Gladiator von Hotepneith (Ein Halbdämon und das Imperium) ================================================================================ Kapitel 5: Munus ---------------- Worterklärungen für die Nicht-Lateiner unter euch: Der Spieleveranstalter war ein munerarius, der die munera organisierte, aus denen später die ludi, die tödlichen Gladiatorenspiele der Kaiserzeit hervorgingen. Munera wurden zunächst bei Begräbnissen veranstaltet, später auch zur Unterhaltung. Ich habe den Spieleveranstalter Munus genannt, da dies eben nicht das Römische Reich ist…. 5. Munus Inuyasha hatte sein Zeitgefühl verloren. Schon lange zählte er nicht mehr die Tage, die Wochen, die Monate, die er in der Kampfschule war. Nur wenig Abwechslung gab es in dem monotonen Ablauf. Manchmal reisten die sieben Krieger ab, dann kamen sie wieder, manchmal wurden Gladiatoren vermietet und kehrten verletzt zurück. Oder auch gar nicht. So war er wirklich überrascht als ihm Goshinki eines Tages erklärte, seine Ausbildung sei beendet und er würde nun auch vermietet werden. Zunächst allerdings stünde ein bisschen Werbung an. Schon das Lächeln des Waffenmeisters ließ ihn nichts Gutes ahnen, geschweige denn die Tatsache, dass dieser sagte: „Zieh dein Oberteil aus. Es macht sich bei den Interessenten besser, wenn sie sehen können, wie stark du bist. Und gerade die Frauen werden so auf dich stehen.“ Der Halbdämon gehorchte, obwohl in ihm eine äußerst ungute Erinnerung an seinen ersten Tag aufstieg, als ihn jeder betrachten, ja, anfassen durfte. Diese eine Frau vor allem…Aber er fragte nur: „Weitere Befehle?“ Goshinki war so zufrieden mit dem gefügigen Gladiator, so dass er etwas ausführlicher erklärte: „Es sind einige Kunden gekommen, die den neuen Jahrgang sichten wollen. Und du bist nun einmal der einzige Halbdämon, da werden alle Interesse an dir zeigen. Zuerst kommt die Besichtigung, dann Einzelübungen in der Arena. Kein Kampf zunächst. Herr Hakudoshi will die Preise erhöhen können. Benimm dich also, vielleicht vermietet er dich dann an jemanden, der nur ehrliche Kämpfe zeigen will.“ Inuyasha glaubte ihm nicht, aber er wollte sich keiner Strafe aussetzen und schwieg. So fand er sich bald in einer Reihe mit fünf menschlichen Gladiatoren im Vorhof wieder, alle anderen entsprechend ihren Kampfarten gekleidet. Fünf Männer und zwei Frauen betraten diesen, geführt von Hakudoshi. Inuyasha war etwas erstaunt über die beiden Frauen, zumal eine davon doch noch ein sehr junges Mädchen war. Aber dann erkannte er, dass es sich wohl um Mutter und Tochter handelte. Ob diese ihn auch anfassen würden? Er schluckte, da er inzwischen durchaus mitbekommen hatte, was in diesem Fall von ihm erwartet wurde. Und er hatte doch keine Ahnung…. Goshinki pfiff dagegen leise: „Senatorin Higurashi! Strengt euch an, Männer. Sie ist der Munus des Imperators!“ „Was ist ein Munus?“ erkundigte sich der Halbdämon unwillkürlich, zuckte dann allerdings zusammen, mit einer Strafe rechnend, wie er sie sich schon öfter zugezogen hatte. „Der Veranstalter“, zischte der Waffenmeister allerdings nur. Vor Kunden wurde kein Sklave bestraft, das senkte den Preis, wenn diese seine Ungehorsamkeit mitbekamen. Sie organisierte also Gladiatorenkämpfe und anderes für den Imperator? Dann würde sie sicher viel bezahlen – und Hakudoshi doch zufrieden sein und ihn nicht traktieren. Eigenartig, dass dies eine Frau machte. Obwohl, bis eben hatte er auch nicht erwartet, dass eine Frau im Senat sein könnte. Das