Incomplete - Bis(s) in den Tod von *Fane* (The Bella & Edward Story geht in die dritte Runde!) ================================================================================ Kapitel 25: Endstation ---------------------- Musiktipps: Making April - So bad http://www.youtube.com/watch?v=sGVlWBxf0u0[] Making April - So bad acoustic http://www.youtube.com/watch?v=2AdfY_zTwvc Two Steps From Hell - Calamity http://www.youtube.com/watch?v=6Rnt6YugVmo Bei "So Bad" dürft ihr zw. "normal" oder acoustic wählen, ich bin meistens der acoustic-typ... obwohl die anderen auch seinen reiz hat... hm na ja^^ Das besondere am instrumental zu diesem kap ist, dass es auf mich so ein bisschen "brodelnd" wirkt... vor allem diese tonleiter rauf, tonleiter runter, auf und ab, auf und ab... passt finde ich super zu dem kap ;) Viel Spaß^^ Vielleicht ein Edward, den ihr euch eher gewünscht hättet....... ------------------------------ Wie kurz konnten drei Stunden sein? Kaum war ich eingeschlafen und hatte einigermaßen Schlaf gefunden, schrie Lion. Es fühlte sich an, als war der Schlaf bis dahin absolut nicht erholsam; als würde ich gerade, wenn es angenehm wurde, an die Oberfläche zurück gezerrt. Beim ersten mal Stillen in dieser Nacht war Edward noch bei mir gewesen (und nicht erst gekommen, weil er unten war). Als ich das zweite Mal wach wurde, war Edward nicht neben mir und kam auch nicht. Ich setzte mich irritiert, mit kleinen Augen, auf. Jetzt erst lauschte ich – in die Stille. Lion war mucksmäuschenstill. Was hatte mich geweckt? Hm, dachte ich, als ich auf die Uhr sah. Lion hätte eigentlich Hunger bekommen oder sich spätestens jetzt melden müssen. Wie die Nacht zuvor, glitt ich kraftlos, aber entschlossen, der Müdigkeit zu trotzen und ihr nicht zu verfallen, aus dem Bett, um einen Blick auf Lion zu werfen. Ich bemerkte, dass ich Schlafkleidung trug, das war mir vorhin gar nicht aufgefallen, und lächelte in mich hinein. Ach Edward… Ich schlich zum Wiege. Jede Stelle meines Körpers tat weh. Alles rebellierte in mir, als ich aufstand. Ich drückte die Decke vorsichtig und annährend geräuschlos herunter. Dann noch mal weiter rechts, weiter links, dann weiter runter. Ich brauchte zwei sehr lange Sekunden, um den Gedanken in mir zu erfassen. Lion lag nicht in seinem Bett. Panisch riss ich die Decke hoch und schmiss sie zur Seite: Leer. Ich starrte mit aufgerissen Augen, nun hellwach, in das verwaiste Bett. Ich atmete hastiger. Ich dachte nicht nach, sondern rannte aus dem Zimmer. Edward, wo war Edward? Er musste mir helfen- Ich stolperte mehr schlecht als recht die Treppen herunter. Vollkommen abgehetzt riss ich die – sonst eigentlich immer angelehnt oder geöffnete – Wohnzimmertür auf. Keiner wand sich zu mir um, denn sie sahen alle längst in meine Richtung. Ich nahm mir einen Moment, um die ganze Szenerie zu erfassen. Edward stand neben Esme. Beide vor der Couch auf der Emmett und Nela saßen. Ich achtete nicht darauf, ob noch jemand weiter hinten im Raum war – denn Esme hielt Lion im Arm! Sie gab ihm die Flasche! „Lion!“, rief ich immer noch japsend und rannte auf ihn zu. Ich war wenige Schritte vorgelaufen, als Edward plötzlich so nah vor mir erschien, dass ich um ein Haar in ihn hineingelaufen wäre. Unverständlich sah ich ihn an und wollte an ihm vorbei, doch wieder stellte er sich vor mich. „Bella, es ist alles in Ordnung. Du kannst schlafen gehen. Lion hatte nur Hunger“, sagte Edward betont ruhig. „Ja, ich weiß“, nickte ich übertrieben. „Und deshalb bin ich hier…“ Ich atmete durch. „Warum hast du mich nicht geweckt?