Gazetto Inn von Nizi-chan (Ein Tag wie jeder andere. Oder ...?) ================================================================================ Kapitel 18: Uke - Freund oder Rivale? ------------------------------------- Es gab Reis mit Gulasch, allerdings war der Reis anders, als ich ihn kannte: Er klebte nicht, schmeckte aber umso leckerer. „Wie hast du es geschafft, den Reis nicht klebrig zu machen?“, fragte ich sie. Sie saß mir gegenüber. „Ist ziemlich schwer, ihn mit dem Stäbchen zu essen.“ „Deswegen liegen hier auch Löffel und Gabel, Takanori-kun.“ Sie hielt erst die Gabel, dann den Löffel neben ihr hoch. „Wie kochst du ihn?“, fragte auch Uke und wir sahen sie an. Sie lachte kurz. „Zuerst nehme ich kochendes Wasser und schütte es in ein Gefäß voll mit Reis, worauf Salz gestreut ist. Das ganze bleibt eine Zeit lang so stehen.“ Ich schielte zu Uke, der sie konzentriert ansah. Sie fuhr weiter, während ich damit beschäftigt war, das Fleisch im Mund zu zerkleinern: „Danach kommen Pflanzenöl und Butter in ein Topf. In der Zwischenzeitsiebe ich den Reis uns schließlich kommen Reis und Topf zusammen.“ Uke nahm die Gabel. „Eine wahre Liebesgeschichte.“ Yasumi grinste. „Ich lasse den Reis kurz anbraten und tue dann Wasser rein. Das ganze kocht dann in geringer Temperatur vor sich hin. Et Voilà, bon appetit.“ Sie seufzte. „Waf ift denn?“ „Takanori, erst schlucken, dann reden.“ Ich rollte mit den Augen und schluckte alles runter. „Ja, Papa.“ Und von Yuu an Yasumi gewandt: „Ist was passiert?“ „Morgen früh muss ich zur Toudai fahren.“ „Toudai?!“, kam es aus den Männern, ich ausgeschlossen. „Was willst du da machen?“ Sie lächelte verlegen. „Eine Arbeit schreiben, um ein Stipendium und einen festen Arbeitsplatz zu bekommen.“ „Hast du die Aufnahmeprüfung für die Toudai bestanden?“ Ich sah, wie Akiras Augen sich weiteten. Sie nickte. „War ein Klaks.“ „Und was“, Kouyou schluckte hörbar, „willst du studieren?“ Ich hatte sie nicht danach gefragt und war neugierig. Jetzt grinste Yasumi frech. „Biochemie.“ „Biochemie???!“, rief ich aus, jeder starrte mich an. Ich war vor Überraschung aufgesprungen, setze mich wieder hin und gewann meine Fassung wieder. „Ehm.. ich meine, dass … Ach verdammt! Das hätte ich jetzt nicht erwartet!“ Während ich mit den Gedanken spielte, dass meine Freundin genau die Fächer studieren wollte, die ich dermaßen in meiner Schulzeit – und immernoch – hasste, hörte ich sie fragen, was mit mir los sei. „Er hasst Chemie. Ich glaube, das hatte er auch damals gesagt, als wir zum ersten Mal bei dir waren.“ Dann sah ich sie lächeln. „Ich finde, Chemie ist eine internationale Sprache. Sie ist überall auf der Welt gleich und ich bin sprachbegabt.“ „Yasumi, Quizfrage: Wie backe ich auf Chemie einen Kuchen?“ Uke beugte sich leicht nach vorne. Während ich trank, sah ich sie an. „Ein backfertiger Teig ist nichts anderes als ein halb festes und halb flüssiges aus meist folgenden Zutaten“, sagte sie wie aus einer Pistole geschossen, „trockenes, pulverisiertes Getreide, Mehl, festes tierisches Fett, Butter, oder gehärtetes Pflanzenfett, Margarine, Zähflüssiges Protein, Eiweiß -“ „Okay! Das reicht. Das reicht ihm vollkommen, glaub mir!“, unterbrach ich sie. „Ich wollte aber noch ...“ „Ich habe gesagt, das reicht!“, sagte ich streng und lauter als geplant, sie verstummte, Uke funkelte mich böse an, die anderen grinsten. Ich Idiot! Sie konnte ja nichts dafür, dass ich Chemie nicht ausstehen konnte. „Wie du meinst, Takanori.