Ein Stück Sacher von bootred (Weihnachts OS) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Stück Sacher --------------------------- Ein Stück Sacher Ich hasse Weihnachten. Ihr fragt euch jetzt bestimmt wieso das so ist. Nun, dieser ganze Stress, diese Gefühlsduselei mit allem Drum und Dran liegt mir einfach nicht. Und nun hetzte ich mit meinem teuren Anzug und Mantel durch die schmutzigen und verschneiten Straßen Wiens um Weihnachtsgeschenke für meine Schwester und deren Kinder zu kaufen. Natürlich auch für ihren Ehemann. Sie haben mich eingeladen zu ihnen zu kommen um das Weihnachtsfest nicht alleine feiern zu müssen. Aber das brauchte sie nicht. Ich hatte noch genügend Arbeit zu erledigen. Aber meine kleine Schwester kann wirklich furchteinflößend wirken und sein. Ernsthaft. Ihr müsst sie mal wütend erleben! Sie war schlimmer als Godzilla! Und eigentlich hatte ich bis jetzt jedes Weihnachtsfest mit meiner Arbeit verbracht. Ich war praktisch mit meiner Arbeit verheiratet. Das sagte jedenfalls Anna immer, meine Schwester. Jedes Jahr hat mich meine Schwester eingeladen doch ich habe immer wieder abgelehnt. Immerhin bin ich ein angesehener Anwalt und so etwas wie Freizeit durfte ich mir fast gar nichts erlauben. Doch dieses Jahr hat sie mich dazu überreden können doch noch mitzufeiern. Dann würde ich auch die Schwester ihres Ehegatten kennenlernen. Wie Anna gemeint hatte, wäre das schon längst überfällig gewesen. Anscheinend hatte sie vor mich mit dieser Frau zu verkuppeln. Und es wäre nicht das erste mal, dass Anna mich versuchte zu verkuppeln. Zurück zu meinem eigentlichen Thema. Für meine Schwester hatte ich schon ein Geschenk, überlegte ich. Anna liebte Bücher über alles. Ich hatte ihr irgendeinen schnulzigen Liebesroman gekauft. Natürlich mit viel Drama. So wie sie es am liebsten hatte. Patrick, ihr Mann, habe ich einen neuen Fotoapparat, eine Spiegelreflexkamera, gekauft. Er war Fotograf, noch dazu ein richtig guter und heißbegehrt bei den ganzen Kunstkritikern und in der Kunstszene. Naja, was auch immer. Jetzt musste ich nur noch Lisa und Richard etwas kaufen. Zwillinge. Einmal musste ich auf sie aufpassen. Ich sage nur eines dazu: Einmal und Nie Wieder! Das sind kleine Monster, verkleidet als süße kleine Kinder. Das war ein Alptraum damals, kann ich euch sagen! Kaum hatte ich Richard wieder eingefangen schon war Lisa wieder weg. Es war damals die Hölle gewesen. Ich frage mich manchmal wirklich wie meine Schwester und Pat das nur aushalten. Ah! Fast wäre ich daran vorbei gelaufen. Ein Spielzeuggeschäft. Hoffentlich würde ich dort etwas finden. Ich wollte endlich nach Hause, schließlich war es verdammt kalt. Schon betrat ich das Geschäft und Wärme, ein nasser Boden und Kindergeschrei begrüßte mich. Wie herrlich. Ich hoffe der werte Leser oder die werte Leserin hören die Ironie heraus. Jedenfalls ging ich an den Regalen vorbei. Überall Rosa. Aha, also war ich bei den Puppen und den ganzen Barbies gelandet. Ich verzog das Gesicht. Ich entschied das Paradies von Barbie zu verlassen. Von mehreren Geschichten hatte ich gehört, dass Lisa Puppen, nun ja, nicht angemessen behandelte. Oft hatte Anna abgerissene Köpfe gefunden. Aber sie liebte Kuscheltiere. Also musste ich nur ein Kuscheltier finden, dass ihr gefallen würde. Und dann sah ich es. Das perfekte Geschenk für meine Nichte. Ich stand nun in der Abteilung der Kuscheltiere und sah einen riesengroßen Teddy. Seine kleinen Glubschaugen bohrten sich geradewegs in meine. Der würde ihr gefallen. Da war ich mir sicher. Ich lächelte. „Da haben sie wohl endlich ein Geschenk gefunden, nicht wahr?“ Erschrocken drehte ich meinen Kopf nach links und erblickte… eine kräftig rote Weihnachtsmütze. Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Haha, sehen sie doch mal nach unten!