war wohl Unsinn. Er musste nur an die junge Frau denken, die vor Jahren diesen Mönch...Miroku…gekauft hatte. Sie hatte auch einen Titel getragen, Venatrix. Ganz offensichtlich machte der Imperator da keinen Unterschied. Zuhause, im Norden, war das anders gewesen. Er senkte den Blick, zu gut abgerichtet, aber auch aus gewissem Schamgefühl. Dämonen und Menschen vor ihm betrachteten jeden Quadratzentimeter seines Körpers genau, abschätzend, forschend. Und dabei hätte er gern die Tochter der Senatorin weiter angeguckt. Seit Jahren hatte er kein Mädchen auch nur gesehen – und er hatte sie beim ersten Anblick als hübsch und nett eingestuft. Ihre Augen waren so groß, so dunkel, so warm und sie roch so gut…Aber das war vollkommen gleich. Hakudoshi würde ihn jetzt vermieten. Er brach seinen Gedankengang ab, als ein Dämon fragte: „Wie viel für den Jungen da, Hakudoshi?“ „Pro Turnier: zweitausend als Miete, wenn er verletzt wird dreitausend, als Todesfallpauschale fünftausend“, kam die ruhige Antwort. Der junge Halbdämon hätte fast zu laut Luft geholt. Das war das Doppelte, was der für die menschlichen Gladiatoren verlangte, soweit er mitbekommen hatte. Und er fuhr fort: „Zu teuer? Du hast ihn noch nicht kämpfen gesehen. Die Menschen die halbe Miete davon.“ Der noch immer zu Boden blickende Inuyasha entdeckte vor sich einen Kleidersaum, Schuhe. Eine weibliche Stimme stellte fest: „Du bist ein Halbdämon.“ Sie klang so warm, so weich…wie Mama….In gesunder Abneigung gegen Stahlruten und Hakudoshis Erfindungsgaben erwiderte er jedoch ohne einen Muskel zu bewegen nur: „Ja, Herrin.“ „Sag: Senatorin.“ Sie klang irritiert: „Seit wann übst du hier?“ „Seit drei Jahren, Senatorin.“ „Gegen wen?“ „Samniten, Netzkämpfer und andere.“ „Welche Rüstung trägst du?“ „Keine, Senatorin. Mein…“ Er brach ab. Mehr war nicht gefragt gewesen. Und er war wegen überflüssiger Äußerungen schon geschlagen worden. „Dein...?“ wiederholte sie. „Mein Gewand ist aus Feuerrattenhaar, das schützt mich.“ Hakudoshi mischte sich ein: „Und bedenke, Senatorin, was es für einen Effekt macht, wenn er anscheinend ungeschützt ist.“ Er klang ruhig, aber damit hatte er gerechnet. Der Halbdämon würde der Renner in diesem Jahr sein. Allerdings ausgerechnet sie…Er hatte ihr jedoch unmöglich die Sichtung verweigern können, ohne dass sie zum Imperator ging. „Ich organisiere Spiele nicht erst seit gestern, mein Lieber. Auch dieser Samnit macht einen guten Eindruck. Ich möchte Übungen sehen.“ Da dies auch die anderen Interessenten wollten, nickte der Kampfschulleiter. „Es ist unheimlich hier“, flüsterte die Tochter der Senatorin, als sie auf dem Balkon der Arena Platz nahmen: „Ganz anders als in der Kampfschule im Süden, wo wir letztes Jahr waren.“ „Ja“, gab die Mutter leise zu: „Ich habe auch noch nie Männer von Hakudoshi genommen. Allerdings, die letzten Veranstaltungen, die Senator Naraku organisierte, waren sehr gelungen. Ich kann es mir nicht leisten hinter ihm zurückzustehen. schon um euretwillen. Ohne meinen Titel als Senator und vor allem das Einkommen als Munus wird Souta keiner und du wirst nicht Priesterin. Ich benötige das Wohlwollen des Imperators. Naraku besorgt sich seine Kämpfer immer hier.“ Und es hatte sie deutliche Mühe gekostet, das herauszubringen. Seltsamerweise machte Hakudoshi keine Werbung, hatte auch kein anderer ihr bekannter Munus von hier je Gladiatoren geholt. „Ich weiß, Mama. Aber diese Männer…und dieser Halbdämon…sie haben uns nicht angesehen.