Princess diary- heart shaped box von abgemeldet (Geschichte eines orientalischen Mädchens inmitten im Umbruch zur Zeiten Roms) ================================================================================ Kapitel 2: Aufputz ------------------ „Hier entlang, Mäuschen.“ „Danke, Amme.“ Die gespielte Gleichgültigkeit und liebreizende Art der Dame machte mit einem Mal einer genervten, zornigen Miene Platz. Dann fasste sie sich wieder. Und zwar so schnell, dass ich glaubte, ich hatte mir ihren Gesichtsausdruck von eben nur eingebildet. „Bitte nenn mich nicht Amme, mein liebes Kind. Du kannst mich mit „Silvia“ rufen oder meinetwegen auch Mütterchen. Nur nicht Amme.“ Unter dieser plötzlichen Zurechtweisung fühlte ich mich stark an meine Mutter erinnert, die mich immer schon als freche Göre bezeichnet hatte. Der Gedanke an sie verletzte mich. Würde ich sie nie wieder sehen? Meine Brüder? Meine Freunde? … und meinen Schwarm? In Gedanken erbrach ich mich für diesen Gedanken. Seit wann war ich wie all die anderen Barbiepüppchen, mit Herzschmerz und allem drum und dran? Ich seufzte. Ich war also im Begriff mich zu verändern. Aber war das gewollt? Fast wie dieses Weihnachtsmärchen von Disney, mit den drei Geistern und dem ewig unzufriedenen geizigen altem Mann, der sich erst angesichts des Todes veränderte… Ich seufzte schon wieder. Zu viel Lebensphilosophie für einen Tag. Aber wenigstens in diesem Punkt hatte ich mich nicht verändert. Und als ich dann wieder bei meinem ersten Gedanken ankam, erinnerte mich etwas schwach daran, dass ich der Dame Silvia eine Antwort schuldig geblieben war. „In Ordnung, Silvia.“, sagte ich kühl, danach wandte sie sich um und führte mich durch etliche Flure, Türen, Korridore, Treppenhäuser, … Bis wir vor einer Türe standen, die meine Aufmerksamkeit auf eine seltsame Art und Weise erregte. Es handelte sich um eine alte Schnitzerei, in der eine tragische Liebesgeschichte aus dem alten Orient in etlichen, ausgesuchten Szenen bildlich wiedergegeben wurde. Allerdings so detaillgetreu, dass ich neugierig mit den Fingerkuppen über das geheimnisvoll dunkle, lackierte Holz strich. Da setzte die alte Frau auch schon wieder zu einer weiteren Ansprache an, als ich ihr eine Frage zu der Schnitzerei stellen wollte: „Dies ist eine 3-Zimmer-Wohnung für orientalische Hausgäste. Hier wirst du in Zukunft leben. Ich habe es bereits für dich herrichten lassen. Fühl dich wie zu Hause.“ und da stieß sie mit einer für ihren schmächtigen Körper erstaunlich wirkenden Kraft die schweren Doppeltüren zur Seite und mein Blick fiel auf etwas, das aussah wie die Nachbildung der Gemächer einer Prinzessin aus 1001 Nacht: Der Boden war dick mit leuchtend dunkelblauen Teppichen ausgelegt, ein Schminktischchen mit einem riesigen Spiegel mit fein zilesierten, silbernen Rand, in den echte Edelsteine und Perlen eingearbeitet waren, … und da klappte mir der Mund auf- ich konnte es nicht verhindern… und dessen offene Schubladen vor Schmuck nur so überquollen. Aber das Beste an dem Raum war das Bett. Es war sehr hoch, verhängt von einem seidenen, goldenen Baldachin, der den Blick freigab auf das größte Bett, das ich je gesehen hatte, überhäuft mit zahllosen goldenen und blauen Kissen, die perfekt zu der schwer bestickten, ebenfalls blauen Tagesdecke aus Brokat passte. Bevor mich die Dame daran hindern konnte ließ ich mich jauchzend auf das Bett fallen und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Vor der Wand gegenüber von dem Bett stand ein wunderbar weich aussehender