Xemnas' Aufzeichnungen von abgemeldet (...und so schrieb ich nieder, was mir die Nerven raubte...) ================================================================================ Sechste Mission - Feuer! Feuer! FEUER! -------------------------------------- Sechste Mission - Feuer! Feuer! Feuer! Ich zog genervt die Brauen zusammen. Nervtötende Laute neben mir. War das mein Wecker...? Träge setzte ich mich auf und versuchte blinzelnd etwas in dem dunklen Raum zu erkennen. Mein Wecker war es nicht, es klang auch mehr wie... eine Sirene. Lustlos ließ ich mich wieder zurückfallen. „Feuer. Demyx, Vexen. Macht was. Tötet ihn. Schnell.“, murrte ich und schloss die Augen wieder. Jedoch musste ich mich wider Willen aus dem Bett rollen und streifte mir nach einem kurzen Badbesuch die Kutte über. Auf dem Flur fand ich vorerst keinen. Jedoch schlurfte dann Xaldin genauso träge wie ich aus seinem Zimmer. „Na, heute Mal alleine gewesen?“, fragte ich. Zu träge zum gemein sein? Ich?! Niemals. „Mansex...“, murmelte er. „Was? Hast du mich gerade beleidigt?“, staunte ich gespielt. Ohne eine Antwort zu geben ließ er mich einfach stehen und ging weiter, als der Alarm wieder anfing, zu heulen. Ich wollte weitergehen, stolperte aber fast, weil ich auf den Schnürsenkel des anderen Schuhs stand. Ganz gemächlich, trotz des Feueralarms, ging ich in die Knie und suchte nach den Schnürsenkeln der neu erstandenen Halbschuhe, um sie zusammen zu binden. Halbschuhe waren soviel praktischer als die Stiefel. Irgendwann hatte auch ich es begriffen. Irgendetwas in meiner Nähe raschelte kurz - ein wenig klang es wie Stoff -, als ich aufstand und prüfend den Gang mit den Augen absuchte. Kaum einen Fuß wieder vor den anderen gesetzt, rollte sich irgendetwas schwarzes von der Decke hinab und baumelte vor meiner Nase. Strähnig und schwarz kitzelte es ziemlich in meinem Gesicht. Prüfend beäugte ich es genauer. Eine silberne Strähne, die sich bis zum Ende durchzog... mit einem unglaublichen Geistesblitz zog ich heftig und ruckartig daran, worauf ein lautes Krachen ertönte, gefolgt von leisem Wimmern. „Xigbar, Xigbar, Xigbar... Kaum zu glauben, dass du es nötig hast, dich an mir vorbei zu schleichen. Was ist denn dermaßen wichtig, dass du versuchst, nicht gesehen zu werden?“ Er antwortete nicht, sondern lag schwach und schlaff vor meinen Füßen. Vorsichtig schob ich meinen Fuß unter seinen Arm und hob ihn an, um ihn darauf gleich wieder auf die Erde knallen zu lassen. Keine Reaktion. „Tot spielen kann ich auch.“, murmelte ich trotzig und versuchte nicht auf ihn zu treten, als ich weiter wollte, - jedenfalls machte ich mir den guten Vorsatz - was mir sogar fast gelang. Mit einem Schuhabdruck mitten auf seiner Brust ließ ich ihn dort liegen. Ich kam keine fünf Schritte weiter, da sprang die nächste Tür hinter mir auf. „Feuer! Feuer! Feuer!“, brüllte Demyx und zog sich im Hüpfen noch halb an. Er zog den Reißverschluss seines linken Stiefels ansatzweise hoch und hüpfte dabei rudernd und sich im Kreis drehend auf einem Bein. „Feuer!“, brüllte er. Fassungslos, wie dumm ein menschliches Wesen, oder etwas, das doch an dies grenzte, sein konnte, betrachtete ich das Hüpfen. „Oh gut! Eine Fußbank.“, freute er sich und humpelte zu Xigbar, worauf er sich dann auf seine Seite setzte. Xigbar lag halb auf dem Rücken, halb auf der Seite da, sodass sich Demyx die höchste Stelle suchte, um sich zu setzen und die kniehohen Stiefel zu zu machen. Kaum stand er auf, bemerkte er mich auch. „Eh! Ähm... was brennt? Und wo? Ich will nicht sterben!