When two become three von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 18: Labor and Delivery ------------------------------ Kapitel 18: Labor and Delivery „Kenny! Hey Kenny!“ Noch während sie weiterging schloss sie verzweifelt die Augen. Was wollte er nur von ihr? Kenny öffnete wieder die Augen und ging ohne ihren Ex-Freund zu beachten weiter. Megan, die an ihrer Seite ging warf Kenny einen besorgten Blick zu und drehte sich dann zu Will und Logan um und sah die Beiden verzweifelt an. „Kendra! Ich will doch nur kurz mit dir reden!“, rief Will jetzt so laut, dass es jeder hören konnte. Ruckartig blieb Kenny stehen und drehte sich zu ihm um. „Reden? Du hast deine Chance zu Reden verpasst. William!“ „Kenny, ich mache mir Sorgen um dich!“, sagte Will und blickte sie eindringlich an. „Wir alle machen uns Sorgen um dich“, schaltete sich Megan ein. Als Antwort bekam sie von Kenny einen vernichtenden Blick zugeworfen. „Du brauchst dir keine Sorgen machen. Mir geht es gut. Danke!“ Dann drehte sie sich wieder um und ging weiter den Schulflur entlang. „Aber heute ist Ihr Stichtag“, rief Will ihr hinterher. Kendra Marie Rivers wirbelte wie in Lichtgeschwindigkeit herum und funkelte Will wütend an. „Ich weiß, dass heute Ihr Stichtag ist. Das brauchst DU mir nicht zu sagen. DU bist der Letzte, der mir sagen braucht, dass heute der Stichtag MEINER Tochter ist.“ Geschockt blickte Will sie an. „Sie ist auch meine Tochter“, hauchte er. „Nein, Will. Du hast das Recht sie Tochter zu nennen verspielt, als du mich vor ein paar Wochen hast gehen lassen. Also, lass mich bitte in Ruhe. Ich weiß schon was ich tue.“ Danach drehte sie sich wieder um und ging weiter. Megan hatte Mühe mit ihr Schritt zu halten. „Kenny“, begann sie. „Ich will nicht darüber sprechen“, antwortete Kenny harsch. Megan blickte sie argwöhnisch an. Sie ließ sich doch nicht von Kenny den Mund verbieten. „Ich find wir haben Alle ein Recht darauf uns Sorgen zu machen. Allen voran Will. Es ist immerhin auch sein Kind.“ „Es ist nicht sein Kind, nicht mehr. In dem Moment, in dem ich ihn wirklich gebraucht habe war er nicht da.“ „Okay, er hat Mist gebaut, aber er macht sich wirklich Sorgen. Und auch ich finde, dass du schon längst nicht mehr zu Schule gehen solltest.“ „Wieso nicht? Mir geht es doch gut. Ich habe keine Wehen und sonst keine Beschwerden. Noch dazu habe ich direkt nach der Schule einen Termin bei meiner Frauenärztin.“ „Aber…“, begann Megan. „Kein Wort mehr, Megan. Ich bitte dich.“ Megan schwieg, aber auch nur, weil sie einfach nicht mehr wusste was sie noch entgegnen sollte. „So, Kenny. Das Baby sieht im Ultraschall sehr gut aus, der Herzschlag ist kräftig und regelmäßig. Dir geht es ebenfalls soweit gut. Ich sehe also keinen Grund die Geburt heute schon einzuleiten.“ Zufrieden wischte Kenny sich das Ultraschallgel vom Bauch, setzte sich auf und zog sich wieder an. Sie hatte doch gesagt, dass es ihr und dem Baby gut ginge. Es gab also keinen Grund warum sich alle Sorgen machen mussten. „Ich schlage vor, du tust Alles was die Wehen fördert und mit etwas Glück sehen wir uns in einigen Tagen im Krankenhaus wieder und holen dein Baby auf die Welt“, sagte Dr. Brook und lächelte Kenny an. Kenny erhob sich von der Liege und lächelte ihre Ärztin ebenfalls an. „Wird erledigt“, antwortete sie, dann verabschiedete sie sich und fuhr nach Hause, um ihrer Familie Bericht zu erstatten. „Süße, bist du dir sicher, dass du wirklich noch zur Schule gehen willst?