Polstersessel in Rot, mit passender Fußablage direkt vor einem marmornen Kamin. Auf einem kleinen Tischchen neben dem Bett lag mein Erbschmuck, der wohl Teil meiner Mitgift gewesen sein musste. Mein Blick fiel erst darauf, als ich schon wieder aufstehen wollte, um die zwei anderen Räume zu erkunden. Und auch wenn der Gedanke an Heirat noch immer größtes Unbehagen in mir auslöste, war der Schmuck doch ein Anreiz, der seine Wirkung auf mich nicht verfehlte. Sprachlos hob ich das schwere Collier vom Nachttisch. Auch dieses war schwer besetzt mit Edelsteinen, allerdings mit Smaragden, Granaten und echten weißen Perlen. Der Kopfschmuck bestand aus einem metallenen Stirnband, dessen Glieder so klein waren, dass es sich problemlos um meine Kopfform schmiegte. Eine einzelne Perle weiße Perle hing bis zwischen meine Augenbrauen, was ich mit einem Blick in den Spiegel feststellte. Doch dann erinnerte ich mich wieder an meine Mission: die zwei anderen Räume. Hastig legte ich den Schmuck wieder zurück an seinen Platz, zusammen mit all dem anderen unnötigen Metall, das ich am Leib trug. Um etliche Pfund erleichtert riss ich die nächstbeste Tür auf. So schnell ich sie auch geöffnet haben mag, so schnell erstarrte ich angesichts des verschwenderischen Reichtums, der sich vor meinen Augen ausbreitete. Seide, Chiffon, feinste ägyptische Baumwolle, … all die Wunderwerke des Ostens und sogar einige griechische Gewänder türmten sich vor mir zu Bergen aus Regenbogen- farbenen Massen, überall schillerte und funkelte es, wo das Licht von Perlen oder aufgestickten Kristallen reflektiert wurde. Zum zweiten Mal sprachlos geworden sank ich auf die Knie. Mein so genannter Vater musste das alles langfristig geplant haben, denn allein die Herstellung eines dieser Kleider musste mehrere Wochen gedauert haben. Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass er mich noch einmal besonders fest an sich gedrückt hatte, bevor wir das Haus- mein bis dahin einziges zu Hause- verlassen hatten, um hierher zu kommen. Langsam begann ich, das Angebot des Römers in Betracht zu ziehen. Viele Unannehmlichkeiten würde ich jedenfalls nicht haben. Eine Wahl schon gar nicht. Ich war fest davon überzeugt, dass das Datum bereits fest stand. Wieder fragte ich mich warum das alles ausgerechnet mir passierte. Entmutigt sank ich noch mehr in mich zusammen. Jetzt war ich also endgültig eine orientalische Märchenprinzessin. Eine Rolle, die doch so gar nicht zu meinem rebellischen, Freiheits- liebenden Charakter passte. Ein verächtlicher Laut entfuhr mir. Ich würde in einem goldenen Käfig leben. Aber es würde meinem Stolz schaden, entschied ich nach einigen weiteren Überlegungen, einen Mann alleine des Geldes wegen zu heiraten. Ich wusste auch, dass Gott mich mit keinem besonders guten Charakter gesegnet hatte- falls er denn überhaupt existierte- ich war überzeugte Agnostikerin. All das Schillern und Funkeln war so unangenehm- dass ich wieder mal in der Realität- die eher einer surrealen Realität glich- landete. Das dritte Zimmer- ich hatte wirklich überhaupt keine Ahnung, was sich dahinter noch verbergen könnte. Und so langsam meldete sich mein Magen wieder. Es war später Nachmittag und die letzte Mahlzeit hatte ich bei Morgengrauen eingenommen. Trotzdem siegte die Neugier. Vorsichtig rappelte ich mich also auf, um nicht über die vielen einzelnen Schichten meiner Kleidung zu stolpern, und ging auf die rätselhafte Tür zu. Die alte Dame stand daneben. Als ich nach dem Griff fassen wollte klopfte sie einmal sachte