“ Sie rutschte mit ihrem Stuhl zurück und zog das T-Shirt aus. Das Wasser verlief sich in meinem Mund und ich begann wie wild zu husten. Warum zog sie sich jetzt aus?! „Willst du uns verführen, Yasumi?“ Ich sah, wie Uke und Akira sie angafften. „Nein, ich zeig euch jetzt was Cooles!“ Akira pfiff und hörte auf, als ich ihn anfunkelte. Jetzt stand Yasumi auf und drehte uns den Rücken zu. Mit der Hand schob sie das Unterhemd nach unten und eine kleine Narbe kam zum Vorschein. „Ich habe die Naht heute herausbekommen. Cool, oder?“ „Darauf bist du stolz?“, fragte ich entsetzt. Sie zog sich wieder an. „Klar! Das ist meine zweite Narbe. Und Narben sind cool.“ „Auf was für Leute stehst denn du?!“ Sie sah mir tief in die Augen. „Auf Schlägertypen. Auf sensible Machos. Auf Typen, sie sich durchsetzten können. Auf Typen, die treu wie eine Tomate sind. Und auf Typen, die was im Hirn haben.“ „Und was ist dein Traumberuf?“ Diesmal zögerte sie ein bisschen. „Ich würde gerne ein Bodyguard oder ein Türsteher sein.“ Wir Männer fielen ins Gelächter. Sie? Bodyguard? Hahaha. Eine zu lustige Vorstellung. „Lacht nicht! Ich sagte, dass das mein Traumberuf ist. Das bedeutet nicht, dass ich das sein werde!“ Wir beruhigten uns allmählich. „Yasumi, mal ehrlich: Wie war deine erste große Liebe?“, fragte Uke grinsend. Yasumi sah verlegen zur Seite. „Ab wie viel Jahren gilt die erste Liebe?“ „Bei mir ab 17.“ Sie schien nachzudenken und plötzlich erhellte sich ihre Aura. „Frühling 2005. Er war ein Deutscher, ziemlich groß, ziemlich schlau und gut aussehend. Ehm ...Er war zwei Jahre älter als ich, also 19, und ein Biologiegenie. Ich habe alles getan, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken – und habe es geschafft.“ „Und was hast du gemacht.“ Sie lachte auf. „Ich habe ihm das Leben zur Hölle gemacht, um ihn zu testen, ob er auch gut genug für mich war. Er hat es nicht bestanden.“ Das hieß wohl, dass auf mich auch eine schwere Zeit wartete. „Er hat an einem Biowettbewerb teilgenommen. Als ich das durch Stalken herausgefunden hatte, nahm ich auch teil. Ratet mal, wer den ersten Platz errungen hat.“ Sie grinste breit. „Er wurde zweiter und ich spürte seine Wut gegenüber mir. Den Gewinnern der ersten drei Plätze wurde ein Flug nach Norwegen versprochen. Im Sommer fuhren wir drei alleine nach Frankfurt und im Flughafen verschwand er mit seinem Freund plötzlich. Ich wusste nicht, wohin und rannte einfach nur stur geradeaus bis ich in eine kleine Gruppe voller Jungen rannte.“ Ich stockte. „Erzähl sofort weiter.“ „Ehm ...Ich habe einen Jungen fast umgestoßen, bin aber, ohne mich zu entschuldigen, weggelaufen. Ich bereue es heute noch ...Naja, ich habe noch den Flug bekommen.“ Meine Freunde und ich tauschten Blicke. Wir alle dachten wohl dasselbe. „Welcher Tag war das genau?“, fragte ich, sie schien kein Verdacht zu schöpfen. „Das weiß ich nicht mehr.“ „Was hattest du an dem Tag an?“, fragte ich weiter. Sie gähnte. „Ehm … Weiß ich nicht mehr … Ich weiß nur noch, dass ich meine rote Kappe beim Aufprall verloren habe.“ Ich wechselte noch ein Blick mit den anderen. Da war kein Zweifel mehr! „So Leute, ich gehe schlafen. Morgen ist showtime.“ Sie brachte den Teller vor ihr in die Küche und verschwand kurz darauf mit den Worten »Wenn was ist, dann rüttelt mich einfach wach« im Proberaum. „Was für ein Zufall aber auch!“ Akira machte sich auf seinem Stuhl bequem. „Zufall oder Schicksal?“, war Yuus Kommentar, als er sich vor dem Fernsehen niederließ. „Wer will es mit mir aufnehmen?“ „Ich hau dich weg, Yuu.