit A sprechen.“ „Dieses Thema ist auch mein Anliegen, weshalb ich mit Ihnen sprechen wollte.“ „Sehr gut. Nun denn, zuerst einmal möchte ich dich für deinen schnellen Rettungseinsatz loben. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn wir nicht so schnell vor Ort gewesen wären. Nun, was ich mit dir besprechen wollte ist der Zustand von ihm: Er wird zwar durchkommen, aber ich mache mir Sorgen wegen seines Selbstmordversuches. Gibt es irgendetwas, was der Grund dafür war?“ Beyond musste wieder an dieses schreckliche Szenario denken, als er das viele Blut auf dem Boden und dem Waschbecken sah. Ihm wurde schlecht und am liebsten hätte er sich übergeben, doch er riss sich zusammen und versuchte ruhig zu bleiben. „A steht unter unglaublichen Leistungsdruck weil er als L’s potentiellen Nachfolger ausgewählt wurde. Anders als andere Kinder kann er mit dem ganzen Stress nicht umgehen und hält diese Belastung zurück. Ich bitte Sie Roger! Nehmen Sie A als Nachfolger zurück!“ Der grauhaarige Mann legte die Stirn in tiefe Falten, faltete die Hände und seufzte schwer. „Das geht leider nicht so einfach. Das muss ich erst mit L besprechen und der ist zurzeit nicht erreichbar.“ „Was soll das heißen nicht erreichbar?“ schrie Beyond wütend und schlug mit den Fäusten auf den Tisch. „Während der Herr Meisterdetektiv in irgendwelchen Fällen steckt, wird A’s Zustand immer schlechter. Wenn wir nichts unternehmen, dann wird er sterben und dann klebt sein Blut an Ihren und L’s Händen. Verdammt, wozu sollen wir L nacheifern, wenn wir ihn weder erreichen, noch mit seine Unterstützung rechnen können? Wenn Sie mir nicht helfen wollen, dann suche ich selbst eine Möglichkeit, diesen verdammten Herrn Detektiv zu erreichen, koste es was es wolle.“ Ohne auf Roger zu hören, verließ Beyond das Büro und schlug die Tür zu. In ihm kochte es. Er war wütend auf Roger, der alles nur darauf abrollte, dass L unerreichbar sei und er war wütend auf L, dem irgendwelche blöden Fälle wichtiger waren. Es ging nicht anders, er musste selbst etwas unternehmen, damit Andrew seinem Schicksal entgehen konnte. Er setzte sich auf die Treppe vor dem Eingang und hätte am liebsten geheult, doch das würde seinen Freund auch nicht retten. Nachdenklich sah er den anderen beim Spielen zu und überlegte, wie er mit L in Kontakt treten könnte. L erreichte man immer über den Computer, obwohl… das war auch nicht ganz wahr... L war immer derjenige gewesen, der als erster Kontakt aufnahm, wenn er seinen Schützlingen etwas beibringen wollte. Folglich musste Beyond einen Computerhacker auftreiben und einen guten noch dazu. Jetzt fiel es ihm ein: Othan Ohlew mit dem Decknamen Oliver war für sein Alter ein richtiger Computerspezialist und arbeitete zurzeit an einem Hackprogramm, welches er Hackschlüssel nennen wollte. Er ging hoch zu den Zimmern und blieb vor der Nummer 10 stehen. Auf sein Klopfen kam keine Antwort, also musste Othan woanders sein. Er suchte in der Bibliothek, im Musikzimmer und im Speisesaal nach ihm, jedoch ohne Erfolg. Erst als er die Informatikräume aufsuchte, fand er ihn schließlich am Computer sitzen. Othan Ohlew war ein schottischer Waisenjunge, zwei Jahre jünger als Beyond und in Sachen Computern begabter als jeder Erwachsener. Sein dunkelrotes Haar war kurz geschnitten und er hatte viele Sommersprossen im Gesicht. Als Beyond die Tür öffnete und seinen Decknamen rief, zuckte dieser erschrocken zusammen und wäre beinahe vom Stuhl gefallen. „B, hast du mich aber erschreckt. Was gibt’s denn? Brauchst du irgendwo Hilfe?“ „Oliver, das ist wahrscheinlich die wahrscheinlich schwerste Aufgabe, die ich von dir verlangen kann: Ich möchte, dass du dich in L’s PC einhackst.“ Eine Weile lang starrte Othan Ohlew den Hereingeplatzten mit großen grünen Augen an. Beyond hätte damit gerechnet, dass dieser laut loslachen und ihn einen Spinner nennen würde, aber dem war nicht so. „So ein Zufall, ich arbeite gerade an einem Programm, das ich für L schreiben soll. Es soll jede Firewall deaktivieren und auf sämtliche Computer zugreifen können. Er braucht das Programm für einen riesigen Bioskandal, dem er auf der Spur ist. Warum willst du eigentlich seinen PC hacken?“ „Ganz einfach. A hält diesen Leistungsdruck nicht lange aus und Roger meint, dass nur L entscheiden könne, wer sein Nachfolger werden wird. Aber der Alte meint, dass der Meisterdetektiv nicht erreichbar ist und mir läuft die Zeit davon. Ich habe leider keine Ahnung vom Computerhacken und brauche deshalb deine Hilfe!“ Eine Zeit lang schwiegen beide, dann wurde Othans Gesicht ernst und er nickte. „Hab verstanden. Gib mir drei Tage, um das Programm fertig zu stellen und wir können auf seinem Computer zugreifen.