Sein wahres Ich - One Shot-Sammlung von Kikoro (Seine wahren Gefühle) ================================================================================ Kapitel 5: Without you ---------------------- Stück für Stück kommen wir uns näher ... ... und zwei Herzen finden einander. Warum nur sind jene Worte so schwer ... ... Ich liebe dich! Meine Fingerspitzen, die dich berühren ... ... wispern sanft meine Gefühle in dein Herz. ~~°~~ Der Himmel war tiefrot, als Subaru hinaufschaute und sich an dessen Schönheit labte. Er schlug, aufgrund der Kälte, den Kragen seiner Jacke nach oben und ließ ein tiefes Seufzen verlauten. Er wollte einfach nur noch nach Hause... Es dämmerte bereits, als Subaru Aois Wohnung betrat und er wunderte sich sehr, als er seinen Bruder in der Küche vorfand. "Ich durfte heute eher gehen", erklärte der Weißhaarige, als sein kleiner Bruder die Küche betrat. Er stand am Herd und allem Anschein nach bereitete er gerade das Abendessen zu. Subaru setzte sich in an den kleinen Küchentisch, zog sich nicht einmal die Jacke aus. Er saß einfach nur da, die Hände ineinandergefaltet und sah sich in der kleinen Küche um. Sein Blick heftete sich an den Regenschirm, der in der Ecke stand, und auf den Kassenbon, der vor ihm auf dem Tisch lag. "Warst du bei ihrem Grab?", erkundigte sich Subaru leise und hasste sich im nächsten Moment dafür, diese Frage gestellt zu haben. Sofort hielt Aoi in seiner Bewegung inne, stand ganz regungslos da. "Ja", war die einzige Antwort, die er gab. Dann kochte er weiter. Subaru seufzte innerlich. Sein Bruder tat ihm Leid. Seit er den Weißhaarigen kannte, also seit viereinhalb Jahren, die Zeit vor dem Unfall mal nicht mitgerechnet, hatte Subaru Aoi erst zweimal richtig verliebt gesehen. Für Ami, eine Halb-Amerikanerin mit japanischen Wurzeln, hatte er hart gelernt, er wollte ihr eine wunderbare Zukunft mit ihm verschaffen. Dann starb sie. Und Aoi war praktisch genauso tot. Die erste Zeit hatte er kaum geredet, kaum gegessen, kaum geschlafen. Irgendwann hatte er es dann verkraftet. Und als dann ein kleines, freches, blauhaariges Mädchen in sein Leben trat, schien es sogar so, als hätte Aoi Ami vergessen. Subaru kam es sogar so vor, als wäre der Weißhaarige in dieses Mädchen noch viel verliebter gewesen, als in Ami. Sie war zwar einige Jahre jünger, aber Aoi war das egal. Er hatte immer davon geredet, dass er warten würde, bis sie volljährig seie. Und dann hätte er... Ein Geräusch riss Subaru jäh aus seinen Gedanken. Er schaute zu Aoi, der gerade damit beschäftigt war, seine Hand unter kaltes Wasser zu halten. Anscheinend hatte er sich verbrannt. "Alles in Ordnung?" Aoi nickte, dann servierte er das Essen. Als sie zusammen am Tisch saßen und ihr Abendessen verzehrten, hatte Subaru plötzlich das Gefühl, es würde etwas fehlen. Etwas in seinem Leben. "Hast du heute Abend noch etwas vor?", fragte der Blondhaarige und sah seinem Bruder zum ersten Mal an diesem Abend in die Augen. "Ich geh mit Takuya und Saturo zu einem Go-kon..." Subaru nickte. Er ersparte sich die Frage, warum Aoi auf ein Gruppenblinddate ging. Er war nicht wirklich an den Mädchen interessiert, er brauchte bloß ein wenig Gesellschaft, um den Schmerz zu überwinden. Subarus Schmerz war noch um einiges größer, als der von Aoi, davon war er überzeugt, aber im Gegensatz zu dem Weißhaarigen, wusste Subaru sich nicht zu helfen. "Und du?" Der Blondhaarige überlegte. "Ich geh ein wenig spazieren..." "Sou ka. Der selbe Weg wie immer?" "..." Aoi erhob sich. "Ich hab keinen Appetit." Er hatte nicht mal ganze drei Bissen verschlungen. Er aß schon lange nicht mehr richtig und hatte ganze 6 Kilo abgenommen. Subaru starrte auf seine Schüssel, er hatte nicht mal ein Reiskorn vertilgt. Nur Wasser getrunken... Aber er kriegte einfach nichts runter. Seine Trauer schnürte ihm buchstäblich den Magen zu. Er war genauso ein seelisches Wrack wie Aoi. Als sie das Essen entsorgt und den Abwasch erledigt hatten, verließen sie zusammen die Wohnung. Jetzt im Winter waren die Nächte besonders kalt und Subarus dünne Jacke spendete nicht sonderlich viel Wärme. Er verabschiedete sich von seinem Bruder und wünschte ihm viel Spaß, dann setzte er sich in Bewegung. Der Asphalt knirschte unter seinen Turnschuhen, die auch schon mal bessere Zeiten