Gladiator von Hotepneith (Ein Halbdämon und das Imperium) ================================================================================ Kapitel 4: Tessaiga ------------------- Inuyasha gewöhnte sich bald an den monotonen Tagesrhythmus in der Kampfschule. Wecken im Morgengrauen, Frühstück, Üben, Abendessen, erschöpftes Schlafen, an sieben Tagen in der Woche. Die anderen, menschlichen, Gladiatoren wechselten kaum ein Wort mit ihm ebenso wie untereinander, wenn es nicht während der Übungen gegeneinander notwendig war. Manche von ihnen schienen ihm ähnlich wie die Ochsen auf dem Feld unter dem Joch – sie reagierten nicht auf Ungewöhnliches, schienen nicht einmal mehr zu denken. Die sieben Kämpfer um Bankotsu waren immer beisammen, unterhielten sich, aber sie waren auch etwas Besonderes. Wenn sie die Kampfschule verließen, dann immer gemeinsam und sie kehrten auch stets gemeinsam zurück. Der junge Halbdämon wusste nicht, was sie taten, denn sie hielten sich dazu stets abgesondert von den anderen. Eigentlich war er ganz froh darum. Der Anführer, Bankotsu, war ja anscheinend ganz in Ordnung, aber die Anderen fand er doch recht unheimlich. Vor allem ein anderer, recht junger, Mann musterte ihn immer wieder mit einem so eigenartigen Lächeln. Und da dieser Jakotsu schon einmal gemeint hatte, er wolle ihm gern seine Öhrchen abschneiden, hielt sich Inuyasha lieber von ihm fern. Irgendwie war keiner dieser sieben Gladiatoren besonders freundlich. Einige Male war er schon bestraft worden, zumeist wegen impulsiver Fragen oder Bemerkungen. Leider wussten Goshinki und Hakudoshi nur zu gut um die Fähigkeiten seines Gewandes und so musste er es stets ausziehen, ehe er mit Stahlruten gepeitscht oder auch stundenlang mit Ketten an Armen oder Beinen an der Decke aufgehängt wurde. Sie achteten sehr darauf, ihm zwar Schmerzen zuzufügen, dabei aber dafür zu sorgen, dass er spätestens am nächsten Tag wieder üben konnte. Er hatte jedoch auch schon bei anderen Verurteilungen zusehen müssen, wie alle stets, und wusste, dass er bislang gut davongekommen war. Faule oder widerspenstige Gladiatoren wurden oft mit glühendem Eisen behandelt – und der Geruch des verbrannten menschlichen Fleisches war für ihn fast ebenso unerträglich wie die Schreie. Von anderen Strafen, die Hakudoshi einfielen, ganz zu schweigen. Dämonen und Menschen waren gleich grausam, hatte er daraus geschlossen. Um zu Überleben passte er sich an und lernte, neben den Schwerttechniken, seine Gedanken zu verbergen, zu schweigen und sich zu beherrschen, meist zumindest. „Nun, Goshinki, wie macht sich unser Halbdämon?“ Eine reiche Kundin mit besonderen Vorlieben hatte sich schon mehrfach scheinbar beiläufig nach ihm erkundigt. Allerdings nicht zum Kämpfen, das war dem Kampfschulleiter nur zu bewusst. Sie zahlte jedoch immer gut für sehr junge, sehr starke Männer. Da diese zwar vollkommen erschöpft aber zumeist lebend zurückkehrten, tat er ihr den Gefallen. „Gut, Herr Hakudoshi. Man merkt da wohl doch das dämonische Blut. Er ist recht talentiert für den Schwertkampf, würde ich sagen.“ Nun, er hatte selten einen so stur Übenden gesehen wie den Halbdämon in diesen ersten Monaten. „Und er ist nie nachlässig.