“ „Du hast geschlafen… und-“ Seine Gelassenheit machte mich nur noch wütender, ich spürte, wie ich mich langsam nicht mehr zurückhalten konnte, denn ich unterbrach ihn mit lauter werdender Stimme: „Ich habe dir doch gesagt, dass du mich wecken sollst, wenn er schreit!! Oder hast du ihn etwa extra hier runter gebracht, damit ich es nicht höre?!“ „Nein.“ Er sah mich eindringlich an, dass es in den Augen schon fast wehtat, und legte die Hände rechts und links an meine Oberarme. Er neigte den Kopf ein wenig zu mir herab. „Du hast ihn nicht gehört, Bella“, sagte er. Es klang fast mahnend. Ich stierte ihn an. Nicht- nicht gehört? Mein eigenes Kind hatte ich nicht gehört? Edwards Blick wurde sanfter, als er mein zweifelndes Gesicht sah. Er legte die Hand an meine Wange. „Du warst einfach müde, Liebste.“ Ich hatte ihn nicht gehört? Ich hatte überhört, dass mein Sohn Hunger hatte?, ging es mir ununterbrochen durch den Kopf. „Ich will zu ihm“, sagte ich und wollte an Edward vorbei gehen. Er stellte sich mühelos vor mich. Sollte das Spielchen jetzt die ganze Zeit so weiter gehen? Ich spürte wie das bekannte Zittern, wie vor dem Schlafen gehen, wieder in mir herauf kroch. Mir war auch schlagartig kalt, sodass ich mir von innen auf die Lippen biss, damit sie nicht bebten. In meinem Kopf hämmerte es unaufhörlich. Ich blickte geradeaus auf seine Brust. „Bella“, sein Ton irgendwo zwischen zärtlich, ängstlich und auffordernd, „du verpasst nichts, wenn du dich mal eine Nacht nicht um unseren Sohn kümmerst.“ Ich sah hoch und funkelte ihn an. Aber Lion hatte doch gestern zum ersten Mal gelächelt… und wenn er es jetzt wieder tat?, schoss es mir durch den Kopf. Ich würde es niemals mitbekommen, wenn er es jetzt tat… Ich musste schneller und tiefer atmen, aus Angst, sonst die Beherrschung über meinen Körper zu verlieren. Mein Körper fühlte sich fremd an, gelöst und kraftlos. „Lass mich zu ihm“, zischte ich kalt. Edward blieb ungerührt stehen. „Hör zu-“ „NEIN, TUE ICH NICHT!“, schrie ich ohne Nachzudenken. „LASS MICH ZU IHM!“, wiederholte ich und versuchte nochmals um ihn herum zu gehen – vergebens. „GEH WEG!“ Edward tat es nicht. Er stellte sich immer wieder vor mich. Ich hatte keine Chance. „LASS MICH-!“ Ich versuchte ihn mit den Armen weg zu schieben – aussichtslos. Ich nahm gar nichts anderes mehr um mich herum war. Das Gefühl der schlaffen Glieder blieb. Und erstreckte sich über meinen gesamten Körper. Und meinen Geist. Edward Ihr Körper lag entkräftet in meinen Händen. „Ich weiß, ich weiß, ich weiß, verdammt!“, entfuhr es mir ungebremst und richteten den Blick zur Tür. Es waren nicht die Gedanken meiner Familie hinter mir, sondern Carlisles. Er kam durch die Tür. „Das musste ja so kommen. Ich habe dich gewarnt“, sagte Carlisle in einem vorwurfsfreien Ton. Er war eher besorgt. Ich legte Bella auf die Couch. Ihre Haut wirkte fahl und ihr Atem war unregelmäßig und flach. „Es tut mir so leid, Bella. Verzeih mir…“, flüsterte ich ihr zu, während Carlisle sich neben mich zu ihr kniete. Ich strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht. Sie entblößten ihr wunderschönes Gesicht. „Ihr werde ihr eine Infusion geben. Davon sollte sie besser aber nichts wissen.“ Er drehte den Kopf zu mir. „Du musst etwas tun, wenn sie wach wird.