“, fragte John seine älteste Tochter und sah besorgt zu wie sie ihre Schultasche packte. Nun seufzte sie und blickte ihn an. „Ja, Dad.“ „Mir gefällt das nicht, du bist jetzt schon vier Tage überfällig, da heißt es kann jeden Moment losgehen. Mir wäre wohler, wenn ich wüsste, dass du Zuhause bist. Ich könnte deine Tante anrufen, die würde sicher vorbei kommen und dir Gesellschaft leisten und dann wäre auch gleich jemand da, falls es losgeht.“ „Nein, Dad. Ich möchte lieber zur Schule gehen und falls es da losgeht sind jede Menge Leute da, die mir helfen können.“ Jonathan Rivers blickte seine Tochter leidend an. Er konnte jetzt sagen was er wollte, Kenny würde sich durchsetzen. Im Prinzip hatte er selbst Schuld, durch seine Alkoholkrankheit hatte sie schneller erwachsen werden müssen und hatte schnell gelernt wie sie sich am besten durchsetzen konnte, jetzt hatte er den Salat und konnte nichts an ihrer Meinung ändern. „Okay, dann lass mich dich wenigstens zur Schule fahren. Ich möchte ungern, dass du einen Verkehrsunfall baust, nur weil plötzlich die Wehen einsetzen.“ Kenny nickte lächelnd. Wehen… sie wäre froh, wenn die Wehen ganz plötzlich einsetzen würden. Dann wüsste sie nämlich, dass sich ihre Tochter endlich entschieden hatte auf die Welt zu kommen, denn bisher tat sich noch gar nichts, wenn sie mal von den Senkwehen absah, die dann und wann mal aufkamen. Etwa eine halbe Stunde später setzte John seine Tochter an der Schule ab, während der gesamten Fahrt hatte er noch versucht sie zu überzeugen, doch wieder nach Hause zugehen, aber Kenny bestand darauf zur Schule zugehen. Auf dem Parkplatz wurde Kenny von Megan in Empfang genommen. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Das du immer noch zur Schule kommst?“ „Megan, bitte. Ich sterbe Zuhause vor Langeweile und wenn ich zu lange Zuhause rumhänge und nichts tue, dann denke ich wieder über Will und all das nach und das möchte ich nicht“, erklärte Kenny. Natürlich war ihr bewusst, dass es nicht unbedingt die allerbeste Idee war weiterhin zur Schule zugehen, aber wenn sie einfach nur Zuhause bleiben würde, würde sie anfangen nachzudenken und das wollte sie nun wirklich nicht. Megan seufzte tief, nickte dann und ging dann mit Kenny zum Englischklassenraum. Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte Kennys Unterleib und sie stöhnte leise auf. Was war das denn gewesen? Hinter sich spürte sie eine Bewegung und sie wusste genau, dass Will sich zu ihr vorgebeugt hatte. „Alles okay?“, fragte er. Kenny beachtete ihn nicht. Natürlich war alles okay. Auch wenn das gerade eine Wehe war, es war eine einzige. Das bedeutete nicht, dass ihre Tochter sich sofort auf den Weg machte. Sie würde jetzt die nächste Zeit abwarten und dann gegebenenfalls ins Krankenhaus fahren. „Ich frage ja jetzt nur ungern, aber geht es dir gut? Du bist ein bisschen blass um die Nase“, wagte Megan sich zu sagen. „Ja, ich denke schon. Ich habe den Vormittag über zwei Wehen gehabt“, antwortete Kenny und stocherte lustlos in ihrem Salat herum. „Du hast Wehen?