“ Nicht einmal er hatte in dieser Zeit je einen Grund gesehen, ihn wegen mangelnden Fleißes zu bestrafen - und das wollte etwas heißen. Hakudoshi nickte zufrieden. Dann würde seine Kundin eben noch warten müssen. Ausgebildete Gladiatoren waren teurer und weitaus vielseitiger verwendbar: „Kann er dann schon ein Metallschwert bekommen?“ „Wenn du es wünschst? Wir haben allerdings kein neues mehr….“ „Ich weiß. Aber für morgen hat sich Toutousai angekündigt. Darum frage ich.“ Und der Meisterschmied besuchte nur noch die Kampfschulen, die nahe der Hauptstadt lagen. Immerhin kündigte er sich stets an, so dass gewisse Vorbereitungen getroffen werden konnten, nicht zuletzt die Visite der Waffenkammer. „Der Alte ist verrückt.“ Goshinki schüttelte etwas den Kopf: „Warum beauftragst du nicht Kajinbou?“ „Weil ich nicht bei einem Schüler kaufe, wenn der Meister bei mir vorbeikommt, dummer Goshinki. – Und wer weiß, wie lange es Toutousai noch macht… Bringe den Halbdämon in den vorderen Hof, wenn der Schmied da ist. Persönlich.“ „Du willst ihm ein individuelles Schwert geben? Wie den sieben Kriegern?“ Goshinki gelang es gerade noch, seine Verwunderung in höfliche Worte zu kleiden. Der Herr neigte nicht dazu unnütze Ausgaben zu machen – und würde auch ihn für eine unangebrachte Bemerkung bestrafen. Immerhin war sein Vorgänger als Waffenmeister angeblich in eine Goldmine geschickt worden… „Ja. Auch, wenn er nur ein Halbdämon ist – besonders Befähigte kämpfen mit ihren eigenen Waffen einfach besser. Und es wäre doch schade, wenn er nach den drei Jahren Ausbildung schon im ersten Kampf draufgeht ohne meine Unkosten hereingeholt zu haben.“ Hakudoshis Schmunzeln erinnerte an das tödliche Lächeln seines Vaters. Goshinki nickte eilig nur noch. Inuyasha betrachtete ein wenig erstaunt den alten Dämon, der neben einer Kuh im Hof stand und einige Schwerter vor sich auf einem Tuch ausgebreitet hatte, die Hakudoshi gerade musterte. Das sollte ein Schmied sein? In dem Dorf, bei dem er mit seiner Mutter gelebt hatte, war das ein Mensch, breit und groß gebaut, und nicht so ein mickriger, alter Mann… „Ist das dein neuer Gladiator, Hakudoshi?“ „Ja. Hast du ein persönliches Schwert für ihn, Toutousai?“ „Hm….“ Der alte Schmied kratzte sich am Kopf, als er den Jungen musterte: „Ein Halbdämon, also? Ungewöhnlich, sehr ungewöhnlich. Und dann auch noch mit Hundedämonenblut. Geradezu außerordentlich. Guter Kämpfer?“ „Recht befähigt, ja“, antwortete Goshinki, um zu verhindern, dass der Sklave sich auf ein Gespräch einlassen sollte: „Aber Neuling.“ „Aha...ja…dann nimm das mal, Bengel.“ Toutousai bückte sich und nahm eine Klinge auf: „Hier.“ Inuyasha fasste ein wenig verständnislos nach der Waffe. Er sollte ein eigenes Schwert bekommen? Warum? Die anderen Gladiatoren hatten keines, nun, nur die Sieben. Bei allen anderen war es reiner Zufall, welches Schwert, welchen Dreizack sie an welchem Tag aus der Waffenkammer erhielten. Und warum guckte ihn dieser alte Metallbieger jetzt so an? „Nichts…“ seufzte der und entriss ihm das Schwert wieder: „Dann das hier?“ Nach vier Versuchen reichte es Inuyasha: „Sag mal, du alter Zausel, was soll denn passieren, wenn ich ein Schwert nur in der Hand halte?