Apocalypse von abgemeldet (Bevor Der Morgen Graut) ================================================================================ Kapitel 5: Eckstein, Eckstein, Victor muss versteckt sein... ------------------------------------------------------------ Liebe Freunde meiner Geschichte: Hier kommt das brandheiße, brandneue, supersexy Kapitel! Einige Dinge vorweg: In diesem Kapi wird das Tempo angezogen, nichts weltbewegendes, nur ein paar Zeitsprünge - aber auch nur in diesem Kapitel! Und eine andere Sache: Ich habe den Doppelpunkt entdeckt ! :D Viel Spaß jetzt beim lesen! Kapitel 5: Eckstein, Eckstein, Victor muss versteckt sein… Vier Wochen. Ein Monat. Das ist objektiv gesehen eine recht kurze Zeit. Aber bestimmt nicht für Adam Wellert. Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken. Er will unbedingt spielen und ich mime gleich den Spielverderber. Wirklich frech! Wir haben ihn tatsächlich ein wenig schmoren lassen. Aber länger konnten wir es nicht hinauszögern. Schließlich sind wir auf dieses schmutzige Geschäft angewiesen. Seit unserem letzten Gespräch ist Adam jede Woche ins Café gekommen. Aber außer dazusitzen, Kaffee zu trinken und mir jedes Mal ein unverschämt hohes Trinkgeld zu geben, ist nichts passiert. Er war zwar freundlich, aber hat kaum ein Wort mit mir gewechselt. Und zu meinem Entsetzten musste ich feststellen, dass mich das störte. Ich versuche diese – mir absolut unbegreiflichen – Gedanken zu vertreiben. Heute Nacht also die nächste Aktion. Und ich bin dabei! Die Devise lautet: Wachsam sein! Eigentlich kaum vorstellbar, dass Adam ausgerechnet von der Verschiebung einer Lieferung heute Nacht weiß. Aber da liegt der entscheidende Punkt: Bei Adam weiß man eben nie so genau. Und irgendetwas in meinem Innern sagt mir, dass er heute Nacht dort draußen sein wird. Ein erstaunliches Gefühl: Dieser Nevenkitzel – woher kommt er nur plötzlich? Klar war ich auch früher schon vor den Aktionen aufgeregt gewesen, aber so etwas habe ich noch nie empfunden. Vielleicht… dieses Gefühl … vielleicht geht es ja dabei nicht um die illegalen Aktivitäten, sondern um mein ganz persönliches Duell mit Adam? Ein Spiel, das nur des Nachts gespielt wird. Ein Spiel, von dem ich nicht weiß, wie genau es aussehen und… ausgehen wird. Es dämmert schon. Ich sehe aus dem Fenster – auf die hässliche Skyline dieser Großstadt. Ich ziehe den Reißverschluss meiner schwarzen Lederjacke zu. Obwohl auch jetzt das Adrenalin durch meinen Körper pumpt, habe ich dieses Gefühl scheinbar angenommen. Es berauscht mich auf sonderbare Art und Weise. Dabei habe doch ich gesagt, dieses Spiel sei krank. Und nun? Jetzt freue ich mich ja beinahe schon darauf. Was ist nur los mit mir? Ich schüttle den Kopf über mich – dieses Mal allerdings mit einem Lächeln. Mein Handy klingelt. Ich nehme ab. Am anderen Ende ist Rick: „Es geht los, Vic.“ „Roger.