Die Sterne leuchten überall - egal wo du bist von chrono87 ================================================================================ Kapitel 35: Die Macht von Chronos, die Karte der Zeit ----------------------------------------------------- Kapitel 35 Die Macht von Chronos, die Karte der Zeit Nervös tippt sie ihre Finger gegen einander und versucht seinem Blick auszuweichen, als sie antwortet. „Bei dem Angriff haben wir uns draußen versteckt, aber dann kamen diese Männer… Wir haben keine Decks und wir wissen nicht, wie man dieses Kartenspiel überhaupt spielt… Jedenfalls sind wir ein leichtes Opfer gewesen, zumindest einige. Meine Schwester und ich sind ihnen entkommen, weil Bedienstet und Soldaten uns beschützt haben, aber als dieses grelle Licht aufgetaucht ist, wurde ich von meiner Schwester getrennt und hierher geschickt.“ Zumindest weiß Atticus nun, was mit den Bewohnern des Schlosses passiert ist, auch wenn er mit dieser Aussage noch immer nicht sagen kann, ob ihr Plan funktioniert hat. Aus diesem Grund fragt er sie einfach direkt, ob sie etwas gesehen hat. „Als das grelle Licht aufgetaucht ist, hast du da zufällig sehen können, ob noch andere Menschen oder Lichter zur Erde gefallen sind?“ Niedergeschlagen schüttelt die junge Dame den Kopf. „Tut mir Leid. Das Licht hat meine Augen geblendet, sodass ich gar nichts mehr sehen konnte.“ „Schon gut. Komm, lass uns einen Schlafplatz finden. Morgen suchen wir dann gemeinsam nach einen Weg zurück, okay?“ Mit einem zaghaften Nicken stimmt sie zu, sodass sie sich gemeinsam auf die Suche nach einem sicheren Schauplatz machen können. In kuscheligen Decken gehüllt und mit einem warmen Kaffee in der Hand sitzen Zane und Yusuke in einem der Gebäude, die sie nun eher als Iglu bezeichnen würden, vor dem Kamin und hören sich die Geschichten der Menschen an, die es in diese kalte Einöde verschlagen hat. „Tja und so sind wir hier gelandet und haben erst mal versucht das Beste aus der Situation zu machen“, schließt Sam ab, der sichtlich erschöpft wirkt. „Das ist wirklich unglaublich“, murmelt der Hellgrünhaarige begeistert, denn was ihr Gegenüber erzählt hat, lässt darauf schließen, dass Jesse Erfolg hatte. „Wieso ist das unglaublich“, fragt der ältere Mann verwundert nach. In seinen Augen ist das, was ihnen widerfahren ist, alles andere als unglaublich. „So war das nicht gemeint, Sam. Es ist nur so, dass wir eigentlich schon die Hoffnung aufgegeben hatten, dass wir euch zurückholen könnten“, erklärt Zane dann, dem es nun etwas besser geht, auch wenn er sich wohler fühlen würde, wenn er wüsste, wie es all seinen anderen Freunden geht. „Oh, das wusste ich nicht. Bitte verzeiht“, murmelt der Ältere tief getroffen, doch die beiden Duellanten winken nur ab. „Ach was. So würde jeder reagieren“, versichert der Detektiv gutmütig. Ein weiterer Mann, er ist sicher nicht Älter als dreißig, mischt sich dann ins Gespräch ein. „Vielleicht sollten wir zu Bett gehen und Morgen über alles weitere reden? Es ist schon sehr spät und unsere Gäste sind ebenso erschöpft wie wir.“ Für diesen Einwurf ist der Trainer sehr dankbar, denn er kämpft wirklich schon mit der Müdigkeit. „Sai hat Recht. Lasst uns zu Bett gehen“, verkündet Sam, der wohl die Rolle des Ältesten eingenommen hat, was Yusuke wirklich interessant findet, denn es wirft einige Fragen auf, die er dem Mann noch stellen möchte, um mehr über das System zu erfahren. „Bitte folgt mir, ich habe die Gästezimmer bereits vorbereitete“, verkündet eine Frau im mittleren Alter, die freundlich vor sich hin lächelt. „Pass aber auf, dass du nicht wieder stolperst, Sasha“, mahnt Sai, der sich wirklich Sorgen um die Frau zu machen scheint. Als er die fragenden Blicke auf sich spürt, lacht er los. „Unsere gute Sasha ist leider etwas tollpatschig, was in ihrem Alter sicher nicht unbedingt von Vorteil ist.