Die Nacht des falschen Engels von Blauer_Lapis ================================================================================ Kapitel 1: Ein neues Leben -------------------------- Alles geschah an einem Freitag, an einem Freitag dem 13. Das 17-jährige Mädchen Luciane May kam gerade aus der Kirche. Sie war jeden Tag dort, um zu beten. Sie dankte dem Gott, für alles, was er machte. Sie war ein sehr gläubiges Kind. Sie versuchte immer freundlich zu allen zu sein. Sie war stets hilfsbereit und zuvorkommend. Bei den Mönchen und Pfarrern war sie als das "weiße Kind" bekannt. Sie trug den Namen schon ihr Leben lang. Was sagten die Mönchen doch immer: "Sie ist der reinste Mensch auf Erden. Sie trägt keine Sünden in sich und ist Gott stets treu." Ja, das war sie, die liebe Luciane. Doch ihr Leben war nicht immer so schön, wie es sich anhört. Luciane lebt, seid sie denken kann in dem Waisenhaus Woodstock. Dort wird sie zwar gut behandelt, doch die finanzielle Lage des Waisenhauses ist nicht sehr gut und die Kinder müssen oft mit dürftigen Mahlzeiten zu frieden sein. Luciane ging die paar Treppenstufen der Kirche herunter und ging die Gassen der Stadt Gulden entlang. Sie ging wie jeden Tag den gleichen Weg. Alles war wie immer, doch dann passierte es. In einer kleinen Gasse erschien ihr eine Frau in weißem Gewand. Sie hatte goldenes Haar und mandelförmige, braune Augen. Die Frau kam auf Luciane zu und sagte: "Hab keine Angst mein Kind. Ich will dir nichts tun." Luciane schüttelte den Kopf. Eine Frau, die aus dem Nichts kam war ihr nicht geheuer. Sie fürchtete sich und blieb lieber still, als irgendetwas zu sagen. Die Frau sprach daraufhin in ihren hellen Stimme weiter: "Luciane, der Herr hat dich erwählt." Luciane erschrak. Die Frau kannte ihren Namen, doch woher. Sie guckte sie an und fragte mit zitternder Stimme: "Woher wissen Sie, wer ich bin?" Die Frau lächelte: "Es tut mir Leid, dass ich dir nicht sagte wer ich bin. Ich bin dein Schutzengel Luna." "Mein Schutzengel?", fragte Luciane verwundert. Die Frau nickte: "Ja und ich überbringe dir eine Nachricht vom Herrn." "Von welchem Herrn? Von Gott?", fragte Luciane erneut. "Ja, den Gott, den du Tag und Nacht anbetest. Luciane, du hast heute die Möglichkeit, deinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Morgen ist dein 18. Geburtstag und du kannst dem Weg der Engel folgen", antwortete der Engel. "Dem Weg der Engel?", fragte Luciane vewirrt. "Ja, du kannst einen neuen Abschnitt in deinem Leben beginnen. Du kannst diesen Weg beschreiten und ein Schutzengel werden, so wie ich einer bin", lächelte Luna. "Aber warum ich?", fragte Luciane mit verwirrter Miene. "Luciane, du hast eine reine Seele. Du bist ein weißes Kind. Weiße Kinder werden später zu Schutzengeln, wenn sie es wollen. Du hast die Wahl! Wenn du diesen Weg beschreiten möchtest, dann komme heute um Mitternacht zum Stonehenge auf dem Berg. Dann wird deine Vollmondzeremonie vollzogen und du wirst Menschen helfen und beschützen können." Ohne ein Anzeichen verschwand die Frau plötzlich spurlos und ließ das junge Mädchen mit ihren Fragen allein. Den Weg der Engel, das weiße Kind, dachte Luciane. Das könnte der Neuanfang sein, den sie sich immer gewünscht hatte. Sie könnte Menschen helfen und beschützen. Das war schon immer ihr Traum. Langsam erwachte Luciane aus ihren Gedanken. In ihren Kopf schwirrten die vielen Fragen herum, doch niemand hätte ihr eine Antwort geben können, außer diese geheimnisvolle Frau. Luciane würde heute Nacht zum Stonehenge gehen und ihrer Bestimmung folgen. Luciane setzte nun langsam wieder einen Fuß vor den anderen. Auf dem Weg zum Waisenhaus dachte sie über die Worte ihres Schutzengels nach. Kann es sein, dass die Mönche von ihrer Bestimmung wussten. Sie hatten sie schon immer als weißes Kind bezeichnet. All dies würde sich heute Abend aufklären, dass hoffte Luciane jedenfalls. Das Mädchen machte die Tür zum Waisenhaus auf. Die Dämmerung hatte eingesetzt, als sie kam. Die Heimleiterin kam und schüttelte bedächtig den Kopf: "Luciane May, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du pünktlich sein sollst!" "Ich war in der Kirche, Frau Likos", meinte das Mädchen entschuldigend. "Ich weiß Luciane, doch auch wenn du beten gehst, musst du pünktlich zum Abendbrot da sein! Du kannst von Glück reden, das Meier immer was für dich aufhebt! Geh nun runter und esse! In einer halben Stunde musst du im Bett sein! Hast du mich verstanden Luciane?!" Die Heimleiterin wurde nun leicht wütend, über das Verhalten des Mädchens. Luciane nickte: "Natürlich Frau Likos. Ich verspreche Ihnen, dass ich nie wieder zu spät komme." Die Frau nickte: "Das will ich