Meerebrise der Liebe von blackmidnightcat ================================================================================ Kapitel 1: Ein großes Problem ----------------------------- „Das sanfte Licht der untergehenden Sonne fiel auf ihr dunkles Haar, während sie still im Sand saß. Die ruhigen Wellen umspielten ihre Füße und die salzige Meeresluft wehte ihr einige Strähnen ins Gesicht. Ihre Haut schimmerte als wäre sie aus Gold und derselbe Glanz lag in ihren dunklen Augen, mit denen sie sehnsüchtig den Möwen nachsah, die schwerelos über die Wolken segelten…“ Sie konnte es einfach nicht glauben, dass er so etwas über sie geschrieben hatte. Sie konnte es einfach nicht glauben. Er hatte sie beobachtet; die ganze Zeit. Und sie hatte nicht das Geringste gemerkt. Es wollte einfach nicht in ihren Kopf hinein. Sie hätte so etwas nie von ihm erwartet. Von ihm doch nicht! Sie kannte ihn ja nicht einmal richtig. Und dann schrieb er so etwas über sie – so etwas … Romantisches… Liebevolles … Zärtliches… Aber wie kam er überhaupt dazu? Er kannte sie ja schließlich auch nicht. Oder etwa doch? Seufzend legte Lilian das Buch mit dem dunkelroten Einband zur Seite und erhob sich langsam von ihrem Bett. Ihr braunes Haar fiel ihr geschmeidig über die nackten Schultern. Sie wuschelte kurz mit ihren Händen hindurch. Letztendlich war es doch egal, was er geschrieben hatte. Das Buch gehörte ihm und sie sollte eigentlich gar nicht wissen, was darin stand. Sie musste dafür sorgen, dass er das Buch so schnell wie möglich wieder bekam. Und nie herausfand, dass sie darin gelesen hatte. Sie griff nach dem Telefon auf ihrem Nachtisch und tippte beinahe blind eine Nummer ein. Dann klemmte sie den Hörer zwischen Schulter und Ohr und wartete darauf, dass jemand am anderen Ende abhob. Schließlich hörte sie ein Klicken in der Leitung. „Stella! Komm bitte so schnell es geht rüber! Ich hab ein Problem und du musst mir helfen, es zu lösen!“ Keine Stunde später saßen Lilian und Stella in ihrem Lieblingseiscafé „Solé mio“ und löffelten ihre Erdbeereisbecher. "Oohh, ist das süß! Lilly, der Typ steht total auf dich!“ Stella quietschte aufgeregt, doch Lilian sah sie verzweifelt an. „Stella, bleib doch mal ernst. Ich muss das Buch so schnell wie möglich loswerden.“ „Wieso hast du das Ding überhaupt?“ Das blonde Mädchen schob sich einen Löffel ihrer Erdbeereiscreme in den Mund und sah ihre beste Freundin fragend an. Lilian seufzte. Es war wirklich ein Ding der Unmöglichkeit, wie sie an das Buch gekommen war. Es war eigentlich ein ganz normaler Morgen gewesen, eine normale Freistunde, die sie jeden Dienstag hatte. Und wie jeden Dienstag in der Bücherei verbrachte. Er saß ihr schräg gegenüber und las verträumt in einem rot-eingebundenen Buch. Als es schließlich klingelte, sprang er entsetzt auf und in seiner Aufregung bemerkte er nicht, wie ihm das Buch entglitt und auf den Boden fiel. Sie wollte ihm noch zurufen, dass er es verloren hatte, aber es war schon zu spät. Er war schon zur Tür raus. Lilian hob das Buch auf. Naja… Sie hatte ja übermorgen einen Kurs mit ihm, da würde sie ihm das Buch geben. Sie packte es also in ihre Tasche und verließ die Bücherei ebenfalls. „Ach, so war das.“ Stella löffelte den letzten Klecks der Eiscreme aus dem Becher. „Aber wie kamst du dazu, das Buch zu lesen?“ Lilian wurde rot. „Es ist mir aus der Tasche gefallen und lag dann aufgeschlagen auf dem Boden. Ich wollte es ja wieder einpacken, aber dann las ich meinen Namen und wollte wissen, was er in diesem Buch zu suchen hatte.“ „Ich würde sagen, die Frage ist jetzt geklärt.“ Lillian nickte. „Ach ja! Und dass du dann das ganze Buch gelesen hast, hat nicht zufälligerweise etwas damit zu tun, dass du ihn süß findest!“ Stella lachte schelmisch, doch ihre Freundin räusperte sich entrüstet, während sich ihre Wangen noch mehr erröteten. „Stella! Ich kenn ihn doch gar nicht. Und er mich auch nicht!“ „Hoho… das sieht mir aber ganz anders aus!“ Stella tippte grinsend mit dem Zeigefinger auf dem Buch herum. Lilian zog es weg. „Hör auf, rum zu spinnen! Sag mir lieber, wie ich das Ding wieder loswerde!“ „Verdammt, verdammt, verdammt!“ Zwischen dem Gepolter unterschiedlicher, durch Würfe beflügelter Gegenstände konnte man leise, verzweifelte Flüche hören. „So ein Mist verdammter! Wo ist dieses blöde Ding bloß?“ Eine vor Aufregung zitternde Hand glitt an einer bleichen Wange entlang und ließ einen Blick auf das Gesicht des Fluchenden zu. Ein etwa 18-jähriger Junge stand in mitten eines Raumes, in dem das totale Chaos herschte. Wahllos lagen irgendwelche Bücher, Hefte und Mappen, T-Shirts und Hosen, Stifte, Magazine und lose Blätter herum. Es sah aus, als wäre ein Taifun durch das Zimmer geweht – oder als hätte jemand den halben Tag damit verbracht, alle möglichen Dinge durch den Raum zu schmeißen. Was ziemlich genau auf den jungen Herrn zutraf, der sich nun laut seufzend auf das zugeräumte Bett sinken ließ und das Gesicht in seinen Händen vergrub. Es musste ja so kommen. Wieso hatte er das Buch auch mit in die Schule genommen? Es war doch klar, dass er es früher oder später verlieren musste! „Du bist so ein Idiot, Cal!“, stieß er wütend aus und schlug mit der flachen Hand gegen seine Stirn. Ob wohl jemand sein Buch gefunden hatte? Und wenn ja, wer? Cal stöhnte vor Schreck auf. Was war, wenn Lilly sein Buch gefunden hatte? Oh nein! Alles, nur nicht das! Er sprang entsetzt von seinem Bett auf, schnappte seine Tasche und stürmte aus dem Zimmer. Keine zwei Minuten später saß der junge Schwarzhaarige auf seinem Rad und schlug den Weg Richtung Schule ein. Als er in der Bibliothek gewesen war, hatte er das Buch noch bei sich gehabt. Vielleicht lag es immer noch dort… Hoffentlich! „Bitte, lass es da sein! Bitte, lass es da sein!“ Cal schickte immer wieder das gleiche Stoßgebet gen Himmel, während er den letzten Hügel vor der Schule hochstrampelte. Kaum, dass er den heißersehnten Eingang der Bücherei erkannte, sprang er von seinem Rad und ließ es einfach achtlos fallen. Er rannte zu der bekannten, grünen Tür und öffnete sie. Völlig außer Puste betrat er den Raum. „Meine Güte, Cal! Was ist denn mit dir passiert?