“, heulte er und schmollte aufgebracht. Ein wenig enttäuscht schaute ich auf ihn hinunter. „Demyx?“ „Hm? Ich hab nun mal Angst davor.“, wimmerte er. „Demyx, du hast das Element Wasser. Wasser.“, erklärte ich ruhig und sehr langsam. Er schlug sich verstehend mit der flachen Hand vor die Stirn. „Ach ja!“ Am Ende des Flurs warf ich einen Blick in den Raum; Demyx gab mir 'Rückendeckung' - was hieß, dass er sich feige hinter mir versteckte. Das Zimmer war ein einziges Trümmerfeld.Der Tisch war in der Mitte eingeknickt und ein Bein war auch schon halb zersplittert, ein paar Stühle standen in Brand, die Bücherregale waren umgeworfen und einige Bücher brannten ebenfalls. In einem Flammenmeer, umringt von Holzsplittern und Spiegelscherben auf der Erde, die das ganze noch einmal reflektierten, stand Roxas. Den Kopf nach unten gesenkt, eine Hand weit an seiner Schulter, sodass das Schlüsselschwert an seinem Rücken anlag, die andere Hand hüfthoch und zum Angriff bereit. Tatsächlich hatte er die Augen geschlossen. Dramatisch. Auf der anderen Seite stand Axel, die Chakrams schützend vor sich gehalten und schwer nach Luft schnappend. „Was soll das?“, murmelte ich verwirrt. Demyx lugte über meine Schulter hinweg, gut darauf achtend, sich nicht irgendwie sonstig zu zeigen, oder sich den beiden irgendwie in die Quere zu stellen. In der anderen Tür, mir gegenüber, stand Saïx und raufte sich hoffnungslos die momentan rosanen Haare. „Das kann doch nicht wahr sein...!“, entfuhr es ihm panisch. Was mit Roxas und Axel war, und ob jemand verletzt wurde, ging ihm, denke ich, mal sonst wo vorbei, aber die Möbel waren ihm wichtig, weil er sie zu reparieren hatte. Eine nette Aufgabe für meinen Stellvertreter. Außer es gab so etwas wie 'Ikea, der niemals war'. „Was ist hier los?“, fragte ich laut in den Raum herein. „Demyx, könntest du nicht vielleicht mal...?“, fragte ich leise und deutete auf einen brennenden Stapel Bücher. Er nickte und rannte denn Flur hinunter. Entweder holte er seine Sitar.... oder er flüchtete feige, wie wir ihn kannten. Kurz schaute ich ihm hinterher und nahm noch im Augenwinkel war, wie Xigbars Hand zuckte, als Demyx auf ihn trat. Kaum hatte ich mich wieder dem Schlachtfeld zugewandt, rannte Roxas los und griff Axel an. Es gab ein metallisches Klirren, als die Schlüsselschwerter fast mit Funkenflug von den Chakrams geblockt wurden. „Hört auf!“, brüllte ich lauthals, doch mich beachteten sie nicht. Trotzig verschränkte ich die Arme und spazierte mitten in das Kampfgeschehen. Immer abwechselnd mit links und rechts schlug Roxas auf die Chakrams ein. „Hört auf!“, brüllte ich direkt hinter ihm. Der Kleine zuckte nicht einmal! „Roxas!“, schrie ich direkt in sein Ohr. Er ließ sich nicht beirren. Aber plötzlich schien jemand einen Eimer Wasser über ihm zu entleeren. Demyx brauchte aber keinen Eimer. Nach Luft schnappend hielt Roxas in seiner Bewegung inne. „Was zur Hölle...?“, murmelte er und drehte sich tropfnass zu uns um. Schneller als ich reagieren konnte, huschte Demyx wieder hinter mich. „Demyx war's.“, lächelte ich panisch. „Ich weiß.“, zischte Nummer dreizehn. Axel schaute kurz zwischen uns hin und her, dann drehte er sich lautlos um und wollte zu einer dritten Tür verschwinden. Roxas war schneller. Vielleicht eine handbreit Platz war zwischen dem Kopf des Rothaarigen und dem Schlüsselschwert, dass zitternd und hin und her schwankend in der Tür steckte. „Das nächste trifft.