Schneekobold von MissyRogue (Kleines Weihnachtsspezial Alice&Jasper) ================================================================================ Kapitel 2: Ein Ausflug für zwei ------------------------------- Ein Ausflug für Zwei „Ich möchte spazieren gehen.“ teilte Alice ihrem Jasper eifrig mit, als dieser sich endlich, endlich bequemte zu erscheinen. Jasper warf einen kurzen Blick hinaus. Es herrschte geradezu wundervolles Wetter. Der Himmel war wolkenlos, erstrahlte in einem herrlichem Blau, keine Wolke war zu entdecken und die Sonne ließ den gefallenen Schnee funkeln und glitzern. Ein schöner Anblick, auch wenn er einräumte, das der kleine, schwarzhaarige Wirbelwind in der Diele noch um ein vielfaches bezaubernder war. „Du willst allen Ernstes bei diesem Wetter raus?“ „Ja aber selbstverständlich Jasper.“ Glücklich strahlte die kleine Frau ihren Mann an. „Du kennst mich, ich würde dich nicht mitnehmen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass es nichts Verlockendes gibt für dich – bis auf mich natürlich.“ Wäre es anders, so wäre Alice wohl die Letzte gewesen, die ihn mitgenommen hätte. Um seinetwillen verstand sich. Das Verlangen nach Menschenblut wütete immer noch in ihm, um das zu erkennen brauchte es weder ihre Gabe noch die Seine. Der Durst quälte ihn und wurde, je mehr Zeit verging, scheinbar immer schlimmer anstatt besser. Deswegen lebten sie hier draußen mitten im nirgendwo. Hier wo er keine andere Wahl hatte als mit tierischer Nahrung vorlieb zu nehmen. Alice hoffte aus tiefsten Herzen, dass es bald leichter für ihren Soldaten, ihren Prinzen wurde. Es tat weh zu sehen wie er litt und sie ihm nicht helfen konnte. „Du kannst mir vertrauen.“ fügte sie nur leise an. „Dir vertrauen...“ wiederholte er langsam und nahm seine Jacke entgegen, die ihm Alice reichte. „Weißt du Kobold, als du diesen Satz das letzte Mal benutzt hast, endete es damit, dass ich farblich zum Weihnachtsbaum passen sollte.“ erinnerte er sich dann. „Nun ja“, sie zuckte mit den Schultern, „es hätte sicher toll ausgesehen. Da wir alle ja einheitlich gekleidet gewesen wären. Ein tolles, harmonisches Bild.“ „Dunkelblau Alice?! Du wolltest mich allen ernstes in Dunkelblau stecken.“ Ihn einen Texaner, der Offizier in der Konföderierten Armee gewesen war. Ein Graurock, um es mal auf den Punkt zu bringen, der sich mit allem was er hatte, dagegen wehrte in Yankeefarben herumzulaufen. „Emmett meinte, es wäre eine schöne Idee und das wäre es ja auch gewesen.“ erklärte sie beleidigt. Er hob nur eine Braue, als er zu dieser, für ihn neuen, Information kam. „Das Ganze war auf Emmetts Mist gewachsen? Na, der kann was erleben.“ Doch bevor er nur einen Gedanken weiter kam, hatte ihn Alice schon am Aufschlag der Jacke ergriffen. Alice Whitlock, die nun streng gesehen den Namen Cullen trug. Das hatte arg an Jaspers Stolz genagt. Seine Frau, die nicht nur, nicht mehr seinen Namen trug, sondern dazu auch noch einen anderen Nachnamen. Fast so als hätte es ihr Eheversprechen nie gegeben. „Jasper Whitlock,“ begann sie streng und blinzelte zu ihm hoch, „du wirst jetzt mit deiner Frau einen schönen, romantischen Spaziergang durch den Schnee machen. Oder ist dir Emmett etwa wichtiger?“ Bei der Frage ließ er nur etwas getroffen den Kopf hängen. Was könnte schon wichtiger sein als seine Frau? Wichtiger als Zeit mit ihr zu verbringen? Sein kleiner, frecher Kobold, der immer noch, um ein vielfaches, zu gut war für einen Kerl wie ihn. Zwar wollte sie davon nichts hören, aber es lag nach wie vor auf der Hand, fand er. Das sie ihn dennoch so liebte wie sie es tat, stimmte Jasper dankbar und demütig. Da war es doch auch nicht mehr wichtig wessen Namen sie trug, es änderte nichts an der Verbindung die zwischen ihnen geschlossen worden war. „Natürlich nicht. Es tut mir leid.“ Ein glückliches Strahlen kehrte sofort auf ihr Züge zurück. Sie stellte sich auf die unterste Treppenstufe, reckte sich ein wenig um ihn sanft küssen zu können. Strich dabei verliebt durch seine Locken. Wie sehr sie es doch genoss ihre Finger durch diese volle, blonde Pracht gleiten zu lassen. Alice hatte schon ganze Tage damit zugebracht, ihm durch sein Haar zu streicheln und zu kraulen, während er den Kopf auf ihrem Schoß gebettet hatte und für sie las. Das waren diese Momente, in denen Alice das Gefühl hatte ihr Herz würde vor lauter Liebe wieder zu schlagen anfangen. Wie sollte es auch angesichts solcher starken Gefühle auch ruhig bleiben können. „Jazz?