Was wäre wenn von Felicity (... der Kampf im Tal des Endes anders ausgegangen wäre? (eine Partner-FF von -NikaEvelina- und mir)) ================================================================================ Kapitel 6: Kleine (B)Engel -------------------------- Eine Woche. Eine ganze verdammte Woche war seit ihrem Erfolg, der ihm im Nachhinein doch verdammt klein vorkam, vergangen. Eine vermaledeite, unnütze Woche, in der sich nicht viel mehr getan hatten, als ewig durch die unergründlichen, immer gleichen Wälder des Feuerreiches zu laufen und gelegentlich mal eine kurze Trainingseinheit einzubauen, wenn sie gerade eine Pause machten. Es war mit das unsinnigste, was Sasuke seit langem getan hatte – das gemeinsame Bäumeklettern mit zusammengebundenen Beinen einmal ausgenommen – und mit jedem verstreichenden Tag und jeder Stunde, die sie wenn überhaupt mit standardmäßigen Kata- oder Wurfübungen verbrachten, verflog jedes bisschen Verständnis, das er für diese Reise überhaupt noch gehabt haben mochte. Dazu kam noch, dass er sich selbst nicht ganz im Klaren darüber war, wie genau er sich nun Naruto gegenüber verhalten sollte. Dieser eine Tag und die darauf folgende Nacht vor einer Woche waren seltsam gewesen. Zum einen, weil er sich über sich selbst wunderte, dass er sich nicht nur dazu hatte breitschlagen lassen, mit dem Volldeppen zusammenzuarbeiten, nein, dass er ihm gegenüber auch noch zugegeben hatte, dass er genauso gehandelt hätte, war ja wohl der Gipfel der Dummheit. Man sollte Naruto gegenüber niemals zugeben, dass er im Recht war… Spätestens nach den ersten beiden Tagen war ihm das wieder mehr und mehr bewusst geworden, nachdem der Blondschopf bei jeder kleinsten Kleinigkeit anfing ihn daran zu erinnern, dass er „das Richtige getan hatte“. Inzwischen zog Sasuke es vor gar nicht mehr auf so etwas zu antworten, sondern verdrehte nur noch die Augen. Zum anderen war der Tag seltsam gewesen, weil es sich… so unendlich normal angefühlt hatte. Etwas, das Sasuke nicht mehr gewohnt war. Mit Naruto war es irgendwie immer so. Einerseits gab es wenig, das ihn mehr hätte nerven können, als der orange Zappelphilipp, aber andererseits brachte er immer etwas Vertrautes, Alltägliches mit sich, dass Sasuke an seine frühere Kindheit erinnerte und, wie er mehr als widerwillig zugeben musste, irgendwie beruhigte. Auch jetzt, am späten Nachmittag des achten Tages, als sie – wieder einmal – einem schmalen Waldweg folgten, lief Naruto neben ihm und redete ununterbrochen auf ihn ein. Sasuke hörte ihm nicht zu, er hatte keine Ahnung, worüber er sprach, aber das war nicht schlimm. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es am einfachsten war Naruto zu ignorieren, wenn man ihn reden ließ und ab und an mal nickte oder schnaubte, damit der Idiot das Gefühl hatte, man würde ihm zuhören. Eine Antwort würde er ohnehin nie erwarten – und schon gar nicht von ihm – also musste er sich auch nicht die Mühe machen dem Wortschwall auch nur ansatzweise zu folgen. Seit sie gemeinsam den Baum hochgelaufen waren, schien der Trottel mehr und mehr das Gefühl zu haben, sie wären jetzt die dicksten Kumpel, denn auch wenn er sich zunehmend häufiger und lauter bei Kakashi beschwerte – und Sasuke gab ihm insgeheim Recht, auch wenn er nichts sagte und nur finster dreinblickte – die meiste Zeit über sprang er im wahrsten Sinne des Wortes um Sasuke herum und redete beinah ununterbrochen in einem für Sasukes Geschmack viel zu fröhlichen Tonfall. Entsprechend war er ein wenig unschlüssig, was er tun sollte. Naruto zum Schweigen zu bringen, würde aller Wahrscheinlichkeit nach damit enden, dass Kakashi sich eine ähnlich „sinnvolle“ Trainingsaufgabe wie das Beine-zusammenbinden ausdachte und das brauchte Sasuke wirklich nicht noch mal. Genauer betrachtet war einmal schon zu viel gewesen. Naruto weiter reden zu lassen allerdings war auch nicht gerade die beste Aussicht, da es nicht nur seine Nerven, sondern auch seine Ohren auf Dauer ordentlich in Mitleidenschaft ziehen würde. Und der Typ bezeichnete sich selbst als sein Freund? Na, vielen Dank auch, darauf konnte er getrost verzichten! „Oder, Sasuke?