“, knurrte er. „Wie aus einem schlechten Actionfilm.“, murmelte ich. „Die Burn Identität!“, quiekte Demyx in meinem Rücken und brach in schallendes Gelächter aus. „Der war schlecht.“, bemerkte Axel. „Immer noch besser als deine Flucht.“ „Wo du Recht hast...“ Axel zuckte mit einer Schulter und rüttelte so lange an dem Schwert neben ihm, immer zur Seite schielend, ob nicht noch eines der Sorte neben ihm einschlagen würde, bis er es in der Hand hielt. Überlegen grinste er. Das wiederum nicht lange, denn Roxas rief es stumm zurück und hielt nun wieder zwei Schwerter in Händen. Schlagartig wurden Axels Augen größer und wieder ängstlicher. „Scheiße?“, murmelte er. Roxas nickte, den Sieg wieder auf seiner Seite. „Könnt ihr nicht etwas anderes als das Schloss demolieren?“, seufzte ich und packte Roxas etwas grob bei den Schultern. „Willst du eine Doppelmission mit Axel?“, säuselte ich in sein Ohr. „Mir egal. Es würde so wie so nur einer wieder zurückkommen.“, knurrte er und fixierte fuchsteufelswild Axel. „Was hat er denn angestellt?“ „Er hat mich um wirklich unglaubliche, abstrakte Dinge gebeten.“ „Zum Beispiel?“, fragte ich neugierig. „Du weißt, wie ich dir auf dem Flur begegnet bin?“, fragte er andeutend. „Was?“, machte ich verwirrt. „In der Nacht deines Triumphs über alle Organisationsmitglieder? Kuchen, Spüliflaschen, Katzenschwänze und Druckhupen?“, deutete er weiter an und wandte den Blick ausnahmsweise sehr eindringlich an mich. „Ach so!“, machte ich verstehend und rief mir die Bilder wieder vor Augen. „Genau. Was meinst du, wie viele von diesen... Outfits neuerdings in meinem Schrank hängen? Und der meint auch noch, das kann man ja mit dem Kleinen machen, hm?“, fragte Roxas zischend. „Weise ihn doch darauf hin, ohne die Möbel zu zerreißen.“, empfahl ich und tätschelte ihm grob die Schulter. „Okay... Na gut... wie soll ich ihm dann erklären, was ich denke?“ „Mit Worten. Das geht auch ohne Gewalt. Manchmal, jedenfalls. Wenn nicht... Dann mit der Hilfe von Vexen, der kann ihn einfrieren. Dann kannst du ihn nach Belieben verhauen, ohne dass alles kaputt geht.“, meinte ich in einem friedlichen, netten Ton, den ich sonst selten an den Tag legte. Dann ließ ich ihn los, flüchtete schnell zur Seite und aus dem Kreis, in dem er mich hätte treffen können – mit Demyx' 'Rückendeckung' – und drängelte mich an Saïx vorbei, der immer noch fassungslos und aufgelöst auf die Trümmer starrte. In einem der anderen großen Räume, ein Stockwerk tiefer, hatte man gar nichts von den Trubel gemerkt. Zexion las in aller Ruhe ein Buch, während über seinem Kopf die Hölle los war. „Hallo.“, murmelte er und schenkte mir keine weitere Beachtung. Neben ihm saß Vexen, der strickte. „Was machst du da?“, fragte ich trotzdem. „Ich stricke einen Schal.“ „Du kannst stricken?“, staunte ich. Er nickte und fixierte sich auf seine Handarbeit. „Für wen denn?“ „Für Zexion.“, murmelte er. „Der Schal wird ja länger als Zexion groß ist.“, staunte ich. In einer Ecke saß Luxord und las ebenfalls irgendeine Zeitschrift. „Wisst ihr, wo Sora ist?“, fragte ich in die Runde. „Nein.“, murmelten alle gleichzeitig und schienen mich lieber ignorieren zu wollen. „Schade. Ist irgendwer unterwegs?“ „Larxene, Lexaeus und Marluxia sind unterwegs.