“ Ich lege auf und atme einmal tief ein. Auf geht’s! Ich steige aus der U-Bahn und sehe mich um: Niemand, der sich auffällig verhält. Niemand der mit den Blicken an mir klebt oder mir folgt. Selbst der obligatorische Zeitungsleser ist weit und breit nicht zu sehen. Bedächtig steige ich die Treppenstufen hinauf und trete auf eine Straße mit nur jeweils einer Spur. Merkwürdiger Ort für eine Verschiebung. Das ist ja beinahe schon Vorstadtgebiet. Warum ausgerechnet ‚Bridgesand’? War das etwa die Idee der Kunden gewesen? Zwar gibt es hier auch Hochhäuser, aber das Großstadtgebiet flacht langsam ab und an Stelle von Wolkenkratzern treten allmählich nur noch Einfamilienhäuser. Mein Blick gleitet nach rechts. Der Fluss liegt circa ein Kilometer entfernt. Auf der anderen Seite beginnt die Vorstadt. Kleine, neckische Häuschen mit großem Vorgarten. Ich bin noch nicht oft dort gewesen, aber diese Gegend ist tatsächlich sehr schön. Viele Grünflächen gibt es da, die innerhalb der Großstadt selten gestreut sind. Deswegen ist ihr Bild ein so enorm karges. Mein Kopf wandert nach links. In einigen Metern Entfernung ragen Hochhäuser in den dämmernden Himmel. Ein genauer Blick auf die Umgebung verrät mir: Mit meinen schwarzen Klamotten kann ich mich hier gut verbergen. Schmale Gassen führen zwischen den hohen Gebäuden hindurch. Feuerleitern ermöglichen den Weg auf die Dächer. Ich überquere die Straße. Etliche Meter links von mir entfernt sehe ich eine Gestalt: Es ist Eddie. Er hebt die Hand und verschwindet dann in eine der Gassen. Gut, bis hierhin ist uns scheinbar niemand gefolgt. Und von hier bis zum Übergabeort ist es nicht mehr allzu weit. Auch ich trete jetzt in eine Gasse. Die Sonne ist beinahe ganz verschwunden. Nur noch wenige rote Strahlen erhellen die Passage zwischen den Hochhäusern. Mit wachsamen Augen gehe ich immer weiter geradeaus. Denn hauptsächlich das ist meine Aufgabe: Die Augen offen halten. Nach Adam oder anderen verdächtigen Personen. Mir wird allmählich bewusst, weshalb die Übergabe in diesem Viertel stattfindet: Vor mir erstreckt sich ein ganzes Labyrinth von Gassen. Wahrscheinlich ist das die Richtung, die zurück ins Stadtinnere führt. Die Gegend ist unheimlich. Sie wirkt verlassen. Ich kenne mich nicht genügend in diesem Gebiet aus, aber ich habe das Gefühl, dass es sich bei diesen Häusern nicht um Apartmentgebäude handelt und sie größtenteils leer stehen. Nicht ein einziger Mensch begegnet mir auf der Route weiter in das verschlungene Labyrinth hinein. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und wähle Eddies Nummer. Klicken am anderen Ende der Leitung. „Na, wie sieht’s aus?“, frage ich ihn. „Ruhig. Niemand weit und breit. Und bei dir?“ „Ebenso.“ Ich mag Eddie. Er ist kein schlechter Kerl – wenn man mal davon absieht, dass er Drogenkurier ist. Er hat diese lockere Art und ist immer witzig drauf. „Von hier oben hat man eine schöne Aussicht. Vor allem auf die Vorstadt und den Fluss. Ich schwör’s dir, irgendwann besitze ich auch so ein Einfamilienhaus,“ sagt Eddie. Mittlerweile ist es dunkel. Ich muss schmunzeln. Wünschen wir uns das nicht alle? Ein neckisches kleines Haus, eine hübsche Frau und zwei Kinder? Aber ich weiß es besser, wer einmal im Sumpf angekommen ist, der kommt so leicht nicht wieder aus ihm heraus. „Treibst du dich schon wieder auf Dächern rum?“ „Hey, du kennst mich. Ich würde hier oben schlafen, wenn …“ Einige Sekunden vergehen. „Eddie?“ Ein spitzes „Sch!“, ertönt am anderen Ende der Leitung. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Schnelles Atmen und Rascheln dringen durch das Mobiltelefon an mein Ohr. Das Rascheln wird immer lauter, bis mir schlagartig bewusst wird, dass das Geräusch nicht aus dem Handy kommen kann. Ich lasse den Arm sinken, drücke auf die rote Taste und drehe mich langsam um. Ich komme mir ein wenig wie an jenem Abend vor, an dem ich das erste Mal auf Adam traf. Damals war ich mitten auf der Straße stehen geblieben und wartete darauf, dass mich zwei Hände packen würden. Genau dasselbe tue ich auch jetzt, während ich in die dunkle Gasse starre. Warum stehst du hier noch rum? LAUF ! Ich höre auf meine innere Stimme, drehe mich wieder um und renne los. Nach einigen Metern wird mein Lauf gestoppt: Ich pralle gegen irgendetwas. Es ist nicht hart, aber auch nicht wirklich weich und es … bewegt sich. Langsam hebe ich den Kopf und sehe in ein dunkles Augenpaar. … Adam! … Noch bevor er mich festhalten kann, mache ich auf dem Absatz kehrt und renne wieder zurück in die Richtung, aus der ich gekommen bin und aus der das Rascheln kam. Ich bemerke, dass er mir nicht folgt. Will er mich etwa verhöhnen? Eine kleine Gasse führt nach rechts. Ich schnelle hinein, immer weiter geradeaus. Nach einigen Metern muss ich feststellen, dass ein Zaun meinen weiteren Weg verhindert. Ich erkenne zu meiner linken einen großen Müllcontainer. Die Wand rechts daneben liegt ein Stück weiter hinten als die des übrigen Gebäudes. Schnell ziehe ich mich in den Schatten hinter dem Container zurück. Ich versuche meinen Atem zu beruhigen. Das ist doch total bescheuert, was ich hier mache! Warum laufe ich vor Adam davon? Was sollte schon geschehen? Festnehmen kann er mich schlecht. Das würde schon genauso wenig Sinn ergeben wie damals. Immerhin hatte ich nichts Belastendes bei mir. Außer natürlich die Polizei weiß von der Verschiebung, dann ist die Argumentation, dass ich mich verdächtig verhalten habe und vor einem Beamten davongelaufen bin, tragbar. Schritte, ich höre Schritte. klack, klack, klack, klack … Die Schritte kommen näher, sie werden immer lauter. klack, klack, klack, klack … Plötzlich verstummen sie. Stille. Vorsichtig und geräuschlos gleite ich an der Wand hinab. „Victoooor.“ Diese Stimme! Ich würde sie auf 1.000 Meilen erkennen und unter 10.000 Menschen deutlich heraushören. „Komm raus, komm raus, wo immer du bist.“ Ich horche auf. Die Worte hallen genau in meine Richtung. Spott schwingt in der tiefen, samtenen Stimme mit. Er will mich also wirklich verhöhnen. Naja, er hat ja auch auf diese Jagd sehnlich gewartet. Die Stimme entfernt sich etwas. Ich atme erleichtert aus. „Eckstein, Eckstein, Victor muss versteckt sein.“ Versteckspielen. Aha. Ich kann ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Wirklich passend für diese Situation. Und dennoch: Ich kann diesen Satz unmöglich ernst nehmen und doch ist er die Ursache für Gänsehaut auf meinem Rücken. Stimme und Schritte entfernen sich weiter. Ich erhebe mich, schleiche zum Eingang der kleinen Gasse und riskiere einen Blick in beide Richtungen. Nichts. Ich atme tief durch. Jetzt! Ich laufe los. In die Richtung aus der ich gekommen bin. … … Aber leider komme ich nicht weit. Ich weiß nicht, wie es geschieht. Es ist einfach zu schnell. Plötzlich finde ich mich mit dem Rücken an die Wand der Gasse gepresst wieder. Wie in der ersten Nacht hat Adam mich schnell und kalt erwischt. Verdammt! Dieser Blick der saphirblauen Augen! Als würde er mich mit ihm berühren! Ich bekomme keine Luft. Es geht alles so schnell. Ich bin verwirrt. Meine Gefühle fahren Achterbahn. Seine Hände, woher kommen sie so plötzlich? Ich spüre sie. Wie sie langsam mein Gesicht nachzeichnen, wie Adam mit seinem Finger über die Narbe auf meiner Wange fährt. Gebannt sehen wir uns in die Augen. Ich kann mich nicht bewegen, es ist aussichtslos. Meine Handgelenke befinden sich über meinem Kopf in felsenfestem Griff. Trotzig sehe ich ihn an. „Du schummelst, Adam!