Sein wahres Ich - One Shot-Sammlung von Kikoro (Seine wahren Gefühle) ================================================================================ Kapitel 4: Dear Naomi --------------------- Liebe Naomi, du glaubst gar nicht, wie viel Mühe und Mut mich dieser Brief gekostet hat. Mir fällt jedes Wort so verdammt schwer, meine Hand zittert, dabei ist meine Handschrift eh schon die reinste Sauklaue. Ich hab einen riesigen Kloß im Hals, denn das, was ich dir mit diesem Brief sagen will, ist etwas, was ich noch nie getan habe, da ich noch nie einen Grund dafür hatte, zuvor noch nie so gefühlt hatte. Ich weiß, ich bin bloß ein dummer und tollpatschiger Straßenjunge, der schwer krank im Kopf ist. Ich habe viel in den 17 Jahren, die ich schon lebe, durchgemacht. Doch du musstest um einges mehr leiden als ich. Ich habe überhaupt nicht das Recht dazu, dir das zu sagen, was ich dir so gerne sagen möchte. Ich sitze hier, denke jede verflixte Minute nur an dich, bereue wirklich alles. Dich verloren zu haben, ist schlimmer als der Tod, dich nicht in meiner Nähe zu wissen, die Hölle. Nun weiß ich, was Herzschmerz bedeutet und ich glaube, es ist wahr, was die Menschen über gebrochene Herzen sagen. Meines ist wirklich gebrochen und die Narben auf meinem Körper sind nichts im Vergleich zu der Narbe, die sich durch mein Herz zieht. Ich habe viel nachgedacht in der letzten Zeit. Und immer wieder hatte ich dein Gesicht vor Augen. Deine strahlenden Augen, dein wunderbares Lächeln, selbst deine zänkische Miene, wenn Aoi dich wieder zur Weißglut gebracht hat. All das geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Jedes Wort, dass meinen Mund verlässt, ist dein Name. Ein anderes Wort bekomme ich gar nicht mehr über die Lippen. Mir wird erst jetzt bewusst, dass ich den wunderbarsten Menschen in meinem Leben verloren habe. Den wichtigsten Menschen, wichtiger, als mein Leben. Nun, das, was ich dir unbedingt sagen will, ist das, was ich dich schon seit dem Moment, an dem ich dich zum ersten Mal gesehen habe, wissen lassen wollte. Ich liebe dich! Ich liebe alles an dir und ich kann und will nicht mehr ohne dich sein. Jetzt habe ich es gesagt und vielleicht hätte ich es dir früher sagen sollen. Dann hätte ich dir wenigstens in dein wunderhübsches Gesicht sehen können, wenn diese drei Worte meine Lippen verlassen hätte. Ich weiß, dass du wahrscheinlich nicht mal dasselbe für mich empfindest, nie empfunden hast. Es ist töricht zu glauben, dass mich ein so wundervolles Mädchen wie dich auch nur mögen könnte. Ich kann dir schließlich nichts bieten. Ich bin ungebildet, tollpatschig, arm, naiv und hässlich. Ich möchte mich nicht selbst schlecht machen, aber wenn mich selbst so komische Apfeltanten, die in Bushaltestellen sitzen und Ewigkeiten lang auf den Bus warten, komisch finden, was sollte dann ein attraktives, junges, intelligentes Mädchen von mir denken? Ich habe es nicht verdient, dich kennengelernt zu haben. Letzten Endes habe ich dich nur verletzt. Dafür hasse ich mich selbst. Ich wollte dich immer beschützen vor allem Bösen auf dieser Welt. Ich wollte dich im Arm halten und nie wieder loslassen. Und dann habe ich es doch getan. Wie soll ich mir das je verzeihen? Ich habe gelernt, dass ich nicht der Richtige bin, um dich zu beschützen, dich zum Lächeln zu bringen. Ich kann mich nicht mal um mich selbst und um meinen Hamster kümmern, wie soll ich dann das Mädchen glücklich machen, dass ich über alles liebe? Ich kann es verstehen, wenn du nie wieder was von mir wissen willst. Und wenn es das ist, was du möchtest, werde ich aus deinem Leben verschwinden. Auch, wenn ich weinen muss, auch, wenn ich mehr leide als je zuvor, auch, wenn ich nicht mehr leben will. Nicht ohne dich. Alles, was ich will, ist, dass du glücklich bist, dass du deine Zukunft mit jemanden lebst, der dich wirklich glücklich machen kann. Ich werde all diese Momente, die die wunderschönsten in meinem Leben waren, niemals vergessen. Unser erstes Treffen, die Zeit bei meinem Stiefvater, die Tatsache, dass ich dich in den Armen halten und deinen Duft aufnehmen durfte, diese angenehme Wärme und das wunderschöne Gefühl, als du dich in mein Bett verirrt hattest. Ich werde nie vergessen, als ich aus dem Koma aufwachte, dein Gesicht sah und dachte: „Wenn man vom Verliebtsein sterben könnte, wäre ich schon mausetot“ All diese Erinnerungen sind in meinem Herzen und werden dort zusammen mit dir für immer bleiben. Ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie sehr ich dich liebe, geliebt habe und lieben werde. Du bist mein Leben. Ich will, dass du glücklich wirst. Und darum tue ich das, was mir am aller schwersten fällt. Ich sag Goodbye. Auch, wenn ich es nicht will, ich lieber sterben würde, als dir Lebwohl zu sagen. Ich werde innerlich zerissen, aber ich kann nicht von dir verlangen, dass du mir eine zweite Chance gibst. Denn das, was ich getan habe, war das Letzte, ist nicht zu entschuldigen, und obwohl ich alles für eine zweite Chance hergeben würde, so habe ich sie doch nicht verdient. Ich hätte nie gedacht, dass ich in der Lage bin, so viel zu schreiben. Vor nicht allzu langer Zeit konnte ich nicht mal lesen oder schreiben, aber ich habe hart gelernt, war Nächte lang wach, nur um dir diesen Brief schreiben zu können. Darum wäre es schon ein Geschenk für mich, wenn du meinen Brief wenigstens einmal durchlesen würdest. Ich möchte dich auch nicht weiter mit meiner unwichtigen Persönlichkeit belästigen. Gomen nasai. Es tut mir wirklich alles so schrecklich Leid. Wirklich alles. Und, ich könnte es wirklich unendlich oft sagen: Ich liebe dich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)