“ Blinzelnd schreckte Sasuke aus seinen Gedanken, als Naruto ihn unerwarteter Weise ansprach. Erwartungsvolle, große, blaue Augen sahen ihn fragend an und da es für ihn nicht in Frage kam, zuzugeben, dass er nicht aufgepasst hatte, tat Sasuke, was er meistens in solchen Fällen tat: Er warf ihm einen düsteren Blick zu. „Hn.“ Natürlich wäre Naruto nicht Naruto gewesen, wenn er sich so leicht hätte aus dem Konzept bringen lassen. „Ach, komm schon, so schlimm ist die Frage doch auch nicht, oder?“ Keine Ahnung, dazu hätte ich dir und deiner nervigen Stimme zuhören müssen… „Hn.“ „Sasuke~e!“, motzte der Blonde und stand offensichtlich kurz davor zu schmollen. „Hn.“ Das ist viel zu einfach, er lernt es echt nie… „Du Bastard, jetzt sag schon!“ Wenn ich wüsste, worum es geht, würde ich dir ja vielleicht sogar antworten, aber so… „Hn.“ „Arroganter Egoist!“ Okay, vielleicht auch nicht. „Hn.“ Zufrieden beobachtete er, wie Narutos Augenbrauen immer weiter nach unten wanderten. Warum machte es ihm nur immer wieder so viel Spaß den Blonden zu ärgern? Waren sie am Ende wirklich so etwas wie F…? „Sasuke, Naruto, wir sind da, wo bleibt ihr denn schon wieder?“ Ihr Ziel diesmal war ein etwas größeres, aber doch deutlich moderneres Dorf. Von der Größe und dem groben Aufbau her entsprach es wohl etwa der Hälfte Konohas und besaß damit offensichtlich deutlich mehr Einwohner als der weitaus größere Teil der Siedlungen des Feuerreichs von sich behaupten konnte. Jiraiya schien sich hier auszukennen, er lief sogleich voraus und führte sie zielstrebing durch eine kleinere Einkaufsstraße dorthin, wo Kakashi den Dorfmittelpunkt vermutete. Er selbst war noch nicht hier gewesen, fand den Ort aber auch nicht wirklich spannend und behielt viel lieber seine beiden Schüler im Auge, die sich gerade mehr oder weniger offen umsahen. Naruto machte wie immer keinen Hehl aus seiner Neugier und hopste immer wieder glücklich von einem Stand zum anderen, während er Sasuke, der grummelnd und mit in die Hosentaschen gesteckten Händen nebenher lief, mehr als einmal regelrecht mitschleifte. Ein leichtes Schmunzeln breitete sich ungesehen auf Kakashis Gesicht aus, als er zusah, wie Naruto gerade versuchte Sasuke zum Kauf einer Schlafmütze zu überreden und ihm eine aufsetzen wollte. Wahrscheinlich hatten sie es selbst nicht einmal gemerkt, aber die beiden waren bereits wieder viel besser aufeinander abgestimmt und seit dem vermutlichen Vorfall am Abend vor über einer Woche hatten sie sich nicht mehr gestritten. Okay, sie hatten sich gestritten, aber es war kein Vergleich zu dem, was Kakashi insgeheim erwartet und befürchtet hatte. Ihre Stirnwunden und blaue Flecke waren beinahe verschwunden und nicht durch neue ersetzt worden, sie hatten außer zum Training nicht wirklich mit einander gekämpft und geschrieen hatten sie auch nur selten. Eigentlich lief es schon ein bisschen zu glatt, fast wie die Ruhe vor dem großen Sturm, aber bis es soweit war, hatte Kakashi vor den momentanen Frieden zu genießen und sich einzureden, dass es tatsächlich die Erfolge seines Trainings waren. Er