“, erklärte mir Vexen. „Aha. Oben reißen die den Raum auseinander. Axel und Roxas prügeln sich, vielleicht sollten wir die beiden einfach lassen und Wetten abschließen. Was sagst du, Luxord?“ Er sah fragend auf, als ich ihn ansprach und setzte eine erstaunte Miene auf. „Chef... man wettet doch nicht darauf, wer in einem Kampf gewinnt!“ „Sei nicht so ein Moralapostel, du bist der erste der schreit, dass der Schwächere gewinnt!“, murrte ich. „Axel ist immer der Erste. Luxord der zweite. Aber er rückt natürlich auf, falls Ersterer verhindert ist.“ „Sei froh, dass Axel damit beschäftigt ist, verhauen zu werden, sonst hättest du ihn längst wieder an der Schilddrüse kleben!“, meinte ich warnend zu Zexion. „Ich wette gar nicht als zweites, und auch nicht als erstes.“, widersprach mir Luxord. „Wenn du nüchtern bist, dann schon. Aber sei doch ehrlich: Wann kommt das denn vor?“ Luxord schaute mich empört an. „Also, Herr Chef, das grenzt ja schon an Beleidigung!“ „Nüchtern bist du immer so... na, buchstäblich trocken.“ Ein wenig angewidert verzog ich das Gesicht. „Aber vernünftig.“, warf Zexion ein. „Trotzdem aber noch langweilig.“ „Also soll ich zu eurer Belustigung an Leberzirrhose sterben?!“, fauchte Luxord mich an. „Wir wissen nicht einmal, ob du eine Leber hast. Dazu müssten wir dich nämlich aufschneiden. Willst du das?“ Er schüttelte fassungslos mit dem Kopf. „Dann bring uns nicht auf die Ideen.“ „Xemnas!“, schrie jemand aus vollem Hals. Mein Blick wanderte zur Tür, und die drei, die Sora gesucht hatten, schneiten in den Raum. „Marluxia, Lexaeus, Larxene! Seid ihr fündig geworden?“ Sie nickten eifrig gleichzeitig und Larxene schob sich vor die anderen. „Im Moment ist er von seinen Freunden abgelenkt. Wer soll wieder gehen?“, fragte sie. Verhörte ich mich? Keinen Sarkasmus und nichts böses im Sinne? Von Larxene?! „Moment... ich brauche Saïx' Block...“ Lexaeus nickte und verschwand grunzend im Flur. „Was seid ihr drei so eifrig?“, staunte ich nicht schlecht. „Irgendwann muss das ganze doch ein Ende haben. Mit jedem Kampf wächst seine Kraft. Je länger wir warten, desto schwerer wird es.“ Ich nickte und wartete auf Lexaeus' Botengang. „Am liebsten würde ich Luxord schicken. Letztes Mal könnte er jetzt ausbügeln. Er ist nüchtern und im Moment auch sehr vernünftig, nicht wahr?“, fragte ich ihn. Er nickte und stand auf. „Hach, bin ich stolz auf dich...“, schniefte ich und wischte mir eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. „Auf nach Traverse...“, grinste Larxene nun sadistisch. Schlagartig wurde mir kalt. „Tra-trave-traverse?“, stammelte ich. Sie nickte. „Kein Problem.“, meinte Luxord entschlossen. „Kein Problem. Ich schaffe das.“ So eifrig und entschlossen hatte ich ihn nur sehr selten gesehen. Schneller als ich schauen konnte, verschwand er in einem dunklen Portal. „Na super... Kneipentour XXL. Das kann ja heiter werden.“ Schon kam er wieder zurück. „Vielleicht sollte ich nicht ohne Kutte gehen...“, murmelte er und stürmte aus dem Raum. Wenig später stand er wieder vor uns. „Da ist sie ja.“ Wenige Zentimeter von dem Platz entfernt, auf dem er vorhin noch gesessen hatte, lag ein schwarzes Bündel. „Oh, ihr macht mich alle verrückt, hier...“, murmelte er etwas genervt und klemmte sich das schwarze Paket unter den Arm. „Noch mal tschüss dann.