“ Frau Toberts, die Bibliothekarin, schaute den abgehetzten Jungen fragend an. „Hallo… Frau… Toberts… Ich…“, stieß er atemlos aus. „Nun setz` dich doch erst mal. Du bist ja völlig außer Puste!“ Die ältere Dame zog ihn beiseite und drückte ihn in einen der weichen Stühle, die in der Nähe standen. Sie wartete einen Moment, bis ihr junger Besuch wieder normal atmete. „Was ist denn los, mein Junge?“ Sie sah ihn erwartungsvoll an. „Ich hab mein Buch verloren. Haben Sie es vielleicht gefunden?“ Der Schwarzhaarige warf einen ebenso erwartungsvollen Blick zurück. Die Frau fing an zu lachen. „Also Cal, du bist mir einer!“, sagte sie schmunzelnd. „In meinen gesamten 30 Jahren als Bibliothekarin ist mir noch kein Junge begegnet, der sich jemals wegen eines Buches so abgehetzt hat.“ Sie kicherte leise in sich hinein. „Haben Sie es nun gefunden oder nicht?“ Cal sah sie ungeduldig an. „Bücher gibt es hier viele, mein Junge! Wir sind in einer Bücherei!“ Frau Toberts sah ihn lächelnd an. „Bitte, Frau Toberts! Es ist wirklich wichtig!“, drängte der Junge. „Also gut!“ Sie ließ sich in einen Stuhl neben Cal sinken und sah ihn freundlich an. „Wie sieht dein Buch denn aus?“ „Es hat einen dunkelroten Einband und ist etwa so dick.“ Er zeigte die Dicke mit seinen Fingern. Dann sah er die alte Frau mit einem hoffnungsvollen Blick an. Dieser erlosch, als sie den Kopf schüttelte. „Nein, tut mir Leid, Cal. So ein Buch habe ich heute nicht hier gefunden. Ich fürchte, du hast dich umsonst so abgehetzt, mein Junge.“ Verzweifelt sank Cal in sich zusammen. Wo konnte das Buch nur sein? Er musste es finden, bevor Lilly es fand! Langsam erhob er von dem Stuhl und nickte der netten Bibliothekarin zu. „Vielen Dank für ihre Hilfe, Frau Toberts!“, sagte er leise, dann machte er auf dem Absatz kehrt und rannte aus der Bücherei und stürzte auf sein Fahrrad zu. „Bitte, bitte!“, rief die alte Dame ihm hinterher, doch sie bezweifelte, dass er sie noch gehört hatte. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Die Jugend von heute! Und sowas sollte man verstehen. Kapitel 2: Wiedersehen alter Freunde ------------------------------------ „Glaubst du wirklich, dass das funktioniert?“ Lilly sah ihre Freundin mit einem zweifelnden Blick an. „Hier hat er doch bestimmt schon nachgefragt!“ „Na und?“ Stella zog sie energisch in Richtung des Hausmeisterbüros. „Wenn jemand etwas findet, dass nicht ihm gehört, dann bringt er es hier hin. Dieses Buch gehört nicht dir, also bring es da rein. Es sei denn natürlich, du willst es Cal persönlich wiedergeben…“ „Bist du total verrückt?“ Stellas Lachen hallte durch die noch leeren Flure, als Lilly entsetzt nach Luft schnappte. „Na geh schon!“ Sie gab ihrer Freundin einen leichten Schubs, woraufhin diese sich langsam in Richtung der Tür bewegte, die ins besagte Büro des Hausmeisters führte. Leise klopfte sie an. Ein gedämpftes „Herein!“ war zu hören und Lilly öffnete langsam die Tür. „Guten Morgen, junge Frau! Was kann ich für dich tun?“ Ein junger Mann stand ihr genau gegenüber und zwinkerte ihr grinsend zu. Lilly hatte eigentlich jemand ganz anderen erwartet, nämlich den alten, schon etwas gebrechlichen Hausmeister. Der Mann, der jetzt vor ihr stand, war alles andere als gebrechlich und alt und seine spontane Begrüßung hatte sie aus dem Konzept gebracht. Seine blauen Augen feixten, während ihm eine etwas längere blonde Strähne ins Gesicht hing. Er sah so cool aus. Sie geriet ins Stammeln. „Äh… hallo… Ich habe… dieses… Buch… äh…“ Lilly errötete. Der junge Mann lächelte. „Gefunden, aber weißt nicht, wem es gehört, also willst du es hier abgeben?“, half er ihr nach. Sie nickte und richtete den Blick gen Boden. „Dann gib das Buch mal her! Wenn es jemand vermisst, kann er es sich hier abholen.“ Er streckte seine Hand aus. „Oh… natürlich!“ Lilly bemerkte erst jetzt, dass sie das Buch immer noch fest umklammert hielt. Sie errötete noch mehr, als sie es schließlich an ihr Gegenüber weiterreichte. „Herzlichen Dank! Ich kümmere mich darum.“ Der junge Mann grinste immer noch und Lilly hatte das Gefühl, sie müsste gleich vor Scham explodieren. Sie nickte leicht zum Abschied und ergriff dann die Flucht. „Oh Gott, war das peinlich!“ Lilly bewegte sich schnellen Schrittes und mit immer noch knallroten Wangen auf ihre Freundin zu, die vor dem Büro auf sie wartete. „Was war peinlich?“ Stella sah sie fragend an, doch Lilly ergriff ihre Hand und zog sie ebenso energisch mit sich, wie Stella es vorher mit ihr getan hatte. „Echt? Ein ganz junger Kerl? Sah er gut aus? Wie heißt er? Was macht er hier?“ Stella löcherte ihre Freundin, die seufzend auf ihrem Stuhl am Cafeteria-Stammtisch saß. „Das weiß ich doch nicht! Mensch, Stella! Ich hab diese blöde Buch abgegeben und kein Interview mit ihm geführt.“ „Aber du hast ihn gesehen. Na sag schon! Wie sieht er aus? Mach schon!“ Lilly stöhnte auf und blickte ihre Freundin genervt an. Als sie ihren Blick sah, musste sie grinsen. Stella sah aus, wie ein kleiner Hund, dem man einen Spaziergang im Wald versprochen hatte. Glänzende Augen, aufgeregtes Hin- und Her-Getänzel und, wäre Stella wirklich ein Hund, ein wedelnder Schwanz. „Naja…“, setzte Lilly an. „Er sah doch schon ganz ansehnlich aus…“ Als das Glänzen in Stellas Augen noch heller wurde, konnte sie sich nicht mehr halten. Sie fing an zu lachen. Sie lachte und lachte, bis ihr der Bauch weh tat. Stella sah ihre Freundin zunächst verwundert an, doch wie Lilly lachte und sich dabei den Bauch hielt, sah einfach urkomisch aus und schließlich fiel sie in das Lachen mit ein und als zum Ende der Pause klingelte, lagen sich die beiden Freundinnen nicht nur in den Armen, sondern auch in einem nicht enden wollenden Lachanfall. Als die Schulklingel ertönte, begab sich Cal wieder in das Schulgebäude. Er hatte die Pause an einer Wand gelehnt auf dem Schulhof verbracht und sich gefragt, wo sein Buch nur stecken könnte. Er hatte nicht nur in der Bibliothek nachgefragt, sondern auch sämtliche Klassenräume durchforstet, in denen er gewesen war. Das Buch war wie vom Erdboden verschluckt. Cal überlegte angestrengt, wo es noch sein könnte, doch ihm fiel einfach nix mehr ein. Es war zum Haare ausreißen! Wo konnte es bloß sein? Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er blieb so abrupt stehen, dass der Junge hinter ihm ihn beinahe überrannt hätte. Dieser warf ihm einen bösen Blick zu, doch Cal achtete nicht darauf. Er strahlte. Das Hausmeisterbüro! Wieso war er nicht schon früher darauf gekommen? Wenn er irgendwo verlorene Sachen wiederfand, dann dort. Ohne Zögern schlug er den Weg zu dem Büro ein. Er würde zwar zu spät zum Unterricht kommen, doch das hier war jetzt wichtiger. Keine fünf Minuten später klopfte Cal laut an die Tür des Hausmeisterbüros an und öffnete stürmisch die Tür, ohne auf ein „Herein“ zu warten. „Hoppla, nicht so stürmisch!“ Der junge, blonde Mann, der sich im Büro aufhielt, drehte sich erstaunt zur Tür. „Oh, Entschuldigung! Ich wollte Sie nicht…“, fing Cal an, doch er sprach nicht weiter. Er sah das Gesicht des Blonden erstaunt an, dann spielte sich ein strahlendes Lächeln um seine Lippen und er fand seine Stimme wieder. „Ben? Was zum Geier machst du denn hier?“ Auch der Blonde geriet jetzt ins Staunen. „Cal, alte Socke! Hier hast du also gesteckt! Mensch, das ist ja ewig her.“ Die beiden Jungs fielen sich in die Arme. „Das ist ja Wahnsinn!“ Cal begutachtete sein Gegenüber interessiert. „Du hast dich ja gut gehalten! Siehst noch genauso aus wie auf der Skifreizeit vor zwei Jahren.“ „Ja, ja. Im Gegensatz zu dir. Du bist ja mindestens zwei Köpfe größer geworden. Hast dich ja ganz schön gemausert!“ Ben lachte. „Hab ich auch was für getan! Ich kann ja nicht ewig hinter dir her hängen!“, scherzte Cal und zwinkerte seinem alten Kumpel zu. „Aber jetzt mal Spaß beiseite! Was machst du hier?“ Ben grinste. „Naja! Bin jetzt mit der Schule fertig, aber so richtig raus aus einer wollte ich irgendwie nicht. Da habe ich mal spontan geschaut, ob irgendein Hausmeister Hilfe gebrauchen kann…“ Cal lachte. „Ein Hausmeister, der 280 km weit weg von deiner Heimat ist?“ „Naja! Ich will ja auch mal was von der Welt sehen und das hier schien mir für den Anfang ein geeignetes Plätzchen zu sein.“ Ben schob die Hände in die großen Taschen seiner weiten Jeans und zuckte grinsend mit den Schultern. „Außerdem hat meine Schwester vor einem halben Jahr hier hin geheiratet. Ich wohne zurzeit bei ihr.“ „Zurzeit?“ Cal sah den Blonden fragend an. „Ja, meinst du vielleicht, ich will ewig mit meiner großen Sis unter einem Dach leben?“ Ben sah Cal total entgeistert an. „Sobald ich genug Geld rangeschafft habe, hole ich mir eine eigene Bude.“ Cal lachte. „Dann mach das Mal!“ „Gut! Ich fange gleich damit an. Du wolltest ja irgendwas, sonst wärst du nicht hier, oder?“ Ben sah ihn fragend an. Cal schlug sich gegen die Stirn. „Na klar! Ich Idiot! Ich hab mein Buch verloren! Wurde das vielleicht hier abgegeben?“ Er sah seinen Kumpel fragend an. „Ein Buch, sagst du?“ Ben ging auf einen der weißen Hausmeisterschränke zu, die im Zimmer standen. „Heute Morgen kam jemand vorbei und hat Buch mit einem roten Einband vorbei gebracht.“ Er kramte in der Box für verlorene Gegenstände herum. Schließlich ertastete er das Buch und zog es aus der Box heraus. Er hob es in die Luft, um es Cal zu zeigen. „Ist es das?“ Cal schaute auf das Buch in Bens Händen und ließ einen kleinen Jubelschrei los. „Yes! Super! Das ist mein Buch! Ich danke dir, Ben!“ „Kein Problem, mein Alter! Mach ich doch immer wieder gern!“ Ben grinste und klopfte Cal auf die Schulter. Dieser blickte erschrocken auf die Uhr. „Shit! Ich bin viel zu spät! Du, ich muss los! Mittagspause?“ Ben nickte. „Mittagspause!“ „Alles klar!“ Cal klemmte das Buch unter seine Arme und rannte aus dem Hausmeisterbüro heraus und den Schulgang entlang. Das würde gewaltigen Ärger mit dem Lehrer geben. Aber das war Cal egal! Er hatte sein Buch wieder. Und er hatte einen sehr guten, alten Freund wieder gefunden. Was konnte ihm da ein Lehrer schon anhaben? Kaum das der Schulgong nach der sechsten Stunde ertönte, räumte Cal seinen Schulkram in Rekordgeschwindigkeit ein, schulterte seine Schultasche und stürmte aus dem Klassenzimmer. Es dauerte keine fünf Minuten, bis er wieder vor dem Hausmeisterbüro stand. Dort wartete Ben bereits. „Na, Cal! Ärger gekriegt?“ Er zwinkerte. „Ne, hab nochmal Glück gehabt. Herr Henk ist, Gott sei Dank, nicht so ein Spießer. Und weil ich sonst immer pünktlich bin, hat er nochmal ein Auge zugedrückt!“ Cal lehnte sich neben Ben an die Wand und sah seinen Kumpel nochmal genauer an. „Du hast dich echt kein Stück verändert. Vielleicht sind die Haare etwas länger geworden, aber ansonsten… Echt ganz der Alte!“ Er grinste ihn an. „Hätte nicht gedacht, dass ich dich mal wiedersehe!“ Ben lachte laut auf. „Denkst du ich? Woher soll ich denn wissen, dass du ausgerechnet hier auf diese Schule gehst?“ Er boxte den Schwarzhaarigen in die Seite. „Aber schön! Jetzt habe ich wieder jemanden, den ich in meiner Freizeit ärgern kann.“ Er wollte die Boxattacke wiederholen, doch er hatte die Rechnung ohne Cal gemacht. Dieser sprang nämlich mit einem Satz zur Seite und der zweite Boxschlag ging ins Leere. „Nicht schlecht! Du hast an deiner Reaktion gearbeitet!“ Ben lachte verblüfft. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir nicht mehr hinterher hänge.“, sagte Cal breit grinsend, während er Ben einen leichten Boxschlag auf den Oberarm verpasste. „Ich habe doch gesagt: Ich stehe dir in nix mehr nach!“ Ben lachte wieder. „Ach ja? Meinst du?“ „Das meine ich nicht nur, das weiß ich!“ Die beiden Jungs feixten weiter miteinander und die spaßhaften Boxspielchen nahmen ihren Lauf. Währenddessen befanden sich Lilly und Stella auf dem Heimweg. Sie hatten den Schultag für heute überstanden und gingen Arm in Arm in Richtung Stadtinneres. „Was meinst du, Lilly? Gönnen wir uns noch ein Eis im „Solé Mio“?“ Stella knuffte ihre Freundin in die Seite. „Darauf kannst du wetten.