Wenn du wüsstest, dass wir morgen sterben werden... von kaherashico (...würdest du dann jetzt mit mir schlafen?) ================================================================================ Kapitel 6: Eine ernste Angelegenheit ------------------------------------ Katie Bell war nervös. Seit einer halben Stunde saß sie im Pub und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Leider wollte ihr das nicht so recht gelingen. Ebenso wenig wie sie verhindern konnte, dass ihr Blick ständig zu der Uhr über dem Tresen schweifte. Quasi im Zweiminutentakt. Sie trommelte ungeduldig mit den Fingern auf das Holz. Wann kam er denn endlich? Und wieso war sie nur so verdammt nervös? Es war doch bloß Oliver. Bloß Oliver. Und nur weil sie damals heimlich für ihn geschwärmt hatte, hieß das noch lange nicht, dass- Ihr Gedankengang wurde von seiner Stimme unterbrochen. „’Tschuldige die Verspätung, das Training hat länger gedauert“, er ließ sich auf den Platz neben ihr fallen. „Kein Problem.“ Er hatte sich wirklich nicht verändert. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass er sie gleich wiedererkannt hatte. Ein gutes Zeichen oder nicht? „Du hast dich kein Stück verändert.“ Das Herz sank ihr wieder. Was sollte das denn heißen? Dass sie immer noch aussah wie eine 14-Jährige? Sie redeten eine Weile über seinen Job, diskutierten die neusten Rennbesen, die katastrophalen Sportreportagen im Tagespropheten, den Trainerwechsel bei den Arrows, das Übliche halt. Alles wie immer. Katie musterte ihn verstohlen. Ja, alles wie gehabt. Sie seufzte schwer. Er schaute sie erwartungsvoll an. Sicher hatte er eine Frage gestellt. Verdammt. „Ehm“, begann sie, „was hast du gesagt?“ „Was glaubst du, wer die Meisterschaft gewinnt?“ „Die Tornados, ganz klar“, antwortete sie im Brustton der Überzeugung. Und vielleicht auch ein bisschen, weil es ihn ärgerte. „Ich wette dagegen.“ „So?“ Sie lehnte sich zurück. Wetten klang doch ganz spannend, da könnte man was draus machen. „United holt den Pokal. Und der Verlierer zahlt die Karten für die nächste Saisonbegegnung der beiden. Deal?“ Sie hatte dabei bloß übersehen, dass es sich um Oliver Wood handelte. Den quidditchbesessensten Menschen aller Zeiten. „Einverstanden?“ Andererseits hätten sie dann nicht sowas wie ein Date? „Gut.“ Wie tief war sie gesunken. Er erklärte irgendwelche Strategien, die ganz sicher die Meisterschaft einbringen würden und sie verlor sich wieder in ihren Gedanken. Ein Date. Wie Alicia und Angelina sich freuen würden. Ihre neckenden Kommentare konnte sie sich zu gut ausmalen. Ach, sieh an, hat er doch noch andere Interessen. Oder eher Bedürfnisse? Mach dir nichts draus, Sex ist schließlich auch ein Sport. Gefolgt von Kichern und vielsagendem Zwinkern. Katie wurde rot. Da bemerkte sie schließlich die Hand, die vor ihrem Gesicht wedelte. „’Tschuldige, wie war die Frage doch gleich?“ Er sah sie verärgert an. Zurecht. „Was ist denn heute nur los mit dir?“ „Hm? Nichts“, beeilte sie sich dann zu sagen, „bin nur etwas müde.“ Nur heute? Wenn er wüsste. Aber er hatte ja keine Ahnung. Unterm Tisch ballte sie wütend die Hand zur Faust. Ihm fiel nie etwas auf, was außerhalb von Quidditch lag. Zwischenmenschlich ein Totalversager, eigentlich nicht überlebensfähig. Was fand sie nur an dem? Katie legte den Kopf schief und betrachte ihn nachdenklich. Seine Augen leuchteten, er redete voller Eifer und gestikulierte dabei wild. Wie ein kleiner Junge. Sie lächelte. Ja, diese Begeisterungsfähigkeit hatte sie von Anfang an fasziniert. Allerdings hoffte sie, dass sie sich nicht nur auf den Sport beschränkte. Ob er sich wohl mit Frauen traf? Sicher, selbst in Hogwarts war es begehrenswert, mit dem Quidditchkapitän auszugehen. Und jetzt spielte er bald Profiliga. Andererseits hatte er keine feste Freundin gehabt, jedenfalls keine, von der sie wusste. Bestimmt hatte er alle Kandidatinnen mit seinem Lieblingsthema in die Flucht geschlagen. Katie seufzte schwer. Sie liebte Quidditch und selbst ihr war 24/7 eindeutig zu viel. Er hielt immer noch seinen Monolog. Und wenn eine einen Weg gefunden hätte, ihn zum Schweigen zu bringen?, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Beim Küssen konnte selbst er nicht mehr reden. Katie sah an sich hinab. Ihr schwarzes Top hatte seine Wirkung verfehlt. Er hatte ihr nicht ein einziges Mal auf den Ausschnitt gestarrt – im Gegensatz zum Rest vom Pub. Dabei war das schon der Wink mit dem Zaunpfahl gewesen. Sie hatte keine Lust mehr zu warten. Jetzt oder nie. Bedächtig rutschte sie näher an ihn ran. Er schien das nicht zu bemerken. Katie streckte sich möglichst unauffällig, verschränkte ihre Arme hinterm Rücken und dehnte die vermeintlich verspannten Glieder. Anschließend legte sie den Kopf zur Seite und massierte ihre nackte Schulter. Gerade als sie überlegte, ob sie ihre Show noch mit einem wohltuenden Seufzen krönen sollte, fing sie den Blick des Barkeepers auf. Der war so vielsagend, dass ihr das Blut in den Kopf schoss und sie ihre Hand eilig wieder sinken ließ. Wie peinlich. Nur Oliver hatte von all dem nichts mitbekommen. Natürlich nicht. Idiot. Selbstvergessen schwafelte er vor sich hin. „Wenn du wüsstest, dass wir morgen sterben werden, würdest du dann jetzt mit mir schlafen?“, fauchte sie aufgebracht. Die Worte waren einfach aus ihrem Mund gekommen. Schnell und unüberlegt. „Wie bitte?“, fragte er sichtlich irritiert, „Was hat das jetzt mit meinen Ausführungen über die Meisterschaft zu tun?“ „Gar nichts“, zischte sie. Konnte er nicht eins und eins zusammenzählen? … Anscheinend nicht. „Schönen Tag noch, Oliver!“ Und damit rauschte sie in Windeseile und mit hochroten Kopf aus dem Pub. Sollte er doch denken, was er wollte. Sie machte sich hier keinesfalls weiter zum Affen. „So ein verdammter Idiot!“ ~ „Das hat sie nicht wirklich gefragt“, George wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Doch“, brummte Oliver verärgert. Seine Freunde waren wahrlich keine große Hilfe. „Katie, Katie.“ George schüttelte amüsiert den Kopf. „Okay“, Lee mühte sich vergeblich, sein Grinsen zu unterdrücken, „und was hast du geantwortet?“ „Geantwortet?“ Sein verdutzter Gesichtsausdruck löste eine neue Lachsalve aus. Oliver spürte, wie er wütend wurde. „Reißt euch mal zusammen, klar! Katie ist vielleicht krank und ihr begreift den Ernst der Lage nicht!“ Nun war es an seinen Freunden, verdutzt zu gucken. „Oliver“, sagte George langsam, „der Einzige, der hier nichts begreift, bist du.“ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)