“ Das sehen die beiden jungen Männer auch so, deswegen verabschieden sie sich einfach und folgen der schmollenden Frau, der es allem Anschein nach nicht passt, dass man sie so bloßgestellt hat. Dummerweise fühlen sich Zane und Yusuke dafür verantwortlich und wollen sich bei ihr entschuldigen, doch die Dame winkt einfach ab. „Ach was. Das hat doch nichts mit euch zu tun, also nehmt es euch nicht so zu Herzen.“ Skeptisch ziehen beide synchron eine Augenbraue hoch, schweigen aber weiter und folgen ihr. Sie verlassen das warme Gebäude und gehen die Straße oder den Weg – je nachdem wie man es nennen will – ein Stückchen entlang, bis sie an einen abgelegenen Iglu ankommen, in dem ebenfalls Licht brennt. „Hier werdet ihr schlafen. Ich hoffe es stört euch nicht, dass wir euch hier einquartieren“, meint Sasha besorgt, als sie die Tür öffnet und die Herren eintreten lässt, die sofort wohlig aufseufzen, da es in dem Gebäude schön warm ist. „Aber nicht doch. Machen Sie sich unseretwegen nur keine Umstände“, antwortet Zane freundlich und verneigt sich vor der Frau, die darüber nur herzhaft lachen kann, weil sie so etwas schmeichelhaft findet, denn in ihrer Welt verneigt man sich nur vor dem König. „Ich wecke euch dann, wenn es Frühstück gibt. Eine angenehme Nachtruhe, wünsche ich.“ Ohne die Möglichkeit zu haben etwas darauf zu erwidern, ist Sasha auch schon aus dem Iglu verschwunden. Etwas irritiert sehen sich die beiden Freunde an, bis sie gleichzeitig die Schultern zucken und sich bettfertig machen. „Na dann, gute Nacht“, erklärt Yusuke gähnend, der schon fast schlafend ins Bett fällt. Zane tut es ihm gleich, nur dass er noch etwas wacher ist und sich so richtig in die weichen Kissen und Decken kuscheln kann, bevor er dann auch einschläft. Zusammen mit den Menschen, die nicht gerade wenige sind, macht sich Marcel auf den Weg zurück zu Blair, die hoffentlich noch immer am Ufer der Insel sitzt und betet dafür, dass sie alle es bis dahin schaffen, denn viele von ihnen haben ernsthafte Verbrennungen, sodass sie kaum noch bei Bewusstsein sind und getragen werden müssen. >Wenn ich mich jetzt verirre, dann war es das, für uns alle.< Er ist selbst sehr erschöpft und überaus müde, aber diese Menschen müssen behandelt werden und er ist leider kein Mediziner. >Ob es Absicht gewesen ist, dass wir hier gelandet sind?< Je länger er darüber nachdenkt, desto mehr ergibt das Ganze einen Sinn. „Stopp. Danilo ist zusammengebrochen“, ruft eine aufgebrachte Frauenstimme, die Marcel als die von Fiona erkennt. Durch seinen Beruf hat er sich angewöhnt die Namen seiner Menschen zu speichern, sodass er sie immer wieder auseinanderhalten kann. Es wäre peinlich, nicht nur für ihn, wenn einer seiner Kunden ihn ansprechen würde und er wüsste nicht, mit wem er eigentlich das Vergnügen hat. „Ist gut. Wir machen hier eine kurze Rast“, erwidert Marcel ernst. >So kommen wir nicht schnell voran. Die Gruppe ist viel zu groß. Wir müssten uns aufteilen und in kleineren Gruppen gehen.< An und für sich ist die Idee gut, nur leider kennt niemand von den Anderen den Weg und seine Frau würde sicher einen ganz schönen Schreck bekommen, wenn plötzlich so viele fremde Menschen vor ihr auftauchen. Also verwirft er den Gedanken wieder und wartet, bis alle zu neuen Kräften gekommen sind, dann setzen sie ihren Weg fort. Blair hat es sich an einem Baumstamm bequem gemacht und schaut sich die Konstellation der Sterne an, an denen sie sich leicht zu orientieren versucht. Leider sehen die Sternenbilder in dieser Dimension etwas anders aus, sodass sie nicht schlau aus ihnen wird, aber sie will die Hoffnung auch nicht aufgeben. >Man, wo bleibt dieser Kerl nur? Hat er sich verlaufen, oder was?< Immer wieder schaut sie in die Richtung, in der ihr Ehemann verschwunden ist, doch sie kann nichts vernehmen, geschweige denn sehen. Und obwohl sie furchtbar müde ist, kommt sie nicht zur Ruhe und schläft ein, denn sie fühlt sich nur sicher, wenn ihr Marcel bei ihr ist. >Ich hätte ihn nicht allein gehen lassen sollen. Wer weiß was ihm passiert ist.