“ Entgegnete diese lachend. „Wer zuletzt da ist, bezahlt beide Becher!“, rief sie dann aus, löste ihren Arm von Stellas und rannte los. „Na warte, du!“, rief Stella und lief Lilly hinterher. „Diese Runde geht auf dich!“ Nach einer Viertelstunde kam Lilly völlig außer Atem am Eiscafé an. Von Stella war nichts zu sehen. Sie war also Erste. So ein kostenloser Eisbecher würde ihr mal so richtig gut schmecken. Sie ließ sich in einen der bequemen Stühle fallen und versuchte, ihren Atem wieder zu beruhigen. Sie saß keine zehn Sekunden, als Stella um die Ecke gerannt kam. Als sie Lilly im Eiscafé sitzen sah, verfiel sie ins Schritttempo und ging das letzte Stück. „Im Laufen… bist du… einfach… nicht… zu schlagen…“, keuchte sie und ließ ich in den Stuhl neben ihr fallen. Sie atmete tief durch und schloss die Augen. Lilly winkte währenddessen dem Kellner zu. Der winkte grinsend zurück und kam fünf Minuten später mit zwei riesigen Eisbechern zu dem Tisch der Mädchen. Vor Stella stellte er ein Erdbeereis ab, Lilly bekam ein Bananeneis. „Wie immer, Mädels! Erdbeere und Banane! Und wer bezahlt heute?“, fragte er grinsend. Stella hob die Hand. „Ich gebe mich geschlagen. Diese Frau ist einfach zu schnell.“ Alle drei lachten. Dann ließ der Kellner die Mädchen allein und ging wieder seiner Arbeit nach. Kapitel 3: Begegnung der romantischen Art ----------------------------------------- „Hey Cal!“ Cal hörte die altbekannte Stimme seines Kumpels hinter sich rufen. Er drehte sich um und ging rückwärts weiter. „Hey Ben! Wie geht’s?“ „Gut, gut!“, sagte dieser, als er den Schwarzhaarigen eingeholt hatte. Sie waren beide auf dem Weg zur Schule. „Was hältst du davon, wenn wir zwei uns am Wochenende zum Fußball spielen treffen?“ Ben klopfte seinem Freund auf die Schulter. „Hast du Zeit?“ Cal grinste. „Klar habe ich Zeit! Aber ist Fußball zu zweit nicht ein bisschen zu langweilig.“ „Auch wieder wahr!“ Ben runzelte die Stirn. „Ich kenne hier niemanden, aber vielleicht weißt du ja jemanden, der mit uns spielt.“ Er sah Cal fragend an. Der überlegte kurz, dann grinste er wieder. „Ich frage einfach mal ein paar Jungs aus meinem Kurs. Die spielen sicher mit.“ Ben grinste ebenfalls. „Alles klar!“ Die beiden Jungs erreichten den Schulhof. „Was hältst du von Samstag?“ „Klingt gut! Vier Uhr?“ Cal streckte vier Finger seiner rechten Hand aus. „Klingt gut!“, sagte Ben lachend und ging in Richtung Hausmeisterbüro, während Cal in die entgegengesetzte Richtung lief. „Okay! Bis dann!“ Cal hob die Hand zum Gruß, Ben tat es ihm gleich und die Wege der Jungs trennten sich. Ben stieg gerade die Treppe zum Büro hinauf, als ihm etwas sehr Schnelles entgegen kam, mit ihm zusammen stoß und mit ihm gemeinsam die Treppe hinunterstürzte. Als er unten aufkam und seinen schmerzenden Kopf hob, erkannte er, was dieses sehr Schnelle gewesen war. Auf ihm lag das Mädchen, dass ihm das Buch von Cal gebracht hatte - Lilly. Auch sie hob jetzt den Kopf und schaute sich nach demjenigen um, denn sie umgerannt hatte. Als sie Ben wiedererkannte und bemerkte, dass sie auf ihm lag, lief sie knallrot an. Sie rappelte sich so schnell wie möglich auf, doch als sie sich auf ihr rechtes Bein stellen wollte, knickte sie plötzlich weg und fiel wieder hin. Ben, der sich inzwischen hingekniet hatte, fing sie auf. „Ist alles okay mit dir?“, fragte er freundlich, doch Lilly hörte den leicht besorgten Ton in seiner Stimme. „Ich weiß nicht… mein Fuß…“, sagte sie mit gequälter Stimme. Ben half ihr, sich aufzusetzen und an die Wand zu lehnen. Dann tastete er vorsichtig ihren rechten Fuß ab. Als er den Knöchel erreichte, entfuhr Lilly ein leises, schmerzerfülltes „Au!“ Ben sah ihr ins Gesicht. Lilly blickte ihn ebenfalls an, senkte aber gleich darauf wieder den Blick. Es war ihr peinlich, ausgerechnet mit ihm zusammengestoßen zu sein. Und wieso tat ihr ausgerechnet jetzt der Knöchel weh? Ben sah, wie sie unter ihren dunklen Haaren noch roter wurde und lächelte. Wieso wurde dieses Mädchen immer rot in seiner Nähe? Und wieso sah sie so verdammt gut aus, wenn sie rot wurde? Er schüttelte diesen Gedanken aus seinem Kopf. Offensichtlich hatte sie sich verletzt und er sollte sie unbedingt vom Schulflur schaffen. „Warte, ich helfe dir!“ Er stand auf, legte einen Arm unter ihren Rücken und einen unter ihre Knie und hob sie sachte an. Lilly erschrak bei dem plötzlichen Ruck und klammerte sich an Ben. Dieser zuckte überrascht zusammen. Als Lilly bemerkte, was sie tat, ließ sie verlegen locker. Sie sah ihren Träger flüchtig an. Sein blondes Haar war ihm in Strähnen über das Gesicht gefallen und seine blauen Augen blickten sie freundlich an. Sie schaute verlegen weg. Überall wo er sie berührte, fing es an zu kribbeln und Lilly wurde es ganz warm. Wieder warf sie ihm einen flüchtigen Blick zu. Diesmal schaute er gerade aus, denn er trug sie gerade die Treppe hinauf. Jetzt konnte sie ihn etwas länger anschauen. Er sah unglaublich gut aus mit seinem buschigen, blonden Haar, den tiefblauen Augen, der sonnengebräunten Haut und dem erwachsenen Gesicht. Und seine dunkle, warme Stimme hörte ich einfach wunderschön an. Ein seliges Lächeln spielte sich um ihre Lippen und in ihrer Träumerei bemerkte sie nicht, wie Ben sie wieder ansah. Wieso schaute sie auf einmal so? Wieso leuchteten ihre Augen auf einmal so? Ihre dunklen, wunderschönen Augen, die so wunderbar zu den dunklen, braunen Haaren passten, die dieses wundervolle Gesicht umspielten. Für einen ganz kurzen Moment trafen sich die Blicke beider und ein unglaubliches Kribbeln durchlief beide Körper. Dann schauten Ben und Lilly verlegen zur Seite und Ben trug sie weiter, bis sie im Hausmeisterbüro angekommen waren. Dort setzte er sie auf einem Stuhl ab und suchte dann nach dem Verbandszeug. „Tut dir außer dem Fuß noch etwas weh?“, fragte er in die peinliche Stille hinein. Lilly zuckte zusammen. „Äh… N… Nein… Nein…“, antwortete sie verlegend stotternd. „Gut!