“ Sie muss wieder essen und schlafen. Und zwar normal. Und sie muss ihr Verhalten Lion gegenüber in den Griff kriegen, Edward, wies Carlisle mich zurecht. So weit darf es nicht mehr kommen. „Und wie soll ich das anstellen? Wenn ich sie unter Druck setze-“ „Die Arme“, knurrte Emmett dazwischen. Ich hob den Kopf zu ihm und Nela auf der Couch, während Carlisle aus seinem Arbeitszimmer zurück war und ihr mit meiner Hilfe eine Infusion verabreichte. Nela wand den Blick von ihr ab, doch sie konnte ihre unendliche Traurigkeit nicht verbergen. Ihre Körpersprache schrie es aus ihr heraus, während sie in Emmetts Arm lag. „Nela“, sagte ich sanft und ging zu ihr. Bella ist unverschämt und gedankenlos!, fauchte Emmett in Gedanken. Wie kann sie nur? Nela ist direkt neben Lion und sie- „Halt dich zurück Emmett“, brummte ich mit unerschütterlichem Blick auf Nela. Ich legte meine Hände auf ihre. „Hör zu Schatz“, begann ich. „Du hast gesehen-“ „Sie wollte zu Lion. Unbedingt. Hast du die Panik in ihren Augen gesehen?“, warf Nela ein. Ihre Stimme war tonlos und matt. Das Gesicht an Emmetts Schulter verborgen. „Du wolltest mit ihr reden, dachte ich…“ „Es ist nicht so einfach…“, versuchte ich mich zu erklären. „Du hast gesehen wie empfindlich sie ist. Dabei habe ich sie lediglich dazu bringen wollen in einer Nacht einmal nicht zu stillen. Ich muss behutsam und langsam vorgehen-“ Wer ist behutsam mit Nela?, fragte sich Emmett bissig. „Ich verspreche dir Nela, dass ich mit ihr rede. Ich werde ihr in den nächsten Tagen vorschlagen wegzufahren. Ohne Lion.“ Bella kriegen hier keine 10 Pferde weg. Und du auch nicht, urteilte Emmett. Ich beherrschte mich mit Müh’ und ignorierte strikt Emmetts Gedanken – denn als unwahr würde ich sie nicht bezeichnen. Gleichzeitig grinste ein sehr kleiner Teil in mir: Ihm lag so viel an Nela. „Du siehst“, begann ich wieder und streichelte ihr über den Arm, „dass Bella Zeit brauchen wird.“ Und du auch, zischte Emmett, die ich weiterhin verkannte. „Zeit, die dich verletzen wird.“ Nela warf seitlich einen Blick zu mir. Die Lider etwas gesenkt. „Worauf willst du hinaus?“, fragte sie misstrauisch. „Wie wäre es, wenn du studierst? Du hättest eine Ablenkung und könntest tun, was dir Spaß macht“, schlug ich ihr vor. Emmett wurde hellhörig, seine Gedanken rauschten und überschlugen sich. Eine gute Idee, Edward, lobte Esme in Gedanken. Sie hockte bei Bella. Nela schloss wieder die Augen an Emmetts Schulter. „Ändert das was?“, nuschelte sie. „Du bist doch nur die ganze Zeit hier wegen Bella, oder?“, fragte ich nach. „Und wegen Lion“, gestand sie. „Ich glaube, dass es euch und insbesondere dir gut tut, wenn du nicht rund um die Uhr hier bist und vielleicht etwas Menschliches tust“, wand ich ein. „Reizt es dich denn gar nicht?“ Nela atmete ein und aus. „Willst du mich loswerden?“ Emmetts Arm, der um sie lag, wurde einen Hauch fester. Ihre Stimme war gefasster, nahezu melancholisch. „Damit du mit Mum hier deine Ruhe vor mir hast? Dich nicht mehr um mich kümmern musst?“ „Schatz, bitte verstehe mich nicht absichtlich falsch“, flehte ich. Ich konnte ihre Reaktion nicht abschätzen. Sie war so ruhig. Zu ruhig. Sie wirkte merkwürdig auf mich. „Natürlich will ich das nicht. Ich möchte nur, dass du nicht den ganzen Tag hier bist und auf Bella wartest.“ Sie verharrte einen stillen Moment lang und nickte dann. Bruchteile darauf war sie aufgesprungen. Ich beobachtete, wie sie zum Laptop am Esstisch ging. „Mal sehen, was Edmonton so zu bieten hat“, murmelte sie mit zunächst gesenktem Blick. Dann sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen auf. Aber nicht zu mir. „Was ist? Weißt du schon was du nimmst?“, sagte sie. Emmett grinste schief und war sofort an ihrer Seite. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, doch es erstarbt angesichts meiner tiefer gehenden, sich aufdrängenden Gedanken sogleich. Ich hoffte, dass ich dadurch Zeit bekam. Ich brauchte einen guten Zeitpunkt. Ich wusste nicht, welcher das sein würde und welchen ich erwartete. Einen an dem es Bella gut ging? Einen an dem es Bella schlecht ging? Wenn dieser kommen würde, was ich insgeheim aber nicht hoffte. Wenn ich zu lange wartete, hatte ich keine Zeit mehr ihn mir auszusuchen. Dann müsste ich irgendwann, zum Wohle aller, handeln. Ich flehte, dass es einen, wie auch immer gearteten, Moment geben würde, der günstig war. Das Glück, was Bella umwog, lag hauchzart in meinen Händen. Ich konnte es zerstören. *** Wie viel Uhr war es? War es schon so spät?, fragte ich mich wirsch in Gedanken, als ich im Bett aufwachte. Es war unglaublich grell. Ich musste oft blinzeln, ehe sich meine Augen an das von außen helle Sonnenlicht gewöhnt hatten. Ungewohnt spürte ich, dass mein Kopf nicht halb so weh tat wie sonst und ich mich sogar annähernd gut fühlte. Seltsam erholt, irgendwie. Das Schlafzimmer war unbelebt, leer. Mir fiel sofort die gestrige Nacht an. Ein Teil von mir war erschrocken, dass ich Lion überhört (Wie konnte das sein?) und nicht gestillt hatte. Ich war nicht für ihn da gewesen, als er mich brauchte. Ein anderer, größerer, dominantere Teil war beschämt. Völligstens. Nicht nur über das, was ich gestern Nacht unkontrolliert veranstaltet hatte, sondern auch darüber, dass ich gänzlich übergangen hatte. Lion war auch sein Kind und er durfte sich auch um ihn kümmern. Nach kurzem Klopfen, ich hob den Kopf zur Tür, trat Edward ein. Er kam mit einem kleinen Lächeln zu mir. Ich richtete mich auf. Er kroch aufs Bett und setzte sich zu mir. Ich bemerkte wie er Anstalten machte etwas zu sagen, doch ich legte ihm den Finger kurz an die Lippen und senkte den Blick. „Wegen gestern… tut mir leid. Das war… ziemlich dumm“, gab ich zu. Und jetzt Bella? Was sagst du ihm jetzt?, sagte etwas in mir, als ich ein paar Atemzüge schwieg. Ich wusste, was ich sagen wollte und brachte es nicht über die Lippen. Es wollte einfach nicht gelingen. Ich hatte es schon gedacht, aber es auszusprechen… „Ach Bella“, flüsterte Edward. Er legte die Hand an meinen Nacken, die Finger im Haar vergraben, und zog meinen Kopf zu sich. Kurz berührten seine Lippen die meinigen, doch ich konzentrierte mich darauf etwas zu formulieren. „Ich weiß, dass er dein Sohn ist“, begann ich zögerlich. „Dass er auch dein Sohn ist, meine ich“, ich schluckte kurz, „und du, natürlich kannst du…“, ich kniff und schränkte es sofort wieder ein, „nur ich kann nicht- also- er- ohne ihn-“, stotterte ich. Edward schüttelte zärtlich lächelnd den Kopf und küsste meine Stirn. „Schatz, es ist alles okay.“ Ich überhörte das, denn es war nicht ernst gemeint. Es war nicht alles okay. „Ich weiß, dass Lion dich ignoriert. Tut mir leid“, murmelte ich wieder. „Ich trage nicht wesentlich zu einer Verbesserung bei….“ Edward sagte nichts und blickte mich stumm an. Ein Lächeln auf den Lippen. Mit einer schnellen Bewegung beugte er sich vor und umspielte mit seinen Lippen sanft meine. Ein Kuss, dem ich mich nicht entziehen konnte. Hauch zart und mitreißend leidenschaftlich… eine Symphonie... aber verbissen irgendwie. Also wollte er etwas von mir nehmen, mit Gewalt… „Eine Sache würde ich gern noch mit dir besprechen“, sprach er dann verheißungsvoll. Ich schaute ihm erwartungsvoll in die goldenen Augen. „Ich möchte dich inständig bitten normal zu essen und wenigstens in den Stunden zu schlafen in denen auch Lion schläft. Auch tagsüber. Denk an Lion, wenn du nicht an dich denken willst.