“ Er lächelt mir frech ins Gesicht. „Ist das so, ja?“ Mit schmalen Augen blicke ich verachtend zu ihm hinauf. „Du bist trotz Abmachung auch hinter den anderen her!“ „Tja, Victor. Ich habe immerhin auch noch eine Verantwortung den Bewohnern dieser Stadt gegenüber. Drogengeschäfte haben auch immer weiter reichende Folgen.“ Es vergehen einige Sekunden, in denen Adam wieder mit seinen Augen über meinen Körper gleitet. In diesem Moment wird mir bewusst, dass nur noch wenige Millimeter Abstand zwischen uns liegen. Wann hat er diesen verkürzt? Wie konnte das nur geschehen? Normalerweise wäre mir das doch sofort bewusst geworden! Was macht dieser Polizist nur mit mir? „Aber sei unbesorgt, nicht jeder Polizist in dieser Stadt ist so gut wie ich.“ Natürlich! Adam musste sich ja wenigstens bemühen dem eigentlichen Zweck seines Berufsstandes nachzukommen. Sein Kopf kommt meinem Gesicht langsam näher. Ich versuche zurückzuweichen, doch mir wird im selben Moment bewusst, dass ich immer noch die Wand im Rücken habe. Während seine linke Hand meine Hände weiterhin gefangen hält, spüre ich seine Rechte jetzt an…..meiner Hüfte?! Die Verachtung meines Blickes wächst. Aber da ist noch etwas anderes: Ein wohliges, warmes Gefühl, dass langsam von meinem Körper Besitz ergreift…. „Na, na, Victor. Wie schaust du mich denn an?“ Ein tadelnder Unterton schwingt in seiner Stimme mit. Ich spüre seine Hand, wie sie über meinen Hals und Brust gleitet. Ich kann die Intensität, die im Druck dieser Berührung liegt, nicht beschreiben und ich kann mich einfach nicht rühren. Es fühlt sich so gut, so richtig an. Dann wieder packt mich der Ekel…aber…aber…er ist viel schwächer ausgeprägt als zuvor. Zu meinem Gefühlswirrwarr gesellt sich nun auch noch Angst: Was – zur Hölle – stellt dieser Mann nur mit mir an? Plötzlich…plötzlich spüre ich zwei Hände, die an meinen Körperseiten entlang streichen. Ich bin wie paralysiert. So viele konträre Empfindungen und dann noch Adams Augen. Diese tiefblauen Ozeane. Wie sie mich ansehen: So als sei ich ein Geschenk, als sei ich unheimlich wichtig und gleichzeitig kommt es mir so vor, als sehe er mich als seinen Besitz an. Ich will ihn etwas fragen und stelle fest, dass mein Mund ganz trocken ist. Als es mir gelingt, Worte zu formulieren, sind es die falschen. Worte, die ich eigentlich nicht sagen will und die ein Eingeständnis von Schwäche sind: „Was…was machst du mit mir?“ Ist das meine Stimme? So schwach und zitternd? Er lächelt mich zärtlich an und dann geschieht es: Adam küsst mich! Es ist nur ein sanfter Kuss auf die Wange und trotzdem entzündet er ein Feuer in meinem Inneren. Dann flüstert er an meinem Ohr: „Deine Augen sind schon viel lebendiger, kleiner Victor.