“ Ben hatte den Notfallkoffer gefunden und kniete sich nun vor ihr hin. Er zog ihren Schuh und ihren Strumpf aus und begann damit, ihren Fuß zu bandagieren. Lilly zuckte von Zeit zu Zeit etwas zusammen, doch sie war sich nicht sicher, ob das wegen der Schmerzen passierte. Sie sah Ben aufmerksam zu und als dieser sich die leicht verschwitzten Haare aus der Stirn strich, bemerkte sie, dass er an der linken Schläfe eine kleine Wunde hatte. „Du blutest ja!“, rief Lilly erschrocken aus. Ben zuckte zusammen, als er sie so laut sprechen hörte. Er fasste sich an die schmerzende Stelle und sah auf seine Hand. Tatsächlich! Er blutete. „Das ist halb so schlimm!“, sagte er und sah lächelnd zu ihr hoch. „Gib mir bitte ein Pflaster!“ Lilly sah ihn ernst an und auf einmal schien ihre Schüchternheit wie weggeflogen. Ben tat, wie ihm geheißen und reichte ihr ein Pflaster, dass die ihm auf die verletzte Stelle klebte. Als sie es gerade noch einmal mit ihrer Hand glättete, griff Ben mit seiner linken Hand nach oben und legte seine Hand auf die ihre. Lilly zuckte leicht zusammen, doch sie ließ zu, dass er ihre Hand nach unten zog und festhielt. Dann schaute er langsam nach oben und lächelte sie an. „Ich bin übrigens Ben!“ Lilly lächelte zurück. „Ich bin Lilly!“ Kapitel 4: Frühlingsgefühle --------------------------- „Ist das dein Ernst?“ Stella staunte Bauklötze, als Lilly ihr von ihrer Begegnung mit Ben erzählte. Die beiden Mädchen lagen auf der Couch in Lillys Zimmer. „Du verstauchst dir das Fußgelenk und kriegst dann den Typen ab, denn du dabei über den Haufen gerannt hast? Ist das dein wahrhaftiger Ernst?“ Stella kriegte sich gar nicht mehr ein. Lilly lachte. „Nun mach mal halblang. Wir sind ja nicht mal zusammen ausgegangen.“ Stella sah ihre Freundin skeptisch an. „Macht du Witze? Der Typ trägt dich auf seinen Armen eine Treppe hoch und bandagiert dir den Fuß und du machst dir Sorgen, weil ihr noch nicht ausgegangen seid. Du bist nicht mehr zu retten.“ Sie tat so, als würde sie in Ohnmacht fallen. Lilly lachte weiter. Doch dann verstummte sie plötzlich. Stella erwachte aus ihrer gespielten Ohnmacht, um zu sehen, was los war. „Lilly? Alles okay?“ Lilly starrte nachdenklich an die Zimmerdecke. „Hallo? Erde an Lilly!“ Stella hielt sich die Nase zu, um mit verstellter Stimme zu reden. „Ja ja… ich bin da!“ Lilly schaute ihre Freundin an. „Was ist los?“, fragte Stella. „Ach nichts… es ist nur… dieses Buch… von Cal…“ - „Ja, was ist damit?“ – „Glaubst du, dass er ernst meint, was er da geschrieben hat?“ – „Es klang zumindest sehr ernst!“ Stella sah ihre Freundin an. Diese seufzte. „Machst du dir Gedanken über Cal?“ Lily nickte. „Wenn es stimmt, was er schreibt, dann ist er in mich verliebt. Und es würde seine Gefühle bestimmt ungemein verletzen, wenn er mich mit Ben sähe…“ „Na und?“ Stella stand auf und lief umher. „Eigentlich dürftest du gar nicht wissen, was er für dich empfindet. Und wenn er es dir nicht sagt, dann ist er selbst schuld. Außerdem: Wieso denkst du jetzt ausgerechnet an Cal?“ Lilly zuckte mit den Schultern. „Er täte mir irgendwie leid, wenn ich mit Ben zusammen wäre. So wie er geschrieben hat… so voller Leidenschaft… so voller… Liebe…“ Lilly legte seufzend ihren Kopf auf die Sofalehne. „Oh nein, Lilly! Ich kenne diesen Blick!“ Stella hielt in ihrer Umher-Lauferei inne und stellte sich vor Lilly. „Du bist gerade dabei, dich in zwei Typen gleichzeitig zu verknallen. Schlag dir das ganz schnell aus dem Kopf, meine Liebe! Entweder einer oder gar keiner!“ Sie blickte ihre Freundin streng an. Lilly setzte sich auf. „Du hast ja recht! Das Problem ist nur: Wer ist der Richtige?“ Am nächsten Tag betrat Lilly die Schule zum ersten Mal mit Krücken. Jeder löcherte sie, wie das denn passiert sei und ob es weh täte, wie lange sie so rumlaufen müsse und ob sie nicht mal ihre Krücken ausleihen könnte. Lilly beantwortete geduldig alle Fragen und kämpfte sich Stück für Stück durch das Menschengewusel. Auf einmal stoß gegen jemand. Und es kam, wie es kommen musste – dieser jemand war Cal. Er drehte sich zu dem vermeintlichen Rempler um und schaute direkt in Lillys Gesicht. Eine peinliche Pause entstand. „Oh.. äh… hi Lilly!“ Cal versuchte die Situation zu entspannen. „Kommst du zurecht mit den Dingern?“ „Ja… danke…“ Lilly errötete ein wenig. Sie spürte, wie sie von hinten geschubst wurde und fiel mangels Balancierfähigkeit nach vorne. Cal streckte geistesgegenwärtig seine Arme aus, um sie aufzufangen. Lilly fiel genau in seine Arme, rutschte allerdings ein Stück weiter als Cal es erwartet hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde berührten Lillys Lippen seinen Mund. Doch dieser Moment war genauso schnell vorbei, wie er gekommen war. Peinlich berührt drückte Lilly sich weg. Ihre Wangen hatten inzwischen ein tiefes Rosa angenommen und sie wollte dieser ihr unangenehmen Situation so schnell wie möglich entrinnen. Doch Cal hatte nicht vor, diese Möglichkeit, Lilly seine Gefühle zu zeigen, einfach so vorbei ziehen zu lassen. Dass er ihre Lippen tatsächlich hatte auf den seinen spüren dürfen, ließ ihn alles um sich herum vergessen. Er nahm die total perplexe Lilly in seinen Arm und drückte ihr einen echten Kuss auf die Lippen. Lilly zuckte überrascht zusammen doch nach anfänglichem Sträuben ließ Lilly sich auf den Kuss ein. Ihr ganzer Körper kribbelte von Kopf bis Fuß. Cals Lippen waren angenehm warm und weich und schließlich ließ sie sich ganz in seine Arme fallen und erwiderte den Kuss. Nun war es an Cal, überrascht zusammen zu zucken. Doch gleich darauf genoss er weiter den Kuss und das wunderbare Gefühl, das seinen Körper dabei durchströmte. Dass sämtliche Mitschüler sich interessiert um das küssende Pärchen versammelt hatten, ließ er links liegen, hatte er doch endlich das erreicht, was er sich schon immer gewünscht hatte. Als sich die Lippen der beiden wieder trennten, brach ein Jubelsturm um sie herum los. Und als Lilly den Blick hob, sahen ein Paar strahlend grüne Augen auf sie herab. Und als sie Cals Lächeln sah, strahlten ihre Augen mit den seinen um die Wette. „Es war einfach unglaublich! Er hat mich einfach geküsst! Einfach so! Und es war so wunderschön!