hoffen!" Dann ging die Frau in ihr Büro. Luciane huschte durch das Wohnzimmer in die Küche. Meier, der Koch stand am Herd und guckte zu ihr. Der dicke Koch lächelte: "Na Luciane, haben wir die Zeit verpasst." Sie nickte: "Ja, tut mir Leid, aber es lag diesmal nicht an der Kirche." Der Koch guckte sie verwundert an: "Aha, na dann setz dich mal an den Tisch. Während ich dein Abendbrot aufwärme, kannst du es mir ja erzählen." Luciane nickte. Sie zog einen Holzstuhl hervor und setzte sich. Sie hatte erst überlegt, keinem von ihrem Erlebniss zu erzählen, doch Meier war ihr einziger Freund, den sie hatte und ihm vertraute sie alles an. So erzählte sie ihm von ihrem Erlebniss mit Luna. Als sie mit ihrer Geschichte fertig war, stellte ihr Meier gerade einen Teller mit einer Gemüsesuppe vor die Nase. "Lass es dir schmecken", lächelte Meier. Dann sagte er: "Also was du da erzählst klingt ja sehr interessant. Willst du denn heute Nacht dahin gehen?" Luciane nickte. Sie schluckte etwas von der Suppe runter, bevor sie dann sprach: "Ja, ich denke schon. Das könnte ein kompletter Neuanfang sein." "Ja, das ist eine gute Idee. Aber lass uns mal nachher in die Bibliothek gehen. Ich hab da vor kurzen ein Buch über die weißen Kinder gesehen. So hat sie dich doch genant und doch auch die Mönche, oder?", fragte der Koch. Luciane nickte. Sie nahm ihren letzten Löffel der Suppe, als sie sagte: "Ja, so nennen sie mich alle, aber ich kann nicht. Ich muss ins Bett. Sonst ist Frau Likos wieder sauer auf mich." "Ja, das wird sie vielleicht, aber wie willst du unbemerkt heute Nacht aus dem Haus. Sie hat Ohren wie ein Luchs. Luciane nickte: "Ja, da hast du leider Recht. Aber ich muss es einfach versuchen. Mehr als schiefgehen kann es doch nicht." Meier nickte. Doch dann kam ihm die Idee. Er sagte zu dem Mädchen: "Mir ist da was eingefallen. Du wirst doch morgen 18 Jahre alt und dann musst du so schnell wie möglich raus. Ich kann dich doch mit zu mir nehmen und wir sagen Frau Likos, dass du bei wohnst. Wenn wir jetzt hochgehen, dann guckst du schnell mal nach dem Buch. Es lag ziemlich weit vorne in der zweiten Reihe, glaub ich. Dann gehst du leise hoch und holst deine Sachen. Was hälst du davon?" Luciane guckte ihn mit großen Augen an: "Meinst du das ernst?" Der Mann nickte. "Aber du weißt schon, dass ich gar nicht bei dir einziehen werde. Wenn ich wirklich ein Engel werde, dann wohn ich nicht mehr auf der Erde", meinte Luciane. "Ja, ich weiß. Aber das ist schon okay." Luciane nickte. Dann räumte sie ihren Teller weg und ging gemeinsam mit Meier ins Wohnzimmer. Dieser steuerte sofort zum Büro der Heimleiterin, während Luciane in die kleine Bibliothek ging. Sie öffnete die Tür und der Anblick der kleinen Bibliothek überwältigte sie, wie jedes Mal. Auch wenn sie nicht so groß war, sie war der schönste Ort hier im Woodstock Waisenhaus. Sie steuerte zielgerichtet auf die zweite Reihe zu. Das Mädchen musste auch nicht lange suchen, als ihr das alte Buch auffiel. Sie nahm es aus dem Regal. Auf dem Umschalg war eine alte Zeichnung von einem Engel drauf. Der Anblick dieses Bildes erinnerte sie sofort wieder an Luna. Das Bild fesselte sie, doch Luciane konnte sich rechtzeitig vom Buch lösen. Sie steckte es unter ihren Pullover und verließ den Raum. Sie schlich mit flinken Schritten durch das Wohnzimmer und vorbei am Büro der Leiterin. Zum Glück hat sie mich nicht gesehen, dachte Luciane. Sie ging die Treppen hinauf und öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. Sie teilte es sich mit zwei weiteren Mädchen, Maria und Marie, den Zwillingen. Sie mochte die zwei nicht. Sie waren totale Zicken und wenn etwas passierte, gaben sie immer Luciane die Schuld. Sie steckte es immer weg, da sie keinen Streit anfangen wollte. Sie ging zu ihrem Bett und holte ihre Tasche hervor. Die zwei Mädchen lagen zwar im Bett, doch sie schliefen nicht. Luciane hatte gerade das Buch und ihre Sachen reingepackt, als Maria sich aufrichtete und sagte: "Guck mal Marie! Die haut einfach ab! Ob Miss Likos davon weiß?" Marie grinste: "Man sollte ihr davon berichten!" Die beiden wollten gerade losschreien, als Luciane ganz ruhig sagte: "Ja, Frau Likos weiß Bescheid. Und ich kann euch beruhigen. Ab heute könnt ihr das Zimmer für euch allein haben. Ich ziehe nämlich aus." Die beiden Mädchen lachten. Eine von ihnen sagte: "Ja klar, träum weiter! Wer würde dich schon aufnehmen?" Eine Männerstimme sagte plötzlich: "Jetzt ist genug, Marie und Maria! Luciane ist etws besonderes und sie wohnt ab heute bei mir! Nun solltet iht schlafen! Luciane komm mit!" Luciane nahm ihren Mantel vom Hacken, zog ihn über und hengte sich ihre Tasche um. Mit einem