Der Zweck heiligt die Mittel von Silberschwinge (HP/DM) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Hallo, ihr Lieben! Es ist Donnerstag und das hei~ßt??!! ... Natürlich ein neues Kapitel von "Der Zweck heiligt die Mittel"! =) Heute werdet ihr Zeuge vom Beginn des Krieges. WICHTIG!! An alle, die ein wenig empfindlich sind: Es kommt zu einer Schlacht! Es wird Verletzte geben und Blut wird fließen. Wer also kein Blut lesen kann, sollte diesen Teil dann überspringen. ;-) Aber lest selbst! ^-^ ======================================================= Kapitel 6 Es war der letzte Schultag vor Weihnachten, ein Freitag. Harry und Hermine waren zusammen mit anderen aus ihrer Klasse im Kampfkunst-Raum. Während das Mädchen sich mit ihrem Bogen aufwärmte, lieferten sich Chary und Harry am anderen Ende mit ihren Schwertern einen kleinen Übungskampf. Nur dieses Mal setzte das schüchterne Mädchen alles ein, was sie an Können vorzuweisen hatte. Harry hätte vor Schreck fast seine Klinge fallengelassen, als ihr Schwert plötzlich Feuer fing und die Flammen nach seiner Hand schnappten, als er ihren Angriff parierte. Dann drehte sie blitzschnell ihre Hand, sodass Harrys Schneide abrutschte, und beschrieb mit ihrem Schwert einen Bogen um sich. Die Luft um sie herum ging in Flammen auf, sodass der Werwolf gezwungen war, nach hinten auszuweichen. Die Hitze ließ ihn in Schweiß ausbrechen, den er sich mit dem linken Arm von der Stirn wischte. Fieberhaft überlegte er, wie er sich gegen dieses Mädchen durchsetzen könnte. Sie stand hinter der flammenden Barriere und lächelte ihn herausfordernd an. In dem Moment, in dem sie zum nächsten Angriff überging, wobei sie einfach durch das Feuer hindurchging, brüllte ein stechender Schmerz in seinem linken Unterarm auf, sodass er mit einem Stöhnen auf ein Knie sank und automatisch seine rechte Hand auf das Dunkle Mal legte, wobei er das Schwert fallen ließ. Chary konnte ihren Angriff gerade noch rechtzeitig abbrechen, bevor sie ihren Klassenkameraden aufgespießt hätte. Am andere Ende der Halle war Hermine ebenfalls unter dem Schmerz in die Knie gegangen. Ihr Lehrer runzelte verwirrt die Stirn, bevor er zu begreifen schien, was das bedeutete. „Der Unterricht ist für heute beendet! Raus hier! Aber flott!“, rief er, doch die Schüler blieben wie angewurzelt stehen und starrten auf die beiden ehemaligen Gryffindors. Die rappelten sich inzwischen wieder mühsam auf, wobei Harry leise fluchte. Chary hatte ihr Schwert abgelegt und stützte den Werwolf ein wenig. „Ihr!“, sprach Stout seine beiden Schüler an. „Ich bringe euch zu den Kaminen.“ Er wartete, bis Harry und Hermine sich wieder soweit erholt hatten, legte jedem eine Hand auf die Schulter und führte sie hinaus. Die neugierigen Blicke der anderen verfolgten sie noch eine Weile. Sie beeilten sich, nach Malfoy Manor zurückzukommen. Dort wurden sie bereits ungeduldig von Lucius erwartet. Kaum waren die beiden aus dem Kamin gestolpert, nahm er ihnen die Taschen ab, erkundigte sich, ob sie ihre Zauberstäbe bei sich hatten und, nachdem sie artig genickt hatten, legte er jedem eine Hand auf die Schulter und disapparierte. Sie landeten in einem anderen Haus, wo sich bereits viele andere Todesser versammelt hatten. In ihrer Mitte stand der Dunkle Lord. Doch kaum erblickten die Todesser Harry und Hermine, zogen sie ihre Zauberstäbe. Harry biss sich auf die Unterlippe. Er hatte vollkommen vergessen, dass die meisten Anhänger des Dunklen Lords noch gar nicht wussten, dass er und seine Freundin nun zu ihnen gehörten. Natürlich sahen sie ihn als Feind. Doch der Dunkle Lord rief sie streng zur Ordnung. Jetzt klärte er sie darüber auf, dass Harry Potter und Hermine Granger bereits seit mehreren Monaten das Dunkle Mal trugen und unter seinem persönlichen Schutz stand. Während die Todesser aufgeklärt wurden, ließ Harry seinen Blick über die Menge wandern. Er sah viele Gesichter, die er kannte, denen er bereits begegnet war. Ob es aber im vierten Jahr auf dem Friedhof oder ein Jahr später im Ministerium gewesen war, konnte er nicht bestimmen. Er hatte gegen viele von ihnen gekämpft und nun sollten sie Verbündete sein... Ein wenig abseits stand Fenrir an der Wand gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Ein wölfisches Grinsen lag auf seinen Lippen und als ob er seinen Blick gespürt hatte, hob Greyback den Kopf und starrte ihn herausfordernd an. Neben ihm waren ein paar andere Männer versammelt, die Harry eindeutig als Werwölfe erkannte. Es gab einen lauten Knall, weswegen Harry seine Aufmerksamkeit wieder an den Dunklen Lord wandte, der seinen Zauberstab über sich hielt. Rauch quoll aus der Spitze. „Mithilfe des jungen Draco Malfoy haben wir einen Weg nach Hogwarts gefunden! Heute Nacht wird diese Schule uns gehören!“ Die Todesser hoben unter lauten Zustimmungen ihre Stäbe, während Harry bei der bloßen Erwähnung des Blonden schon wieder Herzklopfen bekam. Vielleicht war der Plan des Dunklen Lord wirklich der Grund dafür gewesen, dass Draco dachte, über Weihnachten nicht nach Hause kommen zu können. „In etwa drei Stunden werden alle Schüler und Lehrer in der Großen Halle versammelt sein, zum großen Festessen. Dort werden wir sie überraschen.“ Der Dunkle Lord schnippte mit seinem Stab und hinter ihm wurde ein großer Gegenstand sichtbar. Er hatte entfernte Ähnlichkeit mit einem Kleiderschrank. „Dies ist ein Verschwindekabinett. Das andere Ende befindet sich in Hogwarts, laut dem jungen Malfoy im Raum der Wünsche.“ Harry blinzelte. Der Raum der Wünsche war ein geniales Versteck für so etwas. Niemand konnte genau den Raum finden, in dem Draco gearbeitet hatte, solange er nicht den genauen Gedanken kannte, mit dem dieser Raum beschworen wurde. Ein sichereres Versteck als dieses gab es auf Hogwarts nicht. „Wir werden jetzt durch dieses Verschwindekabinett nach Hogwarts gehen und abwarten. Der junge Malfoy erwartet uns auf der anderen Seite. Würde er nachher fehlen, wenn wir angreifen, würde jeder wissen, dass er es gewesen war.“ Harry lächelte. Sein blonder Freund war wirklich ein ausgekochtes Schlitzohr. Und gleich würde er ihn wiedersehen. Auch wenn sie sich nicht wirklich unterhalten werden können. Aber das war ihm gleich. Sie wurden in kleine Gruppen eingeteilt. Harry wurde, da er ein Werwolf war, zu Fenrir gesteckt, der seine Werwölfe führte. Keiner der beiden war begeistert davon. Sie tauschten vernichtende Blicke, ignorierten sich aber sonst. Remus, der ebenfalls gerufen worden war, machte den Dunklen Lord darauf aufmerksam, dass Harry und Fenrir noch immer mitten in ihrem Rangkampf waren, sodass der Schwarzhaarige schließlich zusammen mit Lucius, Bellatrix, die ihm ein gemeines Grinsen schenkte, zwei anderen Todessern, dessen Namen er nicht kannte, und Remus losziehen würde. Hermine wurde unter die Aufsicht von anderen Todessern gegeben. Nacheinander gingen die Grüppchen also durch diesen Kleiderschrank. Es war ein merkwürdiges Gefühl; eine Mischung aus diesem engen Gummischlauch beim Apparieren und dem Gefühl beim Fliegen. Doch es war schneller vorbei, als das Harry genauer darüber nachdenken konnte. Äußerst unelegant stolperte er auf der anderen Seite hinaus und fiel prompt über ein am Boden liegendes Etwas. Nur zwei Arme, die ihn stützten, hielten ihn davon ab, auf den Stapel Bücher zu knallen, der vor ihm lag. „Ich freue mich ja auch, dich zu sehen, aber deswegen musst du mir nicht gleich in die Arme fallen.“, drang eine amüsierte, flüsternde Stimme an sein Ohr. Draco! Harry hob ruckartig den Kopf, um den Slytherin ansehen zu können. Doch kaum begegneten sich ihre Blicke, spürte er schon wieder, wie er rot wurde. „Tut – tut mir leid.“ Warum klang seine Stimme so verdammt unsicher? Lächelnd half der Blonde ihm wieder auf die Beine. „Kein Problem. Ich weiß doch, dass du mit den magischen Reisemöglichkeiten nicht zurecht kommst.“ Verlegen senkte Harry den Blick, wurde aber durch ein Knurren hinter ihm, das eindeutig von Greyback kam, in die Realität zurückgeholt. Sie waren hier, um die Schule einzunehmen und nicht, um ein Kaffeeklatsch zu halten! Dennoch warf er einen vernichtenden Blick kombiniert mit einem aggressiven Knurren zurück zu dem älteren Werwolf, der die beiden Jungen aus zusammengekniffenen Augen beobachtete. Draco verfolgte das aufmerksam. Er wusste, dass der junge Werwolf sich während seiner ersten Verwandlung mit Greyback angelegt hatte, doch er hatte gedacht, dass diese Angelegenheit mittlerweile aus der Welt geschafft worden war. Doch offensichtlich rebellierte Harry noch immer gegen den Alphawolf, was dieser gar nicht gut aufnahm. Die Todesser um sie herum waren still. Niemand sagte ein überflüssiges Wort und der Dunkle Lord nickte Draco leicht zu, was das Zeichen für diesen war, zu verschwinden. Der Slytherin warf dem schwarzhaarigen Werwolf ein sanftes, aber kaum sichtbares Lächeln zu, bevor er ihm einmal unauffällig über den Handrücken strich und aus dem Raum der Wünsche verschwand. Harrys Herz schlug ein paar Takte schneller als normal. Die Stellen, die Draco berührt hatten, kribbelten angenehm. Offensichtlich hatte er sich umsonst Sorgen gemacht. Der Slytherin hatte ihn noch nicht aufgegeben. Doch nun hieß es erst einmal warten. Erst in knapp drei Stunden würde der Angriff erfolgen. Es musste schnell gehen, damit die Porträts, an denen sie vorbei mussten, sie nicht frühzeitig verraten konnten. Die meisten würden zwar mit einem besonderen Zauber belegt werden, damit die Figuren darin den Rahmen nicht verlassen konnten, doch man konnte nicht alle Bilder gleichzeitig damit belegen. Der ein oder andere Bewohner eines Bilder würde flüchten können, bevor der Zauber ihn erreichte. Harry saß bei Remus auf einem alten, staubigen Sofa. Die Aufregung und das Adrenalin schärfte seine Sinne. Hermine lehnte neben ihnen an der Wand und sie überlegten zusammen den besten Weg von hier zur Großen Halle. Remus hatte die Hände seines Welpen in seine genommen und strich dem Daumen beruhigend über die Haut, während Harry gedanklich die Sekunden zählte. Er war froh, dass es Winter war, denn durch den Pullover, den er trug, konnte er das Dunkle Mal auf seinem Unterarm nicht sehen, auch wenn er wusste, dass es da war. Als wenn die Todesser um ihn herum und der Dunkle Lord keine zehn Meter von ihm entfernt nicht Beweis genug dafür wären, auf wessen Seite er bei diesem Angriff stand. Er atmete bewusst in tiefen Zügen und beruhigte sich mit den Gedanken, dass er weder gegen Draco kämpfen, noch jemand anderen töten musste. Doch wie würde er sich verhalten, wenn er dann tatsächlich Seamus oder Dean, Ginny oder Luna gegenüber stehen würde? Würden sie ihm glauben, dass er der echte Harry war? Würden sie seine Entscheidung, die Seiten zu wechseln, verstehen? Harry war fast froh, als der Dunkle Lord schließlich das Zeichen zum Angriff gab. Harry und Hermine mussten vorausgehen, da sie sich noch am besten in diesem Schloss zurechtfinden würden. Sie hatten sich auf einen Weg geeinigt, der zwar länger, aber