Aiko, please love me! von tarnaeffchen (Aiko und Yuki "in love"!?) ================================================================================ Prolog: Der Neue ---------------- "Würdet Ihr bitte mal still sein? Ich möchte euch jemanden vorstellen." Frau Ikamoto, die Kunstlehrerin der Klasse 11-b der Fukuijata-Oberschule betrat den Klassenraum. Die wenigen Schüler des Leistungskurses wurden erst ruhig, nachdem der Lehrerin jemand in das Klassenzimmer folgte. "Hi! Ich bin Makoto Hirigawa, 17 Jahre alt und komme aus Deutschland." Makoto war ein großer gut aussehender junger Mann. In seinen dunkelgrünen Augen konnte man sich leicht verlieren und seine kurzen schwarzen Haare hatte er hochgegelt. Makoto war sportlich gebaut und hatte eine dunklere Haut als die meisten anderen Schüler hier. "Setz dich doch bitte auf den freien Platz dort" sagte Frau Ikamoto und zeigte direkt auf den leeren Platz neben Aiko. Aiko, 16 Jahre alt, mit einer normalen Größe für ein Mädchen, hatte grünblaue Augen und naturrote Haare, die ihr bis zur Hüfte reichten. Meist hatte sie ihr langes Haar zu zwei Zöpfen gebunden, die seitlich von ihrem Kopf herab hingen. Sie lebte schon von klein an in Tokio. Dienstags war ihr schlimmster Schultag. Vier Stunden Mathematik, ihr absolutes Hassfach! Wenn sie an dem Tag nicht noch Kunst hätte, würde sie jede Woche eine neue Ausrede finden um nicht zum Matheunterricht erscheinen zu müssen. Es war Dienstag... Aiko versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie den Neuen nicht neben sich sitzen haben wollte. Sie ignorierte es einfach, als er sich neben sie setzte und zu ihr blickte. "Hi, ich bin Makoto", stellte er sich vor und lächelte Aiko zu. Sie drehte sich zu ihm. Hatte er das nicht gerade schon der ganzen Klasse verkündet? "Ja, ich habs mitbekommen", antwortete Aiko kühl und schaute in seine Augen. Irgendetwas an seinem Äußeren zwang sie zu einem Lächeln. "Ich bin Aiko, hi!" Sie hielt ihm die Hand hin und als er sie ergriff, war das Eis sogleich gebrochen. Diese warmen, großen, männlichen Hände! Aiko konnte die gesamte Kunststunde an nichts anderes mehr denken. Frau Ikamoto hatte ihr die Aufgabe gegeben sich um Makoto zu kümmern, ihm den Ablauf an der Schule zu erklären und ihm die nächsten Tage etwas unter die Arme zu greifen. Aiko und Makoto waren so vertieft in ein Gespräch über ihre gerade gezeichneten Bilder, dass sie erst bemerkten, dass die Schulglocke geläutet hatte, als ihre Mitschüler zur Tür stürmten. Gerade, als sie sich von Makoto am Schultor verabschiedet hatte, rief eine vertraute Stimme ihren Namen. "Hey, Aiko!" "Oh, Yuki! Was machst du denn hier?", fragte sie und fügte hinzu: "Es ist ja schon Ewigkeiten her, dass du mich abgeholt hast!" "Ach, ich dachte du freust dich, wenn du von mir mit dem AUTO abgeholt wirst", grinste der 19-jährige Yuki. "WAAAS???", kreischte Aiko". Du hast bestanden?" Yuki nickte zufrieden und musste grinsen, als Aiko ihrem besten Freund um den Hals fiel und ihm herzlichst zur bestandenen Führerscheinprüfung gratulierte. Yuki war hübsch, relativ groß und seine goldgelben Augen ließen jedes Mädchenherz höher schlagen. "Wenn du sagst du holst mich mit dem Auto ab... Heißt das, du hast den Wagen von deinem Dad schon?", fragte sie gespannt. "Jep! Also, Lust auf ne kleine Spritztour, Aiko-Mäuschen?" Er streifte mit der Hand durch seine hellblau gefärbten Haare und die rote Strähne, es war das gleiche Rot wie Aikos Haarfarbe, fiel ihm als erstes zurück ins Gesicht. "Hey, nenn