“ Ich senkte den Blick und atmete tief ein. Klar, dass er das nicht vergaß. „Ich werde mit Esme und Alice, wenn sie wieder da ist, über deren Kochgewohnheiten sprechen“, fuhr er fort, während ich schwieg. „Wenn du unbedingt abnehmen willst“, seufzte er abwertend und verdrehte die Augen. Das Grinsen verkniff er sich rasch wieder. „Nur bitte bitte iss. Lion braucht eine gesunde Mutter, auch da du stillst“ Ich nickte mit gesenktem Blick. Daran hatte ich gar nicht so direkt gedacht. Ich schämte mich. „Ich wollte dir keinen Kummer machen“, sagte ich gerade so vernehmbar. Ich fühlte mich ertappt. Ein unangenehmes Gefühl. Wie ein kleines Kind, das beim Süßigkeitenklau erwischt wurde. Apropos Kind, kam es mir in den Sinn. „Ich ziehe mich mal an“, meinte ich dann. Ich wollte zu Lion. Ich wusste, dass ich unverbesserlich war, aber die Sehnsucht übermannte mich. Ich schaute Edward einen Moment lang in die Augen und ich fand nichts darin, was mich aufhalten oder zurechtweisen wollte oder Einwände hatte. Ich versuchte mich in Zukunft zu bessern… hoffe ich… Suchend sah ich mich nach meinen Sachen um, die Edward mir gestern Nacht ausgezogen hatte. Fündig wurde ich auf seinem Nachttisch, fein säuberlich gefaltet. Ich nahm zuerst die Oberteile und streifte sie rasch über, ehe ich die Jeans in den Händen hielt. Ich musste einen ganz kurzen Augenblick inne halten, denn ein Gedanken, dass ich etwas vergessen hätte, drängte sich mir auf, als ich sie sah. „Edward, ähm… hast du… ich meine in meiner Hosentasche war…“, stockte ich. „Weißt du, manchmal habe ich keine Wahl“, klagte er entschuldigend. „Der Zettel ist heraus gefallen und beim aufheben sehe ich die Worte sofort – unfreiwillig.“ „Ah okay“, sagte ich nickend. Ich tastete nach dem Zettel. Überraschung adé, dachte ich niedergeschlagen. So sollte er von dem Tanzkurs nicht erfahren… Ich spürte wie sich in diesem Moment Arme von hinten um mich schlangen. Edward drückte mich an sich. „Das ist eine wundervolle Idee. Ich bin sprachlos“, hauchte er mir ins Ohr. Die Lippen an jenes angelegt. „Sag mir, wie ich zu diesem Opfer komme.“ Ich hob leicht die Mundwinkel und ließ Zettel und Hose sinken, bevor ich mich zu ihm umdrehte. „Du bist der allerbeste Ehemann der Welt. Viel mehr, als ich verdiene. Und deshalb möchte ich dir wenigstens einmal eine Freude machen können.“ Ich fuhr rasch fort, da Edward Anstalten machte, mich zu unterbrechen. „Und ich dachte, dass das eine gute Idee wäre, dass wir zwei-“ Zwei, hallte es in mir. Lion müsste ich hier lassen. Ich riss den Kopf hoch zu Babybett. „Bella?“, kam es über Edwards Lippen. Ich wand den Blick wieder zu ihm. „Lion ist unten in der Wiege.“ Er hatte die Augenbrauen hoch gezogen. „Ja, ja ich-“, sammelte ich mich geschwind. „Gut“, fügte ich nur noch hinzu. „Vielen Dank dafür“, sagte er und bezog sich auf den Tanzkurs. „Nur warum hast du einen Anfängerkurs gewählt?“, fragte er mit zu einer Seite verzogenen Lippen. „Na ja, wegen mir…“, entgegnete ich, denn meine Gedanken hafteten noch der „Zu-Zweit“-Sache. „Also ich weiß ja, dass du perfekt tanzen kannst, aber ich halt nicht und… na ja, dann müssen wir eben den kleinsten gemeinsamen Nenner nehmen. Und das ist der Anfängerkurs, ich will dich ja nicht blamieren…“ Ich lächelte schwach. „Der Mann führt, schon vergessen?“, witzelte er, obwohl er genau wie ich wusste, dass er meine Defizite selbst als Vampir nicht ausgleichen konnte (Oder war er der Meinung, dass das doch ging?, fragte ich mich kurzzeitig). Edward lächelte sanft und küsste mich. „Komm, wir gehen runter, oder?“ „Ja“, hauchte ich. Er nahm mich bei der Hand und geleitete mich die Treppen hinab. Bei der letzten Stufe stellte er sich seitlich vor mich, hob seinen Arm und drehte mich zur Pirouette. „Hey!