“ entfuhr es ihm. „Schweig, Halbdämon!“ befahl Goshinki sofort und dieser senkte den Kopf, sicher, dass auf ihn später eine Strafe wartete. Immerhin neigte der Waffenmeister nur zur Peitsche, während der Kampfschulleiter da über weit mehr Phantasie verfügte. „Die Frage ist nicht ganz unberechtigt“, meinte jedoch Hakudoshi, damit andeutend ungewohnterweise diesen Vorlaut zu verzeihen: „Vielleicht erklärst du dich, Toutousai?“ „Er ist kein Mensch!“ sagte der Schmied, als ob damit alles begründet wäre. Da ihn sein Auftraggeber weiterhin fragend ansah, ließ er sich doch zu einer Erläuterung herab: „Persönliche Schwerter bei Menschen müssen ihnen einfach gut in der Hand liegen. Aber dämonische Schwerter suchen sich ihren Herrn, dem sie sein Leben lang treu sind. Ah, das ist es…das hatte ich vergessen. Hundeblut…Hundeblut…“ Der alte Dämon wandte sich seiner Kuh zu und suchte etwas in einem anderen Beutel. Der Kampfschulleiter schüttelte unwillkürlich ein wenig den Kopf. Das wurde ja von Mal zu Mal schlimmer mit dem Alten. Vielleicht sollte er doch bei Kajinbou kaufen. Der war immerhin Toutousais Schüler gewesen, auch, wenn sie wohl nicht gerade als Freunde geschieden waren. Aber diesen Zausel auszuhalten war eine echte Zumutung, mochte sein Vater sagen, was er wollte. Jetzt drehte sich der Schmied wieder um, ein sichtbar altes, verrostetes Schwert in der Hand: „Sag mal, Toutousai, willst du mich auf den Arm nehmen? Ich kaufe dir doch keinen Schrott ab.“ Der dämonische Schmied warf ihm einen empörten Blick zu: „Das ist eines meiner Meisterwerke!“ Und da er bemerkte, dass, und vor allem wie, sein Kunde die Klinge anstarrte: „Du solltest lernen hinter die Dinge zu sehen, Hakudoshi. – Hier, Junge, versuche das mal.“ Etwas enttäuscht nahm Inuyasha das verrostete Schwert. Die anderen waren schön und glänzend gewesen. Was sollte er mit so etwas? Da würden ihn ja alle auslachen….Im nächsten Moment spürte er etwas, das er bei keinem anderen zuvor gefühlt hatte: der Griff pulsierte in seiner Hand. Und plötzlich veränderte sich die Klinge, wurde riesig und breit – und so schwer, dass er unwillkürlich auch mit der Linken zufasste. Hakudoshi und Goshinki blickten erst sich an, dann den Schmied, der sichtlich zufrieden wirkte: „Na also, Tessaiga ist dein Schwert, Hundebengel.“ „Was ist los?“ erkundigte sich der Kampfschulleiter: „Soll das heißen, dieses Schwert hat sich seinen Herrn gesucht?“ „Ja. Und dieses Schwert wird ihn nicht im Stich lassen. – Ich habe es einst für… einen alten Freund geschmiedet, der es eigentlich seinem zweiten Sohn überlassen wollte sobald der geboren wurde.“ Er sah zu Inuyasha: „Da er dann keinen mehr bekam, kann ich mit Tessaiga tun, was ich will. Und da der Sohn ein Hundedämon gewesen wäre, kam ich auf die Idee, dass es zu dir passen könnte. Immerhin bist du ein halber.“ Er kratzte sich erneut am Kopf: „Na ja, mit so ganz dieser Wirkung hatte ich zwar nicht gerechnet, aber das macht ja nichts. Tessaiga hat sich für dich entschieden.“ Tessaiga, also. Der junge Halbdämon starrte die riesige Klinge in seinen Händen an. Noch immer schien ein gewisses Pulsieren vom Griff auszugehen und er hätte schwören mögen, dass sich das Schwert freute. „Hier“, Toutousai bot ihm eine Scheide: „Das gehört dazu. Wenn du die Klinge hinein schiebst, wird sie sich wieder verkleinern.