HOLLOW II von Creep (Bad Moon Rising) ================================================================================ Kapitel 2: Mad World -------------------- Ich hoffe jetzt mal ganz spontan, dass Animexx das hier heute noch pünktlich freischaltet! Gestern fand ich leider keine Zeit mehr zum hochladen, da ich mit grölen, tanzen und pöbeln (public viewing) beschäftigt war~ An dieser Stelle übrigens mal ein liebevolles "Schlaaaaaaand!!!" an unsere Jungs. Die haben das gut gemacht, die alten Säcke! ò.oy Nun zu wichtigen Themen: Die Suche nach einem neuen Beta-Leser ist beendet: Die Wahl fiel auf und ! Herzlichen Glückwunsch, ihr seid jetzt Mitglieder einer sehr verwirrten, meist von Halluzinogenen beeinflussten und irgendwie asozialen Autoren-Truppe! ♥ Ich muss jetzt dazu sagen, dass mir die Auswahl unfassbar schwer fiel. Ich hätte nie gedacht, dass sich so viele melden würden. Es schmerzt mich im tiefsten Seeleninneren, dass ich nicht einfach alle nehmen konnte. An alle die nicht genommen wurden: Ihr seid trotzdem ganz wunderbar! Falls ich nochmal Betas für andere Projekte suche, dann werde ich euch zuerst belästigen! Nachdem hier jetzt mal wieder unsäglich viel steht und ich deswegen garantiert wieder Hass-ENSen von den Freischaltern bekomme, geht es jetzt mit dem nächsten Chap los: Achja, das Lied! Gary Jules - Mad World http://www.youtube.com/watch?v=DR91Rj1ZN1M&feature=related enjoy ♥ *-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-* Hizumis Wohnung, 19.26 Uhr ... Hizumis POV Ziemlich missgelaunt ließ ich die Tür zu meiner Wohnung hinter mir zufallen. Meine Tasche warf ich lieblos in die nächste Ecke und mich selbst danach zielstrebig aufs Sofa. Im heutigen Tag war definitiv der Wurm drin. Keiner von diesen dicken, tollwütigen Würmern. Eher ein kleiner, schleimiger Wurm, der trotzdem, oder gerade deswegen nicht minder nervig war. Momentan ging mir alles, um es lapidar auszudrücken, ziemlich auf den Sack. Meine Kollegen nervten mich, meine Schüler nervten mich und der Kater nervte eh permanent. Wie aufs Stichwort drang plötzlich ein quäkendes Miauen an mein rechtes Ohr. Ich rollte mich zur Seite und blickte vom Sofa aus auf den Boden. Der Kater hockte neben der Couch und funkelte mich wütend an. Um seinen Hass auf mich zu unterstreichen maunzte er kurz und aggressiv. „Was denn?“, fragte ich und unterdrückte den Impuls das nervtötende Tier im Genick zu packen und gegen die Fensterscheibe zu werfen. Wieder gab Mr Kitty ein Maunzen von sich, diesmal lauter. Mit einem entnervten Seufzer rappelte ich mich auf und ging zum Kühlschrank, aus dem ich eine Blutkonserve und eine Packung mit rohem Hackfleisch holte. Die Konserve warf ich auf mein Sofa, das Hackfleisch auf einen Teller. Ich stellte den blutigen Klumpen direkt vor die Nase meines antisozialen Katers. Der war undankbar wie immer und begann das rohe Fleisch zu fressen, ohne mir weitere Beachtung zu schenken. Nachdem die Bestie versorgt war, startete ich einen zweiten Versuch, meine wohlverdiente Ruhe zu genießen. Wieder warf ich mich aufs Sofa und griff nach der Fernbedienung. Gerade als ich mich von Sinnlosigkeit zu Stumpfsinn zappen wollte, klopfte es an der Tür. Ich überlegte eine Sekunde und beschloss mich tot zu stellen. Ich hatte momentan keine Lust auf Besuch. Wieder klopfte es. Ich blieb liegen und betrachtete gedankenverloren die Decke. „Hizumi, mach die scheiß Tür auf. Ich weiß genau, dass du da bist, der Fernseher läuft.“ Verdammt. Und ein weiteres Mal kroch ich vom Sofa, um die Haustür zu öffnen. „Was denn?“, murmelte ich zur Begrüßung und warf Karyu einen anklagenden Blick zu. „Jetzt guck nicht so. Lass mich rein, dann erklär ich dir alles.