“, rief Megan aus. Wütend blickte Kenny sie an. „Hör auf hier so rumzuschreien. Ich habe in vier Stunden zwei Wehen gehabt, das ist noch kein Grund hysterisch zu werden.“ „Aber möchtest du nicht lieber nach Hause?“ Die Hochschwangere schüttelte den Kopf. „Nein, nicht so lange die Wehen nicht regelmäßiger werden oder die Fruchtblase geplatzt ist.“ Zweifelnd blickte Megan sie an. „Ich möchte dich hiermit darauf hinweisen, dass mir deine Einstellung absolut nicht gefällt, aber ich weiß auch, dass ich sie nicht ändern kann. Ich bin nur froh, dass ich genau dieselben Kurse habe wie du und immer in deiner Nähe bin.“ Liebevoll lächelte Kenny ihre beste Freundin an. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du dich so sehr um mich kümmerst.“ „Und wo wir gerade bei den Kursen sind, wir müssen los, sonst kommen wir zu spät zu Mathe.“ Lachend hievte Kenny sich hoch, ließ sich von Megan ihr Tablett abnehmen und ging dann mit ihr zusammen zum Klassenraum. „Oh uh. Warte mal“, sagte Kenny als sie vor dem Klassenraum standen und schloss vor Schmerz die Augen. Besorgt legte Megan ihr eine Hand auf den Rücken. „Schön tief durchatmen“, sagte sie leise und strich Kenny über das Haar. Nach wenigen Augenblicken war die Wehe vorbei und Kenny öffnete die Augen und warf sofort einen Blick auf die Uhr. „Bist du sicher, dass du nicht nach Hause möchtest?“, fragte Megan noch einmal. Kenny atmete noch einmal tief durch und antwortete: „Wenn die nächste Wehe innerhalb der nächsten 30 Minuten kommt, dann darfst du mich nach Hause fahren oder ins Krankenhaus oder wo auch immer du mich hinfahren willst.“ Megan nickte. „Okay.“ Dann gingen sie in den Klassenraum, wo bereits der Lehrer ungeduldig wartete. Zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn, Kenny versuchte krampfhaft das heutige Thema zu verstehen, als wieder ein heftiger Schmerz ihren Unterleib durchzog. Stöhnend legte sie eine Hand auf ihren Bauch, warf einen schnellen Blick auf die Uhr und wartete dann das Ende der Wehe ab. Okay… Megan hatte wohl Recht. Sie sollte nach Hause, erneut spürte sie wie eine Wehe kam, oder doch lieber ins Krankenhaus. Noch während die Wehe anhielt suchte Kenn Megans Blick. Natürlich hatte Megan bereits bemerkt was Sache war. Fragend blickte sie Kenny an. Diese nickte ihr nur zu und sofort schoss Megans Arm in die Luft, um die Aufmerksamkeit des Lehrers zu bekommen. „Ja, Megan. Was ist?“, fragte ihr Mathelehrer genervt. „Bei Kenny haben die Wehen eingesetzt und ich würde sie gerne ins Krankenhaus fahren.“ Augenblicklich richteten sich die Augen von zwölf Schülern und dem Lehrer auf Kenny, die auf ihrem Platz saß, die Augen vor Schmerz geschlossen und die Hände auf den Bauch gepresst hatte. „Äh ja. Natürlich. Macht euch auf den Weg.“ Megan erhob sich, ging zu Kenny und half ihr hoch. „Megan, ich glaub nicht, dass wir es bis zum Krankenhaus schaffen“, sagte Kenny. Ihre beste Freundin legte ihr einen Arm um die Schulter und antwortete: „Doch, dass schaffen wir schon. Wir beeilen uns.“ Kenny wollte ihr eine Antwort geben, doch alles was sie hervor brachte war: „Oh.“ „Kenny?