“ Ich senkte meinen Blick und sah in die braunen Augen einer Frau. Ich schätzte sie auf 27. Wenn ich mit meiner Einschätzung richtig lag, dann war sie 4-5 Jahre jünger als ich. Die Frau lächelte mich an und ich konnte nicht anders als zurück zu lächeln. Sie war wirklich klein. Ich nickte. „Ja“, antwortete ich ihr und nahm das Monstrum eines Kuscheltieres in die Arme, „da haben sie recht. Dies ist ein Geschenk für meine Nichte.“ Sie nickte verstehend. Unter ihrer Weihnachtsmütze erkannte ich rote Locken. „Sie glücklicher. Ich suche noch ein Geschenk für meinen Neffen. Ich kenn mich einfach nicht aus mit Spielzeug für Jungs. Ein Geschenk für seine Schwester hab ich ja schon. Aber ob es das Richtige für sie ist?“ Den letzten Teil murmelte sie zu sich selbst. Trotzdem verstand ich es. Kurz überlegte ich und sagte dann: „Was hielten sie davon, wenn wir zusammen suchen? Mein Neffe braucht schließlich auch noch ein Geschenk.“ Freudestrahlend sah sie mich an und warf mir ein dankbares Lächeln zu: „Das wäre mir eine große Hilfe.“ Dann lachte sie. Es war kein hässliches Lachen, oder das nervige von Teenager-Mädchen. Sondern eines, bei dem mir warm ums Herz wird. Dann gingen wir zu der Abteilung für Jungenspielzeug, um genauer zu sein, zog sie mich mit sich, wobei ich aus meinen Gedanken gerissen wurde. Ich wusste schon was Richie sich wünschte. Ich grinste als ich daran dachte wie quengelig er immer wurde wenn ich ihn so nannte. War immer amüsant zu sehen, wie er sein süßes Kindergesicht vor Zorn und Wut verzog. Danach war er meist ziemlich beldeidigt… hahaha… „Was gibt es denn zu grinsen?“ fragte sie mich neugierig, abermals aus meinen Gedanken holend. „Ach“, ich schüttelte den Kopf, „Ich musste nur mal kurz an meinen Neffen denken.“ Sie zuckte nur mit den Schultern, lächelte aber dennoch. Dann sah ich ein kleines Modellauto und nahm es in die Hand. Es war ein Oldtimer. Es war Rot. Weinrot. Den hatte er sicher noch nicht in seiner Sammlung. Sie sah kurz zu mir und fragte entrüstet: „Was?! So schnell finden sie ein Geschenk?“ Ich zuckte nur resigniert mit den Schultern. „Naja, ich bin ne richtige Niete, wenn es darum geht Geschenke einzukaufen. Eigentlich wollte ich sie schon seit Wochen einkaufen, aber irgendwie war ich einfach zu faul dazu…“ Ich lächelte. Sie amüsierte mich. Sie war ein typischer Sonnenschein, der immer lachte. Innerlich den Kopfschüttelnd seufzte ich. Seit wann dachte ich solche Dinge? Dann zeigte ich auf eine Sammlung von Zinnsoldaten. „Wie wäre es mit denen? Die werden ihrem Neffen sicher gefallen.“ Dankbar lächelte sie mich an. Sie nahm ohne Worte die Packung und marschierte zur Kasse. Plötzlich fiel mir auf, dass sie mir bekannt vorkam. Aber woher? Nun ja, eigentlich konnte mir das egal sein. An der Kasse angekommen ließ ich ihr den Vortritt. Doch anstatt einfach zu gehen wartete sie auf mich. Diese Frau irritierte mich. Ich zahlte und wollte einfach gehen um diese riesigen Tüten endlich von mir wegzukriegen. Plötzlich schlängelte sich ein Arm um meinen Linken. Diese Frau hatte sich doch tatsächlich bei mir eingehakt! Doch sie ignorierte meinen geschockten Gesichtsausdruck und zog mich aus dem Geschäft raus in die bittere Kälte des Winters. Ich verzog das Gesicht. Es schneite Schneeregen. „Wie heißen sie eigentlich?“, fragte sie mich. Ich antwortete: „Mein Name ist Thomas. Und ihr Name ist?“ „Mein Name ist Annie. Was ich lustig finde, da die Ehefrau meines wunderbaren Bruders Anna heißt.“ Ich stutzte. Und irgendwie gruselte es mich auch. „Hach, ich liebe Weihnachten!“ „Wirklich?“, fragte ich sie daraufhin, nicht umhin geschockt zu sein. „Sie denn nicht?“, fragte sie, ebenso geschockt. Dann sprach sie entschlossen weiter: „Wissen sie was? Wie wäre es mit einem Stück Sacher als Dankeschön und zum Kennenlernen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)