Choices - Harper's Island von ElliotAlderson ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Choices Es gibt Zeitpunkte im Leben, da muss man eine Entscheidung fällen. Manche von ihnen sind leicht, manchmal merkt man gar nicht, dass man sich bereits für etwas entschieden hat. Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die das ganze Leben für immer verändern wird. Manchmal entscheidet man mit dem Herz, der Liebe und den Gefühlen, die darin enthalten sind. Manchmal entscheidet man mit dem Kopf, mit dem Verstand und rationalem Denken. Doch es gibt Zeitpunkte, wo einfach Beides nicht hilft, wenn man nicht weiß was man tun soll. Dies sind schwere Entscheidungen, die einem das Herz brechen können, weil man weiß, dass die Entscheidung falsch sein wird, egal welche Seite man wählt. Henry hatte sich entschieden. Er hatte entschieden Trish zu heiraten. Er hatte entschieden auf die Insel zurückzukehren. Und er hatte sich zwischen zwei seiner wichtigsten Menschen entscheiden müssen. Abby oder J.D. Er liebte Abby. Seine beste Freundin von klein auf und seine Halbschwester. Er begehrte sie, doch er wusste diese Liebe hatte keine Zukunft. Sie hätte keine Zukunft, wenn irgendjemand erfahren würde, dass er, Henry, John Wakefield’s Sohn war. Henry hegte Gefühle für sie, die weit mehr über Freundschaft hinausgingen, er fühlte sich mit ihr verbunden und das nicht nur, weil sie die gleiche Mutter hatten. Er liebte J.D. Seinen Adoptiv-Bruder, der einzige kleine Fetzen, was von Henry’s altem Leben noch übrig war. Sie waren biologisch nicht verwandt, so wie J.D. all die Jahre geglaubt hatte, doch sie waren miteinander aufgewachsen. Bruder blieb Bruder. Und diese Tatsache konnte kein abgewetztes Stück Papier mehr ändern. Henry hatte ihn beschützen wollen. Doch es war alles so viel anders gekommen... J.D. hatte es ihm unnötig schwer gemacht, er war zu nahe an der Wahrheit gewesen und das allein wurde ihm zum Verhängnis. Henry hatte sich entschieden. Und das Resultat lag nun hier, in diesem dunklem, fremden Raum. Der Mond, dessen Schimmer sich durch die schmutzigen kleinen Fenster kämpfte, war die einzige Lichtquelle und tauchte die zwei Personen in einen unheimlichen Glanz. Henry schluckte schwer, als er auf J.D. hinabblickte. Er lag auf der metallenen Bahre, ein simples Leinentuch verdeckte die massive Bauchwunde. Er hatte die Augen geschlossen, den Mund ganz leicht geöffnet, das Kinn voller Blut. Sein Gesicht wirkte so leer, ohne ein Lächeln oder eines vorwurfsvollen, verletzten Blickes, wenn sie sich mal wieder gestritten hatten. Es hätte nicht so weit kommen dürfen, vielleicht hätte er es verhindern können. Doch so war es nicht. Henry entwich ein Schluchzen. Er griff nach der kalten Hand unter dem Stoff und drückte sie zärtlich. Er wusste J.D. spürte es nicht mehr. Sein Bruder würde nie mehr etwas spüren. „Es tut mir Leid...“, flüsterte Henry, wie schon so oft an diesem Abend und seine Worte hallten sacht von den Wänden, während Tränen über sein Gesicht rannen. Henry hatte sich entschieden. Er hatte sich dazu entschieden, dem Teil von ihm, der J.D. abgöttisch liebte, den Rücken zu zukehren. Er hatte sich dazu entschieden, dass das Wichtigste was sie hatten, unter all dem Streit, all den sinnlosen Auseinandersetzungen und dem Misstrauen gegenseitig verloren gegangen war. Sie hatten sich verloren, schon lang vor diesem Abend, der so tragisch hatte enden müssen. Und trotzdem hatte er J.D. fest gehalten, nachdem er das Messer in sein Fleisch gerammt hatte. Er hatte ihn festgehalten, ganz nah bei sich. Er hatte ihm das Gefühl geben wollen, dass er ihn nie gehasst hatte, das er nicht alleine war und einsam sterben musste. Henry hatte es zerrissen, als er die quälenden Atemzüge seines Bruders an seinem Ohr vernommen hatte, wie sich seine Finger in sein weißes Shirt krallten, das nun voller Blut war. Dieses Blut würde er sich nie wieder von den Händen waschen können. Wasser und Seife machte es unsichtbar, doch Henry wusste, was er getan hatte. Henry hatte sich entschieden. Er hatte sich entschieden hier und jetzt die letzten Tränen zu vergießen, in diesem kleinen Raum. Seine allerletzten Tränen, nicht für Sully, nicht für Trish, sondern für seinen kleinen Bruder. Ein letztes Mal sah er auf ihn herab, lächelte leicht, als er sich an J.D’s große blaue Augen erinnerte, die zu ihm aufgesehen hatten, so unschuldig und arglos, wie es nur ein Kind konnte. Dann beugte er sich zu ihm und küsste sachte seine kalte Stirn. Er zitterte, als er das Leinentuch gänzlich über ihn legte. Er wusste, wenn er diesen Raum verließ, war Henry Dunn entgültig gestorben, genauso wie J.D. Er wusste es gab kein Zurück mehr, kein Entkommen davon, wer er wirklich war. Henry Wakefield, das war alles was übrig blieb. Henry hatte sich entschieden. Und es gab Entscheidungen, die einem das Herz brachen, weil man wusste sie war falsch, egal welche Seite man wählte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)