“ „Ich habe es bemerkt, Kagome. Sonst wollen sie einen immer beeindrucken, zeigen, wie stark und fähig sie sind. Und hier schienen sie fast Angst zu haben. Du hast Recht. Es ist eine ungute Atmosphäre.“ „Kannst du sie nicht hier wegholen?“ „Alle unmöglich. Du hast ja schon gehört, wie viel Hakudoshi allein als Miete pro Kampf für diesen Halbdämon will. So viele Gladiatoren kann ich mir nicht leisten – und wird der Imperator auch sicher nicht wollen.“ „Er sieht so niedlich aus mit diesen Ohren….“ Kagome bemerkte nicht, dass sie gerade nicht vom Imperator sprach. Sie blickte in die Arena, wo die sechs Gladiatoren gerade eine lange Reihe ausgefeilter Einzelübungen begannen, um ihr Können zu zeigen. „Aber so ein großes Schwert….“ „Das ist ein Dämonenschwert. Nur jemand mit dieser Energie kann es führen. Anscheinend auch als Halbdämon.“ „Ja, ich spüre seine Macht. Also, die des Schwertes, “ ergänzte sie hastig. Die Senatorin warf ihr einen raschen Blick zu, lächelte dann aber: „Natürlich. Du hast da eben ein besonderes Talent, das mir vollkommen fehlt. – Nun, wir werden sehen.“ Hakudoshi bemerkte, wie seine Interessenten vor allem den Halbdämon beobachteten und rieb sich gedanklich die Hände. Das war eine ausgezeichnete Investition gewesen. Er würde ihn innerhalb eines Jahres mindestens zwölf Mal vermieten können, da es doch zu erwarten stand, dass er seine Kämpfe überleben würde. Natürlich würde Naraku ihn später auch für ein Turnier vor dem Imperator haben, und, wie immer, nichts dafür bezahlen wollen, aber da musste er eben zusehen, dass er zuvor sein Geld samt Gewinn schon hereinbekommen hatte. Andererseits schien auch Senatorin Higurashi erhebliches Interesse an ihm zu haben – und wäre der Halbdämon schon einmal vor dem Imperator aufgetreten, würde Naraku sich wohl etwas anderes einfallen lassen müssen. Was würde ihm sein Vater jetzt befehlen? Die Senatorin abweisen und den Halbdämon anderweitig vermieten? Das wäre wohl das Sinnvollste. Der Kampfschulleiter richtete sich etwas auf, als er bemerkte, dass die Senatorin zu ihm kam und sich neben ihm niederließ. „Du hast da interessante Gladiatoren, Hakudoshi“, meinte sie. „Welche möchtest du anmieten?“ „Nun, ein Halbdämon ist noch nie vor dem Imperator aufgetreten. Das wäre etwas Ungewöhnliches.“ „In der Tat. Und darum …“ Er hätte fast zuviel gesagt. Sie sah in die Arena: „Und darum soll Senator Naraku der sein, der dies ermöglicht? Was für ein treuer Sohn.“ Hakudoshi holte tief Luft. Der Schlag kam unerwartet. Naraku legte stets äußersten Wert darauf, dass niemand von seinen unehelichen Söhnen erfuhr. Offiziell hatte er als Kinder nur Kanna und Kagura. „Ich weiß nicht, wovon du redest, Senatorin“, meinte er ein wenig mühsam. „Natürlich. - Mein Angebot lautet: ich bezahle dir Dreißigtausend als Ablöse sofort. Und dafür gehört der Halbdämon dann zu meinem Stall.“ „Dreißigtausend?“ echote Hakudoshi verblüfft. Das war viel mehr, als er innerhalb eines Jahres selbst bei regelmäßiger Vermietung aus dem Halbdämon schlagen könnte. Spätestens dann musste er ihn ja bestimmt dem ehrenwerten Senator Naraku überlassen. Der Munus des Imperators wollte wohl wirklich eine gute Veranstaltung auf die Beine stellen. Nun, sie stand ja in Konkurrenz zu seinem nicht gerade innig geliebten Vater, den er solcherart auch ein wenig ärgern konnte. Allerdings müsste er noch eine Kleinigkeit erledigen… „Gut. Einverstanden, Senatorin. Ich werde ihn den Vertrag unterschreiben lassen, dann gehört er zu deinem Stall.