“, fragte Megan besorgt, dann folgte sie Kennys geschocktem Blick auf den Fußboden. „Oh!“, stieß nun auch Megan hervor. „Deine Fruchtblase… ist…“ „Ahhh!“, unterbrach Kenny Megan. „Wir schaffen es nicht ins Krankenhaus. Ich merke, dass sie drückt.“ Panik machte sich in Megan breit. „O… Okay. Wir schaffen das schon…“, stammelte sie. Hilfesuchend blickte Megan sich in dem Klassenraum um, doch auch ihre Mitschüler und ihr Lehrer blickten nur hilflos auf die junge Schwangere, die anscheinend in den nächsten paar Minuten ihr Kind auf die Welt bringen würde. Vor lauter Schmerzen hatte Kenny sich wieder auf ihren Stuhl gesetzt, dabei hatte sie Megans Hand nicht losgelassen. „Meg… tu mir bitte den Gefallen und hol Will. Bitte, ich brauch ihn jetzt.“ „Ich lass dich jetzt nicht alleine, Kenny.“ Flehend blickte Kenny nun ihren Lehrer an. „Bitte, kann irgendwer Will holen? Er ist jetzt im Chemieunterricht.“ Ihr Lehrer nickte. „Michael, lauf zum Chemieraum und hol William Hastings. Beeil dich.“ Augenblicklich drehte sich Angesprochener um und rannte aus dem Klassenraum. Das ganze hatte nur wenige Minuten gedauert, doch Kenny hatte bereits eine weitere Wehe. „Uh, verdammt“, presste sie hervor und drückte Megans Hand. „Kann irgendwer bitte einen Krankenwagen rufen?“, sagte Megan an niemand bestimmten und konzentrierte sich dann wieder vollkommen auf Kenny. Diese blickte sie aus tränenden Augen an. „Ich weiß, dass du mich nicht alleine lassen willst, aber kannst du trotzdem meinen Vater anrufen?“ Lächelnd strich Megan ihr über das Haar. „Natürlich, das mach ich.“ „Ahh!“ Während Megan Johns Nummer in Kennys Handy suchte, ließ sie die Hand von Kenny nicht einen Augenblick los. William Hastings war schon die ganzen letzten Tage nicht immer mit seinen Gedanken da, wo er sein sollte. Eigentlich war er seit der Trennung von Kenny nicht mehr ganz bei sich. Zu groß waren die Schuldgefühle und zu groß die Sorgen, die er sich um sie machte. Er wusste selbst, dass er Mist gebaut hatte als Kenny eine Antwort von ihm verlangt und er nur geschwiegen hatte. Er hätte ihr sagen sollen, dass er Angst bekommen hatte. Dass jeder Tag, den der Stichtag ihres gemeinsamen Kindes näher gerückt war, ihn vor eine Herausforderung gestellt hatte. Will hatte keine Angst vor der Verantwortung, sondern davor als Vater zu versagen. Er scheute sich nicht davor, die Verantwortung zu tragen, die so ein Kind mit sich brachte, er hatte von Tag zu Tag mehr Angst bekommen ein schlechter Vater zu sein. Ihm war bewusst, dass er mit Kenny darüber hätte sprechen können, dass sie ihm seine Angst genommen hätte und dann hätten sie gemeinsam die letzten Wochen von Kennys Schwangerschaft genossen. Stöhnend stützte er den Kopf in seine Hände, während er teilnahmslos auf die Tafel blickte und die Erklärungen seines Lehrers in ein Ohr hinein und aus dem anderen Ohr hinausging. Er hatte Kenny enttäuscht und er wusste, dass sie ihm nicht so schnell verzeihen würde, wenn sie ihm überhaupt verzeihen würde und doch machte er sich große Sorgen um sie. Kenny war heute den vierten Tag überfällig und sie ging noch immer zur Schule, anstatt Zuhause zu bleiben und auf die Geburt zu warten. Er hatte versucht mit ihr zu reden, doch sie hatte ihn, wie