< Ruck zuck ist sie wieder auf ihren Beinen und geht zu dem Waldeingang, durch den der Franzose verschwunden ist, aber sie traut sich nicht hindurch zu gehen, deswegen läuft sie einfach davor auf und ab. Je mehr Zeit vergeht, desto unruhiger wird sie. Schließlich, als sie endlich all ihren Mut zusammengekratzt hat und in den Wald gehen will, vernimmt sie schließlich Schritte. Verwundert hebt sie eine Augenbraue, denn es ist nicht ein Schuhpaar, sondern ganz viele. Bevor sie aber in Panik geraten kann, erscheint Marcel in ihrem Sichtfeld, das stark vom Mondlicht eingeschränkt ist. Gerade als sie ihm um den Hals fallen will, erblickt sie all die anderen Menschen, die nicht sehr gut aussehen. „Woher kommen denn all diese Menschen“, fragt sie nach und löst sich von ihrem Mann, um sich die ersten Menschen etwas genauer ansehen zu können. „Sie befanden sich im Zentrum der Insel. Wahrscheinlich sind das die Verschwundenen. Jedenfalls… könntest du dich um sie kümmern? Sie haben alle irgendwo Verbrennungen, denn auf dieser Insel befindet sich ein aktiver Vulkan, der sicher bald ausbrechen wird“, berichtet Marcel, der sich nun erschöpft in den Sand sinken lässt und einmal tief einatmet. Ohne groß zu überlegen macht sich die junge Ärztin sofort daran nach und nach jeden ihrer Patienten zu verarzten, während sie stark über die Worte ihres Gatten nachdenkt. >Verdammt, wie kommen wir hier nur alle weg? Wenn der Vulkan wirklich ausbricht, dann sind wir so gut wie tot.< Äußerlich sich nichts anmerkend, versucht sie nicht nur die Verletzungen zu versorgen, sondern auch die Verzweiflung der Leute zu beseitigen und sie etwas aufzumuntern. „Hallo Mia. Erkennst du mich noch?“ Nachdem er das Mädchen erreicht hat, kniet er vor ihr und spricht sie vorsichtig an, um sie nicht noch weiter zu verschrecken. Als das kleine Mädchen die vertraute Stimme hört, hebt sie ihren Kopf und blickt in die schwarzen Augen Bastions, bevor sich ein erleichtertes Lächeln auf ihre Lippen schleicht und sie dem jungen Mann in die Arme springt. „Onkel Bastion! Ein Glück bist du hier. Weißt du zufällig, wo meine Mama und mein Papa sind“, fragt sie hoffnungsvoll nach, während ihre großen grünen Augen vor Freude strahlen. „Tut mir Leid, Mia, aber ich kann dir leider auch nicht sagen wo deine Eltern sind. Aber vielleicht kannst du mir helfen. Magst du mir sagen, wie du und all die Kinder hierher gekommen sind?“ Einen Moment lang wirkt das Kind traurig, aber dann fängt es sich wieder und nickt begeistert. „Wir waren mit unseren Eltern in so einer dunklen Gegend und dann kam da ein ganz helles Licht, dass uns alle umschlossen hat. Mama hat meine Hand gehalten, aber dann ist meine Hand aus ihrer herausgerutscht und dann bin ich hier mit den Anderen aufgewacht“, erzählt das Mädchen aufgeregt. „Danke meine Kleine. Du hast mir sehr geholfen“, meine der Schwarzhaarige liebevoll und streichelt ihr durch ihr etwas längeres rötliches Haar. „Schatz, kannst du mal zu mir kommen“, fragt Tania nach, die sich von den Jüngeren abgewendet hat und einige der Häuser untersucht. Mit einem „Ich bin gleich wieder da. Bleib schön hier“ verlässt das Mathegenie Mia und tritt an die Seite seiner Verlobten, die in einem der Häuser Licht sieht. „Kommst du mit rein“, fragt sie nach, ohne sich von dem besagten Gemäuer abzuwenden. „Wenn ich dich begleiten würde, wären die Kinder schutzlos“, wirft er ein, woraufhin die Amazone nickt. „Gut, dann gehst du rein und ich habe ein Auge auf die Kinder, okay?