Xemnas' Aufzeichnungen von abgemeldet (...und so schrieb ich nieder, was mir die Nerven raubte...) ================================================================================ Zweite Mission – Zähne, so groß und scharf wie Ax – äh... Chakrams? ------------------------------------------------------------------- Zweite Mission – Zähne, so groß und scharf wie Ax – äh... Chakrams? Jeder Tag ähnelte in irgendeiner Weise doch immer einem schon einmal da gewesenen. So saß ich zum Beispiel, wie immer, an meinem Schreibtisch und studierte die Verhaltensmuster von Schattenschalken, als plötzlich wie wild an meine Glastür geklopft wurde. „Bitte?“ Die Tür flog auf und federte scheppernd von der Wand zurück. Nicht überrascht und auch nicht aufblickend wartete ich auf eine Fluchsalve, Geschrei oder gegebenenfalls auch Lallen. Jedoch versuchte mir eine etwas zu ruhige Stimme zu erklären, worum es sich bei dem Problem handelte. „Nummer eins? Problem.“ „Wieso denn das wieder?“, schniefte ich. „Weil – und Herr Gott – ich ein loyaler Mensch bin.“ „Du bist kein Mensch.“, widersprach ich Luxord. „Ja und? Aber reiße Demyx nicht den Kopf ab. Er hat auch sein Bestes gegeben. Ein weiteres Schlüsselloch ist versiegelt.“ Luxord stand da, wie immer mit Anwaltsmiene und furchtbar geradem Rücken, die Füße nah beieinander und die Arme im Rücken verschränkt. „Meine Güte, bin ich denn Mutter Theresa?! Wenn du deinen Job auch so schlecht machst, wie Xaldin und Demyx, reiße ich dir den Kopf ab!“ „Erstens: du ähnelst Mutter Theresa äußerlich sehr. Und zweitens: warum mir, und nicht Xaldin oder Demyx?“ Argwöhnisch zog Luxord eine Augenbraue hoch. „Weil du wenigstens genug Hirn hast! Die beiden sind nicht gerade die Klügsten, nicht wahr?“ „Warum sind sie dann hier?“, fragte Luxord weiter. „Weil sie trotzdem stark sind. Und weil es schlecht wäre, würden sie sich plötzlich gegen uns richten. Verstanden? Keine weiteren Fragen, ich hab zu tun. Sag Demyx, ich erwarte einen Report.“ Er nickte einmal kurz, ein leises Zeichen des Unterwurfs, doch ich genoss es. Dann verschwand er mit schnellen Schritten aus meinem Büro. Seufzend stand ich auf und wollte den Vorhang vor der Glastür hinunterlassen. Dabei erkannte ich, wie Vexen im Raum vor meinem Büro auf Marluxia kniete. Ich sah nur seinen Rücken und Hinterkopf. Er war über ihn gebeugt. Okay, es war ungewöhnlich, dass Vexen anfing, aber dennoch möglich. Nur warum kam Larxene angestürmt und schubste Vexen von Marluxia? Schweigend und unbemerkt beobachtete ich die Szene. Marluxia setzte sich auf. Vexen stürzte sich wieder auf Marluxia. Weil Larxene dazwischen gehen wollte, fror er sie einfach ein. Einfach so. Nun erkannte ich Vexens Vorhaben: er würgte Marluxia! Über meinem Kopf leuchtete eine imaginäre Glühbirne auf. Hastig riss ich die Tür auf, taute mit einem Fingerschnippen Larxene auf, und stieß Vexen zur Seite. „Nummer vier, beherrsche dich!“, ordnete ich an. Eigentlich hieß es doch immer, was der Chef sagt, wird auch gemacht. Warum funktionierte das nur hier nie? Obwohl ausnahmsweise Vexen gehorchte. „Erzähl das nicht mir, sondern ihm.“, zischte er. „Was hat er denn getan?