erwartet, nicht beachtet. Allein durch Megan war er, was Kennys und die Gesundheit des Babys betraf, auf den laufenden und auch von ihr wusste er, dass die Geburt in spätestens zwei Tagen eingeleitet werden würde. Das plötzliche aufgehen der Tür riss Will aus seinen Gedanken, verwirrt blickte der gesamte Chemiekurs zur Tür und Will wurde noch verwirrter als er Michael aus Kennys Mathekurs erkannte. Als er Michaels panischen Blick und den dünnen Schweißfilm auf seiner Stirn bemerkte machte sich sofort Panik in ihm breit. Irgendetwas war mit Kenny. „Will?“, sprach ihn Michael an. William James Hastings sprang so plötzlich auf, dass sein Stuhl umkippte. „Es ist Kenny, oder?“, hauchte er. „Ja. Ihre Fruchtblase ist geplatzt und sie hat ziemlich häufige Wehen. Allem Anschein nach kommt das Baby in der Schule zur Welt.“ Ohne seinen Lehrer zu beachten oder um Erlaubnis zu bitten rannte Will los. Er würde Kenny nicht warten lassen, er hatte sie schon einmal im Stich gelassen, er würde es nicht noch einmal tun. „Hey, Mann. Warte. Ich komm mit!“, rief Logan und rannte Will hinterher. Doch dieser beachtete ihn gar nicht. Jonathan Hastings war gerade im Auto unterwegs als plötzlich sein Handy klingelte. Da er ein vorbildlicher Autofahrer war, hatte er natürlich eine Freisprechanlage. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht nahm er den Anruf seiner ältesten Tochter entgegen. „Na, Süße. Soll ich dich abholen kommen?“, sagte er. „Hallo Mr. Rivers. Hier ist Megan. Es geht um Kenny“, erklang es von der anderen Seite. John riss die Augen auf. „Was ist mit Kenny? Wo ist sie? Geht es ihr gut? Was ist mit dem Baby?“ Im Hintergrund hörte er seine Tochter schreien. „Megan! Was ist los bei euch? Wo seid ihr?“ „Wir sind noch in der Schule. Sie hat ziemlich schnell Wehen bekommen und die Wehen kommen schnell hintereinander, noch dazu ist vor kurzer Zeit ihre Fruchtblase geplatzt. Ich denke nicht, dass wir es noch ins Krankenhaus schaffen, bevor das Baby kommt.“ Innerlich fluchte John. Er hatte doch gewusst, dass es nicht gut gehen konnte. Wieso hatte er Kenny nicht gezwungen Zuhause zu bleiben? „Okay, Megan. In welchem Raum seid ihr?“ „Im Matheraum“, kam die schnelle Antwort. „Gut, ihr bleibt wo ihr seid. Schickt alle, die nicht unbedingt im Raum sein müssen hinaus. Sag Kenny, sie soll sich schon mal unten rum frei machen. Wenn es sein muss holen wir dieses Baby in eurer Schule zur Welt. Ich bin in fünf Minuten bei euch.“ „Okay, danke.“ John legte auf. Er war froh, dass er wirklich nur fünf Autominuten von Kennys Schule entfernt war, aber er war auch ein wenig sauer auf seine Tochter. Aber er wusste, dass es nichts bringen würde ihr Vorwürfe zu machen und das hatte er auch gar nicht vor. Erst einmal musste er sein erstes und hoffentlich vorerst letztes Enkelkind auf die Welt holen. Hektisch drängelte sich Will durch Kennys Klassenkameraden und blieb dann ruckartig an der Tür stehen. „Warum steht ihr alle hier draußen? Warum ist keiner bei meiner in den Wehen liegenden Freundin?“ Wütend blickte er den Mathelehrer an. „Sie wird in den nächsten Minuten das Kind bekommen und ich glaube nicht, dass irgendeiner von euch möchte, dass der gesamte Mathekurs dabei zusieht.