“ Ehe der junge Mann aber antworten kann, tritt ein Junge im Alter von gut sechszehn Jahren aus dem Haus und mustert die beiden Erwachsenen. Diese sind erst einmal sprachlos und wissen überhaupt nicht, wie sie auf diesen unerwarteten Fund reagieren sollen. Das macht aber nichts, weil ihr Gegenüber die Situation sofort versteht und ihnen zuvor kommt. „Guten Abend, mein Name ist Dan. Ich habe mir erlaubt für die Kinder die Betten vorzubereiten, schließlich musste sich ja jemand darum kümmern, immerhin haben wir nicht mit Ihnen gerechnet.“ Tania und Bastion nicken erst einmal als Zeichen, dass sie verstanden haben, was ihr Gegenüber da gesagt hat, doch dann wenden sie sich einander zu und sehen sich hilflos, fragend an, denn keiner der Kinder hat etwas von diesem Dan erwähnt. Der Teenager mit den braunen Haaren und den orangeroten Augen mustert die beiden Erwachsenen und erkennt sofort das Problem, auf welches er auch sofort eine Antwort gibt, was Bastion darauf schließen lässt, dass dieser junge Mann sehr schlau ist. „Es sind einfach zu viele Kinder, sodass nicht jeder von ihnen weiß, dass ich hier bin und die wenigen, die es wissen, haben alle Hände voll damit zutun, sich um die Kleinsten zu kümmern. Außerdem vertrauen sie nur schwer fremden Leuten, was in Anbetracht der Situation nicht verwunderlich ist.“ „Das ergibt durchaus Sinn“, entkommt es dem Schwarzhaarigen, ohne das es ihm bewusst wird. „Wir sollten die Kinder jetzt aber zu Bett bringen und uns selbst etwas Schlaf genehmigen, damit wir in Ruhe und vor allem ausgeschlafen überlegen können, wie es weiter gehen soll“, schlägt dann Tania vor, die einige Kleinkinder sieht, die bereits mit den Augen rollen wie ein Karpfen. „Da gebe ich Ihnen Recht. Außerdem könnte ich hier wirklich jede Hilfe gebrauchen, die möglich ist“, versichert Dan lächelnd, ehe er sich an den beiden Erwachsenen vorbeischiebt und zu den Jüngsten eilt. Tania und Bastion zögern nicht länger und folgen ihm, um selbst jeweils zwei Kinder zu nehmen und sie ins Haus zu bringen. Da es verdammt viele Kinder sind, müssen sie einige Male hin und her laufen, bis auch das Letzte im Bett liegt und schläft. Dann begeben sich die bei Ältesten in die Küche, wo sie es sich an einem Tisch bequem machen und noch etwas mit Dan plaudern. „Ich werde hier bleiben und auf die Kleinen achten. Es wäre nett, wenn Sie, Tania, das Nachbarshaus übernehmen würden, in dem die etwas älteren Kinder schlafen und Sie, Bastion, könnten die Teenager übernehmen, die im Haus gegenüber schlafen. So sind sie nicht ohne Aufsicht.“ Natürlich erklären sich Beide liebend gerne dazu bereit, weswegen sich die Gruppe auch auflöst und jeder zu seinem Haus geht, um ein Auge auf die Kinder zu haben und vielleicht selbst etwas Schlaf zu finden, auch wenn das sicher nicht einfach sein wird, bei der Verantwortung. Die ersten Sonnenstrahlen fallen auf das Land und erhellen es. Einige von ihnen verirren sich in ein schlafendes Gesicht, dessen Besitzer alles andere als glücklich ist, dass er so geweckt wird. Grummelnd versucht er sein Gesicht vor der Helligkeit zu schützen und vergräbt es an der Brust des neben ihn Liegenden, der darüber nur schmunzeln kann. Es überrascht die zweite Person schon etwas, dass er so früh wach ist, aber für den Anblick, der sich ihm jetzt bietet, hat es sich gelohnt, wie er findet. >Vielleicht sollte ich öfter früh aufstehen.< Über sich selbst den Kopf schüttelnd wendet er sich wieder seinem Geliebten zu, der nun auch langsam wach wird. Murrend öffnet er vorsichtig seine schönen smaragdgrünen Augen und versucht wach zu werden, was ihm nicht so ganz zu gelingen scheint. Erst die melodische Stimme seines Ehemannes, lässt ihn vollkommen wach werden und hinauf sehen. „Na, gut geschlafen“, erkundigt sich Haou sanft und streichelt zärtlich durch die Haare des Anderen, die wild zu allen Seiten abstehen. „Erstaunlich gut sogar“, klärt Jesse gähnend, bevor er sich aus der Umarmung befreit, sich etwas aufrichtet und sich streckt. „Das hört man gern.“ Auch Haou erhebt sich, aber als er sich wieder umsieht vergeht seine gute Stimmung so schnell, wie sie gekommen ist. „Wir stehen wieder am Anfang. Ich weiß nicht, ob ich noch die Kraft habe erneut alles aufzubauen.