“ Sofort bereute ich meine Frage. Nicht dass sie völlig unnötig war, da Marluxia ständig irgendwelche Belästigungen plante, sondern weil Vexen plötzlich ganz cool und locker da stand, die Hände lässig neben der Hüfte baumelnd. Und das versprach nichts Gutes. Gar nichts Gutes. „Okay, sieben Uhr morgens überraschte er mich in der Dusche. Zehn Uhr dreißig zog er mich auf sein Zimmer. Zwölf Uhr dreißig wurde ich mit Ranken, die ganz plötzlich aus dem Garten schossen, an den nächst Besten Baum gefesselt. Dreizehn Uhr wurde mir mein Mittagessen weggenommen und nur gegen Tribut wiedergegeben. Grade eben hat man versucht, mich vor den Augen von vier Personen zu vergewaltigen. Das passiert so ziemlich jeden Tag, nur in anderen Reihenfolgen. Verdammt, mir platzt der Kragen!“, blaffte er. Marluxia hatte sich inzwischen etwas berappelt und krächzte irgendetwas, die Hände schützend um seinen Hals gelegt. Nach einer Weile Überlegen zuckte ich mit einer Schulter. „Tob dich aus, Nummer vier. Bring ihn nur nicht um.“ Schadenfreude, Vorfreude, Sadismus blitzte in Vexens Augen auf. Ich gab ihm eine halbe Minute, dann würde er die Hände zu Klauen krümmen und laut, sadistisch, triumphierend oder manisch lachen. Leider tat er nichts der gleichen. „Vexen, ich brauche Berichte über Hollow Bastion. Am besten noch über das Land der Drachen, Twilight Town und Port Royal. Klar soweit? Schnelle Infos bitte, über Herzlose und Vorkommnisse.“ Schon schritt ich weiter. An Saïx Zimmer hielt ich. Leise klopfte ich an. Niemand antwortete. Ich rüttelte an der Klinke. Sie ließ sich nicht einmal herunterdrücken. „Saïx?! Bist du da?“ Keine Antwort. „Saïx?! Hast du einen Stuhl unter die Klinke gerückt?!“, staunte ich. Lautes Scharren und Knarren, dann öffnete sich die Tür einen Spalt. „Bitte?“, fragte Saïx höflich. „Könnte ich einmal deine Liste haben?“ „Wieso? Wie sieht’s mit Demyx aus?“ „Schlüsselloch ist versiegelt.“, seufzte ich, mein Gewicht auf ein Bein verlagernd. „Oh. Oh. War aber auch nicht anders zu erwarten.“ Schnell drückte er die Tür zu. Dann reichte er mir durch einen so klein wie möglichen Spalt den Block. „Danke. Was machst du da?“ Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und versuchte, etwas hinter ihm zu erkennen. „Ich bin am werken.“, knurrte Saïx. „Am Werken? Lexaeus’ kaputte Stühle?“ „Nicht nur das. Es war die Claymore, nicht ich. Sie hat angefangen.“, antwortete Saïx und schloss die Tür. Mein Gott, war er zickig. Uninteressiert drehte ich um und verließ leise den Flur. Im Treppenhaus kam mir Marluxia entgegen. Sein Hals war stark gerötet und er war auf seine Füße fixiert. Ich wusste, dass Marluxias Verletzungen nicht offensichtlich waren, vielleicht bis auf seinen Hals. Sonst würde man äußerlich nichts erkennen. Von außen Betrachtet hätte man denken können, Vexen wäre von irgendetwas abhängig. In den Mantel- beziehungsweise Kuttentaschen verbargen sich Spritzen und Pulver, immer bereit jemands Sinne zu vernebeln. Im Erdgeschoss hockte Demyx in einer Ecke und kritzelte. Eine Art Wohnzimmer, wie es schien, keiner außer ihm anwesend, bis auf mich, der auch jetzt erst den Raum betrat, und er hockte stumm und kritzelnd in einer Ecke. Das Demyx mal still sitzte war schon ein Phänomen, aber dass er dabei auch noch kein Wort sprach grenzte schon an Traumvorstellungen. „Wann bist du fertig?“ „In ein paar Minuten... schon ´ne Peile, wo Sora das nächste Mal auftaucht?“ „Keine Ahnung.