mich nicht "Mäuschen". Wir sind schließlich nicht zusammen", antwortete sie grimmig. "Aber du weißt doch, später werden wir mal heiraten und zwei wunderschöne Kinder zur Welt bringen und - Hey, warte Aiko!" Aiko hatte sich an ihm vorbeigedrängt und lief zur Straße. Sie mochte es nicht, wenn Yuki über solche Dinge redete. Sie bildete sich ein, er wollte sich lustig darüber machen, dass sie noch keinen festen Freund hatte. Yuki hastete vor und hatte sie in ein paar Schritten eingeholt, war an ihr vorbeigelaufen und hielt die Tür eines leuchtend roten Wagens auf. "Herein die Dame", grinste er. Aiko riss die Augen auf. "D-das ist... Das ist ein Porsche!?" Aiko konnte ein erneutes Kreischen nicht unterdrücken. "Wow, das ist ja Wahnsinn!!! Du hast mir erzählt, dass dein Dad für ein Auto gespart hat, aber das ist doch kein Auto!" Yuki nickte zufrieden. "Klar, ist das ein Auto. Es ist sogar MEIN Auto." Sein Grinsen wurde breiter. "Du weißt doch, dass er nicht schlecht verdient", fügte er leise und bescheiden hinzu. Er zwinkerte ihr zu und schloss, nachdem Aiko eingestiegen war die Tür. Yuki stiefelte um den Wagen herum und grinste ein paar Mädchen zu, die neben dem Wagen stehen geblieben waren. Als er eingestiegen war und gerade losfahren wollte bemerkte Yuki, dass Aiko rot angelaufen war. "Jetzt fahr schon los", sagte sie und Yuki wusste, dass die viele Aufmerksamkeit Aiko nicht geheuer war. "Sag mal, Aiko, habt ihr 'nen Neuen in der Klasse?" Yuki konzentrierte sich auf die Straße, während er mit Aiko sprach. Aiko nickte und sagte: "Ja, er heißt Makoto Hirigawa. Er kommt aus Deutschland, wie du. Er sitzt genau neben mir. Scheint ganz nett zu sein... Aber woher weißt du das?" Sie schaute fragend und leicht überrascht zu Yuki. "Och, ich hab vorhin einen mit dir rausgehen sehen, den ich nicht kannte..." Er versuchte wieder vom Thema abzulenken. "Habt ihr heute nicht Mathe zurückbekommen?" "Wieso hackst du jetzt auf meinen Noten rum? Du weißt doch genau, dass ich in Mathe 'ne Niete bin!" Es war Yuki ein Rätsel, wie Aiko auf diesen Blödsinn kam. Er war Medizinstudent, bekam immer gute Noten in Mathematik und hatte sich nur nach ihren Noten erkundigt, um ihr, sofern sie es gewollt hätte, Nachhilfestunden zu geben. Den Rest der Fahrt schauten beide betrübt und schweigend aus dem Fenster. Als sie an dem Haus, in dem Aiko mit ihren Eltern lebte, ankamen, bedankte Aiko sich knapp fürs herfahren, öffnete die Wagentür und stieg so schnell sie konnte aus. "Bis dann", sagte sie steif, warf die Tür des Porsche Carrera GT vorsichtig zu, ging zum Hauseingang und verschwand darin. 'Diese Ziege! Ich hab sie doch nur nach ihren Noten gefragt', dachte Yuki im Stillen und trat aufs Gaspedal. Kapitel 1: Ein bezauberndes Lächeln ----------------------------------- "Oh, hallo Aiko", sagte Aikos Vater, der am Esszimmertisch saß und über die Zeitung hinweg zu ihr blickte. " War das nicht Yuki? Warum hast du ihn nicht mit reingebracht?" "Ach, Papa, hör bloß auf... Willst du mich immer noch mit dem verkuppeln?", fragte Aiko angewidert, zog ihre Schuhe aus und warf ihre Schultasche in die Ecke, in der sie immer stand. Aikos Vater lächelte sanft: "Aber er ist doch ein netter junger Mann. Er wird mal viel Geld verdienen, schließlich studiert er Medizin und -" Er blickte in das grimmige Gesicht seiner Tochter. "Aber wenn du nicht möchtest, meine liebe Aiko, dann kann ich auch nichts daran ändern. Setz dich, es gibt Okonomiyaki." "Aah, Okonomiyaki! Du bist super Dad!" Aiko