“ Das verstand Will natürlich. Mit einem dankbaren Blick betrat Will den Klassenraum. „Hat einer von euch einen Krankenwagen gerufen?“, fragte Logan, während er im Türrahmen stand. „Ja, aber… es kann keiner kommen. Es gab einen Unfall auf dem Highway, sie sind alle im Einsatz“, antwortete der Mathelehrer. „Das ist ziemlich schlecht“, murmelte Logan, betrat den Klassenraum und schloss die Tür hinter sich. Im Klassenraum erwarteten ihn Will, Kenny und Megan. Kenny saß gegen eine Wand gelehnt auf dem Fußboden, ihr Unterleib war mit einer Decke bedeckt, so dass ihr nicht jeder, der das Zimmer betrat, gleich zwischen die Beine gucken konnte. Megan und Will knieten zu ihrer beider Seiten und Megan hatte gerade begonnen Will aufzuklären. „… dann habe ich John angerufen und ihm erzählt was passiert ist. Er hat mir gesagt was ich mit ihr tun soll, er müsste jeden Moment hier sein.“ Will nickte ihre dankbar zu und noch bevor er irgendwas sagen konnte, schaltete sich Logan ein: „Sagt mal, brauchen wir nicht noch Handtücher? Und Wasser? Und irgendwas womit wir die Nabelschnur abklemmen und durchtrennen können?“ Überrascht blickten ihn seine Freunde an, unfähig was zu sagen. „Er hat Recht“, presste Kenny unter Schmerzen hervor. „Wenn das Baby wirklich bald kommt, dann brauchen wir das Alles.“ Will strich Kenny über das schweißnasse Haar und nickte. „Könntest du dich darum kümmern, Logan?“, fragte er seinen besten Freund. Logan nickte. Selbstverständlich würde er das tun, er konnte im Moment nicht viel tun, aber das würde er erledigen. Mit einem letzten Blick auf die abstruse Szene, drehte er sich um, verließ den Klassenraum und machte sich auf den direkten Weg zur Schulkrankenschwester. „Uh, verdammt. Warum tut das denn so weh?“, stieß Kenny nach einer Wehe hervor. Will ergriff ihre Hand und strich ihr erneut über das Haar. „Sht, Kenny. Du schaffst das. Ich helfe dir dabei“, sagte er beruhigend. Mit Tränen in den Augen blickte Kenny ihn an. „Will, es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe und es tut mir leid, dass ich mich von dir getrennt habe“, sagte sie mit weinerlicher Stimme. Will schossen die Tränen in die Augen. Kenny stand kurz vor der Geburt ihres Kindes und alles woran sie dachte war das? „Nein, du brauchst dich für nichts entschuldigen. Du hast doch gar nichts falsch gemacht, dass war doch alles meine Schuld. Hörst du? Mir tut es leid. Mir tut es wirklich, wirklich leid.“ Trotz ihrer Schmerzen lächelte Kenny ihn an. „Hör zu, Kenny, ich liebe dich und ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Natürlich nur, wenn du willst.“ „Uh…“, presste Kenny unter einer erneuten Wehe hervor. Nach der Wehe blickte Kenny ihn an und antwortete: „Ich bin dabei. Ich liebe dich nämlich auch.“ Überglücklich küsste Will Kenny. Er war so froh, dass sie sich wieder vertragen hatten. Zwar musste dafür erst ihre Tochter in der Schule geboren werden, aber immerhin. Plötzlich wurde die Tür wieder aufgerissen und Logan und John stürmten in den Klassenraum. „Kenny!“, stieß John hervor und schloss die Tür hinter sich. „Daddy!“ „Kenny, was machst du nur für Sachen?“, fragte John und legte Kenny eine Hand an die nasse Wange. „Bei uns wird es halt nie langweilig“, sagte Kenny und durchlitt dann wieder eine Wehe. „Gut, wie oft kommen die Wehen?