69 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Begegnung -------------------- Shin ging gerade von der Arbeit nach Hause. Es war bereits Herbst geworden und so hatte er seine flauschige Pulli-Jacke wieder ausgegraben. Er hasste es abends nach Hause gehen zu müssen. Was musste er auch so weit weg von der U-Bahn wohnen, irgendwann passierte ihm noch was, da war sich der Blondbraune sicher. Schnellen Schrittes eilte Shin die Straßen entlang. Es war erst 9Uhr Abends aber trotzdem schien dieser Stadtteil wie ausgestorben. Ein Seufzen verließ seine Lippen, die Straßenlaterne über ihm flackerte. Es gab einen Schlag und mit einmal stand er im Dunkeln. Das durfte doch jetzt echt nicht wahr sein. Was war denn heute bitte für ein beschissener Tag. Jetzt war auch noch der Strom ausgefallen. Ein Schauer lief seinen Rücken hinab, er hasste es wenn es dunkel war. Shins Schritte wurden schneller, er lief jetzt fast schon. Wenn ihn einer sehen würde, würde er bestimmt für verrückt erklärt werden. Waren das Schritte hinter ihm? Schnell schaute er sich um, legte sich dabei fast auf die Nase, aber erkennen konnte er keinen. Oh ja man würde ihn eindeutig einliefern. Jetzt bildete er sich schon Menschen ein. Er hatte unbedingt raus gemusst, die anderen in der Villa langweilten ihn einfach zu Tode. So kam es das Reno sich entschloss 'spazieren' zu gehen in der Hoffnung er würde auf etwas Interessantes stoßen, etwas das seine Langeweile vertreiben vermochte. Also suchte Reno etwas Appetit anregendes, was interessantes, was leckeres, was zum naschen, doch er fand nichts, nichts was sein Interesse weckte. Auf dem Dach liegend betrachtete er die Sterne. Klar es war kalt, doch nichts war kälter als Renos Haut, nichts war kälter als die Haut eines Vampirs. Gerade als er eigentlich beschlossen hatte, wieder Heim zu gehen und sich wohl doch ein wenig mit Ryoga zu vergnügen, streifte ein süßlicher Geruch seine Nase. Dieser Geruch lenkte sofort Renos Aufmerksamkeit auf sich, das roch 'interessant'! Dem Geruch folgend sprang er leise vom Dach, lief elegant und leise durch die Gasse, bis er den Mensch erblickte der so interessant roch. Das musste er näher betrachten. Mit schnellen Schritten, viel zu schnell, als dass ein Mensch ihn überhaupt sehen konnte, stand er mit einem mal hinter seiner Beute und sog genüsslich den Geruch in sich auf und so schnell er da war, so schnell war er auch wieder weg, denn er wusste, das der Andere ihn anscheinend wahrgenommen hatte und sich deswegen umgedreht hatte. In einem dunklen Schatten stehend beobachtete er seine Beute weiter, leckte sich über die Lippen. Reno wollte ihn haben, er musste ihn haben, musste ihn ganz allein für sich haben, ihn besitzen. Doch wie sollte er das anstellen? Schließlich wollte er nicht hier in einer dunklen Gasse über ihn herfallen und den leblosen Körper liegen lassen, nein, er hatte eindeutig mehr vor mit diesem Menschen, also musste er ihn irgendwie zu sich locken, ihn verführen. Nichts war leichter als das, noch nie konnte jemanden seinem Charme widerstehen, noch kein Mensch konnte dem Charme eines Vampirs widerstehen. Ein Grinsen schlich sich auf Renos Lippen und er wusste, was er anstellen musste. Er trat aus seinem Schatten, lief einige Schritte hinter seiner Beute. Shin schreckte zusammen. Schritte da waren sie wieder. Der Blondbraune erstarrte, wagte es nicht sich noch einmal nach hinten umzuschauen. Fast schon rechnete er damit, jeden Moment ein Messer im Rücken zu