drückte ihn und half ihm anschließend den Tisch zu decken. "Sag mal, wieso bist du denn heute nicht im Laden?", fragte sie nach einer Weile. "Hast du es schon vergessen? Deine Mutter und ich haben heute Hochzeitstag!" In diesem Moment lief Aiko rot an. "Oh-oh! Tut mir Leid!!! Ich hab's vollkommen vergessen... Dann wollt Ihr doch bestimmt heute alleine sein. Ich geh zu Marijah, wartet nicht auf mich und - viel Spaß!" Aiko hatte so schnell ihre Schuhe wieder angezogen und die Tür aufgerissen, dass ihr Vater nichtmal mehr 'Okonomiyaki' sagen konnte. Ihre Mutter wollte gerade hereintreten, als Aiko aus dem Haus stürmte. "Hi, Mum", Aiko küsste ihre Mutter flüchtig auf die Wange. "Und bye Mum!" Mit dem Satz war sie auch schon verschwunden und ihre Eltern konnten ihr nur noch verwirrt hinterher blicken. Eigentlich hab ich gar keine Lust zu Marijah zu gehen... Und zu Yuki? Nein, nein, nein. Zu dem Idioten sowieso nicht!, dachte sie. Tief in Gedanken versunken stolperte sie plötzlich über einen Fuß. Der junge Mann, dem der Fuß gehörte, und auch der Arm, der sie anschließend davon abhielt auf den Boden zufallen, war kein anderer als - "Makoto? W-was machst du denn hier? Ich meine äh, danke, dass du mir geholfen hast, dass ich nicht auf den Boden falle und äh-" Aiko spürte wie erneut eine Hitze ihre Wangen durchströmte und versuchte einfach sich nicht noch mehr in Verlegenheit zu reden. "Hast du dich verletzt, Aiko?" Makoto machte besorgtes Gesicht, musste dann aber doch lächeln, als er bemerkte, welche Röte Aikos Wangen zierte. "Nein, nein. Alles in Ordnung. Aber sag mal, was machst du in der Gegend hier?", fragte sie neugierig. "Was ich hier mache? Ich wohne hier." Makoto deutete auf ein großes Haus auf der gegenüberliegenden Straße. "Wow! Das ist ja schon fast eine Villa! Wohnst du dort mit deinen Eltern?", löcherte sie Makoto. Aiko war keine Person, die sich höflich zurück hielt, wenn sie etwas interessierte. "Ich wohn hier alleine. Meine Eltern sind aufgrund ihrer Jobs immer auf Reisen. Wir sind, als ich acht war nach Deutschland gezogen und na ja, ich wollte wieder zurück nach Japan. Und da meine Eltern mir kaum einen Wunsch ausschlagen können..." Ein bezauberndes Lächeln zierte sein makelloses Gesicht. Wow, was für ein Lächeln, dachte Aiko und bei diesem Gedanken begann Aikos Herz wild zu klopfen. "Ist irgendwas? Hab ich etwas Falsches gesagt?", fragte Makoto vorsichtig, als Aiko ihn mit einem verträumten Blick zuhörte. "Huh! Ähm, nein. Sag mal, meine Eltern haben heute Hochzeitstag und ich hab das total vergessen. Da ich sowieso ein Geschenk besorgen muss, könnte ich dir doch auch gleich die Stadt zeigen, hast du Lust?" Noch bevor Makoto antworten konnte, packte Aiko ihn schon am Arm und zog ihn Richtung Stadtmitte. Ein paar Minuten später fanden sich die beiden in der Stadt wieder. Makoto fragte Aiko aus. Wie alt sie war, woher sie kam. Er fragte nach ihren Interessen und letztendlich, als das Thema wieder auf ihre Eltern viel, fragte er Aiko, ob sie schon ein Geschenk für ihre Eltern wüsste. "Hmm...", überlegte Aiko. "Nein, weiß ich noch nicht. Vielleicht Schlüsselanhänger: ein halbes Herz für meinen Vater und die andere Hälfte für meine Mutter. Obwohl, so was schenkt man eher seinem Freund, oder?" Aiko sah neugierig zu Makoto. Sie traute sich nicht ihn direkt zu fragen, ob er noch solo oder schon vergeben war. "Ähm, ich weiß nicht... Ich hatte noch keine Freundin." Er schaute sie mit einem verlegenen Lächeln an. "Und wie sieht's bei dir