“ Diesmal ging er tatsächlich, und kam auch nicht nach wenigen Minuten wieder. Vielleicht, ganz vielleicht, lag es daran, dass ich etwas in seiner Hand gesehen hatte, was er peinlichst versucht hatte, zu verbergen. Vielleicht irrte ich mich, aber von weitem sah es aus, wie eine Spüliflasche. Langsam sorgte ich mich. Es war nun mitten in Nacht und mehr als dreizehn Stunden her, dass Luxord durch das dunkle Portal verschwunden war. Immer noch wach lag in meinem Bett und starrte an die Decke. Jeder kam nach einer kurzen Weile zurück. Sogar Demyx, wenn auch angeschlagen. Sogar Larxene, wenn auch angepisst. Sogar Zexion, wenn er sich einfach nur umgedreht und wieder verschwunden war, ohne die Arbeit zu erledigen. Nur Luxord tauchte erst immer im Sonnenaufgang auf. Irgendwann hatte ich es selbst aufgegeben, mich hin und her zu wälzen und blieb starr liegen. Was zur Hölle er nur wieder trieb...? Meine Gedankenflüsse wurden unterbrochen durch leises Quietschen. Ruckartig richtete ich mich auf und lauschte angestrengt. Wieder dieses Quietschen. Zwischendurch leicht unterbrochen, nur für einen sehr kleinen Bruchteil einer Sekunde. Alles war wieder still. Leise quiekte wieder irgendetwas. Vorsichtig schwang ich die Beine herüber und saß auf der Bettkante. Wieder quietschte etwas. Lautlos stand ich auf. Schon wieder ein Quieken. Bedacht darauf, keine Geräusche zu machen, schlich ich durch mein Schlafzimmer in mein Büro. Alles war völlig dunkel. Auf den ersten Blick fiel mir nichts auf. Aber als das nächste Quietschen einsetzte, vernahm ich einen hellen Fleck an der Glastür, nur aus dem Augenwinkel. Mit einem mulmigen Gefühl näherte ich mich dem Glas. Rund um eine schleifende Spur nach unten war das Glas beschlagen. Nun sah ich, was da so Quietschte. ... eine Hand. Ein Arm. Es kratzte jemand mit zwei Fingern über die Glasscheibe und glitt immer wieder nach unten. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Luxord krallte sich in meinen Oberschenkel kratzte über mein ganzes Bein. „Heilige - !“, zischte ich vor Schmerz. Luxord schaute mich von unten mit leicht glasigem Blick an. „Hallo Chef.“, grinste er. „Report?“ Er nickte und drückte mir ein paar Zettel in die Hand. „Wie oft hast du schon gekotzt?“, fragte ich ziemlich angepisst. „Ähm... bis jetzt noch nicht?“ „Da ist der Vorhang. Viel Vergnügen.“ Vor seiner Nase schlug ich die Tür wieder zu, auf das das Glas klirrte, und warf den Report auf meinen Schreibtisch. Schlafen konnte ich nicht, da konnte ich genauso gut den Report lesen. Thema: Sora umbringen?War es jemals etwas anderes? Ort: Traverse Vorhaben: Sora verfolgen, in einem schwachen Moment, möglichst ohne Gefolge, angreifen Bericht: In der Gasse, in der Sora damals ebenfalls einfach auftauchte, streifte ich mir meine Kutte über. Vorsichtig lugte ich um die Mauerecke. Zu sehen war bis jetzt niemand von Bedeutung. Ein kleiner Junge in gelber Weste und das Stadttor lagen direkt in meinem Blickfeld. An dem Itemladen lag die Taverne, die ich nicht betreten würde, leicht nach unten versetzt. Jedes Mal, wenn ich diese Welt betrat, war es dunkel und der Mond zeigte sich trotzdem nicht. Genauso heute. Mit der Kutte würde ich doch in der kleinen Stadt sehr auffallen... also verstaute ich sie in einer der Kisten des großen Haufen Unrats in der Gasse. Zwar fühlte ich mich so sehr ungeschützt, aber dennoch verstand ich es, mich trotzdem unauffällig zu verhalten. Um die Taverne in der Ecke machte ich einen großen Bogen. Auch in der kleinen Gasse neben ihr war auf den ersten Blick niemand, den ich zu suchen hatte. Kurz betrat ich den Itemladen