Color of Twilight von Flordelis (Time of Death and Rebirth) ================================================================================ Epilog: Mehr als es scheint --------------------------- Zetsu öffnete seine Augen und sah aus dem Fenster hinaus. Sein Haar fiel ihm ins Gesicht und störte ihn bei seiner Beobachtung des Schulhofs, weswegen er es mit einer ungeduldigen Geste wieder wegschob. Er, Zetsu Akatsuki, befand sich kurz vor seinem zweitgrößten Sieg in seinem Leben. Dabei erschien es ihm wie gestern, dass er an diese Schule gekommen war. Doch er war bereits seit einigen Monaten an der Monobe Akademie – und würde alles an diesem Tag beenden. Er hatte es geschafft, sich mit Nozomu Setoki, seinem Zielobjekt, anzufreunden. Demjenigen, der ihn zu seinem größten Sieg verhelfen würde – wenn auch vielleicht eher unfreiwillig. Sobald er Nozomu in einem Kampf besiegt hatte, sobald er seine Kraft in sich aufgenommen hatte, konnte er endlich wieder der sein, der er sein sollte. Und dann konnte er endlich Rache nehmen. Rache an den verwaltenden Göttern, die seine Welt in den Untergang geschickt hatten und die seinen Orichalcum-Namen mit dem Namen des Ruins verflucht hatten. In der letzten Zeit spürte er die Auswirkungen dieses Fluchs stärker als je zuvor. Immer wieder musste er erschöpft Pausen machen, auch nach der kleinsten Anstrengung. Langsam bereute er es, seinen Plan mit dem von Evolia abgestimmt zu haben. Denn statt Nozomu gleich bei ihrer ersten Begegnung zu töten verbrachte er Zeit mit ihm. Viel Zeit. Es bestand die Möglichkeit, dass Zetsu selbst mit Jiruols Macht sofort zerfallen würde, sobald seine Rache vollendet war, also sammelte er Erinnerungen. Die wahrscheinlich letzten schönen Erinnerungen in seinem Leben. Manchmal fühlte Zetsu das Gewissen an sich nagen. Er gaukelte Nozomu die Freundschaft vor, um die noch nicht erwachte Macht des Jungen für sich zu nutzen. Der auffallendste Nachteil daran war: Zetsu war sich gar nicht mehr so sicher, ob er Nozomu wirklich töten konnte, wenn die Zeit gekommen war. Wann immer er sich vorstellte, wie er den Jungen umbringen würde, spürte er wieder einen leisen Stich in seiner Brust. Er befürchtete, dass dieser Stich im Zweifelsfall ausreichen würde, um ihn aufzuhalten. Doch darum sollte er sich keine Gedanken machen. An diesem Tag würde es enden. Sie waren in der Schule, um ein Fest vorzubereiten. Zetsu hatte beschlossen, dass an diesem Tag alles enden musste. Er konnte spüren, dass sein Körper mit jedem Tag mehr zerfiel, dass er immer öfter, immer länger werdende Pausen einlegen musste. Also wollte er die Gelegenheit nutzen. Nozomu würde in der Schule sein, das Gebäude war das perfekte Ziel für die Lakaien, die seelenlosen Diener der Bringer des Lichts. Zetsu beobachtete, wie der Himmel sich öffnete und die Lakaien erschienen. Zuletzt hatte er diese Wesen gesehen, als er noch bei Jinmu gewesen war. Schon damals waren sie ihm unheimlich und suspekt gewesen. Sie bestanden aus purem Mana und existierten nur, um zu töten, was ihnen in die Hände geriet. Manchmal verglich Zetsu sich mit ihnen. Es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben, da hatte er genauso gehandelt. Aber nun konzentrierte er sich darauf, so viel Mana wie möglich auf einen Schlag zu bekommen. Und Nozomus, Jiruols, Tod war dafür genau das Richtige. „Nanashi...“ Zetsus Stimme war im Vergleich zum eingesetzten Lärm leise, dennoch hörte seine treue Begleiterin, dass er nach ihr rief. Sein Shinjuu erschien in der Luft schwebend vor ihm. „Meister?“ Sie war von seinem Plan nicht sonderlich begeistert gewesen, hatte sich schließlich aber gebeugt, wie es sich für ein Shinjuu gehörte. Auch wenn er es nicht mehr zeigte, aber er war dankbar dafür, dass sie an seiner Seite war, egal, was er tat. Ganz allein und auf sich gestellt wäre er nie so weit gekommen. Er griff nach dem Schwertgriff an seiner Seite. „Es beginnt.“ Nanashi nickte und setzte sich auf seine Schulter, während er sich seinen Weg durch die Schüler zu Nozomu bahnte. Dieses Mal werde ich nicht verlieren. Dieses Mal wirst du durch meine Hand fallen, Jiruol. Doch als Zetsu Nozomu fand, stellte er fest, dass das eingetreten war, was er befürchtet hatte. Es war etwas geschehen, was Zetsus Plan durcheinanderbrachte und den Kampf unnötig verkomplizierte. Er musste seinen Freund also schnell töten, bevor dieser begriff, was geschehen war. Bevor er einen Vorteil ziehen konnte. Zetsu zog seine Klinge und sah kühl vom oberen Treppenabsatz auf Nozomu und dessen Freunde hinunter. „So, dein Shinken ist erwacht?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)