“ Er verzog ein wenig das Gesicht. Warum nur hatte er das Gefühl, er habe noch irgendetwas vergessen, etwas ungemein Wichtiges? Das Schwert hatte sich seinen Meister gesucht, die Scheide war auch die Richtige…Vielleicht würde es ihm später noch einfallen. So bedeutsam konnte es einfach nicht gewesen sein. Inuyasha tat es und schob sich die Scheide samt Schwert in den Gürtel. „Du gibst mir das Schwert nach dem Training ab!“ warnte Goshinki prompt. „Oh“, meinte der alte Schmied: „Niemand außer dem Jungen wird diese Wirkung hervorrufen.“ „Das ist mir klar“, erwiderte Hakudoshi: „Also schön. Dieses Schwert. – Geh üben, Halbdämon.“ Toutousai blickte dem jungen Gladiator nach. Warum nur hatte er immer noch das Gefühl etwas von entscheidender Wichtigkeit übersehen zu haben? Tessaigas Geheimnis musste der Junge selbst herausfinden, da konnte ihm niemand helfen. So sagte er trotz seines unguten Empfindens nur seinen Preis. Die folgenden Tage verbrachte Inuyasha zu seiner gewissen Frustration einfach damit, die riesige Klinge mit nur einer Hand hochheben zu lernen. Erst nach über einer Woche war er stark genug, überhaupt damit beginnen zu können sie zu führen. Mit dem Holzschwert, sei es auch so schwer wie ein gewöhnliches, hatte er keinerlei Probleme gehabt. Aber dieses Tessaiga war so wuchtig...warum eigentlich war die Klinge so extrem breit? Es war jedoch eben nun sein Schwert und er wollte und musste lernen damit umzugehen. Schließlich waren Goshinki schon Andeutungen entkommen, dass die Ausbildung nur drei Jahre dauern würde. Und dann sah er sich vermutlich dem ersten tödlichen Kampf gegenüber. Der Waffenmeister hatte schon bemerkt, dass man ihn gegen mehrere Menschen oder gar Dämonen stellen würde. Hakudoshi wäre sicher entzückt, ihn, den so seltenen Halbdämonen, möglichst oft und möglichst teuer vermieten zu können. Allerdings würde ihn das in Lebensgefahr bringen – umgekehrt aber ihm bei einem Sieg das Weiterleben ermöglichen. Und so trainierte er weiter, in der Gewissheit, dass dieses Schwert sein einziger Partner, ja, Freund in den nächsten Jahren war. Ein Jahr später betrachtete Hakudoshi vom Balkon aus seine in der Arena übenden Gladiatoren, ehe er sich zu seiner Besucherin, die hinter ihm stand, umwandte: „Schön, Kanna, dann nimmst du also fünf von ihnen mit in die Hauptstadt.“ „So ist Vaters Befehl“, erwiderte das Mädchen, dessen Blässe noch durch die weiße Kleidung unterstrichen wurde. „Du weißt, Schwester, wie ich zu unserem Erzeuger stehe. Schön, ich gehorche seinen Befehlen, aber …“ „Du wirst nicht an ihm vorbeikommen, Hakudoshi.“ Sie trat neben ihn: „Welche? – Das dort ist doch ein Halbdämon?“ „Ja. Ihn nicht. Er hat noch zwei Jahre in Ausbildung vor sich, da kann ich ihn dir nicht mitgeben. Wenn Senator Naraku ein Turnier für den Imperator veranstalten will und sich, angeblich, die Unkosten für Gladiatorenkämpfe leistet, müssen sie alle fähig sein, um ihn und uns nicht zu blamieren.“ „Natürlich“, sagte sie ebenso ruhig wie bisher: „Aber ich habe ein ungutes Gefühl bei diesem Jungen.