spüren. Er wusste, dass ihm noch was passieren würde. "Entschuldigung, könntest du mir vielleicht sagen wie spät es schon ist? Ich hab leider meine Uhr nicht dabei", fragte Reno mit eleganter und charmanter Stimme, lächelte verführerisch. Langsam drehte Shin sich um. Er war doch einfach bescheuert. Da wollte jemand einfach nur die Uhrzeit wissen, nichts weiter. Und er glaubte gleich Opfer eines Überfalls zu werden. Erleichtert seufzte Shin auf, schaute auf seine Armbanduhr und dann seinen gegenüber das erste Mal genauer an. Dieser schien in seinem Alter zu sein, schmaler Körperbau, längere gestylte Haare, so wie viele hier in Tokyo. Dann hatte er seinen Blick soweit gehoben, dass er dem fremden in die Augen sah. Shin erstarrte, konnte seinen Blick nicht wieder von diesen Augen lösen. Wie konnte ein Mensch nur so schöne Augen haben? Als er ein Räuspern vernahm, schoss ihm die Röte ins Gesicht. Jetzt hatte er sein Gegenüber doch die ganz zeit angestarrt, da fehlte ja bloß noch, dass er anfing zu sabbern. Beschämt senkte Shin seinen Blick und nuschelte die Uhrzeit. Verdammt war dieser Tag heute mies. Ein Lächeln stahl sich auf Renos Lippen. Seine Nase hatte ihn halt noch nie getäuscht und so schüchtern wie der andere reagierte, konnte es nur gut für ihn laufen. Jetzt musste Reno nur noch dafür sorgen, dass seine Beute quasi 'anbiss'. Mit leisen Schritten überbrückte er die letzten Schritte zu seinem Opfer, stand ihm gegenüber, hatte mit einer eleganten Bewegung das Kinn des anderen gehoben, sah ihm in die Augen. "Wie bitte? Ich glaube ich hab dich nicht richtig verstanden?", fragte er mit süßlicher charmanter Stimme nach, fixierte die Augen seines Gegenübers mit einem festen Blick. Dennoch musste sich Reno zusammenreißen, dieser verführerische Duft den sein Opfer von sich gab, machte ihn fast rasend, lies ihn fast die Beherrschung verlieren, so etwas war ihm ja noch nie passiert. Eine leichte Röte zierte Shins Wangen, noch immer hatte der Fremde die Hand an seinem Kinn. "Eh...", sein Kopf war leer. Was war noch mal die Frage gewesen? Der Rotton in seinem Gesicht wurde ein wenig dunkler. Wie viel peinlicher konnte das denn hier noch werden? Und warum zum Teufel ließ ihn der Fremde nicht mehr los? Ein Schauer lief Shins Rücken hinab, noch immer starrte er in die Augen seines Gegenübers. Sie hatten trotz ihrer Schönheit etwas beängstigendes, aber dennoch konnte er sich nicht von ihnen lösen. Renos Lächeln wurde immer sicherer. Ja seine Beute hatte schon fast angebissen, der andere gehörte schon fast ihm. Reno wartete eine Weile, sah seinen Gegenüber an, musste sich zwar beherrschen, aber was tat man nicht alles, um ein wenig Spaß zu haben. "Hm? ...kannst du nicht sprechen? ...oder muss ich es von deinen Lippen ablesen?", fragte er mit dunkler verführerischer Stimme und blieb nur wenige Millimeter mit seinen Lippen von dem Lippen seines Gegenübers entfernt, wollte ihn damit reizen. Shin fühlte sich gerade wie der Hase vor der Schlange. Was bitte sollte das hier werden? Das war doch eindeutig eine Anmache oder täuschte er sich da? Shin konnte sich keinen Millimeter rühren, starrte noch immer in die dunklen Augen. "Ich...es...." Wenn er sich doch nur wieder an die Frage erinnern könnte. Der Fremde war ihm so nah, eine Gänsehaut zierte seinen Körper, dabei war ihm doch gar nicht kalt, eher das Gegenteil. Shins Gesicht zierte nun ein sattes Rot. Was dachte er denn hier bitte? Er sollte sich einfach umdrehen und wegrennen, ja das