aus? Bist du nicht mit diesem, ähm, wie heißt er noch mal?" "Meinst du etwa Yuki, diesen Idioten?", brach es aus ihr heraus. "Der ist so blöd, den würde ich nichtmal für drei Millionen Yen nehmen!" "Oh, kleine Krise?", fragte Makoto und zwinkerte ihr zu. "Ach, der nennt mich immer seine Süße und so. Er versteht aber nicht, dass wir einfach nur gute Freunde sind. Hey, guck mal da." Als hätte sie nach einer Ausrede gesucht, entdeckte Aiko einen Laden in dem es Kristallfiguren gab und zog Makoto dorthin. "Sie mal die hier", sie zeigte durchs Schaufenster auf eine Figur, die ein verliebtes Paar auf einer Parkbank sitzend dar stellte. Nachdem sie den Laden betreten hatten, hatte Makoto Aiko nach ein paar Minuten überredet die Figur für ihre Eltern mitzunehmen. Nachdem die Figur bezahlt und eingepackt war, lud Makoto Aiko auf einen leckeren warmen Kakao ins nächste Café ein. Sie unterhielten sich angeregt über ihre Familien und ganz besonders über die Unterschiede zwischen Deutschland und Japan.Aiko war überrascht, dass anscheinend sehr viele deutsche Jugendliche sich für Japan (insbesondere Animes und Mangas) interessierten. "Bei uns sind das ganz normale Alltagsdinge. Viele kaufen sich ein Manga in der Mittagspause, lesen ihn und schmeißen ihn anschließend weg", erzählte Aiko. "Wegschmeißen?? So was kommt bei den Deutschen kaum in Frage! Wenn man so ein irrer Sammler ist wie meine Freunde, dann knickt man die Mangas nicht einmal ganz auf um sie zu lesen!" Aiko warf ihm einen irritierten Blick zu. "Na ja, da entstehen doch diese hässlichen Knicke am Buchrücken, das sieht einfach grausam aus, wenn die dann so im Regal stehen...", rechtfertigte Makoto seine Freunde und musste dann über sich selbst lachen. Das Ganze endete damit, dass beide nach einem kurzen Lachanfall das Café verließen und Makoto Aiko nach Hause brachte. "Das war echt ein toller Tag, Aiko! War schön dich etwas näher kennen zu lernen", sagte Makoto lächelnd. Aiko nickte zustimmend und erwiderte das Lächeln. "Ja, es war richtig schön. Vielleicht können wir das ja bald mal wiederholen!?" Makoto nickte, wünschte ihr noch einen schönen Tag und ging dann in Richtung seines Hauses. Oh, man! Ich hätte nicht gedacht, dass der so süß ist, dachte Aiko, als sie Makoto noch hinterher schaute. Sie schloss die Tür leise hinter sich, zog die Schuhe aus und verschwand in ihrem Zimmer. Erst als sie später ihren Eltern das Geschenk geben wollte, bemerkte sie, dass diese gar nicht da waren. Sie entdeckte einen Zettel am Kühlschrank auf dem geschrieben stand, dass ihre Eltern gemeinsam im Kino waren und danach essen gehen wollten. Sie stellte das Paket mit der Kristallfigur auf den Wohnzimmertisch und legte einen kleinen Zettel darunter: "Alles, alles Liebe zum Hochzeitstag!" Zufrieden schlief Aiko dann in ihrem warmen, kuscheligen Bett ein. Kapitel 2: Sind beliebte Mädchen besser? ---------------------------------------- Am nächsten Morgen hatte Aiko, wie so oft, verschlafen. Als sie, noch mit Butterbrot im Mund, in den Bus stieg, entdeckte sie Makoto, der von ein paar der beliebtesten Mädchen der Schule belagert wurde. Aiko traute sich nicht, sich einfach neben ihn zu setzen, also ging sie an ihnen vorbei und setzte sich auf einen leeren Platz. "Hey, Aiko!", rief Makoto der sie entdeckt hatte und nun aufstand. Er ging auf sie zu und setzte sich auf den leeren Platz gegenüber von ihr. "Oh, man... Ich wusste nicht, dass Japanerinnen so neugierig sind." Er lächelte Aiko an."Guten Morgen, Makoto...", murmelte