“ Lilly kam gar nicht mehr aus dem Schwärmen raus. „Mensch, ich freu mich so für dich, Lilly!“ Stella strahlte mit ihrer Freundin um die Wette. „Schön, dass du dich entschieden hast.“ Lilly lachte. „Hatte ich eine Wahl? Obwohl… hätte ich sie gehabt, hätte ich mich womöglich noch falsch entschieden.“ Sie lachte noch lauter. Stella staunte nicht schlecht, als sie ihre Freundin das sagen hörte. „Moment mal! Hast du nicht vorgestern noch genauso von Ben geschwärmt?“ „Ja, ja, das mag ja alles sein, aber da hatte Cal mich ja noch nicht geküsst. Jetzt weiß ich, was ich will!“ Stella schaute sie ernst an. „Das hoff ich auch, Lilly!“ Lilly fiel ihrer Freundin glücklich um den Hals. „Keine Sorge, Stella. Cal gebe ich nie mehr her!“ „Eh, Alter! Wenn du so weiter machst, kommst du gleich auf die Bank!“ Cal hatte jetzt schon zum x-ten Male den Fußball gegen den Schädel bekommen. Ben sah seinen Kumpel verärgert an. „Bleib cool, Mann!“ Cal hob den Ball auf, legte ihn vor sich auf den Boden und beförderte ihn mit einem gekonnten Kick mitten ins Spiel. Doch es dauerte keine fünf Minuten, da war er mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders. „Cal! Dein Ball!“ Er hörte eine entfernte Stimme, doch er achtete nicht auf sie. Er erschrak als jemand ganz dich an ihm vorbei lief, um sich den Ball zu Eigen zu machen. „Jetzt reicht’s mir aber!“ Fluchend lief Ben auf seinen Kumpel zu und rüttelte ihn kräftig. „Halloo! Das war gerade ‘ne 1 A Vorlage. Den hättest du locker rein machen können. Sag ma, was ist denn heute mit dir los?“ Er stand neben Cal und sah diesem verdattert ins grinsende Gesicht. „Hey! Erde an Cal! Rück raus mit der Sprache. Was ist passiert?“ Ben boxte seinem Kumpel gegen die Schulter. „Red‘ schon!“ Cal grinste noch breiter. „Sag mal, red‘ ich spanisch? Du sollst mir endlich verklickern, was abgeht!“ Ben holte zu einem neuen Boxschlag aus, doch diesmal hatte Cal aufgepasst. Er wich geschickt aus. „Schon gut, schon gut! Ich pack ja schon aus!“ Lachend boxte er Ben zurück. Dann nahm er ihn spielerisch in den Schwitzkasten und legte ihm den Arm um die Schulter. „Sagen wir, ich habe meinen ganz persönlichen 6er im Lotto gewonnen!“ Kein Wunder, dass er nicht richtig gespielt hat! Wenn ich meine Traumfrau endlich geküsst hätte, hätte ich auch mehr als einen Ball gegen den Schädel bekommen. Grinsend schlenderte Ben durch die Gassen. Das Fußballspiel war vorbei und er auf dem Weg nach Hause. Der Kerl hatte aber auch ein Glück! Fällt ihm das Mädel praktisch in die Arme. Er schüttelte lachend den Kopf. Na ja, wer weiß? Sein momentaner Schwarm war ihm ja nicht nur in die Arme, sondern auf ihn gefallen. Und er schien sie beeindruckt zu haben. Vielleicht würde er ja bald mit ihr, Cal und dessen Freundin ein Vierer-Date veranstalten können. Bens Augen leuchteten, als er anfing, eine fröhliche Melodie zu pfeifen und er beschleunigte seinen Schritt. Je früher er zuhause war, desto eher konnte er Pläne schmieden. Kapitel 5: Die Zwickmühle ------------------------- „Hey Lilly! Na, wie war dein Date mit Cal gestern?“ Lilly lachte. Sie hatte gewusst, dass diese Frage als erstes kommen würde. Sie sah ihre Freundin, die am Gartentor des Hauses wartete, grinsend an. „Alte Neugiernase!“, beschimpfte sie Stella im Scherz und packte sie am Arm. „Komm, ich erzähl es dir unterwegs! Wir sind spät dran!“ Sie liefen ein Stück weit und als sie um die nächste Kurve bogen, verlangsamte Lilly ihren Schritt. Stella passte sich ihrer Geschwindigkeit an. „Ja, was ist jetzt? Redest du von selbst oder muss ich dich foltern?“ Sie zwinkerte ihrer Freundin zu. Lilly lachte. „Nicht nötig! Ich rück auch so damit aus!“, sagte sie, die Hände spaßhaft zu Abwehr gehoben. „Also… Wir haben uns gestern Nachmittag so gegen drei am großen Brunnen im Park getroffen. Wir haben uns umarmt und sind dann ein wenig spazieren gegangen.“ Die Erinnerung an die zärtliche Umarmung ließ ihre Wangen leicht rosa werden. Sie stoppte kurz und atmete tief durch. „Und dann?“ Stella schaute ihre Freundin gespannt an. „Naja!“, sagte Lilly. „Wir sind halt durch den Park spaziert und plötzlich hat Cal dann nach meiner Hand gegriffen und dann sind wir Hand in Hand weitergegangen.“ Lilly wurde noch roter. Sie lächelte verlegen. „Und was war dann? Mensch Lilly! Erzähl schon!“, drängte Stella ihre Freundin. Lilly lachte. Ihre Freundin war immer so schrecklich neugierig. Sie atmete wieder tief durch. „Also gut! Also gut! Wir sind durch den Park spaziert und nach einer halben Stunde oder so zieht Cal mich auf einmal zur Seite. Ich war total perplex und wäre beinahe mitten in einem der Sträucher gelandet, wenn er mich nicht aufgefangen hätte.“ Sie lachte. „Dann hat er mich wieder losgelassen, sich runter gebeugt und einen Picknickkorb mit Decke unter dem Busch hervor gekramt. Er hat sie auf der Wiese ausgebreitet und wir haben uns darauf gesetzt.“ Lilly sah verträumt in den Himmel. Dann redete sie weiter. „ Cal hat anschließend den Picknickkorb ausgeleert und dreimal darfst du raten, was er dabei hatte.“ Sie lachte und sah ihre Freundin an. Stella schüttelte den Kopf. „Kein Plan! Sag schon!“ Lilly lachte, als sie sagte: „Erdbeeren mit Sahne!“ Da musste auch Stella grinsen. „Wie süß! Und habt ihr euch gefüttert?“ Sie sah Lilly neugierig an. Diese strahlte. „Worauf du wetten kannst!“ Sie hakte sich bei ihrer Freundin ein und erzählte weiter, während sie den gewohnten Weg zur Schule gingen. An der Schule angekommen, trennten sich die Wege der beiden Freundinnen. „Ciao, Lilly! Wir sehen uns dann in der Pause!“, rief Stella ihrer Freundin zu und winkte. Diese winkte zurück. „Ja, bis später!“ Während Stella in Richtung Bibliothek davon stapfte, ging sie durch den Eingang zum naturwissenschaftlichen Trakt. Auf dem Weg zum Chemieunterricht kam sie am Hausmeisterbüro vorbei, wo Ben bereits vor der Tür auf sie gewartet hatte. Lilly war so glücklich und verträumt, dass sie ihn gar nicht bemerkte. Erst als er sie beim Namen rief, schreckte sie auf. „Lilly!