Küss mich doch! von CuteAngel (Der zweite Band von der Liebesreihe 'Lächel doch mal') ================================================================================ Kapitel 8: Alles, was nicht gut war ----------------------------------- Zärtlich strich er durch mein Haar und vergrub sein Gesicht in meiner Mähne. Langsam kehrte mein Verstand zu mir zurück und überschüttete mich mit Warnungen, doch meine einzige Handlung bestand darin, meine Hände gegen seine Brust zu drücken, um wenigstens etwas Abstand zu schaffen. »Nein!«, rief ich laut aus, »Ich werde nicht eines deiner Trophäen!« »Trophäen?«, fragte er und bemühte sich weiterhin, mich mit seiner Stimme zu beruhigen. Ich schaffte es mich loszureißen und rannte ins Wohnzimmer, mit ihm im Schlepptau. »Wie meinst du das?« »Du weißt es sehr genau!«, Ich wischte meine Tränen am Kragen des Hemdes weg, »Du sammelst Frauen wie Trophäen. Und das werde ich niemals sein. Es ist erbärmlich, dass du noch solch eine Situation ausnutzt!« Leonardo presste seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Seine Hände, die vorher noch ruhig auf der Couchlehne lagen, krallten sich nun in das Leder, welches ein knirschendes Geräusch von sich gab. »Das glaubst du?«, schnaufte er, sichtlich bemüht die Fassung zu behalten, »So schätzt du mich ein?« Ich ruderte wild mit den Armen um mich, um nicht auf seine Frage zu antworten und auch, weil ich es nicht wollte. Was sollte ich sonst von ihm denken. Bei den Frauen, die um ihn waren. Ich drehte ihm den Rücken zu und schlang die Arme um mich. Eine Panikattacke überkam mich: Ich spürte die Hände dieses ekeligen Mannes an mir, auch wenn ich es besser wusste – sie waren nicht mehr da – und doch, spürte ich sie genau in diesem Moment deutlich an mir. Ich hörte, wie er nah an meinem Ohr atmete. Meine Hände drückten instinktiv gegen meine Ohren. Meine Beine zitterten. Weinend glitt ich zu Boden. Meine Lippe bebte, sowie alles an meinem Körper. Obwohl nichts passiert war, fühlte es sich an, als wäre es passiert. Die Tatsache, dass ich ausgerechnet noch von jenem Mann gerettet wurde, der Vergnügen daran hatte mich zu ärgern, das war einfach zu viel. Sein Herz zog sich zusammen, sie derartig auf dem Boden kauern zu sehen. Er krallte die Finger noch fester in das Leder, um nicht zu ihr zu rennen. Er wusste, sie würde ihn wegstoßen und mit einem Blick ansehen, was ihm das Herz zerriss. Wieso machte ihn es so verrückt? Wieso nahm es ihn so mit? Er wünschte sich bloß, sie wieder lachen zu sehen. Sie sollte nicht vor ihm kauend am Boden hocken und weinen. Sie war doch sein Mädchen und das sollte nicht in seinem Beisein weinen, nicht wegen so etwas. Seine Finger lösten sich vom Leder und seine Füße bewegten sich von alleine. Ehe er sich versah, stand er vor ihr, ging in die Hocke und setzte sich hinter ihr. Sie bemerkte es nicht einmal. Das Wimmern riss sein Herz in zwei. Zaghaft legte er seine Hände auf ihre Schultern. Als sie ihn nicht zurückstieß, gab er sich einen Rück und schlang seine Arme um ihren Hals. Doch nicht fest, sein Griff war so locker, dass sie sich jeder Zeit entreißen konnte. Er wollte ihr nicht das Gefühl geben, wieder gefangen zu sein. Stillschweigend blieben sie sitzen. Er spürte ihre zarten Finger, die nach seinen Armen griffen und zudrückten, was viel zu schwach war. »Ich bin da…«, flüsterte er in ihr Ohr und nahm ihren süßlichen Duft wahr, der ihm nicht das erste Mal aufgefallen war. Egal, wo sie war, sofort nahm er diesen einzigartigen Duft wahr. Eine Mischung aus Lilien und Erdbeeren. »A – « Ehe er ihren Namen aussprechen konnte, lag ihre Hand auf seinem Mund. Er musste sich zusammenreißen, um nicht begierig ihren Duft einzuatmen. »Nicht…«, hauchte sie tonlos, »Sprich meinen Namen nicht aus.« »Warum?