dafür nur mit sehr wenigen Bildern versehen war. In den anderen Gängen hingen einfach zu viele Porträts, um sie alle gefahrlos außer Gefecht setzen zu können. Sie beide wären auch die ersten, die die Große Halle betreten würden. Hermines plötzliches Auftauchen würde schon für genug Entsetzen sorgen, doch ein zweiter Harry Potter würde sie alle erst einmal erstarren lassen. Und genau diesen Moment würden die Todesser ausnutzen. Hermine öffnete vorsichtig die Tür des Raumes und schielte nach draußen. Der Gang war leer. Mit ein paar gut gezielten Zaubern waren auch die Bilder außerstande, etwas zu melden. Erst danach winkte sie die anderen heraus. So schnell es auf leisen Sohlen ging, liefen sie durch die Schule, jedes Porträt bannend, das sie irgendwie entdecken und verraten konnte. Über umherlaufende Schüler, Lehrer oder Hausmeister machten sie sich keine Sorgen, denn Harry hatte die Karte der Rumtreiber die ganze Zeit über fest im Blick. Der junge Werwolf spitzte die Ohren, als er Stimmen hörte. Doch sie waren bereits in der Nähe der Großen Halle und es war niemand in ihrer Nähe. Zur Sicherheit zog er schnuppernd Luft durch die Nase, doch der Geruch der Schüler war einfach zu stark, als dass er ausmachen konnte, ob jemand sich draußen herumtrieb. Er warf einen Blick zu Remus. Sein Leitwolf hatte mehr Erfahrung darin, doch auch er konnte keine Gefahr feststellen. Die Schule war ahnungslos ihren Angreifern ausgesetzt. Ein paar Ecken weiter erreichten sie die große Flügeltür, hinter der alle Schüler sich zum großen Festessen an den Haustischen versammelt hatten. Ein letzter Blick zum Dunklen Lord, der ihnen zunickte. Harry und Hermine sahen sich kurz aufbauend an, bevor sie die Tür öffnete und die Halle betrat. „Tut mir leid, dass ich zu spät komme!“, rief sie gut hörbar, weswegen sofort jeder Schüler verstummte und das Mädchen anstarrte, als wäre sie ein Geist. Nun konnte sie zum ersten Mal mit eigenen Augen sehen, dass neben ihrem ehemaligen besten Freund ein schwarzhaariger Junge saß, der dem fast fünfzehnjährigen Harry bis auf das letzte Haar glich. Ron war mit offenem Mund aufgesprungen, wobei er den Bissen verlor, den er gerade gekaut hatte. „Mine?“ Auch die Harry-Kopie war aufgestanden und blickte das Mädchen erfreut an. Doch bevor noch irgendjemand etwas anderes als Starren tun konnte, trat der echte Harry neben seine Freundin und lächelte grüßend in die Runde. Sicherer als er sich fühlte, hob er winkend die Hand. „Wie ich sehe, habt ihr mich ja gut ersetzt!“ Seiner sarkastischen Worte zum Trotz blieb sein Gesicht freundlich. Wie erwartet, erstarrte jeder vor Schock. Nur die entsetzten Blicke zwischen Harry und seiner Kopie verrieten, dass die Schüler und Lehrer keine Statuen waren. Einzig Snape ließ sich nichts anmerken, zumal er als einziger Lehrer bescheid wusste. Diesen Moment nutzten sie, um die Flügeltür weit aufzustoßen. Eine Flutwelle von Todessern ergoss sich in die Halle, die sofort alle erdenklichen Flüche Richtung Lehrertisch schleuderten. Von dort ging die größte Gefahr aus. Doch sie hatten nicht mit dem Mut der Schüler gerechnet. Viele überwanden den Schock schnell und zückten ihre Zauberstäbe, um die Erwachsenen zu unterstützen. Doch viele der unteren Klassenstufen versuchten sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Sie drängen sich zusammen, versteckten sich unter den Tischen oder quetschten sich an die Wände und Ecken der Halle, um von den Todessern übersehen zu werden und keinem der umherfliegenden Zauber in die Quere zu kommen. Harry und Hermine lehnten neben der Flügeltür an der Wand und beobachteten alles. Der Werwolf zuckte zusammen, wann immer ein Schüler von einem Fluch getroffen zu Boden ging. Er hoffte nur, dass keiner davon getötet werden würde. Sein schlechtes Gewissen meldete sich brüllend zu Wort, doch den Blick abwenden konnte er nicht. Es waren so viele Menschen auf den Beinen, dass man nur noch aufgrund der farbigen Schuluniformen zwischen Schüler und Todesser unterscheiden konnte. Sie konnten sehen, wie Neville, aus mehreren Wunden blutend, gegen Bellatrix kämpfte und schließlich – von einem anderen Todesser getroffen – fiel. Ginny, die mit ihrem ausgefeilten Flederwichtfluch um sich warf und den einen oder anderen Gegner zu Boden schickte, wobei ihr roter Pferdeschwanz durch die Luft wirbelte. Ein Fluch streifte sie und hinterließ eine brennend rote Spur auf ihrer Wange, während ein anderer ihren Zopf in Brand steckte. Ihre Schreie würden Harry und Hermine nie wieder vergessen. Seamus, der sich vor eine kleine Gruppe Erstklässler gestellt hatte, um sie zu verteidigen. Aus einer Platzwunde an seiner Stirn floss Blut in seine Augen. Einer seiner Flüche traf Greyback, der mit einem fassungslosen Knurren bewegungslos umfiel, während Crabbe Senior die Überraschung des Schülers ausnutzte. Sein Zauber brach ihm in einer Körperhälfte alle Knochen, weswegen er mit einem grässlichen Stöhnen in sich zusammensank. Ron, der sich zusammen mit dem falschen Harry zu Dumbledore schlich, um hinter dem Schulleiter Deckung zu suchen. Draco, der sich durch die Todesser hindurch zu Harry drängte. Er hatte ein paar Schrammen abbekommen, doch ansonsten schien er unverletzt zu sein. Es sah gut aus. Die Todesser schienen Hogwarts regelrecht überrennen. Es waren einfach zu wenige Lehrer da, um es mit der geballten Anhängerschaft des Dunklen Lords aufzunehmen. Der Sieg würde nur noch eine Frage der Zeit sein. Harry war auf der einen Seite vollkommen entsetzt, weil er dieses Schicksal über seine ehemaligen Klassenkameraden gebracht hatte, auf der anderen Seite war er erleichtert, dass er scheinbar nicht eingreifen brauchte. Doch plötzlich wurden die Todesser von hinten angegriffen. Harry wandte den Kopf. Auroren stürmten die Halle, sodass alle Todesser zwischen den Lehrern und kämpfenden Schülern und den Ministeriumsgesandten standen. Sie wurden in die Zange genommen. Auch Harry, Hermine und Draco wurden die Masse schwarzer Umhänge gedrängt und verloren sich aus den Augen. Ein Fluch verfehlte ihn nur um Haaresbreite, sodass Harry schnell seinen Stab hob. Mad-Eye lächelte ihn grimmig an. „Ziemlich dämlich, sich als Potter ausgeben zu wollen, wenn der echte doch hier ist.“ Harry schnaubte. „Das würde sogar stimmen, wenn nicht ICH der Echte wäre!“ Er probierte einen der dunklen Zauber aus, die er in Dunkle Künste gelernt hatte, doch Mad-Eye wehrte ihn ab. „Der echte würde niemals mit dunklen Zaubern kämpfen.“, erwiderte der Auror und griff erneut an. Harry wich aus. Er hatte diese Diskussion um seine Identität so satt. Knurrend schleuderte er seinem Gegner einen überraschend harmlosen Zauber entgegen. „Expelliarmus!“ Doch während Mad-Eye diesen Zauber abwehrte, warf er noch einen gleich hinterher. Dieser war weniger harmlos und brach dem Mann das rechte Handgelenk. Dessen Zauberstab fiel zu Boden. Ein weiterer Zauber setzte ihn endgültig außer Gefecht. Doch inzwischen stand es schlecht um die Todesser. Viele lagen bereits handlungsunfähig am Boden. Die Auroren hatten es geschafft, den Kreis um sie zu schließen. Gerade wurde Lucius als letzter Todesser des inneren Zirkels ausgeschaltet. Mit einem triumphierenden Grinsen stand Dumbledore neben dem Rednerpult und blickte auf sie herab. Sein Blick richtete sich zuerst auf Harry, dann auf den Dunklen Lord. „Tom, es ist vorbei!“ Doch der Dunkle Lord lachte nur kalt und schrill. „Nichts ist vorbei, solange ich noch lebe.“ Der Schulleiter schüttelte gespielt mitleidig den Kopf. „Gib auf, Tom. Wir haben deine Horkruxe zerstört! Es gibt nichts mehr, das dich am Leben hält.“ Für einen Moment weiteren sich die roten Augen entsetzt, doch er versteckte es schnell. „Das denkst du!“ „Ich weiß es! Ich habe herausgefunden, dass du sieben davon erschaffen wolltest. Sechs hast du geschafft, aber am siebten bist du gescheitert. Der sollte mit dem Mord an Harry Potter erschaffen werden. Alle sechs sind zerstört. Du bist sterblich, Tom.“, erklärte der alte Mann geduldig. Er winkte die Harry-Kopie zu sich. „Horkruxe?“, wiederholte jemand verwirrt und sprach Harry damit quasi aus der Seele. Er hatte dieses Wort noch nie zuvor gehört und keine Ahnung, was es bedeuten könnte. Dumbledore ignorierte die Frage, sodass der Dunkle Lord in herausfordernd angrinste. „Los, erkläre ihnen schon, was das ist! Oder hast du Angst, sie könnten sonst ebenfalls nach der Unsterblichkeit streben?“ Als der Schulleiter noch immer nichts darauf erwiderte, übernahm der Dunkle Lord das für ihn. Er wandte sich an die Schüler und Lehrer. „Horkruxe sind Gegenstände, in denen...“ „Sei still! Du setzt ihnen keine solche Flausen in den Kopf!“, unterbrach der alte Mann aufgebracht. In denen was? Harry biss sich nachdenklich auf die Lippen. Unsterblichkeit. Wie konnte man mithilfe von Gegenständen unsterblich werden, nur weil... was? Und warum sieben davon? Er wusste, dass diese Informationen wichtig waren. Plötzlich fiel ihm auf, das er in Gegenwart des Dunkles Lord keine Schmerzen mehr hatte. Seine Narbe meldete sich nicht mehr zu Wort, so wie sie es früher immer getan hatte. Wenn er so darüber nachdachte, war das nun schon so, seit er sich damit abgefunden hatte, die Seiten gewechselt zu haben. Er hatte die Nähe des Dunklen Lords nicht mehr als Bedrohung empfunden, hatte aufgehört, sich gegen ihn zu wehren. Sich mit den Fingerspitzen der linken Hand über die blitzförmige Narbe reibend, dachte er weiter. Er und der Dunkle Lord waren miteinander verbunden. Wann immer der Lord extremen Emotionen ausgesetzt war, hatte Harry das gespürt und eine Verbindung zu ihm aufgebaut. Es bestand eine Verbindung zwischen ihnen. Sie war nicht körperlicher Natur. Das Blut, das der Dunkle Lord verwendet hatte, um wiedererstehen zu können, hatte nur dazu gedient, den Schutz von Harrys Mutter zu umgehen. Doch die Verbindung war bereits früher da gewesen. Moment! Auferstehen... Der Dunkle Lord hatte keinen eigenen Körper mehr gehabt, nachdem er Harry damals angegriffen hatte. Seine Seele, Geist oder wie immer man das nennen wollte, war umherzogen und war in andere Körper geschlüpft, um handeln zu können. Wenn er damals schon sechs Horkruxe gehabt hatte, dann hatten sie nur seine Seele am Leben erhalten. Sein Körper war verschwunden gewesen. Wenn diese Horkruxe also die Seele erhielten, selbst wenn der Körper starb, dann konnte das nur bedeuten, dass man einen Teil der Seele in diese Dinge einschloss. So würde die Verbindung zum Leben erhalten bleiben, weil die Seele einen Anker in der Welt der Lebenden hatte – oder in diesem Fall sechs Anker. Der Mord an Harry sollte einen siebten Anker erschaffen. Doch der Schutz seiner Mutter hatte ihm das Leben gerettet. Der Versuch schlug fehl. Verdammt, er steckte in der Sackgasse! Er kam nicht weiter! Er stieß leise zischend einen Fluch aus, was ihn vage an die Geräusche erinnerte, die er damals im zweiten Schuljahr von sich gegeben hatte: Parsel. 