wusste, dass er sie noch deutlich öfter würde zur Teamarbeit zwingen müssen, ehe sie wirklich anfangen würden von alleine auf die Idee zu kommen es auch außerhalb der absolut brenzligen Situationen, in denen es schlichtweg notwendig wurde, zu tun. Ursprünglich hatte er auch noch geplant ihnen eine Art von Vertrauenstest aufzuerlegen, aber nachdem sie deutlich länger für das einfache Bäume klettern gebraucht hatten, als er erwartet hatte, hatte er das verschoben. Weit nach hinten verschoben, um genau zu sein, da er sich im Augenblick nicht sicher war, ob sie eine Vertrauensprobe tatsächlich bestehen würden und ein Fehlschlag würde aller Wahrscheinlichkeit nach verheerende Konsequenzen haben… Aus diesem Grund hatte er für heute auch etwas anderes geplant und bereits ehe sie den Ort erreichten einige Vorbereitungen getroffen. So war er auch keineswegs überrascht, als Jiraiya sie durch den kleinen, aber überraschend sauberen Dorfplatz hindurch und in eine der Seitenstraßen führte. Die beiden Jungs wurden dabei zunehmend ruhiger und Naruto fing nach einer Weile an zu quengeln, als sie das einzig interessanter hier – die kleinen Geschäfte im Zentrum – hinter sich gelassen hatten und in ein Wohngebiet kamen. Im Endeffekt dauerte es keine Viertelstunde, aber als sie endlich vor dem unscheinbaren Gebäude standen, auf dem mit großen, bunten Buchstaben „Kindergarten“ stand, sahen seine beiden Schützlinge Kakashi an, als wollten sie sagen: „Und dafür sind wir meilenweit durch die Gegend gelatscht? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“ Und wieder einmal schmunzelte er insgeheim darüber, wie ähnlich die beiden sich doch sein konnten, ehe er unberührt ihre Blicke ignorierte und klopfte. Eine halbe Stunde später war Jiraiya – wiedermal – verschwunden und Naruto und Sasuke draußen im Garten bei den Kindern abgesetzt. Kakashi stand derweil mit der Leiterin zusammen in ihrem Büro und sah aus einem kleinen Fenster hinab auf eben jenen Garten. „Und Sie sind sich sicher, dass die beiden der Aufgabe gewachsen sind?“, fragte die Frau neben ihm gerade skeptisch. Sie war im mittleren Alter, ein Stück kleiner als er mit einer leicht rundlichen Figur und kinnlangen, schwarzen Haaren. Bei der Begrüßung hatte sie das warme Lächeln einer Frau getragen, die ihren Beruf und insbesondere Kinder liebte und tatsächlich das Beste für die Kleinen wollte. Nun allerdings breitete sich eine Sorgenfalte auf ihrer Stirn aus, als sie hinab sah. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, musste Kakashi schwer an sich halten, um ihr nicht doch aus Versehen zu sagen, dass er sich keineswegs sicher war. „Ja, keine Sorge, die beiden schaffen das.“ Er wusste, dass beide Erzieherinnen heute ausfielen – eine war krank und die andere auf einer Beerdigung – und hatte es als ideale Gelegenheit gesehen, den beiden Jungs endlich mal so etwas wie Verantwortungsbewusstsein aufzuzwingen. Allerdings machte ihm ihr erstes Herabgehen an die Sache alles andere als zuversichtlich und nach einem letzten Blick aus dem Fenster, wand er sich ab, deutete eine leichte Verbeugung an und verabschiedete sich mit dem Versprechen sie am Abend wieder abzuholen. Hoffentlich würde das Gebäude dann noch stehen… Sasuke grummelte mürrisch vor sich hin. Er fühlte sich wie im Kin… Mist, der Ausdruck brachte nichts, er war tatsächlich in einem Kindergarten. Er konnte immer noch nicht glauben, dass dieser verdammte Kakashi sie allen Ernstes dazu verdonnert hatte auf bestimmt zwanzig kleine Kinder aufzupassen – was sollte das denn für ein Training sein?! Unnötig zu sagen, dass Sasuke kleine Kinder