“ „Ein gutes Geschäft für uns beide.“ Die Senatorin stand wieder auf, zufrieden, derart erfolgreich auf den Busch geklopft zu haben. Also hatte sie ihr Gefühl nicht betrogen, dass Hakudoshi Naraku ähnlich sah. Dieses Verwandtschaftsverhältnis erklärte auch, warum dieser seine Gladiatoren immer von hier holte. Inuyasha zog sich rasch sein Oberteil über, als ihm Goshinki den Befehl brachte, zum Kampfschulleiter kommen zu sollen. Demgemäß war er vermietet worden. Wohin er wohl reisen musste? Und wie oft dort kämpfen? Ob er das überleben würde? Doch, das würde er. Er hatte Tessaiga und er musste nur an seine Mutter denken… Hakudoshi musterte ihn, als er hereinkam, ehe er eines von zwei Papieren über den Tisch schob: „Hier. Unterschreibe. Wenn du deinen Namen nicht schreiben kannst, genügen drei Kreuze.“ Ein wenig irritiert gehorchte der junge Halbdämon und versuchte hastig zu entziffern, was dort stand, als er seinen Namen darunter setzte. Als er „Higurashi“ las, setzte sein Herzschlag aus. Er würde in der Hauptstadt kämpfen, vor dem Imperator? „Du hast dich soeben verpflichtet, zwölf Jahre für den Munus des Imperators zu kämpfen.“ Hakudoshi nickte etwas: „Viel Spaß. Sie hat immerhin Dreißigtausend für dich bezahlt.“ Zwölf Jahre? Das war eine lange Zeit, aber ein Halbdämon lebte doch viel länger als ein Mensch. Und wieso überhaupt: zwölf Jahre? Was würde dann geschehen? Musste er hierher zurück? Dreißigtausend – das war ja ein Vermögen. Was sie wohl dafür alles von ihm wollte? Noch hatte sie ihn nicht angefasst… Aber bevor er unerlaubterweise eine Frage stellen konnte, reichte der Kampfschulleiter die Papiere dem Waffenmeister: „Bring ihn weg, Goshinki. Die Senatorin will unverzüglich abreisen.“ Im Hof wartete eine Sänfte zwischen zwei Pferden. Inuyasha erkannte die Senatorin und ihre Tochter darin. Daneben standen zwei menschliche Bewaffnete, sicher der Geleitschutz. Beide musterten ihn mit gewisser Neugier, nickten ihm dann aber freundlich zu. Wo waren allerdings die dämonischen Wachen oder Ketten für ihn? Aber ein Fluchtversuch wäre auch vollkommen sinnlos. Ihm fiel ein, dass entflohene Sklaven stets mit einem grausamem Tod rechnen mussten – um wie viel weniger würde es für einen, der dem Herrn des Imperiums entkommen wollte, Nachsicht geben. Goshinki überreichte die Papiere. „Mit den besten Empfehlungen des Herrn Hakudoshi, Senatorin.“ „Danke. Dann können wir aufbrechen.“ Als sich die Sänfte in Bewegung setzte, das vordere Pferd geführt von den beiden Bewaffneten, fuhr sie fort: „Komm neben mich, Halbdämon…“ Sie warf einen zweiten, verwunderten, Blick auf die Papiere in ihrer Hand: „Du hast keinen Namen?“ „Inuyasha, Herrin.“ Nichts in ihm wehrte sich gegen diese Anrede. Sie fragte ihn nach seinem Namen? Das hatte in den ganzen letzten Jahren niemand getan – nun, seit Miroku niemand. Zuvor allerdings auch keiner. Und er wurde nicht angekettet. Sie und ihre Tochter rochen überdies so gut, so warm…. „Ich sagte schon, du sollst mich Senatorin nennen.“ Wieder wirkte sie etwas irritiert: „Du bist doch kein Sklave.“ „Äh…was?“ Inuyasha dachte, nicht recht gehört zu haben. Die Senatorin hob die Papiere in ihrer Hand: „Hakudoshi hat vor drei Jahren deine Freilassung unterschrieben, schon vergessen?“ Anscheinend hielt sie ihn jetzt für dumm. So suchte er nach Worten, die er jahrelang nicht hatte aussprechen können: „Verzeihung, Senatorin, das…das kommt ein wenig überraschend. Ich dachte immer, ich sei noch ein Sklave. Immerhin wurde ich auch bestraft…“ „Dann hat Hakudoshi das jetzt erst unterschrieben und zurückdatiert, Mutter“, stellte Kagome fest: „Aber warum?