A Stars Tale von Sam_Linnifer (Storys underneath the tree of life) ================================================================================ Prolog: A Stars Shine - The Tree -------------------------------- Immer, wenn ich daran denke, wie das alles begann, dann sehe ich diesen Baum vor mir. Ich weiß nicht, ob etwas Besonderes an ihm ist. Vermutlich nicht, denn mir fällt nichts ein, das ihn von anderen Bäumen unterschieden hätte und er stand inmitten anderer Bäume, doch irgendwie war er für mich dennoch nicht wie alle anderen. Es ist sogar mehr als dieser Baum, es ist ein ganz bestimmter Moment, ein Bild, das ich vor mir sehe, so klar, als sähe ich es gerade zum ersten Mal und als sei alles Vergangene niemals geschehen. Es ist geschehen, aber wenn meine Gedanken zurückwandern zu diesem Moment, dann ist das alles vergessen, dann weiß ich von nichts. So wie jetzt. Wenn ich meine Augen schließe, dann sehe ich die dunkle Silhouette eines Stammes, denn ein helles Licht erhebt sich hinter dem Baum, blendet mich mit seinem gleißenden Schein und strahlt wie die Sonne selbst. Doch es ist nicht das Licht der Sonne, dass den Himmel zu einem kräftigen blau erstrahlen lässt. Es ist das Leuchten eines Sternes. Der Baum erscheint mir als ein Riese. Er ist weit verzweigt und kleine hellgrüne Blätter sprießen überall dort wo nach einem langen Winter neues Leben entspringt. Der Baum steht zwischen grünen Sträuchern und weichen Grashalmen, mehr oder minder entfernt ist er von anderen Bäumen umgeben und dahinter erhebt sich der Horizont. Nein, ich kann wirklich nicht sagen, was daran besonders ist, außer vielleicht, dass dieser Baum, dieses Bild, das erste war, dass ich zu sehen bekam. Das war es, was ich sah, als ich meine Augen zum ersten Mal öffnete und ganz egal, wie viel seitdem geschehen ist, diesen Augenblick konnte ich niemals vergessen. Ich hoffe auch, ich werde es nicht. Denn auch heute nach allem schenkt dieses Bild mir Mut, dieser Augenblick, der mich in einer Welt willkommen geheißen hat, in der ich ein Fremder war. Jener Moment war zugleich die erste und die letzte Erinnerung meines Lebens. Alles was ich war lag allein in jenem Augenblick zu Grunde. Wenn man es genau nimmt, ist es vielleicht doch ein wenig mehr. Meine Geschichte endete und begann mit diesem Baum und irgendwie… Irgendwie endet sie erneut damit. Ich glaube nicht, dass ich den Ort je wieder gesehen habe oder je wieder sehen werde, denn es gibt ihn nicht mehr. Es gab ihn nur in diesem einen Augenblick, weil es das Schicksal der Dinge ist, sich zu verändern, aber trotzdem, trotzdem hat er mich in jedem Augenblick begleitet. Und auch jetzt sitze ich unter einem Baum. Auch wenn es nicht dieser ist, er gehört in ein anderes Bild, so scheint doch jedem einzelnen von ihnen ein wenig von diesem Zauber anzuhaften. Dieser aber, ist der Baum des Lebens. Nicht der Baum war das besondere. Es hätte vielleicht jeder Baum sein können. Besonders war, der Geist, der in ihm wohnte. Besonders war die Seele die sich in seinen Zweigen zu sachtem Schlummer wiegen ließ und in ihrer Einsamkeit eine Welt erträumte. Ich bin mir nicht sicher, ob irgendjemand die Geschichte, die ich zu erzählen habe, glauben wird. Manchmal, wenn ich mich so in Gedanken verliere, fällt es mir schwer, sie selbst zu glauben. Doch ich weiß, dass es mehr war, als die Wirren Träume meiner Fantasie. All das war ebenso real wie das leise Rascheln der Blätter das ich hören konnte, als ich vor dem Lebensbaum stand, ebenso real wie die sanfte Bewegung der Zweige im Wind, die Sprache der Bäume. All die Personen die meinen Weg in dieser langen, kurzen Zeit teilten und kreuzten waren wirklich und sie haben mich berührt, all das, was ich zu berichten weiß ist mir geschehen und doch bin ich voller Furcht, meine Geschichte zu erzählen. Es ist die Furcht, dass der, der diese Worte hört, sie nicht verstehen wird, dass er das wahre Wesen all dessen, was geschehen ist nicht begreifen kann und darum habe ich nach all der Zeit beschlossen, dass ich diese Worte dem geduldigsten aller Zuhörer anvertrauen würde, dem Papier. Lieber hätte ich die Geschichte dorthin zurückkehren lassen, wo sie herkam, dort enden, wo sie begann, dort im Wald, dort am Fuße jenes mächtigen Stammes, doch Papier wurde aus den Herzen der Bäume gewonnen, es war das beste, was ich tun konnte. Von euch, die ihr, nach wer weiß wie langer Zeit dieses Papier in den Händen haltet, vielleicht ist es längst vom Zahn der Zeit benagt und ihr seid kaum noch fähig, die Schrift zu entziffern, kann ich mir nur erhoffen, dass ihr meine Worte bis zum Ende anhören werdet. Dass ihr mir ganz unvoreingenommen lauscht und am Ende versteht, warum diese Geschichte nicht verloren gehen durfte, obgleich es mir lieber gewesen wäre. Warum ich sie erzählen musste. Ich kann nur hoffen, dass das Lied des Waldes in meinen Worten weiterklingt, und dass dieses Lied das Schicksal jener besingt, deren Andenken ich ehren will. Damit will ich nun beginnen, denn der Anfang ist leicht. Ich weiß nicht, ob es eine lange Geschichte ist, aber gewiss ist es eine besondere sie erzählt von einer Zeit zu der die Welt nicht die selbe war, die sie am Ende meiner Erzählung sein wird. Meine Geschichte erzählt vom Zeitalter der Träume. Und davon, wie die Welt aus jenen Träumen erwachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)