“ „Da bist du die Einzige. Noch jedes weibliche Wesen, das ihn sah, fand ihn… niedlich.“ „Sei kein Narr, Hakudoshi. Du weißt, dass ich manchmal mehr sehe als du.“ „Ja, wie, dass unser eigener Vater mich umbrachte. Komm schon, Kanna, ich lebe noch. Und du hast dich geirrt. Wie jetzt auch. Welche Gefahr sollte von einem Sklaven ausgehen, einem Gladiator, der eingesperrt ist und seine Waffe abends abgeben muss? Außerdem ist er noch so jung.“ Wie wir, wollte sie sagen, entschied sich dann aber nur zu antworten: „Er ist gefährlich, glaube mir. Und ich habe das Gefühl…“ Sie brach ab. Er würde ihr keinen Glauben schenken, nun, auch ihr Vater nicht. Ein Gladiator, ein einfacher Sklave, würde doch nie dem mächtigen Senator Naraku gefährlich werden können… „Ich weiß, du willst gern Prophetin sein, aber ich besitze keinen Glauben – Diese Fünf dort. Zwei Netzkämpfer, drei Samniten.“ „Gut. Ich reise morgen mit ihnen in die Hauptstadt. Stelle die Wachen ab.“ Keiner von ihnen würde zurückkehren, gleich, wer wie kämpfte. Vater bevorzugte Diskretion. „Wie weit ist Kagura?“ erkundigte sich Hakudoshi geistesabwesend, als er zwei Gladiatoren betrachtete, die sich vor ihren Gegnern niederknieten, auf diese Weise übten, regungslos den tödlichen Gnadenstoß zwischen die Schulterblätter zu empfangen, so, wie es seine Kunden und ihre Zuschauer schätzten. Kanna zuckte die schmalen Schultern: „Nicht weit. Der Sohn des Imperators ist für weibliche Schönheit nicht sehr empfänglich.“ „Das wird Vater nicht freuen.“ „Es ist nur ein Nebenschauplatz. Ich soll dir ausrichten, dass die sieben Krieger demnächst wieder benötigt werden.“ „Natürlich stehen sie zu seiner Verfügung.“ „Wissen sie, dass sie eigentlich einen Hochverräter unterstützen?“ Die Frage klang beiläufig. Er meinte auch nur: „Vaters Ziele sind ihnen vollkommen gleich, solange er gut zahlt und ihnen Gelegenheit verschafft, ihre…Künste zu üben.“ Kanna nickte: „Und das ist der Fall, bis er sein Ziel erreicht hat.“ „Er geht langsam vor, zu langsam.“ „Darum verstehst du dich auch nicht mit ihm.“ „Natürlich.“ Sie hätte gern den Kopf geschüttelt, fand das jedoch nicht sehr geschickt. Es war nicht klug sich gegen Vater zu stellen, das würde Hakudoshi schon noch merken, sobald er offener rebellieren wollte. Dieser sagte nur: „Und jetzt geh, Kanna.“ Inuyasha gab Tessaiga wie jeden Abend dem Waffenmeister, aber er wusste, dass das falsch war. Etwas in ihm wehrte sich dagegen. Das war sein Schwert, sein Partner, sein einziger Freund. Allerdings war ihm auch klar, dass jedes Widerstreben zu einer harten Strafe oder gar seinem Tod führen würde. Selbst bei Übungswaffen verstand Goshinki nie auch nur etwas Unbotmäßigkeit, um wie viel weniger bei einem Dämonenschwert. So wandte er sich bloß ab, um seine Ration an Wasser zu holen und dann zur Essensausgabe zu gehen. Seltsam, das man sich so sehr an eine Sache hängen konnte. War das bei einem Kämpfer, einem Gladiator immer so? Dieser bizarre Schmied hatte doch gesagt, dass sich ein Dämonenschwert seinen Herrn selbst suchte. War es etwa Bestimmung? Immerhin war es ja ein Hundedämon gewesen, der es hatte schmieden lassen. Und sein unbekannter Vater war