Lächeln und einem freundlichen Auf Wiedersehn verabschiedete sie sich von den Zwillingen. Die zwei murrten etwas hinterher, bis Meier dann die Tür schloss. Meier lächelte Luciane an: "Du musst nicht immer zu den Leuten nett sein. Vorallem nicht, wenn sie dich nicht mögen und dich nur schlecht machen." Luciane schüttelte jedoch den Kopf: "Die zwei Mädchen haben sicher ihre Gründe dafür. Außerdem muss ich sie doch nicht anschreien oder so etwas, nur weil sie es tun. Man darf nie gleiches mit gleichen bewerten Meier." Der Mann nickte: "Ach Luciane, du bist wirklich ein weißes Kind. Aber jetzt lass uns nochmal reden. Du kannst jetzt nicht zu mir kommen." Luciane erschrak: "Aber warum denn? Du hast doch zu den Zwillingen..." Er unterbrach sie und sagte: "Ich weiß, aber die zwei müssen ja auch nicht alles erfahren. Ich habe mit Frau Likos gesprochen und sie wollte das nicht. Ich hab ihr dann etwas von deiner Geschichte erzählt." "Was?!", fragte Luciane ein wenig lauter. "Keine Sorge, sie hat es verstanden oder anders gesagt, ihr war das egal. Aber sie hat dann vorgeschlagen, das du zu den Mönchen gehen kannst. Ich habe zugestimmt. Die Mönche sind gute Menschen und sie können dir garantiert etwas von den weißen Kindern erzählen. Sie wissen bestimmt darüber Bescheid. Was sagst du?" Das Mädchen nickte: "Na gut. Hauptsache ich komm hier raus." "Gut, dann bringe ich dich noch zum Kloster." Luciane nickte nur. Sie waren an der Tür angekommen, wo auch schon Frau Likos stand. Sie nickte Meier zu und sagte: "Also gut Luciane. Auch wenn wir uns nie besonders gern hatten, wünsche ich dir alles gute für die Zukunft mein Kind." "Danke Frau Likos, ich werde nie vergessen, was Sie für mich getan haben." Die Frau lächelte. Dann gingen Meier und Luciane nach draußen. Luciane drehte sich dann zu Meier und meinte: "Fahr du nach Hause. Die paar Meter zum Kloster schaff ich auch noch allein." "Nein, ich werde dich noch begleiten", sagte der Koch wiederspenstig. "Nein, ich seh dir doch an, dass du müde und erschöpft bist. Mach dir keine Sorgen, ich komm schon zu Recht." "Aber..." Luciane unterbrach ihn: "Kein aber, fahr nach Hause! Bitte, du bist doch erschöpft vom arbeiten. Es ist okay." Nur ungern stimmte der Koch ihr zu: "Na gut, wenn es dein Wunsch ist. Dann hoffe ich das du heil ankommst und deine Bestimmung findest. Ich werde dich nie vergessen, meine kleine Luciane." "Ich werde dich auch nicht vergessen Meier", sagte das Mädchen mit Tränen in den Augen. Sie fiel Meier um den Hals und drückte ihn nocheinmal ganz fest. Als sie die Umarmung lösten, sagte sie: "Wenn ich ein Engel werde, werde ich über dich wachen. Du bist der beste Mensch, der mir je begegnet ist." Meier lächelte: "Danke meine Kleine. Wir sehen uns ja vielleicht nochmal wieder. Und wenn nicht, dann weiß ich, dass du es geschafft hast." Luciane nickte. Dann ging sie den kleinen Weg in Richtung Kloster, während Meier in sein Auto stieg und in die andere Richtung nach Hause fuhr. Luciane war jetzt schon eine Weile gelaufen, bis sie dann endlich an ihrem Ziel ankam. "Das Kloster von Gulden", sagte sie vor sich hin. Dann öffnete sie die große Eichentür und trat ein. Innen brannten überall Kerzen. Luciane ging ein paar Schritte weiter, bis ihr dann ein Mann in einer braunen Kutte entgegenkam. Er schaute sie verwundert an und fragte sie: "Was möchtest du, weißes Kind?" Luciane hatte sich noch immer nicht richtig an diesen Namen gewöhnt, doch das musste sie wohl bald. Sie antwortete dem Mönch: "Ich möchte bei euch wohnen, ehrenwerter Vater. Außerdem muss ich dringend mit jemandem von euch sprechen." "Oh, dass sind aber viele Wünsche auf einmal. Dann komm mal mit. Ich bringe dich zu Pater Nosiel, dem Leiter des Klosters. Folge mir bitte." Luciane nickte und ging dem Mönch hinterher. Sie gingen einen kleinen Gang entlang, wo links und rechts immer wieder Türen waren. Dann hielten sie plötzlich an. Der Mönch klopfte an der Tür und eine freundliche Männerstimme sagte: "Tritt ein, mein Bruder." Der Mönch öffnete die Tür und deutete Luciane an mitzukommen. Sie traten in ein hellerleuchtetes Zimmer. Ein kleines Bett stand in der Ecke und am hinteren Ende stand ein Tisch, an dem ein weiterer Mönch saß. Als er jedoch die Begleitung seines Bruders erkannte stand er auf und trat zu ihnen. Der Mönch neben Luciane sagte zu ihm: "Pater Nosiel, das weiße Kind möchte bei uns wohnen und sie wünscht euch zu sprechen." Der Pater guckte das Mädchen an: "So so. Das ist natürlich kein Problem. Pater Ecker, richten sie das leere Zimmer vorne ein. Ich werde jetzt erstmal mit unserem Gast sprechen. Und richte Schwester Julia aus, das sie nach einem Gewand für das weiße