gegen die Türe, die daraufhin wie von Geisterhand geöffnet wurde. Heißer Dampf schlug mir entgegen, zusammen mit der hohen Luftfeuchtigkeit machte mir das das Atmen fast unmöglich. Nachdem sich meine Augen an den Dampf gewöhnt hatten, entdeckte ich mein höchstpersönliches und eigenes Badehaus, das aus unzähligen Becken mit unterschiedlich heißem Wasser bestand, einer Art Sauna und ein paar anderen abgetrennten Bereichen. Der riesige Raum hatte keine Fenster, sondern war mit unzähligen Kerzen, auch auf dem Wasser, hell erleuchtet worden. Bevor ich mich wehren konnte, spürte ich schon unzählige Hände auf mir, die mich entkleideten! Kein Mensch hatte mich je nackt gesehen, abgesehen von den Menschen bei meiner Geburt und meiner Mutter, wenn sie meine vollen Windeln gewechselt hatte. Daher war mir dies jetzt umso unangenehmer. Doch bevor ich die unzähligen Hände auf und unter meiner letzten Kleidungsschicht wegscheuchen konnte, stand ich auch schon nackt vor einer Gruppe fremder Menschen, nämlich kichernder Dienerinnen und einer alten Dame. Die in diesem Moment übrigens meinen „Tagesplan“ verlas. „Nach einer entsprechenden Behandlung in Euren Bädern werdet Ihr mit dem Herrn das Abendmahl einnehmen, das ein sehr römisches sein wird. Kleidet Euch entsprechend!“ und nach diesen Worten entschwand sie auch schon meinem Blickfeld, in das sich jetzt ein Haufen kichernder und glucksender Sklavinnen drängte. Während sie aufgeregt schnatterten und den neuesten Klatsch und Tratsch austauschten, führten sie mich, die ich versuchte meine Blöße mit meinem knielangem Haar zu bedecken (was keine große Kunst war, weil ich ziemlich klein war- ich schätzte mich auf zwischen 1,55 Meter und 1,60), in eines der Becken, um mich dort ordentlich einzuweichen und danach mit einigem groben Ziegenhaarlappen von oben bis unten kräftig abzurubbeln. Nachdem dies geschehen war, kam eine schwarzafrikanische Frau von mächtiger Gestalt herein, bei deren Anblick die gackernden Hühner verstummten. Im Stillen fragte ich mich, warum ich nicht so eine Wirkung auf sie hatte. Die besagte Frau jedenfalls führte mich zu einer Liege, wo sie mich mit ihren großen Händen anfing zu massieren. Zuerst spannte ich mich innerlich gegen sie an, später dann schlummerte ich zufrieden ein. Erst als ich einen kleinen Schmer z am Arm verspürte, wachte ich wieder auf. Als die schwarze Frau mit einem groben Leinentuch über mich gebeugt dastand, dran waren meine Haare, war ich nicht sonderlich erstaunt. Für die Frauen meiner Heimat war es Brauch, sich einmal pro Woche zu treffen, um sich zu enthaaren und um ganz nebenbei über alle anderen Frauen der Gesellschaft zu lästern. Eine weitere dieser Erinnerungen, die nicht meine waren, tauchten auf. Kurz sah ich vor meinem inneren Auge, wie ich selbst seit dem Einsetzen meiner Tage regelmäßig an diesen Treffen teilnahm. Deshalb war ich also nicht sonderlich überrascht von einer Frau, die dicht vor mir stand und jeden Quadratmillimeter meiner Haut mit ernster Miene musterte. Der einzige Unterschied zur sonstigen Routine bestand darin, dass sie auch an die weiter unten ging, die noch nie jemand berührt hatte. Wortlos ließ ich sie gewähren. Was wäre mir auch anders übrig geblieben? Gegen eine Frau, die doppelt so groß und dreimal so breit und stark war wie mein im Gegensatz dazu schmächtiger Körper? Und der zweite Unterschied bestand darin, dass sie meine ohnehin gereizte Haut mit einigen halben Zitronen abrieb. Zischend zog ich die Luft zwischen meinen Zähnen ein. Aber auch diese