“ Jesse ist sofort wieder bei ihm und legt ihm eine Hand auf die Schultern. „Daran darfst du nicht denken. Die Menschen hier brauchen dich und für sie musst du stark ein.“ Er sieht sich selbst um und seufzt dann. „Sieh es doch mal so: Vorher stand überhaupt nichts und das Land glich einem Schlachtfeld. Nun stehen aber noch einige Städte und auch die Landschaft ist noch intakt. Wir haben also nicht ganz so viel zu tun und außerdem hast du jetzt mehr Hilfe als beim ersten Mal.“ Lächelnd gibt Haou ihm Recht. „Gut und was machen wir jetzt? Wir sind immer noch allein und auf uns gestellt.“ Der Schwede überlegt kurz und entscheidet sich dann dafür, dass es besser wäre, wenn sie vor Ort bleiben. „Die Anderen, egal wo sie jetzt gerade sind, werden sicher hierher zurückkommen. Deswegen wäre es vorteilhaft für uns, wenn wir hier bleiben würden.“ Soweit kann ihm der Japaner ja folgen, aber tatenlos rumsitzen will er nun einmal auch nicht und das macht er seinem Gatten auch klar, der beim umblicken sofort eine Idee hat. „Wir könnten doch schon einmal den ganzen Dreck auf einen Haufen packen, damit wir später nicht so viel zu tun haben, oder?“ Der Brünette wirft seinen Umhang ab, krempelt die Arme hoch und macht sich daran die ersten Gesteinsbrocken aufzusammeln. „Meinst du, dass vielleicht welche in den schönen See gefallen sind“, fragt Haou nachdenklich, während er auf seinen Lieblingsort schaut. „Keine Ahnung. Eigentlich müsstest du das doch am besten wissen, immerhin bist du darin schwimmen gewesen“, erwidert Jesse, der mit einem größeren Gesteinsbrocken an ihm vorbei läuft und diesen dann etwas abseits ablegt. Nur widerwillig kann sich der Brünette von der glitzernden Wasseroberfläche lösen und sich wieder auf seine Arbeit konzentrieren, was ihm der Türkishaarige keineswegs übel nimmt, denn der Anblick des Sees in der Sonne ist wirklich traumhaft. >Vielleicht sollte man den See frei passierbar machen. Das würde sicher auch den Anderen gefallen.< Die Idee an sich ist ja nicht schlecht von Jesse, nur er müsste seinen Gatten überzeugen und der wird seinen Lieblingsplatz wohl kaum freiwillig teilen wollen. „Du, Jay, warum hast du den See eigentlich nicht zugänglich gemacht? Sicher würden sich einige von den Schlossbewohnern gerne mal nach der Arbeit abkühlen wollen“, versucht er vorsichtig das Thema anzuschneiden, doch schon jetzt merkt er, wie schwer es ist mit Haou auf einen grünen Zweig zu kommen. „Das ist mir durchaus bewusst, aber wenn da alle Nase lang jemand ins Wasser springt, dann verdreckt das schöne Nass und niemand kann mehr darin schwimmen.“ Der Schwede seufzt enttäuscht. Klar, auf eine Art kann er seinen Seelenverwandten verstehen, aber auf der anderen Art wäre es eine Verschwendung für den See, wenn er nur von Haou benutzt werden würde, zumal er im Schloss so ein schönes Bad hat. „Und wenn sie es nicht verdrecken würden? Du weißt doch gar nicht, wie sich die Menschen verhalten würden, wenn man ihnen klare Regeln zur Nutzung des Sees auferlegt.“ „Vielleicht, vielleicht auch nicht“, erwidert der Angesprochene nur, dann lässt er seine Steine fallen und schaut Jesse eindringlich an. „Was bezweckst du eigentlich mit dieser Fragerei?“ Ertappt sucht der Türkishaarige schnell nach einer Ausrede, doch er weiß genauso gut wie sein Gatte, dass er absolut nicht Lügen kann. Seufzend gibt er sich also geschlagen. „Lass uns darüber reden, wenn wir den Platz sauber gemacht haben, ja?