Kind suchen soll." "Natürlich", antwortete der Mönch und ging hinaus. Als die Tür geschlossen war, bat Pater Nosiel Luciane sich neben ihn auf die Bank zu setzen. Als sie dann neben ihm saß, sagte er: "Ich hab mich schon gefragt, wann du wohl zu uns kommen wirst. Was hat dich dazu bewegt zu uns zu kommen, mein Kind?" Luciane sagte: "Ich werde morgen 18 Jahre alt und da hätte ich sowieso bald aus dem Heim rausgemusst. Da mein Freund mich nicht mtinehmen durfte, bin ich zu Ihnen gegangen. Aber es gibt noch einen anderen Grund für mein Erscheinen." "Und dieser wäre mein Kind?" "Ich möchte etwas über die weißen Kinder und über Schutzengel erfahren. Und zwar noch heute!" "Warum dennn schon heute? Hat das denn nicht bis morgen Zeit?" "Nein, ich muss heute um Mitternacht am Stonehenge sein! Mir ist mein Schutzengel erschienen und sagte mir, dass ich nun alt genug sei, um den Weg der Engel zu beschreiten." Der Mönch lächelte: "Achso, dann werde ich dir alles erzählen, was ich darüber weiß. Doch ziehe dich erstmal um. Schwester Julia hat sicher etwas für dich gefunden." "Aber ich möchte doch keine Kutte oder so etwas tragen." Der Mann lachte: "Nein, warum solltest du auch? Du wirst das tragen, was auch die Schwestern tragen. Und nun komm, ich zeige dir dein Zimmer." Ohne weitere Erklärungen stand der Pater auf und ging zur Tür. Luciane folgte ihm ruhig. Sie gingen den Gang zurück. Doch sie blieben bald wieder stehen. Pater Nosiel öffnete eine Tür, in der eine Frau gerade das Bett gemacht hatte. "Ich gebe dich nun in die Obhut von Julia. Wenn du fertig bist kannst du in die Bibliothek kommen und ich erzähle dir alles, was du wissen willst." Dann ging der Mönch davon. Die Schwester lächelte sie an: "Wie geht es dir mein Kind?" "Ganz gut, danke", antwortete Luciane. Dann sagte Schwester Julia zu ihr: "Ich habe dir ein weißes Kleid rausgesucht. Ich hoffe es passt dir. Probier es am besten gleich mal an." Luciane nickte. Sie zog ihr altes Kleid aus und zog das Weiße an. Es passte wie angegossen. Es fühlte sich sehr schön an, da es aus Leinen gemacht war. "Es passt sehr gut, Schwester Julia. Danke." "Das ist schön mein Kind. Dann werde ich nun gehen." Die Frau schritt zur Tür. Dann fragte Luciane noch: "Können sie mir sagen, wo die Bibliothek ist." "Natürlich kann ich es dir sagen, aber ich zeig es dir lieber. Komm mit." Luciane nickte und ging mit der Schwester mit. Zusammen gingen sie die Stufen zur ersten Etage hinauf. Dann gingen sie links entlang und machten an einer etwas größeren Tür halt. Dann sagte die Frau: "Hier ist die Bibliothek. Ich lasse dich nun allein." Luciane nickte. Als die Frau die Treppen herunter gegangen war, drückte Luciane die Klinke herunter und öffnete die Tür. Der Anblick des Raumes überwältigte sie komplett. Sie hatte die Tür geschlossen und guckte sich um. Der ganze Raum war voll von Bücher. Es war einfach schön hier. Plötzlich knarrte eine Diele und sie erschrak. Pater Nosiel kam zu ihr: "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken." "Nicht so schlimm", sagte das Mädchen nur und guckte wieder zu den vielen Bücher. Der Mönch lächelte: "Ein schöner Anblick diese Bücher. Es sind viel mehr als in der Bibliothek von Woodstock, oder?" Luciane nickte: "Allerdings, es ist unglaublich." Dann löste sie langsam ihren Blick und guckte den Pater an: "Doch nun möchte ich über die weißen Kinder erfahren und die Schutzengel." Der Mann nickte. Zusammen gingen sie in eine Sitzecke. Als sie dann saßen, war es noch eine Weile still. Schließlich begann dann Pater Nosiel zu erzählen: "Nun gut. Fangen wir mal bei den weißen Kinder an." Er machte eine kleine Pause, bevor er dann begann: "Also, weiße Kinder, wie du eines bist, gibt es überall auf der Welt. Es sind die Kinder, die seid ihrer Geburt nur gutes im Sinn verspüren. Sie haben nie etwas böses vor und sind zu allen Menschen nett, auch wenn diese nicht nett zu ihnen sind. Der Name "Weißes Kind" hat die Bedeutung von vollkommerner Reinheit. Weiß ist die farbe der Reinheit und des klaren Verstands. Und es sind deshalb Kinder, weil sie selbst als kleines Kind nichts böses tun. Jedes normale Kind schreit in der Nacht und ist mal böse gegenüber seinen Erziehern. Doch die weißen Kinder sind ruhige Wesen." Luciane nickte: "Achso, und weil ich mich auch so verhalten habe, bin ich ein solches Kind. Aber warum soll ich nun zu einem Engel werden? Und warum gerade jetzt?" "Ja, das ist unbegreiflich. Auch ich habe vor nicht allzu langer Zeit dieses Geheimniss gelüftet. Ich werde es dir erzählen. Also...Engel kennst du doch sicher aus irgendwelchen Zeichnungen. Sie tragen die weißen Kleider und für viele sind sie der Inbegriff