hasste. Sie waren laut, frech, vorlaut, dumm und konnten nichts. Nicht einmal verstehen, wenn man ihnen sagte, dass sie still sein sollten. Fast so, wie ein bestimmter blonder Teamkollege von ihm. Apropos, Naruto schien sich offensichtlich mehr als wohl zu fühlen, was Sasuke keineswegs überraschte. Er hatte schon immer gewusst, dass der Trottel hierher gehörte… Als sie nach draußen getreten waren – Naruto mit einem breiten Grinsen, Sasuke mit einem mehr als missmutigen Gesichtsausdruck – war es augenblicklich still geworden und alle Kinder waren auf einmal auf sie zugestürmt. Sasuke hatte das dringende Bedürfnis zurück ins Haus zu flüchten und schnell die Tür zuzuknallen unterdrücken müssen, während Naruto offenbar Gefallen an der Aufmerksamkeit schien. „Wer seid ihr?“ „Bleibt ihr jetzt hier?“ „Spielt ihr mit uns?“ „Seid ihr die neuen Aufpasser?“ „Wie heißt ihr?“ Sasuke verdrehte jetzt schon genervt die Augen und warf der Meute, die im Schnitt ein bis zwei Köpfe kleiner war als er, einen bösen Blick zu. Für eine Sekunde sahen sie ihn mit großen Augen fragend und erschrocken zugleich an, dann wanden sie sich aber rasant ab und huschten stattdessen zu Naruto herüber, der den anderen gerade erklärte, dass er der „Supertolle zukünftige Hokage“ und ein „erstklassiger Aufpasser“ wäre und sie Sasuke am besten gar nicht weiter beachten sollten. Das war vor etwa einer halben Stunde gewesen und dass er Sasuke damit tatsächlich einen Gefallen getan hatte, ahnte Naruto vermutlich nicht einmal. Letzterer saß inzwischen mitten im Sandkasten, umgeben von etwas über einem Dutzend kleinen Kindern, und baute eine Sandburgenstadt, die in Sasukes Augen nach einer Mischung aus Konoha und Narutos überquellender Fantasie aussah. Der Blondschopf war ziemlich vertieft in das, was er tat und insgeheim musste Sasuke zugeben, dass Naruto einiges Talent im Umgang mit feuchtem Sand hatte – was er selbst im Übrigen für eine reichlich nutzlose Gabe hielt, aber immerhin hielt es ihm selbst die Kinder vom Leib. Er lehnte mit dem Rücken neben der Tür ins Gebäude und gab sich alle Mühe mürrisch und geistesabwesend auszusehen, während er tatsächlich eher diejenigen Kinder im Auge behielt, die nach kurzer Zeit – verständlicherweise – das Interesse an Narutos Geschwafel verloren und sich wieder den anderen Spielsachen zu gewand hatten. Der Garten war nicht allzu groß, er verlief einmal entlang der rückläufigen Wand des Gebäudes und bildete ein Rechteck von vielleicht zehn auf zehn Metern. Es gab nur zwei Bäume in den jeweils äußeren, vom Gebäude entfernt liegenden Ecken, dazu einen Sandkasten, der den Großteil der linken Hälfte ausfüllte und eine Rutsche beinhaltete, sowie rechts zwei Schaukeln und einen freien, gepflasterten Platz mit zwei Dreirädern und einer Kisten mit Bällen. Alles in allem konnte Sasuke ohne viel Mühe den Überblick behalten und wusste ganz genau, wo die Kinder waren, die Naruto nicht zuhörten: Zwei Mädchen fuhren für seinen Geschmack etwas zu dicht in seiner Nähe auf den Dreirädern immer wieder im Kreis, eines saß oben am höchsten Punkt der Rutsche und traute sich offenbar nicht wirklich runter. Das war allerdings nicht sein Problem, die Kleine konnte quasi nicht seitlich rausfallen und wenn sie ungewollt herunterrutsche, war Naruto nah genug, um sie aufzufangen. Ein Junge saß noch auf der Schaukel und ein weiterer schien im von ihm aus gesehen linken der beiden Bäume eingeschlafen zu sein. Er war der einzige, der Sasukes Aufmerksamkeit wirklich beanspruchte, denn er könnte durchaus ungewollt fallen. Es wäre einfacher gewesen sich unter den Baum zu stellen, aber