“ Ohne weitere Widerworte ließ ich Karyu eintreten. Widerstand war bei diesem Kerl eh zwecklos. Karyu fläzte sich auf mein Sofa, ich tat es ihm gleich. „Du siehst irgendwie fertig aus.“, stellte er fest. „Tatsächlich? Na das sind ja Neuigkeiten.“ „Werd nicht patzig, Kleiner.“ Karyu sah mich streng an und schnipste mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Aua!“ Ich schlug Karyus Hand weg und rieb mir den Kopf. Womit hatte ich das verdient? „Also, was willst du?“ Hoffentlich kam jetzt endlich mal etwas Licht ins Dunkel. Und hoffentlich verschwand Karyu nach der vollendeten Erleuchtung wieder. Ich brauchte Ruhe. Dringend. Und tatsächlich begann Karyu ohne weitere Widerworte zu berichten. Zuerst verstand ich nicht, worauf er hinaus wollte, doch dann dämmerte es mir. „Du glaubst also es wird Krieg geben?“, fragte ich, nur zur Sicherheit, vorsichtig nach. Karyu wiegte den Kopf bedächtig hin und her, dann antwortete er. „Es ist unwahrscheinlich, aber es wäre möglich. Momentan ist unsere gesamte Gesellschaft der reinste Hexenkessel. Seit mein Bruder den Löffel abgegeben hat, kümmert sich keiner mehr um das ganze Pack. Der Orden ist scheinbar unfähig eine neue Regierung aufzustellen. Und jetzt will natürlich jeder noch so unbedeutende Clananführer diesen Posten.“ „Wieso nimmst du nicht seine Stelle ein? An dich trauen sie sich nicht ran.“, unterbrach ich Karyus Redeschwall. Als Antwort erhielt ich ein trockenes Lachen. „Glaubst du ernsthaft ich habe Bock auf diese Freaks da unten? Ich kümmer mich doch nicht um den Dreck, den mein Bruder hinterlassen hat. Außerdem ist mir meine momentane Position wesentlich lieber.“ Ich nickte stumm. Die Lage schien wirklich ernst zu sein. Die ganze Sache roch für mich irgendwie nach Krieg im Untergrund der Untoten. „Der Orden ist so gesehen aber nicht mal das größte Problem.“, fügte Karyu unvermittelt hinzu. Ich wurde hellhörig. „Wie meinst du das?“ „Sollte es wirklich einen Krieg zwischen den größten Clans geben, dann wird das nicht unbemerkt bleiben. Es wird massenweise Tote geben, sowohl auf unserer, als auch auf der anderen Seite. Ich glaube kaum, dass das vollkommen spurlos an den Menschen vorbeizieht. Sie werden verstehen, dass Vampire keine reinen Fantasiegebilde sind. Natürlich werden sie deswegen Panik schieben und dementsprechend reagieren. Und ehe wir uns versehen haben wir hier viele kleine Tsukasas rumlaufen, deren einziger Lebensinhalt die Vampirjagd ist.“ Vollkommen überfordert lauschte ich Karyus beängstigenden Prophezeiungen. Meine Zähne bissen ungefragt auf meiner Unterlippe herum. „Scheiße.“ Dieses Wort beschrieb meiner Ansicht nach die Situation am ehesten. „Das kannst du laut sagen.“ Karyu seufzte und ließ sich tiefer in die Sofapolster sinken. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu. Offenbar bemerkte er, wie sehr mich sein Vortrag verstört hatte. „Jetzt mach dir mal nicht ins Hemd. Bis jetzt ist alles nur Spekulation. Ich bin ziemlich sicher, dass wir unseren Verräter finden, noch bevor er überhaupt eine Chance bekommt auch nur das kleinste Wörtchen über uns zu verlieren.“ „Heute ist echt ein Scheißtag.“ „Ja, genau das gleiche hab ich heute Morgen auch gedacht.