von Reinheit und Güte. Und die weißen Kinder sind voller Reinheit und zu jedem Menschen gütig. Es wird berichtet, dass jeder Engel mal ein Mensch war und das jeder von ihnen ein weißes Kind ist beziehungsweise war." "Ja, aber warum jetzt? Warum holen sie mich erst jetzt und nicht schon als ich 14 Jahre alt war oder so?" Der Mann nickte: "Das kann ich dir auch nicht mit genauer Sicherheit sagen, doch ich ich könnte mir vorstellen, dass du dich erst entwickeln solltest. Du warst als Baby zwar ein einzigartig ruhiges Kind, doch in deiner Pupertät hättest du dich komplett ändern können, wie andere Kinder auch. Doch da du das nicht getan hast und diese Phase nun abgeschlossen ist, holen sich dich zu deinem 18. Geburtstag. Dann bist du erwachsen und man kann sicher sein, dass sich dein Charakter nicht ändern wird." "Achso, jetzt verstehe ich langsam. Das erklärt es natürlich. Doch eine Frage brennt mir noch auf dem Herzen. Was hat es mit dieser Engelszeremonie auf sich? Wie läuft das alles ab?" Pater Nosiel schüttelte den Kopf: "Tut mir Leid mein Kind, aber darüber weiß ich auch nicht Bescheid. Es ist ein wohlgehütetes Geheimniss. Gott will vielleicht, dass du dich überraschen lässt. Aber nun genug davon. Ich schlage dir vor noch ein paar Stunden zu schlafen, damit du einigermaßen ausgeschlafen bist. Es ist jetzt 10 Uhr. Schlaf wenigstens noch eine Stunde!" Luciane nickte: "Vielleicht haben Sie Recht. Dann gehe ich jetzt in mein Zimmer. Ich werde mir einfach meinen Wecker stellen, damit ich pünktlich aufstehe." "Natürlich. Dann wünsch ich dir eine behütete Nacht weißes Kind und pass auf dich auf." Luciane nickte. Dann stand sie auf und ging zu Tür. Luciane war die Treppen herunter gelaufen und an ihrem Zimmer angelangt. Sie ging hinein und zog die Tür hinter sich zu. Dann setzte sie sich aufs Bett. Doch sie dachte keinesfalls daran jetzt zu schlafen. Sie war so neugierig und aufgeregt, das sie nicht hätte einschlafen können. Deshalb nahm sie das Buch, welches sie aus der Woodstock Bibliothek mitgenommen hatte heraus und setzte sich gemütlich hin. Dann begann sie zu lesen. Die Zeit verging wie im Flug. Es war nun halb 12 und Lucianes Wecker klingelte. Sie schreckte hoch. Sie war so in das Buch vertieft gewesen, dass sie gar nichts mitbekommen hattte. Sie legte das Buch beiseite und stand auf. Dann kämte sie ihre blonden Haare nochmal ordentlich durch. Als sie damit fertig war, nahm sie ihre Schuhe und zog sie an ihre nackten Füße. Dann nahm sie einen silber schimmernden Umhang vom Hacken. Den hatte ihr Schwester Julia gegeben. Schließlich wusste jeder von ihrem Vorhaben heute Nacht. Luciane legte den Umhang um und machte ihn mit einer Brosche fest. Sie sah jetzt schon aus wie ein Engel. Sie hatte nur weiße oder silberne Sachen an. Ein Kind der Reinheit, hätte Pater Nosiel jetzt gesagt, dachte sie. Dann öffnete sie ihre Tür und huschte hinaus. Sie lief schnellen Schrittes durch die Eingangshalle. Sie öffnete die große Tür und verließ das Kloster. Luciane lief schon ein paar Minuten durch die Altstadt von Gulden, als sie endlich den Stadtrand erreicht hatte und in der Ferne auch schon den Steinkreis sah. Sie guckte noch einmal hinter sich. Da...etwas hatte sich bewegt, oder hatte sie sich das nur eingebildet. Wahrscheinlich. Warum sollte jetzt noch jemand draußen sein? Also ging sie aus der Stadt heraus in Richtung Stonehenge. Doch hätte die liebe Luciane mal genauer hingeguckt. Denn jemand folgte ihr schon seit dem sie aus dem Kloster rausgegangen war. Ein in schwarz gehülltes Wesen stand im Schatten eines Hause und beobachtete das Treiben von Luciane genau. Wie ein Wolf der sich auf seine Beute konzentriert, so sah das Wesen jede Bewegung von dem Mädchen ganz genau, kein Atmezug von ihr war ihm verschlossen. Doch was hatte er vor? Was wollte er von dem weißen Kind? Oder kannte er sie gar nicht und sie war nur ein zufälliges Opfer seiner Beobachtungen? Viele Fragen regten sich im Kopf eines weiteren Wesen, welches Luciane und auch ihren Verfolger beobachtete. Doch es hatte keine Zeit darüber nachzudenken. So blieb das schwarze Wesen ein Schatten von Luciane und damit musste man sich jetzt erstmal zufrieden geben. Luciane war am Stonehenge angekommen und wurde auch schon erwartet. Die Frau mit den goldenen, gelockten Haaren saß auf einem Stein und hatte ihre Augen geschlossen. Doch als Luciane näher kam, sagte sie, ohne die Augen zu öffnen: "Wir haben dich schon erwartet, weißes Kind." Dann schlug sie die Augenlider auf und erhob sich. Sie schreitete auf Luciane zu und sagte: "Du hast dich also für den Weg der Engel entschieden, wie mir scheint." Luciane nickte nur. "Gut, dann beginnen