Birthday Origins von Sky- (Beyond Birthdays ganze Geschichte) ================================================================================ Kapitel 1: Ankunft in Wammys House ---------------------------------- Es war ein verregneter und grauer Regentag und eine sehr bedrückende Stille herrschte auf dem Friedhof. Langsam wurde der Sarg in das gegrabene Loch hinab gelassen, während der Pfarrer etwas aus seiner Bibel zitierte für die Verstorbene. Ein kleiner schwarzhaariger Junge weinte bitterlich und rief immer wieder nach seiner Mutter. Es war der kleine Waisenjunge Beyond Birthday, dessen Mutter gestern verstorben war. Gestern war auch sein Geburtstag gewesen und an diesem Tag hatte er die wohl schrecklichste Entdeckung gemacht, die er immer gefürchtet hatte, nämlich dass seine Mutter sterben würde. Er hatte geschrieen, geweint und sie angefleht, bloß nicht das Haus zu verlassen. Doch das Schicksal wollte, dass sie einen Anruf aus dem Krankenhaus bekam und mit dem Zug in die nächste Stadt zu ihrer Mutter fahren wollte und der Zug dabei verunglückte, wobei sie zum Opfer fallen musste. Für Beyond Birthday war es der schwärzeste Tag in seinem Leben und jetzt war er ganz alleine. „Warum?“ rief er während er hilflos mit ansehen musste, wie der Sarg aus Kirschholz mit seiner Mutter darin in der Erde verschwand. „Warum nur musstest du mir Mama nehmen?“ rief er zum Himmel und weinte bitterlich. „Gib mir meine Mama zurück!!!“ Als Antwort erleuchtete ein Blitz den dunkelgrauen Himmel und ein Donnergrollen unterbrach den Pfarrer bei seiner Rede. Weinend vergrub der Junge das Gesicht in den Händen und fühlte sich schrecklich einsam und verlassen. Nach der Beerdigung wurde besprochen, wer den Waisenjungen jetzt aufnehmen sollte. Die meisten fanden ihn unheimlich, weil er immer wieder behauptet hatte, dass er wüsste, wann die Leute starben und er ihren Namen wusste, bevor sie diesen genannt hatten. Man glaubte, der Junge hätte das zweite Gesicht und ein uralter Aberglaube besagte, dass Menschen mit dem zweiten Gesicht nur Unglück bringen würden. So kam es also, dass Beyond Birthday in ein Waisenhaus gehen musste. Er packte seine Sachen und sah sich ein letztes Mal im Haus um. Es schmerzte ihn sehr, das Haus zu verlassen, in dem er aufgewachsen war. So viele Erinnerungen hingen an diesen Ort und er musste wieder an seine Mutter denken. Sie hat ihn zwar für gestört gehalten, weil er glaubte, Namen und Lebenszeit sehen zu können und hat ihn dafür in die Psychiatrie geschickt, aber sie war der einzige Mensch, der ihm nahe stand. Und jetzt war sie tot. Er hatte gewusst, dass sie sterben würde und konnte es nicht verhindern. Seine Tante Abigale stand ungeduldig in der Tür. „Bist du fertig? Komm schon wir müssen gehen.“ „Du brennst ja richtig darauf, mich endlich loszuwerden, jetzt wo dir das Haus gehört.“ Zur Antwort bekam er eine Ohrfeige. „Halt den Mund du ungezogener Bengel! Sei froh, dass wir dich in ein gutes Waisenhaus in Winchester bringen und nicht in irgendein versifftes Loch!“ Wie sehr er sie doch hasste, genauso wie den Rest seiner verlogenen Verwandtschaft. Sie waren nichts Weiteres als gierige falsche Schlangen, die ihn nur verstoßen hatten, weil er anders war. Er packte seine Taschen in den Kofferraum des BMWs und setzte sich auf dem Beifahrersitz. Am liebsten hätte er seine Tante gesagt, dass sie in knapp zwei Jahren sterben wird, aber das wollte er sich lieber für den Abschied aufsparen. Sicher würde ihn seine Tante irgendwo aussetzen, wenn er sie jetzt noch mehr provozierte und das wollte er lieber nicht riskieren. Die Fahrt schien dem 10-jährigen Beyond Birthday wie eine Ewigkeit vorzukommen,gedankenverloren sah er aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft, die an ihm vorüber zog. Als sie dann endlich angekommen waren, wurden sie von einem älteren Herrn begrüßt, der dem Bild eines typisch englischen Butlers entsprach. Sein Name war Quillish