“ Für Beyond waren diese drei Tage viel zu lang, aber er hatte keine andere Wahl. Lieber wartete er drei Tage, als dass er tatenlos bis auf Andrews Tod warten würde. Othan versank voll und ganz in seiner Arbeit und auch Beyond hatte beschlossen, nicht untätig zu bleiben. Ein anderes Wammy-Kind hatte ihm erzählt, dass man sich als neuen Nachfolger qualifizieren könnte, wenn entweder der gewählte Nachfolger ablehnte, oder aber, dass man selbst den Nachfolger übertraf. Sein Bitten, dem Alptraum ein Ende zu machen, indem Andrew seiner Gesundheit willen aufgab und zurücktrat, blieb unerhört. Andrew erklärte, dass es sein Traum war, irgendwann genauso zu sein wie L, und dass er sich von nichts und niemanden aufhalten lassen würde. Er war hartnäckig und ließ sich nicht überreden, egal was Beyond auch versuchte. Also blieb ihm nur eine Möglichkeit: A zu übertreffen, um ihn zu retten. Ein sehr schweres Unterfangen. Die drei nächsten Tage verbrachte er ohne Schlaf und ohne Pause mit Lernen. Wenn er nicht lernte, dann war er entweder im Bad oder beim Essen, er schwänzte die Freizeitprogramme und schlief gerade mal ein bis zwei Stunden. Die anderen Kinder machten sich Sorgen um ihn und versuchten, ihm diese Schnapsidee auszureden. Doch all dies konnte ihn nicht davon abbringen. Die Angst vor dem Tod seines Freundes war sein Ansporn und somit nahm er die größten Strapazen auf sich. Als der dritte Tag sich dem Ende zuneigte, kam Othan Ohlew zu ihm und reichte ihm eine Diskette. „Damit müsste es gehen, aber bitte versprich mir, wirklich nur mit L zu reden und sie mir danach sofort zurückzugeben.“ Beyond legte die Hand auf Herz und schwor, dass er nur mit L sprechen und die Diskette danach zurückgeben würde. Ihm wurde noch schnell erklärt, was er zu tun habe und dann machte er sich an die Arbeit. Er nahm den Laptop, schloss das Mikrofon an und startete das Programm. Ein Fenster erschien, in dem stand „Bitte geben Sie den gewünschten Anschluss an.“ Schnell kramte Beyond den Zettel mit dem Anschlusscode und gab ihn ein. Es dauerte nicht lange, da erschien das L-Symbol und Beyond hatte nicht mehr den geringsten Zweifel, dass er jetzt mit L verbunden war. „Hallo L. Schön, dass ich dich mal sprechen kann.“ „Wer sind Sie wie haben Sie es geschafft, die Firewall zu brechen?“ Die Stimme war elektronisch verzerrt und klang gereizt. „Mein Name tut nichts zur Sache, ich bin eines der Wammy-Kinder in Winchester und will, dass du A als deinen Nachfolger zurückziehst. Wenn er weiterhin diesem Druck ausgesetzt ist, wird er sich umbringen! Vor drei Tagen hat er sich die Pulsadern aufgeschnitten.“ „Und auf welcher Position bist du, dass du mir Forderungen stellen kannst?“ „Ich bin im Besitz eines Programms, welches jedes beschissene System knacken kann. Wenn du nicht willst, dass ich deine gesamten Dateien und Systeme durcheinander bringe, dann zieh A gefälligst zurück. Ich habe im Moment nicht die geringste Lust für Aushörspielchen und wenn es zu spät ist, dann ist es deine Schuld, wenn A stirbt.“ Niemand in Wammys House hätte es gewagt, einen solchen Ton an den Tag zu legen, wenn er mit L sprach, aber Beyond war mit den Nerven am Ende und somit war es ihm völlig egal, ob er L mit Samthandschuhen anfasste oder ihm drohte. Eine Weile lang schwieg der unbekannte Detektiv, dann aber kam seine Antwort. „Ich lass mich nur äußerst ungern unbestraft unter Druck setzen, aber wenn A’s Lage so schlecht ist… ich werde alles Nötige in die Wege leiten.“ „Ich danke sehr und entschuldige mein unhöfliches Verhalten. Keine Sorge, ich werde das System nicht weiter beschädigen und manipulieren. Mein Ziel ist erreicht.“ Mit diesen Worten schaltete Beyond den Laptop aus und zog die Diskette heraus. Auf der Diskette war gut leserlich „Olivers Musiksammlung“ geschrieben. Wahrscheinlich zur Tarnung. Wie versprochen gab er Othan die Diskette zurück und wurde sofort gefragt, wie es gelaufen war. „Ganz gut. L war zwar sauer weil ich seinen Computer gehackt habe, aber er will etwas unternehmen.“ Dass er L erpresst hatte um an sein Ziel zu kommen, verschwieg er lieber, denn er wollte dem Jungen keinen Schreck bereiten. Trotz des kleinen Teilerfolges arbeitete Beyond weiter daran, Andrew alias A zu übertreffen und betete, dass er wenigstens ihn retten konnte. Er erinnerte sich an sein Versprechen, dass er sich und allen anderen gegeben hatte: Wenigstens einen einzigen Menschen wollte er retten. Und dafür war er bereit, alles aufzugeben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)