« Doch eine Antwort bekam er nicht, obwohl er sie zu gerne dazu zwingen würde. Er hatte einen Verdacht und sie sollte es endlich aussprechen. Sie sollte es sagen. Wieso konnte sie ihm nicht sagen, dass sie ihn mochte? Sogar mehr als das. Er würde nicht aufgeben. Seine Lippen lagen dicht an ihrem Ohr. Sie hätte jeder Zeit wegrennen können. Jeder Zeit, sagte er sich, aber er musste es probieren. »Du hast einen schönen Namen, Amanda« Ihm entging es nicht, dass sie beim Klang seiner Stimme zusammenzuckte. Aber es war kein Zucken, was Angst signalisierte, es war etwas anderes. Er sollte meinen Namen nicht aussprechen. Nicht er! Ich sah wie sich seine Lippen ein weiteres Mal formten, um meinen Namen auszusprechen, hingegen ertrug ich das nicht. Ruckartig sprang ich auf und rannte los, stolperte über meine Füße und drohte Kopf über zu fallen. Sofort war er zur Stelle. ‚Das ist nicht fair! Wieso rettet mich dieser Mann andauernd?’ Ich presste meine Lider zusammen, um die Tränen zu unterdrücken, doch sie fanden bereits ihren Weg nach Draußen. Wütend biss ich mir auf die Lippe. Leonardo zog mich mit einer schnellen Bewegung hoch. Ich wich seinem Blick aus und obwohl ich mich mit Leichtigkeit wieder befreien könnte, hatte ich meine Kraft verloren. »Ein Wort…«, hauchte ich. ‚Nur einmal meinen Namen und…’ Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Er setzte an zu sprechen und meine Hand erhob sich, als seine Lippen plötzlich auf meinen Lagen. Perplex vergaß ich mich von ihm loszureißen. Starr vor Schreck konnte ich mich nicht rühren und starrte in sein Gesicht. Er hatte seine Augen wie meine geöffnet. Ich spürte das Lächeln auf seinen Lippen. Das entfachte meine Wut und ich biss in seine Lippe. Nicht zu fest, aber so fest, dass er zurück wich und zischte. ‚Das hast du verdient!’ Ich funkelte ihn böse an, doch sein Zorn wandelte sich in ein tiefes Lächeln. ‚Jetzt belächelt er mich auch noch.’ Ohne darüber nachzudenken, boxte ich gegen seinen Arm und er fluchte leicht auf. »Das solltest du unbedingt lassen…«, sein amüsierter Ton blieb jedoch, »Ich kann doch schlecht erzählen, dass ich von einer Frau verprügelt wurde.« »Kannst du ja als Anmachmasche nehmen«, konterte ich und drehte ihm den Rücken zu, allerdings drehte der Mistkerl mich geschwind zu sich um. ‚Was will er denn noch?’ Es war schon schlimm genug, dass ich seine Wärme noch auf meinen Lippen spürte – auch wenn ich viel zu geschockt war, um es zu genießen. Eigentlich ging es viel zu schnell, als das ich etwas spüren konnte, als das ich es genießen könnte und ein Drang in mir wünschte sich, ich hätte mich gehen lassen. Diese Einsicht war am schlimmsten, denn das würde bedeuten, ich würde den Vollidioten mögen. ‚Nein! Auf keinen Fall.’ »Versuch ich doch gerade«, weckte er mich. »Bring mich nach Hause«, forderte ich ihn auf. Schlagartig spannten sich seine Gesichtsmuskeln an und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, stattdessen strafte er mich mit einem finsteren Blick. Entrüstet wich ich einen Schritt zurück. »Nein!« Seine Stimme war wie die Klinge eines Messers, haarscharf und gefährlich. »Du kannst mich nicht festhalten«, protestierte ich. »Ich lasse dich nicht mehr da wohnen.« »Das hast du nicht zu bestimmen!« »Und ob ich das habe. Du gehörst mir!« Ich setzte an ihn anzuschreien, als mir seine Worte bewusst wurden. Zuerst glaubte ich mich verhört zu haben, aber ich war mir sicher, er hat genau diese Worte benutzt: ‚Ich gehöre ihm.’ »Was?« Auch er bemerkte jetzt, was er gesagt hatte und sah mich erschrocken an. »Ich arbeite nur für dich, verwöhntes Söhnchen. Aber das ist alles Geld der Welt nicht wert. Ich kündige!