“ Tsukasa stand auf dem Dach und rauchte. Die blauen Dunstwolken die dabei seinen Mund verließen schwebten einige Sekunden in der kalten Nachtluft, dann verflüchtigten sie sich ins Nichts. Der Oktoberwind zerrte an Tsukasas Haar und ließ ihn frösteln. Der verregnete Tag war einer mindestens genauso verregneten Nacht gewichen. Trotz der Kälte fühlte sich der ehemalige Vampirjäger hier oben wesentlich wohler als in der nur wenige Stockwerke tiefer gelegenen Wohnung. Hier oben hatte man seine Ruhe. Hier nervte keiner. Schon gar nicht nachts. Das betonierte Flachdach des modernen Hochhauses war eine von Tsukasas raren Zufluchtstätten. Da sein Blutdurst es fast unmöglich machte zu geregelten Tageszeiten die Stadt zu besuchen, kam er oft hier hoch, um ein wenig Luft zu schnappen. Tsukasa ging eine Weile im Kreis, dann stellte er sich vor das Geländer, das den gesamten Rand der Dachfläche umgab. Eine Weile betrachtete er regungslos das bunte Lichtermeer, das gute fünfzig Meter unter ihm pulsierte. Der Vampir legte eine Hand auf das Geländer und fröstelte. Der Stahl war eiskalt. Er zögerte und beugte sich ein Stück über die Absperrung. Unter ihm klaffte der Abgrund. Das Geländer. Ungefähr zwei kleine Schritte. Fünfzig Meter Luftlinie. Dann Beton. Tsukasa ließ die Zigarette los und sah zu, wie die Schwerkraft sie mit sich riss. Sachte legte er nun auch die zweite Hand auf das hüfthohe Geländer. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, schwang Tsukasa sich mit einem Satz über die obere Metallstange. Seine Füße berührten den Boden hinter der Absperrung. Noch immer pfiff der Wind gnadenlos über das Flachdach und peitschte ihm die Regentropfen wie kleine Geschosse ins Gesicht. Langsam löste Tsukasa seine Hände vom Geländer. Er richtete sich gänzlich auf und blickte auf den Boden, der nun gefühlte tausend Meter unter ihm lag. Er schloss die Augen. Plötzlich griff eine Hand nach seiner Schulter. Erschrocken fuhr der Brünette zusammen und drehte sich ruckartig um. Der Blick zweier panisch geweiteter Augen haftete an ihm. „Was machst du da?“, flüsterte Saga. Seine Stimme klang ungewöhnlich heiser. Tsukasa schüttelte die Hand ab und schwang sich ein zweites Mal über das Geländer. „Nichts.“, antwortete er knapp. „Rauchen, nichts weiter.“ Mit diesen Worten ging er an Saga vorbei zur Tür des Treppenhauses. Saga blieb reglos stehen und starrte fassungslos auf die Stelle, an der noch bis eben sein Bruder gestanden hatte. Hizumis Wohnung, ca. 23.00 Uhr ... Hizumis POV Ich konnte nicht schlafen. Nachdem ich mich die letzte Stunde über hin und her gewälzt hatte, lag ich nun platt auf dem Rücken und starrte die weiße Zimmerdecke an. Ich hielt den Atem an und lauschte in die Dunkelheit. Hinter der großen Fensterfront lärmte irgendwo die Straße und immer wieder zuckten verkrümmte Schatten über die Zimmerwände. Wenn man sich ein wenig Mühe gab konnte man hören, wie draußen der Regen auf dem Asphalt aufschlug. Eine Zeit lang lag ich also reglos da und lauschte den Geräuschen der Nacht, dann bemerkte ich, dass mir kalt war. Fröstelnd rollte ich mich auf die Seite und zog mir die Bettdecke bis zum Kinn. Ich rollte mich ein und schloss die Augen, in der Hoffnung endlich etwas Schlaf zu finden. Doch während die eine Gehirnhälfte versuchte meinen Körper zum Schlafen zu bewegen, lief die andere Hälfte Amok. Mit schwirrten unzählige Gedanken durch den Kopf, ein undurchschaubares Wirr-Warr vergangener Jahrhunderte. Verblassende Bilder aus einem anderen Leben, dem Leben als Mensch, zuckten durch meinen Schädel. Erinnerungen an meine erste Familie. Erinnerungen an meine zweite Familie. Erinnerungen an den Tod beider Familien. Ich dachte über meine momentane Situation nach, dachte an Karyu und an das was er mir heute erzählt hatte. Ich dachte an Zero und fragte mich, ob er sich, sechs Jahre nach Toshiyas Verschwinden, noch immer schlecht fühlte. Schließlich dachte ich an Saga. Mit diesem Gedanken ging das altbekannte Ziehen in der Magengegend einher. Auch nach drei Jahren hatte ich die Trennung noch nicht verkraftet. Ich hasste