wir mit der Zeremonie." Kaum waren diese Worte ausgesprochen erschienen von überall her Frauen mir weißen Gewändern. Aber es waren nicht nur Frauen, Luciane sah auch ein paar Männer dabei. Als die Engel nun mitten im Stonehenge standen und Luciane sie betrachtete, flüsterte sie vor sich hin: "Die weißen Kinder." "Ganz genau. Sie und auch ich waren einmal so wie du liebe Luciane. Die Reinheit in Person, die friedlichsten Menschen der Welt, die weißen Kinder. Doch nun lass uns keine Zeit verschwenden! Lange scheint der Vollmond nicht herab. Nur wenn er in die Mitte des Stonehenge scheint wird die Zeremonie funktionieren." Luciane schluckte. Dann wurde sie auch schon von Luna in die Mitte des Steinkreises gebracht. Dann sagte sie zu ihr: "Du bleibst jetzt hier in der Mitte stehen. Du darfst dich nicht rühren, das ist wichtig!" Luciane nickte. "Gut, wir werden jetzt Gott und die Geister der alten Zeit um ihren Segen bitten, damit du ein Engel werden kannst." Wieder nickte Luciane nur. Als das geklärt war ging Luna von ihr weg. Die Schutzengel standen jetzt außerhalb des Steinkreises. Sie hoben die Hände in die Höhe und begannen, eine ruhige Melodie zu summen. Dann fing Luna an zu singen. Ihre Stimme war sehr hell und hoch, jedoch so fein, das man jede Silbe verstand, selbst wenn man die Sprache nicht kannte. "Calma Ikalos. Nirwana di. Trionola wohal marinet te Luciane telma zempafi." Nun wurde die Stimme lauter und die ganzen Engel stimmten mit ein. Sie wiederholten die Zeilen, die Luna gesungen hatte immer und immer wieder. Es entwickelte sich eine ruhige und trotzdem laute Melodie, die sich wie ein Ohrwurm langsam in Lucianes Kopf einnistete. Luciane hatte das Gefühl in einem ewigen Kreislauf zu sein. Ständig wiederholten sich die Silben und immer verstand sie nur ihren Namen. Immer und immer wieder. Doch dann kam plötzlich die Veränderung oder aber das, worauf alle gewartet hatten? Die im Kreis aufgestelten Steine begannen an weiß zu leuchten. Das Licht wurde immer greller. Als Luciane glaubte, es würde nicht mehr weitergehen, ging es erst richtig los. Das Licht breitete sich nun im ganzen Steinkreis aus. Das ganze innere leuchtete und mit ihm auch Luciane. Als das Licht ihren Körper berührt hatte, schloss es sie mit ein. Sie hatte ihre Augen nun geschlossen, da das Licht in ihnen sehr brannte. "Calma Ikalos. Nirwana di. Trionola wohal marinet te Luciane telma zempafi!" Dann hörte das Singen ganz aprupt auf und alles war von einer zur anderen Sekunde still. Kein Wind wehte, kein Vogel zwitscherte und auch alles andere hielt den Atmen an. So auch auch die Schutzengel, die nun wie gebannt auf die Mitte des Steinkreises sahen, auf Luciane. Das Mädchen hatte die Augen immernoch geschlossen. Doch das Licht wurde immer weniger. Alles was noch da war strahlte auf Luciane. Sie schwebte ein kleines bisschen über der Luft. Dann öffnete sie ihre saphirblauen Augen, doch man hatte nicht das Gefühl, dass sie geistlich schon anwesend war. Sie blickte ins Nichts, in die vollkommene Leere. Dann schwebte sie wieder auf den Boden zurück und als sie dann den Boden berührte, verschwand das Licht. Doch es löste sich nicht einfach nur auf, es floß alles in Lucianes Körper. Als das ganze Licht verschwunden war und Luciane die Welt wieder richtig warnahm, waren alle Schutzengel verschwunden, bis auf eine, Luna. Luna schreitete auf das Mädchen zu und sagte: "Nun hast du es fast geschafft. Die Zeremonie ist nun beendet." Luciane war verwirrt: "Warum bin ich dann noch kein Engel?" Luna lächelte: "Geduld mein Kind. Die Zeremonie ist zwar vorüber, doch der Schutz und die Magie des Herrn müssen sich erst noch entwickeln und zwar am heutigen Tag." "Wie, sie müssen sich entwickeln?" "Ja, es muss sich alles in deinem Körper verbreiten und sich dort fest verankern. Und dein Körper muss sich auch darauf einstellen." "Und wie lange dauert das für gewöhnlich?" "Es dauert immer genau einen Tag. Das heißt, dass du heute wieder um Mitternacht hierher kommst. Deinen Tag verbringst du jedoch wie immer. Du gehst in die Kirche und machst Spaziergänge. So wie immer." "Gut", sagte Luciane: "Doch eine Frage hätte ich noch." "Bitte, nur zu." "Was habt ihr alle da vorhin gesungen?" "Ach das", lächelte Luna: "Das war das Lied der weißen Kinder. Es wird für sie gesungen, um den Frieden Gottes zu erlangen." "Und was bedeutet das alles?" "Also gut, du musst es ja auch bald mal können. Also ich spreche es dir einmal ganz langsam vor und dann erkläre ich dir, was es bedeutet, okay?" Das Mädchen nickte. "Gut. Also. Calma Ikalos. Nirwana di. Trionola wohal marinet te Luciane telma zempafi. Das heißt soviel wie Heiliger Gott der