auch einer, denn er würde wohl noch leben. Nun, vielleicht war es Bestimmung. Und dann, da war er sich plötzlich vollkommen sicher, würde er mit Tessaiga immer siegen. In dieser Nacht träumte er davon, mit seinem Schwert seine Mutter zu beschützen. In einer Taverne in der Hauptstadt, die überwiegend von Dämonen besucht wurde, sah der alte Schmied gerade zur Decke auf: „Irgendwie fällt mir gerade ein, dass ich dir noch etwas erzählen wollte. Ich habe vor einigen Monaten Tessaiga verkauft.“ Seinem Gegenüber fiel fast die Kinnlade herunter: „Bist du jetzt vollkommen senil geworden, Toutousai? Das war kein gewöhnliches Schwert! Und auch noch eine Auftragsarbeit! Was machst du, wenn mein Herr tatsächlich noch einen zweiten Sohn bekommt?“ „Ich wollte es ja eigentlich nicht verkaufen. Es war mehr ein Test.“ Der Schmied kratzte sich am Kopf. Die mehr als unangenehme Überraschung seines Gegenübers flösste ihm Unbehagen ein. War das der Fehler gewesen? „Natürlich. - Bist du verrückt geworden? Wer trägt jetzt dein Meisterwerk?“ „Ein Gladiator…“ Seinem Gesprächspartner fehlten die Worte. So fuhr der alte Schmied erklärend fort: „Ich…sagen wir so, wir haben einige Schwerter versucht, aber keines wollte ihn als Herrn anerkennen. Und dann dachte ich, dass es an seinem Hundedämonenblut liegen könnte und wollte eigentlich Tessaiga nur ausprobieren. Es wählte ihn allerdings tatsächlich aus.“ „Hundedämon? Oh, einer von den wenigen Dämonen, die Gladiator werden?“ „Nein, ein Halbdämon, recht jung und recht dumm.“ „Unsinn, es gibt doch keine Halbdämonen, nun ja, so gut wie nie. - Was meinst du mit dumm?“ „Er konnte die Klinge auf Anhieb aktivieren – aber ich denke nicht, dass es ihm gelingen wird, Tessaigas Geheimnis zu erkennen.“ Sein Gegenüber schüttelte in sichtbarer Verzweiflung erneut den Kopf: „Dir ist schon klar, was du da geschmiedet hast? Das ist das Beschützerschwert. Das sollte seinen Träger in den Kriegen des Imperiums schützen und nicht irgendeinen dahergelaufenen Gladiator. Und, wie gesagt, wenn der Herr…“ „Dann werde ich ihm ein anderes schmieden müssen. Bezahlt hat er ja dafür.“ Toutousai kratzte sich erneut am Kopf: „Na ja, und das mit Tessaiga werde ich ihm dann eben auch sagen müssen. Aber er wird schon keinen anderen Sohn bekommen können, hat er ja seit Jahrhunderten nicht.“ „Das solltest du nicht so laut sagen, du verrückter alter…ach, was weiß ich!“ Der Andere blickte sich ängstlich in der Taverne um, ehe er etwas ruhiger fortfuhr: „Es ist ja nur dein Schwert. Und dein Leben.“ Aber das war dem alten Schmied inzwischen auch klar geworden. Und dennoch war er eigentlich sicher, das Richtige getan zu haben. Ein dämonisches Schwert suchte sich seinen Herrn selbst aus und Tessaiga hatte sich für diesen halbdämonischen Jungen entschieden. Er selbst hatte fast zwei Jahre Arbeit in die Klinge gesteckt und sie nun deutlich unter Wert verkauft. Aber Meisterstück hin oder her – Tessaiga hatte seinen eigenen Willen. ******* Inuyasha hatte wohl einmal Glück. Fragt sich nur, wie lange. Im nächsten Kapitel schließt der junge Halbdämon seine Ausbildung ab und soll das erste Mal vermietet werden. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)