“, entfuhr es mir. „Dein Geschenk ist kein Freifahrtschein fürs Tanzen“, sagte ich kichernd. „Du wirst dich bis zum Kurs gedulden müssen.“ Er lachte auf und wir liefen weiter. „Na wenn es nur das ist. Ich kann warten.“ Er legte den Arm um mich und küsste meine Wange. „Ich habe schließlich auch lange auf dich gewartet“, hauchte er zärtlich und gewann mir einen innigen Kuss ab. Ich verdrehte halb lächelnd die Augen und schritt mit ihm durch die Tür zum Wohnzimmer. Ich steuerte zuerst die Wiege an, ohne auf die anderen großartig zu achten. Ich nahm zwar Notiz daran, dass Emmett, Esme und Nela sich im Raum befanden, wie zuvor, doch ich fokussierte mich erst einmal auf Lion und nahm ihn aus der Wiege. „Hallo mein Schatz, hast du mich vermisst?“ Ich schuckelte Lion im Arm. Er war so bezaubernd. Absolut mitreißend… Ich hob ihn an den Achseln vor mir hoch und streichelte mit der Nase seine weiche Wange herauf. Ich nahm wahr wie meine Arme unter Lions kläglichem Gewicht schwach zu werden schienen. Mit einer Hand stützte ich mich an der Wiege ab, während ich Lion mit der anderen Hand an mich presste. „Edward, kannst du-“, murmelte ich schluckend. Meine Stimme hörte sich rau an. Edward reagierte sofort, nahm mir Lion ab und legte ihn in die Wiege. Schlagartig fühlte ich mich völlig entkräftigt und Hunger stieg in mir auf. Wieso eigentlich erst jetzt? Wenn ich mich recht erinnerte, hatte ich in den letzten Stunden vor dem Schlafengehen wenig gegessen. Ich hätte ausgehungert aufwachen müssen... „Na komm, wir kochen etwas“, unterbrach Edward meinen Gedankengang und stupste mich, mit hinter meinem Rücken gehaltener Hand, in Richtung Küche. Erst jetzt, als ich am Esstisch vorbei ging, erblickte ich, was Esme, Emmett und Nela taten. Doch ich verstand es nicht. Sie sahen alle konzentriert auf den Laptop, während Nela eilends tippte. Ich fragte nicht nach und wurde von Edward weiter in Richtung Küche geschoben. „Das ist schön, weißt du“, gestand ich später, an die Küchenanrichte gelehnt. „Was meinst du?“ Edward kicherte leise. Bevor ihm etwas, vermutlich unheimlich, schnulziges über die Lippen kommen würde, nahm ich den Faden wieder auf: „Na ja, dass wir hier etwas zusammen machen. Also, dass ich dir zumindest zugucken darf“, schränkte ich ein und hob die beiden Gläser hoch, die er mir in die Hand gedrückt hatte. Ein Glas mit Wasser, eines mit Saft. Ich trank, während er für mich kochte und hin und wieder nachfragte. „Probier’ mal“, forderte er mich auf und pickte einen Champignon mit der Gabel auf. Wie für ein Kind, pustete er ihn kalt. Ich verdrehte lachend die Augen. Dann richtete er die Gabel wieder zu mir, eine Hand darunter haltend. Ich öffnete den Mund, um zu kosten, dessen ungeachtet zog er die Gabel zurück, drückte – absolut kitschig – die Lippen kurz auf den Pilzkopf, ehe ich mir ihn einverleiben konnte. „Du spinnst“, murmelte ich kauend und gleich darauf: „Salz.“ Edward stöhnte leise. „Ich bin ungeübt, seit Alice und Esme kochen.“ „Unsinn“, erwiderte ich und gab kurzerhand selbst ein paar Kräuter und Salz zu dem gedünsteten Gemüse. Wenn man so viele Geschmacksverstärker, während der Schwangerschaft zu sich genommen hatte (wenn ich nur an die vielen Mengen Pizza, Pommes und Eis dachte, seufzte ich innerlich), schmeckte ohne Fett gebratenes Gemüse nahezu fremd. Aber das würde ich jetzt durchziehen. Edward hatte ja recht. Nichts oder wenig essen war das letzte, was ich brauchte. Ich hatte mich nur nicht herunterlassen wollen, Alice und Esme um etwas andere Speisen zu bitten. Dumm, Bella, urteilte ich über mich selbst. „Fertig“, sagte er letztlich und präsentierte mir einen Gemüseteller mit Brot. „Was hältst du von meiner – unnötigen –“, er verzog das Gesicht, „Diätkost?