Sasuke würde sich sicher nicht dazu herablassen seine Sorge zur Schau zu stellen und außerdem war er sicher, dass er im Zweifelsfall schnell genug rennen konnte. Es war eine bescheuerte, hirnrissige, sinnlose Aufgabe, die ihr Möchtegern-Trainer ihnen da gegeben hatte, aber es war nun einmal eine Aufgabe und er würde es sicher nicht so weit kommen lassen, dass Naruto damit klar kam und er nicht. Das wäre schlichtweg unakzeptabel. „Ähm…“ Sasuke wurde plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, als sich eines der Kinder, die eigentlich bei Naruto waren, offenbar von der Gruppe gelöst hatte und zu ihm gekommen war. „Ähm…“, wiederholte das kleine Mädchen grade und Sasuke gab sich alle Mühe nicht sofort die Augen zu verdrehen. Er musterte sie lieber mürrisch. Durchschnittliche Hautfarbe, schwarze, kinnlange Haare, hellbraune Augen, ein bisschen kleiner als die anderen. Im ersten Augenblick erinnerte sie ihn ein wenig an Hinata… leider. „Ähm.“, machte sie gerade zum dritten Mal und kaute unruhig auf ihrem Daumennagel herum. Sasuke seufzte. „Was ist denn?“ „Da… da hinten.“ Sie deutete scheu auf den Baum am gegenüber liegenden Ende des Gartens. „Da sind…“ Weiter kam sie allerdings nicht, da bei Sasuke gerade ungewollt die Alarmglocken losschrillten und er instinktiv den Kopf wand, ehe er noch registrierte, was eigentlich los war. Ein einziger Blick reichte aber vollkommen aus, dass er am liebsten laut geflucht hätte. Der Junge im Baum hatte sich offenbar gerade jetzt ausgesucht, um sich auf die Seite zu drehen und da Sasuke in letzter Zeit ohnehin keine guten Erfahrungen mit Bäumen gemacht hatte, wunderte es ihn keineswegs, dass der Ast natürlich zu schmal war und… Sekunde, hatte er das grade wirklich gedacht? Herrlich, Narutos Dummheit färbte anscheinend schon ab. Er schob den Gedanken so weit weg, wie es irgendwie ging und sprintete stattdessen los, um den Jungen gerade noch rechtzeitig aufzufangen, als dieser mit einem erschrockenen Schrei fast auf den Boden knallte. Vom Schwung mitgerissen hätte Sasuke um ein Haar ebenfalls das Gleichgewicht verloren, schaffte es aber gerade noch mit einer leicht torkelnden Bewegung nach rechts auf den Beinen zu bleiben. Er gestattete sich ein erleichtertes Ausatmen, ehe er auf das Kind hinab sah, das sich in seinen Armen immer noch zusammenkauerte, als hätte es noch nicht so ganz verstanden, dass es nicht fallen würde. Der Junge war überraschend klein und leicht. Bei genauerer Überlegung schien er Sasuke auch jünger zu sein, als die übrigen Kinder, vermutlich kaum älter als vier. Er hatte hellbraune, kurze Haare und einen eher zierlichen Körperbau, mehr war im Moment nicht zu erkennen. „Sasuke!“ Ein Aufblicken verriet, dass Naruto aufgesprungen war und auf ihn zukam, doch Sasuke schüttelte nur den Kopf und deutete mit dem Kinn warnend in Richtung Rutsche. Naruto hob fragend eine Augenbraue, sein Blick folgte aber der Bewegung und offenbar verstand er, was Sasuke meinte, denn auf einmal drehte er sich laut schreiend um und stapfte auf das Mädchen zu, dass immer noch oben auf saß. „Hey, kommst du da auch mal runter?“ Während der Blonde also wiedermal den Pausenclown für die kleinen Kinder spielte, verdrehte Sasuke erneut genervt die Augen und setzte das Kind ab, das er bis eben noch im Arm gehalten hatte. Der Junge sah ihn aus großen Augen heraus an und… schien leicht zu schmollen? Na super, undankbarer Bengel! „Ich hätte mich auch selbst abfangen können!