'Salazar Slytherin war berühmt dafür, dass er mir Schlangen reden konnte. Deshalb ist Symbol des Hauses Slytherin eine Schlange.', hörte er Hermines Stimme, wie sie ihn damals über diese seltene Fähigkeit aufgeklärt hatte. Das war in der zweiten Klasse gewesen. Deswegen hatte jeder gedacht, er wäre der Erbe Slytherins. Aber nicht er war der Erbe, sondern der Dunkle Lord. Und er hatte vor nicht allzu langer Zeit gelesen, dass sich diese Fähigkeit nur vererben ließ. Keiner in seiner Familie hatte diese Fähigkeit besessen. 'Du kannst Parsel, Harry', hatte Dumbledore ihm damals gesagt, 'weil Lord Voldemort, der tatsächlich der letzte Nachfahre von Salazar Slytherin ist, Parsel sprechen kann. Und wenn ich mich nicht irre, hat er in jener Nacht, als er dir die Narbe verpasst hat, einige seiner eigenen Kräfte auf dich übertragen...' Das war der entscheidende Punkt! Der Dunkle Lord hatte etwas auf Harry übertragen, auch wenn es unabsichtlich geschah. Deshalb die Verbindung zu ihm! Deshalb konnte er mit Schlangen sprechen! Und deshalb waren noch nicht alle Horkruxe des Dunklen Lords vernichtet! Er selbst war einer! Ein Blick zum Dunklen Lord sagte ihm, dass dieser es anscheinend nicht wusste. In den roten Augen lag ein kaum wahrnehmbarer Schimmer von Angst. Dumbledore legte der Harry-Kopie eine Hand auf die Schulter. „Du bist der einzige, der das alles beenden kann, Harry. - Du weißt, was du tun musst.“ „Lügner!“, bellte Harry und drängte sich vor, bis er neben dem Dunklen Lord stand. Alle Augen richteten sich auf ihn. „Du kannst dir so viele Klone erschaffen, wie du willst, aber keiner davon wird es schaffen, den Dunklen Lord zu töten!“ Die muggelstämmigen Schüler schnappten hörbar nach Luft. Sie kannten die Bedeutung des Wortes. „Klon?“ Die Harry-Kopie wiederholte das Wort verwirrt. „Was ist ein Klon?“ Doch Dumbledore wedelte ungeduldig mit der Hand. „Lass dich von diesen Lügnern nicht verwirren...“ „Du bist ein Klon!“, unterbrach Harry ihn barsch. „Ebenso wie ich einer bin. Nur dass ich, im Gegensatz zu dir, das Original bin. Dumbledore hat mich aus der DNA meiner Eltern und paar zusammengewürfelten Wesen erschaffen, was mich nach meinem siebzehnten Geburtstag fast umgebracht hätte.“ Sein Blick richtete sich auf den Schulleiter, der ihn nun offen entsetzt anstarrte. „Sie hätten nicht gedacht, dass ich das überlebe, nicht wahr? Aber man nennt mich nicht umsonst den Jungen-der-lebt!“ Er wandte sich wieder an sein jüngeres Ich, wobei seine Stimme sanfter, aber nicht weniger eindringlich wurde. „Du wurdest aus meinem Blut erschaffen, nur für den Zweck, den Dunklen Lord zu vernichten. Danach wird er dich fallenlassen. Nach deinem siebzehnten Geburtstag wird er dich qualvoll sterben lassen.“ „Lügner!“, bellte Dumbledore. „Schnauze!“, brüllte Harry aggressiv zurück, wobei er seinem inneren Wolf nur zu gerne das Ruder überließ. „Du hast dich einen Dreck um mich geschert! Immerhin konntest du dir jederzeit einen neuen Harry erschaffen. Einen ohne Erinnerungen. Einen, der dir bedingungslos vertraut. Und wenn der stirbt, nimmst du dir den nächsten vor. - Wie lange wolltest du dieses Spiel treiben? Wie viele Klone von mir existieren?“ Seine Hände waren zu Fäusten geballt, sodass sein Zauberstab in seine Handfläche drückte, was ihn auf eine Idee brachte. „Wie hast du den anderen eigentlich weismachen können, dass er der echte ist, wenn er den falschen Zauberstab hat?“ Damit hielt er seinen Stechpalmenstab hoch, sodass alle ihn sehen konnten. Die Schüler von Hogwarts begannen aufgeregt miteinander zu flüstern. Jeder kannte Harry Potters Zauberstab. Sie hatten ihn Dutzende Male in der Zeitung gesehen, hunderte Male bei Harry selbst in der Schule. „Willst du wissen, wie, Albus?“, wollte Harry böse lächelnd wissen. „Willst du wissen, wie ich überlebt habe, obwohl meine Gene selbst gegen mich waren? Willst du wissen, wie jemand, der halb Vampir und halb Veela ist, die Wandlung überleben kann?“ Seine Stimme schallte laut in der Halle wider, weil alle verstummt waren, um jedes Wort verstehen zu können. „Die Antwort war einfach. Sie lag wortwörtlich direkt vor meiner Nase.“ Er warf einen Blick zu Remus, der sich inzwischen zu ihm durchgedrängt hatte. Doch Albus verengte die Augen zu Schlitzen. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Harry Potter steht hier neben mir!“, meinte er und nickte zu dem verwirrten Jungen neben sich, dem er leicht eine Hand auf die Schulter legte. Dann wandte er sich an die Auroren und deutete ihnen, dass sie die Schüler in Sicherheit bringen sollten. Sofort schoben ein paar Männer Erst- und Zweitklässler hinaus. Ron drängte sich neben den Jungen und starrte den Werwolf verächtlich an. „Du widerlicher Todesser kannst hier niemanden von deinen Lügen überzeugen!“ Mit einem bösen Knurren und einen vernichtenden Blick wandte Harry sich an seinen ehemaligen besten Freund. „Lügen?! Wie kannst du von Lügen sprechen, du Verräter? Du warst es doch, der dem alten Sack hier berichtet hat, dass Hermine dir geschrieben hat, um sich mit dir zu treffen und dass, obwohl sie dich darum gebeten hat, es niemandem zu sagen!“ „Weil ich wusste, dass es eine verdammte Todesser-Falle sein würde! Und ich hatte Recht! Der einzige in unserem Alter, der um diese Zeit in die Winkelgasse gekommen war, war das Frettchen!“, giftete Ron zurück und fuchtelte wild mit seinem Zauberstab herum, dass dieser rote Funken ausstieß. Harry knurrte. „Du Vollidiot! Was denkst du denn, warum sich dein vermeintlich bester Freund an kaum etwas erinnern kann? Wenn er wirklich der echte ist und ich nicht, wie kann ich dann wissen, dass Lockhart sich im zweiten Schuljahr unten in der Vorkammer mit deinem Zauberstab ausgeknockt hat? Oder dass du die eine Nacht aufgewacht bist und mir im Halbschlaf erzählt hast, dass du von Spinnen geträumt hast, die wollten, dass du steppst? Oder dass...“ „Ich hab genug von diesen Lügen!“, unterbrach Dumbledore ungeduldig, als er merkte, dass Ron blass geworden war, bei dieser Aufzählung. „Das hätte jeder herausfinden können, wenn er Hermine Granger in seiner Gewalt hat! Deine Lügen helfen dir nicht weiter, Todesser!“ Harry spürte, wie er wütend wurde. Richtig wütend. Fuchsteufelswild. Er würde nicht zulassen, dass dieser alte Sack gewann. Und wenn es das letzte wäre, was er tun würde. Er hatte lange genug unter ihm gelitten. Andere hatten lange genug unter ihm gelitten! Genug war genug! Seine Hände zitterten, die Kiefer waren so fest aufeinander gepresst, dass es fast wehtat und seine Sinne schärften sich noch weiter. Der Wolf in ihm warf sich mit aller Macht gegen den Käfig, der ihn im Zaum hielt, um seinem Feind die Kehle durchbeißen zu können. Gierig sog er die Witterung Dumbledores ein. Obwohl Harry sichtlich wütend war und sein Zauberstab unkontrolliert in seiner Hand vibrierte, verhielt sich seine Magie ruhig. Dumbledore schien das als gutes Zeichen dafür zu sehen, dass er langsam die Kontrolle übernahm, und redete weiter auf den jungen Werwolf ein, was diesen aber nur noch wütender machte. Der Wolf warf mit immer größerer Kraft gegen die Gitter, bis Harry den Widerstand irgendwann plötzlich aufgab und das Tier in seinem Inneren freiließ. Mit einem ohrenbetäubenden, bellenden Knurren brach der Wolf hervor und innerhalb eines Sekundenbruchteils stand an Harrys Stelle ein riesiger, schwarzer Wolf mit wild leuchtenden grünen Augen, die auf den Schulleiter fixiert waren. Der Kopf des Tieres waren auf Brusthöhe des Dunklen Lords, die Ohren eng an den Hals gepresst und die Rute stand bewegungslos in der Luft. Die Lefzen waren soweit hochgezogen, dass die fingerdicken Reißzähne entblößt wurden. Ein tiefes, aggressives Knurren grollte durch die Kehle des Tieres, das Fell auf seinem Rücken war gesträubt. Alle starrten den Wolf ungläubig und ängstlich an. Nur der Dunkle Lord sah merkwürdig zufrieden aus. „Ich an deiner Stelle, Albus, würde vorsichtig sein. Mit einem wütenden Werwolf ist nicht zu spaßen.“ „Werwölfe können sich ohne den Vollmond nicht verwandeln!“, widersprach der Schulleiter, sah aber dennoch etwas unsicher aus und wich sogar einen Schritt, als das Tier wie als Reaktion auf seine Worte einen drohenden Schritt in seine Richtung machte und noch einmal knurrte. „Worauf wartet ihr eigentlich?!“, fuhr der alte Mann die Auroren an, die noch immer hinter den Todessern standen und sich nicht sicher waren, ob sie eingreifen sollten oder nicht. In diesem Moment geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Der Wolf reagierte auf die aggressiven Worte des Schulleiters und machte einen Satz nach vorn, wobei er nach dem Mann schnappte. Die großen Zähne verfehlten den Arm nur um Zentimeter. Die Auroren hoben zeitgleich mit Harrys Sprung die Zauberstäbe, um das Tier aufzuhalten, doch die restlichen Todesser lenkten sie ab. Draco warf sich erneut in den Kampf und versuchte die Auroren von Harry abzulenken. Hermine tat es ihm nach und feuerte einen Zauber nach dem nächsten ab. Die Auroren, die die Schüler hinausgebracht hatten, eilten nun zurück in die Halle, um ihre Kollegen unterstützen zu können. Harry bemerkte von dem ganzen Chaos sehr wenig. Sein Wolf war ganz und gar auf Dumbledore konzentriert. Nachdem der erste Angriff daneben gegangen war, musste er nun den Zaubern des Mannes ausweichen und gleichzeitig in eine günstige Position für einen erneuten Versuch kommen. Dumbledore hatte die Harry-Kopie hinter den rothaarigen Gryffindor bugsiert, der ihn nun langsam und möglichst unauffällig in eine sichere Ecke drängte. Als die beiden außer Hörweite waren, wandte sich der Schulleiter an den Wolf. „So, du hast also überlebt, weil Lupin dich verwandelt hat. Ich hätte nicht gedacht, dass er dazu in der Lage wäre, nachdem, wie es ihm selbst ergangen ist.“ Der Wolf knurrte und wich einem weiteren Zauber aus, wobei er über den langen Lehrertisch sprang. Doch dem nächsten Angriff des Schulleiters wich das Tier nicht aus, sondern sprang direkt hinein. Die Folge war zwar eine üble Fleischwunde in der Brust, sodass Blut auf den Boden spritzte, doch dafür landete er unmittelbar vor dem Mann und riss ihn zu Boden. Eine Pfote hielt ihn auf der Brust am Boden, eine andere drückte die Hand mit dem Zauberstab auf die Steinplatten. Wütende, grüne Augen starrten den nun wehrlosen Mann an, die Zähne waren gefletscht, der Kopf gesenkt und er knurrte grollend. Die mächtigen Kiefer öffneten sich, bereit, um die Zähne in den dünnen Hals zu treiben und die Sache zu beenden. „Draco!