“ Akira setzte sich neben ihm und die beiden fingen an, Tekken zu spielen, ich sah ihnen zu, während Uke und Kouyou aufräumten. „Ah! Aber davor will ich dir das hier geben. Wirst du gebrauchen.“ Er warf mir ein blaues Päckchen zu. „Ein Kon...?!“, fragte ich verwirrt. „Akira, was soll das?“ Er grinste. „Ich dachte, ihr wärt schon so weit.“ „Tut mir leid, du hast dich geirrt.“ Er lachte auf. „Ich an deiner Stelle hätte sie schon viele Male angesprungen.“ Zum Glück bin ich nicht wie du, Akira. Zum Glück! „O mein Gott! Akira ist ein Sexmonster!!!“, rief Uke grinsend aus. Wir sahen ihn an. „Was ist? Was guckt ihr so?“ Jetzt wurde die Sache ernst. „Uke, ich warne dich, komm ihr nicht zu nah.“ Ich hatte eine Vorahnung, was Uke im Schilde führen würde. Ein leichtes Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit. „Warum sollte ich? Ich komme wunderbar mit ihr aus. Im Gegensatz zu dir, tue ich ihr auch kaum weh.“ Ich stockte kurz. „Komm nicht auf falsche Gedanken, Uke. Sie gehört mir!“ „Ts. Dass ich nicht lache.“ Er winkte ab und schien mich nicht ernst zu nehmen. Ich stand von meinem Stuhl auf und stand jetzt vor ihm. Er sah zu mir herunter, ich sah zu ihm hoch; und wir beide funkelten uns an. „Du hältst deine dreckigen Finger von ihr, verstanden?!“ Ich selbst hörte die Drohung in meiner Stimme deutlich laut. „Vielleicht.“ Ein Lächeln huschte über Ukes Gesicht. Ich konnte es nicht glauben: Wollte mein Freund wirklich etwas von meiner Freundin? Mit einem Mal packte ich ihn am Kragen, meine Wut platzte. „Hör mir zu du: Sie liebt mich, nicht dich!“ Er fasste meine Hände und riss sie von sich. „Ja. Und das, weil du wie eine Zecke an ihr klebst! Aber glaub mir, ich werde sie noch dazu bringen, sich in mich zu -“ Ich holte aus und verfehlte sein Gesicht um ein Haar. Er lachte nur, als ich wieder ausholte, von Akira aber festhalten wurde. „Uke, hör auf, ihn zu provozieren!“, dröhnte hinter mir seine Stimmer. Uke beugte sich zu mir runter. „Hast du Angst, Taka-chan, dass sie dich verlässt? Dich verlässt und zu mir kommt?“ „ Du bist so eine falsche Schlange! Ich werde nicht zulassen, dass du mit ihren Gefühlen spielst!“, zischte ich hervor und versuchte mich von Akiras Armen zu befreien. Er schüttelte den Kopf. „Spielen? Das habe ich nie behauptet. Vielleicht liebe ich sie auch. Hast du schon mal daran gedacht?“ „Uke!“ Yuu und Kouyou mischten sich auch ein, doch bei diesem Satz bekam ich neue Kraft, riss mich von Akira los und meine Faust ging auf Uke zu. Er blockte ab. „Takanori! Uke! Sofort aufhören!“ Yuu ging zwischen uns. „Uke, bist du im Klaren, was du da sagst?!“ Uke verzog das Gesicht. „Ach! Du bist also auf Takanoris Seite. Tss ...“ Er drehte sich um und verschwand aus der Wohnung. Ich stand da, mitten im Raum, zitternd, die anderen um mich. „Nimm ihn nicht ernst, Takanori. Das ist bestimmt ein Scherz.“ Ohne Kouyou zu antworten ging ich ins Proberaum. Nein. Das war Ukes voller Ernst gewesen. Ich wusste es und das machte mir Angst. Uke bekam alles, was er wollte. Um jeden Preis, egal wie. Scheiße!!! Im Proberaum war es dunkel, nur das Mondlicht erhellte ihn. Mein Blick wanderte zu der schlafenden Gestalt. Sie war umhüllt von der Decke, nur ihr Kopf lugte heraus. Ich setzte mich neben Yasumi und strich ihr über die Wange. „Nach so vielen Jahren haben wir uns wiedergesehen. Ich werde dich nicht hergeben, Yasumi. Hörst du?“, flüsterte ich zu ihr. „Egal was passiert. Nur über meine Leiche ...“ Ich beugte mich zu ihr herunter und küsste ihre weichen Lippen. „Ich liebe dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)