Prozedur überstand ich irgendwie und staunte später nicht schlecht über meine weiche, glatte Haut. Nachdem sie auch damit fertig war, wickelte sie mich wie eine hilflose Puppe zurück in mein Handtuch und verabschiedete sich mit einem kurzen Senken ihres Kopfes. Jetzt nahmen mich wieder die anderen in Beschlag. Eine färbte meine Fingernägel und Füße mit Henna, auch meine Handflächen, die sie mit verschwenderischen vielen Mustern bedeckte; eine andere entwirrte mein langes Haar und kämmte ein wenig Kokosöl hinein; eine massierte Öl in meine Haut und wieder eine andere fing bereits an, mich zu schminken, nachdem sie mir eine nach Minze duftende Maske aufgelegt hatte. Zwei andere schleppten verschiedene Kleider und passenden Schmuck, eine Kombination nach der anderen, an und ich lehnte ein weißes, ein dicht verschleiertes, ein zart orangenes und ein himmelblaues griechisches Gewand ab. Bis sie mir einen Traum aus Meerblauer Seide brachten, die mit Pfauenfedermustern bestickt war und wie die echten Federn eines Pfaues bläulich schimmerte. Dazu noch eine dünne, lang hinabreichende Kette aus Silber mit Topasen, Smaragden- nebenbei meinen Lieblingssteinen- und Saphiren besetz war, bei der mir nicht gleich der Hals abfallen würde. Lächelnd nickte ich ihnen zu, die sichtlich erleichtert aussahen. Sie legten mir alles, zusammen mit anderen passenden Schmuckstücken, auf eine Polsterbank vor dem Bett, die dem Raum in meiner Abwesenheit offenbar noch hinzugefügt worden war. Ich schlüpfte selbst in meine Unterkleider, ein Top mit Ärmeln in hellgrün, das bis knapp über die Rippen reichte und den Blick auf mein kleines Bäuchlein freigab. Und einem Unterrock, der knapp über meinen Knien endete. So halbwegs bedeckt fühlte ich mich schon viel besser. Aus irgendeiner weiteren uneigentlichen Erfahrung wusste ich, ich musste nur die Arme von mit strecken, dann würden die Dienerinnen automatisch mit dem Ankleiden beginnen. Durch diese „Ankleidungszeremonie“ konnte ich eine ganze Weile einen sehnsüchtigen Blick aus dem Fenster werfen. Ein leiser, rauschender Wind bauschte die Vorhänge. Die Sonne würde bald untergehen, sie stand bereits nah am Horizont, den einige bewaldete Hügel bildeten und war im Begriff unterzugehen. In der Ferne trällerte ein Vogel ein Lied. Einige stimmten in seinen Gesang ein. Das Geräusch der sich öffnenden Türe riss mich aus meinen weit ausgeschweiften Gedanken zurück in den beleuchteten Raum. „Der Herr wartet bereits. Aber er wartet nie gerne. Husch, beeil dich und folge mir. Bist du auch fertig, lass dich ansehen.“, sie hieß mich an mich zu drehen. “Ja, doch. Du hast Geschmack!“ Das war das erste Kompliment, das ich aus ihrem Mund gehört hatte. Lächelnd erwiderte ich: “Ich danke dir. Bitte, führe mich.“. Wir hasteten tatsächlich mit einer so hohen Geschwindigkeit durch die Gänge, dass meine kunstvolle Hochsteckfrisur gefährlich ins Wanken geriet. Vor einer weiteren massiven Tür endete unsere Hetzjagd. Zwei mächtige aussehende Gestalten von Eunuchen waren davor postiert. Bei unserem Kommen zogen sie die Tür mit einer Leichtigkeit auf, die mich schaudern ließ. Und in dem Raum, der sich meinem Blick öffnete waren nur zwei Sofas mit einem niedrigen Tisch dazwischen. Die Polstermöbel standen sich gegenüber, der Tisch war bereits voll beladen mit unzähligen Speisen. Natürlich gab es auch hier einen Kamin, aber auch der Boden fühlte sich warm an- ich war barfuß- konnte das die berühmte römische Bodenheizung sein? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)