“, schallte Hermines panische Stimme durch die Halle und augenblicklich riss der Wolf den Kopf hoch und suchte nach der Ursache. Der blonde Slytherin war von einem Zauber getroffen worden und lehnte verletzt an der Wand. Ein Arm hing schlaff an seiner Seite, an seinem Gesicht floss ein Blutrinnsal entlang. Zwei Auroren standen mit erhobenen Stäben vor ihm. Doch sie würden keine Gelegenheit für eine weitere Aktion bekommen, denn Harry ließ ohne zu Zögern von dem Schulleiter ab und warf sich mit drei großen Sätzen auf die Angreifer. Einen packte er mit den Zähnen am Oberarm, biss zu und warf seinen Kopf herum, bis der Knochen aus der Verankerung sprang und der Arm mit einem entsetzlichen Geräusch vom Rest des Körpers getrennt wurde. Der andere hatte sich mit einem Hechtsprung zur Seite vorerst in Sicherheit bringen können, doch er war nicht wieder schnell genug auf die Beine gekommen. Der Wolf hatte leichtes Spiel mit ihm und riss ihm die Kehle heraus. Mit einem gurgelnden Stöhnen brach der Mann zusammen. Mit bluttriefender Schnauze baute Harry sich schützend vor dem Slytherin auf. Obwohl noch immer Blut aus der Wunde an seiner Brust lief und große Lachen auf dem Boden bildeten, stand er wie ein Fels in der Brandung, unwillig auch nur die kleinste Bedrohung vorbeizulassen. „Wir ziehen uns zurück!“, bellte der Dunkle Lord durch das Durcheinander. Harry gab den flüchtenden Todessern Deckung, während er beobachtete, wie Hermine Draco auf die Beine half und zusammen mit ihm verschwand. Viele Todesser mussten zurückgelassen werden, es war nicht möglich, alle Bewusstlosen mitzunehmen. Mit einem letzten hasserfüllten Blick auf den Schulleiter folgte der Wolf dem Dunklen Lord hinaus in die Dunkelheit und in den Wald hinein. Sobald sie die Grenze des Schulgeländes überschritten hatten, disapparierten die Todesser. Der Dunkle Lord legte dem nun zitternden Wolf eine knochige Hand an die Schulter und verschwand zusammen mit ihm. Zurück in Malfoy Manor wurden sie bereits von einer besorgten Narzissa erwartet, die sich zuerst an ihren verletzten Sohn wandte. Mit einem schnellen Diagnose-Zauber stellte sie fest, dass die Muskeln in seiner Schulter durchtrennt waren. Dieser Schaden konnte aber mit einem Trank behoben werden. Ebenso wie die Platzwunde an seinem Kopf. Aber die Gehirnerschütterung musste er auskurieren und er fing auch sofort damit an, indem er sich auf das Sofa legte. Doch er ließ Harry keinen Moment lang aus den Augen. Der Dunkle Lord hatte das Tier direkt vor dem Kamin abgeliefert, doch es trottete die paar Meter zu Draco und legte sich wie ein Wachhund direkt vor das Sofa, sodass man nur noch über die Rückenlehne hinweg zu dem Slytherin gelangen konnte. Doch da Narzissa ihm nur einen Trank geben brauchte, protestierte sie nicht. Stattdessen blickte sie sich besorgt um. „Wo ist Lucius?“ Sofort verstummten alle und senkten die Köpfe. Hermine war es, die schließlich antwortete: „Ich fürchte, er ist den Auroren in die Hände gefallen, wenn ihn niemand anders hat mitnehmen können. Er war bewusstlos, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. - Tut mir leid.“ Narzissa schloss kurz die Augen und atmete tief durch. „Es war nicht deine Schuld. Wir wussten, welches Risiko er eingehen würde.“, murmelte sie und wandte sich an den Wolf, der schützend vor ihrem Sohn lag. Sie runzelte die Stirn. „Warum ist er ein Wolf? Heute ist doch gar nicht Vollmond.“ „Ich nehme an, er hat einfach die Kontrolle verloren.“, vermutete der Dunkle Lord. Er betrachtete das Tier mit einem undeutbaren Blick und lehnte sich mit verschränkten Armen neben dem Kamin an die Wand. Remus, der noch aus eigener Kraft hatte flüchten können, kniete sich neben seinen Welpen und strich ihm über den Rücken. „Kannst du versuchen, dich wieder zurückzuverwandeln? Ich weiß nämlich nicht, ob Narzissa dich sonst behandeln kann.“ Die Ohren des Wolfes zuckten und wenn er gekonnt hätte, hätte das Tier bestimmt die Stirn gerunzelt. Doch obwohl sie nun wieder in Malfoy Manor waren, schien der Wolf noch nicht ganz sicher zu sein, ob sie auch wirklich in Sicherheit waren, denn sein Blick ging nach wie vor unruhig und prüfend umher, als könnte aus jeder Ecke ein Auror herausspringen. Erst eine streichelnde Hand, die ihn zwischen den Ohren kraulte, ließ ihn ruhiger werden. Draco wühlte seine Hand in das dichte Fell und flüsterte ihm schließlich sogar beruhigende Worte zu, die aber nur von den empfindlichen Ohren gehört wurden. Merklich wich die Anspannung aus dem großen Körper, sodass er sich nach kurzer Zeit in Harry zurückverwandelte. So konnten sie auch erst das Ausmaß der Wunde sehen. Ein Stück Fleisch mit dem Umfang einer Faust schien aus seiner Brust herausgerissen worden zu sein, sodass das Brustbein zu sehen war. Es sah ziemlich böse aus und das Blut, das aus der Wunde lief, machte den Anblick nicht besser. Nach einem Schockmoment machte sich Narzissa sofort daran, die Blutung zu stillen und die Wunde zu verschließen. Ersteres gelang ihr nach einigen Fehlversuchen, doch letzteres schlug fehl. Nach etlichen misslungenen Versuchen, richtete sie sich kopfschüttelnd wieder auf. „Ich weiß nicht, was für ein Zauber benutzt wurde, aber die Wunde lässt sich nicht mit einem Zauber schließen. Vielleicht reagiert sie ja auf Heiltränke.“ Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, brachte Hermine ihr auch schon ein paar Phiolen. „Ich denke, wenn einer hilft, dann dieser...“, murmelte Narzissa, entkorkte eines der Fläschchen und ließ Harry den Inhalt trinken. „Bäh...“ Harry schüttelte sich aufgrund des ekelhaften Geschmacks, woran allerdings auch das Blut schuld sein könnte, das noch immer seinen Mund und seine Lippen überzog. „Bist du auch hier verletzt?“, erkundigte sich die Frau und deutete auf sein blutverschmiertes Gesicht. Fahrig wischte Harry sich mit einer Hand über die Lippen, schüttelte aber den Kopf. „Nein, alles in Ordnung.“ Narzissa war schlau genug, um sich denken zu können, was das bedeutete, und sie fragte auch nicht weiter nach, sondern konzentrierte sich wieder auf die Brustverletzung. Der Trank hatte geholfen, auch wenn er die Wunde nicht gänzlich geschlossen hatte. Sie war nur noch halb so groß wie vorher, sodass sie nun bedenkenlos verbunden werden konnte. Seufzend lehnte sich die Frau schließlich zurück und musterte ihren Patienten mit erhobenen Augenbrauen. „Wenn du so weiter machst, kannst du deine ganzen Narben bald nicht mehr zählen.“ Statt einer Antwort schnaubte Harry einfach nur und lehnte sich mit dem Rücken an das Sofa, auf dem Draco lag. Wieder legte der Slytherin ein Hand in Harrys Nacken und strich leicht durch die feinen Haare. „Kannst du dich an den Kampf in der Wolfsform erinnern?“, wollte er leise wissen. „Ja. Es hat sich angefühlt, als wäre ich es, der da kämpft, aber auch wieder nicht. - Es ist schwer zu beschreiben.“ Erschrocken zuckte er zusammen, als er spürte, wie Draco ihm einen Kuss in den Nacken hauchte. „Danke. - Du hast mir das Leben gerettet.“ Obwohl Harry spürte, wie er schon wieder bis über beide Ohren rot wurde – was er an sich schon erstaunlich fand bei den gefühlten zehn Litern an Blutverlust –, war er völlig zufrieden. Dracos kühle Hand an seiner Haut, die ihn noch immer sanft kraulte, und der warme Körper hinter ihm machten ihn nun nicht mehr nervös, wie es noch vor einigen Wochen der Fall gewesen war. So lehnte er sich mit einem wohligen Seufzen weiter zurück und genoss die liebevollen Berührungen. Ein kleines Lächeln legte sich auf seine Lippen, die durch einen kurzen Zauber von Hermine nicht mehr blutverschmiert waren. „Als könnte ich zulassen, dass dir etwas passiert.“, murmelte er leise. „Aber bisher hast du niemanden deswegen buchstäblich zerfetzt, Phelan.“, mischte sich Hermine besorgt ein. Sie wusste, wie sehr sich ihr Freund etwas zu Herzen nehmen konnte. Besonders den Tod eines Menschen, wenn er ihn – auch nur vermeintlich – verursacht hatte. Und diese zwei Auroren hatte er eigenhändig zerrissen. Vielleicht war der Typ mit dem abgerissenen Arm in der Lage zu überleben, wenn er schnell behandelt worden war, doch dann würde er als Werwolf enden, womit seine Karriere als Auror beendet und er außerstande wäre, sich eine andere Arbeitsstelle zu suchen. Doch entgegen ihrer Furcht sah ihr Freund alles andere als schuldbewusst aus. Harry blickte sie aus entschlossen leuchtenden Augen an. „Es herrscht Krieg, oder? Jeder, der kämpft, ist sich bewusst, dass er sterben kann. Diese Männer waren bereit, das Risiko einzugehen. Nur sie hatten im Gegensatz zu Draco nicht das Glück, dass sich jemand zwischen sie und den Feind geworfen hat. - Außerdem hätte ich es nicht ertragen, wenn er gestorben wäre.“, fügte er ein wenig leise hinzu. Narzissa lächelte schwach. „Tut mir leid, diese niedliche Szene unterbrechen zu müssen, aber wenn Lucius wirklich dem Ministerium in die Hände gefallen ist und auf der Dunklen Seite gesehen wurdet, dürft ihr nicht hier bleiben. Hier werden sie zuerst nach euch suchen.“ Der Dunkle Lord trat nun einen Schritt vor. „Ich werde einen Platz für sie finden.“ Er bedachte Harry mit einem nachdenklichen Blick. „Und wir werden uns dort unterhalten, Potter.“ Der junge Werwolf nickte und kämpfte sich auf die Füße. Ihm wurde kurz schwindlig, doch er ignorierte das Gefühl einfach. Sie hatten jetzt keine Zeit, um sich von ihm aufhalten zu lassen. Wo auch immer der Dunkle Lord sie hinbrachte, dort würden Zeit genug haben, um sich zu erholen. Er wandte sich an Draco. „Kannst du aufstehen?“ Der Slytherin grinste schief. „Muss ich ja wohl.“ Dankbar hielt er sich an Harrys Arm fest, der ihm als Stützte gereicht wurde. Er musste kurz die Augen schließen, um den Schwindel abzuschütteln, doch dann war er so bereit, wie er sein konnte. Er warf seiner Mutter einen besorgten Blick zu. „Du kommst doch mit, oder?“ „Nein.“, antwortete sie mit einem Kopfschütteln. „Da ich das Dunkle Mal nicht trage und ich nicht in Hogwarts gesehen wurde, können sie mich nur bewachen. Harrys, Hermines und Remus' Zimmer sind bereits geräumt worden, sodass sie nicht nachweisen können, dass sie hier gewesen sind. Und da du die ganze Zeit über in Hogwarts warst und auch in den Briefen nichts Verdächtiges steht, werden sie niemals beweisen können, dass ich etwas damit zu tun habe. Mach dir um mich also keine Sorgen.“, beruhigte sie ihren Sohn und nahm ihn kurz in die Arme, bevor sie auch Harry und Hermine drückte und sie dann zusammen mit Remus und dem Dunklen Lord ziehen ließ. Wohin genau der Dunkle Lord sie brachte, wussten sie nicht. Er hatte nur bereits einen Portschlüssel vorbereitet, mit dem sie nun abreisten. Sie landeten in einer kleiner Eingangshalle, in die sie nur knapp hineinpassten. Draco schwankte und hielt sich den schmerzenden Kopf, weswegen Harry ihn sofort stützte und zu dem Sofa führte, das er durch die geöffnete Tür in einem anliegenden Raum entdeckt hatte. „Hier bleibst du jetzt.“, befahl er nachdrücklich mit besorgter Stimme, was dem blonden Jungen ein leichtes Lächeln entlockte. „Du solltest dich auch lieber setzen, oder meinst du, ich hätte nicht bemerkt, wie dir vorhin beim Aufstehen ebenfalls schwindlig geworden ist?