“ Nur wiederwillig geht der Japaner darauf ein. Nachdem er seine Gedanken mit Hasselberry geteilt hat und er die Karte ‚Meteoritenschauer‘ eingesetzt hat, haben Beide die Beine in die Hand genommen und sich gelaufen was das Zeug hält. Ohne auf die Umgebung zu achten, haben sie den Friedhof und ein dichtes Waldstück hinter sich gelassen, bis sie völlig erschöpft zusammengebrochen und eingeschlafen sind. Auch sie werden von den ersten Sonnenstrahlen geweckt, die die Erde erwärmen und den Spuck der letzten Nacht wie einen bösen Traum erscheinen lassen. „Eines sag ich dir: Ich geh nie wieder auf einen Friedhof“, ist das Erste, was dem Dunkelhäutigen in den Sinn kommt, nachdem er aufgewacht ist und sich umgesehen hat. „Darauf kannst du wetten“, stimmt ihm Jim zu, der sich ebenfalls um sieht. „Wo sind wir denn jetzt gelandet?“ Vor ihnen erstreckt sich eine grüne Wiese auf der eine Stadt steht, die bewohnt scheint, denn die beiden Freunde können ganz eindeutig die Marktschreier hören, die ihr Essen unter die Menschen bringen wollen. „Sieht so aus, als hätten wir dieses Mal Glück gehabt“, grinst der ehemalige Ra Yellow Student, dessen Magen sich auch sofort bemerkbar macht. „Worauf warten wir noch? Lass uns gehen!“, fordert er seinen Begleiter auf, doch dieser ist skeptisch. >Woher kommen diese Menschen? Sind es denn überhaupt welche? Was, wenn es wieder eine Falle ist?< Ganz von seinen Gedanken abgesehen hat er ein ziemlich schlechtes Gefühl bei der Sache und das liegt sicher nicht an seinem leeren Magen. „Wenn du nicht kommst, geh ich halt allein“, grummelt Hasselberry schließlich, der im Moment wirklich nichts lieber täte, als sich den Bauch vollzuschlagen. „Warte mal. Ich habe da ein ganz übles Gefühl“, versucht sich Jim zu erklären, doch der Braunäugige schiebt das einzig und allein auf den Hunger, den beide haben. „Sehr witzig. Ich heiße nicht Jaden oder Hasselberry“, knurrt der Einäugige erbost, aber dann gibt er sich doch geschlagen und folgt seinem Freund. „Was wolltest du mit dieser Unterstellung eigentlich bezwecken“, will der Dinodeckduellant dann wissen, aber darauf erhält er, wie so oft in letzter Zeit, keine Antwort. Kurz darauf passieren sie das Stadttor und werden überraschenderweise freundlich begrüßt, was sicher nicht zuletzt daran gelegen hat, dass man mit Lord Hasselberry nicht gerechnet hat. Die Bewohner glauben somit, dass der König selbst nach dem Rechten sehen lässt und der muskulöse Hüne tut nichts, um ihnen diesen Glauben auszureden, was Jim doch nervt, weil es ja nicht den Tatsachen entspricht. „Wie kommt es eigentlich, dass Sie hier sind? Im ganzen Land wurde die Kunde verbreitet, dass kein einziger Bürger mehr zu finden sei.“ Jim beginnt vorsichtig ein Gespräch mit einer Barbesitzerin, die zu Ehren des großen Sicherheitschefs sofort ein Festmahl herzaubert. „Ach das. Nun es stimmt schon, wir waren einige Zeit verschwunden, aber dann erreichte uns die Stimme eines jungen Mannes, der uns aufforderte nicht aufzugeben und ehe wir uns versahen, waren wir hier.“ Da seine Frage im Augenblick ausreichend beantwortete ist, wendet er sich wie sein Begleiter dem Essen zu, das wirklich vorzüglich mundet. „Wie geht es seiner Hoheit eigentlich? Wir haben schon so lange nichts mehr von seiner Gnaden gehört, dabei haben wir Ihn so oft angeschrieben weil der Fürst uns unterdrückte und das erwirtschaftete Geld in die eigene Tasche steckte“, fragt die Frau dann, die schwarze Haare hat und aufgeweckte rotbraune Augen besitzt. „Es geht unserem König sehr gut, nur leider hat er geschäftlich gerade außerhalb zu tun, immerhin sind viele Städte und Dörfer zerstört worden und seine Majestät muss sich doch ein Bild davon machen und den Wiederaufbau vorantreiben“, erklärt der Hüne ohne dabei rot zu werden. Jim kann ihn nur mit offenem Mund anstarren. „Aber seinen Sie unbesorgt. Eure Beschwerden sind bereits zu seinen Ohren gedrungen und er hat schon erste Schritte eingeleitet. Hier muss sich niemand mehr wegen dem Fürsten Sorgen machen.