wäre wohl das Beste. Seine Beine wollten nur irgendwie nicht so wie er, er konnte sich keinen Zentimeter rühren. Mit einer eleganten Bewegung entfernte sich Reno einen Schritt von seinem Opfer, ließ von ihm ab, sonst wäre es doch viel zu leicht und schließlich wollte er auch seinen Spaß haben. Reno machte ein leicht enttäuschtes und trauriges Gesicht. "Hast du etwa auch keine Uhr? Das ist schade...was mach ich denn jetzt bloß? Hier ist ja sonst keiner...nur du und ich...", meinte er mit leicht enttäuschter Stimme und sah sich ein wenig hilflos um. Shin sackte ein wenig zusammen, die Spannung viel von ihm ab. Er schüttelte kurz den Kopf. Die Uhrzeit, das war es. Doch blamieren wollte Shin sich jetzt nicht, also hatte er halt keine Uhr. "Tut mir leid", er hatte seine Stimme wieder. "Es wird irgendwas nach neun sein." Shin nahm eine etwas entspanntere Haltung ein. Ein Grinsen musste sich Reno jetzt wirklich verkneifen, denn er wusste, dass alles genau so lief, wie er es haben wollte. "Doch so früh? Oh man und ich weiß nicht was ich mit meiner Freizeit anstellen soll. Warum jetzt schon nach Hause? Die Nacht ist doch noch jung, oder nicht?", meinte Reno freundlich, auch wenn er es hasste, so zu sein; aber was tat man nicht alles, um zu bekommen, was man wollte. Mit einem festem Blick fixierte er sein gegenüber. Da waren sie wieder, diese wunderschönen Augen. Shin konnte sich nicht oft genug fragen, wie ein Mensch nur so schöne Augen haben konnte. "Mhh...du hast doch bestimmt genügend Freunde mit denen du was unternehmen kannst." Was für eine doofe Aussage, die hätte er sich doch mal lieber verkneifen können. Aber Shin konnte sich nun mal beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Schönheit auch nur einen Abend alleine verbringen musste. Ein trauriger Seufzer verließ Renos Lippen und er schaute ein wenig traurig drein. Hätte er Schauspieler werden sollen? "Leider nein...ich langweile mich nur jeden Abend...aber vielleicht möchtest du ja den Abend mit mir verbringen? Man nennt mich übrigens Reno", meinte der Vampir mit einem charmanten Lächeln, sah den anderen hoffnungsvoll an. Der Blondbraune erstarrte ein wenig, das kam jetzt ein wenig abrupt. Er kaute auf seiner Unterlippe. Was sollte schon schief gehen? Es war ja eigentlich nicht seine Art mit jedem x-beliebigen Fremden mitzugehen. Aber vielleicht konnte er so noch länger in diese wunderschönen Augen sehen. "Ehm...ja klar." Wenn jeder Serienkiller solche Augen hätte, wäre er schon längst mitgegangen. "Ich bin Shin." Nun konnte Reno nicht anders, als erfreut zu grinsen. Sein Plan war aufgegangen, dennoch musste er jetzt erst recht auf der Hut sein und durfte seine Beute nicht verschrecken. "Echt? Wie schön und was würdest du gerne machen?", fragte er neugierig, trat wieder einen Schritt vor, sah ihn mit neugierigen Augen an. Shin kratzte sich am Hinterkopf. Ja was sollten sie machen? "Naja weiß nicht, könnten ja was essen oder so." Er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und sich eigentlich darauf gefreut, schön gemütlich vor dem Fernseher eine Pizza essen zu können. Warum musste seine Chefin ihn auch den ganzen Tag durch die Gegend hetzen, immerhin hatte er ein Recht auf eine Mittagspause. Unter essen gehen verstand Reno etwas ganz anderes, als dieser Mensch, der hier vor ihm stand. Die menschliche Nahrung war ihm zuwider, denn sie schmeckte fad und öde, zumal sie ihn nicht einmal sättigte. Jetzt fiel Reno auch ein, dass er gar kein Geld dabei