“ Das fragte sich auch Inuyasha, der einen raschen Blick auf die Tochter der Senatorin riskierte. Wenn er schon kein Sklave mehr war…. „Nun, ich verstehe jetzt vor allem, wie es Senator Naraku möglich war, derartig glanzvolle Gladiatorenspiele zu veranstalten. Hakudoshi kauft Sklaven, bildet sie aus und vermietet sie. Damit sichert er seinem Vater nicht nur Einnahmen, sondern auch eine schier unerschöpfliche Quelle an Gladiatoren, denn Naraku wird keine Miete bezahlen.“ Naraku? Irgendwoher kam Inuyasha dieser Name bekannt vor. Senator Naraku? Dann erinnerte er sich daran, dass dies der Name des Goldminenbesitzers war, der die ganzen Familien gekauft und in den sicheren Tod geschickt hatte. Und Hakudoshi war sein Sohn? Nachdenklich fuhr die Senatorin fort: „Noch eines ist mir jetzt klar. Wir hatten doch schon ein ungutes Gefühl, Kagome. Diese Männer dort sind alles Sklaven. Und Hakudoshi lässt sie erst frei, wenn sie an einen anderen Munus übergehen. Solange sie nur vermietet werden…“ Sie sah seitwärts: „Wurdest du schon einmal vermietet, Inuyasha?“ „Nein. Das sollte heute…mein erstes Mal sein. Darf ich dich etwas fragen, Senatorin?“ Er musste versuchen herauszufinden, wie sie ihn weiter behandeln wollte, Sklave hin oder her. Vielleicht war das auch nur eine Falle, um ihn dann hart bestrafen zu können – als ob ein Besitzer dazu einen Vorwand benötigte. „Nun?“ „Du hast Dreißigtausend für mich bezahlt und ich muss jetzt zwölf Jahre für dich kämpfen?“ „Ja, so steht es in unserem Vertrag. Und ich bin sicher, du bist danach ein reicher Mann.“ Obendrein würde er ihr eingesetztes Geld auch wieder für sie einbringen. „Reich?“ wiederholte der junge Halbdämon ungläubig. „Natürlich. Ein Gladiator bekommt doch Anteile an den Einnahmen seiner Kämpfe. Die Zuschauer werden sicher begeistert von dir sein.“ Davon hatte Inuyasha noch nie etwas gehört. Aber vermutlich steckte Hakudoshi auch dieses Geld ein. „Und wenn ich….wenn ich sterbe?“ „Warum solltest du? Schön, es passieren manchmal Unfälle, aber…Moment. Kagome, erzähle ihm doch einmal wie die Spiele in der Hauptstadt ablaufen. Ich muss nachdenken.“ Der junge Halbdämon blickte zu dem Mädchen, mehr als irritiert. Sie sah wirklich hübsch aus, dachte er, nahm sich aber zusammen. Kagome war die Tochter einer Senatorin und er zwar kein Sklave mehr - aber doch ein Gladiator. Aber wieso nannten sie es Spiele? Nun ja, es waren wohl tödliche. Kagome nickte: „Ja, Mama. – So ein Tag mit Gladiatorenspielen dauert immer sehr lange. Gladiatoren sind teuer und außer meiner Mutter als Veranstalterin des Imperators leistet sich kaum jemand euch Kämpfer für dauernd. Nun ja, Senator Naraku. – Es geht morgens los. Zuerst finden allerlei sportliche Veranstaltungen statt, Ringen oder Wettläufe. Dann ist eine Mittagspause, in der die Zuschauer sich Essen und Trinken holen. Meist auf Kosten des Imperators. Danach gibt es zumeist etwas, bei dem Dämonen ihre Geschicklichkeit und Fähigkeiten zeigen. Und dann finden als Höhepunkt die Gladiatorenkämpfe statt. Meist sind es drei Paare unterschiedlicher Sorten. – Oh, Mutter, Inuyasha müsste sich doch gut gegen Kouga machen.“ „Ja, daran dachte ich.“ Die Senatorin sah zu ihrer Neuerwerbung: „Er hat sich auch auf zwölf Jahre verpflichtet und ist der einzige Dämon unter meiner Gladiatoren. Gewöhnlich muss er sich immer sehr zurückhalten, aber gegen dich könnte es auch für ihn interessant werden.