“ Draco blickte ihn mit erhobenen Augenbrauen an. Harry seufzte, sah sich aber gehorsam nicht einem weiteren Sessel um. Doch das Zimmer war zu klein, als dass noch etwas anderes außer diesem einem Sofa, ein niedriger Tisch und ein Kamin hineingepasst hätte. So wollte er sich schon auf dem Boden niederlassen, als er von einem empörten Schnauben davon abgehalten wurde. Draco legte sich auf die Seite, da seine Schulter dank des Trankes wieder soweit in Ordnung war, rückte bis zur Lehne zurück und deutete auf die freigewordene Fläche vor sich. Es würde zwar etwas eng werden, aber Platz hatten so beide. Mit einem verlegenen Lächeln legte Harry sich mit dem Rücken zu Draco auf das Sofa und spürte sofort, wie sich ein Arm um seine Hüfte schlang und ihn noch näher an den anderen Körper zog. So fühlte er sich so ausgesprochen wohl. Außerdem lief er nicht Gefahr hinunterzufallen. Der warme Atem, der an seinem Hals vorbeistrich, jagte ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken und die Hand, die seinen Bauch streichelte, machte ihn fast verrückt. Hermine, Remus und der Dunkle Lord beobachteten die beiden für kurze Zeit. Dann aber ergriff letzter das Wort. „Hier werden wir vorerst sicher sein. Sucht euch ein Zimmer.“ Der ältere Werwolf und das Mädchen tauschten einen kurzen Blick. Ihnen war klar, dass es quasi ein Befehl gewesen war, sich zu verkrümeln, damit der Lord mit Harry sprechen konnte. Würde er auch Draco wegschicken?, fragten sie sich, während sie sich in dem kleinen Gebäude umsahen. Harry hatte den knappen Befehl mitbekommen und hob nun neugierig den Kopf, um zu sehen, ob der Dunkle Lord nun wirklich zu ihm kommen würde. Tatsächlich betrat er kurz darauf den Raum und warf einen Blick auf Draco. Doch er schien der Meinung zu sein, dass der junge Malfoy das Gesagte mithören dürfte, denn er schickte ihn nicht weg und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand. „Du schienst vorhin ziemlich überzeugt davon zu sein, dass dein Klon mit nicht töten kann. Warum?“ „Darf ich zuerst eine Frage stellen, um meine Vermutung zu bestätigen?“ Harry wartete auf das leichte Nicken. „Horkruxe sind Gegenstände oder Lebensformen, in denen man ein Teil der eigenen Seele sperrt, damit es die Seele auf der Erde hält, sollte der Körper sterben, richtig?“ „Korrekt.“ Harry nickte. „Dann, Mylord, nehme ich an, dass Ihr mit dem Mord an mir vor sechzehn Jahren einen weiteren Horkrux erschaffen wolltet.“ „Korrekt, aber Dumbledore hat richtig erkannt, dass es fehlschlug.“ „So würde ich das nicht sagen. - Ihr habt einen Horkrux erschaffen, unabsichtlich.“ Harry blickte ihn vielsagend an. „Dumbledore hat mir damals gesagt, dass Ihr mir damals einen Teil Eurer Fähigkeiten unabsichtlich übertragen habt.“ Die roten Augen des Dunklen Lords weiteten sich erschrocken. „Willst du mir damit sagen, dass du ein Horkrux von mir bist?“ Harry zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine andere Erklärung dafür. Ich bin der einzige, der sich Euch all die Jahre über erfolgreich widersetzt hat. Und laut Prophezeiung bin ich der einzige, der Euch töten kann. - Genau genommen, seid Ihr auch der einzige, der mich töten kann. 'Einer muss durch die Hand des anderes sterben'.“, zitierte er. Er spürte die Verwunderung von Draco, der Griff um seine Hüfte wurde fester. „Außerdem wisst Ihr selbst, dass wir miteinander verbunden sind, sonst hättet Ihr mir vor zwei Jahren nicht diese Visionen schicken können.“ Nachdenklich betrachtete der Dunkle Lord den jungen Werwolf. „Es macht auf jeden Fall Sinn. - Aber wenn ein Teil von dir mir gehört“, Dracos Griff wurde ein wenig fester, als würde ihm diese Formulierung überhaupt nicht gefallen, „warum hattest du in meiner Nähe dann Schmerzen?“ „Da kann ich nur Vermutungen anstellen.“, seufzte Harry und legte beruhigend eine Hand auf Dracos und verschränkte unbewusst ihre Finger miteinander. „Wahrscheinlich lag es daran, dass ich Euch davor als Bedrohung angesehen habe. Ich habe mich mit jeder Faser gegen Euch gewehrt. Die Schmerzen haben aufgehört, nachdem ich mich Euch angeschlossen hatte.“ „Das erscheint mir logisch. Dann weiß aber Dumbledore nichts davon. Sonst würde er nicht denken, seine Potter-Kopie würde mich töten können.“ Harry grinste. „Dann sollten wir ihn in diesem Glauben lassen.“ „Kann es nicht sein, dass diese Kopie dann ebenfalls ein Horkrux von mir ist?“ „Das denke ich nicht.“, meinte der junge Werwolf und schüttelte den Kopf. „Er ist nur ein Klon. Eine Kopie, ja, aber nur rein körperlich. Wie – wie ein Vielsafttrank. Der kopiert ja auch nur das Körperliche, nicht aber die Seele.“ „Dann bist du also mein letzter Schutzwall vor der Sterblichkeit. - Zum Glück hab ich dich damals nicht getötet, als du zu mir kamst.“ „Mylord? Wenn Dumbledore Eure anderen Horkruxe zerstört hat, sind dann die Seelenteile zu Euch zurückgekehrt?“ „Warum willst du das wissen?“ Harry biss sich auf die Unterlippe. „Nun, es würde erklären, warum Ihr so...“ Er verstummte unentschlossen. „So was?“, verlangte der Dunkle Lord zu wissen. „Naja, nicht mehr so kaltherzig rüberkommt.“, murmelte er kleinlaut, denn er wollte ihn unter keinen Umständen verärgern. Der Dunkle Lord hob erstaunt die haarlosen Augenbrauen. „Tu ich das, hm?“ Er selbst hatte diese leichte Veränderung in seinem Verhalten bereits bemerkt, weswegen er nur noch selten Versammlungen einberufen hatte. Keinesfalls wollte er, dass diese Schwäche seinen Anhängern bekannt würde. „Dann muss ich dich enttäuschen.“ Damit wandte er sich um und verließ mit wehender Robe den Raum. Harry grummelte. „Der kann mir erzählen, was er will, aber er verhält sich eindeutig anders.“, wisperte er. „Mir gefällt das nicht.“, knurrte Draco hinter ihm. „Diese Verbindung, die du anscheinend zu ihm hast, gefällt mir ganz und gar nicht.“ Unbewusst wurde sein Griff noch fester, sodass Harry ihn schließlich lachend ein wenig lockern musste, da er sonst erhebliche Probleme beim Atmen bekommen hätte. Lächelnd schloss Harry die Augen. Es gefiel ihm, wenn der Slytherin so besitzergreifend war. „Diese Verbindung ist völlig belanglos. Sie entsteht eigentlich nur, wenn er extrem angepisst oder völlig außer sich vor Freude ist und das ist seit Ewigkeiten nicht mehr vorgefallen.“ Ein weiterer Satz drängte sich kaum hörbar über seine Lippen. „Ich gehöre ganz dir.“ Doch Draco hatte ihn gehört und schmiegte glücklich lächelnd sein Gesicht in Harrys Nacken. Solange hatte er auf die Nähe zu dem kleineren Werwolf verzichten müssen. Solange hatte er befürchten müssen, dass seine Gefühle unerwidert bleiben würden. Doch diese vier kleinen Worte aus Harrys Mund ließen seine Ängste einfach verschwinden, als wenn sie nie da gewesen wären. _______________________________________________________ Als Harry erwachte – er hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er eingeschlafen war –, lag er mit dem Kopf auf Dracos Brust gebettet halb auf diesem drauf. Sein linkes Bein war über die Oberschenkel des Blonden gelegt und sein linker Arm lag quer über dessen Brust, die Hand in Dracos und ihre Finger waren miteinander verschränkt. Dracos Lippen waren nur Millimeter von seiner Stirn entfernt, sodass warmer Atem über seine Haut strich. Dracos linker Arm hatte sich um Harrys Rücken geschlungen, die Hand lag zwischen seinen Schulterblättern auf dem weißen Verband. Jetzt erst bemerkte Harry den leichten Schmerz in seiner Brust, weil er mit der Wunde direkt an Dracos Rippen gepresst dalag. Vorsichtig versuchte er sich aus der sanften Umarmung zu befreien, ohne den blonden Slytherin zu wecken, doch kaum hatte er sich auch nur ein winziges Stück erhoben, schreckte Draco aus dem Schlaf und blinzelte ihn müde an. „Was ist los?“, fragte er nuschelnd und machte Anstalten, den jungen Werwolf wieder an seinen vorherigen Platz zu ziehen. Doch Harry schälte sich vorsichtig aus der Umarmung und richtete sich auf. Sein Rücken tat ein wenig weh, doch das kam von dem engen Sofa, auf das sie sich gequetscht hatten. Draco setzte sich ebenfalls auf und rieb sich müde die Augen. Doch dann war er plötzlich hellwach und deutete auf den Verband. „Du blutest wieder.“ Harry warf ebenfalls einen schnellen Blick hinunter und seufzte dann. „War wohl keine gute Idee, mich auf den Bauch zu drehen.“, ächzte er, während er seinen Rücken durchstreckte und die Knochen knackend wieder in ihre ursprüngliche Position sprangen. „Mach dir keine Sorgen. So etwas kommt nun mal vor bei Verletzungen, die sich mit Tränken nicht vollständig heilen lassen. Das hört schon wieder auf; so schlimm ist es ja nicht.“, versuchte er den noch immer besorgten Slytherin zu beruhigen. „Wenn du magst, kannst du mir ja helfen, den Verband abzunehmen, um nachsehen zu können, ob soweit alles in Ordnung ist.“ Er selbst war sich zwar sicher, dass der dünne Schorf nur ein wenig aufgebrochen war und sich schnell wieder verschließen würde, doch er tat es, damit Draco sehen konnte, dass alles in Ordnung war. Vorsichtig machte sich der blonde Slytherin daran, den Verband zu entfernen. Danach nahm Harry behutsam das rot gefleckte Stück Mull von der Wunde. Tatsächlich war nur ein Stück des trockenen Blutes, das die Wunde verschlossen hatte, abgerieben worden, sodass frisches Blut hindurchsickern konnte. Prüfend legte Harry eine Hand neben die Wunde und runzelte die Stirn, als er feststellte, dass sie ein wenig zu warm war. Es schien so, als würde sich eine Entzündung ankündigen. „Dray, magst du mir ein wenig Desinfektionsmittel bringen, wenn du etwas findest? Wenn nichts da ist, reicht auch irgendetwas Alkoholisches oder im Notfall Salz.“ Nickend verschwand der Slytherin in den anderen Räumen, während Harry selbst diesen hier unter die Lupe nahm. Doch es war nicht mehr hier drin, als das Sofa, ein niedriger Tisch, ein Kamin und ein kleiner Schrank, der unscheinbar in der hintersten Ecke stand, sodass man ihn leicht übersehen konnte. Diesen untersuchte Harry nun und öffnete nach und nach alle drei Türen, um hineinspähen zu können. Doch außer Staub und ein paar achtbeinigen Bewohnern in ihren Netzen, von denen die meisten aber schon tot waren, konnte er nichts entdecken. Kurz darauf kam Draco wieder zurück mit einer Flasche in der Hand. Obwohl er sie abgewischt hatte, haftete noch immer eine dünne Schicht extrem hartnäckigen Staubes auf dem Glas. „Geht das?“ Harry öffnete den Verschluss und schnupperte kurz, verzog dann aufgrund des Geruchs das Gesicht. „Hui...“ Er schüttelte den Kopf. „Ja, das geht. - Whisky, nehme ich an.“, fügte er hinzu und goss ein paar Tropfen davon über seine Finger, um den Geschmack prüfen zu können. Wenn er sich richtig erinnerte, hatte sein Onkel eine solche Flasche auch irgendwo versteckt gehabt, wo Petunia sie nicht finden sollte. Das war zu der Zeit gewesen, als er befürchtet hatte, durch Harrys Missgeschicke seinen Job verlieren zu können. „Damit kann man Wunden reinigen?“, fragte Draco skeptisch, während er die Flasche misstrauisch musterte. Harry grinste. „Der Alkoholgehalt müsste hoch genug dafür sein.“ Er schnappte sich das Shirt, das Narzissa ihm gestern ausgezogen hatte und knüllte es zusammen. Den Haufen tränkte er dann mit dem Whisky. Er atmete noch einmal tief durch, weil er wusste, dass das Kommende äußerst unangenehm werden würde, und drückte den Stoff dann auf die Wunde. Als der Alkohol auf das offene Fleisch traf, atmete er zischend durch die Zähne und kniff die Augen zusammen. Es brannte, verflucht noch mal! Doch er zwang sich, den Stoff noch ein wenig länger dort zu halten. Erst nachdem das Brennen etwas nachgelassen hatte, nahm er den Stoff weg und fächelte Luft auf die Wunde, damit der Rest des Alkohols schneller verflog. „So, das müsste eigentlich reichen.