Aiko, die die fiesen Blicke von Nanami und ihrer Gang bereits bemerkt hatte. "Sag mal... schmeckt das?" Er zeigte auf das Brot in Aikos Mund, auf dem ein grünliches Käsestück lag. "Bäh, wie ekelig! Zum Glück hast Du mich noch gewarnt." Aiko packte das Brot weg und holte eine Flasche raus, von der sie meinte es wäre ganz normale Limonade. Nanami, das beliebteste Mädchen der Schule, die hinter Makoto hergeschlichen war, lachte laut auf. "Wie kann man nur so dämlich sein!", rief sie durch den Bus. Aiko hielt statt einer Limo einen Glasreiniger in der Hand. Oh, man! Wie peinlich..., dachte Aiko und packte die Flasche wieder weg. Warum muss Mum auch immer die Getränke in die Abstellkammer stellen... . "Du bist morgens ganz schön durch den Wind, was Aiko?", fragte Makoto und konnte ein ruhiges Lachen nicht unterdrücken. Jetzt benimmt er sich schon wie die dummen Schnepfen da hinten, dachte sie sich. Darauf kann ich wirklich verzichten! Aiko starrte wütend aus dem Fenster. Sollte er doch wieder zu dieser blöden Nanami, die ihn schon die ganze Zeit bezirzt hatte. "Hm, was hast du denn jetzt?", wunderte sich Makoto und beugte sich vor um ihr Gesicht sehen zu können. Als er sich gerade weitersprechen wollte, hielt der Bus an ihrer Schule.Makoto stieg aus und wartete auf Aiko. Die Mädchen, die sich über Aiko lustig gemacht hatten, Harumi, Keira und Nanami, umlagerten Makoto sofort. "Makoto, wie alt bist du?", fragte Keira. "Ja, und wo wohnst du? Hast du eine Freundin?", wollte Adria wissen. Makoto fühlte sich leicht überrumpelt, es schien ihm jedoch zu gefallen, dass die drei sich so für ihn interessierten. "Jetzt lasst ihn doch mal in Ruhe!", forderte Nanami, die älteste und reichste der drei. Als Aiko aus dem Bus stieg, würdigte sie Makoto keines Blickes. Idiot!, dachte sie nur und stiefelte zur Schule. Der Schultag verlief wie immer sehr öde. In der zweiten Stunde kritzelte Aiko kleine Bildchen in ihr Heft, während Makoto ihr Grimassen schnitt. Sie wollte wütend auf ihn sein, schaffte es aber nicht wirklich. Irgendwann machte er ein so komisches Gesicht, dass Aiko laut lachen musste. Die Lehrerin ermahnte die beiden und schickte sie zum nachdenken vor die Tür. „Oh man, jetzt schreibt sie wieder irgendwas Doofes hinter meinen Namen“, seufzte Aiko. „Schon wieder?“, fragte Makoto neugierig. „Was stellst du denn sonst immer so an?“ Er stieß mit seiner Schulter leicht gegen die ihre, während sie an der Wand lehnten. „Nun ich...“, stammelte sie. „Schlafe zwischendurch im Unterricht ein, vergesse Hausaufgaben oder quatsche zu viel. Deshalb wurde meine Sitznachbarin ja auch von mir weg gesetzt – aber dann kamst du.“ Aiko grinste Makoto frech an. "Und wie es aussieht, wiederholt sich das Ganze nun wieder." „Man bist du süß“, lachte Makoto. Nach diesem Satz errötete Aiko leicht. Sie starrte zu Boden und wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. „Sei nicht so schüchtern!“, holte Makoto sie aus ihren Tagträumen. „Du weisst doch, dass du hübsch bist!? Oder sagt dein Freund, ähm, ich meinte erm... Yuki, richtig? So heißt er doch. Sagt er dir sowas nicht?" Und bevor sie etwas darauf antworten konnte sagte er: "Und übrigens, die Abendröte in deinem Gesicht steht dir!