« Im selben Moment, wo ich die Worte ausgesprochen hatte, bereute ich es, gleichwohl würde ich keinen Rückzieher machen. Ich würde es durchziehen, kostete es, was es wollte. Nach ein paar Minuten hatte er immer noch Nichts gesagt und ich drehte mich um. Das war meine Chance aus der Wohnung zu verschwinden, und diesen Mann und alles zu vergessen, anderseits wollte ich, dass er mich zurückhielt. ‚Amanda, bewegt deinen Arsch!’, stachelte ich mich an schneller zu gehen. Ich hatte nichts bei mir. Ich wusste noch nicht einmal, wann ich in seine Wohnung kam und ich trug noch immer sein Hemd. Meine Füße spürten den Fußboden unter sich und ich bemerkte, dass man mir die Schuhe ausgezogen hatte. Meine Augen suchten nach meinen Schuhen, irgendwo mussten diese verdammten Dinger sein, wenn nicht ginge ich barfuss, wäre nicht das erste Mal. Weil mir das Suchen und das Fragen nach meinen Schuhen zu blöd waren, riss ich die Haustür auf. ‚Wieso hält er mich nicht zurück?’ Gott, ich wusste selber nicht mehr, was ich wollte. Ob ich mal zu dem da oben beten sollte? Ich hatte die Türschwelle fast betreten, da hielt mich seine Stimme zurück. »Warte…« Fragend blickte ich über meine Schulter. Auch, wenn ich erleichtert war, ich wollte nicht unbedingt signalisieren, wie glücklich mich das machte. »Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Mach die Tür wieder zu. Du willst doch nicht barfuss durch New York laufen?« »Wir wissen beide, dass ich das tun würde«, antwortete ich viel zu bissig, als ich eigentlich wollte. Er schmunzelte und nickte flüchtig. »Dann sollten wir es bei dem einem Mal belassen.« ‚Gute Idee’, dachte ich mir, denn inzwischen war es kalt geworden. »Willst du Kaffee?« Skeptisch hob ich meine Augenbraue. Noch immer hatte ich mich nicht gerührt und musste lediglich einen Schritt tätigen und ich wäre aus dem Apartment. Seufzend ging sich Leonardo durch die Haare. »Nur ein Kaffee, danach sehen wir weiter. Okay?« Ich nickte zaghaft und folgte ihm lautlos in die Küche. ‚Nur ein Kaffee’, sagte ich mir und war heimlich stolz auf mich, nicht die gewesen zu sein, die klein beigegeben hatte. Allerdings, wenn ich so darüber nachdachte, war meine ganze Handlung schon dumm gewesen, also war ich irgendwie doch die Dumme. Verdrießlich verzog ich meinen Mund und betrat die Schwelle zur Küche, wo ich stehen blieb. Ich hatte eine kleine unsaubere Küche erwartet, aber nicht das. Weder im Waschbecken noch davor stapelte sich das Geschirr, die Suche nach Reste von einem Bestellservice war vergebens und alles glänzte, dass es mich beinahe blendete. Die Schränke waren aus schwarzem Glas, die Herdplatte, die Arbeitsfläche, alles passte perfekt zusammen. Meine Augen entdeckten eine typische Kaffeeverpackung von Starbucks, die Leonardo aus dem Schrank holte und öffnete. »Ich hoffe, der genügt?«, fragte er, obwohl er wusste, dass er damit genau ins Schwarze getroffen hatte. Außerdem verriet sein Grinsen ihn, dass er genau das wusste. Doch ich blieb hart, souverän. Mehr oder weniger, denn ich spürte schon, wie sich meine Kehle darauf freute und mir das Mund im Wasser zusammenlief. Alleine der Duft war schon herrlich. »Das ist kein Geheimnis, dass ich nach dem Zeug süchtig bin«, nuschelte ich und stellte mich zu ihm. Ich zupfte verlegen an den Ärmel meines Hemdes, die viel zu lang waren und begann sie geräuschlos hochzukrempeln. Ohne ein Wort – aber weiterhin mit dem Lächeln im Gesicht – schaltete Leonardo die Kaffeemaschine an und ich starrte dieses Ding an, als würde ich so etwas zum ersten Mal sehen. Minutenlang blieben wir schweigend nebeneinander stehen und beobachteten die Kaffeemaschine bei ihrer Arbeit. »Du musst mich irgendwann nach Hause bringen«, unterbrach ich die Stille. Leonardo brummte und stützte seinen Kopf mit der Hand, während seine Ellenbogen lässig auf der Arbeitsplatte lagen. »Du kannst mich nicht festhalten!«, zischte ich mit zu wenig Nachdruck. »Wenn das hier deine Wohnung wäre, dann wärst du zuhause und ich würde dich auch nicht festhalten.« Ich spitzte meine Lippen. Das meinte er doch nicht ernst? Das Knattern der Kaffeemaschine kündigte an, dass der Kaffee fertig war. Bevor ich auf seine Aussage antworten konnte, suchte er in den Schränken nach Tassen und fand zwei Stück erst im dritten Schrank. »Du magst deinen Kaffee sicher gesüßt?