Ewigkeit. Friede sei mit dir. Wir beten dich an, dass du den Frieden gibst, für Luciane, das weiße Kind. Und wenn es jemand anderes gewesen wäre, wird nur der Name ersetzt." Luciane hatte ihr interessiert zu gehört und war begeistert: "Achso. Das hört sich aber sehr schön an." Luna lächelte: "Ja. Aber nun muss ich gehen. Und du geh auf schnellsten Wege nach Hause! Doch pass auf! Vorhin hat dich jemand beobachtet." "Was? Aber wer denn?", fragte Luciane schockiert. "Ich weiß es nicht und kann es dir auch nicht sagen. Doch hab keine Angst! Wenn du dich flink bewegst, dann passiert dir nichts." Luciane schluckte: "Na gut, wenn du das meinst, dann wird es wohl stimmen." Luna nickte. Und dann verschwand sie auch schon. Luciane war immer noch mulmig im Bauch, als sie sich auf den Weg zurück ins Kloster machte. Erst sagt sie mir, dass mich jemand beobachtet hat und dann ist es wieder egal, dachte sie nur. Am Stadtrand hielt sie nach allen Richtungen Ausschau, doch es war niemand zu sehen. Also ging sie schnellen Schrittes durch die Gassen der Stadt. Zwischendurch blieb sie ganz abrupt stehen und guckte schnell nach hinten und zu den Seiten, doch sie hörte und sah niemanden. Also lief sie weiter. Ein paar Gassen noch, dachte sie und beschleunigte ihren Gang. Nur noch die eine Gasse durch und es wäre geschafft, doch bis dahin sollte Luciane nicht mehr kommen. Sie lief die Gasse entlang und plötzlich kam ein in schwarz gekleideter Mann aus der Gasse und guckte zu ihr. Luciane musste kurz vor ihm stehen bleiben. Er war ein wenig größer als sie, und doch konnte sie sein Gesicht erkennen. Sie musste feststellen, das es kein Mann war, sondern eher noch ein Junge. Vielleicht ein oder zwei Jahre älter als sie. Seine Gesichtszüge waren nämlich noch sehr jung und auch die Augen waren nicht die eines alten Mannes, sondern eher die eines Jungen. Doch mehr konnte Luciane nicht erkennen, da der Schatten der Kapuze es nicht zu ließ. Er hatte diese von seinem Umhang weit über den Kopf gezogen. Leicht gruselig, dachte das Mädchen. Doch sie wollte nicht unhöflich sein und sagte zu ihm: "Guten Abend mein Herr." Der Junge schlug die Augenlider einmal kurz zu und nickte höflich mit dem Kopf. Dann erwiderte er ihren Gruß: "Guten Abend. Ist es nicht etwas spät, um in den Gassen herumzuirren? Vor allem für eine so junge Dame, die noch dazu ganz allein unterwegs ist." "Vielleicht, aber ich kenne mich hier gut aus und fürchte micht auch nicht im Dunkeln!" "Das sieht man ihnen auf den ersten Blick an, das sie die Dunkelheit nicht zu fürchten scheinen. Doch ein bisschen Angst sollte man immer haben, denn hier lauern manchmal grausame Monster. Wenn ich dürfte, dann begleite ich sie noch nach Hause." "Oh vielen Dank, doch ich bin schon so gut wie zu Hause. Ich wohne im Kloster da vorne. Doch wenn ich mir die Frage erlauben dürfte. Was für Monster meinen sie?" Der Junge lächelte. Und Luciane merkte schon dass das eine blöde Frage war und fügte ganz schnell hinzu: "Naja, das ist ja auch nicht so wichtig. Ich sollte jetzt lieber gehen! Vielleicht sorgen sie sich schon um mich!" Doch Luciane wusste ganz genau, dass die Mönche vielleicht dachten, dass sie jetzt ein Engel wäre und somit nicht daran glaubten, dass sie zurück kommen würde. Der Junge schüttelte den Kopf: "Warten Sie doch! Wenn Sie mir schon die Frage stellen, dann möchte ich sie auch beantworten." Luciane blickte ihm in die Augen und nickte. Sie wusste, dass es nichts bringen würde an ihm vorbeizurennen. Wenn er was von ihr wollte, dann würde er sie kriegen. Der Junge lächelte wieder: "Ich sagen Ihnen was für Wesen hier in den dunklen Gassen lauern! Wesen wie..."Er holte noch einmal kurz Luft: "Ich!" Luciane ging ein paar Schritte zurück und sah jetzt, was für einen Fehler sie begangen hatte. Sie war einem Vampir in die Falle gegangen. Der Junge veränderte sich. Seine Augen leuchten plötzlich in blutroter Farbe. Als er wieder lächelte, veränderten sich seine Eckzähne. Sie wurden länger und waren ganz spitz, so wie es Vampirzähne sein mussten. Luciane starrte den Vampir vor sich an. Oh nein, dachte sie. Plötzlich schritt der Vampir langsam auf sie zu. Sie ging ein paar Schritte zurück und stolperte und schon lag sie auf den Boden. Doch ihr Blick blieb auf dem Vampir. Dieser lachte und sagte: "Du kleines, verängstigtes Mädchen. Lass mich dein Blut kosten. Danach wird es dir besser gehen." Luciane schrie ihn an: "Ja klar, und das soll ich dir glauben? Wohl kaum! Aber warum greifst du mich an? Weißt du nicht wer ich bin?" Der Vampir blieb stehen und grinste: "Natürlich. Ich beobachte dich schon lange Luciane oder sollte ich lieber sagen weißes Kind." Luciane