“ Sie blieb erschrocken stehen. Oh nein, den hatte sie ja ganz vergessen! Langsam drehte sie sich, bis die Ben sehen konnte. „Hey Ben!“, begrüßte sie ihn leise und mit gequältem Unterton. Dieser lächelte sie begeistert an. „Hey, du läufst ja schon wieder ohne Krücken rum.“ „Ja.“, sagte Lilly und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. „War nur eine Zerrung und keine Verstauchung!“ „Mensch, das freut mich aber!“ Ben strahlte sie an. Lilly nickte. „Ja, mich auch.“ Dann holte sie tief Luft. „Du, ich muss los, gleich fängt Chemie an!“ „Okay! Sehen wir uns in der Pause?“ Ben sah sie hoffnungsvoll an. Lilly war schon am Weitergehen, als sie im noch ein gemurmeltes „Mal sehen!“ entgegen warf. Ben lehnte sich verwirrt an die Wand. Was war denn auf einmal mit Lilly los? Als sie mit ihm zusammen gestoßen war, hatte sie deutlich mehr Interesse gezeigt. Er runzelte die Stirn. Naja, vielleicht hatte sie auch einfach nur schlecht geschlafen oder die Tage oder sonst was. Ben zuckte mit den Schultern und begab sich ins Hausmeisterbüro. Lilly hingegen ging auf den Chemieraum zu, in dem sie gleich Unterricht haben würde. Sie war nur noch ein paar Schritte entfernt, als ein Junge seinen Kopf aus der Tür steckte und sich umsah. Als er ihr sein Gesicht zuwandte, spielte sich ein Lächeln um Lillys Lippen. Es war Cal! Auch er lächelte, als er sie sah und ging ihr langsam entgegen. Die beiden blieben voreinander stehen und schauten sich an. Dann legte Cal ihr die Hände auf die Hüften und zog sie zu sich heran. Lilly legte ihre Arme um seinen Nacken, schloss die Augen und ließ sich bereitwillig von ihm küssen. Ihre Lippen berührten einander und beide genossen diesen zarten Kuss, der ewig zu dauern schien. Dann hörten sie ein lautes Räuspern. Die beiden lösten sich erschrocken von einander und bemerkten, dass ihr Chemielehrer vor ihnen stand. Beide liefen rot an, als er sagte: „Ich störe diese traute Zweisamkeit ja nur ungern, aber ich würde gerne meinen Unterricht beginnen.“ Mit knallroten Köpfen und prustend lachend eilten sie in den Unterrichtsraum und trauten sich die gesamte Doppelstunde nicht, auch nur ein einziges Wort zu sagen. „Oh mein Gott, war das peinlich!“ Lilly stürzte lachend aus dem Chemieraum heraus, direkt gefolgt von Cal, der sich ebenfalls den Bauch hielt. Es hatte gegongt und sämtliche Schüler drängten sich an dem Paar vorbei. Cal griff nach Lillys Hand und gemeinsam ließen sie sich von dem Strom mitreißen. Sie gingen die Treppe hinunter und in Richtung Bibliothek. Schließlich war Lilly mit Stella verabredet. Und Cal hatte sich dazu bereit erklärt, es mit zwei Mädels aufzunehmen. Als sie sich schließlich aus dem großen Menschenstrom befreit hatten und der Gang zur Bücherei sichtbar wurde, blieb Cal stehen und zog Lilly zurück. „Was ist?“, fragte sie verwundert, doch Cals Blick verriet ihr alles. Ehe sie sich versah, drückte er ihr wieder einen Kuss auf und sie genoss ihn in vollen Zügen. Ihr Herz klopfte immer schneller und in ihrem Körper machte sich ein wohliges Kribbeln breit. Cal strich mit seiner Hand über ihren Hinterkopf, um sie noch intensiver zu küssen. Wie lang hatte er sich nach diesem Moment gesehnt? Als die beiden sich wieder voneinander lösten, legte Lilly ihren Kopf an Cals Hals und er hielt sie fest in seinem Arm. Er drückte ihr einen sanften Kuss auf den Scheitel. Sie seufzte glücklich. „Na, ihr seid mir ja ein paar Turteltäubchen!“ Die amüsierte Stimme von Stella riss das Paar aus seinen romantischen Träumen. „Oh!“ Lilly schreckte auf und sah ihre Freundin an. „Hallo Stella!“ Sie errötete leicht. Stella kicherte. „Wegen mir musst du nicht rot werden.“ Lilly errötete noch mehr. „Stella!“, flüsterte sie entrüstet. Cal lachte und umarmte seine Freundin von hinten. „Also von mir aus kannst du gerne rot werden. Du siehst nämlich unheimlich gut aus, wenn du rot wirst.“ Er drückte ihr einen sanften Kuss auf den Nacken. Lilly kicherte. Stella sah die beiden kopfschüttelnd an. „Na euch hat’s ja echt erwischt!“ Dann lachte sie, drehte sich um und winkte den beiden über die Schulter zu. „Na kommt, ihr Turteltäubchen!“ Lilly sah zu Cal hoch und dieser nickte. Dann hakte sie sich bei ihm unter und die beiden folgten Stella den Schulgang entlang, in Richtung der Klassenräume, in denen der nächste Unterricht stattfand. Nach dem die Schule vorbei war, ging Cal wie gewohnt zum Hausmeisterbüro, um sich mit Ben zu treffen. Gut gelaunt wanderte er vor der Tür zum Büro hin her und wartete darauf, dass sein Freund herauskam. Als es aber schließlich soweit war, sah er, dass Ben seine gute Laune offensichtlich nicht teilte. Im Gegenteil! Er zog ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. „Ey Mann! Alles okay?“ Cal klopfte Ben leicht auf die Schulter. Der schüttelte verärgert den Kopf. „Blöde Weiber! Die wissen auch nicht, was sie wollen!“ „Hä?“ Cal sah ihn verwundert an. „Was für Weiber?“ Ben winkte ab. „Ist doch egal!“ Doch sein Freund ließ sich nicht so leicht abwimmeln. „Ben! Sag bloß, du hast ne Freundin?“ Cal lachte. „Macht sie dir Schwierigkeiten?“ „Wenn sie wenigstens meine Freundin wäre… Versteh einer die Frauen! Zuerst tut sie total interessant und dann versucht sie mich abzuwimmeln. Und das ist der Dank dafür, dass ich sie die Treppe hochgetragen und ihren Fuß bandagiert hab!“ Ben schnaubte wütend. Cals Lächeln erstarb. „Wie? Was für ein Fuß und was für eine Treppe?“ „Na dieses Weibsbild rennt mich auf der Treppe um und schafft es auch noch sich dabei den Fuß zu verstauchen. Und ich Idiot fall noch auf diesen ‚Ich bin so hilflos‘ – Blick herein.“ Wütend stampfte Ben auf dem Boden auf. „Moment, Moment! Hab ich das gerade richtig verstanden?“ Cal sah seinen Kumpel verwirrt an. „Ein Mädchen hat dich überrannt, ihr beiden seit gestürzt und sie hat sich dabei den Fuß verletzt? Wann war das?“ Ben schaute überrascht auf. „Erst vor kurzem.. Ist vielleicht zwei Wochen her! Wieso fragst du?“ Zwei Wochen! Vor zwei Wochen kam Lilly mit den Krücken in die Schule. Da hatten sie sich zum ersten Mal geküsst. „Hey! Erde an Cal! Was ist los?