“, antwortete ich. „Aber etwas kann man mir nicht vorwerfen: dass ich mich nicht angestrengt hätte.“, murmelte Demyx konzentriert. „Wann bist du denn wieder gekommen?“ „Viertel vor neun.“ Manche bewegten sich gegen Mittag aus dem Haus, wie Larxene, Xigbar und zum Beispiel Lexaeus. Marluxia, Vexen und Demyx am Morgen. Luxord, Zexion und Axel in der Dämmerung. Saïx ging meist nur in der Nacht, genau wie Axel und, wenn es nötig war, ich. In Gedanken vertieft zuckte ich zusammen, als man mir drei Seiten reichte. „Geht schon klar. Danke, ich lese es mir im Büro durch.“ Ich wusste, dass er mich schon drängen wollte, es sofort zu lesen. Also dampfte ich äußerst hastig ab. Im Büro warf ich mich in meinen Sessel und nahm mir den Report vor. Thema: Sora das Leben auszuhauchen und seine Existenz vernichten Ort: Die Arena des Olymps / das Reich der Toten Vorhaben: Das Medaillon der Götter des Olymps entwenden, mit Hades verhandeln und Sora aufhalten Bericht: Es war nicht einfach, das Medaillon zu stehlen, um Sora zu schwächen. Es war wirklich nicht einfach. Ich schlich mich auf Stiefelspitzen in den Tempel. Fast entdeckte mich Hera. Jedoch war ich schnell genug. Mehrere Flure führten zu einem Platz in der Mitte. Allein Zeus thronte auf einem Steinsessel aus weißem Marmor. Die Sonne schien kräftig und heiß, die Reflexionen ihres Lichtes in jedem Teich und jeder Vogeltränke blendete grausam und schmerzte. In regelmäßigen Abständen standen die weißen Marmorsäulen rund um den Platz, hübsch graviert und akkurat verziert. Götterbilder und Sagen zierten die Tempelwände. Zeus selbst schlief. Das Medaillon hing an einer feingliedrigen Goldkette um seinen Hals, großflächig verdeckt von einem weißen Bart, der stark Schäfchenwolken glich. Kein Gott außer ihm zu sehen. Leise und gleichmäßig schnarchte der Gott, das Kinn in eine Hand gestützt. Vorsichtig eilte ich hinter eine Säule in möglichst kleiner Entfernung zu dem Medaillon. Mein Blick galt nichts anderem. Vorsichtig näherte ich mich ihm. Der Kies knirschte vertraut unter meinen Sohlen. Kein weiteres Geräusch weit und breit, außer dem leisen und flachen atmen Zeus. Im Gegensatz zu ihm hielt ich den Atem an und stupste das Medaillon kurz an. Es war sehr leicht. Ob es wohl innerlich hohl war? Er würde gar nicht bemerken, wenn es fehlen würde. Also zog ich eine kleine und feine Spitzzange aus der Tasche. Hastig, jedoch unbemerkt, bog ich eine Öse auseinander und zog das Amulett von der Kette. Dies war also schon einmal erledigt. Mit dem Gefühl des Triumphs glitt ich wieder über den Kies und verbarg mich im tiefen Schatten der Tempelwände. Selbst Hera, die mir wieder über den Weg lief, entdeckte mich diesmal auch nicht. Zwar war der Weg, vom Tempel, den Hügel hinab, überhaupt nicht geschützt, aber dennoch wurde ich auch dort nicht enttarnt. Ähnlich schlängelte ich mich durch meine Wege und schlug Harken, damit sich mir auch keiner in den Weg stellte. Schließlich stand ich vor der Tür der Kammer des Hades. Dieser empfing mich auch, nur eben nicht freundlich. Verzweifelt flehte ich ihn an, einen weiteren Anschlag auf Sora auszuführen – was damit endete, dass mich Zerberus, der Höllenhund mit drei Köpfen und sechs Reihen Zähnen, so groß und scharf wie Ax äh... Chakrams... mich durch die Gassen und Winkel der Welt der Toten jagte. Zu meiner Blamage stand Sora mitsamt Bande da, und ich rannte im Höchst- und Fluchttempo an ihm vorbei. Das „Lauft, lauft weg!