“ „Perfekt“, grinste ich und küsste ihn, bevor ich ihm den Teller abgenommen hatte. Ich ging vor zum Esstisch. Nun war die Szenerie eine andere. Ein paar Papierstapel lagen verteilt auf dem Tisch. Emmett kritzelte ein Formular voll, während Nela entweder in den Laptop sah oder einen Blick auf die vielen Zettel um sie herum. „Das College in Edmonton?“, fragte ich, nachdem ich mich gesetzt hatte und einen Blick auf die Unterlagen gewagt hatte. Der Briefkopf stach mir sofort ins Auge. Ich stupste gedankenverloren gegen die Wiege, während ich auf die anderen Zettel sah. „Was habt ihr vor? Wollt ihr studieren?“, fragte ich. Nela nickte und sah kurz zu mir auf. „Ja, das haben wir vor.“ Sie lächelte schmal. „Woah, toll, das freut mich. Und was?“, erkundigte ich mich mit vollem Mund weiter (ich fühlte mich urplötzlich ausgehungert). „Eigentlich wollte ich Biologie machen, aber die Beschreibung ist sehr öde. Vieles davon kenne ich schon zur Genüge. Ich sage nur Blutanalysen-“ Sie grinste frech. „Ich denke, ich mache Medizin und belege ein paar Laborkurse von der Biologie-Fakultät“, erklärte Nela, den Blick weiterhin auf den Laptop gerichtet. „Ich denke du wirst dich wesentlich besser anstellen, als ich damals. Und das nicht nur, weil du ein Vampir bist“, gab ich meine Ansicht preis. Nela lächelte und widmete sich den vielen Zetteln um sie herum. „Und du? Emmett?“, fragte ich weiter. „Nichts wirklich interessantes“, brummelte Emmett und schrieb lustlos auf dem Zettel, als würde man ihn dazu zwingen. Mit so wenig Energie hatte ich ihn selten erlebt. Hatte ich etwas verpasst? „Kein besonders spannendes Fach. Ich denke, ich werde dasselbe wie Nela belegen, damit ich Gesellschaft hab.“ Seine Stimme klang unerwartet matt. „Nur den Praxisquatsch werde ich mir schenken. Mir reicht die Selbstbeherrschung hier.“ Emmett nickte in Richtung Wiege und senkte den Blick sofort wieder auf die Zettel vor ihm. Bevor ich etwas einwenden oder erwidern konnte, vernahm ich Nelas Stimme: „Blöd nur, dass der Bewerbungszeitraum und das Eintragen in die Seminarlisten für das neue Semester schon längst gewesen sind. Papa meinte zwar, dass sich das mit Geld regeln ließe, aber ich weiß nicht. Vor allem die praktischen Kurse im Krankenhaus sind sehr begrenzt und teilweise ist es einfach nicht möglich, dass noch ein paar Studenten mehr dazukommen-“ „Im Krankenhaus? Aber…“ Ich dachte nach. Ich war Nela ebenfalls noch was schuldig, fiel mir ein. Auch sie hatte noch kein Weihnachtsgeschenk bekommen. Dabei war das unser erstes gemeinsames Fest gewesen. Und ich kannte Mr. Hutton gut… „Ich könnte das doch für dich tun“, schlug ich vor. „Ich könnte mit Mr. Hutton reden, vielleicht reicht Geld nicht, aber wenn ich ihm von dir vorschwärme oder so…?“ Nela strahlte mich an, dass es schon fast ungewohnt war. Sie wirkte auch einen Hauch erschrocken, doch ich konnte nicht definieren, woher das kam. „Das ist doch Carlisles Chef, nicht wahr? Den kennst du? Meinst du, durch ihn komme ich noch in die Kurse?“, rasselte sie die Fragen runter. „Ja, also ich könnte es versuchen. Wenn du nichts dagegen hast, wäre das dann mein Weihnachtsgeschenk für dich? Ich hoffe du bist nicht sauer, weil das nichts Einfallsreicheres, Größeres ist-“ „Das wäre super, danke!