Wammy und nach Beyonds Berechnungen zufolge, hatte dieser Mann noch etwa dreißig Jahre zu leben. Was er nicht wusste war, dass Quillish Wammy, der zu der Zeit 56 Jahre alt war, bereits nach der Hälfte der Zeit im Alter von 71 Jahren sterben würde. Sie stiegen aus dem Auto aus und wurden freundlich begrüßt. „Hier ist der Junge den sie unbedingt haben wollten. Er ist zwar sehr intelligent, aber ich möchte Sie darauf hinweisen, dass er etwas seltsam ist. Wenn er Ärger macht, dann können Sie meinetwegen machen, was Sie wollen aber sagen Sie mir nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.“ Mit diesen Worten wurden dem Jungen die Taschen vor die Füße geworfen und als seine Tante ins Auto einsteigen wollte, rief er ihr noch hinterher „mögest du in zwei Jahren eines dir angemessenen Todes sterben!“ Laut heulte der Motor des BMWs auf und fuhr in Windeseile davon, so als fürchte seine Tante, dass dieser Quillish Wammy es sich anders überlegen würde. Der ältere Herr lächelte ihm zu und half ihm beim Tragen der Taschen. „Sehr erfreut dich kennen zu lernen, Beyond Birthday. Mein Name ist Watari. Das ist dein neues Heim, wo deine Fähigkeiten weiter gefördert werden, um dir somit eine große Zukunft ermöglichen. Komm erst mal rein, dir ist sicher kalt.“ Beyond Birthday war erst einmal verwirrt, als Quillish Wammy sich mit falschem Namen vorstellte, doch er wollte es lieber für sich behalten, aus Angst er könnte fortgeschickt oder sogar wieder in eine Psychiatrie geschickt werden. In dem Haus war es menschenleer. „Dieses Waisenhaus wurde erst vor kurzem gegründet und ist deshalb noch leer. Aber keine Sorge, in der nächsten Zeit werden mehr Kinder hierher kommen. Ich werde dir erst einmal dein Zimmer zeigen.“ Sie gingen die Treppen hoch in die obere Etage mit mehreren Zimmern, an dessen Türen Messingnummern befestigt waren. Er hatte die Nummer 1. Watari klopfte kurz an und öffnete die Tür. Auf dem Bett saß ein rothaariger Junge mit Sommersprossen, der in ein Buch vertieft war, welches den Titel „Shakespeares gesammelte Werke“ trug. Er wirkte müde und erschöpft, doch seine Augen leuchteten auf, als er den Neuankömmling erblickte. „Das ist A, er wird dein Lernpartner und Zimmergenosse. A, das ist B. Ich hoffe ihr werdet gut miteinander auskommen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Watari wieder und Beyond stellte seine Taschen auf das leer stehende Bett. „Schön dich kennen zu lernen A“, murmelte der Schwarzhaarige etwas verunsichert. „Sag mal, wieso müssen wir uns bei diesen Buchstaben nennen?“ A zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber Watari möchte das so. Er meinte, es wäre besser, wenn unsere Identität geheim bliebe.“ Leider bleibt keine Identität vor mir geheim, dachte Beyond Birthday und packte seine Sachen aus. Nachdem sich die beiden näher bekannt gemacht hatten, gingen sie runter in die Teestube, eine Art Bibliothek in der es Tee und Gebäck gab. Sie setzten sich in alte Sessel und begannen mit dem Lernen. „Hier in Wammys House werden nur begabte Kinder aufgenommen um einem gewissen L nachzueifern.“ „Wer ist L?“ fragte Beyond Birthday verwirrt. Von dem hatte er noch nie etwas gehört und nicht einmal Watari hatte bis jetzt etwas von ihm erwähnt. A war verwundert, dass er das nicht wusste. „L ist ein genialer Meisterdetektiv, der im Alter von acht Jahren unzählige schier unlösbare Fälle gelöst hat. Der Wissenschaftler Quillish Wammy hat sein Talent entdeckt und dieses Waisenhaus gegründet, um einen späteren Nachfolger für L zu erziehen. Stell dir vor: Wir könnten genauso gut sein wie L…“ Zwar klang das für Beyond Birthday nicht sehr überzeugend, aber wenigstens musste er nicht in seine Schule zurück, wo er das Gefühl hatte, in seinem Wissen gebremst zu werden. Außerdem wurde er dort von allen gemieden, was an seiner Gabe lag. Er konnte, ohne ein einziges Mal daneben zu liegen, den Namen der Person nennen und allein das war