“ Mehr sagt er zu dem Thema nicht und darüber ist der Krokodilliebhaber auch sehr froh, denn in seinen Augen hat sein Freund schon viel zu viel erzählt. „Das sind aber tolle Neuigkeiten“, berichtet die Barbesitzerin trällernd, während sie sich um ihre eigene Achse dreht. Jim hingegen macht das Verhalten der Frau Kopfschmerzen. Sie ist für seinen Geschmack etwas zu euphorisch, weswegen er immer mehr davon ausgeht, dass hier mehr im Busch ist. Mit tierischen Nackenschmerzen, die er seinem Schlaf auf dem Buch zu verdanken hat, richtet sich Axel auf und blinzelt wegen der Helligkeit. Es wundert ihn schon etwas, dass er noch gar nicht abgefackelt ist, wo er die Kerzen doch die ganze Nacht brennen lassen hat. Den Gedanken beiseite schiebend, erhebt er sich, um erst einmal etwas essbares aufzutreiben, weil sein Kreislauf sonst schlapp macht und das will er nicht, wo er doch in diesem Raum so viele interessante Bücher hat, die er alle studieren will. Auf leisen Sohlen – wobei das völlig überflüssig wäre, weil er allein in diesem Haus ist – geht er ins Erdgeschoss, denn dort ist die Küche, in der er Lebensmittel vermutet. Seine Vermutung bestätigt sich, als er wenig später die Schränke öffnet und einen Teil des Inhalts herausnimmt und isst. >Ein Glück bin ich nicht so verfressen wie einige Andere aus unserem Freundeskreis.< So in Gedanken versunken schaut er aus dem Fenster und stockt… >Ist das nicht… Miss Fontaine? < Sofort ist das Essen vergessen. Der Amerikaner packt die Lebensmittel zur Seite und rennt so schnell ihn seine Füße tragen nach draußen, wo er direkt in die zu Tode erschreckte Ärztin hinein rauscht und Beide zu Boden gehen. Axel ist der Erste, der sich wieder fängt, auf die Beine springt und der Brünetten eine Hand reicht, damit auch sie aufstehen kann, welche sie dankend annimmt. „Axel, was für eine schöne Überraschung. Seit wann bist du hier? Ich dachte, ich wäre allein in diesem Dorf.“ Ja das hat der Feuerdeckduellant auch gedacht, aber er ist der Meinung, dass sie das nicht zu wissen braucht. Stattdessen fragt er lieber nach, wo sie denn die ganze Zeit gewesen ist, weil er sie nicht gesehen hat, wobei er verschweigt, dass er die meiste Zeit seine Nase in einem Buch hatte. „Oh, ich bin in einem Ärztehaus – wenn man es denn so nennen darf – gelandet und da habe ich mich gleich mal über den Wissensstand der Mediziner informiert.“ „Ich vermute mal, dass er nicht so gut ist, wie unserer“, antwortet Axel kopfschüttelnd. „So kann man es auch umschreiben. Wo bist du denn gelandet? Ich habe hier niemanden auf den Straßen gesehen.“ Er hält sein Buch, dass er bis dahin unter den Arm getragen hat, hoch, als würde es alles erklären. „Ah ja, dich hat es also in ein Zimmer voller Bücher verschlagen.“ Dann lächelt sie leicht. „Da wundert es mich aber schon, dass du hier auf der Straße rumläufst.“ Ertappt wendet der Dunkelhäutige das Gesicht ab, was Fonda nur noch mehr Lächeln lässt. „Mach dir keinen Kopf, ja? Ich kann das nur zu gut verstehen. Ich bin auch nur vor die Tür getreten, um mir die anderen Arztpraxen anzusehen, denn das ganze Dorf scheint bis auf einen Bibliothekar nur aus Ärzten bestanden zu haben.“ Nachdenklich wendet sie sich ab und blickt in den Himmel. „Ich frage mich nur, wo sie alle abgeblieben sind.“ In diesem Punkt denken sie ähnlich, wie dem Amerikaner auffällt, denn auch er fragt sich seit einiger Zeit, wo all die Menschen sind, denn wenn der Plan funktioniert hätte, dann müssten sie doch alle wieder in ihren Dörfern, Städten und Gemeinden sein, oder? Um das Thema zu wechseln deutet sie auf das Buch, dass er in seinen Händen hält. „Worum geht es denn darin?“ Aus den Gedanken gerissen dauert es etwas, bis die Frage zu ihm durchgedrungen ist, aber sobald das der Fall ist, geht er darauf ein. „Das hier ist so eine Art Chronik über das ganze Land. Ich habe noch nicht viel gelesen, aber das was ich schon erfahren habe ich wirklich interessant.