“ Ich verstehe seine Worte kaum und kann keinen Sinn in ihnen erkennen. Ich bin einfach zu durcheinander. Reiß dich zusammen, Victor! Was tue ich hier? Ich lasse mich von Adam einfach so begrapschen und wehre mich nicht einmal dagegen? Noch besser: Ich lasse das alles zu, während meine Freunde gejagt und vielleicht verhaftet werden! Diese Erkenntnis löst meine Starre. So lege ich die Arme um Adams Hals und ziehe ihn noch näher zu mir heran. Unsere Körper berühren sich – es ist wie ein Blitzschlag, der sich zwischen uns entlädt. Das verwirrt mich für einen Augenblick wieder, im nächsten komme ich jedoch erneut zur Vernunft. Seine Hände behindern mich nicht mehr. Ich hole mit meinem Bein Schwung. Schon im nächsten Moment krümmt sich Adam vor Schmerz. Er hat es nicht kommen sehen. Ein Punkt für mich und meinen unbarmherzigen Kniehieb in seine Genitalien! Ich will ihm irgendetwas Vernichtendes zuschreien, doch es fällt mir absolut nichts ein. Stattdessen laufe ich los. Schon bald lasse ich die dunkle Gasse hinter mir, presche zurück ins Freie. Der U-Bahnabgang liegt wenige Meter vor mir. Ich kann hören, wie ein Zug ankommt, also hechte ich zur Treppe und rutsche sitzend das Geländer in die Tiefe hinab. Ein Sprung und ich bin in dem Waggon. Die wenigen Menschen, die hier sitzen, blicken erschrocken auf. Scheinbar ist es mein gehetzter Blick, der sie in Unruhe versetzt. Ich gehe in den hinteren Bereich und ziehe mein Handy aus der Hosentasche. Mein letztes nächtliches Aufeinandertreffen mit Adam Wellert ist erst wenige Tage her und nun laufe ich schon wieder vor ihm davon. Das letzte Mal hat er mich nicht festgenommen. Was heute Nacht geschehen wird, steht in den Sternen. Nur Eins steht fest: Dieses Mal habe ich entschieden mehr Angst, immerhin habe ich ihm auf eine sehr uncharmante Art Schmerzen zugefügt. Wer hat den längeren Atem? Wessen Beinmuskulatur würde wohl zuerst den Geist aufgeben? Die nächste Ecke kam mir sehr gelegen. Wie ein Hase schlug ich einen Haken nach rechts. Dieses Gebiet ähnelt dem von vor wenigen Tagen: Viele Gassen, allerdings lichter als in ‚Bridgesand’. Ich sehe das Licht der Straßenlaterne und will gerade aus dem beengenden Dunkel preschen, als ich zwei Hände an meinen Schultern spüre. Ruckartig reißen sie mich nach hinten. Ich pralle gegen etwas Hartes und Warmes – Adams Brustkorb. Eine der Hände umfasst meine Taille und zieht mich wieder zurück ins Dunkel, während ich meine Hände noch immer nach dem Licht ausstrecke. Langsam realisiere ich das Prickeln an den Körperstellen, die Adam so forsch umklammert. Ich bemerke sie zwar, wirklich begreifen kann ich die Gefühle noch immer nicht, die er in mir hervorruft. „L.A.S.S. M.I.C.H. L.O.S. !!!“ Aber anstatt in die Freiheit entlassen zu werden, finde ich mich augenblicklich gegen eine kalte Mauer gepresst wieder. Ist das ein Déjà-vu? Adam dreht mich blitzschnell um, mein Bauch an der Wand, zieht er meine Arme auf den Rücken und dann… Klick… Klick Eisiges Metall an meinen Handgelenken. Ich schnappe nach Luft. Kalte Schauer rieseln meinen Rücken hinab. Adams Hände finden ihren Weg wieder zurück an meine Hüfte. Ein wohligwarmes Gefühl in meinem Lendenbereich ist die Folge. Ich kann diese Sinnesempfindung einfach nicht akzeptieren! Ich will das doch gar nicht und bis heute war es noch nie da gewesen. Adam ist jetzt dicht hinter mir. Ich kann die Wärme seines Körpers spüren. Seine Hände auf meinem Leib erhitzen durch die Kleidung die Hautstellen, die sie berühren. Ich spüre seinen Atem an meinem Ohr und dann…dann ist da etwas Feuchtes! Seine…seine Zunge?! Sie streicht über meine Ohrmuschel. Bevor ich lautstark protestieren kann, ertönt seine Stimme: „Tut mir leid, Kleiner. Aber nach dem letzten Mal lässt du mir keine Wahl. Wollen doch mal sehen, ob du noch andere Waffen bei dir hast, als deine Knie.