schon unheimlich. Als er dann eines Tages feststellen musste, dass einer seiner Klassenkameraden an diesem Tag sterben würde, hatte dieser ihn gewarnt in der Hoffnung, sein Schicksal zu ändern. Dieser lachte ihn jedoch aus und nannte ihn einen Freak. Später dann wurde seine Leiche auf der Treppe gefunden. Er war gestürzt und hatte sich das Genick gebrochen. Da die Klasse zuvor mitgekriegt hatte, wie Beyond Birthday dessen Tod prophezeit hatte und dieser dann Erschreckenderweise sogar eingetreten war, wurde er ihnen unheimlich. Einige wollten wissen, wann und wie sie sterben würden, ein paar machten ihn zur Zielscheibe des Gespötts, weil sie ihn für schwachsinnig hielten und die anderen wichen ihm aus. Sie sahen ihn nicht an, redeten kein einziges Wort mit ihm und ignorierten ihn, wenn er sie ansprach. Beyond Birthday war für sie wie ein gefährliches Virus, vor dem sie Angst hatten, er könnte sie infizieren. Er begann mit der Zeit, sich selbst zu verletzen und als er seinen Lehrern von seiner Fähigkeit erzählte, sprachen sie mit seiner Mutter. Von ihr hätte er gehofft, dass sie ihm glauben und hinter ihm stehen würde, doch dem war nicht so. Sie glaubte, er würde unter dem Verlust seines Vaters leiden und schickte ihn in Therapie. Für seinen Vater hatte Beyond jedoch nie etwas empfunden. Wenn seine Mutter nicht zuhause war, war dieser meistens betrunken und misshandelte ihn. Davon hatte Beyond jedoch nie etwas erzählt, denn dann hätte er zugeben müssen, dass er es war, der seinen Vater getötet hat. Er war mit ihm in den Wald gegangen und hatte ihn mit seiner eigenen Waffe erschossen. Das ganze Magazin hatte Beyond verschossen, die Pistole in sein T-Shirt gewickelt, an einen Stein befestigt und im See versenkt. Zu dem Zeitpunkt war er acht Jahre alt, kurz bevor er in die Psychiatrie eingeliefert wurde. Den Mord hatte er niemals bereut und auch keine psychischen Schäden davongetragen. Er hatte es auch genauestens durchgeplant. Er hatte in seinem Rucksack ein zweites T-Shirt, für den Fall dass es Blutspritzer geben würde und alles so durchgeplant, dass er nicht in Verdacht geraten oder dass es Beweise gegen ihn geben würde. Schon damals hatte er einen außergewöhnlichen Intellekt und eine Kaltblütigkeit besessen, um seine Psyche zu schützen. „Sag mal Andrew, hast du vielleicht Lust…“, doch Beyond beendete den Satz nicht als er bemerkte, wie fassungslos A ihn anstarrte. „Was ist?“ fragte er verwirrt. „Woher weißt du meinen Namen?“ Oh Mist, dachte Beyond, als er endlich merkte, dass er gerade sein Geheimnis preisgegeben hatte. Wie sollte er das jetzt erklären? Dass es Zufall war, dass er seinen Namen heimlich irgendwo mitbekommen hatte? Nein, es würde nichts bringen… er musste A einweihen. „Dein Name ist Andrew Asylum. Weißt du, ich bin nicht wie andere Menschen. Seit meiner Geburt kann ich die Namen von Menschen und deren Lebenszeit sehen. Ich weiß, dass das bescheuert ist, aber…“ „Das ist ja abgefahren“, rief Allan begeistert und seine Augen wurden groß. „Du kannst tatsächlich die Namen jedes Menschen sehen?“ Etwas irritiert über Allans Reaktion nickte er. „Ja, auch von Fotos aber nicht von gezeichneten Bildern, von Toten, oder wenn ich ihre Gesichter nicht erkennen kann.“ Das begreif ich nicht, dachte der 10-jährige und wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Alle seine Mitmenschen hatten ihn ausgestoßen weil sie dachten, er sei ein gestörter Freak. Er schien endlich jemanden gefunden zu haben, der keine Angst vor seiner Gabe hatte und sah instinktiv auf den Zahlencode, der über Andrews Kopf schwebte. Er musste ihn nur noch umrechnen, sodass er die verbleibenden Jahre feststellen konnte. Doch davor fürchtete er sich sehr. Er wollte nicht noch einmal diesen Schreckenscountdown zum Tod ertragen. Also ließ er es lieber und war erleichtert, dass Andrew ihn nicht danach fragte. Hosted by Animexx e.V. 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