“ Mit diesem Satz verschwand Makoto in dem Schwall der restlichen Schüler. Aiko hatte das Läuten überhört und wäre am liebsten im Boden versunken. Immerhin drückte Makoto es nett aus, dass sie knallrot war. Der restliche Schultag verlief besser, als sie es sich erträumt hätte. Im Unterricht brachte Makoto Aiko wirklich zum arbeiten, indem er sie über alles ausfragte, was die Lehrer ihnen an Aufgaben gegeben hatten. Und die Pausen verbrachte er nur mit ihr, plauderte über die Lehrer und erzählte ihr von sich. Als die Schulglocke zum letzten mal ertönte, verabschiedeten sich Aiko und Makoto mit einer Umarmung von einander. Eigentlich umarmte Makoto Aiko, die dadurch sehr verdutzt war. Als sie jedoch Nanamis eifersüchtige Blicke sah, gefiel es ihr richtig gut, dass sie sich so gut mit Makoto verstand. Die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Sie vergingen so schnell, dass Aiko dachte, sie hätte ein paar Tage komplett verschlafen. Mit Makoto machte ihr die Schule plötzlich richtig Spaß! Nanami und ihre Weiberclique waren ihr zum ersten mal völlig egal, schließlich hatte sie den bestaussehendsten Jungen der Schule, ständig an ihrer Seite. Makoto und Sie waren innerhalb dieser zwei Wochen zu richtig guten Freunden geworden. Freitags verabschiedeten sie sich, wie mittlerweile jeden Tag, mit einer Umarmung. Aikos Herz pochte wie wild, wenn er sie in seine Arme nahm. Und immer freute sie sich aufs Ende der Schultage, damit sie diesen Moment genießen konnte. Sie fühlte sich das erste mal richtig beliebt in der Schule, sie fühlte sich gut. Sie fühlte sich einfach besser als alle anderen. Als sie diesen Abend im Jogginganzug mit ihren Eltern auf der Couch saß und einen spannenden Krimi guckte, klingelte unerwartet das Telefon. "Ich mach schon", sagte Aiko zu ihren Eltern und nahm den Hörer ab. "Aiko hier", sprach sie in den Hörer. "Hey, Aiko", sagte Yuki. "ich bins." "Hi, Yuki! Warum rufst du so spät noch an?", fragte sie und strich ihre Haare glatt, die, da sie sie nach dem Umziehen offen trug, etwas zerzaust aussahen.Auch ihren Jogginganzug zog sie hie und da glatt, als würde Yuki sie sehen können. "Ich wollte nur fragen, ob du Lust hast morgen etwas mit mir zu unternehmen?", fragte er ruhig. "Oh, ich... ähm... Nun ja...", stammelte sie. "Wenn du keine Lust hast ist das okay, aber dafür musst du dich melden, sobald du mal wieder Lust zum quatschen hast, ja Süße?", sagte er und Aiko merkte, dass er dabei lächelte. "Klar", antwortete sie und war froh, dass er sie nicht zu einer Antwort drängte. Sie wollte Yuki nicht erzählen, dass sie mit Makoto verabredet war. "Ich meld mich bei dir, Yuki. Schlaf gut... bis dann." Kaum hatte sie den Hörer aufgelegt schaute sie in die neugierigen Gesichter ihrer Eltern. Sie schüttelte den Kopf, lachte kurz auf und sagte ihren Eltern, dass sie echt doof wären. Dann setzte sie sich wieder zu ihnen und schaute in Ruhe den Film zu Ende. Aiko schlief kaum in dieser Nacht. Sie dachte nur an Makoto, an seine Worte, dass sie süß sei, an seine Umarmungen, jedes mal nach der Schule. Als sie aufgestanden und geduscht war lief sie die Treppe hinab und rief: „Guten Morgen Mum, guten Morgen Dad." Und bevor Sie antworten konnten war sie schon halb aus der Tür und fügte hinzu: „Und tschüss Mum, bis heute Abend Dad!“ Aikos Eltern warfen sich unverständliche Blicke zu, bis Hiroki das Wort ergriff: „Sie weiß aber schon, dass heute Samstag ist?