When two become three von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 2: What should I do now? -------------------------------- Kapitel 2: What should I do now? Laute Schluchzer waren von dem Mädchenklo im ersten Stock zu vernehmen. Einige besorgte Mädchen hatten bereits an der Kabinentür geklopft, doch das Mädchen, welches hinter der abgeschlossenen Tür saß, hatte sie immer wieder weggeschickt. Das Mädchen, welches weinender Weise auf der Toilette saß, war Kendra Marie Rivers. Schluchzend blickte Kenny auf das Plastikstäbchen. Sie konnte es nicht glauben. Sie war wirklich schwanger, aber das ging nicht, sie konnte nicht schwanger sein. Durfte nicht schwanger sein. Doch das rosa Plus auf dem Schwangerschaftstest bewies ihr die harte Realität. Sie war eindeutig schwanger. Kenny wusste von ihrer Mutter, dass so ein Schwangerschaftstest oft nur falsch lag, wenn er ein negativ anzeigte. Somit war sie sich fast 100 % sicher, dass sie schwanger war. Ein weiterer lauter Schluchzer entfuhr. Kenny wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie war gerade erst 17, hatte keinen Schulabschluss und musste sich um ihre zwei Schwestern und ihren Dad kümmern. Was sollte sie jetzt mit einem Baby? Das Baby wäre in ihrer Familie eindeutig nicht sicher. Kenny hatte ja schon Schwierigkeiten ihre Schwestern vor ihrem Dad zu beschützen. Ein Baby… Ein Baby… Sie durfte kein Baby bekommen. Dieses Baby wäre bei ihrem Dad nicht sicher, ihr Dad würde ausrasten, wenn ein weiteres Baby im Haus wäre. Kenny schluchzte. Ihr Leben war zu Ende. Sollte sie das Baby bekommen, würde sie garantiert bei ihrem Vater rausfliegen und wer weiß was dann aus ihren Schwestern werden würde. Oder sollte sie abtreiben? Die ganze Geschichte im Keim ersticken, ohne irgendwem davon zu erzählen? Weder ihrer Familie, noch ihrer besten Freundin noch dem Vater des Babys. Kennys Schluchzer erstarben. Will… Will, der Vater des Kindes. Sollte sie es ihm erzählen? An sich hatte er ein Recht darauf es zu erfahren, immerhin war er der Vater. Vielleicht wollte er das Baby ja. Vielleicht konnte sie das Baby ja bekommen und Will würde es großziehen. Er hatte bestimmt die Mittel dazu. Kenny ließ den Kopf wieder auf ihre Arme sinken. Sie wusste einfach nicht was sie tun sollte. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie nicht weiter wusste. Kenny wusste sonst immer was sie tun sollte, nur in dieser Situation einfach nicht. Das Klingeln der Schulglocke holte Kenny aus ihren Gedanken. Sie musste wieder in den Unterricht. Kenny blickte noch einmal auf das verhängnisvolle Plus, dann steckte sie den Stab in ihre Schultasche und verließ die Toilettenkabine. Am Waschenbecken wusch sie sich noch schnell die Tränen aus dem Gesicht. Sie blickte in den Spiegel und setzte ein gefasstes Gesicht auf. Vorerst würde sie mit niemand darüber reden, solange sie nicht wusste was sie selbst tun würde. Sie wollte sich selbst erst einmal im Klaren darüber werden, was sie wollte. Wollte sie das Baby behalten? Oder wollte sie das Baby nicht? Geistig abwesend brachte Kenny den Rest des Schultages hinter sich. Holte ihre Schwestern von der Schule ab und ging arbeiten. Bei all diesen Aktivitäten war Kenny nie richtig bei der Sache. Sie verfuhr sich als sie ihre Schwestern abholte, sie ließ Teller und Tassen auf der Arbeit fallen, so das Sam sie frühzeitig nach hause schickte, weil sie Angst hatte, dass sie am Ende von Kennys Schicht kein heiles Geschirr mehr besitzen würde. Kenny war mit ihrem Nerven am Ende. Noch immer wusste sie nicht was sie mit dem Baby tun sollte. Noch immer hatte sie sich nicht entschieden. Sollte sie das Baby bekommen oder abtreiben? „Kenny!“ Die junge Frau blickte auf. Kyle stand vor ihr. „Was ist?“, fragte sie verwirrt. „Es ist Dru. Sie lässt mich einfach nicht im Badezimmer in Ruhe!