“ Und dann geschieht es: Seine Hände sind überall, tasten ungeniert meinen Körper ab. Und…und…mir gefällt es ! Diese Erkenntnis schockiert mich zutiefst! Ich muss mich wehren! Es ist eine Waffenkontrolle, wie bei einer Festnahme. Ich komme mir vor, wie in einem schlechten Rollenspiel! Ich versuche mich von der Wand abzustoßen, mich zu wehren. Doch Adams körperliche Kraft ist meiner hundertmal überlegen. Ohne Überraschungseffekt keine Chance. Mühelos hält er mich an der Wand gefangen. Meine Beine werden gespreizt und ich spüre, wie er mit seinen Beinen an meinen herauf- und hinab gleitet und dann… …. …. Spüre ich, wie eine seiner Hände zwischen…meine…Pobacken… gleitet… …. …. !!!! „AUFHÖREN !!!“, brülle ich ihn an. Ungeniert streichen zwei Finger über meinen jeansbedeckten Eingang. „DAS IST NICHT FAIR! ICH KANN MICH JA NOCH NICHT EINMAL WEHREN ! NEEEIN!“ Adam nutzt seine Macht aus, um mit mir zu machen, was ihm gefällt…! Plötzlich ploppt wieder dieses Bild in meinem Kopf auf: Das Bild von klatschender Haut. „DU BIST NICHT BESSER ALS ER !!!“ „Was ist denn hier los?“, ertönt plötzlich eine fremde Stimme. Ich friere in meiner Bewegung ein. „Hast du einen erwischt, Adam?“ Der Fremde lacht. Ich höre Adam flüstern: „Sei still und beweg dich nicht!“ „Klasse!“, höre ich einen anderen sagen. Dann ertönt wieder Adams Stimme: „Tut mir leid euch enttäuschen zu müssen Jungs, aber das ist kein Drogenbursche.“ „Ach ja?“, fragt wieder die erste Stimme. „Warum brüllt der dann hier so rum?“, fragt der Zweite. „Er hat nichts. Ich habe ihn gerade durchgecheckt.“ „Wir sollten ihn trotzdem mit auf die Wache nehmen. Für alle Fälle.“ „Und unsere Zeit verschwenden?“, erklingt Adams tiefe Stimme, „Die Richtigen müssen noch irgendwo hier unterwegs sein. Ich gebe zu, der Junge hier war anfangs nicht gerade kooperationsbereit. Aber ich habe ihn verwarnt und mir seine Personalien notiert. Das wird für eine Überprüfung genügen.“ Es vergehen einige stille Sekunden. Ich stehe immer noch mit dem Gesicht zur Wand und kann die Männer nur hören. „Na..schön…“ Ich kann das Zögern aus seinem Satz deutlich vernehmen. „Auf deine Verantwortung, Adam.“ Klack…Klack Die Handschellen werden gelöst. Ich drehe mich um und weiß nicht was ich sagen soll. Adam sieht mir in die Augen und sagt dann: „Geh nach Hause, Kleiner.“ Einen Augenblick verharrt der Blick seiner blauen Augen noch auf mir, dann wendet er sich ab und geht. Am nächsten Tag kam Adam nicht ins Café und am darauf folgenden Tag ebenfalls nicht und die Tage und Wochen die darauf folgten, auch nicht. Ich sortiere mal wieder die frisch gespülten Kaffeetassen ein, aber meine Gedanken sind keineswegs bei der Arbeit. Es ist zum verrückt werden! Scheinbar ist Adam aus meinem Leben verschwunden! Er hat sich schon seit zwei Wochen nicht mehr blicken lassen. Wollte ich das nicht auch? Sollte ich das nicht auch? ….Den Bullen loswerden… Aber Fakt ist : Ich will es nicht mehr. Ich will nicht