sah ihn verwirrt an: "Aber du darfst mich gar nicht angreifen! So weit ich weiß, habt ihr das Gesetz, dass ihr Engel und diese, die schon die Zeremonie durchlebt haben nicht angreifen dürft!" "Schon möglich. Doch warum sollte ich mich um so ein dummes Gesetz scheren? Das ist mir völlig egal. Ich liebe den Genuß und Engelsblut soll das Schönste überhaupt sein. Das Reinste, das man finden kann. Da läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen. Ein Schluck von deinem Blut und schon ist alles vorbei!" "Nein!", schrie sie ihn an. Dann nahm sie ihre Kette heraus und hielt sie ihm direkt entgegen, so das er das silberne Kreuz sehen konnte. Er musste lachen: "Das hilft nicht weißes Kind!" Dann kam er ihr wieder näher. Doch Luciane ergriff jetzt die Initiative. Sie rappelte sich auf und rannte einfach zurück. In Gedanken rief sie nach Luna, dass sie ihr doch helfen kommen soll. Der Vampir schüttelte den Kopf."Dummes Kind!", schrie er ihr hinterher. Dann öffnete er seine Flügel, die unter dem Umhang versteckt waren und flog ihr mit Leichtigkeit hinterher. Er schwebte ein bisschen weiter über den Gassen. Dann sah er, dass Luciane stehen geblieben war. So landete er auf einem der Dächer und guckte zu ihr herunter. Luciane hatte seine Verwandlung nicht mitbekommen. Sie war einafch nur gerannt. Jetzt stand sie da und schaute ängstlich in alle Richtungen. Von dem Vampir war keine Spur. Er hat doch nicht aufgegeben, dachte Luciane. Sie blieb noch ein bisschen stehen und guckte weiter um sich. Ein fataler Fehler, dachte sich der Vampir auf dem Dach. Du sitzt in der Falle, weißes Kind. Er flog mit leisen Flügelschlägen direkt auf sie zu. Dann landete er ganz leise hinter ihr und hauchte sie an. Luciane spürte einen Luftzug hinter sich und drehte sich schnell um. Und plötzlich stand sie dem Vampir direkt am Körper und guckte in seinen strahlend roten Augen. Ihr Atem ging nur noch stoßweise. Sie wollte losrennen, doch hielt sie der Vampir schon an beiden Oberarmen fest und zog sie ganz nah an sich heran. Luciane wehrte sich hart gegen seinen Griff. Doch er guckte sie nur an und sagte: "Hör auf dich zu wehren! Es bringt nichts!" So als hätte das was gebracht guckte sie ihm wieder direkt in die Augen und war ganz still. Doch ihr Atem sagte dem Vampir immer noch, dass sie panische Angst hatte. Dieses Gefühl der Überlegenheit genoß er in vollen Zügen und er wollte das Gefühl, dass er angsteinflößend war noch mehr heraufbeschwören. Er öffnete seine Flügel erneut und flog mit ihr auf die Dächer von Gulden. Als er auf einem Dach gelandet war ließ er Luciane los, doch diese rührte sich kein Stück. "Was war das?", brachte sie nur ganz leise und mit ängstlicher Stimme heraus. Der Vampir lachte: "Ich kann fliegen! Das sind meine Flügel." Und er öffnete sie nochmal und zeigte sie ihr in ganzer Pracht. Doch dann ging er wieder auf sie zu. Doch dieses mal ging Luciane wieder Schritte zurück. Doch nicht sehr lang, denn sie kam plötzlich am Rand des Daches an und musste notgedrungen stehen bleiben. "Ich hab es dir doch gesagt, Fliehen ist zwecklos. Doch nun möchte ich den Geschmack deines Blutes spüren und die Wärme, die langsam meinen Hals herunterläuft." Er streckte seine Hände aus und zog sie wieder ganz nah an sich. So nah, dass er Lucianes Herz hören konnte, dass vor lauter Angst pocherte, als würde es gleich aus dem Brustkorb springen. Luciane starrte in seine Augen. Sie konnte sich nicht mehr rühren. Sein Blick fesselte sie und machte sie steif. Der Vampir streichelte mit seiner Hand über ihren Hals und strich ihre goldenen Haare nach hinten. Dann sagte er noch zu ihr: "Damit du nie vergisst, wem du dein neues Leben zu verdanken hast. Ich bin Vadim." Doch Luciane nahm nur noch seinen Namen war. Sie war total geschockt von allem. Und sie sah nur noch rot, nur noch seine rot glühenden Augen. Dann löste Vadim auch schon seinen Blick und ging mit seinen Lippen langsam an ihren Hals. Dann öffnete er seinen Mund und biss mit seinen langen Eckzähen in die Adern. Luciane spürte diesen Schmerz sehr deutlich, doch noch bevor sie hätte schreien können, wurde sie bewusstlos. Vadim genoß des Geschmack dieses reinen Blutes. Er war unbeschreiblich. Er hielt Luciane ganz fest. Er wusste, dass sie bewusstlos wird. Das passierte manchen Opfer von einem Vampir, da der plötzliche Blutraub den Kreislauf durcheinander brachte. Doch bei ihr war er sich sicher, da er so mit ihrer Angst gespielt hatte und sie nun voll davon war. Es könnte sie ja auch töten, doch Vampire und auch Vadim, wussten, wann sie aufzuhören hatten, auch wenn der Blutrausch nach ihnen griff. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)