hatte, verdammt, ausgerechnet heute. Reno versuchte beschämt drein zu sehen. "Oh, mir fällt gerade ein, dass ich wohl mein Geld zu Hause gelassen habe, wie dumm. Was mach ich denn jetzt nur?", seufzte er und tat so als würde er nachdenken. Shin zuckte mit den Schultern. "Können ja noch bei dir vorbeigehen", sagte er leichtfertig. Seit wann war er denn bitte so offen. Sonst ging er doch auch jedem Gespräch auf der Straße aus dem Weg. Und jetzt? Jetzt war er auf dem besten Wege mit irgendeinem Heini mit nach Hause zu gehen. Ein freudiges Lächeln zierte die Lippen des Vampirs. "Wirklich? Das wäre ja wirklich zu nett von dir...es ist auch nicht weit, versprochen", meinte Reno mit einem lieblichen Lächeln. "Folge mir...", hauchte er Shin zu, als er an diesen vorbei marschierte und lächelte ihn charmant an. Shin starrte Reno etwas dämlich grinsend an. Gott, dieses Lächeln war einfach nur himmlisch. Dann senkte er beschämt seinen Blick und ging schweigend neben dem Größeren her. Wenn das so weiter ging dann würde der Abend noch sehr peinlich für ihn werden. Das klappte doch alles wie am Schnürchen, dachte der Vampir mit einem Lächeln auf den Lippen. Jetzt musste er nur noch hoffen, dass die anderen ihm nicht in die Quere kamen, vor allem nicht sein jüngerer Bruder Ryoga, der immer so schnell eifersüchtig wurde. IV würde da nicht so ein großes Problem darstellen und Ko-Ki schon gar nicht, da dieser kaum die Bibliothek verlies, seinen Lieblingsort. Schweigend liefen sie weiter, denn er hatte keine Lust auf Konversation mit seiner Beute, wenn diese überhaupt nicht nötig war. Nach einer Weile erreichten sie das Anwesen, eine alte Villa. Mit Leichtigkeit öffnete Reno die Pforten zum Grundstück. "Tut mir leid, der Gärtner war schon länger nicht mehr hier", sagte er mit einem entschuldigendem Lächeln. "...aber sonst ist es hier ganz gemütlich", meinte er, während sie den riesigen Vorgarten durchquerten zur Eingangstür. Shin staunte nicht schlecht als er den großen Torbogen sah. Er wusste gar nicht, dass es so etwas überhaupt in Tokyo gab. Musste wohl damals ein stinkreicher Amerikaner erbaut haben. Der 'Vorgarten' war ein wenig verwildert, das gab ihm aber einen besonderen, etwas düsteren Charme. Reno musste echt Geld haben, oder zumindest seine Eltern, denn Shin konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein junger Mann Mitte seiner Zwanziger, so schätzte er zumindest den Fremden, schon genügend Geld für so ein Anwesen hatte. Sie blieben vor der alten Eichentür stehen, der Blondbraunhaarige starrte die schwere Tür an. Reno hatte Shin aus dem Augenwinkel beobachtet und musste leicht grinsen, denn sicherlich dachte der andere, das er unmöglich so viel Geld besitzen konnte, wenn man noch so jung war. Jung...das war Reno nun wirklich nicht mehr, denn wenn man es so betrachtete, war er ja schon lange tot. Mit einem geschickten Handgriff öffnete er die Tür und sie betraten die Eingangshalle. "So das ist mein trautes Heim...ich geh dann schnell mein Geld holen. Sieh dich ruhig um und falls was ist, ich bin gleich da links hinter der Tür...", meinte Reno mit einem charmanten Lächeln und entschwand in den besagten Raum. Mit einer eleganten Bewegung ging er auf seinen riesigen Sessel zu, lies sich dort lautlos in diesen plumpsen, überschlug seine Beine und wartete. Denn er wusste, dass Shin das Warten irgendwann leid sein würde und zu ihm kommen würde. Ein siegessicheres Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)