“, fragte John, während er sich vor Kenny kniete. „Alle ein bis zwei Minuten“, antwortete Megan. John nickte und warf einen Blick unter die Decke zwischen Kennys Beine. „Okay, Süße, ich kann den Kopf schon sehen. Das bedeutet, dass du bald pressen musst, okay?“ Unfähig noch irgendetwas zu sagen, nickte Kenny nur. „Gut, Megan, Logan. Ich denke es ist besser, wenn ihr auch rausgeht, ich hole euch sobald das Baby da ist.“ Die beiden Teenager nickten und verließen, nur widerwillig, den Klassenraum. John schlug die Decke zurück, sah seine Tochter eindringlich an und sagte: „Mit der nächsten Wehe fängst an zu pressen. So fest du kannst.“ Kenny nickte und machte sich bereit. Sie vergewisserte sich, dass Will noch immer ihre Hand hielt und dann richtete sie den Blick fest auf ihren Vater. Der Moment war gekommen, sie würde jetzt Mutter werden. Will würde Vater werden und John Großvater. Ihrer aller Leben würde sich jetzt komplett verändern. Der Teenager spürte wie sich die nächste Wehe ankündigte und dann presste sie so stark sie konnte. „Ja, sehr gut, Kenny! Stop!“, dirigierte John seine Tochter. Stöhnend ließ Kenny den Kopf in den Nacken fallen. „Sag mal, John, woher weißt du eigentlich was du da tust?“, fragte Will und blickte den älteren Mann an. „Ich habe damals als Kenny geboren wurde mal einen Kurs gemacht, um zu verstehen wie so eine Geburt ganz genau von Statten geht.“ „Sehr engagiert, Dad“, sagte Kenny und ahnte, dass gleich wieder eine Wehe kommen würde. „Zurück zum Thema“, sagte John. „Bei der nächsten Wehe fängst du wieder an zu pressen, aber nicht so stark und dann… seid ihr beiden Eltern.“ Kenny nickte und blickte Will an. Sie konnte sehen, dass ihm die Tränen in den Augen standen und dann kam die Wehe. Kenny gab sich Mühe nicht zu fest zu pressen, sie hatte die Augen konzentriert geschlossen und plötzlich hörte sie Will neben sich Keuchen und nur eine Sekunde später erklang kräftiges Babygeschrei. Hastig öffnete Kenny die Augen und sah wie ihr Vater ein Baby hochhielt. Ihr Baby! Ihre kleine Tochter. Sofort schossen ihren Tränen der Freude in die Augen. „Sie ist so wunderschön“, hauchte Kenny und wusste genau, dass sie damals vor 33 Wochen genau die richtige Entscheidung getroffen hatte. Noch immer sprachlos sahen Kenny und Will John dabei zu, wie er ihre Tochter in ein Handtuch einwickelte und dann die Nabelschnur abklemmte. „Na, Will. Möchtest du die Nabelschnur durchtrennen?“, fragte der frischgebackene Großvater. Voller Stolz und Freude nickte Will und beugte sich zu seiner Tochter und durchschnitt die Nabelschnur. Dann übergab John Kenny ihre Tochter. „Hallo Baby“, hauchte sie und konnte es noch immer nicht fassen, dass ihr Baby da war. „Das hast du wirklich toll gemacht“, sagte John, während er die Decke wieder über Kennys Beine legte. Ohne ihn an zusehen dankte Kenny ihrem Vater. „Erst lässt du dir so viel Zeit, und dann kommst du mit einer ganz großen Show auf die Welt“, sagte Will und strich seiner Tochter über den Kopf. „Ich werde mal die frohe Botschaft verkünden“, sagte John und ging zur Tür. Überglücklich blickte Will seine Freundin an. „Du hast echt tolle Arbeit geleistet“, hauchte er. „Danke, du aber auch.