“ Ein Dämon, der sich freiwillig zu diesem tödlichen Kampf gemeldet hatte? War er so sicher, immer gegen Menschen zu gewinnen? Sein Gesichtsausdruck musste seine Überraschung verraten haben, denn Kagome nickte: „Er hat schon einiges Geld erkämpft. Er ist sehr nett, ich glaube, ihr werdet euch gut verstehen.“ „Ein Gladiator hat keine Freunde“, erwiderte der Halbdämon sofort. „Warum denn nicht? Das wäre ja traurig.“ „Wenn du nicht weißt, an wen du vermietet wirst, und nicht weißt, ob du beim nächsten Kampf nicht deinen Freund töten musst?“ „Ja, was hat denn dieser Hakudoshi da gemacht?“ fragte sie empört: „Mutter!“ „Ich verstehe immer mehr“, meinte die Senatorin. „Das musst du dem Imperator anzeigen!“ „Hakudoshi hat hohe Protektion. Und ich kann im Moment nichts offen gegen Senator Naraku unternehmen, um meiner Kinder willen, Kagome. Aber ich werde eine Gelegenheit nutzen, den Imperator darauf aufmerksam zu machen. Hakudoshi ist wohl absolut sicher, dass kein Munus genauer bei einem Gladiator nachfragt, wenn die Papiere in Ordnung sind.“ Die Senatorin blickte seitwärts, wo ihre Neuerwerbung neben der Sänfte ging und sichtbar nichts verstand: „Der Gladiatorenberuf ist gefährlich, ja, es gibt immer wieder Verletzungen. Aber doch keine Toten…Nun, so gut wie nie. Das verhindern ja schon die Regeln und die Schiedsrichter.“ „Schiedsrichter?“ echote Inuyasha. Er wusste selbst, dass er nicht gerade intelligent wirkte, aber das war im Moment zuviel Neues auf einmal, zumal nach den abstumpfenden Jahren in der Kampfschule. „Natürlich. Zwei Priester sind immer mit in der Arena. Und wenn ein Gladiator seinem Gegner zu unterlegen ist, wird der Kampf abgebrochen. Was natürlich nicht vorkommen sollte, da es das Publikum enttäuscht. Darum ist es auch die Aufgabe des Munus, meine Aufgabe, die Paarungen möglichst gleichstark zu besetzen und die Kämpfe ausführlich vorzubereiten. Selten gibt es dann auch andere Kämpfe eines Gladiators, zum Beispiel gegen zwei andere gleichzeitig oder nacheinander, aber nur auf Wunsch des Veranstalters, also in meinem Fall gewöhnlich des Imperators. Und auch diese werden genau geplant und in Szene gesetzt.“ Die Senatorin betrachtete ihn: „Du hast wirklich geglaubt, dass jeder Kampf auf Leben und Tod geht?“ „Ich sah schon zu.“ „In einer öffentlichen Arena? Das wäre….“ Sie suchte nach Worten: „Ja, eine Hinrichtung!“ „Es war die eigene Arena Hakudoshis. Und die Männer, die starben, waren seine Sklaven, die nicht zum Gladiator ausgebildet werden wollten. Die, die er vermietete, kamen zu einem gut Teil auch nie mehr wieder.“ Irgendwie tat es gut, dass Kagome und ihre Mutter so empört waren. Sein Leben schien erfreulicher zu werden, als er es in den vergangenen Jahren befürchtet hatte. Und, wenn die Herrin…die Senatorin Recht hatte, wäre er in zwölf Jahren nicht nur frei sondern auch reich. „Ich…Senatorin, ich werde Geld bekommen?“ vergewisserte er sich. Diese nahm sich sichtlich zusammen: „Ja. Wie gesagt, jeder auftretende Gladiator erhält Anteile an den Einnahmen der Arena. Je öfter du also angefordert wirst, umso mehr Geld bekommst du. Dazu kommen die Münzen, die die Zuschauer in die Arena werfen. Das wird immer zwischen den beiden Kämpfern aufgeteilt. Und natürlich, bei einem ganz besonderen Kampf, macht auch der Imperator ein Geschenk.“ Das klang fast zu schön um wahr zu sein. Wo war da die Falle? „Wo…wo werde ich wohnen?