“ Ben schüttelte seinen Freund leicht. Cal sah ihn an. „Kann es sein, dass das Mädchen Lilly heißt?“, fragte er. Ben sah ihn überrascht an. „Ja. So heißt sie! Woher weißt du…“ Cal lächelte matt. Ben starrte ihm entgeistert entgegen. „Tut mir leid, mein Alter, aber Lilly ist schon vergeben.“ „Hä? An wen denn? Und woher…“ Er hielt inne. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Lilly ist deine Freundin?“ Cal nickte. „Sorry, Alter, das wusste ich nicht!“ Ben senkte schuldbewusst den Kopf. „Ich dachte…“ „Eh, kein Problem! Ist ja nix passiert! Jetzt weißt du ja Bescheid!“, unterbrach ihn Cal. Ben seufzte laut und reichte Cal die Hand. „Kein Zoff?“ Cal schlug ein. „Kein Zoff!“ Doch irgendwas hatte sich zwischen den beiden Jungs geändert. Kapitel 6: Konflikte -------------------- „So ein Mist! Deswegen wollte sie mich also so schnell abwimmeln.“ Leise fluchend kickte Ben einen Stein vor sich her. Und dabei hatte es doch wirklich zwischen ihm und Lilly gefunkt. Oder hatte er sich das bloß eingebildet? Aber das war jetzt egal! Sie war Cals Freundin und Cal war sein bester Freund. Er hatte keinen Bock auf Stress mit ihm, nur wegen einem Mädchen. Mit einem wütenden Kick beförderte er den Stein ins Nichts. Er seufzte laut. „Tja! Nächstes Mal vielleicht!“, sprach er mit frustriertem Unterton zu sich selbst. Dann begann er zu laufen. Eine Runde Joggen würde seine Laune bestimmt wieder hoch bringen. In der Zwischenzeit machte sich Cal auf den Weg zu Lilly. Auch er war mittlerweile in einen flotten Laufschritt gefallen und schlug den Weg zum Haus seiner Freundin ein. Etwas außer Puste lehnte er sich an die Eingangstür und klingelte. Es knisterte im Lautsprecher und Lillys Stimme ertönte. „Ja?“ Cal beugte sich vor. „Lilly, ich bin’s!“ Kurz darauf hörte man ein kurzes Summen und er drückte die Tür auf. Kaum dass sie sich hinter ihm wieder geschlossen hatte, kam das braunhaarige Mädchen auf ihn zu gelaufen und fiel ihm freudig um den Hals. Lilly trug ein grünes Spaghetti-Top und ihr Haar legte sich sanft über ihre nackten Schultern. Cal gab ihr einen zarten Kuss auf den Nacken. „Hallo, meine Süße! Freust du dich, mich zu sehen?“ Er zwinkerte ihr zu, während er sie leicht an den Hüften festhielt. Lilly nickte und beugte sich nach vorne, um ihn liebevoll zu küssen. Cal schloss die Augen und genoss es in vollen Zügen. Eigentlich hatte er ja die Sache mit Ben mit ihr klären wollen, aber wie sie ihn jetzt küsste, ließ alle seine Zweifel an ihrer Liebe verschwinden. Er drückte sie fest an sich und erwiderte den Kuss. Als drei Tage später ihr Wecker klingelte, saß Lilly kerzengerade in Bett. Nun hieß es Beeilung, denn Cal hatte sie gebeten, eine halbe Stunde vor Schulbeginn zu der großen Eiche am See, der in der Nähe der Schule lag, zu kommen. Was wollte er bloß? Hatte er eine Überraschung für sie? Lilly begab sich ins Bad, um zu duschen. Keine 20 Minuten später war sie fertig angezogen und lud sich ihre Schultasche auf. „Dann wollen wir mal!“, sagte sie und ihr Herz sprang aufgeregt auf und nieder. Auch Cal beeilte sich und war im Null-Komma-Nix fertig. Bevor er sich jedoch den vollgepackten Rucksack auflud, tat er noch eine kleine, weiße Schachtel hinein. Dann lächelte er, hob die Tasche auf seine Schulter und verließ, eine kleine Melodie pfeifend, das Haus. Er würde etwas schneller gehen müssen, denn er wollte unbedingt vor Lilly da sein. Also legte er einen Zahn zu. Ob sie sich wohl über sein Geschenk freuen würde? Und ob sie seine Einladung wohl annahm? Er würde es erst wissen, wenn er sie gefragt hatte. Doch er hatte ein gutes Gefühl und mit einem Strahlen im Blick ging er flotten Schrittes Richtung Schule. Es war schon richtig hell und die Sonne schien Lilly ins Gesicht, als diese die alte Eiche vor sich erblickte. Doch von Cal war keine Spur zu sehen. Aber sie war pünktlich – eine halbe Stunde vor Schulbeginn. Er hatte sie doch nicht vergessen? Nervös schaute sie sich um. Sie drehte der Eiche ihren Rücken zu und blickte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Was sie aber nicht bemerkte, war Cal, der sich leise von hinten an sie heran schlich. Ganz behutsam legte er ihr seine Hände auf die Augen. Lilly erschrak, doch gleich darauf spielte sich ein Lächeln um ihre Lippen. Langsam drehte sie sich um. Kaum, dass sie ihrem Freund ins Gesicht sehen konnte, drückte dieser ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund. Etwas überrascht, aber durchaus angenehm überrascht, erwiderte sie seinen Kuss ebenso innig. Eine ganze Weile standen sie so da, bis sie sich leicht atemlos von einander lösten. „Wow“, flüsterte Lilly leise und fuhr mit ihrem Zeigefinger sachte über ihre Lippen. Cal lächelte. „Augen zu!“, befahl er mit sanfter Stimme. Sie gehorchte und schloss die Augen. Cal versicherte sich, dass sie nicht schummelte und kramte dann das weiße Schächtelchen aus seiner Schultasche hervor. Als er es öffnete, kam ein wunderschönes, mit roten Edelsteinen besetztes, silbernes Armband zum Vorschein. Sachte nahm er es in seine Hand und ergriff mit der anderen einen Arm von Lilly. Vorsichtig öffnete er das Armband und legte es um ihr Handgelenk. Sie spürte etwas Kaltes an ihrer Hand und zuckte leicht. Cal nahm ihre Hand in die seine. „Du darfst die Augen wieder aufmachen!“, flüsterte er ihr mit zittriger Stimme ins Ohr. Lilly tat wie ihr geheißen und blickte sofort auf ihre Hand. Als sie das Armband entdeckte, schlug sie sich die Hand vor ihren Mund. „Oh mein Gott! Cal…“ Sie war völlig von den Socken. Nach ein paar Minuten völliger Stille hatte sie sich wieder gefasst. „Es ist wunderschön!“, flüsterte sie beinahe ehrfürchtig und betrachtete das Geschenk von allen Seiten. Cal nahm ihre Hand und schaute ihr in die Augen. „Genau wie du!“ Und als Lilly seine Augen ansah und das Strahlen darin entdeckte, gab sie ihm einen stürmischen Dankeskuss. Und während Cal sie, den Kuss erwidernd, in die Arme nahm, liefen ihr ein paar Glückstränen die Wange herunter. Hosted by Animexx e.V. 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