durchgemacht hatten. Das Geld reichte einfach hinten und vorne nicht, egal, wie lange Subaru tagsüber arbeitete. Irgendwo in der Ferne miaute eine Katze und als er an der Hauptstraße ankam, erfasste ihn ein Lärm, der beinahe noch schrecklicher war, als der am Tag. Um diese Zeit war viel los in der Stadt. Vor allem Pärchen traf er jetzt an, in Cafés, Restaurants, Spielhallen oder einfach Händchen haltend durch die Gegend schlendernd. Er atmete geräuschvoll aus, seufzte. Sein Atem trieb in einem weißen Wölkchen gen Himmel. Es war bitterkalt. Überall um ihn herum waren bunte Lichter, Autoscheinwerfer, Reklametafeln, Neonlichter. Er bekam Kopfschmerzen. Nur langsam kam er voran, hielt bei der Bushaltestelle vor dem örtlichen Park. Nur schemenhaft konnte er in der Dunkelheit eine Person ausmachen, die auf einem der Sitze saß und auf den Bus wartete. Erinnerungen kamen auf, Erinnerungen, die ihm beinahe das Herz in der Brust zersprengten. Er drehte sich weg und ging weiter. Eigentlich wollte er durch den Park gehen, aber er hatte nicht wirklich Lust, von dieser Apfeltante, falls sie es war, entdeckt und angequatscht zu werden. Außerdem birgte der Park noch mehr Erinnerungen. Also ging er einen Umweg durch die Innenstadt, durch den Kern dieses Ortes, dort, wo am meisten los war. An einer Tierhandlung blieb er kurz stehen und sah durch die hell erleuchteten Fenster in den kleinen Laden. Ob es Twiggle wohl gut ging? Er hatte den Hamster, schweren Herzens, vor zwei Wochen in dieser Tierhandlung abgegeben. Er konnte sich einfach nicht mehr um den kleine Nager kümmern. Subaru wischte sich kurz über die Augen, wischte die Träne weg, die sich plötzlich davonstahl. Er war echt eine Heulsuse, dabei war er doch ein Mann. Aber man durfte doch weinen, wenn man seinen besten Freund verlor, oder? Und man durfte doch erst recht weinen, wenn man den wichtigsten Menschen in seinem Leben verlor. Oder etwa nicht? Sein nächster Halt war einem Schmuckgeschäft. Wieder starrte er durch das Glas, sah die prächtigen Ringe und Ketten, die Armbänder und Uhren. Er bereitete sich innerlich auf das vor, was ihm jetzt bevorstand. Schnee fiel in dichten Flocken vom Himmel, als er vor dem großen, mehrstöckigen Haus stand. Er war so nervös, hatte solche Angst, dass er heulen könnte. Es brannte nirgendwo Licht, vermutlich schlief sie schon. Es war eine bescheuerte Idee, so bescheuert, wie all seine Ideen, aber er war zu verzweifelt. Er legte eine Hand auf das kalze Holz. Türen waren echt eine grausame Erfindung. Lange Zeit stand er so da, dann lehnte er sich mit den Rücken an die Tür und ließ sich daran runtergleiten. Er war müde, hatte tierische Kopfschmerzen und ihm war verdammt kalt. Von den Schmerzen und der Kälte in seinem Herzen einmal abgesehen. Das, was als er nächstes tat, war noch unsinniger, als grüne Schafe mit Laserpistolen, die fliegen konnten, aber er wusste einfach nicht weiter. Sollten die Leute doch von ihm denken, was sie wollten. Es hatte ihn eh noch nie interessiert, wenn er allein war. Also redete er mit der Tür, stellte sich Naomis Gesicht vor. "Hey..." //Was für eine lahme Anrede...\\ "Ich weiß, dass du... mich nie wieder sehen willst. Und ich weiß auch, dass ich deine Verachtung verdient habe..." Er zog sich seine Jacke enger um die Schultern. "Ich möchte mich wirklich für alles bei dir entschuldigen. Ich hatte nie vor, dich anzulügen... Ich... Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin nicht ich selbst... Was ich sagen will, ist..." //Was rede ich da eigentlich für einen Mist?\\ "Um es auf den Punkt zu bringen: Ich bin total verknallt in dich. Ich wusste vorher nie genau, was Liebe bedeutet, das, was mit Kaya war, war schließlich nur Kinderkram. Aber wenn ich deiner Nähe bin, dann pocht mein Herz so laut, dass ich denke, jeder könnte es hören. Es ist lauter als mein Magengrummeln... In deiner Gegenwart setzt mein Gehirn plötzlich aus, mein Verstand ebenso, ich rede nur noch unsinniges Zeug, stammel rum, werde rot. Meine Hände werden schwitzig, meine Beine weich und ich habe das Gefühl, ich könnte fliegen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies daher kommt, dass ich dich liebe." War er zu kitschig? Zu naiv? "Momentan fühle ich mich so, als würde etwas in meinem Leben fehlen. Ich fühle mich