“ meinerseits war eine Art Reflex. Passiert ist passiert. Zerberus verfolgte mich allerdings nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Ein Stück lief ich, bis mir der glorreiche Geistesblitz kam, doch Sora, Goofy und Donald zu belauschen. Leise verfolgte ich sie auf Schritt und Tritt. Dabei schnappte ich Fetzen von Gesprächen auf, teilweise sogar über den nächsten Zielort: das Siegel. Ein leises „Yes!“ entwischte mir. Sora fuhr herum und erkannte noch einen Rest der flatternden Kutte, die an mir hing, als ich rannte. „Riku! Mann, das war doch ganz bestimmt Riku!“, schrie er. „Sora, du hast Entzugserscheinungen.“, quakte Donald schnatternd. „Nein, ganz bestimmt nicht!“ „Du vermisst Riku, oder?“, fragte Goofy. „Und wie! Mann, am meisten vermisse ich die Nächte!“ Herr Gott, das machte mich stutzig. Aber ganz schön. Goofy war ein unschuldiges, unwissendes Kind. Das merkte man sofort, als er fragte „Was meinst du damit?“. Sora stammelte darauf irgendetwas und gab es auf, dem angeblichen ‚Riku’ hinterher zu rennen. Gott sei Dank. Aus den Gesprächsfetzen vorher zog ich demnach, dass sie zum Siegel wollten. Das lag allerdings in der komplett anderen Richtung. Vor dem Tor zu ihrem Ziel platzierte ich mich. GEfühlt ein paar Stunden später tauchte die Bande doch auch tatsächlich auf. Sora freute sich. Er fand ‚Riku’! Klar, träum weiter. Um gleich reinen Tisch zu machen, hielt ich das Medaillon in die Höhe. „Der Dieb!“, schnatterte Donald. „Dieb? Was für ein hässliches Wort! Wie wäre es mit... na ‚Mensch mit Kleptomanie’?“ „Du bist kein Mensch!“ Goofy zeigte anklagend mit dem behandschuhten Finger auf mich. „Ziel nicht damit auf mich.“, bemerkte ich, das Gesicht verziehend. „Das ist nicht Riku.“, murmelte Sora ganz verdattert. Nicht mehr viel, und er hätte gesabbert, so abwesend schaute er. Mein Lachen hallte quer durch die Halle vor dem Siegel. „Das ist nicht Riku!“, schniefte Sora aufgelöst. „Blitzmerker. Ich bin nicht Riku, und du nicht Ansem. Macht das einen Unterschied?“ „Das. Ist. Nicht. Riku.“ Er krallte sich in sein Schlüsselschwert, sofort beidhändig gepackt und hartnäckig im Anschlag. „Dann bin ich eben nicht Riku. Jedoch gibt es wohl doch einen Unterschied: Riku würde nicht versuchen, dich umzubringen.“ Mit den Worten griff ich zu meiner Sitar und stürzte mich in den Kampf. Fazit: Sora hat gewonnen, ich verloren, das Schlüsselloch ist versiegelt, kurz: Mission fehlgeschlagen. Bemerkungen: Sora reagiert äußert riskant allein auf den Namen Riku. Außerdem ist Hades einfach kein guter Geschäftspartner. Name: Demyx. Der Artikel machte mir Kopfschmerzen. Und zwar große. Schnell heftete ich ihn ab. Die Geschichte mit Hades konnten wir uns also abschminken. Die Erkenntnis mit Riku war auch keine neue – ich hab doch gesagt, Sora sei eine Schlampe. Pfui, mit Fünfzehn schon solche Dinge anstellen... Das gehörte sich nicht. Allerdings lebten die ja auch auf einer Insel. Was ja auch wieder ein Grund für diese Geschichte seien könnte. Hastig klappte ich den Ordner zusammen, schob ihn mit dem Fuß weit unter den Schreibtisch... und wünschte mir, nicht so eine Organisation von Vollpfosten zu leiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)