“, erklärte er gerade trotzig. Sasuke schenkte ihm daraufhin einen mehr als sauren Blick und schnaubte nur, ehe er das Kind einfach stehen ließ und zurück zu seinem Wachposten neben der Tür lief. Das fehlte ja gerade noch, dass er anfing mit einem kleinen Kind zu diskutieren. Ehe er jedoch an der Wand ankam, stolperte er fast über das Mädchen, das offenbar die ganze Zeit über auf ihn gewartet und sich direkt neben seinem Platz auf den Boden gesetzt hatte. „Ähm…!“, begann sie wieder und Sasuke biss sich wortwörtlich auf die Zunge, um nicht am Ende noch einen nicht ganz jugendfreien Kommentar abzulassen. „Was?!“ Das kam fauchender und härter raus, als beabsichtigt, aber eigentlich scherte ihn das wenig. „Da hinten…“, flüsterte das Mädchen eingeschüchtert und so leise, dass er sich allen Ernstes ein Stück herunterbeugen musste, um sie überhaupt zu verstehen. „Was?“ „Da…“ Sie wurde zu seinem Missfallen nur noch leiser und Sasuke musste einmal ganz tief durchatmen, um sich selbst wieder zur Ruhe zu zwingen. Konnte es eigentlich noch besser werden? „Was ist da hinten?“, fragte er und gab sich alle Mühe ruhig zu klingen, doch anscheinend hatte es ziemlich den gegenteiligen Effekt, denn zu allem Überfluss sah das Mädchen jetzt auch noch auf den Boden herunter und schien anscheinend mit einer der Steinplatten zu reden, was dazu führte, dass er jetzt überhaupt nichts mehr verstand. Okay, Sasuke, drei Möglichkeiten. A, du ignorierst sie einfach und tust, als wäre nichts gewesen, B, du siehst selbst nach oder, C, du machst einen auf Naruto und beruhigst das Mädchen… Eigentlich erschien ihm keine der Varianten wirklich verlockend, aber da C mal definitiv flach viel und er für A vermutlich Ärger kriegen und am Ende wieder Bäume würde hochlaufen müssen, entschied er sich murrend für B, stopfte die Hände in die Hosentaschen und lief zu dem Baum hinüber. „Hey, Ba… Sasuke, was machst du?“, rief ihm Naruto fragend zu, als er am Sandkasten vorbei kam, doch Sasuke deutete nur ein Kopfschütteln an und stapfte einfach weiter. Beim Baum angekommen, stellte er wenig interessiert fest, dass es sich um eine Kirsche handelte – eine ziemlich alte. Unnütze Information, die sein Gehirn automatisch abgerufen hatte. Und was sollte hier jetzt sein? Er sah nach oben in die Äste, konnte aber nichts Ungewöhnliches erkennen. Keine Vögel oder Eichhörnchen, nicht mal Ameisen am Stamm. Die Äste sahen auch nicht aus, als würden sie zusammenbrechen und eine Gefahr darstellen. Im Gegenteil sie schienen noch sehr stabil, der Stamm ebenfalls, keine nennenswerten Kratzer oder Wunden. Kinder spielten hier auch keine, die hätten herunter fallen können, was also sollte hier sein? Sasuke warf einen Blick zurück zum Gebäude, wo das Mädchen nach wie vor stand und fast schon ängstlich zu ihm herüberblickte. Wenn die ihn jetzt wegen nichts hier herüber geschickt hatte, dann…! „Hey, Katze!“, kommentierte auf einmal eine helle Jungenstimme direkt neben ihm und Sasuke musste blinzelnd feststellen, dass der kleine Junge, der vom Baum gefallen war, neben den dicken Wurzeln des Baumes kauerte und offenbar auf etwas starrte, dass zwischen Baumstamm und Zaun eingequetscht sein musste. Wann war der überhaupt her gekommen? Und wieso hatte er ihn nicht bemerkt? Dann erst zogen seine Gedanken mit der Situation gleich und er wiederholte ungläubig: „Katzen?“ Der Junge sah ihn an, als wäre er bescheuert. „Nein, nicht ‚Katzen’, eine Katze!