einsam, ich esse, schlafe, rede kaum noch. Ich bin wie ein Sack Kartoffeln. Ich habe zu nichts mehr Lust. Ich möchte einfach nur noch für immer bei dir sein." Plötzlich sprudelten die Worte aus ihm heraus. "Damals, als ich dich noch nicht kannte, hatte mein Leben keinen Sinn. Doch als ich auf dich traf, hatte ich plötzlich ein Ziel. Ich wollte dich um alles in der Welt beschützen, ich wollte bei dir sein, wann immer du mich brauchtest. Ich wollte dich umarmen, deine Hände in den meinen halten, dir sagen, dass ich dich liebe. Dafür habe ich weitergelebt und gekämpft. Ich hatte mir vorgenommen, niemals aufzugeben." Ein paar Leute gingen an ihm vorbei, sahen ihn merkwürdig an, schüttelten ab und an den Kopf. Doch es interessierte ihn nicht. Seine Beine waren inzwischen zugeschneit, seine Hände taub vor Kälte, seine Wangen und Nase rot. Doch es interessierte ihn nicht. "Ich liebe dich" Das sagte er mehr zu sich selbst, als zu der Tür. "Wenn ich könnte, wenn ich könnte, würde ich alles dafür tun, damit du mir wieder verzeihst, mich wieder ein wenig magst. Ich würde dir versprechen, für immer an deiner Seite zu bleiben. Ich würde zur Schule gehen, studieren und nebenbei arbeiten, um dir zu zeigen, wie wichtig es mir ist. Ich würde wochenlang vor diesem Haus sitzen, wenn ich dich dadurch zurückbekommen würde. Ich würde mich nie wieder runtermachen, sondern an mich glauben. Und ich würde dich nie wieder anlügen. Ganz bestimmt nie wieder. Ich würde dir alles erzählen, wenn du mich dadurch nicht mehr hassen würdest. Wenn du mir vertrauen und mir dadurch eine zweite Chance geben würdest..." Er blickte auf die Tür, durchbohrte sie mit seinem Blick. Was hatte er erwartet? Dass die Tür seine Worte an Naomi witergab? Dass sich diese blöde Stück Holz in Naomi verwandeln würde? Oder dass ihm vielleicht ihre Tante öffnen und eine Tasse Tee einladen würde? Er war ein Idiot...! Langsam erhob er sich wieder, starrte noch eine Weile das Haus an, das Fenster, hinter dem sie sich wahrscheinlich gerade verbarg und schlief. Ihr engelsgleiches Gesicht, dass im Schlaf so unglaublich schön war, dass es ihm jedes Mal den Atem geraubt hatte. Doch es war beklopft, hier im Schnee zu stehen und auf ein Wunder zu hoffen. Er war ein Idiot...! Ein gottverdammter Idiot! ... Ihm fehlte einfach der Mut, ihr gegenüberzutreten. Er würde es nicht ertragen, den Hass und die Trauer in ihren Augen zu sehen. Er würde kaputtgehen... Subaru machte auf dem Absatz kehrt, ließ das Haus hinter sich. Ihm war nach Weinen zumute. Er fühlte sich nutzloser denn je. Wieder das wilde und bunte Treiben, als er in die Innenstadt gelangte. Es wurden schon Weihnachtsdekorationsartikel verkauft und vor dem einen oder anderen Geschäft standen Weihnachtsbäume, prächtig, bunt, zum Träumen. Subaru hatte in seinem ganzen Leben noch nie Weihnachten gefeiert, noch nie einen Weihnachtsbaum besessen. An einer Gebäudefront hing eine große Tafel, auf der in schillernden Ziffern das Datum, die Uhrzeit und die gerade vorherrschende Temperatur angezeigt wurden. In einer Woche war der 12. Dezember... Er stand wieder vor dem Juwelier, sah abermals durch die Glasscheibe auf die ausgestellten Stücke. Ein Ring fiel ihm besonders ins Auge. Silbern, hübsch, irgendwie passend. Als er den Preis sah, wurde ihm übel. Er wühlte in seinen Hosentaschen rum. Knöpfe, Kaugummi und 10 Yen. Seine Ersparnisse befanden sich auf dem Konto, dass Aoi ihm erstellt hatte. Aber das würde nicht reichen. Er musste härter arbeiten. Ein Blick auf die große Kirchenuhr verriet dem Blondhaarigen, dass es bereits nach Mitternacht war. Er könnte früher mit dem Arbeiten beginnen. Schlafen konnte er eh nicht. Aoi würde sich sorgen machen, aber das war gerade unwichtig... Auf der anderen Straße war ein Café, in dem er kellnerte. Er würde dort bis zum Morgengrauen arbeiten und dann zur Umzugsfirma gehen. Vielleicht würde er doch noch genug Geld zusammenbekommen. Er ging über die Straße, ein gleißendes Meer aus Farben und Geräuschen! "Subaru!" Er fuhr herum, sah die Scheinwerfer, die im rasanten Tempo auf ihn zukamen. Er war wie gelähmt. Noch ehe er realisierte, was los war, wurde er vom Auto erfasst und meterweit geschleudert. Vielleicht hatte er genau das verdient. Fin~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)