und schaute mich um. Auch in dem Accessoireladen war niemand, genau wie in der Schmiede. Ich suchte selbst in den hintersten Ecken der Mitte der Stadt. Dann durchsuchte ich Traverse Ost, wobei ich das Haus Merlins auslies, und kam schließlich in Traverse Nord an. Weder an und in dem Hotel befand er sich, auch nicht in der Villa mit Kniff. Ich trat sogar in das Haus der Welpen, schaute mich kurz um und meinte dann, ich hätte mich an der Tür geirrt. Sogar durch die Kanalisation, jedenfalls den begehbaren Teil, watete ich. Einmal fand ich die kniehohen Stiefel praktisch. Letztendlich kam ich wieder in die Mitte. Langsam streifte ich über das Kopfsteinpflaster. An Geppettos Haus blieb ich stehen. Hinter den gelben Vorhängen erkannte man dunkle Silhouetten. Eine etwas krumme – Geppetto, eine sehr kleine – Pinocchio, und eine mittelgroße, mit stacheligen Haaren – Sora. In kleiner Entfernung stellte ich mich an eine andere Häuserecke und beobachtete den Eingang. Nach ein paar Minuten trat Sora aus der Tür und schlenderte in Richtung Traverse Ost. Kurz verfolgte ich ihn und konnte sehen, wie in ein kleines Haus ging. Als die Tür aufschwang, erkannte ich Cloud und Merlin. Da würde er noch etwas beschäftigt sein. Also wanderte ich zurück und setzte mich an einen Tisch auf der Terrasse der Taverne. Eine Kellnerin kam vorbei und ich bestellte doch tatsächlich ein Wasser. Dabei musste ich überlegen, ob ich so etwas schon einmal getan hatte. Ein paar Minuten gab ich mich der Langeweile. Dann kam die Kellnerin noch einmal herum. Da wurde seine Schrift, vorher ordentlich und gleichmäßig, plötzlich krakelig und wirkte hingeschmiert. Woran das wohl lag...? Je länger ich da saß, desto besser schien die Kellnerin auszusehen. Nachdem ich bezahlt hab bin ich dann weiter und um die Ecke geschaut. Sora unterhielt sich mit einem silberhaarigen Mädchen, soweit ich aus der Ferne erkennen konnte, mit leichtem Bartansatz, und stechenden, grünen Augen. Anscheinend mochte er diesen Typ Mädchen... oder Jungs. „Warte hier... maximal eine Stunde. Dann bin ich wieder da.“, flüsterte er ihr... ihm... zu. Sora verschwand furchtbar schnell und ich schlich zu dem angemalten Etwas mit den grünen Augen. „'Ello.“, lächelte sie dreckig. „Kennst du den Typen?“, fragte ich und deutete auf den Rest von ihm, der gerade hinter einer Mauerecke verschwand. „Isch? No. Warüm? Sollte isch?“ Manche mochten diesen leicht französischen Akzent nett finden. Mir war übel. „Na, vielleicht. Wie heißt du? Vielleicht Rikú?“ Sie schaute mich etwas entgeistert an. „No. Wie kommen Sie darauf?“ „Na gut. Vielen Dank. Ich bin weg.“ Hastig folgte ich ihm. Wieder in Traverse Ost verschwand er schon wieder in diesem Haus, das wahrscheinlich Aerith oder so gehörte. Etwas gelangweilt kletterte ich auf den Balkon eines dunklen Hauses. Es dauerte ausnahmsweise nicht sechs Stunden, sondern er kam ganz schnell wieder raus. Der ist dann runter unten auf den großen Platz. Etwas enttäuscht blieb er stehen. „Und? Wo bleibt er?“ „Wer?“, quarkte Donald. „Na der Herzlose. Leon hat gesagt, da ist ein Herzloser. Ein großer. Siehst du irgendwas?“ „Vielleicht ist es nur unpünktlich und verspätet sich?“ Bei Goofys Worten schlug ich mir nur vor die Stirn. Der größte Herzlose, der im Moment da war, war ein großer Schattenschalk. Nicht sehr gefährlich. Doch plötzlich donnerte etwas auf die Erde; zwei Füße setzten auf, ein Rumpf samt Kopf und zwei rotierende Arme schwebten daneben. „Das wird er wohl sein!