“ schnurrte Alice sanft. „Hm~?“ „Ziehst du dieses Jahr diesen blauen Pulli an zu Weihnachten?“ fragte sie und setzte ihre klimperten Wimpern und den bittenden Schmollmund gnadenlos ein. „Nein.“ „Ist das sicher?“ „Absolut!“ „Gut, dann frag ich nächstes Jahr nochmal.“ nahm sich Alice lachend vor. Jasper seufzte nur leise und lehnte seine Stirn leicht gegen ihre. „Das wird nichts an der Antwort ändern Kobold.“ „Und wenn dein Kobold anbietet den Baum dieses Jahr nicht blau sondern in Rot zu schmücken?“ erkundigte sie sich grinsend. Wenn Jasper sie schon wieder Kobold nannte, dann war er weder genervt noch sauer. Ganz im Gegenteil, dieses kleine Kosewort war seine Art ihr mitzuteilen, wie sehr er sie doch liebte. Sie konnte spüren wie er die Stirn runzelte. „Dann würde ich erst recht nicht verstehen, warum du auf diesen ekelhaft blauen Pullover bestehst.“ gab Jasper schließlich zu. „Du würdest einen Roten von mir bekommen, damit passt du wieder zum Baum.“ Sie konnte sein leises Grummeln hören und musste schmunzeln, als er so schön vor sich hin brummelte. „Zwar finde ich es immer noch bedenklich, dass ich zur Dekoration passen muss, aber mit Rot werde ich leben können.“ „Sehr gut!“ freute sich Alice. „Damit hätten wir das Thema Weihnachtsgeschenke zwischen uns geklärt! Du bekommst von mir den Pulli und weil du mich liebst, wirst du ihn auch anziehen.“ Keine Frage, kein Vorschlag, nein. Nein, dass war für Alice schon beschlossene Sache. „Jetzt müssen wir nur noch sehen, was der Rest von dir bekommt.“ beschloss Alice. Als er sie darauf nur fragend ansah seufzte Alice leise. „Sieh mich nicht so an Jazz. Wir wissen beide, das du von selbst nicht daran gedacht hättest.“ „Ach nein?“ Ein nachsichtiges Lächeln erschein auf ihrem lieblichen Gesicht. „Welches Datum haben wir heute?“ wollte sie sanft von ihm wissen. „Den 27. November 1958.“ antwortete er ihr souverän. Ihr Grinsen vertiefte sich und er spürte, dass sie schwer gegen ein heiteres Lachen ankämpfte, als sie meinte: „Und was war heute genau vor zehn Jahren?“ Vor zehn Jahren... Der 27.11. 1948, das war... Das war... Moment, das war in dem Jahr, als er von seinem Kobold aufgegabelt worden war. Stimmt, das war so gesehen ein super Jahr gewesen. Gut, es hatte ähnlich deprimierend angefangen wie alle anderen davor auch. Es war streng genommen ein grauenhaftes Jahr gewesen, bis zu jenem Abend in Philadelphia. Ja er erinnerte sich noch gut daran wie verblüfft er gewesen war als er jene Bar betreten hatte, an diesem stürmischen Novembertag... Alice konnte regelrecht an seinem Gesicht ablesen, wie langsam der Groschen zu fallen begann. Der gelassene Gesichtsausdruck, das Stirnrunzeln, das sich weiter vertiefte und dann der gelöste und entspannte Ausdruck, der schlagartig dem Entsetzen wich. „Ohhh~.“ Sie legte ihre Hände an seine Wangen und sah ihrem Jasper tief in die Augen. „Ganz genau: Oh.“ lachte sie dann. Das war Jasper jetzt etwas unangenehm. Er hatte ihren Jahrestag vergessen. Na ja, nicht direkt vergessen, nur nicht daran gedacht. Was so gesehen ja auch nicht viel besser war. „Das ist schon echt zehn Jahre her?“ wollte er von ihr wissen. Ihre Arme legten sich sanft um seinen Nacken, damit sie sich dann selbst richtig an die breite Brust ihres Prinzen schmiegen konnte. Seinen Geruch tief einatmen und die Geborgenheit auskosten konnte, die sie bei ihm fand. „Ja, ich hänge dir auf den Tag genau seit zehn Jahren auf der Pelle.“ bestätigte sie ihm gerne. „Kam mir länger vor.“ „Ach du.“ murrte Alice und boxte ihm leicht gegen die Schulter. Er schenkte ihr daraufhin nur das leise und dunkle Lachen, das sie so gerne hörte. Keinen Moment später spürte sie wie Jasper sie umarmte, sie fest hielt wie es sich ihrer Ansicht nach auch gehörte. „Hättest du mich nicht etwas früher daran erinnern können?