“ Er wollte nicht direkt fragen, ob es wieder in solch einem stickigen, fensterlosen Raum mit allen anderen im Keller der Arena sein würde. „Bei den anderen. Bei meinem Haus gibt es einen Hof, wo ihr üben könnt. In dem Gebäude dort wohnen meine Gladiatoren. Du kannst Marcus und Tino fragen, sie führen das Pferd.“ Inuyasha warf einen überraschten Blick nach vorn. Diese beiden waren auch Gladiatoren? Und die Senatorin ließ sich von ihnen beschützen statt sie bewachen zu lassen und einzusperren? „Danke“, sagte er aber nur in geübtem Gehorsam und machte einen Satz nach vorne, um neben die beiden zu gelangen. „Senatorin Higurashi sagte, ihr seid Marcus und Tino…auch Gladiatoren?“ „Ja. Ich bin Tino.“ Der blonde Mann betrachtete ihn wieder neugierig: „Du bist also ein echter Halbdämon?“ „Ich heiße Inuyasha.“ Die Senatorin hatte ihn nach seinem Namen gefragt, da wollte er von einem Gleichrangigen nicht so genannt werden. „Ich wollte dich nicht ärgern, Inuyasha. Aber ich habe noch nie einen gesehen. Halbdämonen sind wohl sehr selten….“ Was sollte er dazu schon sagen: „Ja, sehr.“ Tino grinste: „Wenn wir in der Hauptstadt sind und wieder üben, möchte ich gern mal gegen dich antreten. Das wird sicher spannend.“ „Gut.“ Inuyasha, nun, da er wusste, dass er wohl nicht töten musste und nicht um sein Leben kämpfen, war mehr als erleichtert – und durchaus willens mit anderen zu reden um seine Neugier zu befriedigen: „Wie viele seid ihr?“ „Wir sind sechs, mit dir sieben, Gladiatoren. Also, wir beide, dann Kouga, das ist ein Wolfsdämon, Gaius, Goku und Minari.“ „Samniten?“ „Ja, wir beide. Gaius und Minari snd Netzkämpfer. Goku ist Spezialist, er hat eine eigenartige Kampftechnik drauf, na, das wirst du schon sehen. Und Kouga kämpft mit einem Schwert. Der Kerl ist schnell, selbst für einen Dämon, das muss man ihm lassen. Meist stellt uns die Senatorin zu zweit gegen ihn, damit es ein wenig amüsanter für die Zuschauer wird. Obwohl, gegen dich könnte er sich auch schwerer tun. Jedenfalls, sind die Kämpfe gegen ihn immer recht einträglich. Da fliegen die Münzen!“ Der bislang schweigsame Marcus nickte: „Ich hoffe, dass das bei dir auch passiert. Immerhin ist ein Halbdämon noch nie in der Arena gewesen.“ Er zwinkerte: „Und so, wie du aussiehst, werden bestimmt nicht nur Münzen sondern auch Blumen fliegen.“ Da er bemerkte, dass Inuyasha nichts verstand: „Frauen und Mädchen werfen gern kleine Sträuße in die Arena, wenn sie einen mögen. Manchmal liegen dann da auch Liebesbriefe bei, Bitten um Verabredungen.“ Er lächelte unwillkürlich, als er den fassungslosen Blick des Jungen bemerkte: „Wenn du es noch nicht wissen solltest: Gladiatoren sind die Elite der Arena. Und es ist keine Schande, sich mit einem zu verabreden.“ Das hatte ihm wirklich noch keiner gesagt: „Hat die Senatorin nichts dagegen?“ „Nicht, wenn du am nächsten Tag wieder pünktlich zum Training erscheinst.“ Inuyasha atmete tief durch. Er hätte schon eine Idee gehabt, mit wem er gern eine Verabredung hätte, aber er vermutete doch schwer, dass sich die Toleranz der Senatorin nicht auf ihre eigene Tochter erstreckte. *** Wann wird Inuyasha wohl bemerken, dass er mehr weiß als seiner Gesundheit zuträglich ist? Wann wird Hakudoshi bemerken, dass er einen gravierenden Fehler gemacht hat? Aber zunächst einmal lernt Inuyasha das Leben in der Hauptstadt kennen – und deren für ihn ungeahnte Schattenseiten. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)