“ Zwar sickerte nun wieder frisches Blut hervor, doch es war so wenig, dass es bald aufhören müsste. Draco war so lieb und legte ein neues Stück Mull auf die Wunde und wickelte den Verband wieder um den Brustkorb. „Geht's?“, erkundigte er sich mit einem besorgten Blick, während Harry sich wieder auf das Sofa setzte und sich tief durchatmend zurücklehnte. „Ja, alles okay.“, versicherte er lächelnd. „Woher weißt du, dass das hilft?“ Draco setzte sich neben den Werwolf und blickte ihn neugierig an. „Ich hab das bei meinen Verwandten mal im Fernsehen gesehen. Die haben das da auch mit Whisky gemacht.“, erklärte er mit einem leichten Lächeln und lehnte sich an den blonden Jungen, der ihn auch sofort vorsichtig mit seinen Armen umschloss. Draco lächelte zufrieden. „Es scheint noch recht früh zu sein. Lass uns noch ein wenig schlafen.“ Harry brummte. „Aber nur, wenn wir etwas finden, das ein wenig breiter ist als das hier.“, murmelte er und deutete vage auf das Sofa, auf dem sie saßen. „Mein Rücken fand die Aktion nämlich nicht so toll.“ „Ja, deine Wunde auch nicht.“, fügte der Blonde grinsend hinzu und kämpfte sich wieder auf die Füße, wobei er Harry mitzog. „Vielleicht finden wir noch ein freies Bett.“ Sie schlichen durch das kleine Gebäude und öffneten alle Türen, die sie finden konnten, so leise es möglich war. Sie fanden Hermine, schlafend auf einem schmalen Bett zusammengerollt mit einer herbeigezauberten Decke über den Schultern. In Zimmer daneben lag Remus schnarchend auf einem Sofa. Er grunzte kurz und drehte sich auf den Bauch, als Harry leise die Tür öffnete, um hineinzuspähen. Schnell schloss er sie wieder, um den älteren Werwolf nicht zu wecken. Der nächste Raum war nur mit Stühlen und Tischen vollgestellt und auch der danach bot keinen Schlafplatz. Sie entdeckten ein altes Bad, das dringend eine Säuberungsaktion nötig hatte, eine kleine Abstellkammer, bei der Harry gar nicht so genau wissen wollte, was da alles drin war, und eine Küche, die fast noch schlimmer aussah als das Bad. „Sieht nicht so aus, als gäbe es hier noch ein halbwegs anständiges Bett.“, flüsterte Draco grummelnd. „Dann neben wir eben doch das Sofa. Kannst du zufällig einen Zauber, der es ein wenig verbreitern kann? - Ich nämlich nicht.“, gab der Werwolf etwas zerknirscht zu. „Einen Versuch ist es wert.“ Draco schnappte sich die Hand des Schwarzhaarigen und zog ihn in das Kaminzimmer – wie er den Raum getauft hatte – zurück. Dort zückte er seinen Zauberstab und richtete ihn auf das schmale Sofa. Einen gemurmelten Spruch später hatte es sich zumindest soweit vergrößert, dass sich die beiden nicht mehr quetschen mussten, um draufzupassen. Aneinandergekuschelt legten sich die beiden hin. Draco beschwor noch eine große Decke herauf, mit denen er sie beide bedeckte. Dann schlang er seine Arme um Harry und hauchte ihm noch einen Kuss auf die Stirn. _______________________________________________________ „Hey, ihr zwei. Aufwachen!“ Hermine stupste die beiden Schlafenden vorsichtig an, um sie zu wecken. Eigentlich hätte sie sie lieber weiterschlafen lassen, denn beide hatten es nötig, aber der Dunkle Lord war der Meinung, dass sie weiterziehen müssten. Das Ministerium hatte wie erwartet Malfoy Manor durchsucht und Narzissa unter Beobachtung gestellt, weil man ihr keine Kooperation mit den Todessern hatte nachweisen können. Die Auroren waren ununterbrochen auf der Suche nach ihnen, sodass sie sich nicht lange an einem Ort aufhalten durften, schon gar nicht, wenn sie Magie gewirkt hatten. Grummelnd schlugen die beiden schließlich die Augen auf. „Was'n los?“, wollte Harry müde wissen und drückte seine Nase wieder in Dracos Halsbeuge. „Wir müssen weiter. Das Ministerium ist auf der Suche nach uns. Wenn wir Pech haben, haben sie bemerkt, dass wir gestern hier Magie gewirkt haben.“, erklärte Hermine und die Dringlichkeit in ihrer Stimme ließ Harry endgültig wach werden. Stöhnend richtete er sich auf und rieb sich mit beiden Händen über das Gesicht. Draco neben ihm setzte sich ebenfalls auf. Mit diesen wild abstehenden Haaren und dem etwas zerknautschen Gesicht bekam man ihn eigentlich nie zu sehen, sodass Harry einfach nur grinsen musste. Doch sie machten sich zügig abreisefertig, sodass der Dunkle Lord und Remus wieder mit ihnen disapparieren konnten, nachdem sie das Haus schnell wieder so hergerichtet hatten, wie sie es vorgefunden hatten. Sie bekamen es nicht mehr mit, aber zwei Stunden später stürmten Auroren durch die Vordertür und durchsuchten das kleine Gebäude. Sie konnten nur einen schwachen magischen Rückstand feststellen, der auch gut und gerne von anderen umherziehenden Zauberern stammen konnte, die in der magischen Welt nicht selten waren. _______________________________________________________ Die nächsten Tage vergingen ähnlich. Sie verbrachten immer nur eine Nacht in einem Haus und machten sich dann wieder auf den Weg. Ein paar Mal aber disapparierten sie von einem Ort aus direkt weiter, nachdem sie einige Minuten dort gewesen waren. Das sollte ihre Verfolger aufhalten. Weihnachten verbrachten sie in der Nähe einer kleinen Muggelstadt, die festlich geschmückt und hell erleuchtet war. Der Dunkle Lord war zwar alles andere als begeistert darüber, doch in der Nähe von Muggeln würden die Auroren sie am allerwenigsten vermuten. Hermine hatte – zuverlässig wie sie war – ihre Brieftasche dabei, in der noch ein wenig Muggelgeld war. Damit liefen sie und Harry hinunter in die Stadt und kaufen ein paar Vorräte. Die anderen blieben zurück, weil sie einfach zu viel Aufsehen erregen würden. Mit einem großen Laib Brot, Butter, Wurst, Käse und einem kleinen Brathuhn kehrten sie zu dem Häuschen zurück. Hermine hätte lieber eine Gans gekauft, doch natürlich waren zu dieser Zeit alle diese Tiere bereits verkauft und nur die kleinen Hühner waren übrig geblieben. Das würden sie später in den Ofen schieben, der glücklicherweise noch funktionierte. Zum Heizen allerdings mussten sie den Kamin benutzen. Wärmezauber würden zwar besser funktionieren, aber sie würden auch leichter aufzuspüren sein. Draco verzog das Gesicht aufgrund dieser für ihn mickrigen Vorräte, doch er fügte sich theatralisch seufzend in sein Schicksal. Er hatte ja gewusst, dass es soweit kommen konnte, wenn er sich in den Kampf einmischte. Aber er hatte einfach nicht tatenlos daneben stehen können, während Harry sein Leben riskierte. Dass der junge Werwolf nun fast unverletzt neben ihm sitzen und Weihnachten feiern konnte, war für ihn eigentlich schon genug. Nur ein bequemeres Bett würde er sich noch wünschen... _______________________________________________________ Spät in der Nacht zum zweiten Weihnachtsfeiertag lagen die beiden auf der durchgelegenen, alten Matratze eng aneinandergeschmiegt, zum einen, weil sie einfach zusammen sein wollten, zum anderen, um sich ein wenig Wärme spenden zu können, denn zum Wärmen hatten sie sonst nur noch eine alte Wolldecke, die schon ein paar Löcher aufwies. Dass es draußen inzwischen so kalt geworden war, dass die Fensterscheiben von Innen mit Eis überzogen wurden, machte das Vorhaben nicht einfacher. Harry, der trotz seiner etwas höheren Körpertemperatur, fröstelte, konnte lange nicht einschlafen und dem blonden Slytherin schien nicht es anders zu gehen. Dennoch schwiegen sie und es war keine unangenehme Stille. Dracos Hände rieben immer wieder über Harrys Arme, um sie zu wärmen, wenn er der Meinung war, dass sie zu kühl wurden, während der Werwolf halb auf dem Slytherin lag, um ihn zumindest ein wenig mit seinem Körper zu wärmen. Doch irgendwann wurde es beiden zu bunt. „Wie wäre es...“ „Können wir nicht...“ Sie blickten sich erstaunt blinzelnd an und lachten, wobei Draco seinem Freund deutete, dass er beginnen konnte. „Können wir nicht hinunter ins Kaminzimmer gehen? Da wäre es zumindest nicht so kalt.“, äußerte Harry nun glucksend seine Bitte und löste sich ein wenig von dem Blonden. Der nickte kichernd und hauchte dem Werwolf einen Kuss auf die Stirn. „Genau das wollte ich auch gerade fragen.“ Unten fanden sie Remus und Hermine vor, die sich in ihre Decken eingewickelt vor dem brennenden Kamin niedergelassen hatten und erstaunt aufsahen, als die beiden den Raum betraten. „Wurde es euch da oben doch zu kalt, ja?“, wollte Remus amüsiert wissen. Er hatte die beiden Jungen davor gewarnt, doch sie wollten zumindest für eine gewisse Zeit unter sich sein und so hatten sie sich abgesetzt mit der Begründung, dass Harry als Werwolf genug Wärme für sie beide hätte. Harry schnaubte. „Konnte ja keiner wissen, dass es selbst für einen Werwolf zu scheiße-kalt da oben ist.“ Damit ließ er sich zwischen den beiden auf den Boden fallen und zog seinen blonden Freund neben sich, sodass er sich zwischen Hermine und den jungen Werwolf quetschen musste. Der Slytherin rümpfte zwar aufgrund dieser Sitzordnung die Nase, sagte aber nichts. Es würde ihm nur einen bösen Blick von Harry einbringen, wenn er sich beschweren würde, zumal er auch überhaupt nicht mehr das Recht hatte, überhaupt etwas gegen Muggelgeborene zu sagen, denn immerhin war der junge Werwolf, in den der Slytherin rein zufällig verliebt war, bei ihnen aufgewachsen und hatte eine muggelgeborene Mutter gehabt. So fügte er sich stillschweigend in sein Schicksal und wickelte sich und Harry wieder in die Wolldecke und wärmte seine Hände ein wenig am Feuer. „Eigentlich hatte ich mir Weihnachten anders vorgestellt.“, grummelte Harry leise und dachte an die kleine Holzfigur, die seine Magie geschaffen hatte und die er Draco hatte schenken wollen. Doch er hatte nicht einmal eine Ahnung, wohin Narzissa seine Sachen gebracht hatte. So musste er warten, bis sich die Lage beruhigt hatte. Das einzige, was er dabei hatte, war die Karte der Rumtreiber, die ihm hier draußen wenig nützte. Er konnte nur verfolgen, dass Dumbledore noch immer in Hogwarts herumspazierte. Nach dem Kampf war keiner der Schüler dortgeblieben. Stattdessen hüpften ein paar ihm unbekannte Namen durch die Große Halle und die Gänge. Ganz offensichtlich, um die Schäden zu beheben, die beim Kampf entstanden waren, und herauszufinden, wie der Dunkle Lord und seine Anhänger in die Schule hatten dringen können. Wenn sie Glück hatten, würden sie das Verschwindekabinett nicht finden, sodass ihnen dieser Weg auch beim nächsten Versuch wieder zur Verfügung stehen würde. „Wohin verschwindet eigentlich unser großer Anführer immer?“, wollte Harry schließlich wissen und blickte sich kurz um. Von dem Dunklen Lord fehlte jede Spur. Auch die anderen schienen nicht schlauer zu sein als er, denn sie zuckten ahnungslos mit den Schultern. „Vielleicht geht er Shoppen.