“, freute sie sich und kam um den Tisch gehuscht, um mich überschwänglich zu umarmen. „Warte erst mal ab, ob es klappt“, gebot ich Einhalt. „Wie ich Mr. Hutton kenne, frisst er dir aus der Hand“, schaltete Edward sich ein, der die ganze Zeit über neben mir gesessen hatte, und strich mir eine Haarsträhne zurück. „Es ist lange her-“ Ich brach ab, als Lion in der Wiege zu schreien begann. Nicht sehr laut oder eindringlich, aber ausreichend für mich, mich um ihn zu kümmern. Ich hob ihn hoch, setzte mich und wollte ihm gerade gut zureden, als sich der Gedanken von vorhin aufdrängte. Er war auch Edwards Kind. „W-Willst du ihn halten? Ich meine- dann- ich könnte weiter essen…“, stammelte ich. „Klar“, erwiderte Edward, der mein Ablenkungsmanöver sofort durchschaute, und nahm ihn mir ab. „Hm“, machte er, als Lion in seinem Arm lag und sich unwohl darin wand. Lion verzerrte das Gesicht, brachte jedoch keinen Laut heraus. Ich bekam nicht einen Bissen runter. Zweifelnd sah Edward auf Lion herab. „Was?“, wollte ich wissen. Edward schaute milde lächelnd auf. „Er hat nur dein Gesicht im Kopf. Sehr schemenhaft, aber unverkennbar du.“ Ich musste mich zusammenreißen und zurückhalten, Edward Lion nicht zu entreißen, denn dies war mein erster Impuls gewesen. Stattdessen rückte ich mit dem Stuhl zu ihm, sodass ich in Lions Blickfeld war, und nahm das Händchen des kleinen Mannes. Lion umschloss mit der Hand meinen Finger fest und wand den Kopf zu mir. Vielleicht konnten wir ihn so an Edward gewöhnen… Es schmeichelte mir, dass Lion mich so sehr liebte, dass er immer bei mir sein wollte, doch es verletzte gleichzeitig Edward. „Na mein Schatz, bist du beim Papa? Du hast ein tollen Papa, glaub mir“, zwitscherte ich. „Der Beste, den du kriegen kannst.“ Ich tastete mit den Fingern über seinen Bauch. Lion gluckste leise. Nach dem Frühstück des nächsten Tages beschloss ich Mr. Hutton, den Nela versprochenen Besuch abzustatten. Fragend stand ich im Ankleidezimmer. Ich brauchte etwas Angemessenes und vor allem etwas, das passte. Edward hatte mir gesagt, dass Mr. Hutton einen eleganten, geschäftsmäßigen Kleidungsstil am meisten mochte. Ich wählte einen grauen Hosenanzug. Alice hatte einen blau-grauen Schal bereits auf dem Bügel dazu gehangen, sodass ich mir die Suche sparen konnte. Zudem hatte ich Edward gebeten mitzukommen. Ich ließ ihm in dem Glauben, dass es sich dabei um moralische Unterstützung handelte – ich war nicht sonderlich gut in souveränem Auftreten. Genau genommen ging es mir aber um Lion. Ich würde einen halben Tag, wenn meine Fahrzeit bedachte, von ihm getrennt sein. Das wollte und konnte ich nicht ertragen. Letzteres überwog dabei umso mehr. Edward hatte zugestimmt. „Meinst du, ich kann ihm von Lion erzählen? Es wäre nicht unauthenisch. Seit dem letzten Semester sind ja neun Monate vergangen“, fragte ich Edward, als ich fertig angezogen im Wohnzimmer zu ihm stieß. „Das wäre zwar mit Sicherheit ein weiterer positiver Aspekt“, überlegte Edward, „wenn du dich nur an seine Reaktion bezüglich unser frühen Heirat erinnerst“, das stimmte, er hatte durchaus erfreut reagiert gehabt, „aber ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn das offiziell wird. Esme, was meinst du?“ Esme kam zu uns gehuscht. „Durch die Taufe ist es behördlicherseits sowieso offiziell. Ich denke es spricht nichts dagegen, wenn die Leute es auch wissen oder?“ Edward nickte nachdenklich. „Du brauchst ja auch nicht mit ihm mit ins Krankenhaus kommen, sondern im Auto-“ „Kein Sorge, ich komme mit“, unterbrach Edward mich Kopf schüttelnd. „Vielleicht kann ich noch ein paar Worte mit Carlisle wechseln.“ Er lächelte mich an, doch es erreichte seine Augen nicht. Ein merkwürdiger Glanz verhüllte seinen Blick. Dumpf und grau. ----------------- soooo ich warte gespannt auf eure einschätzung des kaps und die prognose, wenn ihr mögt ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)