“ Kenny seufzte tief. Sie haderte mit ihrem Schicksal und Kyle beschwerte sich, weil Dru sie nicht in Ruhe ließ. Noch einmal seufzte sie tief, dann folgte sie ihrer jüngeren Schwester nach oben. „Was ist los, Dru? Du solltest längst im Bett liegen“, sagte Kenny müde. „Ja, aber… Kyle darf auch länger wach bleiben“, antwortete Drusilla schmollend. „Süße, Kenny ist auch schon etwas älter als du. Also geh bitte ins Bett.“ „Ich mag aber nicht.“ Kenny seufzte, nahm ihre jüngste Schwester an die Hand und zog sie hinter sich her. Kyle schloss sich grinsend im Bad ein. Kenny legte sich mit Dru in ihr Bett. „Mach die Augen zu, Dru und dann schläfst du ganz schnell ein“, murmelte Kenny. „Kenny?“ „Ja?“ „Wieso sitzt Dad immer nur im Sessel und kümmert sich nicht um uns?“, fragte das kleine Mädchen. Kenny schloss die Augen. Sie war so unsagbar müde. „Dad… Dad hat einfach ein paar Probleme… Er wird sich bestimmt bald wieder um uns kümmern“, antwortete sie matt. „Liest du mir noch etwas vor?“, fragte Dru. Mit geschlossenen Augen tastete Kenny über den Fußboden und suchte nach dem Buch, welches sie und Dru gerade lasen. Während sie Dru beim lesen half und ihre kleinen Fehler berichtigte, dachte Kenny über ihre jetzige Situation nach. Wenn sie sich für das Baby entschied, würde sie das hier vielleicht bald mit ihrem eigenen Kind machen Dann würde sie mit ihren eigenem Kind das lesen üben, es ins Bett bringen und es großziehen. All das, was sie auch mit Kyle und Dru gemacht hatte. Nach zehn Minuten blickte Kenny auf die Uhr. „So Süße, schlaf jetzt. Ich muss noch ein wenig Wäsche waschen.“ Sie gab ihrer kleinen Schwester einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer. „Gute Nacht, Kenny.“ Kenny lächelte das kleine Mädchen an, schaltete das Licht aus und schloss die Tür hinter sich. „Kyle! Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“, rief sie Richtung Badezimmer. Die Angesprochene riss die Badezimmertür auf und funkelte ihre Schwester böse an. „Ja“, knurrte sie. Kenny verdrehte genervt die Augen und begab sich dann runter in die Küche, um den Abwasch zu erledigen. Es war bereits zehn als Kyle zu Kenny in den Keller kam. „Ich geh jetzt ins Bett. Mach du auch nicht mehr so lange, ja?“, sagte das junge Mädchen ungewohnt sanft. Kenny lächelte sie an. „Ich versuchs. Gute Nacht, Kyle.“ „Gute Nacht, Kenny.“ Kenny wartete solange bis Kyle ihre Zimmertür geschlossen hatte, dann griff sie zum Telefon und wählte die Nummer ihrer Tante. Sie musste unbedingt mit jemanden über ihre Schwangerschaft reden, sie konnte es nicht für sich behalten. Sie brauchte Rat und Kenny fand, dass ihre Tante die beste Adresse dafür war. „Rivers“, ertönte es von der anderen Seite der Leitung. „Hey, Tante Claire. Ich bins Kenny.“ „Kenny? Ist irgendwas passiert?“ Die Stimme ihrer Tante klang leicht panisch. „Nein… Doch… Ich meine…“, stotterte Kenny. „Was ist passiert, Kendra?“, fragte ihre Tante ernst. Seufzend setzte Kenny sich an den Küchentisch. „Ich bin schwanger“, flüsterte sie ins Telefon und schloss die Augen. Sekundenlang war Schweigen von der anderen Leitung zu vernehmen, dann endlich ertönte die Stimme ihrer Tante wieder: „Du bist was?“ „Ich bin schwanger“, wiederholte Kenny und versicherte sich, dass ihr Vater sie nicht hören konnte. „Von wem?“, schrie ihre Tante sie an. „Von einem Jungen aus der Schule“, antwortete Kenny kleinlaut. „Du hast sie doch nicht mehr alle, Kendra! Du lässt dich von einem Jungen aus der Schule schwängern? Und das in deiner Situation!“ „Tante Claire… Ich…“, begann Kenny. „Du was?“ „Ich wollte dich um einen Rat bitten. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich brauche deine Hilfe.