“, vermutete Draco ernst. Nur das kurze, kaum wahrnehmbare Zucken seiner Mundwinkel verriet, dass seine Äußerung nicht ernst gemeint war. Harry lachte. „Kannst du dir den Dunklen Lord in einer Boutique vorstellen, wie er die armen Verkäuferinnen erst zu Tode erschreckt und sie dann wie ein Befehlshaber durch den Laden scheucht, damit sie ihm passende Klamotten beschaffen?“ „Nötig wäre es.“, schnaubte Draco lächelnd. „Diese Art von schwarzen Roben sind langsam aus der Mode.“ Hermine prustete los und spuckte dabei einen Schluck Tee in den Kamin. „Die Modefarbe für Herren ist dieses Jahr rosa gewesen!“ Sie warf den anderen einen amüsierten Blick zu. „Könnt ihr euch den Dunklen Lord in rosa Roben vorstellen?“ Jetzt musste sogar Remus lachen, obwohl er vorher erfolgreich versucht hatte, ernst zu bleiben. „Hermine, wenn der Dunkle Lord rosa tragen würde, würde ihn doch keiner mehr Ernst nehmen.“ „Nun, offensichtlich nimmt mich eh schon keiner mehr ernst, wenn in meiner Abwesenheit solche Gespräche geführt werden.“, schnitt die zischende Stimme des Dunklen Lords durch den Raum, weswegen alle erschrocken zusammenfuhren, augenblicklich verstummten und fast schuldbewusst zu Boden sahen. Harry nur runzelte die Stirn, weil ihm die Stimme nicht mehr ganz so schrill und unnatürlich vorkam, wie noch vor ein paar Monaten. Lag es daran, dass er sich an ihren Klang gewöhnt hatte? „Eigentlich sollte ich euch alle dafür mit den Cruciatus belegen, aber dummerweise wären diese Unverzeihlichen inmitten einer Muggelgegend wie ein Leuchtfeuer für die Auroren.“, zischte der Dunkle Lord und verschränkte die Arme vor der Brust, während er sich neben den Kamin an die Wand lehnte. „Ich habe in Erfahrung bringen können, dass einige Auroren von der Suche nach flüchtenden Todessern abgezogen wurden. Etliche Häuser sind durchsucht worden.“, berichtete er. „Außerdem habe ich eine dauerhafte Bleibe gefunden. Das Ministerium hegt keinerlei Verdacht gegen die Familie, deswegen seid ihr dort erst einmal sicher.“ „Bei wem?“, fragte Draco scheinbar ruhig, doch Harry konnte sehen, wie neugierig er war. „Die Familie Just hat sich angeboten, euch aufzunehmen.“ Die Reaktionen waren unterschiedlich: Harry hob überrascht die Augenbrauen und freute sich, dass sein neuer Freund sich in solche Gefahr zu bringen bereit war, um ihnen zu helfen. Hermine war ebenfalls überrascht und erfreut zugleich, dennoch kam sie nicht umhin zu denken, dass dies im Chaos enden würde. Denn Harry und Draco waren nun augenscheinlich dicht dran, endlich zusammenzukommen. Wenn Debonair ihnen jetzt noch dazwischenfunken würde, würde das in Mord und Totschlag enden, während Harry verzweifelt am Rande des blutigen Kampfringes stehen würde. Remus runzelte verwirrt die Stirn. Er wusste, dass die Beziehung zwischen Harry und Debonair irgendwie nicht zu definieren war, und hoffte einfach nur, dass Draco eine klare Linie ziehen würde. Und Draco war zuerst erleichtert, endlich wieder in einem normalen Bett schlafen zu können, ohne frieren zu müssen. Doch Hermines nachdenkliches Gesicht erinnerte ihn daran, dass er den Namen Just schon einmal gehört hatte. Nach kurzem Überlegen fiel ihm wieder, dass doch dieser Junge so hieß, der Harry seine Zaubertränke-Aufzeichnungen geliehen hatte. Granger hatte damals schon so merkwürdig geguckt, dass er misstrauisch geworden war. Zumindest würde er nun endlich das Geheimnis darum lüften können. Er konnte zumindest sicher sein, dass es nichts mit Harry zu tun hatte, denn dieser hätte ihm in seinen Briefen bestimmt davon erzählt, wenn es etwas Wichtiges gewesen wäre. So packten sie am nächsten Morgen ihre spärlichen Sachen zusammen. Der Dunkle Lord brachte sie dann alle zusammen zu dem Haus der Justs. Es war nicht sonderlich groß, doch schien Platz genug zu bieten, um ein paar Gäste beherbergen zu können. An der Tür wurden sie bereits von Debonair und einer dunkelblonden Frau um die Fünfzig erwartet. Der brünette Junge lief ihnen erfreut entgegen und warf sich dem jungen Werwolf erleichtert um den Hals. „Merlin sei Dank! Ich hatte schon Angst, dir wäre bei dem Angriff auf Hogwarts etwas passiert.“, stieß er aus und schien nicht gewillt, den Schwarzhaarigen so schnell wieder loszulassen. Doch Harry befreite sich mit sanfter Gewalt aus der festen Umarmung und warf Draco dabei ein sanftes Lächeln zu, um den finsteren Blick des Blonden abzuschwächen, der sich in Debonairs Rücken brannte. „Ich bin okay, Deb... Du kannst mich wieder loslassen.“ Lächelnd rückte Debonair ein wenig von dem Werwolf ab, bis sein Blick auf Draco fiel, der ihn noch immer mit einem abschätzenden Blick beobachtete. „Malfoy.“, begrüßte er ihn einsilbrig und nickte ihm leicht zu. Draco erwiderte die Geste knapp. „Just.“ Harrys Blick wanderte erstaunt von einem zum anderen. „Ihr kennt euch?“ Schnaubend verschränkte der blonde Slytherin die Arme vor Brust. „Er ist ein Reinblut, was erwartest du?“ „Ich wusste, dass alle Reinblüter irgendwie miteinander verwandt sind, aber dass auch jeder jeden kennt, wusste ich nicht. Woher auch?“ Harry zuckte mit den Schultern. „Sei nicht albern.“, wies Draco ihn sanft zurecht. „Natürlich kennt nicht jeder jeden. Aber meine Familie hat früher zu Neujahr immer ein großes Fest veranstaltet und seine Familie war immer eingeladen.“ „Ja“, stimmte Debonair schief grinsend zu, „aber auch nur, weil wir im Augen des Miniteriums ein guter Umgang sind, im Gegensatz zu manch anderen Gesellen, und ihr dadurch in ihrem Ansehen wieder gestiegen seid. - Was meinst du, wer Lucius Malfoy den Job im Ministerium verschafft hat?“, wandte er sich an Harry. „Das genügt jetzt, Debonair! Keine Streitereien vor meiner Haustür!“, mischte sich seine Mutter ein und stemmte die Hände in die Hüften, wobei sie ihren Sohn streng ansah. „Kommt erst einmal rein. Nichts ist aufsehenerregender als ein Streit junger Leute vor einem Haus.“ Sie trat zur Seite und ließ alle eintreten, sogar der Dunkle Lord schloss sich ihnen an. „Es tut mir leid, dass wir Ihnen nichts besseres bieten können.“, entschuldigte sie sich bei ihm. Harry fiel auf, dass sie ihn zwar mit Respekt behandelte, aber auch nicht anders als sie jeden anderen Gast wahrscheinlich auch behandeln würde. Und er schien es auch nicht anders zu erwarten. „Ihr seht ja fürchterlich aus. Debonair! Bring ihnen doch bitte ein paar von deinen Sachen, damit sie etwas Anständiges anziehen können.“, bat sie ihren Sohn, der mit einem Nicken die Treppen hochspurtete. Dann führte die Frau sie in ein großes, gemütliches und vor allem schön warmes Wohnzimmer, in dessen Kamin ein Feuer flackerte. Magische Schneeflocken fielen von der Decke, verschwanden aber kurz über ihren Köpfen, während an den Fensterscheiben künstliches Eis hing. „Setzt euch doch! Ich hole euch etwas Tee, der euch wieder aufwärmen müsste.“ Sie deutete auf die wirklich einladend aussehenden Sofas, doch so verlockend es auch war, Harry und Hermine sahen zweifelnd auf ihre dreckige Kleidung hinab, während Draco, Remus und der Dunkle Lord sich bereits setzten. „Keine Sorge, ein einfacher Zauber genügt, um alles wieder zu reinigen.“, flüsterte die Frau den beiden beruhigend zu und lief dann aus dem Raum, um den Tee zu holen. Harry wurde neben Draco auf die Polster gezogen. So gerne der Blonde auch nachfragen wollte, was diese Anhänglichkeit des brünetten Jungen bedeutete, er hielt sich zurück. Das würde er Harry fragen, wenn sie unter sich waren. So beschränkte er sich darauf, besitzergreifend einen Arm um dessen Hüfte zu legen und ihn zu sich zu ziehen. Bereitwillig ließ Harry das zu und schmiegte seinen Kopf an Dracos Schulter. Debonairs Mutter seufzte, als dieses Bild beim Eintreten sah. Sie wusste, dass ihr Sohn Interesse an dem schwarzhaarigen Jungen hatte, aber so, wie es aussah, beruhte dieses Interesse nicht auf Gegenseitigkeit. In den Händen hielt sie ein Tablett mit dampfenden, gefüllten Teetassen und einer großen Kanne, das sie nun auf dem niedrigen Tisch abstellte und jedem eine der Tassen reichte. Harry richtete sich wieder ein wenig auf, ohne sich aber von Draco zu lösen, und umschloss die heiße Tasse mit beiden Händen, um sich zu wärmen. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass die anderen es ihm gleichtaten. Sogar der Dunkle Lord schien die heiße Flüssigkeit sehr zu begrüßen. Es war das erste Mal sei dem Ministeriumszwischenfall, dass Harry ihn in normalem Licht sehen konnte. In Malfoy Manor waren immer nur ein paar Fackeln an den Wänden gewesen, wenn der Dunkle Lord ihn empfangen hatte und im Raum der Wünsche war es ebenfalls nicht sonderlich hell gewesen, zumal es dort derartig von Todessern gewimmelt hatte, dass er eh keinen klaren Blick auf ihn hatte werfen können. Und ansonsten hatte er sich immer neben die Kamine gestellt, wo nicht so viel Licht hinkam, sodass er stets etwas im Schatten gestanden hatte. Doch nun konnte er ihn klar und deutlich sehen und musste feststellen, dass er nicht mehr so unmenschlich aussah, wie es noch im Ministerium der Fall gewesen wäre. Er hatte nun zumindest wieder eine – wenn auch sehr kleine – Nase und der Mund schien nicht mehr gänzlich lippenlos zu sein. Harry wandte schnell den Blick ab, als der Dunkle Lord den Kopf in seine Richtung drehte, als hätte er gespürt, dass er gemustert wurde. Der Werwolf konzentrierte sich auf seinen Tee, der inzwischen soweit abgekühlt war, dass er ihn problemlos trinken konnte, ohne sich zu verbrühen. Kurz darauf kehrte auch Debonair zurück, der einen Haufen Kleidung auf dem Arm trug und ihn ächzend auf einen freien Sessel fallenließ. „Das müsste euch eigentlich passen.“, meinte er, drehte sich um und erstarrte kurz, als er Harry und Draco so eng beieinander sitzen saß. Doch er fasste sich schnell wieder und begann, die Kleidungsstücke zu verteilen. Für Hermine schien er sich ein paar Teile von seiner Mutter stibitzt zu haben, denn es war eindeutig ein etwa knielanger Rock dabei. Das Mädchen betrachtete das Stück gequält. Offenbar hatte sie gehofft, weiter in Hosen herumlaufen zu können. „Hast du nicht noch eine Hose? Eine Jeans oder so?“, wollte sie fast flehend wissen. Röcke gehörten in Hogwarts zwar zu der weiblichen Schuluniform, aber seitdem sie zusammen mit Harry und Ron immer wieder in irgendwelche Kämpfe verstrickt gewesen war, hatte sie sich angewöhnt, wann immer es möglich war, auf Hosen umzusteigen, weil diese im Kampf einfach tausendmal praktischer waren. Debonair blickte sie verwundert an. „Ähm... Keine, die dir passen würde, denk ich. Ich bin ja schon froh, wenn Harry in den Sachen nicht untergeht.“ „Hey!“, beschwerte eben genannter sich lautstark, was allerdings ein wenig gedämpft klang, weil sein Kopf gerade in einem Pullover steckte. „So klein bin ich nun auch wieder nicht!“ Damit zog er ihn zurecht und sah plötzlich ziemlich verzweifelt aus, weil ihm das Wollding tatsächlich ein, zwei Nummern zu groß war und dementsprechend um seinen Körper schlabberte. Die Entbehrungen der letzten Tage hatte zusätzlich dazu geführt, dass er wieder etwas abgenommen hatte. Dieser Anblick rief allgemeines Gelächter hervor und sogar der Dunkle Lord musste ein wenig seinen Mund kräuseln. Draco schlang lachend beide Arme um den Werwolf und drückte sich an ihn, während Harry dastand wie ein begossener Pudel. „Jaja, lacht nur.