mich regelrecht dafür, ihn nicht einfach vergessen zu können. Seit dieser einen verhängnisvollen Nacht im Hinterhof eines Nachtclubs hatte ich ihn nur ein einziges Mal gesehen. Es war der pure Zufall gewesen. Ein flüchtiger Blick, irgendwo im Halbdunkeln des Treppenhauses. Er schien auf dem Weg in seine Wohnung zu sein, ich verließ gerade Karyus vier Wände. Im Endeffekt war es erstaunlich, dass es nur bei diesem einen nichtigen Treffen blieb. Immerhin wohnten Tsukasa und Saga nur wenige Türen von Karyu entfernt. Obwohl unsere Blicke sich nicht länger als eine Sekunde trafen und obwohl ich direkt danach das Weite suchte, konnte ich diesen Moment nicht vergessen. Auch die Folgen dieses Augenblicks würden noch lange, wenn nicht sogar für immer, auf meinem Körper zu sehen sein. Je länger ich über Saga nachdachte, desto wacher wurde ich. Etwa eine halbe Stunde hing ich also noch meinen Gedanken nach, dann hielt ich es nicht mehr aus und schälte mich aus meinem Bettzeug. Etwas unwillig schwang ich die Beine aus dem Bett und setzte die Füße auf den nachtkalten Holzboden. Nun wusste ich nicht wirklich, wie ich weiter verfahren sollte. Fürs erste entschied ich mich dazu, die Treppe hinunter zu gehen. Planlos stand ich also mitten im Wohnzimmer herum. Schließlich und endlich ließ ich mich direkt vor die große Panoramascheibe auf den Boden fallen und sah hinaus auf die Lichter der Stadt. Die vielen Lichter deprimierten mich, denn sie waren Zeugen eines Lebens das ich nicht mehr besaß. Ich zog die Beine an, legte den Kopf auf meine rechte Kniescheibe und dachte über den Sinn von Leben und Tod nach. Wenn der Tod, so wie viele Menschen sagten, nichts weiter als „der verborgene Teil des Weges“ war, wo war ich dann? Du bist vom Weg abgekommen und hast dich verirrt, dachte ich verbittert. Verirrt in dieser absurden Parallelwelt, irgendwo zwischen den Fronten von Leben und Tod. Eine nutzlose Existenz im Schwebezustand, nichts weiter. Ich wünschte mir Halt. Halt, der mich davor bewahrte vollkommen die Kontrolle zu verlieren. Halt, der mich auf den Boden der Tatsache zurückholte und all diese Gedanken erträglicher machte. Etwas, das mich zusammen hielt. Das Hupen eines Autos riss mich letztendlich aus meiner Starre. Erschöpft schloss ich die Augen, lauschte dem Regen und versuchte gleichzeitig zu vergessen über was ich in dieser Nacht nachgedacht hatte. Sagas POV Noch immer stand ich reglos an der gleichen Stelle. Regentropfen schlugen mir ins Gesicht und verfingen sich in meinen Haaren. Ich fühlte mich nicht in der Lage den Blick von dieser einen speziellen Stelle direkt am Rande des Daches zu lösen. Diese eine Stelle, an der mein großer Bruder eben gestanden hatte. Mir war schlecht. Vergeblich versuchte ich meinen Körper dazu zu animieren sich endlich vom Fleck zu bewegen und endlich zurück in die Wohnung zu gehen. Meine Knie fühlten sich so weich an, dass ich befürchtete, auch nur beim kleinsten Schritt sofort Bekanntschaft mit dem Boden machen zu müssen. Ich konzentrierte mich auf die Wassertropfen, die schon seit geraumer Zeit träge über mein Gesicht rannen und letztendlich vom Stoff meines Pullovers aufgesogen wurden. Endlich schaffte ich es, meine Beine dazu zu animieren mich zurück ins Treppenhaus zu tragen. Ich wankte die Stufen hinunter, bis zur Wohnungstür. Sie war angelehnt. Zögernd betrat ich den Flur. Es war stockfinster, nur unter Tsukasas geschlossener Zimmertür fiel ein fahler Lichtstrahl hindurch. Ich schluckte schwer und fuhr mir flüchtig mit der Hand übers Gesicht, hauptsächlich um die verdammten Regentropfen los zu werden. Dann klopfte ich an. „Ja?