“ Kenny hörte wie ihre Tante scharf die Luft ein sog. „Ich werde dir sagen, was du tun wirst, Kendra“, sagte Claire spitz. Hoffnungsvoll horchte Kenny auf. „Du wirst mit niemandem darüber reden und abtreiben!“ Nun war es an Kenny geschockt zu schweigen. „Abtreiben?“, wiederholte sie. „Ja, stell dir doch mal vor wie dein Vater reagieren würde“, antwortete Claire. „Ja, aber meinst du nicht, ich sollte wenigstens dem Vater des Babys davon berichten?“, fragte Kenny. Je länger Kenny darüber nachdachte desto mehr festigte sich ein Entschluss in ihrem Inneren. „Nein, du wirst dir gleich Morgen einen Termin für eine Abtreibung besorgen“, sagte ihre Tante mit ernster Stimme. „Aber was ist, wenn der Vater das Baby möchte? Was ist, wenn er das Baby großziehen will?“, widersprach Kenny ihrer Tante. „Kendra Marie Rivers, du wirst dieses Baby nicht bekommen können. Du musst in erster Linie an deine Schwestern denken. Was passiert mit ihnen, wenn du das Baby bekommst? Und denk auch mal dran, wie dein Vater reagieren wird.“ Sie sollte an ihre Schwestern denken? Sie hatte ihr ganzes Leben lang nichts anderes getan als an ihre Schwestern zu denken. Kenny hatte immer nur an andere gedacht. An ihre Freunde, ihre Schwestern, ihre Tante, ja sogar an ihren Vater. Vielleicht war es jetzt an der Zeit mal an sich zu denken, und im Prinzip dachte sie ja dann auch an das ungeborene Baby, das da in ihr heran wuchs. „Tante Claire, aber ich möchte wenigstens das der Vater bescheid weiß. Es ist sein gutes Recht“, beharrte Kenny. Wieder schwieg ihre Tante, dann sagte sie: „Gut, es ist deine Entscheidung. Ruinier dir ruhig dein Leben.“ Mit diesen Worten legte Claire Rivers auf. Fassungslos blickte Kenny auf das Telefon. Ihr Leben ruinieren? War ihr Leben nicht schon längst ruiniert? Seufzend ließ Kenny ihren Kopf auf den Tisch fallen. Ein Teil ihrer Entscheidung war getroffen. Sie würde wenigstens Will von der Schwangerschaft berichten. Kenny atmete noch einmal tief durch, dann drückte sie auf den Klingelknopf. Sie stand vor dem Haus von William Hastings. Es war ziemlich beeindruckend, die ganze Gegend war ziemlich beeindruckend. Wills Familie musste ziemlich viel Geld haben. Kenny war zu Will nach hause gefahren, weil sie ihn in der Schule heute nicht gesehen hatte. Noch dazu wollte sie es ihm nicht unbedingt auf dem Schulflur zwischen zwei Unterrichtsstunden erzählen. Von der Schulsekretärin hatte Kenny sich dann einfach Wills Adresse besorgt. Herannahende Schritte holten Kenny aus ihrer Musterung. Dann wurde die Haustür geöffnet und Kenny blickte in das Gesicht einer schwarzhaarigen Frau, Mitte 40. Sie trug die Kleidung eines Hausmädchens. „Ja, bitte?“, fragte sie. „Ähm… Guten Tag… Ich… Ich bin Kenny Rivers. Ich würde gerne zu Will“, stotterte Kenny. Das Hausmädchen musterte Kenny von oben bis unten, dann lächelte sie freundlich. „Gehst du mit Will zusammen zur Schule?“, fragte sie, während sie eine einladende Geste machte. Kenny trat in das Haus und antwortete: „Ja, wir haben einige Fächer zusammen.“ „Folg mir, Kenny.“ Kenny tat wie geheißen und folgte dem Hausmädchen in den ersten Stock. Dort blieben sie vor einer Tür stehen, das Hausmädchen klopfte an und öffnete dann die Tür: „Will, du hast Besuch.“ „Schick ihn rein“, erschall Wills Stimme. Das Hausmädchen öffnete die Tür noch ein Stück und lächelte Kenny auffordernd an. Kenny nickte dankbar und betrat dann Wills Zimmer. Will blickte von seinem Laptop auf, während Kenny aus dem Augenwinkel wahrnahm wie die Zimmertür geschlossen wurde. „Kenny“, sagte er verwundert. „Hi Will“, antwortete Kenny. „Was führt dich zu mir?“, fragte Will noch immer verwundert. „Es gibt etwas, über das wir reden müssen.“ „Okay“, sagte Will gedehnt. Kenny atmete noch einmal tief durch, dann sprach sie die drei alles bedeutenden Worte aus: „Ich bin schwanger.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)