“, grummelte er, musste aber trotzdem lächeln. Er fühlte im Moment einfach viel zu wohl, um irgendjemandem etwas übel nehmen zu können. Zufrieden mit der Situation schmiegte Harry sich unbewusst an den blonden Slytherin und schloss genießend die Augen. „Wie wäre es, wenn ihr erst einmal duschen geht. Nehmt es mir bitte nicht übel, aber ihr seht aus, als könntet ihr es brauchen.“, schlug die Mutter etwas verlegen vor. Begeistert nickte Draco, der sich schon vor zwei Tagen über die mangelnden Hygiene-Möglichkeiten beschwert hatte, und ließ sich auch sofort den Weg ins Bad zeigen. Handtücher könne er sich einfach aus dem Schrank nehmen. Der Slytherin warf seinem schwarzhaarigen Freund einen fragenden Blick zu, doch Harry schüttelte nur mit roten Wangen den Kopf. Zusammen mit Draco zu duschen lag noch außerhalb von dem, was er zu tun bereit war. Der Slytherin schien auch nicht wirklich mit einer Zustimmung gerechnet zu haben, denn drückte dem Werwolf nur einen sanften Kuss auf die Stirn, bevor er im Bad verschwand. Debonair packte die Gelegenheit beim Schopf und wandte sich an Harry. „Kann ich dich bitte kurz unter vier Augen sprechen?“ Eigentlich wollte er nicht, doch er wusste, dass es sein musste. So stimmte Harry zu und folgte seinem neuen Freund in dessen Zimmer im ersten Stock. Es war nicht sonderlich groß, aber dafür umso gemütlicher eingerichtet. Da war der prasselnde Kamin nur das I-Tüpfelchen. Mit einem lautlosen Seufzen setzte Harry sich auf den Stuhl, der am Schreibtisch stand, während Debonair erst unschlüssig stehen blieb, sich dann auf dem Bett niederließ. „Entschuldige, wenn ich so direkt frage, aber du und Malfoy... Seid ihr jetzt fest zusammen?“ Verlegene Röte schoss dem Werwolf ins Gesicht und er senkte peinlich berührt den Kopf. „Also... Ich weiß nicht. - Wir haben nicht wirklich darüber gesprochen.“ Debonair seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die braunen Haare. „Für mich sah es ganz so aus.“ Nach einem kurzen Moment der Stille seufzte er noch einmal. „Habt ihr euch geküsst?“ Wenn möglich wurde Harry noch röter und sank ein Stück weiter in den Stuhl. „Entschuldige, aber ich denke nicht, dass dich das etwas angeht.“ „Natürlich nicht.“, gab der brünette Junge lächelnd zu. „Aber ich persönlich denke, dass du dich einfach nur an ihn hältst, weil er wahrscheinlich der Erste war, der sich so um dich bemüht hat. Vielleicht änderst du deine Meinung, wenn du erst einmal merkst, dass es da draußen auch noch andere gibt.“ Empört hob Harry den Kopf und starrte ihn an. „Natürlich weiß ich das! Für was für einen Vollidioten hältst du mich eigentlich?“, fauchte er. Wie er es hasste, wenn man ihn für einen unwissenden Deppen hielt. Doch Debonair hob abwehrend die Hände. „Nein, so war das nicht gemeint. Natürlich weißt du das. Aber es zu wissen und zu WISSEN sind zwei verschiedene Dinge.“ Nun war Harry nur noch verwirrt, was man ihm auch deutlich ansah. „Das ist schwer zu erklären.“, seufzte Debonair etwas hilflos und erhob sich. „Darf ich dir zeigen, was ich meine?“ Mit wenigen Schritten war er bei dem jungen Werwolf und, ohne auf eine Antwort zu warten, drückte er dem völlig überraschten und erstarrten Jungen einen Kuss auf die Lippen. Eine Hand in dessen Nacken verhinderte ein zu frühes Zurückziehen, sodass Debonair den Kuss sanfter werden ließ und vorsichtig mit der Zunge über Harrys Lippen fuhr. Harrys Hirn nahm bei diesem Gefühl seine Arbeit wieder auf und erteilte sofort mehrere Befehle gleichzeitig. Er hob seine Hände und schob den anderen von sich, während er seinen Kopf wegdrehte, damit die Berührung ihrer Lippen unterbrach, und aufsprang. Schwer atmend zog er sich zur geschlossenen Zimmertür zurück und starrte den anderen Jungen mit einer Mischung aus Empörung, Ablehnung und Verwirrung an. „Was...?“ „Was hast du gefühlt?“, wollte Debonair leise wissen. „Hast du überhaupt etwas gefühlt?“ Harry blinzelte und dachte ernsthaft über diese Frage nach. Er hatte etwas gefühlt, soviel war sicher. Aber es war mehr ein Geschmeichelt sein als wirkliche Freude. Er konnte nicht vorstellen, das mit dem brünetten Jungen zu wiederholen. „Tut mir leid, aber da war nichts, weswegen du dir Hoffnungen machen solltest.“, antwortete er ehrlich und blickte seinen Gegenüber offen an. Harry konnte sehen, dass diese Antwort seinen Freund enttäuschte, da dieser die Schultern hängen ließ und ihn mit einem traurigen Lächeln ansah. „Dann muss ich mich wohl fügen.“, murmelte er geknickt. „Aber sollte dieser Malfoy dir irgendwie wehtun, sag mir bescheid, okay?“ Eindringlich blickte er dem jungen Werwolf in die Augen. Harry nickte leicht. „Kommst du damit klar?“ Mit einem Seufzen nickte er. „Es wird nicht leicht, aber ich denke, ich komme damit klar. Es bestand ja von Anfang an nicht viel Hoffnung. - Aber wir bleiben Freunde, oder?“ „Wenn es für dich kein Problem ist?“ „Ist es für dich eins?“ „Nein, warum sollte es?“ Erstaunt hob Harry die Augenbrauen. „Dann ist es ja gut!“ Debonair grinste schief. „Aber ich darf dich trotzdem hin und wieder knuddeln?“ Nun wurde der Werwolf skeptisch. „Was verstehst du unter Knuddeln? Ich bin doch kein Plüschwolf!“ „Na knuddeln halt!“, konkretisierte der Brünette nicht sonderlich gut und wedelte ein wenig mit den Händen. „So zum Beispiel!“ Grinsend schlang er die Arme um den hilflosen Werwolf und drückte ihn wie einen übergroßen Teddybären. Harry quietschte erschrocken auf und taumelte unter der Wucht einen Schritt zur Seite. Im gleichen Moment öffnete sich schwungvoll die Tür, die die beiden dadurch umriss, sodass sie in einem Gewirr aus Armen und Beinen zu Boden fielen. „Aua, Kopf!“, stöhnte Harry und hielt sich eine Hand an den Schopf, wo er unfreundliche Bekanntschaft mit dem eigentlich weichen Teppich gemacht hatte. Zeitgleich fiel ihm auf, dass Debonair ziemlich unsanft auf ihm gelandet war. „Deb, geh runter! Du bist schwer.“, ächzte er. „Würde ich gerne, aber du liegst auf meinem Arm.“ „Harry, was...?“, ertönte Dracos entrüstete Stimme, doch Hermine unterbrach ihn besorgt. „Harry, alles okay?“ Sie kniete neben ihrem Freund nieder und half ihm beim Aufstehen, nachdem die beiden am Boden ihre Gliedmaßen entwirrt hatten. Sich den Hinterkopf reibend streckte Harry seinen Rücken. „Ja, alles noch dran. - Au! Das gibt 'n blauen Fleck.“ Er hob den Kopf und erstarrte, als er Draco in der Tür stehen sah, der ihn entsetzt und verletzt anblickte. Jetzt erst wurde ihm klar, wie es für andere ausgesehen haben könnte, dass er und Debonair in einem Haufen auf dem Boden lagen. „Komm, Debonair. Lassen wir die beiden einen Moment allein.“ Hermine zog den brünetten Jungen aus seinem eigenen Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Schweigend standen sie sich einen Moment lang gegenüber. Harry war knapp davor zu beteuern, dass es nicht so war, wie es ausgesehen hatte, aber soweit er wusste, benutzten alle diesen Satz, ob er nun stimmte oder nicht. Schließlich durchbrach Draco die Stille. „Was läuft da zwischen euch?“ Harry erschrak bei der Kälte in seiner Stimme. So hatte Draco nicht mehr mit ihm gesprochen, seit er zum Werwolf geworden war. Augenblick fühlte er sich noch elender. Er hatte nicht nur Debonair zurückweisen müssen, sondern verletzte auch noch Draco. „Es tut mir leid. Ich hätte dir sagen sollen, dass Debonair Interesse hat, aber ich wusste nicht, wie ich das in die Briefe schreiben sollte. Und nach dem Angriff habe ich es in dem ganzen Durcheinander völlig vergessen. Ich schwöre, da läuft nichts. Ich habe ihm eben gesagt, dass ich kein Interesse an ihm habe und als er dann meinte, dass wir wenigstens Freunde bleiben können, war ich so erleichtert, dass ich zu spät reagiert habe, als er mich plötzlich knuddeln wollte.“, ratterte er runter, ohne einmal zu atmen, sodass er nun erst einmal nach Luft schnappen musste. Mit ängstlich geschlossenen Augen und schwerem Atem wartete er auf eine Reaktion des anderen. Er hörte, wie Draco zu ihm trat, zuckte aber trotzdem erschrocken zusammen, als er ihm eine Hand an die Wange legte, die seinen Kopf sanft aber bestimmt hob. Unsicher öffnete er die Augen und blickte direkt in Dracos silbergraue, die in sanft ansahen. „Entschuldige“, murmelte er zu Harrys Erstaunen. „Ich hätte wissen müssen, dass du so etwas nicht tun würdest. - Verzeihst du mir?“ Harry schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts zu verzeihen. Ich hätte an deiner Stelle wahrscheinlich auch nichts anderes gedacht.“ Lächelnd lehnte Draco seine Stirn an die seines Freundes und verschränkte seine Finger mit Harrys. Glücklich schloss Harry die Augen und genoss diesen friedlichen Moment, die Nähe des anderen, den armen Atem, der über sein Gesicht waberte, die weichen Lippen, die federleichte Küsse auf seine Wangen hauchten und sich dabei seinen eigenen Lippen näherten, das Herzklopfen, das sie auslösten. Sein Atem entwich zittrig seinen Lungen, als Dracos Nasenspitze streichelnd über seine Haut fuhr, und er hörte gänzlich auf zu atmen, als er einen sanften Kuss an seinem Mundwinkel spürte. „Atmen...“, hauchte Draco leise, nur Millimeter von Harrys Lippen entfernt. Mechanisch sog der Werwolf schwer Luft in seine Lungen ohne sich zu rühren, während der Slytherin eine Hand hob und Harrys Arm um seinen Hals legte, sodass er die Verbindung ihrer Finger lösen konnte, um mit den Fingerspitzen leicht über Harrys Hals und hinunter zum Schlüsselbein zu streichen. Ein Beben durchlief den kleineren Körper und Harrys Atem wurde schwerer. Seine linke Hand wühlte sich haltsuchend in Dracos blonden Schopf, während er mühsam schluckte und kurz mit der Zunge über seine trockenen Lippen fuhr. Als der Blonde sich auch nach weiteren gefühlten Jahrhunderten keinen Millimeter weiterbewegt hatte und Harrys Herz inzwischen so heftig schlug, dass der Werwolf angst um seine Gesundheit bekommen hätte, wenn er noch soweit hätte denken können, nahm er all seinen Mut zusammen, den er als ehemaliger Gryffindor noch tief verborgen hortete, und streckte sich dem Slytherin entgegen. Ihm entwich ungewollt ein stöhnender Laut und der klägliche Rest seines Verstandes stellte die Arbeit ein, als seine Lippen endlich Dracos berührten. tbc... ======================================================= So, das war's für diese Woche... Fies, oder? ^-^ Aber bevor ihr euch Hoffnungen macht, dass ich diese Situation zwischen den beiden im nächsten Kapitel ausführlicher behandel, möchte ich euch sagen, dass ich mich bisher an keine Lemons herangewagt habe. Ich weiß nicht, ob es jemals Lemons von mir zu lesen geben wird, aber im Moment traue ich mich da einfach nicht ran. *verlegen ist* Seid also bitte nicht enttäuscht, okay? =) Nächste Woche geht es weiter. Freut euch darauf! ^^ LG Silberschwinge Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)