mehr, dass er aus meinem Leben verschwindet. Und hier liegt ein weiterer Knackpunkt: Ich verstehe es einfach nicht! Ich kann diese Gefühle absolut nicht einordnen: Wenn er nicht da ist – so wie im Moment – denke ich an ihn, sein Gesicht, seine Stimme, sein Körper. All das ist immer präsent und ich wünsche in jedem Moment er wäre bei mir. Und wenn er es dann ist, wenn er einfach so aus heiterem Himmel auftaucht, dann wird mir ganz warm. Meine Handinnenflächen werden feucht, mein Mund trocken. Ich spüre, wie es in meinem Bauch kribbelt und wie meine Hände ab und an zittern. Und jetzt? Jetzt ist er nicht mehr da! Deswegen fühle ich mich ja so schlecht! Warum? Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen: Entweder bereut er seine Forschheit oder aber – was ich eher glaube – hat ihn das plötzliche Auftauchen seiner Kollegen wachgerüttelt; ihm klar gemacht, dass sein Machtmissbrauch auch auffliegen und ihm ernsthafte Probleme bereiten könnte. Ich bin merkwürdig: Einerseits kann ich das Gefühlschaos, das in meinem Inneren brodelt, nicht einordnen und auf der anderen Seite ordne ich sein Handeln so rational ein. Zumindest versuche ich es. Aber wer garantiert mir, dass ich richtig liege? Vielleicht will Adam mich auch einfach nur zappeln lassen. „Du kannst Schluss machen für heute“, sagt mein Chef und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Ich nehme die Schürze ab und trotte in den angrenzenden Flur und dann weiter in den Raum mit der Aufschrift „Privat“. Ich lege sie zu den anderen gebrauchten, greife meine Tasche und mache mich dann auf den Heimweg. Es ist noch hell, als ich endlich den Park erreiche. Anhand der Temperaturen merkt man, dass der Frühling auf dem besten Weg ist sich zum Sommer zu wandeln. Um diese Uhrzeit ist es immer noch so schön warm. Ich werde heute wohl noch joggen gehen – um den Kopf frei zu bekommen. Ahnungslos verlasse ich die große Wiese und trete auf den kleinen geschlungenen Pfad in Richtung des Parkausganges, nahe bei meiner Wohnung. … Wie hätte ich auch mit so einem Zufall rechnen sollen? Jedenfalls stehen sie da: Eine kleine Gruppe junger Männer meines Alters. Ich erkenne sie. Leider zu spät, denn sie haben mich bereits identifiziert. Es sind die Kerle der konkurrierenden Gang…. Die, die mich schon einmal brutal zusammengeschlagen und dafür von Rick und den anderen eine Abreibung kassiert haben. Sie schauen in meine Richtung und ich weiß, dass es bereits zu spät ist. Soll ich wenigstens versuchen zu fliehen? Meine Chancen stehen schlecht. Sie kommen schon langsam auf mich zu…. Adam, ich vermisse dich. Ja, … Sehnsucht nennt man wohl dieses Gefühl, dass ich empfinde. Ich habe ihn angeschrieen. Gebrüllt er sei wie er . Wie mein Pflegevater! Aber Tatsache ist: Er ist es nicht! Ich mag es, wenn er mich berührt. Es ist völlig anders. Es ist ein schönes Gefühl: So prickelnd und so warm. Mein Herz schlägt höher, genauso wie wenn ich ihn nur erblicke. Adam, ich…ich…habe dich…sehr gern! Ich lasse meine Tasche zu Boden sinken und kremple meine Hemdärmel hoch. Feige bin ich nicht! Kurz bevor sie mich erreichen, lache ich lauthals auf. Schon merkwürdig: Ihnen stelle ich mich und vor Adam laufe ich davon, wenn er mich jagt. Aber das wird sich in Zukunft ändern…. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)