“, klang es gedämpft durch das dünne Holz der Tür. Ich drückte die Klinke hinunter und merkte erst jetzt, dass meine Hände vor Kälte schmerzten. Das unangenehme Gefühl in den Fingerspitzen ignorierend trat ich ein. Tsukasa lag auf seinem Bett und schien in ein Buch vertieft zu sein. „Hey.“, stammelte ich blöde. „Hey.“, gab er tonlos zurück. So, jetzt war ich also hier. Stand klatschnass mitten im Raum und hatte nicht den geringsten Hauch eines Plans. „Tsukasa, was sollte das eben?“, versuchte ich nun das klärende Gespräch zu beginnen. „Was sollte was?“, fragte er und schaute mich groß an. Ich biss mir auf die Lippen. Diese gespielte Unwissenheit in Tsukasas Stimme machte mich einerseits vollkommen fassungslos, andererseits fast schon wütend. „Das weißt du genau.“ Daraufhin schwieg er und musterte mich eindringlich. „Geh jetzt schlafen, Saga. Es ist schon spät.“ Ich spürte wie mein rechter Mundwinkel zuckte. Hinter meiner Stirn arbeitete es. Momentan befasste sich mein Gehirn gänzlich damit diese Situation zu verstehen. Es kam jedoch zu keinem Ergebnis. Also versuchte ich in meiner aufkeimenden Verzweiflung einen zweiten Anlauf. „Tsukasa, bitte! Wenn du irgendein Problem hast, dann rede mit mir!“ „Es gibt nichts zu reden. Gute Nacht.“ Ich starrte meinen Bruder an und war fassungslos. Erst ein einziges Mal hatte ich mich bis jetzt so macht- und vor allem hilflos gefühlt. „Das kann doch nicht dein Ernst sein...“, stotterte ich. „Doch, das ist es. Raus jetzt.“ Tsukasa richtete sich auf und kam mir entgegen. Er streckte die Hand aus und machte Anstalten meine Schulter zu berühren. „Geh jetzt bitte.“ Ich wich zurück und schlug seine Hand weg. „Jetzt fang nicht schon wieder so an! Wenn du unbedingt willst, dass ich gehe, dann geh ich! Aber glaub ja nicht, dass ich auch nur einen Tag länger auf dieser Erde verbringe, wenn du vorhast dir irgendwas an zu tun!“ Meine Stimme überschlug sich und ich konnte meine Hände nicht daran hindern unkontrolliert zu zittern. "Saga, jetzt beruhige dich.“ „Nein, verdammt! Wieso soll ich mich beruhigen?!“ „Weil du verwirrt bist, darum.“ „Scheiße nochmal! Wer von uns beiden ist hier verwirrt? Wer von uns beiden stand denn gerade auf dem scheiß Dach und hat sich auf den Sprung vorbereitet?“ Während ich meinem Bruder diese Worte ins Gesicht schrie, stand er nur stumm da und musterte mich mit dem gleichen besorgten Blick, mit dem er mich seit ich denken konnte regelmäßig bedachte. „Saga, es war nicht das wonach es aussah.“, versuchte er mich mit ruhiger Stimme zu beschwichtigen. „Ach nein? Was war es dann?“ Tsukasa schwieg. Ich stand da und wartete auf die erlösende Antwort. Sie kam nicht. Plötzlich bemerkte ich, dass meine Wangen feucht waren. Für einen kurzen Moment hielt ich die Nässe für übrig gebliebene Regentropfen, erst dann wurde mir bewusst, dass ich heulte. „Das ergibt doch alles keinen Sinn.“, flüsterte ich zu mir selbst. „Nicht alles hat Sinn. Diese Welt hier ist viel zu krank und viel zu verrückt, als dass alles einen konkreten Sinn ergeben könnte.“ Tsukasa packte mich an der Schulter, zog mich an sich und nahm mich in den Arm. Ich ließ es zu. „Wir können morgen darüber reden, ok? Jetzt solltest du erstmal schlafen, du bist ja völlig von der Rolle.“ Wie immer wirkte Tsukasa Stimme beruhigend auf mich. Ich ließ meinen Kopf an seine Schulter sinken und schloss die Augen. „Du darfst mich nicht einfach allein lassen. Du bist alles was ich noch habe.“, wisperte ich und wunderte mich über den seltsam heiseren Klang meiner eigenen Stimme. Tsukasa seufzte tief. „Ich lass dich nicht allein.“ „Versprochen?“ Er zögerte einige Sekunden. Dann nickte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)