“ Da solche Dinge nicht unbedingt zu Fondas Lieblingsthemen gehören – den Geschichte ist echt nie ihr Fach gewesen – schneidet sie ein neues Thema an. „Ich habe keine Ahnung wie ich hier landen konnte und so gern ich auch weiter die Behandlungsmethoden dieser Zeit studieren möchte, liegt mir mehr daran wieder zurückzukehren. Hier ist alles so still und unheimlich… Das behagt mir nicht.“ Axel, für den es neu ist, dass die Ärztin offen und ehrlich ihre Ängste zugibt, lächelt sie aufmunternd an. „Ich weiß genau was Sie meinen. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich hier auch so schnell wie möglich weg will.“ Am Morgen, kaum das die Sonne aufgegangen ist, schleicht Chumley den völlig müden Syrus hinter sich her ins Freie, um noch einmal mit ihm über die Karte zu reden, mit deren Macht sie alle wieder am Ausgangspunkt ankommen würden, doch noch immer gefällt dem Jüngeren diese Idee nicht. „Was wenn etwas schief geht?“ Der Schwarzhaarige kann es so langsam aber sicher nicht mehr hören. Warum nur vertraut man nicht auf sein Fachwissen? Dem Hellblauhaarigen fällt sofort auf, das sein Freund erzürnt ist, also versucht er ihn zu besänftigen, doch genau das Gegenteil ist der Fall. „Und du bist dir wirklich absolut sicher, dass das klappt“, fragt Syrus ängstlich nach. Immer wieder denkt er daran, was alles so schief gehen kann und das behagt ihm gar nicht. „Vertrau mir einfach. Schließlich bin ich der Kartendesigner und nicht du, oder“, entkommt es genervt und wütend dem Australiendeckduellant, der an seiner Idee festhält, egal ob Syrus nun weiter blockt oder nicht. „W-Wenn du… du meinst.“ Man könnte glatt meinen der Kleine stünde vor seiner eigenen Hinrichtung – so ein Theater macht er. >Die Anderen hätten sicher weniger Terz gemacht. Sy sollte mal zur Abwechslung an sie denken und nicht immer nur an sich.< Im Gegensatz zu seinem Begleiter legt er es nicht darauf an dessen Gefühle zu verletzen, weswegen er seine Gedanken auch nicht laut ausspricht. Nichtsdestotrotz würde es ihn interessieren, wovor der sonst so tapfere junge Mann, zu dem er sich in den letzten Jahren entwickelt hat, solche Panik hat. „Was ist dir lieber? Hier weiter heile Welt spielen oder wieder mit unseren Freunden zusammen sein?“ Syrus hat die Wahl, doch zur Überraschung des Älteren geht es dieses mal nicht um ihn selbst. „Wenn wir gehen, was wird dann aus all den Menschen? Sie sind nicht an ihren richtigen Plätzen… haben Freunde und Verwandte durch unser zutun irgendwo anders!“ „Wenn wir erst einmal zurück sind, fällt uns sicher etwas ein“, versichert Chumley sofort. Seufzend gibt sich der Andere geschlagen. Er hat eingesehen, dass argumentieren ihn nicht weiter bringt, weil der Geschäftsmann nicht nachgeben wird, was sicher nicht zu letzt an dessen Job liegt. „Meinetwegen. …Aber auf deine Verantwortung!“ Mit dieser Bedingung kann der Ältere leben, weswegen er sofort einwilligt und mit der Beschwörung der Zeitkarte beginne, ehe er Kleinere wieder seine Meinung ändert. „Zeit, die du das Leben beeinflusst und in zwölf Karten gebannt wurdest, entfessel deine Macht und trage uns auf deinen fähigen Händen zurück zu unserem Ausgangspunkt.“ Zur Verwunderung von Syrus passiert rein gar nichts. „Hast du etwas falsch gemacht“, fragt er nichtsahnend nach, doch Chumley schüttelt nur den Kopf, bevor er sich erklärt. „Es dauert etwas. Außerdem ist die Beschwörung noch nicht abgeschlossen.“ Daraufhin legt sich eine Stille über sie, die durch den aufkommenden, starken Wind unterbrochen wird. „Zeituhr 1…2…3…4…5…6…7…8…9…10…11 und 12… öffnet euch und verbindet eure Energien miteinander.“ Nach und nach beginnen die Duelldisks aller Freunde, die diese Karte besitzen, im Einklang zu leuchten, ehe sie pulsieren und aufeinander reagieren. Noch bevor einer auch nur Fragen kann, was mit ihnen passiert, werden sie durch eine Windböe erfasst, die sie hoch in den Himmel trägt. Einzig die lauten Schreie sind noch zu vernehmen, die langsam vom Winde geschluckt wird. Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)