“ In einem lauten Kampfquieken stürzte sich Sora auf den riesigen Herzlosen. Was er nicht bemerkte: In einer Gasse, unweit von ihm, standen Riku und Malefiz. „Riku du Lustmolch! Lenkst Sora mit 'nem Herzlosen ab und brennst mit Malefiz durch!“, schnauzte ich, mich über das Balkongeländer beugend. Erschrocken riss Riku die Augen auf und versteckte sich besser in einem Türrahmen. „Was? Riku?!“, fragte Sora baff und schaute sich um, machte aber weder mich noch ihn aus. Zack! - Schon bekam er eins mit dem riesigen Rüstungsarm mit. „Wo ist Riku?“, keifte der Kleine. Wütend prügelte er auf den Herzlosen ein. „Wo – zur – Hölle – ist – Riku?!“, keifte er angestrengt und völlig konzentriert, seine Aggressionen an dem Herzlosen auszulassen. Nach einer kleinen Weile lag nur noch ein Häufchen Elend auf der Erde. „Wo ist er?!“ „Sag mal, Riku, stalkt er dich, oder was?“, rief ich ihm zu. „Nein, ich verliere meinen Job, wenn ich weiter mit ihm... rumhänge.“, meinte er mit einem leicht abwertendem Ausdruck im Gesicht. Sora stürmte los. Schneller als ich schauen konnte, und meine Reflexe waren gut, sogar jetzt. Jedenfalls fast. Riku verschwand hastig mit Malefiz im Haus von Merlin. Ein paar Vitazipfler waren schnell beschworen und der Panzerrüstor setzte sich zusammen zu einem Rüstorpanzer. Das ganze Spiel ging noch einmal von vorne los und schnell gab es ein weiteres Häufchen Elend, dass aber verschwand und sich auch nicht mehr heilen ließ. Da es inzwischen echt spät geworden war, schaute ich noch kurz, wohin er ging – zu der kleinen Schlampe - und machte mich dann auf den Weg. Fazit: Mission fehlgeschlagen Bemerkungen: Riku wird von Malefiz gefeuert, wenn er sich weiter mit Sora... austauscht. Vielleicht kann die kleine Rikú mir noch etwas über Sora erzählen. Name: Luxord Wie dumm konnte eine einzige Person nur sein...? Sich zurückziehen, wenn Sora gerade zwei Kämpfe hinter sich hatte? Vielleicht war die Frage ja auch falsch: Wie betrunken konnte ein Person nur sein? Ziemlich entkräftet schlurfte ich in mein Schlafzimmer und legte mich wieder hin. Schlafen konnte ich jetzt prima. Wenn auch mit empörten Worten auf der Zunge. Am nächsten Morgen stand ich wie immer auf und schlüpfte meine Kutte. Schnell heftete ich den Report von gestern Nacht ab und lief in aller Ruhe über den Flur. In dem Gemeinschaftsraum lagen immer noch die Trümmer. Saïx stand inmitten der Bruchstücke und schaute sich traumatisiert um. Langsam bezweifelte ich, dass er sich seit gestern überhaupt bewegt hatte. Klappern und Kichern hörte man plötzlich von dem anderen Flur. Schon Böses ahnend drehte sich Saïx um und schaute den Flur hinunter. „Was zur...?“, murmelte er. Plötzlich standen ein paar Leute im Raum. Marluxia führte die Truppe an. Unter anderem standen hinter ihm Vexen, Lexaeus, Larxene, Demyx... einer hielt einen Eimer, ein anderer einen Mob, wieder ein anderer einen Lappen, und so weiter. Allesamt trugen sie pinke T-Shirts mit der handgemalten, leicht krummen Aufschrift 'Putzkolonne XIII'. „Schaut mal, was ich auf die Beine gestellt hab!“, freute sich Marluxia quiekend. Saïx und ich schauten uns kurz an, dann wieder zur Gruppe. „Leute? Putzen!“, kommandierte Marluxia und zeigte seine Freude mit Quietschen. „Ihr seid Vollpfosten. Vollpfosten in pink.“, knurrte ich nur leise. Meine. Armen. Nerven. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)