“ Das er nicht daran gedacht hatte, oder vielmehr daran denken würde, wusste sie doch sicherlich schon eine ganze Weile. „Hätte ich, wollte ich aber nicht. Du denkst nie an so etwas, Jazz. Den Hochzeitstag von Esme und Carlisle kennst du genau. Du hast sogar die von Rosalie und Emmett besser im Kopf als er.“ „Das ist bei dem Yankee keine große Kunst...“ „Jasper.“ unterbrach sie ihn mild. Er räusperte sich etwas. „Außerdem ist mir durchaus klar, das wir zwei im Mai geheiratet haben.“ fügte er nur an. „Und wie oft denkst du im Mai auch daran?“ hakte sie schmunzelnd nach. Als er darauf nur betroffen schwieg, fuhr sie fort. „Siehst du. Du denkst nie an so etwas. Aber da du die anderen 363 Tage im Jahr, ein Musterbeispiel an Tugend, Charme und Sexappell bist – kurz der perfekteste Mann, den ich mir vorstellen kann – verzeihe ich dir diese zwei Tage im Jahr von Herzen gerne. Außerdem ist es praktisch, dass ich diese Tage mit dir verplanen kann, wie ich will.“ „Tugend?“ meinte er leise. Er hatte so den Eindruck, dass Tugend eine Umschreibung war, die nicht gut klang für einen verheirateten Mann. „Vor Zeugen versteht sich.“ meinte Alice sofort und hüpfte von der Treppenstufe. „Und jetzt zieh dich bitte an Jazz, ich hab heute noch so einiges mit dir vor!“ Verplant war dieser Tag bereits. Wenige Minuten nachdem das Gespräch mit einem wundervollen, warmen Kuss geendet hatte, waren die Beiden Arm in Arm dabei durch die verschneite Landschaft zu flanieren. Schnee knirschte unter ihren Sohlen bei jedem Schritt und untermalte diesen Gang mit einer kleinen Melodie. Alles genauso wie Alice es gesehen hatte. Sie mochten etwa eine halbe Stunde unterwegs gewesen sein, als Jasper einen vertrauten Geruch wahrnahm. „Dinner?“ fragte er leise nach. „Nein.“ meinte Alice leise. „Das ist mein Geschenk für dich, dass zudem noch Teil deines Geschenkes an mich ist.“ Jasper wusste zwei Dinge ganz eindeutig. Erstens, dass diese Aussage für Alice durchaus sinnvoll, logisch und verständlich war. Und zweitens, dass er das nicht von sich behaupten konnte. Alice musste ihm die Verwirrung angesehen haben denn sie drückte seinen Arm liebevoll. „Du wirst gleich verstehen was ich meine.“ Wenige Meter weiter und er sah das Pferd, dass er kurz davor schon gerochen hatte. Ein wundervolles Tier mit dichtem weißgrauen Fell und kräftigen Beinen. Angespannt an einen weißen Schlitten mit eisblauer Ausstattung. Er konnte sehen wie der Atem des Pferdes in der kühlen Luft regelrecht dampfte. „Ihr Name ist Texas.“ erklärte Alice freudig und strahlte ihn glücklich an ehe sie ihm einen Kuss auf die Lippen hauchte. „Alles Liebe zum Jahrestag Schatz!“ Ein Pferd, seine Frau schenkte ihm ein Pferd. Also damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Du schenkst mir ein Pferd?“ fragte er leise während er schon näher trat und das Tier streichelte. Er trug Handschuhe, vermutlich zuckte die Stute deshalb nicht vor seiner Hand zurück. „Hi Texas.“ Beschwingt tänzelte Alice näher. „Ja genau. Du bist mit Pferden aufgewachsen hast du mir mal erzählt. Ich dachte das gefällt dir sicher – auch wenn ich etwas skeptisch bin, ob es so clever war eine andere Frau in dein Leben zu lassen.“ schloss sie lachend. „Und der Schlitten?“ „Der ist geliehen. Immerhin wird es dir nun sicher ein Vergnügen sein, mit deinem Kobold und Texas eine lange, lange Spazierfahrt zu unternehmen. Durch den verschneiten Winterwald, bis die Sonne morgen früh aufgeht. Futter und Wasser für Texas ist bereits eingeladen. Im Grunde fehlt nur der Kutscher, aber da habe ich auf dich gezählt.“ schloss sie und sah ihn erwartungsvoll an. Während sie gesprochen hatte war ein Lächeln auf seinem Gesicht erschienen und geblieben. „Wie schön, dass du so uneigennützig mit deinen Geschenken bist.“ stellte er grinsend fest. „Ja nicht wahr.“ „Kobold?“ „Hm~?“ „Möchtest du mit mir, zur Feier unseres zehnten Jahrestages, eine kleine, romantische Schlittenfahrt unternehmen? Ein Ausflug nur für und mit uns beiden?“ wollte er dann sanft und mit unendlich viel Liebe in der Stimme von ihr wissen. „Es gibt nichts das ich heute lieber täte als das.“ antwortete sie leise und zog an seinem Schal, damit er sich etwas nach vorn beugte und sie ihn küssen konnte. „Nächstes Jahr hätte ich gerne Plateauschuhe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)