« Zwar war es eine Frage, hingegen stand der Zucker bereits neben meiner Tasse. Er schenkte mir die braune Brühe ein und ich suchte mit den Augen nach einem Löffel. »Hier.« Leonardo reichte mir grinsend einen Löffel. Wie machte er das? Murmelnd, was Danke bedeuten sollte, nahm ich den Löffel an mich und süßte meinen Kaffee. Ohne einen Ton von uns zu geben, gingen wir zurück in das Wohnzimmer, wo ich meine Verwüstung zum ersten Mal voll wahrnahm. Es war mir peinlich, mich so gehen gelassen zu haben. Bilderrahmen lagen auf dem Boden und ich vermutete, den einen oder anderen kaputt gemacht zu haben. Wir setzten uns auf die Couch. Natürlich achtete ich auf Abstand. Nur weil er mir Kaffee machte, war nicht alles gut. Vielleicht ein wenig, aber nicht alles. Das machte gerade mal ein zwei Spitznamen weg. Leonardo schaltete den Fernseher ein und erst jetzt bemerkte ich, dass es längst früher Abend war. Ein Spielfilm, den ich schon einmal gesehen hatte, aber dessen Name ich vergessen hatte, lief. Ich versuchte mich zu erinnern, ob ich den Film mochte oder nicht, während ich an meinem Kaffee schlürfte. Mittlerweile überkam mich eine leichte Müdigkeit. Ich hatte meinen Kaffee leer getrunken und obwohl der Film spannend war – ich konnte mich jedoch immer noch nicht an den Namen des Films erinnern –, hielt mich weder das eine noch das andere wach. Ich legte meinen Kopf auf die Lehne und schloss immer wieder meine Augen, bis ich sie gänzlich schloss… Das Licht der Sonne auf meinem Gesicht ließ mich aufstöhnen. Mein Hand tastete nach einem Kissen und fand etwas ganz anders, etwas Hartes und zugleich Weiches: Eine männliche Brust! Erschrocken schreckte ich auf. Neben mir schlief Leonardo mit nichts bekleidet außer einer Boxershorts. ‚Ich hatte doch nicht…’ Ich schaute unter die Decke. Ich trug noch das Hemd von ihm, sowie meine Hose. Es war Nichts passiert! Erleichtert atmete ich auf. Meine Hand lag weiterhin auf seine Brust. Sachte zog ich sie weg, als seine Hand hervorschnellte und sich um mein Handgelenk legte. Vor Schreck schrie ich auf und wollte losschlagen, da packte er meine andere Hand und zog mich auf seine Brust. Er nuschelte etwas in mein Haar und drückte mich bloß an sich. Anscheinend schlief er noch. Ich versuchte mich einige Male von ihm zu befreien, doch er gab mich aus dem Griff nicht frei. Also musste ich mich geschlagen geben. Leider. »Gut so…«, verstand ich. Ich knurrte. Er war doch nicht am schlafen, dieser… Seine Hand glitt über meinen Rücken und begann zärtlich diesen zu streicheln. Ich war doch nicht einer seiner Liebschaften! Noch einmal drückte ich mich von seiner Brust ab, aber er festigte lediglich seinen Griff. »Lass mich los«, forderte ich ihn auf. »Nein«, lachte er und zog es in die Länge, worauf es eher lächerlich klang. Der Mistkerl hatte auch noch Freude daran, mich zu quälen. »Entspanne dich doch einfach mal.« »Entspannen, wenn du da bist! Nein, danke!« »Vielleicht sollte ich in Kaffee baden, dann würdest du – « »Wag es nicht, das auszusprechen!« Wütend funkelte ich ihn an. Ich war keine seiner Affären, ich war nicht eine von vielen! Er lachte auf. Zum ersten Mal hörte ich ihn so voluminös Lachen, dass ich alles vergaß, auch meinen Protest ihm gegenüber. Wenn ich ehrlich zu mir gewesen wäre – was ich nicht war – hätte ich mir eingestehen müssen, dass mir sein Lachen gefiel. Er schlang seinen Arm um meine Hüfte. Eigentlich sollte ich seine Hand sofort weg schlagen, aber ich konnte es nicht. Es gefiel mir. Stöhnend ging ich mir durch die Haare. Das durfte ich nicht zulassen, ich darf meinen Chef nicht mögen. Er war gemein! Genau, gemein! Unfair! Böse! Ein Macho! Er war alles, was nicht gut war für mich. _____________________________________________________ Dieses Material wird von Jessica Monse urheberrechtlich geschützt. Jede Widerabschrift oder Vervielfältigung sind verboten und illegal. © Jessica Monse 2010 http://www.jessicamonse.de/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)