“ Sasukes Augenbraue zuckte bedrohlich. Jetzt wurde er schon von einem kleinen Kind korrigiert?! Er verkniff sich aber gerade noch einen Kommentar und beugte sich stattdessen über den Jungen, nur, um festzustellen, dass dieser Recht hatte. Eingeklemmt zwischen zwei der Wurzeln hockte eine kleine Katze und winselte jämmerlich. Sasuke seufzte, packte den protestierenden Jungen unter den Armen und setzte ihn ein Stück seitlich wieder ab, damit er selbst Platz hatte, um sich in den engen Raum zwischen Baum und Zaun zu quetschen und an die Katze dran zu kommen. Wo auch immer sie herkam, hier konnte sie nicht bleiben und ihm fielen auf Anhieb mehrere Personen ein, die ihm die Hölle heiß machen würden, wenn er die Katze einfach so ihrem Schicksal überließ. Ganz abgesehen davon, dass sie ihm erschreckenderweise irgendwie leid tat… Inzwischen hing er schräg in der Öffnung und kam mit der linken Hand gerade so an das Kätzchen ran, das sogleich seine Hand beschnupperte und ableckte. Sasuke verzog das Gesicht. Super, eingeklemmt und wahrscheinlich kurz vorm verhungern, aber trotzdem erstmal schmusen wollen… Er ignorierte die Liebkosungen so gut es ging und tastete vorsichtig nach dem Nacken des kleinen Tieres, um es rauszuziehen. Er hatte noch dunkle Erinnerungen daran, dass ihm jemand – er konnte sich nicht erinnern wer – erklärt hatte, dass Katzen ihre Jungen auch am Nacken durch die Gegend tragen und dass es den Kleinen in keinster Weise weh tat. Leider saß der kleine Stubentiger ordentlich fest und dass der Baumfalljunge sich neben ihn schieben wollte, um ihm zuzusehen, half Sasuke auch nicht grade. Er grummelte, schob den Jungen mit der freien, rechten Hand wieder rückwärts und zog mit links ein Kunai. Als würde sie verstehen, was das bedeutete, maunzte die Katze wild los, während er das Messer langsam aber sicher in die Nähe ihres Körpers brachte. Ein Schnitt sollte genügen und das Problem hatte sich gegessen… Langsam aber sicher wurde das Gedrängel und Gewusel um Sasuke herum immer größer und Naruto hatte alle Mühe, die Kinder davon abzuhalten zu ihm zu laufen – insbesondere, als er selbst den leisen, aber unverwechselbaren Klang eines Kunais hörte, das aus seiner Tasche gezogen wurde. Naruto runzelte instinktiv die Stirn. Was zum Geier hatte der Kerl eigentlich vor?! Verwundert warf er einen schnellen Blick über den Garten und entdeckte im zweiten Anlauf ein kleines Mädchen neben der Tür stehen, das unruhig von einem Fuß auf den anderen hopste und Sasuke keine Sekunde aus den Augen ließ. Sie wirkte leicht verängstigt. Naruto seufzte. Das musste ja passieren… er gab die Schaufel einem der Kinder weiter und lief zu er kleinen herüber, um vor ihr in die Hocke zu gehen, damit sie etwa auf Augenhöhe waren. „Hey, Kleines, ich bin Naruto, wie heißt du?“, fragte er mit einem breiten Grinsen. In der kurzen Zeit, die er hier war, hatte er bereits gelernt, wie er die Kinder am schnellsten dazu bekam Vertrauen zu fassen. Sie lächelte zaghaft und sah ihn mit großen Augen an. „Izumi.“ Naruto lächelte weiterhin. „Izumi-chan, weißt du, was Sasuke da macht?“ Die Kleine sah ihn einen Moment lang noch fragender an, dann streckte sie den Finger aus und zeigte zum Baum hinüber. „Das ist Sasuke-sensei?“ Naruto verdrehte gedanklich die Augen. Sah dem Bastard ähnlich sich den Kindern nicht mal vorzustellen… Äußerlich blieb er aber möglichst ruhig und nickte. Izumi schien einen Moment zu überlegen und Naruto war kurz davor davon auszugehen, dass sie nichts wusste, als sie erklärte: „Da hinten ist eine Katze. Ich wollte Sasuke-sensei Bescheid sagen, aber er hat mir nicht zugehört und ist dann einfach losgelaufen. Hab ich was falsch gemacht?“ Naruto verfluchte seinen sturen, egoistischen Teamkollegen in Gedanken ausgiebig, während er dem Mädchen über den Kopf fuhr und erklärte: „Aber nein, er ist einfach so, keine Sorge. Du hast alles richtig gemacht.