“ Yuri schüttelte lächelnd den Kopf. „Sieht so aus, als wäre deine Tochter verliebt", sagte Aikos Mutter sanft und schaute aus dem Fenster ihrer Tochter hinterher. Kapitel 3: Aber es war ein bisschen feucht ------------------------------------------ Aiko wartete nun schon zehn Minuten. Hoffentlich habe ich das richtig verstanden, dachte sie. Um 8 Uhr vor der Schule, hat er doch gesagt!? Gedankenverloren strich sie ihr Kleid glatt, als plötzlich jemand vor ihr stand. Makotos verführerisches Lächeln lag auf seinem Gesicht, als sie ihn anschaute. „Guten Morgen“, begrüßte er sie, nahm ihre Hand und gab ihr vorsichtig einen Kuss darauf. Aiko schmolz dahin. Sie wollte sich nicht anmerken lassen, dass sie sich geradewegs in ihn verliebt hatte, also lachte sie verlegen und begrüßte ihn mit einem sanften "Guten Morgen." Sie hakte sich unter Makotos Arm, den er ihr hingehalten hatte und nach einer halben Stunde Smalltalk und Durch-die-Stadt-Bummeln kamen sie am Aquarium an. Als Aiko ein Ticket für sich holen wollte, kam Makoto ihr zuvor und lud Aiko ein. Sie hoffte, dass er ihre Röte nicht bemerkte, schließlich hatte sie extra ihre Wangen ein wenig gepudert. Außerdem war es hier im Aquarium sehr dunkel, da sollte ihr rotes Gesicht nicht zu sehr zum Vorschein kommen. Aiko versuchte, nicht die ganze Zeit an solche unnützen Dinge zu denken und schaute sich die kleinen Seepferdchen-Babys an. „Wusstest du", wisperte Makoto ihr ins Ohr. "Dass bei den Seepferdchen die Männer den Mutterpart übernehmen?“ Er rückte etwas näher zu ihr. „Sie nehmen sie in ihren Beutel auf und ziehen sie groß.“ Während Makoto erklärte, spürte Aiko seinen warmen Atem in ihrem Nacken. Sie hatte für heute ihr gelbes Sommerkleid angezogen, was sie seit Jahren schon nicht mehr getragen hatte. Yuki hatte sie auf einen blauen Fleck an ihrem Bein aufmerksam gemacht, als sie es das letzte mal trug. Aiko schüttelte leicht ihren Kopf, so dass Makoto es nicht merkte. Wieso denke ich in so einem Augenblick an Yuki?, fragte sie sich und drehte ihren Kopf zu Makoto. Sie erschrak, als sie sah, wie nah sie Makoto war. Er erwiderte ihren schreckhaften Ausdruck mit seinem schönsten Lächeln, legte seine Hände an ihre Hüften und zog sie nah an sich heran. Aiko spürte die Wärme seines Körpers auf dem ihren und hielt für einen kurzem Moment ihren Atem an. Er beugte sich zu ihr und presste seine glühenden Lippen auf ihre. Sie versuchte sich zu wehren, konnte sich seinem Bann jedoch nur kurz entziehen und erwiderte nach diesem kurzen Augenblick seinen Kuss. Sie schloss ihre Augen und verlor sich in einer ihr fremden Welt. Ein heißes Kribbeln durchzog ihren Körper, bis Makoto den Kuss langsam löste. „Deine Lippen sind genauso süß wie du“, flüsterte er und grinste Aiko schelmisch an. Sie öffnete langsam wieder ihre Augen und atmete leise, aber hörbar aus. Plötzlich merkte sie, dass sie gar nicht mit Makoto allein war und nahm spöttische Blicke von den anderen Besuchern des Aquariums wahr. Aiko kicherte leise, ließ ihre Finger sanft an Makotos Armen hinunter gleiten und löste seine Hände von ihrer Hüfte. „Vielleicht sollten wir uns lieber die Fische weiter ansehen“, sagte sie ruhig und deutete auf eine Mutter, die ihrer kleinen Tochter eine Hand über die Augen gelegt hatte. Makoto lachte zustimmend, nahm Aikos Hand und begleitete sie weiter durchs Aquarium. Aiko war knallrot angelaufen und hoffte, solange sie nicht redete, würde Makoto es nicht merken. Natürlich hatte er ihre Verlegenheit bemerkt und begann von seiner Kindheit zu erzählen. Aiko war ihm dankbar, dass er den Kuss gar nicht mehr erwähnte und stimmte nach kurzer Zeit wieder in das Gespräch ein. Nach einem wunderschönen Tag im Aquarium genossen die beiden ein Eis im Licht der Abendsonne. Während sie genüsslich das Eis schleckten, warf Aiko Makoto immer wieder begehrende Blicke zu. Makoto schien nichts davon zu bemerken, er erzählte und erzählte und schaute Aiko an, wie immer. Sie war erleichtert, als sie spät Abends vor dem Haus ihrer Eltern standen. Schüchtern trat sie von einem Bein aufs andere, bis sie Makoto schließlich einen Kuss auf die Wange drückte und sagte: „Danke für diesen wundervollen Tag, Makoto.