“ „Oh mein Gott. Ist die süß!“, stieß Megan aus, sobald sie den Raum betreten hatte. Logan und Megan waren vorerst die Einzigen, die John in den Raum gelassen hatte. Zu viel Trubel wäre für die kleine Familie jetzt nicht gut. „Herzlichen Glückwunsch euch Beiden“, sagte Logan und konnte nicht aufhören zu grinsen. „Und wie heißt sie jetzt?“, fragte Megan völlig aufgedreht. Ratlos blickte Will Kenny an. „Ähm… da die letzten Wochen ja nun reichlich turbulent waren, haben wir eigentlich keinen Namen.“ Kenny blickte wieder auf ihre süße, kleine Tochter und sagte: „Eigentlich hätte ich eine Idee.“ „Und welche?“, fragte Will gespannt. „Ich dachte an Willow als Rufnamen“, antwortete Kenny und blickte dabei den Vater ihrer Erstgeborenen an. „Das ist eine wunderbare Idee“, sagte John. „Und an Joan als ihren Zweitname. Als Anlehnung an ihren Großvater, der bei ihrer Geburt wunderbare Arbeit geleistet hat.“ Nun schossen auch John Tränen in die Augen. Er fühlte sich geehrt, dass Kenny ihrer Tochter einen Namen geben wollte, der so ähnlich klang wie seiner. „Danke, Kenny“, schniefte er. Zehn Minuten später, nachdem auch ihre anderen Kurskameraden das Baby bewundert hatten und Kenny sich ein wenig von den Strapazen der Geburt erholt hatte, verfrachtete John seine Tochter, seine Enkelin und seinen vielleicht irgendwann mal Schwiegersohn ins Auto, um sie ins Krankenhaus zu fahren. Auch wenn Baby Willow bis jetzt einen kerngesunden Eindruck machte, musste sie ja doch untersucht werden. Und auch Kenny brauchte eine Nachsorgeuntersuchung. Einige Stunden später war klar, dass Mutter und Kind kerngesund waren. Beide ein wenig erschöpft, aber es gab bei deinen keine medizinischen Bedenken und in drei Tagen durften Kenny und Willow auch wieder nach Hause. Kenny und Will lagen beide im Krankenhausbett, Willow schlief friedlich in Kennys Armen und die jungen Eltern konnten einfach nicht den Blick von ihrem Baby nehmen. Den ganzen Nachmittag über war Besuch gekommen, Kennys gesamte Familie war bereits da gewesen und hatte das neuste Familienmitglied begrüßt und bewundert. Allein Wills Eltern fehlten noch. Da klopfte es an der Zimmertür und Wills Eltern kamen herein. „Hey, entschuldigt, dass wir erst jetzt kommen“, sagte Maria lächelnd. „Ist doch nicht so schlimm“, antwortete Will. „Hauptsache ihr seid überhaupt gekommen.“ „Und jetzt zeigt uns unser Enkelkind.“ Nur widerwillig gab Kenny ihre Tochter aus den Armen. Es war einfach unfassbar, dass dieses kleine Wesen in ihr herangewachsen war. Mit Tränen in den Augen wiegte Maria das Baby in den Armen. „Sie ist so süß. Ich kann noch gar nicht fassen, dass sie endlich da ist“, sagte Maria und übergab die Kleine an ihren Ehemann. Kenny nickte. „Ja, es ist unfassbar. Wir haben so lange auf sie gewartet und dann kam sie am Ende so schnell auf die Welt.“ Will legte einen Arm um Kenny. Er war unendlich stolz auf seine eigene kleine Familie. „Herzlich Willkommen in der Familie, Willow Joan“, sagte Dylan und lächelte seine Enkelin vernarrt an. Und als hätte die kleine Willow Joan ihren Großvater verstanden, gluckste sie glückselig im Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)