“ Augenblicklich hellte sich ihre Miene auf, sie lächelte und rannte davon zu den anderen Kindern in den Sandkasten, während Naruto kopfschüttelnd zu Sasuke herüberlief und sich insgeheim wünschte, er hätte einen Fotoapparat. Dieses Bild, wie er da hinter dem Baum hing, war einfach nur göttlich. „Hey, bequem?“, rief er gut gelaunt und legte dem kleinen Jungen, der neben Sasuke stand und zu schmollen schien eine Hand auf die Schulter, um ihn sacht ein Stück wegzuschieben. Als Antwort bekam er ein paar unterdrückte Flüche und ein Kunai, das auf seinen Bauch zuschoss. Naruto fing es problemlos auf, verzog aber beinah sofort das Gesicht. „Hörst du wohl auf vor den Kindern mit Messern herumzufuch…!“ Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment tauchte Sasuke endlich wieder vollständig auf und hielt ihm eine kleine Katze vor die Nase. „Wäre es dir lieber ich fackel gleich den ganzen Baum ab, um sie da raus zu kriegen?“, schnaubte er wütend. Naruto aber war zu abgelenkt und wollte ihm die Katze abnehmen, doch zu seiner ungläubigen Überraschung, zog Sasuke die Hand zurück und ließ zu, dass das kleine Tier sich an seine Brust schmiegte. Naruto grinste und verschränkte die Arme vor der Brust, sagte aber nichts. Das war einfach nur herrlich, das könnte er ihm später immer wieder vorhalten!! „Sie ist noch ganz jung.“, kommentierte Sasuke gedankenversunken und Naruto stellte verwundert fest, das mit einem mal der kalte, harte Ausdruck aus seiner Stimme verschwunden war. Wie seltsam… „Ihre Augen haben sich wohl grade erst geöffnet… ich frage mich, wo ihre Mutter hin ist.“ Naruto wollte gerade ansetzte darauf zu antworten, als ihn eine Kinderstimme unterbrach: „Weg!“ Der Junge neben ihm, der irgendwie denselben Tonfall wie Sasuke draufzuhaben schien, wiederholte: „Weg, die Besitzer sind vor zwei Tagen umgezogen…“ „Bist du sicher… äh…“, fing Naruto an, woraufhin der Junge die Augen verdrehte. „Kazuki. Ich heiße Kazuki Iki.“ „Ah, ja, also bist du dir sicher, Kazuki?“ „Ja, bin ich, warum sollte ich lügen?“ Eine halbe Stunde später wurden die ersten Kinder von ihren Eltern abgeholt, während die anderen drinnen an kleinen Tischen saßen und malten. Naruto saß neben ihnen auf dem Boden und sah zu, tatsächlich lauschte er aber dem Gespräch, dass Kakashi, der natürlich wieder mal im richtigen bzw. falschen Moment aufgetaucht war, gerade mit Sasuke führte… „Sie ist noch zu jung, um sie mitzunehmen.“ „Das weiß ich auch, Sensei, aber wir können sie doch nicht einfach so sich selbst überlassen.“ „Mmh, das stimmt, vielleicht erklärt sich einer der Eltern…?“ „Und wenn nicht?“ „Tja, die Alternative wäre, dass du eine Ninjakatze aus der Kleinen machst.“ „Wie bitte?“ „Warum denn nicht? Das wäre doch sehr… praktisch.“ „Sensei, ich habe keine Zeit, um mich um das Tier zu kümmern. Wir haben Wichtigeres zu tun.“ „Dann beschwör doch eine der anderen Katzen, um sich um die Kleine zu kümmern.“ Darauf folgte eine Stille und Naruto sah in Gedanken nur zu deutlich, wie Sasuke die Augen verdrehte. „Ich kann keine Tiere beschwören, wie Sie sehr wohl wissen!“ Kakashi klang ein wenig überrascht, als er antwortete: „Du hast es nie gelernt, aber du hast doch einen Vertrag mit den Katzen unterschrieben.“ „Nein, hab ich nicht.“ „Alle Uchiha haben das…“ Oh je, Naruto bereitete sich darauf vor, ruckartig die Tür zu schließen, die Uchiha vor Sasuke zu erwähnen war alles andere als eine gute Idee und er wollte nicht, dass die Kinder das hörten…! Doch Sasuke klang wenn überhaupt eher traurig und verwundert, als wütend. „Ich nicht… wahrscheinlich war ich einfach zu jung…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)