“ Damit verschwand sie im Haus. Aiko lehnte sich an die Haustür und ließ sich ein Stück herab sinken. Ihr im Gesicht eingebranntes Lächeln wurde noch etwas breiter und sie entschied sich schlafen zu gehen, als unerwartet Yuki vor ihr stand. „Y-Yuki? Was machst du denn hier?“, fragte sie erschrocken. Er rümpfte die Nase, schob sich an ihr vorbei und öffnete die Tür. Doch bevor er hinaus trat sagt er, den Blick auf die Tür geheftet: „Ich wollte nur wissen, ob du jetzt vielleicht Lust hast mit mir aus zu gehen, aber anscheinend hast du jetzt n anderen dafür...“ Dann ging er schnurstracks zu seinem Auto und fuhr los. Aiko stand mit leicht geöffnetem Mund an der Tür und schaute ihm noch einen Moment mit einem traurigen Blick hinterher. Schließlich ging sie die Treppe hoch, setzte sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Hinterkopf an ihr Bett. „Warum ist Yuki nur so?", fragte sie ihre Mutter, die sie schon längst in der Tür bemerkt hatte. "Ist er etwa eifersüchtig?“ „Ach, meine Kleine. Er wird schon darüber hinweg kommen. Er hat sicher nur Angst seine beste Freundin zu verlieren. Wie würdest du dich fühlen, wenn er keine Zeit mehr wegen einer anderen hätte?“ Yuri setzte sich neben Aiko aufs Bett und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Aiko legte ihren Kopf auf den Schoß ihrer Mutter. „Ihr kennt euch immerhin schon seit vielen Jahren und wart immer für einander da.“ Sie lächelte. „Er hat sich wirklich Sorgen gemacht, als wir ihm gesagt haben, dass du ohne ein Wort heute früh aufgebrochen bist." Sie warf ihrer Tochter kurz einen bösen Blick zu. "Und da ist er nicht der Einzige!“ Aiko seufzte. „Ich wollte euch keine Sorgen machen, Mum. Aber soll ich dir was verraten?“ Ihre Gedanken waren wieder zum vergangenen Tag geglitten. Sie kicherte leise und flüsterte dann: „Ich hatte heute meinen ersten Kuss!“ Yuri blickte sie skeptisch an. Als sie dann aber ihr schüchternes und vor allem sehr rotes Gesicht sah, lächelte sie wieder und fragte: „Und?“ Aiko erhob sich und warf sich dann aufs Bett. „Wow“, brachte sie nur heraus. „Mein Herz hüpft immer noch wie verrückt herum! Seine Lippen sind so weich gewesen.“ Sie kicherte. „Aber es war ein bisschen feucht.“ Yuri lachte. „Das gehört dazu. Als dein Vater und ich uns damals das erste mal geküsst haben“, ihr Lachen wurde noch lauter. „Ach herrje, das war furchtbar! Aber mit ein bisschen Übung...“ Aiko verzog das Gesicht. Sie fand die Vorstellung ihrer Eltern in jüngeren Zeiten nicht so amüsant wie ihre Eltern. Wobei die Vorstellung ihrer Eltern heute eigentlich noch viel schlimmer war. Auch Aiko konnte ein Lachen nun nicht mehr unterdrücken. „Und nun schlaf schön, mein Schatz“, sagte Yuri und drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Aber lass es ruhig angehen“, fügte sie hinzu, als sie aus dem Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss. Aiko hatte sich umgezogen und unter ihre Bettdecke verkrümelt. Sie dachte nicht mehr über Yuki nach, sondern über ihre eigenen Gefühle, die momentan Achterbahn fuhren. Sie war einfach glücklich und schlief nur allzu gern mit diesem Gefühl ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)